Mord attentat einer Lady.
Sie überfällt die Gattin ihres Geliebten in dessen Villa und
schießt fie nieder.
Ein sensationelles Eifersuchtsdrama hat sich
tn Mareil-Marly bei Paris zugetragen. Eine rei
che Engländerin, Lady Owen, hat auf die Frau
ihres Eeliebten, des Besitzers einer Klinik, Dr.
Paul Gastaud, mehrere Revolverschüsse abgeftu
ert und sie lebensgefährlich verletzt. Die unmittel
bare Veranlassung des Dramas war die Weige
rung Dr. Gastauds, sich scheiden zu lassen und
Lady Owen zu heiraten sowie seine deutlich ge
zeigte Absicht, die Beziehungen zu ihr zu lösen.
Lady Owen befindet sich in Haft und hat den be
rühmten Rechtsanwalt Henry Torres zu ihrem
Verteidiger bestellt.
Dr. Castaud, der im zweiundvierzigsten Le
bensjahr steht, besitzt in Mareil-Marly, das nicht
weit von Saint-Eermain-en-Laye liegt, eine luxo-
rios eingerichtete Villa, die von einem herrschaft
lichen Park umgeben ist. Dort pflegte seine
ZSjährige Gattin Leonie den Somtnlr zu ver
bringen. Dr. Gastaud kam, wenn ihn seine Be
rufstätigkeit nicht in Paris zurückhielt, fast je
den Abend hinaus. Es hieß, daß die Eheleute in
bester Harmonie lebten. Vor einem Jahre jedoch
hatte der Arzt Beziehungen zu der 34jährigen
Lady Owen angeknüpft, einer Witwe, die eine
geborene Edmonds Nodot, aus einer vornehmen
Familie in Havre stammt und mit Sir Theodor
Owen, Eeneralkommissär für Ceylon auf der gro
ßen Ausstellung in Wembley, verheiratet gewesen
war. Ihr Mann hinterließ ihr ein großes Ver
mögen. Dr. Eastaud, der, obwohl er viel Geld
verdiente, in finanzieller Bedrängnis war, lieh
von der Lady hunderttausend Francs. Dadurch
kam er in Verbindung mit der Engländerin und
bald entwickelte sich zwischen Leiden ein intimes
Verhältnis. Vor drei Monaten teilte sie ihrem
Geliebten mit, daß sie sich Mutter fühle und
drängte darauf, daß er sie eheliche. Zuerst schien
Dr. Eastaud auf den Vorschlag einzugehen, aber
dann zog er sich immer mehr zurück und suchte
Zusammenkünften mit der Lady aus dem Wege
zu gehen. Zwei Tage vor dem Attentat hatten
sie wieder eine Unterredung miteinander. Dr.
Gastaud erklärte rund heraus, daß er seine Frau
nicht zu verlassen gedenke. Nun beschloß Lady
Owen, Frau Gastaud aus dem Wege zu räumen.
Vor einigen Tagen forderte sie ihre Kammer
zofe auf, sie auf einem Besuch bei Dr. Gastaud
in Mareil-Marly zu begleiten. Da die Zofe von
der Feindschaft zwischen ihrer Herrin und der
Arztgattin Kenntnis hatte — diese soll von dem
Verhältnis gewußt und der Lady gedroht haben,,
sie werde ihr übel mitspielen — rief sie Dr. Ea
staud auf der Klinik an, um ihn zu warnen. Er
war jedoch abwesend, und so sprach die Zofe mit
seinem Freund, Dr. Bernard, der antwortet«, er
werde sich sofort zu Frau Dr. Eastaud in die Villa
begeben. Er eilte tatsächlich nach Mareil-Marly.
Doch kaum war er im Salon erschienen und hatte
begonnen. Frau Eastaud vorsichtig auf das Er
scheinen der Lady vorzubereiten, als schon die Tür-
glocke ertönte. Er stürzte in den Vorraum, öffnete
selber die Tür und sah sich Lady Owen gegen
über. Sie trat mit raschen Schritten e ; n und
wollte weiter gehen. Dr. Bernard verstellte ihr
den Weg und rief ihr zu: „Machen Sie keine
Dummheiten!" Inzwischen aber war Frau Ea
staud in den Vorraum gekommen und bei ihrem
Anblick erhob Lady Owen die rechte Hand, in der
sie unter einem Seidenschal einen Revolver ver
borgen hielt und schoß durch den Schal auf die
Rivalin dreimal. Frau Eastaud stürzte zusam
men. Dr. Bernard packte den Arm der Mörderin,
aber dieser gelang es nichtsdestoweniger, noch ein
viertesmal zu schießen und die auf dem Boden
Liegende zu treffen. Völlig beherrscht, sagte die
Lady sodann: „Telephonieren Sie der Gendarme
rie, damit sie mich verhafte." Dr. Bernard be
mühte sich um das Opfer des Attentats, das auf
der rechten Brustseite, am Bauch und an der Seite
Schußverletzungen aufwies und brachte es auf
die Klinik Dr. Gastauds.
Lady Owen gab im ersten Verhör unumwun
den zu, daß sie in der Villa erschienen war, um
Frau Eastaud niederzuschießen. Sie hatte den
Revolver knapp vor dem Attentat gekauft. Sie
wurde dem Gericht in Versailles eingeliefert. Der
Zustand der Arztgattin ist besorgniserregend.
* *
Kürtms Schreckenstaten
bewirten.
48 Morde und Mordversuche,
35 Brandstiftungen!
Berlin, 1. August. (Eig. Meldung.) Die
in den letzten Wochen von der Düsseldorfer
Kriminalpolizei zur völligen Aufklärung des
sogenannten Kürten-Komplexes geleistete Ar
beit hat, lt. „Berliner Tageblatt", umfangrei
ches neues Beweismaterial für die Täterschaft
Kürtens gebracht, durch das auch der letzte
Zweifel an seiner Schuld erstickt ist. Als auf
geklärt und Kürten nachgewiesen, völlig unab
hängig von seinen Aussagen und einem even
tuellen Widerruf, können nicht weniger als
48 Morde bezw. Mordversuche und 35 Brand
stiftungen gelten. Kürten hat die während sei
ner Vernehmungen durch die Kriminalpolizei
gezeigte Taktik, umfassende Geständnisse abzu
legen, und immer neue Verbrechen auf sich zu
nehmen, vor dem Untersuchungsrichter nicht
beibehalten. Er hat dafür den freilich miß
lungenen Versuch unternommen, verschiedene
seiner Geständnisse zu einzelnen Morden zu
widerrufen. Für fast sämtliche Fälle des Düs
seldorfer Mordkomplexes ist Peter Kürten als
Täter überführt.
In Kreibitz (No-vdböhmen) wurde eine Falsch-
ncklnzerbonide aufgehoben, die Novdböhmen und
Sachsen mit gefälschten Zweimarkstücken und tsche
chischen Fünfkronenstücken überschwemmte.
Bei Gibraltar sind ein englischer und ein spa
nischer Dampfer zusammengestoßen und so schwer
beschädigt worden, daß sie sofort zu sinken began
nen. Die Besatzungen wurden von Hilfsschiffen ge
rettet.
In Bonn ist ein Iungflieger tödlich abgestürzt.
Bei einem Zusammenstoß zweier Autobusie bei
Hassel wurden vier Personen getötet und neun
verletzt.
Hankau — ein ZWsites TfchnngLscha?
Die große chinesische Stadt Hantau ist im Norden und Süden von chinesi
schen kommunistischen Streitkräften bedroht. Die Verhängung des Stand
rechtes und die Flucht fast aller Ausländer sind der Beweis für die außer
ordentlich ernste Lage der Stadt. Man befürchtet, daß Hantau das Schicksal
der Stadt Tschangtscha teilen wird, die vor wenigen Tagen nach ihrer Erobe-
berung durch die kommunistischen Streitträfte geplündert und teilweise
in Brand gesteckt wurde.
Instandsetzung des MISS"
in Latzehnrst?
TU. Newyork. 2. August. (Erg. Funkmel
dung.) Wie aus Montreal gemeldet wird, ist
es möglich, daß das englische Luftschiff „R. 100"
zur Beseitigung der Schäden an den Stabili-
ierungsslächen nach Lakehnrst gebracht wer
den soll. Lakehurst hat nämlich die einzige
Lustschiffhalle auf dem amerikanischen Fest
and, in der man derartige umfangreiche Jn-
tandsetzungen in Ruhe vornehmen kann.
Das englische Luftschiff „R. 100" hat mit
seinem Flug nach Kanada eine imposante Lei
stung hinter sich gebracht, die erst auf Grund
Straßenbahn mit 70 Personen ins Wasser gestürzt.
Bei Buenos Aires stürzt«, wie vor einigen Tagen berichtet, eine vollbesetzt« Stra
ßenbahn beim Passieren einer Brücke, die für die Durchfahrt eines Schiffes"geöffnet
war, in den Riachuelo-Fluß. Fast 70 Personen fanden den Tod. Die Aufnahme zeigt
Bergungsarbeiten an dem Straßenbahnwagen, von dem nur noch die Stromstana« aus
dem Wasser ragt.
genauen Studiums der atlantischen Wetter
karten der letzten Tage voll gewürdigt werden
kann. Die Tatsache, daß der Gcnntterstnrnr,
in den das Luftschiff geriet, ihm unter an
derem fast genau dieselben Beschädigungen
beibrachte, wie seinerzeit dem Zeppelin, näm
lich an den SLnbilisierungsflächen, wird wahr
scheinlich für künftige Banken eine wertvolle
Lehre bedeuten. Wir haben alle Veranlassung,
der Fahrt des „R. 100" die Beachtung zu schen
ken, die dieser Fahrt im.schlechtesten Wetter
gebührt, denn angesichts einiger Unzulänglich
keiten bei den ersten Probeflügen des engli
schen Luftschiffes hat man in Deutschland hier
und da etwas voreilig Zweifel an der Lei
stungsfähigkeit dieses Zeppelin-Konkurrenten
ausgesprochen, die nun glänzend widerlegt
sind. Für die weitere Entwicklung der Welt-
luftschiffahrt ist nichts wichtiger, als daß die
Männer der Praxis in die Lage versetzt wer
den. ihre Erfahrungen unbehindert und un
voreingenommen auszutauschen. Die Haltung
der deutschen öffentlichen Meinung und ein
faires Urteil über jede Leistung sind am besten
geeignet, den Weg dahin zu ebnen.
* * *
LuflfchWsmKrmg
«mf einem Dampfer.
Ein Kleinlufffchiff auf der „Bremen".
Newyork, 31. IM. Ein Klemlustschisf ist heute
<mf dem in den Neuyorker Haftn einfahrenden deut-
Ichen Ozeandampfer „Bremen" gelandet. Diese
sensationelle Leistung der Landung eines Luftschiffes
auf einem fahrenden Dampfer, das erstemal in der
Geichichte der Luftschiffahrt, vollbrachte ein Klein-
luiftschisf der Eoodyear-Lustfchiffgeftllfchast. Das
Landungsmanöver wuvde von einer besonderen
Landemannschaft ausgeführt, die den 'deutschen
Ozeanriesen bei 1er Ouaraniäneftation bestiegen
hatte, und klappte ausgezeichnet.
Das Luftschiff kam glatt auf das Achterdeck
nieder, nahm drei Passagiere der „Bremen", dar
unter den Präsidenten der Goodyear-Geftllschaft,
auf und startete glatt. Nach diesem so glänzend ge
glückten Versuch einer Luftschisflandung auf einem
fahrenden Dampfer, dem die Passagiere begeistert
Beiftll zollten, wird vorausgesagt, daß man der
artige Landungen zu einem regelmäßigen System
ausbauen wird. Passagiere, die es besonders eilig
hàn. werden dann von Bord eines Luftschiffes
einen Ozeandampfer besteigen und sich auch vom
Dampfer aus von einen« Luftschiff übernehmen last
sen können, das sie dann an den endgültigen Be
stimmungsort bringt.
* * *
Den Sarg auf bem Wege
zur Beerdigung verloren.
Paris, 1. August. Ein eigenartiger Unfall «W
eignete sich am Donnerstag in Lorient bei der Beb
letzung eines Marineso-ldaten, 'der von eiriem Eiftn«
bahnzug überfahren und getötet worden war. Der
Leichnam wurde vorher im Heimatdorf aufgebahrt
und sollte am Donnerstag auf dem Friedhof von
Lovient beigesetzt werden. Die Angehörigen und
Freunde des Verstorbenen hatten sich am offenen
Grabe versammelt. Als das Leichenauto eintraf,
stellte man zum Entsetzen 'der Anwesenden fest, daß
der Wagen leer war. Durch die Erschütterungen
auf der Landstraße hatte sich die Tür geöffnet und
der Sarg war hinausgestürzt, ohn« daß der Führer
etwas davon gemerkt hatte. Man fand den Sarg
zwei Kilometer vor der Stadt mitten auf der Straße
liegen.
Neue Erkraukuugen in Lübeck.
Lübeck, 1. August. Unerwartet find hier
11 neue Erkrankungen aufgetreten. Es handelt
sich um Kinder, die vor 3 Wochen geheilt ans
dem Krankenhaus entlassen wäret«.
Bsn rŞ.
Der württembergische Finanzminister Dr.
Dehlinger und der Gesandte a. D. Raschda« sind
der Konservativen Volkspartei beigetreten.
Graf Kalckreuth ist aus der Deutschnationalen
Volkspartei ausgetreten.
Wie die „Krsuzzeitung" ersähet, gedenkt die
Konservative Volkspartei im Wahlkreis Süd
bayern von Lettow-Vorbeck als Spitzenkandidaten
aufzustellen, wozu Lettow-Vorbeck sein Einver
ständnis erklärt haben soll.
''lmê.
llebertritt zur Sozialdemokratie.
Von der Minderheit der Kieler demokratischen
Ortsgruppe ist Lehrer Wilhelm Mannzen der So
zialdemokratischen Partei beigetreten. M. ist als
Schriftleiter der „Schleswig-Holsteinischen Schul»
zeitung" bekannt. — Dr. med. Leonhart, Kiel,
ebenfalls zur Minderheit gehörend, tadelt in dem
özialdemokratischen Kieler Blatt die demokratische
Partei wegen des Zusammenschlusses mit der
Vokksnationalen RLichsvereinigung in der Deut
schen Staatsparter.
Lie bŞffche MgmMg im ZruS.
Schlachtsteuer auch im Plenum abgelehnt.
Im bayrischen Landtag wurde gestern beim
Finanzgesetz die Bestimmung, die Schlachtstener
durch Rechtsordnung wiederherzustellen, gegen die
Stimmen der Bayrischen Volkspartei und der
Deutschnationalen abgelehnt. Der Führer der
Bayrischen Volkspartei gab in einer Erklärung
der Erwartung Ausdruck, daß die Regierung nicht
mehr zögere, von ihrem Recht Gebrauch zu machen
und zu verhüten, daß der bayrische Staat in eins
noch größere Notlage gerate. In der Abstimmung
über das Finanzgesetz (ohne die Schlachtsteuer)
wurde dieses mit den Stimmen der Bayrischen
Volkspartei, der Deutschnationalen, des Bauern
bundes und der Deutschen Volkspartei gegen dis
Stimmen der Linken angenommen. In Zusam
menhang mit Ablehnung des Antrages der Re
gierung auf Wiederherstellung der Bestimmung
der Schlachtsteuer durch Rechtsordnung ist für
Freitag eine Sitzung des Werwaltungsrates ein
berufen worden.
BnchempkehZLrWFsn.
Erdölfunde in Nordwestdeutschland. Die kürzlich
durch die Zeitungen gegangenen Berichte über neue
Erdölfunde haben überall das größte Interesse hervor
gerufen, ist doch die Weiterentwicklung der deutschen
Erdölindustrie volkswirtschaftlich von Bedeutung. Seit
dem Verlust von Elsaß-Lothringen ist Niedersachsen
das einzige Gebiet des Deutschen Reiches, in dem Erd
öl gefördert wird. Ueber die Entstehung des Erdöls,
über Erdölgebiete. über Bohrversuche und Gewinnung
des Oeles, über Entwicklung der deutschen Erdölindu-
>tvie und über ihre Lage im Vergleich zu der auslän
dischen gibt Bergrat Riemschneider aufschlußreiche,
durch Bilder und schematische Darstellungen vorteilhaft
ergänzte Ausführungen im Augustheft der Zeitschrift
„Niedersachsen", verbunden mit „Tide" und „Schim
melreiter" (Earl Schünemann, Verlag, Bremen, Preis
des Heftes 60 Pfg.). Im selben Heft stellt der be
kannte Hamburger Architekt Fritz Höger Betrachtungen
zur norddeutschen Dacksteinbaukünst der Gegenwart an
(mit Abb) und setzt sich begeistert für den Klinker als
das schönste Material norddeutscher Baukunst ein.
MW«
— aller Systeme, insbesondere W
j Kielnhefetingea rņlî Ziirnnai-isessal W
Samfire Eisficiäugn J
führt aus 8
& üeiiisüiiii, tsairi
= Alls KielerlaDdsfr. 5. Ferarul 2152.
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