Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

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- Hummel Lebt. 
Grenzschw ierigkeiten zwischen SLormarn u. Hamburg lasten den Wasterträger ausleben 
Eine recht amüsante Schilderung uon einem 
Erenzstreit zwischen Hamburg und Stormarn 
bringt das H. F. Man kann diese Geschichte 
tatsächlich nur von der humoristischen Seite be 
trachten, trotzdem sie für die Ballgesellschaft nicht 
so nebensächlich und für St. Bürokratius bezeich 
nend ist. 
Da ist während der letzten Monat« in jener 
einst so stillen Feld- und Wiesenlandschaft, wo vor 
kurzem noch Karnickel und Fixköter sich kamerad 
schaftlich Eutenacht sagten, da ist — wie der Ber 
liner sagt: „janz weit draußen" — hart an der 
Hamburg-Steilshoper Grenze und fast schon in 
preußischer Atmosphäre eine neue Großstadt im 
Entstehen begriffen. Und der Hamburger Staat 
hat diesen Expansionsdrang seiner Untertanen 
freundlich gewähren lassen, ja er hat sogar ein 
übriges getan: er hat für Gas und Wasserleitung 
gesorgt, für elektrisches Licht und Telephon und 
was der Kulturmensch sonst noch lebensnotwendig 
erachtet. 
Und da ist, zwanzig Meter weiter — was 
man beachten wolle — auf preußischem Gelände: 
die Siedlung der gemeinnützigen Ballgesellschaft 
„Steilshop". Sie „vermietet an jedermann, an 
Ledige, Verlobte und Eheleute ohne Woh 
nungsamt Z-Zimmerwohnungen mit allem Kom 
fort". Sie vermietet? Nein, sie möchte vermie 
ten, oder besser: sie möchte erst mal die Möglichkeit 
haben, ihre 1800-Wohnungsblocks aufführen zu 
können. 
Aber es will partout nicht vorwärtsgehen. 
Seit vollen vier Jahren sind die Pläne fix und 
fertig, feit vier Jahren ist das Land bereit, sich 
die Last einer künftigen Großstadt auf den Rük- 
ken zu laden, vor vier Jahren schon haben Bau 
polizei, Behörden, Geldgeber, und wer sonst noch 
ein Wörtchen mitreden könnte, diesem großzügigen 
Projekt ihren Segen erteilt. Dennoch gehts nicht 
weiter. « 
Gewiß: zum Bauen gehört, wie zum Krieg 
führen „Erstens Geld, zweitens Geld und drit 
tens nochmals Geld"; aber ausnahmsweise und 
zur Abwechslung ist die Geldfrage dieses Mal 
nicht so schwer zu lösen; denn — mit Verlaub 
zu sagen: viel schwerer fällt der Landrat ins 
Gewichts Denn der Landrat will nicht, was die 
Ballgesellschaft will, und die Ballgesellschaft kann 
nicht, wie der Landrat will. 
Nämlich: zum Bauen gehört nicht nur Geld, 
zum Bauen gehören nicht nur behördliche Er 
laubnisscheine. zum Bauen gehört auch — 
Wasser! Und so wurde denn in den langen 
Schriftsätzen, die zwischen Landrat und Genossen 
schaft gewechselt wurden, die Wasserfrage weid 
lich kommentiert. Das Wasser war gewisserma 
ßen (um einem kühnen Bild nicht auszuweichen): 
„zum Stein des Anstoßes geworden" und beide 
Parteien rieben sich an ihm die Knochen wund. 
Vor allem natürlich die Baugesellschaft; denn 
der Landrat sitzt weit vom Schuß und zunächst 
hat er recht, da er die Macht hat. 
Dabei liegt die Lösung des Problems io 
nahe! Daß die Steilshoper in ihrem Dörfchen 
noch immer keine Wasserleitung haben, ist be 
greiflich. Sie sind privatwirtschaftlich orien 
tiert und huldigen dem Grundsatz: der Born im 
Hof ersetzt das Wasserwerk. Von dieser Seite ist 
also nichts zu erhoffen. Aber wendet man den 
Blick nach Süden, so liegen da wurftaubenschuß 
weit, mit prallen Wasseradern, die roten Ham 
burger Klinker. Und nun tat die Baugesell 
schaft das Verständigste was sie tun konnte, und 
was jeder einigermaßen vernünftige Mensch ge 
nau so gemacht hätte: sie wandte sich an den 
Hamburger Staat und bat um die Erlaubnis, 
den Hamburger Röhren Gas und Wasser ent 
nehmen zu dürfen. Die Erlaubnis ließ nicht 
lange auf sich warten, aber der Landrat des 
Kreises Stormarn sollte ordnungshalber seine 
Zustimmung geben; seine Zustimmung dafür, daß 
die Baugenossenschaft auf ihrem eigenen Grund 
und Boden und auf eigene Kosten eine Rohr 
leitung bis an die Grenze legt und dort aus 
dem Hamburger Rohrnetz das Wasser entnimmt, 
dessen sie für den Vau, wie später füx die Woh 
nungen dringend bedarf. 
Landrat Knudsen aber hat Bedenken. Wa 
rum, ist nicht ganz ersichtlich, doch müssen sie wohl 
sehr, sehr schwerwiegender Natur sein, denn sonst 
könnte er wohl kaum verantworten, daß durch 
seine Erlaubnisverweigerung den vielen Arbeits 
losen des Kreises willkommene Verdienstmöglich- 
kert genommen wird. 
Der Landrat will natürlich nur das Wohl 
des Kreises. Er will, daß die Baugenossenschaft, 
bevor sie das begehrte, unentbehrliche Naß über 
die Grenze schmuggelt, die Jnlandrechnung mit 
dem hohen Amt erledigt hat. Und hier liegt nun 
endlich des Uebels Kern: „Denn nur dann," sagt 
Landrat Knudsen, „will ich ein Auge zudrücken, 
wenn ihr die Privatstraßen eurer neuen Wohn 
viertel an die Gemeinde Steilshop aufgelassen 
und außerdem 69 809 Mark für Straßenbau depo 
niert habt." Aber die Steilshoper legen auf die 
Straßen keinen Wert, da die kleine Gemeinde 
die hohen Kosten für die Erhaltung dieser Stra 
ßen scheut, und andererseits würden der Bau 
genossenschaft die aufgelassenen Straßen nicht 
beließen werden. So sind Gemeinde und Bau 
genossenschaft sich darin einig, daß es zu beider 
Vorteil wäre, wenn die Straßen zunächst in der 
Regie der Baugenossenschaft verblieben. Nach 
zehn Jahren würden die Straßen laut Grund 
buchvertrag kosten- und lastenfrei der Gemeinde 
anvertraut werden. Aber der Landrat hält es 
vorsichtshalber mit der Gegenwart. Er meint: 
„Was du tun willst, tue gleich" — andernfalls 
gibts kein Wasser! 
Solange nämlich die Wassernot besteht, ist an 
den Vau ernsthaft nicht zu denken. Zwar hat sich 
die Enosfenschaft den Umstand zunutze gemacht, 
daß es dem Landrat bisher nicht gelungen ist, im 
Verkehr zwischen Stormarn und Hamburg den 
Paßzwang wieder einzuführen, und so sieht man 
Das Schicksal 
des Grafen Rhoden. 
Roman von OtfrId von Hanstein. 
Lopyright by Literatur, Verlag Gloria, Berlin. Steglitz. 
12) (Nachdruck verboten). 
Draußen standen in großen Gruppen die Ar 
beiter, zum Teil vor Wochen, zum Teil vor Tagen 
eingetroffen, waren sie plötzlich brotlos geworden 
und verlangten nach dem Baron. 
„Er ist nicht da, nicht aufzufinden, obgleich die 
ganze Nacht nach ihm gesucht wurde." 
„Er ist entflohen!" 
Irgend wer hatte den Ruf ausgestoßen, der wie 
ein Lauffeuer durch die Reihen flog. 
Der erste Ingenieur war auch verschwunden. 
Man telefonierte an den alten Baron Gehrmann. 
Aber der konnte nicht kommen. Er war über Nacht 
auf Altkuhren geblieben, und als er den Feuerschein 
sah und auch bei ihm der Boden zitterte und die 
Scheiben platzten, war er selbst zusammengebrochen. 
Er wußte ja vielmehr als alle anderen. 
Die Menge drängte gegen das Herrenhaus. Die 
verzweifelten Arbeiter schrien und verlangten Geld, 
das ihnen niemand geben konnte. Da entstand vor 
den Trümmern der Fabrik eine Bewegung. Ein 
Feuerwehrmann, der versucht hatte, weiter vorzu 
dringen, brachte einen grausigen Fund. Eine mensch 
liche Hand war es, an der ein goldener Siegelring 
und ein Trauring glänzte. Es war die Hand des 
Barons und unweit davon lagen die Fetzen eines 
Rockes, den man als das Eigentum des ersten In 
genieurs erkannte. 
Ein Frösteln des Grauens ging durch olle Rei 
hen und auch die ärgsten Schreier verstummten. 
War er schuldig — er hatte gebüßt. Hatte viel 
leicht noch retten wollen! Er war auf dem Felde 
der Ehre gestorben wie ein tapferer Soldat und un- 
willkürlich richteten sich aller Augen zu den Fen 
stern empor, hinter denen die Witwe in Fieber 
schauern lag. 
6. Kapitel. 
An: Nachmittag kamen die anderen Gesellschaf 
ter. Sie hatten auf ihrer Rückreise noch Berlin die 
Unglücksbotschaft gehört und ihre Fahrt unter 
brochen. Mit verstörten Mienen gingen sie zwischen 
den qualmenden Resten umher und rangen die 
Hände. Sie konnten nicht einmal den Stand der 
Bücher prüfen, denn die Schlüssel zu den Geld 
schränken hatte Baron Gehrmann bei sich gehabt. 
Die GerichtstommGon traf ein. Man ließ Schlos 
ser kommen und öffnete die Schränke. Wieder hatte 
sich das verwüstete Herrenhaus mit Gästen gefüllt, 
die in den fensterlosen Zimmern schliefen, aber aus 
gastliche Bewirtung keinen Wert legten. Tag und 
Nacht faßen sie um den großen grünen Tisch im 
früheren Speisesaal auf halb zerbrochenen Stühlen 
und rechneten. Es waren Herren vom Gericht, der 
Bücherrevisor und drei Gesellschafter. 
Ein trauriges Resultat kam zutage, alles Geld 
war verloren, und über eine Million Schulden logen 
auf dem Unternehmen. Zudem hatte eine technische 
Kommission festgestellt, daß ein Wiederaufbau wei 
tere Millionen kosten würde. Von den Gebäuden 
war nichts erhalten, und die Schächte des Bergwerks 
waren durch die Erschütterungen vollkommen zer 
stört. Jetzt traten auch die Sachverständigen mit 
Zweifeln hervor, ob die gefundene Kohlenschicht 
überhaupt mächtig genug war, daß sich dek Abbau 
lohnte. Reue Bohrversuche wären nötig gewesen 
und hätten wieder Unsummen verschlungen, die nie 
mand befaß und die natürlich kein Fremder hergab. 
Ueber das Unternehmen wie auch über das Ver 
mögen des verstorbenen Barons Gehrmann wurde 
der Konkurs verhängt. 
Dann kam der Tag, an dem Margarete wieder 
klar bei Sinnen war und allmählich erfuhr sie die 
furchtbare Wahrheit. Sie stand am Fenster und 
schaute auf das wüste Trümmerfeld und den nie 
dergebrochenen Wald. Es kam keine Träne in 
ihre Augen, ihr war, als fei sie Zeugin eines furcht 
baren Weltgerichts. Unendliches Mitleid mit Kuno 
erfüllte ihr Herz. Ikarus, der den Flug zur Sonne 
wogte und mit geschmolzenen Flügeln zu Boden 
stürzte. 
Sie mußte an jenen letzten Abend denken, als 
er ihr wieder von seiner Liebe sprach, und ' war 
froh, daß sie ihm nicht schroff geantwortet hatte. 
Dann erst erfuhr sie von dem Leid, das ihre 
Mutter betroffen. Blind! Die lebenslustige Frau! 
Blind und arm! Jetzt kamen ihr Tränen, und sie 
sank verzweifelt zu Bolden. 
So war denn alles vergebens gewesen! War 
es nicht fast wie ein Strafgericht, das sie getroffen? 
Nun war die Armut da, vor der sie die Mut 
ter bewahren wollte durch den Verrat ihrer Liebe, 
und nicht nur die Armut! Ihre Mutter war blind, 
unheilbar blind! 
Vergebens versuchte Justizrat Mergener ihr zu 
beweisen, daß sie nur das Beste und Rechte ge 
wollt. Aber allmählich fand sie sich wieder und 
ging mit ruhigen Schritten in das Zimmer hinüber, 
in dem der KoärsvemMter. der noch im Schlöffe 
denn alltäglich ein groteskes Bild: ein klappriger 
Wasserwagen, begleitet von einem halben Dut 
zend Wasserträgern, karrt zwischen Grenze und 
Baugelände hin und her. Eimerweise muß Was 
ser in den Vaukran geschöpft werden! 
Hummel-Hummel redivivus, Alt-Hamburg 
seligen Angedenkens! Man glaubt sich um 
hundert Jahre zurückversetzt, in eine Zeit, in der 
Preußen noch nicht gesagt hat „Wir wollen tun, 
als ob wir Freunde wären". 
Aber letzten Endes ist ein Bauvorhaben ja 
kein Mummenfchwanz und die Steilshoper Erenz- 
komÄdie nur vergnüglich, solange sie den Reiz 
der Neuheit hat. Eines Tages wird dieses 
kuriose Provisorium doch ein Ende nehmen und 
dann wird sich ja zeigen, wer das Rennen macht: 
Bürokratius auf dem Amtsschimmel oder Hum 
mel-Hummel auf dem Wafserkarren? 
Auch heute noch, wie man sieht, kann eine 
innerdeutsche Landesgrenze ihren Zweck erfüllen! 
* * * 
AiMiter- nisi ErdSeSeUMe». 
Erdrutsch im italienischen Erdbebengebiet. 
TU. Rom, 7. Aug. Nach einer Meldung 
aus Benevento hat sich am Fuße des hoch ge 
legenen Städtchens Taeco Caudio im Zusam 
menhang mit dem letzten großen Erdbeben 
ein gefährlicher Erdrutsch gebildet. Tie ge 
samte Bevölkerung mutzte ihre Wohnungen 
verlassen und im Freien Obdach suchen. Der 
Präfekt der Provinz hat sofort Lebensmittel 
und Zelte nach Taeco senden lassen. Genauere 
Angaben über den Umfang dieser neuen Na 
turkatastrophe liegen noch nicht vor. Inzwi 
schen konnte das außerordentliche Hilfswerk 
für das Erdbebengebiet am Donnerstag ein 
gestellt werden, nachdem die notwendigen 
Feldlager überall errichtet, Gas, Licht und 
Wasserleitungen wiederhergestellt sind und 
ein besonderer Lebensmittelnachschub nicht 
mehr erforderlich ist. 5000 Arbeiter sind für 
die Durchführung der Wiederaufbauarbeiteu 
eingesetzt worden. 
In der Provinz Trient dauert das Un 
wetter weiter fort. Auf einer Alm wurden 
von einem Blitz 17 Kühe erschlagen. Auf der 
Strecke Trient—Verona wurde ein Gleis der 
Bahnstrecke von einem Erdrutsch verschüttet. 
Die Lokomotive eines beschleunigten Perso 
nenzuges entgleiste, ohne daß jedoch Perso 
nen zu Schaden kamen. Der Verkehr konnte 
auf dem anderen Gleise aufrecht erhalten 
werden. 
Erdbeben in her spanischen Provinz Alnreria. 
TU. Paris, 7. Aug. Nach Meldungen 
aus Almeria in Spanien wurde dort am 
Donnerstag ein Erdbeben von mittlerer 
Stärke, fedoch ziemlich langer Dauer, ver 
spürt. Im Dorfe Albor stürzten mehrere 
Häuser ein. Den Bewohnern gelang es, sich 
ins Freie zu retten. 
Unwetterkatastrophe 
an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. 
TU. Newpork, 7. Aug. Die gleichnamigen 
Orte Nogales, der eine auf amerikanischem, 
wohnte, faß. Erst wollte sie ganz klar sehen, und 
dann zur Mutter gehen. 
„Ich möchte Sie bitten, mir volle Gewißheit 
über meine Lage zu geben." 
„Wie Sie wünschen." 
Sie hörte ihm schweigend zu, bis er zu Ende 
war. ■ . 
„So ist olles, was hier steht, nicht mehr mein 
Eigentum, sondern das der Konkursmasse?" 
„Selbstverständlich, mit Ausnahme Ihres Pvi- 
vatvermögens." 
„Ich besitze keins, abgesehen von einem kleinen 
Sparkassenbuch mit . . ." 
„Bitte, gnädige Frau, das bleibt Ihnen natür 
lich unbenommen. Sie brauchen feine Höhe nicht 
anzugeben. Im Gegenteil, ich glaube, es verant 
worten zu können, Ihnen aus dem Erlös der 
Aktiva noch eine Summe zur Verfügung zu stellen. 
Es liegt nicht im Sinne der Gläubiger, Sie der 
Not auszusetzen." 
Sie schüttelte ernst und vornehm das Haupt. 
„Ich danke. Ich möchte, daß jeder Pfennig da 
zu verwendet wird, das Andenken meines ver 
storbenen Gatten von jedem Makel zu befreien. Nur 
eine Frage bitte ich mir noch zu beantworten: Was 
geschieht mit Windollen?" 
„Das Gut kommt zur Zwangsversteigerung." 
„Und wann wird dies geschehen?" 
„Der Termin ist in etwa acht Wochen zu er 
warten." 
„Besteht irgend ein Bedenken, daß ich mit mei 
ner Mutter so lange hier wohne?" 
„Aber ganz und gar nicht. Verfügen Sie über 
das Haus." 
„Ich danke Ihnen. Es wäre mir meiner Mut 
ter wegen schmerzlich, wenn wir übereilt hier fort 
müßten. Ich werde mich auf die drei Zimmer des 
Oberstocks, die ich zurzeit bewohne, beschränken. Auch 
die Dienerschaft werde ich noch heute entlassen." 
„Ich bitte nochmals . . ." 
„Ich brauche niemand. Noch ein Letztes. Wenn 
Ihre Pflicht Sie in das Zimmer meiner Mutter 
rufen sollte, so bitte ich Sie, ihr nichts über unsere 
Lage zu sogen. Ich muß die unglückliche Frau, die 
°w ibrem go uzen Leben gewohnt war, reich uni 
lebensfroh zu sein, doch erst langsam daran ge 
wöhnen, daß sie ihr Alter in Blindheit und Armut 
verbringen muß. Ich bitte Sie, machen Sie mir 
meine Aufgabe nicht schwerer, als sie schon ist." 
„Sie dürfen sich auf mich verlassen." 
Margarete ging mit einer dankenden Neigung 
des Hauptes hinaus und trat ins Freie. Sie mußte 
ihre Nerven noch einmal beruhigen, ehe sie dem 1 
5er andere auf mexikanischem Boden gelegen, 
wurden in der Nacht zum Donnerstag von 
einem schweren Wolkenbruch heimgesucht, der 
große Ueberschwemmungen zur Folge hatte. 
40 Personen fanden de« Tod, darunter viele 
Kinder. In dem amerikanischen Nogales 
wurde großer Sachschaden angerichtet. Meh 
rere Häuser sind eingestürzt. 
Große Ueberschwemmung bei 
Nischni-Nowgorod. 
TU. Kowno, 7. Aug. Nach einer Mel 
dung aus Moskau ist infolge andauernder 
Regengüsse und des Hochwassers der Neben 
flüsse der Oka eine Ueberschwemmung einge 
treten. Die Oka ist stellenweise aus den Ufern 
getreten u. hat einige Ortschaften bei Nischni- 
Nowgorod überschwemmt. Auf dem Flusse 
selbst haben sich 188 000 Baumstämme, die zum 
Flößen bereit lagen, losgelöst und treiben 
der Wolga zn. Der Dampferverkehr mutzte 
eingestellt werden, weil die treibenden Baum 
stämme eine ernste Gefahr für die Schiffahrt 
bedeuten. Zum Aufhalten der Stämme ist die 
Bevölkerung herangezogen worden. 
Feuer in einer marokkanischen Rohseidefabriļ. 
Paris, 7. August. In einer der größten Roh- 
seidefabriken in Marokko kam gestern ein Gvoßfeuer 
zum Ausbruch, das sich mit rasender Geschwindig 
keit ausdehnte. Feuerwehr und Fremdenlegionäre 
versuchten vergeblich, der Lage Herr zu werden. Sie 
mußten ihre Tätigkeit auf den Schutz der anliegende» 
Gebäude beschränken. Ein Feuerwehrmann und 
vier eingeborene Soldaten wurden durch herabstür 
zende Trümmer so, schwer verletzt, daß ihre sofortige 
Uebersühvung in ein Krankenhaus angeordnet wer 
den mußte. Der Schaden beläuft sich auf eine Mil 
lion Franken. 
Sport und Geldknappheit. 
Berlin, 7. Aug. (Eig. Meld.) Der Ober 
präsident der Provinz Brandenburg hat ver 
fügt, daß die Stadt Berlin in keinem Falle 
mehr ihren Anteil der Grundvermögens- 
stener ermäßigen bezw. stunden darf. So müs 
sen nunmehr zahlreiche Berliner Turn- und 
Sportvereine für einen Platz in der Größe 
eines Fußballfeldes rund 1080 Mark Stenern 
im Jahre aufbringen. Das wird ihnen in 
Zukunft kaum mehr möglich sein, und viele 
Vereine werden ihre Plätze aufgeben. Der 
Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen 
ist in der Angelegenheit beim preußischen 
Finanzminister vorstellig geworden. 
Ein Kleinauto — kein Kinderspielzeng. 
Freiburg (Schweiz), 7. August. Im neuen 
Stadtauartier in Freiburg vergnügten sich ge 
stern zwei Knaben im Alter von 8 und 9 Jah 
ren auf einem Kleinauto. Plötzlich setzte sich 
der Wagen gegen die Saane in Bewegung und 
fuhr mit den beiden Kindern ins Wasser. Da 
der Fluß zurzeit Hochwasser führt, wurden die 
beiden Knaben von der Strömung fortgerissen 
und konnten noch nicht geborgen werden. 
schwersten entgegenging, dem Wiedersehen mit ihrer 
Mutter. 
Noch immer lag alles so, wie es in jener Nacht 
zusammengestürzt war. Sie suchte das Freie zu 
gewinnen und ging auf dem Wege, den sie in jener 
Nacht mit Kuno gegangen war. 
Unglücklicher Kuno! Nicht einmal ein ehvliches 
Grab nannte er sein! Die arme Hand .das einzige, 
was von ihm geblieben, hatte man auf dem Hügel 
ihres Vaters vergraben. 
Sie fühlte, daß sie auch hier draußen nicht 
ruhiger wurde und kehrte in das Haus zurück. Ge 
raden Weges betrat sie das Zimmer ihrer Mutter. 
„Wer kommt?" 
Nervös und gereizt klang die Stimme der al, 
ten Dame, die eine sehr ungeduldige Kranke war. 
„Ich bins, Mama." 
„Kommst du wirklich einmal zu mir?" 
„Du weißt, daß ich selbst verwundet war und 
nicht aufstehen durfte. Nun aber bleibe ich immer 
bei dir!" 
Sie kniete an dem Bett nieder und umfing die 
alte Frau mit ihren Armen. We eingefallen sie 
aussah und wie die Binde über ihren Augen sie ent 
stellte! 
„Mein armes, liebes Muttchen!" 
„Schon gut, schon gut! Vor allem mußt du 
heute mit dem Arzt sprechen. Das scheint mir ein 
rechter Pfuscher zu sein. Ich fühle doch, daß mein 
Gesicht längst geheilt ist und er weigert sich noch 
immer, die Binde abzunehmen. Glaubst du, es ist 
ein Vergnügen, hier mit verbundenen Augen zu 
„Ich habe erst heute mit ihm gesprochen. Deine 
Augen selbst sind noch zu angegriffen. Du mußt 
dich noch etwas gedulden, sonst könnte es schlimmer 
werden." 
„Warum ist nicht schon lange nach einem Spe 
zialarzt geschrieben worden? Wir hätten doch längst 
einen Professor aus Königsberg hier haben 
können." 
„Es ging nicht, so lange deine Augen'geschwol 
len waren. Er wird morgen oder übermorgen 
kommen." 
Sie hatte wirklich den Arzt schon darum ge 
beten, wenn sie selbst auch davon überzeugt war. 
daß der ruhige, besonnene Mann Recht hatte. 
„Dann warten wir also bis morgen." 
Die Mutter schwieg und drehte sich zur Wand. 
Margarete empfand es schmerzlich, daß die Mutter 
nur an sich dachte, und nicht ein tröstendes Wort 
für das Leid der Tochter hatte. 
(Fortsetzung folgt.),
	        
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