Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

ļ 
ì 
: V:= v U i 
W ' 
MM 
- 
■ 
* Ş Mà , 
■ 
• V 
à 
W 
WM 
V 
rki 
aû 
m 
. 
■ 
■ 
SfŞ ! rV 
fiC: 
■ .. 
•: 'Zâ-'Ş 
Z- - T?i * 
m 
m 
: 
v 
Asàck 
' • r i\ 
A 
■ 
I 
W 
K 
^-ŞLà» 
- ..' 'n> 
şşWI 
•I ■ r 
■■■'.. i f 
%i 
. UM 
' 
ïïs 
Wì. 
ì£ 
' V 
’- 1 
h'f -f,r^ká 
' . ' - ' t. ,1 ^ 
: - 
■: • 
{“,* - - 
. 
•'■ - 
. 
M 
Der Landvolkprozetz in Itzehoe. 
(4. Berhaudlnngstag.j 
TU. Itzehoe, 17. Juli. Zu Beginn der 
heutigen Verhandlung im Landvolkprozetz 
wird der Angeklagte Rempage über die Ver 
sammlung vom 25. Mai in Preetz vernom 
men. Er bestätigt, datz in dieser Versamm 
lung eine Entschließung gefaßt wurde, nach 
welcher für Zwangsversteigerungen keine 
Gebote abgegeben werden sollten. 
Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune wendet 
sich dagegen, daß von der Anklage einzelne 
Aeußerungen aus dem Zusammenhang her 
ausgerissen werden. Man sei verpflichtet, 
zur Klarstellung des Sachverhaltes die ge 
samte politische Entwicklung der Landvolkbe- 
wegung zu erörtern. Es müsse geklärt wer 
den, wie die Reden in den Versammlungen 
aufgefaßt worden seien, und kündet hierfür 
Zeugen an. 
Der Vorsitzende erklärt, daß selbstver 
ständlich bei der Beweisaufnahme alle Punkte 
berücksichtigt werden sollten. 
Das Gericht tritt dann in die Behand 
lung der letzten Gruppe der Anklagen ein. 
Es stehen hier vor allem Aeußerungen der 
Angeklagten, die in Lanövolkversammlungen 
gemacht worden waren, sowie die Berichte 
über diese Versammlungen zur Debatte. Zu 
nächst wird 
der Angeklagte Hamkens 
über eine Versammlung vernommen, die am 
28. Mai 1929 in Heide stattgefunden hat. In 
dieser Versammlung wurde ein Telegramm 
an den Reichspräsidenten von Hindenburg 
verlesen und von der Versammlung abge 
schickt. In diesem Telegramm war der Aus 
druck „das jüdisch-parlamentarische System" 
gebraucht worden, weswegen Anklage wegen 
Vergehens gegen das Republikschutzgesetz 
erhoben wurde. Hamkens erklärt, daß dieses 
Telegramm aus der Versammlung heraus 
vorgeschlagen worden sei. — Der 
Angeklagte von Salomon 
wird beschuldigt, durch die Wiedergabe des 
Telegramms in der Zeitung „Das Landvolk" 
sich gegen das Republikschutzgesetz vergangen 
zu haben. Er erklärt, daß er das fragliche 
Telegramm als Meldung eines Nachrichten 
büros erhalten habe, von Salomon läßt sich 
grundsätzlich darüber aus, was unter 
dann 
dem Ausdruck „das System" gemeint sei. Er 
erklärt, es gebe keine glühenderen Verteidiger 
des Staates als die Nationalisten. In dem 
heutigen Zustand aber spiele der Staat eine 
zu geringe Rolle. Gegen diesen Zustand gehe 
der Kampf, nicht aber gegen die Staatsform, 
dre absolut gleichgültig sei. Die Mehrzahl 
seiner politischen Freunde würde eine starke 
Republik viel lieber seyen als eine schlechte 
Monarchie. Tie Angriffe richteten sich auch 
nicht gegen die Verfassung- im Gegenteil be 
rufe sich ja die Landvolkbewegung auf jene 
Paragraphen der Verfassung, die den Schutz 
Uģ Mittelstandes und des Eigentums zum 
Ziel hätten. Es wäre möglich, unter der heu 
tigen Verfassung gut zu regieren,- denn es 
»komme nur auf den Geist an, in welchem un 
ter der Verfassung regiert werde. Im übri 
gen sei die heutige Verfassung ja noch gar 
nicht voll in Kraft getreten,- es gäbe zum Bei 
spiel immer noch nur einen vorläufigen 
Reichswirtschaftsrat. In Deutschland regiere 
nicht das Volk, sondern die Parteien, von 
denen in der Verfassung • überhaupt nichts 
stehe. Die Träger des heutigen Zustandes, 
der von der Lanövolkbewegung bekämpft 
werde, seien die Feinde Deutschlands, ins 
besondere das internationale Kapital, das 
durch ferne Verträge Deutschland vollkommen 
gebunden und unterjocht habe. „Unser Kampf 
geht gegen die Regierung, gegen den Ver 
waltungsapparat und (zu den Richtern ge 
wandt) auch gegen Sie! Wir sehen in Ihnen 
die gezwungenen Exponenten des internatio 
nalen Kapitals. Ich erkläre im Gegensatz zu 
anderen Angeklagten, datz ich bereit bin, auch 
bewußt ungesetzlich zu kämpfen, wenn mir 
das notwendig erscheinen sollte." 
Im Anschluß daran kommt eine Ver 
sammlung in Husum vom 23. Mai zur Er 
örterung. Auch hier steht der Ausdruck „Das 
jüdisch-parlamentarische System" zur An 
klage. Beschuldigt werden die Angeklagten 
Weschke. v. Salomon und Hönck wegen Ab 
druck eines Berichtes über diese Versamm 
lung. Hamkens spricht bann des längeren 
über die Entwicklung der Lanövolkbewegung 
und wendet sich dagegen, daß man aus ein 
zelnen Sätzen seiner Rede heraus die Anklage 
konstruiert habe. 
Das Telegramm, das auf der Versamm 
lung in Heide am 28. Mai 1929 an den 
Reichspräsidenten von Hindenburg gesandt 
worden war. hat folgenden Wortlaut: 
„Das kämpfende Landvolk von Norder- 
öithinarschen hat erkannt, daß das jüdisch 
parlamentarische System geschaffen ist, Bauer 
und Volk zu vernichten und für Generatio 
nen zu Sklaven zu machen. Diesem System 
und allen, die ihm Handlangerdienste leisten 
versagen wir jede positive Mitarbeit und Ge 
folgschaft. da sie bewußt oder unbewußt Ver 
rat am deutschen Volke begehen. Wir erwar 
ten von Ihnen als Oberhaupt des Deutschen 
Reiches, daß Sie unsere Not und Sorgen 
verstehen und Ihre Macht und Ihren ganzen 
Einfluß aufbieten werden, um dieses System 
samt der Vorherrschaft der Bonzen und Par 
teien zu beseitigen. Dann wird Ihr Kampf 
unser Kampf sein." 
TU. Itzehoe, 17. Juli. Im weiteren Ver 
lauf der Verhandlungen äußert sich der 
Angeklagte Kühl 
zu der gegen ihn erhobenen Beschuldigung 
eines Vergehens gegen das Republikschutzgesetz 
durch die Behauptung, das System sei ausge 
baut auf Hochverrat, Landesverrat, Lüge und 
Meineid. Kühl erklärt dazu, er ziehe einen 
deutlichen Unterschied zwischen den Vorgängen 
der Revolution von 1918 und den Vorgängen 
in der Nationalversammlung. Mit seinen Aeu 
ßerungen habe er die Vorgänge des November 
1918 gemeint. Wenn man ihm im übrigen 
Aufforderung zum Steuerstreik vorwerfe, so 
müsse er auch das ablehnen. Man müsse sich 
über den Begriff des Streikes einmal klar 
werden. Wenn man streike, so verweigere man 
etwas, was man an sich tun könnte. Diese Lage 
sei jedoch für die Bauern nicht gegeben,- denn 
wenn sie keine Steuern zahlen könnten, so sei 
es Unfug, zu einem Steuerstreik auffordern zu 
wollen. 
Angeklagter Hönck-Harblek spricht über die 
Versammlungen vom 20. Mai in Husum und 
vom 18. Juni in Neustettin, in denen er die 
Referate gehalten hat. Eine Beschimpfung der 
Staatsform sei nie ausgesprochen worden, es 
handle sich ja nur um den Kampf gegen ein 
System, das die Interessen der Landwirte nicht 
wahrnehme. Den Autor des dort verteilten 
SOS-Flugblattes kennt Hönck nicht,- er hat 
das Blatt auf der „Landvolk"-Reöaktion gefun 
den. 
Hamkens wird dann über die Versamm 
lungen in Salzweöel (23. Juni), Uetersen (25. 
Juni) und Husum (1. Juli) gehört. Er will 
dort nur zum Zusammenschluß von Bauern 
und Mittelständlern aufgefordert, nicht aber 
die Staatsform bekämpft haben. 
Pramor unterstreicht die Ausführungen 
Hamkens. — Kühl leugnet, je zum Steuerstreik 
aufgefordert zu haben. 
Staatsanwaltschaftsrat Dr. Behrens regt 
an, den anwesenden Lanötagsabgeordneten 
Jürgensen in Sachen Eckernförde zu hören. 
Luetgebrune wendet sich dagegen, Jürgensen 
heute zu hören, auch der Vorsitzende hält das 
für unzweckmäßig,- es wird beschlossen, Jürgen 
sen am Freitag zu vernehmen. 
Sodann gelangen weitere sogenannte Pro 
paganda-Anklagen zur Sprache, die vor allem 
eine Vortragserise der Angeklagten Weschke 
und Kühl in Pommern betreffen. 
Sodann ergreift der 
Angeklagte Weschke 
zur Gesamtheit dieser Anklage das Wort. Er 
erklärt, erst durch die Anklageschrift sei er dazu 
angeregt worden, sich mit der Staatsform zu 
beschäftigen. In seiner bisherigen 10jährigen 
politischen Tätigkeit sei sie ihm stets als unter 
geordnete Frage erschienen. Er mache keinen 
Hehl daraus, Monarchist zu sein, würde aber 
bereit sein, für die Republik zu kämpfen, wenn 
diese zur Abschüttelung der Fesseln aufrufe, 
welche die internationale Hochfinanz Deutsch 
land auferlegt habe. Heut braucht man keine 
Sachkenntnis zu besitzen,- früher mutzte man 
etwas von seinem Berufe verstehen, ehe man 
in die hohen und höchsten Aemter hineinkam, 
heute entscheidet das Parteibuch und Partei 
geist. Zu seinem Entsetzen habe er aus der An 
klageschrift ersehen, daß die Anklagebehörde 
den Ausdruck „Räubersystem", den er in eini 
gen Versammlungen angeführt habe, gleich 
setzte mit der heutigen Staatsform. Dieser 
Ausdruck stamme von Außenminister Strese 
man, der am 27. Mai 1920 gesagt habe: „Wir 
haben das parlamentarisch-sozialistische Sy 
stem,- es ist ein Rüubersystem schlimmster Art". 
Mit Stresemann sei er der gleichen Anschau- 
und und glaube, datz nur der Sturz dieses 
Systems, durch das Deutschland zur Kolonie 
geworden sei, Deutschland frei machen könne. 
Der Angeklagte beruft sich auf den Tübinger 
Rechtslehrer Professor Pohl, der festgestellt 
habe, daß die eigentliche Staatsverfassung 
Deutschlands gar nicht die Reichsversassung, 
sondern der Versailler Vertrag sei, wie es auch 
der „Vorwärts" in einer vom Angeklagten zi 
tierten Auslassung bekundet habe. Diese Er 
kenntnisse hätten den Kampf des Landvolkes 
bestimmt. Nach dem Ioungplan habe sich die 
Voraussage Rathenaus erfüllt, daß jeder deut 
sche Einwohner abhängig sei vor den Mächten 
der internationalen Hochfinanz, und es sei 
bemerkenswert, daß Rathenau hinzugefügt 
habe, nur eine kriegerische Auflehnung sei das 
einzige Mittel, diese Unterjochung abzuschüt 
teln. Er, Angeklagter, habe seine Aufgabe da 
rin erblickt, diese vorzubereiten durch die Er 
füllung des Volkes mit heldischem Geist im 
Gegensatz zu dem händlerischen Geist, der das 
System von heute darstelle. 
Der Vorsitzende verweist den Angeklagten 
darauf, daß er in den Versammlungen über 
die Beidenflether Ausschreitungen berichtet 
habe und fragt, ob der Angeklagte gesagt habe, 
die Bauern sollten ebenso machen. Weschke 
erklärt, daß er im Gegenteil gesagt habe: 
„Macht es nicht so dumm wie die Bauern von 
Beidenfleth". 
Hamkens erklärt zu einer Rede in Stende- 
rupau, er habe dort zum Ausdruck bringen 
wollen, daß die heutigen Zustände nicht Folgen 
des gegenwärtig gültigen Staatsrechtlichen 
Systems, sondern des Mißbrauches dieses Sy 
stems seien. 
Wciterverhanölung Freitag: Beweisauf 
nahme. 
Gigli singt vor 20W0 auf dem MarLusplatz ln Venedig. 
Das Nachtkonzert des italienischen Tenors Gigli auf dem Markusplatz. 
20 000 füllen die Riesenbühne zwischen der Markuskirche auf dem Palazzo 
Reale. Und die Arien und Canzonen des begnadeten Sängers steigen auf zu 
dem Sternenhimmel Venedigs. 
Ķnrîeņ nmchk Schule. 
Der Frauenmord in Stettin. 
Stettin, 17. Juli. Der Mord an Lotte Hilde 
brandt, die in der Nacht zum 6. Juli das Opfer 
eines Lustmörders geworden war, beunruhigt noch 
immer dis Gemüter der Stettiner Bevölkerung. 
Trotz eifriger Arbeit ist es der Stettiner Krimi 
nalpolizei bisher noch nicht gelungen, eine Spur 
dem Täter festzustellen. Um das Publikum 
von 
zu eifriger Mitarbeit anzuregen, hat die Polizei 
sogar die Kleider der Ermordeten auf eine Puppe 
gezogen und im Schaufenster eines Geschäftshau 
ses mehrere Tage zur Schau gestellt. Darauf ha 
ben sich auch viele Zeugen gemeldet, die die Ermor 
dete in der Mordnacht gesehen haben wollen. Auf 
dem Paradeplatz in Stettin wurde ein Landstrei 
cher unter Mordverdacht festgenommen. Ob er 
der Täter ist, läßt sich jedoch noch nicht sagen. Bis 
her hat er sein Alibi für die Mordnacht nicht nach 
weisen können. 
Zeitungs- 
'I in ver- 
Die Polizei ist bei ihrer Arbeit auch zahl 
reichen Mystifikationen ausgesetzt. So gelangten 
an die Kriminalpolizei und an eine 
redaktion eine Karte, in der der Schre' 
stellter Handschrift sich bezichtigt, der Mörder zu 
sein. Er erklärt, daß dies der zweite Lustmord 
im Laufe eines halben Jahres sei und daß noch 
weitere Taten folgen sollen. Tatsächlich ist in 
Stettin im Juli vorigen Jahres ein ähnlicher 
Mord verübt worden. Hier war im Walde bei 
Stettin die Frau des Arbeiters Bittner, die ihrem 
Manne das Mittagessen gebracht hatte, das Opfer 
eines Lustmörders geworden. Ob für beide Fälle 
der gleiche Täter in Frage kommt, läßt sich nicht 
sagen, wenn auch eine gewisse Uebereinstimmung 
in der Ausführung der Tat vorhanden ist. Man 
neigt jedoch der Meinung zu daß Lotte Hilde 
brandt das zufällige Opser eines Wüstlings ge 
worden ist. 
Vor zwei Tagen ging der Polizei die Nach 
richt von einem neuen Ueberfall zu, wobei sich der 
Räuber als der Mörder der Lotte Hildebrandt Ss. 
zeichnete. Nachts war ein Mann in die Kabine 
des im Hafen liegenden Motorschiffes „Bettys 
eingedrungen und hatte von der dort schlafenden 
Frau des Schiffseigners,die Herausgabe des Gel« 
des verlangt mit der Drohung, sie niederschießen 
zu wollen, wenn sie irgend einen Laut von sich 
gebe. Auch Lotte Hildebrandt hätte geschrien, 
weshalb er sie erschlagen mußte. Die Frau hän 
digte dem Räuber ihre Barschaft aus, worauf sich 
der Täter entfernte. 
IîredmMsmMrzànch 
Siegfried Ws§«rs 
Kurz vor EröffuuuZ bsr Feftfpie*». 
Autounfall seiner Frau auf der Fahrt 
zum Arzt. 
TU. Bayreuth, 17. Juli. Die körperlichen, 
und seelischen Anstrengungen bei den letzten 
Proben zu den Festspielen haben bei Siegfried 
Wagner eine völlige Erschöpfung hervorgeru 
fen, so daß er am Mittwoch abend im Festspiel 
haus einen Nervenzusammenbruch erlitt. 
Frau Winnifred Wagner fuhr sofort mit 
ihrem Auto in die Stadt, um einen Arzt her 
beizuholen. Auf der Rückfahrt, bei der sie ein 
sehr scharfes Tempo innehielt, fuhr Frau Wag 
ner in der Schulegasse mit einem Opelwagen 
zusammen. Der Führer des Opelwagens wur 
de auf die Straße geschleudert und erlitt leich 
tere Verletzungen. Sein Wagen wurde völlig 
zerstört und mußte abgeschleppt werden. Frau 
Wagner konnte den Arzt zum Festspielhaus 
bringen, obwohl ihr Wagen schwere Beschädi 
gungen davongetragen hatte. 
Siegfried Wagner mußte ins Krankenhaus 
gebracht werden. Inzwischen ist eine leichte 
Besserung in seinem Zustand eingetreten. Es 
ist fraglich, ob er der Eröffnung der Festspiele 
beiwohnen kann. Die Abhaltung der Vorstel 
lungen ist jedoch nicht in Frage gestellt, da die 
Vorarbeiten und Proben am Mittwoch abge 
schlossen wurden. 
Lusch's Leben verzichten. 
Berlin, 17. Juli. Die Pfändungsbefchlüsfe, 
die über die Hinterlassenschaft des ehemaligen 
Stadtrates Busch neuerdings auf Antrag der 
Stadt Berlin verhängt worden sind, haben 
den Streit um Las Erbe des einstigen städti 
schen Grundstücksdezernenten jetzt insofern 
zur Erledigung gebracht, als sich die Allein 
erbin, nämlich die Witwe, entschlossen hat, 
bei Gericht die Einsetzung einer Nachlaßver 
waltung zu beantragen. Nach Lage der Dinge 
bedeutet dieser Schritt, daß alles, was au 
Vermögenswerten des Verstorbeueu noch fest 
stellbar ist, zur Befriedigung von Gläubigern 
oder Geschädigte» herangezogen werden kan«. 
Das Gericht hat dem Antrage der Erbiü 
stattgegeben und einen Nachlaßverwalter ein 
gesetzt, der sich nun mit dem Finanzamt und 
der Stadt Berlin auf der einen, sowie mit 
dem Holländer Lutkie auf der anderen Seite 
auseinanderzusetzen haben wird. 
Russischer Generalleutnant als Nachtwächter. 
Paris, 17. Juli. Im Krankenhaus Neckar zu 
Paris ist der ehemalige rusifche Generalleutnant 
und Adjutant des Großfürsten Nikolaus, Boumer, 
gestorben. Mau hatte ihn in seiner. Wohnung, in 
der er in äußerst kümmerlichen Verhältnissen lebte, 
bewußtlos aufgefunden und ins Krankenhaus ge 
bracht. Kurz nach der Einlieferung ist er infolge 
Ermattung durch Hunger und Elend gestorben. Er 
war 73 Jahre alt und hatte bis in die letzte Zeit 
noch eine Stellung als Briefträger und Nachtwächter 
inne. 
Der Löw' ist los! 
Stettin, 17. Juli. Unter den zum bevor 
stehenden Schützenfest in Anklam eingetroffe 
nen Schaustellern befindet sich auch eine Raub 
tierschau. Als die Wärter auf dem Güter 
bahnhof den Eisenbahnwagen öffneten, hatten 
zwei Löwen ihre Käsige verlassen und die übri 
gen Tiere überfallen. Sie hatten bereits zwei 
Affen und einen Esel getötet. Nur mit Mühe 
gelang es, die Tiere wieder einzufangen. 
Felssturz am Rhein. 
Bingen, 17. Juli. In der vergangenen 
Nacht lösten sich bei Bacharach gewaltige Fels 
massen und stürzten auf die Rheinstraße. Es 
befanden sich darunter Steine bis zu 2 Zent 
ner Schwere. Ein zweiter Bergrutsch ereig 
nete sich infolge der starken Niederschläge in 
den letzten Tagen oberhalb des Bahntunnels 
bei Oberstein und Enzweiler an der Nahe. 
Tie Fels- und Erdmassen stürzten auf die 
Bahngleise. Das Hindernis wurde rechtzeitig 
bemerkt. Durch die beiden Erdrutsche waren 
der Bahn- und der Straßenverkehr eine 
Zeitlang gestört. 
Rrrrze Vä 
Bei einer Gasexplosion in einem unter 
irdischen Tunnel in Kalifornien fanden 12 
Arbeiter den Tod. 
Bei Edegno (Italien) fuhr ein Güterzug 
auf einen Personenzug auf. 30 Personen wur 
den verletzt. 
Der Bankbevollmächtigte der Pariser 
Filiale eines großen amerikanischen Bank 
hauses ist mit 25 Millionen Franken geflüch 
tet. 
Auf dem Flugplatz Staaken sind bis jetzt 
53 Europaflieger angekommen. 
Der dänische Sprachforscher Prof. Otto 
Jesperfen feierte feinen 70. Geburtstag. 
TM 
hfm 
Mb 
■ "ig 
m
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.