Ş M;
stedt, Gnutz, Hamiweddel, KônigĢseh Hamdorf,
Brinjahe und Rade b. Rendsburg:
„fein" mit 13 Punkten erhielten die Meiereien Bokel,
SchMp-Seedorf, Luhnstedt, Timmaspe und Lohe;
„fein" mit 1214 Punkten erhielten die Meiereien
Brammer, Embühren und Ellerdorf;
„fein" mit 12 Punkten erhielten die Meiereien Ehri-
ftiansholm. Ostenfeld, Stafftedt, Fockbek. Fried-
richsholm, Schülp b. Rendsburg und Schülldorf;
3 Meiereien erhielten das Prädikat gut.
In Hohenweftedt.
Am 8. August wurde die 194. Butterausstellung
in HohenMestedt abgehalten. Die Ausstellung war
mit 4V Proben beschickt. . Als Preisrichter waren
tätig: Geschäftsführer Fein aus Hamburg, Kaufmann
Willen aus- Kappeln, die Meiereifachlsute Babbe aus
Osterftedt, Naeve aus Wittenwurth, Klinker aus
Tellingstedt und Erage aus Linden.
Die Ausstellung schloß mit folgendem Ergebnis
Leck, sprach in längeren Ausführungen über die Fragen
der Viehverwertung. Direktor Markusien sprach dann
über die Maßnahmen zur Stützung der Märkte, durch
welche Ausfuhrprämien und Frachtermätzigungen ge
währt werden. Insbesondere ging der Referent auf
die Bedeutung des Niebüller Fettviehmarktes ein. Die
Viehversandstatistik von Bahnhof Niebüll betrug in
den Monaten August bis November 1929: 5137
Stück, von den übrigen Stationen des Kreises 1801
Stück, zusammen 6938 Stück. Aus diesen Zahlen er
gibt sich, daß zwar Husum unter den Märkten an
erster Stelle steht, daß dagegen der Versand von Nie
büll sich sehr stark verteilt. Die Zahlen zeigen außer
dem die Bedeutung Niebülls als Hauptverfandort Mr
das Fettvieh des Kreises Südtondern. Es wäre zu
wünschen, wenn der Fettviehmarkt in Niebüll mehr
beschickt würde. Die anwesenden Gräser haben sich
auch verpflichtet, im Laufe des Herbstes eine bestimmte
Anzahl Tiere auf den Niebüller Markt zu bringen.
Gemeindevorsteher Kuß erklärte, daß die Erhöhung
eines Teiles der Viehstände bereits in Auftrag ge
geben ist, damit auch durch diese Maßnahme eine
bessere Aufstellung ermöglicht wird.
Ausländische Firmen Nutznießer der deutschen Einsuhrscheinregelung?
sind bei Rindvieh für die Eingeweide 20 Kilogramm,
für den Kopf 12 Kilogramm, für jeden Untersag 2
Kilogramm, bei Schafen für die Eingeweide 2 Kilo
gramm und für den Kopf 2 Kilogramm, bei Schwei
nen für die Eingeweide 8 Kilogramm von dem der
Berechnung des Einfuhrscheinwertes zugrunde lie
genden Gewichts abzuziehen.
Wie aus den Kreisen des Fleischgroßhandels
verlautet, ist Las Exportgeschäft trotz dieser Einschrän
kungen noch recht einträglich. Dabei wird die weitere
Frage aufgeworfen, wer die Kontine-entscheine für
das Einsuhrkontingent über 6000 Rinder eigentlich
erhält. Man vernimmt mit einigem Erstaunen, daß
es deutschen Firmen überhaupt nicht möglich ist, an
dieses Kontingent heranzukommen. Es wird in diesem
Zusammenhang angedeutet, daß der Import dieses
Kontingents zu 16 Mark — bekanntlich auch eine
Segnung des Abkommens mit Schweden — fast aus
nahmslos in den Händen ausländischer Firmen liegen
soll. Wenn das zutrifft, dann würden die Nutznie
ßer des bisherigen Geschäftes auswärtige Firmen ge
wesen sein und auch in Zukunft werden die guten Ee-
winnmöglichkeiten, die in diesem Kontingent zweifel
los auch bei den neuen Bestimmungen des Reichsfi
nanzministeriums vorliegen, den ausländischen Fir
men zugute kommen. Wenn das zutrifft, dann sind
auch die neuen Bestimmungen durchaus revisionsbe
dürftig, abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob
überhaupt es sich mit dem Sinn des Einfuhrscheins
systems verträgt, daß ausländisches Fleisch auf Kosten
des Reiches exportiert wird.
Man schreibt uns:
Seitens der Landwirtschaft war beim Reichser
nährungsministerium lebhafte Beschwerde erhoben
über eine Lücke des Einfuhrscheinssystems beim Vieh.
Diese Lücke in den gesetzlichen Bestimmungen ließ es
nämlich zu, daß dänisches Vieh, in einem Seegrenz
schlachthof geschlachtet, auf deutschen Einfuhrscheinen
wieder exportiert werden konnte. Die beteiligten Ex
portfirmen haben auf Grund der Differenz der gel
tenden Einfuhrzölle für lebendes Vieh und der Ein
fuhrscheine für Fleisch ganz erhebliche Gewinne erzielt.
Diese Gewinne wurden besonders dadurch möglich, daß
die Exportfirmen auch Köpfe, Zungen, Sitzbeine,
Eingeweide usw. mit ausführten und auch für diese
Teile die 45 Mark pro Doppelzenrner Reichszuschüsse
Mr den Einfuhrschein erhielten.
Die Beschwerden landwirtschaftlicher Organisati
onen veranlaßten das Reichsfinanzministerium zu
einer Rücksprache mit dem Reichsverband der deutschen
Großs'chlächter und des Fleischgroßhandels, Bund der
Deutschen Viehhändler, Fleischwarenindustrie und der
Genossenschaftlichen Reichsviehverrvevtung. Der Ver
treter des Reichsfinanzamtes gab einleitend zu, daß
das Einfuhrscheinsystem eine Lücke habe und daß es
gelte, diese Lücke zu schließen. Es wurde dabei be
tont, daß die Geschäfte an sich vollkommen legal ge
tätigt worden seien, daß aber die Ausnutzung der
Lücke des Gesetzes beseitigt werden müsse. Seit dem
1. Juli hat Dänemark ein Kontingent von 6000 Rin
dern zum Zoll satz von 16 Mark pro Doppelzentner.
Bei Zugrundelegung von 55 Prozent Ausschlachtung
nebst Einfuhrschein von 45 Mark für Fleisch sei die
Verdienstspanne sehr groß. Dazu komme, daß die ein
und ausführenden Firmen Köpfe, Zungen, Beine
usw. mit exportieren und auch für diese die Einfuhr
scheine in der genannten Höhe erhalten.
In der Besprechung war man sich allseitig da
rüber einig, daß die Verordnun!g über die Einfuhr
scheine einer Ergänzung bedürfe und zwar dahin«-
hend, daß bei der Ausfuhr von Fleisch bezw. Tierkör
pern, Kopf, Füße, Innereien usw. in Abzug gebracht
werden mühten, und zwar für Rinderköpfe 12 Kilo
gramm, für Untersüße 2 Kilogramm und für Inne
reien von Rindern 20 Kilogramm.
Im Reichsanzeiger ist daher eine Verordnung er
lassen, nach der hei Ausfuhr von Köpfen und Zun
gen von Vieh, bei letzteren auch in luftdicht verschlos
senen Behältnissen, Spitzbeinen von Schweinen und
Unterfüßen von Rindern und Schafen, Einfuhrscheine
nicht erteilt werden. Werden Eingeweide von Vieh,
Köpfe von Rindvieh oder Schlafen oder llnterfüge
von Rindvieh im Zusammenhang mit dem Tierkörper
oder mit dem Teile eines Tierkörpers ausgeführt, so
■
r V, 2 "i.ÄtĢ
Fragekaften.
Anfrage A. G. in W. Ich besitze ein Wohnham»
mit Heizanlage. Ist der Bezirksschornsteinfeger noch
im Juni, wo nicht geheizt wird. berechtigt, den Be
trag für das Fegen des Schornsteins zu erheben?
Es muß darüber doch Vorschriften geben, wo sind
diese erhältlich? Rach meiner Ansicht läuft das
Heizungsjahr doch nur von Oktober bis April.
Antwort: Der Bezirksschornsteinfeger kann auch
für die Sommermonate, obgleich nicht geheizt wird,
Gebühren erheben und zwar nach der Gebührenord
nung für Schornsteinfeger. Sie können diese einsehen
und sich evtl. Abschrift davon machen auf dem Land
ratsamt Wenn Sie die Gebühren sparen wollen,
müssen Sie die Heizanlage abmelden, das können Sie
aber nur, wenn eine Heizmöglichkeit überhaupt nicht
mehr vorhanden ist.
in Rendsburg.
Der Meierei- und Revisionsverband Westholstein
hielt am 7. August ds. Js. in Rendsburg die 193.
Butterausstellung ab. Die Proben hatten am Prü-
fungstage 14 Tage bei einer Temperatur von 12
Grad gelagert. Als Preisrichter nahmen teil: Ge
schäftsführer Fein aus Hamburg, Kaufmann Milken
aus Kappeln, die Meiereifachleute Baobe aus Oster-
stedt, Rehfe aus Wrist, Bosholm aus Vrokstedt und
Raeve aus Wittenwurth. Die Ausstellung war mit
32 Proben beschickt und schloß mit folgendem Ergeb
nis ab:
„hochfein" mit 15 Punkten erhielten die Meiereien
Rortorf und Breiholz;
„hochfein" mit 1114 Punkten erhielt die Meierei Hohn;
„hochfein" mit 14 Punkten erhielten die Meiereien
Vokelholm, Elsdorf, Sophienbaum. Bargstall, Barg-
Kauf und Verkauf von Landgütern und landwirt
schaftlichen Grundstücken. Von A. Hummel, Diplom-
Landwirt, gerichtl. landwirtfchaftl. Sachverständiger.
Preis 1,20 RM. Leipzig C 1 (186), Sesburgstr. 57,
Verlag von Riekammers Adreßbüchern E. m. b H.
Der Besitzwechsel landwirtschaftlicher Objekte ist
heute häufiger denn je und seine Folgen spielen für
Käufer und Verkäufer oft für Jahrzehnte, manchmal
für ein ganzes Menschenleben, eine große Rolle.
Fehler, die beim An- und Verkauf begangen sind,
sind nie wieder gut zu machen und deshalb ist ein
Ratgeber, der auf wichtige Einzelheiten beim Befitz-
wechsel hinweist, sehr am Platze. Die kleine Schrift
von Hummel behandelt die wichtigsten Fragen auf
diesem Gebiete und sollte von jedem Landwirt gelesen
werden, der sich mit Ankaufs- oder Verkaufsabsichten
befaßt.
Maßnahmen zur Belebung des
Niebüller Marktes.
Aus der Versammlung des Gräservcreins SLdtoudern.
Der vor einigen Jahren in Niebüll gegründete
Eräsevverein hielt am 7. 8. 30 eine Versammlung
ab, die gut besucht war. Zur Verhandlung standen
insbesondere die Fragen der Viehverwertung und der
Belebung des Niebüller Viehmarktes. Dr. Fröbe,
„So fei willkommen im Hause deines Groß
vaters!"
Er streckte sie zu àer Partie Klubsessel, die um
den großen Kamin stand, in dem schon jetzt ein Holz-
feuer prasselte.
Mit prüfenden Blicken betrachtete er sie. Die
Musterung mußte wohl ein günstiges Ergebnis ha
ben. Vielleicht war es gerade der Stolz, den sie
ihm zeigte, der ihm gefiel.
„Es tut nur leid, daß es dir schlecht ergangen
ist, aber es ist nicht meine Schuld. Ich habe dir be
reits vor einigen Jahren die Hand entgegengestreckt,
aber du hast sie nicht ergriffen."
„Ich habe auch jetzt nicht die Absicht, meine
arme, blinde Mutter im Stich zu laissen."
Das waren die ersten Worte, die ste zu ihm
sprach, und sie klangen hart.
„Das sagte mir bereits der General, den dp
vorausgeschickt hast."
Sie loderte auf.
„Ich habe den Herrn General nicht voraus
geschickt, Großvater. Im Gegenteil, er war es, der
mich überredete, zu dir zu fahren. Ich selbst wäre
lieber verhungert, als daß ich noch einmal deine
Hilfe erbeten hätte, nachdem du damals eine lieb
löse Forderung an mich stelltest. Herr General,
ich sehe, ich habe recht behalten, nnd Sie hätten mir
diesen Gang ersparen können."
„Nicht gar so stürmisch, mein Kind! Latz mich
erst reden! Was ich gegen deine Mutter habe,
steht auf einem anderen Blatt; du wirst es mir
überlassen müssen, darüber zu denken, wie ich es
nun einmal tue. Mer ich will in deinen Augen
nicht als Wüterich erscheinen, ich habe die Ueber
zeugung, datz dem Vater noch heute lebte, wenn
die sinnlose Verschwendung deiner Mutter ihn
nicht ruiniert und in den frühen Tod getrieben
hätte. Das kann ich ihr nicht vergeben! Mag
sein, datz ste sich in ihrer zweiten Ehe. die sie
gegen meinen Willen geschlossen, geändert hat,
und dir eine gute Mrrtter geworden ist. Ich hoffe
es sogar, und was ich vom General über dich
hörte, läßt es mir glaubhaft erscheinen. Zu einer
Versöhnung zwischen mir und der Baronin Gehr-
mann kann es nicht kommen, andererseits aber
sehe ich ein, datz es unrecht war, von dir zu,ver-
langen, datz du dich von deiner Mutter trennen
sollst, umso weniger jetzt, da sie erblindet ist.
Auch deine übereilte Heirat war ein großer Feh
ler, aber der General hat mich überzeugt, datz
du aus Men Beweggründen gehandelt und von
vornherein das unwürdige einer solchen Ehe ge
fühlt hast. Also sei auch das vergessen! Nun
sage mir offen, was du von mir wünschest; wenn
es sich mit meinen Anschauungen verträgt, soll
es geschehen."
(Fortsetzung folgt.)
sich hunderte von Schwänen wiegten, dunkle, ernste,
herbstliche Wälder am Horizont.
„So, hier ist Groß-Adlig-Wendomen, n-Nd hier
ist der Krug, Halten Sie mol, Kutscher, die Frau
Baronin wünscht hierzubleiben nnd erst auszu
ruhen".
Er geleitete sie in dos kleine „Extvaftübchen"
und bestellte bei der verwunderten Wirtin Kaffee,
dann fuhr er weiter.
Nervös ging Margarete auf und nieder, und
der Kaffee wurde unberührt kalt. Sie glaubte.
Stunden müßten vergangen fein, und doch war erst
eine einzige verflossen, als der Waagen wieder vor
dem Kruge hielt.
„Nur mutig, alles wird gut! munterte der Ge
neral ste auf.
Beide bestiegen den Wagen und schon tauchte
der wundervolle Park auf, mit dem sich der von
Windollen nie hatte messen können. Ein wahrhaft
fürstliches Schloß lag vor ihnen, 'dem man ohne
weiteres ansah, daß es erst vor kurzer Zeit entstan-
den war.
Margaretens Mick aber hing an etwas ande
rem. Hoch über dem Neubau, auf einem ziemlich
steil aufragenden, wenn auch an sich niedrigen Hü
gel stand eine alte Burg, Halb Ruine, aber doch
noch erhalten. Das ganze Gemäuer war von dich
tem Efeu umsponnen, und von einem dicken, mra=
den Turm überragt.
„Das alte Stammschloß der Grasen Rhoden,
also auch das Ihre. Soll noch aus der Feit der
Ordensritter stammen. Den Herren Grafen war's
natürlich nicht nobel genug und modern, darum
hoben sie den großen, protzigen Kasten darunter
gesetzt.
Der Wagen fuhr vor, und Bedienstete kamen
herab.
Mt zitterndem Herzen, aber hochaufgerichtet,
schritt Margarete an des Generals Arm die Stufen
empor. Jetzt dachte sie nicht daran, daß sie als Bit
tende kam, sondern ein tiefer Groll wogte in ihrer
Brust gegen den Mann, der sie um ihr Leben rin
gen ließ, während alles dies ihr später einmal ge
hören mußte.
Eine hohe, weite Halle nahm sie auf, und über
dicke, weiche Teppiche traten sie in ein großes Zim
mer.
An seinem mächtigen Schreibtisch saß ein alter
Herr, der sich jetzt erhob. Eine magere hohe Gestalt,
ein ausdrucksvoller, vornehmer Kopf, ober harte
Züge. Im ersten Augenblick fühlte sie, daß der
Mann ihr nicht nahestehen konnte.
Prüfend ruhte sein Auge auf ihr.
„Also du bist Margarete?"
Sie sah ihn stumm an. Nichts in der Welt
hätte sie dazu gebracht, dem alten Mann freundliche
oder gar bittende Worte zu sagen.
Vas Schicksal
des Grafen Rhoden
„Blödsinn! Er kann doch nicht verlangen, daß
ein Kind seine Mutter totschlägt oder ins Armen
haus steckt. Mir kommt eine glorreiche Idee. Drauf
auf den Feind mit fliegenden Fahnen! Wie wäre
es, wenn wir uns auf die Bahn setzten! Morgen
ganz zeitig hier weg, sind wir um 10 Uhr vormit
tags in Lyck. Ich telegraphiere, daß er einen Wa
gen an die Dahn schickt, dann kommen wir gerade
um 12 Uhr zum Frühstück zurecht. Wart nur, mein
Junge, dir werde ich den Dickschädel zurecht setzen!
Dich lasse ich stramm stehen und drei Stunden den
langsamen Schritt machen, immer um den Eßtisch
herum, während wir beide seinen schönsten Gänse
braten vertilgen."
So schwer ihr ums Herz war, mußte sie bei
diesem Bilde aus des General kühner Phantasie doch
unwillkürlich lachen.
„Herr General, Sie sind ein schrecklicher Mann!"
„Mn ich auch. Also haben Sie Mut?
„Ich weiß wirklich nicht..."
„Passen Sie auf, da sehe ich eben Mergener in
die Tür treten, der wird mir beistimmen."
Auch 'der Iustizvat gab ihm recht.
„Ich weiß, liebe Margarete, es ist ein schwerer
Gang, aber vielleicht führt er znm Ziel."
„Machen wir es noch anders. Ganz roman
tisch. Eine Viertelstunde vor dem Dominium ist ein
schauderhaftes kleines Dorf, Groß-Adlig-Wendowen
heißt das Jammernest, und da gibt es einen Dorf-
krug, in dem ich mal miserables Bier getrunken
habe, older war es „Ostpreußischer Maitvank".
Schlecht wars jedenfalls, da fetze ich Sie ein. Mei
netwegen können Sie auch Mai tran k tri nken, in
zwischen gehe ich dem Alten zu Leibe nnd hole Sie,
wenn ich ihn weich habe. Einer Abfuhr möchte ich
Sie nicht aussetzen. Ist's besser so?"
„Gut, Herr General, ich komme mit, ich bin
Ihnen ja so dankbar!"
„Unsinn! Und nun essen Sie ein großes Stück
Braten! Wie, Sie haben keinen Hunger? Natür
lich haben Sie Hunger, das weiß ich besser, und
dann gehen S-e schlafen. Morgen früh um vier
Uhr heißt's aufstehen. Abgemacht, und nun reden
wir keinen Ton mehr davon."
* Margarete verbrachte eine schlaftose Nacht in
dem kleinen Hotelzimmer; erst gegen Morgen schlief
sie ein wenig ein. So kurz aber auch der Schlaf
gewesen war, sie fühlte sich doch gestärkt.
Bor dem Bahnhof in Lyck stand ein Wagen
mit Kutscher und Diener in der reichen gräflichen
Livree. Ihres Großvaters Wagen! Ihr Fuß zau
derte, als sie ihn besteigen wollte, ober 'der General
hatte gleich ein Scherzwort zur Hand.
Eine herrliche Fahrt durch den schönen Mor
gen folgte. Abgeerntete wette Felder, auf denen
der Pflug schon wieder dos Erdreich für die Win
tersaat bereitete, weite spiegelnde Seen, auf denen
Roman von Otfrid von Hanstein.
Copyright by Literatur. Verlag Gloria, Berlin. Steglitz.
14) (Nachdruck verboten).
„Jetzt wollen wir mal ernst sein! Ich sehe
Ihnen an, daß Sie inches auf dem Herzen haben,
was ein so liebes, hübsches junges Frauchen gar
nicht bedrücken sollte. Und Ihr Herr Gemahl . . .
nein, nein, davon wollen wir gar nicht reden! Aber
bedenken Sie, daß ich doch eigentlich einer der älte
sten Freunde Ihres verstorbenen Stiefvaters war
und Sie schon kannte, als Sie noch auf dem Arm
herumgetragen wurden. Halten Sie mich mal für
eine Art Papa von Ihnen und beichten Sie mir alles,
was Sie auf dem Herzen haben. Vielleicht kommt
mir ein guter Gedanke. Ich will es Ihnen ein biß
chen leicht machen und Ihnen offen gestehen, daß
mir vieles bekannt ist. Ich traf Mergener mal in
Berlin, >da hat er mir manches erzählt. Tapferes,
kleines Frauchen! Ich kann mir wohl denken, wie
schwer Ihnen alles geworden ist, und nun stehen
Sie wieder vor einem neuen Anfang."
Margarete weinte still vor sich hin, und er
streichelte ihre Hand. Sie begann leise zu sprechen.
Offen erzählte sie dem alten General das ganze
Leben ihrer letzten Jahre. Und dann auch, was nun
auf ihr lag und warum sie zum Justizrat wollte.
Der General hatte schweigend zugehört.
„Ich könnte Ihnen jetzt große Komplimente ma
chen, aber ich sage nichts weiter, als bravo! Sie
haben gehandelt wie es für große, edle Naturen
selbstverständlich ist. Ganz recht haben Sie, wir
können Ihrer Mutter nicht die Wahrheit sagen!
Aber meiner Ansicht nach gibt es einen Weg, der
ganz klar «angezeichnet ist."
„Und der wäre?"
„Graf Rhoden auf Gunzhausen, Ihr Groß
vater".
„Der Weg ist versperrt!"
Sie erzählt von ihrem damaligen Brief und
der erhaltenen Antwort.
„So ein verflixter Dickkopf! Aber bas sieht ihm
ähnlich! Ra warte, mein Jungchen! Uebrigens
können wir ihn ja zwingen. Wenn auch sein Sohn,
Ihr verstorbener Dater, schon bei seinen Lebzeiten
mit seinem Pflichtteil abgewirtschaftet hat, wobei
ihn die immer etwas kostspieligeren Neigungen Ihrer
Frau Mutter tatkräftig unterstützten, worauf der
Groll des Grafen gegen sie beruht, so ist er doch
nach dem Gesetz einfach verpflichtet, Ihnen standes
gemäßen Unterhalt zu geben."
„Das Hader ja auch angeboten. Nur stellte er
zur Bedingung, daß ich meine Mutter im Stiche
lasse."