Landsszsîlung
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123. Jahrgang.
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vor der Konferenz von Locarno Ser Versuch ge
macht worden. Deutschland zur freiwilligen Aner
kennung der Ostgrenzen zu bewegen. Er ist ein
gestellt worden, weil man auf der Gegenseite ein
sah, daß kein deutscher Staatsmann eine solche
Mit Polen durch dick und dünn.
„Temps" wAerrd au? Tremrarms
Mitarbeiter
Von unserem Berliner VB
wird uns geschrieben:
Die Wahlpropheten.aller Richtungen ha
ben große Konjunktur, aber aus den Voraus-,
sagen gut unterrichteter politischer Kreise läßt
sich eine Vorschau gewinnen, die zweifellos
nicht uninteressant ist. Die größten Verschie
bungen werden allgemein zwischen Demokra
ten und Volkspartei und bei den Radikalen
angenommen. So besagt eine sehr weitgehende
Schätzung, daß es die Staatspartei aus etwa
33 Mandate bringen wird und die Volkspar
tei eine sehr starke Einbuße erleidet und von 45
Mitgliedern auf 25 bis 30 fällt. Allgemein wird
auf jeden Fall angenommen, daß zwischen
Staatspartei und Volkspartei in der Größen-
anorönung ein gewisser Ausgleich erzielt wird,
der sich um etwa je 30 Abgeordnete für die bei
den Parteien bewegen wird. Dem Zentrum
werden die Chancen im allgemeinen recht gün-
stig gegeben, denn die Wahlpropheten aller po
litischen Lager sprechen von mindestens rund
60 Mandaten, was dem bisherigen Stand ent
spricht. Für die Wirtschaftspartei lauten die
Tips nicht ganz so günstig, denn man glaubt,
kleine Verluste erwarten zu können, während
die Reichspartei des deutschen Mittelstandes,
wie die Wirtschaftspartei offiziell heißt, im
alten Reichstag 23 Abgeordnete zählte, meint
man jetzt, daß sie mit nur etwa 20 Mitgliedern,
in das Hohe Haus wiederkehrt. Für die Baye
rische Volkspartei werden wesentliche Aende
rungen nicht vorausgesagt. Recht günstig beur
teilt man die Chancen der Sozialdemokrati
schen Partei, der man einen Zuwachs von etwa
8 Stimmen, von 152 Mitgliedern bisher auf
etwa 160, prophezeien zu können glaubt. Das
Ergebnis für die Kommunistische Partei wird
dagegen wesentlich ungünstiger beurteilt, man
rechnet jedenfalls nicht/' mit einer Zunahme-,
sondern viel eher mit einem Verlust von etwa
4 Stimmen, so daß die Partei statt 54 Mitglie
der etwa 60 im neuen Reichstag zählen würde.
Am interessantesten sind vielleicht die Schätzun
gen bei den Nationalsozialisten, wobei die
Meinungen auseinandergehen. Die mittlere
Linie der Prophezeiungen nennt 50 National
sozialisten im neuen Reichstag gegenüber 12
im alten Parlament, womit die Partei etwa die
Stärke der Kommunisten erreicht hätte. Für
Hugenberg werden jetzt etwa 25 Stimmen ge
schätzt, ebensoviel für die Christlichnationale
Bauern- und Landvolkpartei des Landbundcs
und rund 15 bis 20 Mitglieder nimmt man
bei den Konservativen der Westarpgruppe an.
Gegenüber der alten Deutschnationalcn Volks
partei von ursprünglich 78 Abgeordneten rech
net man also insgesamt für die Splitterpar
teien mit einem unvermeidlichen Stimmver
lust, der zum Teil auch den Nationalsozialisten
zugute kommen wird. Nach diesen heute allge
mein üblichen Schätzungen hiesiger politischer
Kreise würden also auch diese Wahlen der Re
gierung Brüning keine Mehrheit geben, wohl
aber der Weimarer Koalition und selbstver
ständlich der Großen Koalition, so daß mit
schwierigen Kämpfen um die Mehrheitsbil-
dung zu rechnen ist.
Unter der Ueberschrift „Die Fesseln" beschäf
tigt sich „Popolo di Roma" mit der zunehmenden
Krise auF dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft.
Zu ihrer Erklärung würden eine ganze Reihe
wirtschaftlicher Gründe angegeben. Man müsse
aber den Mut aufbringen, auf den Kern der Pro
bleme zu gehen, um zu erkennen, daß man vor
einer der schlimmsten Auswirkungen des Welt
krieges und, um deutlicher zu sein, der Friedens-
verträge stehe. Zwischen dem Wirtschaftlichen aller
Völker bestehe eine unleugbare Wechselwirkung.
Als die ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf
traten, hatten sich die reichsten Länder nur noch
mehr isoliert und Gold, Kolonien und Rohstoffe
monopolisiert, anstatt die ungerechten Friedens-
bedingungen einer Nachprüfung zu unterziehen
und zu korrigieren. Diese absolut protektionistisch
eingestellte Wirtschaft, die künstlich eine Reihe von
Jahren gehalten werden konnte, breche zusammen.
Letzten Endes müsse man jetzt für den Fehler
büßen, die Gesetze der Wirtschaft und der mensch
lichen Solidarität verletzt zu haben.
Der preußische Landtag sollte am 7. Okto
ber zusammentreten. Aber weil die Land
tagsmitglieder für den Reichs tagswahl
krieg „eingezogen" sind, soll's 8 Tage später
werden. Die Hauptsache ist, daß mal wieder
gewählt wird!
Wird der letzte Sammelversuch nützen?
Das Wenn und Wer
Dis Verhandlungen, zu denen Reichsminister
Treviranus von der Konservativen Volkspartei
dis Deutsche Volkspartei und dis Wirtschaftspartei
eingeladen hat, sollen heute nachmittag stattfin
den. Von vslksparteilicher Seite wird hierzu er
klärt, daß der Versuch, in diesen Besprechungen
ein neues Parteigebilde zu gründen, aussichtslos
sein müsse. Die Volkspartei sei entschlossen, selb
ständig und „unbeschwert" in den Wahlkampf zu
gehen, nachdem ihre Bemühungen am vergangenen
Donnerstag negativ zum Abschluß gekommen seien.
Nach Auffassung in volksparteilichen Kreisen könne
es sich bei den neuen Besprechungen höchstens dar
um handeln, dis bisherigen losen Vereinbarungen
über einen Burgsrieden während des Wahlkamp
fes zu vertiefen. Grundsätzlich wird darauf hin
gewiesen, daß alle Bemühungen auf stärkste Zu
sammenfassung der staatsbürgerlichen Kräfte nur
dann von Erfolg begleitet sein könnten, wenn die
Möglichkeit einer Einbeziehung der Deutschen
Staatspartei auf gleichberechtigter Grundlage er
halten bleibe. Die Einladung von Treviranus
sei übrigens an Dr. Scholz persönlich gerichtet, der
also auch lediglich unter eigener persönlicher Ver
antwortung an diesen Verhandlungen teilnehmen
werde.
Die Nationalliberale Correspondenz, das par
teiamtliche Organ der D.V.P., veröffentlicht un
ter der Ueberschrift: „Die Deutsche Volkspartei
selbständig im Wahlkampf" einen Aufruf des Par
teivorsitzenden Dr. Scholz, in dem es u. a. heißt,
daß es jetzt, nach dem Scheitern des Versuches der
D.V.P., eine bürgerliche Sammlung herbeizufüh
ren, für dis Deutschs Volkspartei gelte, unbe
schadet etwaiger nach den Wahlen sich ergebenden
Möglichkeiten den Wahlkampf allein zu führen.
Die Gefahr der Zerstörung alles bisher Erreich
ten durch die extremen Elemente rechts und links
fei riesengroß. In diesem Abwehrkampf hätten
Stimmungen und Schlagworte keinen Raum. Es
gelte vielmehr, die konkrete Aufgabe, dem deut
schen Volke vor Augen zu stellen: die Durchführung
der von der gegenwärtigen Regierung begonnenen
großen Reformen zur Wiederherstellung gesunder
Grundlagen für Staat und Wirtschaft.
An Hand solcher und ähnlicher Berliner „Ver
lautbarungen" kann man immer wieder feststel
len, daß man im Hauptquartier der Parteipoli
tiker und Taktiker das Sammlungsbedürfnis lei
der nicht so elementar empfindet wie im Lande,
z. B. in Süddeutschland (Württemberg-Baden) und
Schleswig-Holstein. Sonst würde man nur nach
den großen gemeinsamen Gesichtspunkten zu han
deln wissen und nicht über Wenn und Aber stol
pern. Hat man die Gefahr des Radikalismus,
dessen Schrväche wesentlich im Mißverhältnis zwi
schen Versprechen und Halten liegt, so scharf er
kannt, dann müßte sich der Zwang gesammelten
Handelns doch von selbst ergeben! Oder soll man
draußen im Volk nicht alle Hemmschuhe kennen
lernen?
# Die Ausführungen des „Temps", der
heute, 1930, noch im Stil der Jahre 1918/19
schreibt, sind ein Musterbeispiel des Aneinander-
vorbeiredens. Die Bundesgenossenschaft mit Po
len durch dick und dünn bedeutet den Pariser
Unversöhnlichen eben mehr als die Befriedigung
deutschen Verlangens im verstümmelten deutschen
Osten, eines Verlangens, dessen Berechtigung auch
gerechte Ausländer eingesehen haben. Kürzlich
noch hat sich ihnen der Franzose Graf d' Ormesson
zugesellt, der, man mag über seinen Korridor-
Vorschlag denken wie man will, doch offen die
Ungerechtigkeit des jetzigen Zustandes zugibt.
Gewisse Leute leben heute noch von der
Kriegsmentalität, dis nach ihren boshaften Unter
stellungen immer der andere besitzen soll. Das
beweist auch wieder der „Temps", der, während
es aus Italien anders klingt, Europa für immer
im Starrkrampf fehlerhafter Verträge belassen
möchte. Auf diese Weise kommt man in der euro
päischen Politik natürlich nicht weiter. Treviranus
hat Fraktur gesprochen, und darum soll er im
Urteil des „Temps" unmöglich fein. Es wird aber
gerade um des europäischen Friedens halber gele
gentlich nicht zu umgehen sein, sich deutlich aus
zudrücken.
ßsesch bei Btmnö.
Der deutsche Pariser Botschafter von Hösch
hatte gestern eine Unterredung mit dem fran-
Eine weitere Zuschrift.
Widerhall des
Flensburger Appells.
Von Flensburg kommt der Ruf, wenigstens in
der Nordmark eine Sammlung der bürgerlichen
Kräfte in Angriff zu nehmen. Sein Widerhall in
der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung ist ei
nem großen Teil der Rendsburger Bevölkerung
aus der Seels gesprochen.
Parteien haben die Aufgabe, sich zu ergänzen;
ein Zusammenschluß kann da nur förderlich sein,
weil er zur Achtung vor dem Andersinteressierten
verpflichtet.
An die Männer unserer Stadt, die in partei
politischer Verantwortung stehen, richten wir die
Forderung, entweder den Nachweis zu führen, daß
der gesunde Menschenverstand, der eine Geschlossen
heit des gesamten Bürgertums für das Gebot der
Stunde hält, irrt, oder aber dem Flensburger
Beispiel zu folgen und zur Sammlung aufzurufen.
Wir Frauen wollen durch Zögern und Nach
giebigkeit der Männer, die uns unserer Lebens
einstellung nach zu führen berufen sind, nicht dem
Radikalismus entgegengetrieben werden.
Eine andere Rendsburger Frau.
Für den Wahlkreis Koblenz-Trier wurde Frei
herr Rochus von Rheinbaben-Berlin, der Führer
der „Front 1929", von einer Versammlung der De
mokratischen und der Volksnationalen Reichsver
einigung als Spitzenkandidat nominiert. Für Ost
preußen will die Staatspartei an erster Stelle den
Oberprästdenten Siehr aufstellen, während in Thü
ringen der volksnationale Studienrat Hesse an der
Spitze und nach ihm Frau Bäumer kandidieren, die
mit Dietrich an erster und Bornemann an zweiter
Stelle als Dritte auf der Reichsliste der Staatspar
tei ebenfalls auftritt. Für Halle-Merseburg ist der
Landeshauptmann Hübencr und fiir Köln der
Schriftsteller Stolper vorgesehen, so daß damit die
Spitzenkandidaten der Staatspartei tm allgemeinen
festgesetzt sind.
Die Bertranensmännerversammlung der
Konservativen Volkspartei in Thüringen hat
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