Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

Die Atlantikmädels. 
Roman von G. Meerstedt. 
(Nachdruck verboten.) 
Das kleine Stückchen Heimat hinter seinem 
Prunkorbeitszimmer nannte Heinrich Schmidt seine 
deutsche Stube. Und der viereckige Tisch vor dem 
Kanapee hatte es schon manchesmal erlebt, daß 
Heinrich Schmidts Faust heruntergesaust war. ohne 
daß er einen Trumpf in der Hand gehabt hatte 
„Mannshand oben", hatte er dann voll Ingrimm 
gesagt, den alten niederdeutschen Bauernspruch. Aber 
er wußte, daß er auf eine amerikanische Frau nicht 
anwendbar war. 
Frau Besthorn — oder Mrs. Besthorn, wie sie 
sich mit Vorliebe nennen hörte, sie war geborene Ame 
rikanerin und liebte es. wenn man das Sternen 
banner um ihren Namen wehen sah — hatte recht 
gehabt. Hat war sehr bescheiden mit seinen Be 
suchen in der eleganten Villa an der Alster. Er 
hatte seinen Antrittsbesuch gemacht und sich außer 
ordentlich liebenswürdig gegeben. Auch Ellen Best 
horn. die von ihrer Mutter das Selbstbewußtsein 
der Amerikanerin überkommen hatte, äußerte sich 
recht günstig über Hal Smith. Sie fand, daß er 
/ eine gute Figur machte, sportlich offenbar trainiert 
war und die letzten Modetänze fabelhaft beherrschte. 
In -der Wahl seiner Anzüge und seiner Krawatten 
hätte er vielleicht besser beraten sein können. Aber 
»dafür sagte man ihr selbst einen auserlesenen Ge 
schmack nach. Man konnte also .wenn eine Ehe zu 
stande kam. korrigierend eingreifen. Im übrigen 
schien er ein netter Kamerad zu sein, der einem in 
keiner Weise Schwierigkeiten machen würde. Schwie 
rigkeiten hätte Ellen Besthorn darin gesehen, wenn 
man an sie irgendwelche Anforderungen als Haus 
frau hätte stellen wollen, die über das Veranstalten 
von Festlichkeiten hinausgingen. Sie war jung 
und wollte das Leben genießen. Eine Heirat durfte 
keinesfalls an ihren bisherigen Gewohnheiten etwas 
ändern. Sie kannte sich und wußte, daß sie keine 
Unbequemlichkeiten vertrug. Außerdem war sie sich 
durchaus ihres Wertes bewußt. Die Fassung, die 
sie-für sich beanspruchte, mußte die hochwertiger 
Diamanten sein: Platin. 
Ellen Desthorn war auch wirklich eine ent 
zückende Erscheinung. Straffe braune Haut über 
«sehr schlanken Gliedern. Dunkles Haar. Natür- 
. lich Herrenschnitt. In den zierlichen, aber fest zu 
packenden Händen entweder Golfstock oder Tennis 
schläger. In der übrigen Zeit foxtrottete man oder 
las etwas Modernes. Man konnte sich wirklich 
einen Stundenplan für den Tag und die Woche 
machen, um allen Anforderungen gerecht zu werden. 
Frau Besthorn war entzückt von ihrer Tochter. 
Sie bedauerte nur. daß ihre eigene Jugend in einer 
anderen Epoche geleşi und sie infolgedessen sehr 
viel versäumt hatte. Herr Besthorn nahm den 
Standpunkt von Heinrich Schmidt ein. Mrs. Ma 
bel Besthorn war, wenn auch nicht in der Größe der 
Erscheinung, so doch in den Allüren durchaus kön:g- 
licher Adel. Herr Besthorn entschädigte sich dafür 
in einer ähnlichen Form, wie Herr Heinrich 
Schmidt. Der eine ruhte sich von seiner Frau in 
seiner deutschen Stube aus, der andere gmg zu sei 
nen alten verwitweten Schwestern, die an der 
Eppendorfer Landstraße ein entzückendes Häuschen, 
bewohnten. Versponnen und versonnen tn Grün. 
In diesem Häuschen hatten einst Herrn Besthorn e 
Eltern als jungverheiratete Leute, altbamburgischesr 
Sitte gemäß, ihr Wochenende verlebt? Nun vev- 
lebten Herrn Beschorns alte Schwestern ihr letzüos 
Endchen Leben darin. Ebenfalls noch alter, guàr 
Hamburger Sitte als tüchtige Hausfrauen, die ^u 
kochen verstanden, die auf peinliche Ordnung And 
Sauberkeit hielten — ohne daß sich dadurch «in 
Mann belästigt fühlen konnte —, und die ïķam 
amerikanisch verheirateten Bruder das an Gemüt 
lichkeit boten, was ihm im eigenen Haufe abging. 
Zweimal in der Woche fand h er Herr Beffhorn 
zwischen alten Porzellanen und frischen Blàen, 
zwischen blitzblanken Mahagonimöbeln und zwei 
liebevoll besorgten Schwestern sein Fuhauje, 
Und dann gingen der Alte und der Junge 
ochends in den Ratsweinkeller. Oder sie setzten sich 
Mlegentlich in eine Hafenkne.pe und genehmiglen 
Dch dort ein paar Spezialitäten, e.nen Seemanns- 
grog, der es in sich hatte, und dazu ein yandfestes 
»'Eisbein, mit Waden, wie die stärkste Dame aus der 
.^Jahrmarktsbude. Denn was io ein richtiger See- 
mann ist, der will den Teller voll sehen. Wasser 
wind macht Apperit und Salzwasser gibt Durst. Das 
Fernrohr ist für die See. die Tellerauflage aber muß 
man auch ohne Vergrößerungsglas gewahr werden. 
Er war, nebenbei bemerkt, von Frau urL Toch 
ter gar nicht gefragt worden, ob ihm Mr, Smith 
gefiel. Aber der Junge gefiel ihm ungemein. Er 
gefiel ihm so. daß er ihm ein anderes Müdel zur 
Frau wünschte als feine Ellen. Verhindere ließ sich 
natürlich nichts, wenn Ellens Wahl auf ihn fiel. 
Aber der Junge-hätte ihm in diesem Fa/lle ehrlich 
leid getan. Er schaute nicht so aus, als vb es ihm 
ein besonderes Vergnügen machte, seine Gattin nach 
Betriebsschluß vom Gold- oder Tennisplatz abzu 
holen. Oder frisch von der Werft weg zu „faxen" 
und dabei zu tun. als ob das der GipMpunkt aller 
Wünsche und ein gutes Diner daheim rjjöllig Neben 
sache sei. 
Herr Desthorn hatte es also, ouÄ Wohlwollen 
für Hal, durchaus nicht eilig, Schwiegervater zu 
werden. Eine enge Verbindung der beiden Werften 
hätte er natürlich auch gern gefehent. Aber sollte 
hier nicht auch noch ein anderer Weg gefunden 
werden können? Man sah, Herr BeAhorn ging sehr 
weit in seiner Gutmütigkeit, die alle-rdings mit Er 
fahrung durchsetzt war. 
Manchmal klopfte er Hal, wenn er ihn in Mon 
teurkleidung auf der Werft traf. auf die Schulter: 
„Na, Hai, wollen Sie heute das Diner bei uns 
nehmen?" Und wenn dann Hell mit den Augen 
lachte und nicht gleich antwortete: „— oder was 
Besseres vor, he. Hal? Ich kann's Ihnen nicht 
verdenken! Aber wir Männer Kirnen uns ja mal 
treffen." 
„Nun wird es aber Ernst, Hal", sagte an einem 
kalten Tage gegen Ende Februar Herr Besthorn, 
und über sein rundes, rötliches Gesicht mit dem 
kleinen Ansatz von graugelben Koteletten, wie sie 
einst alte Senatoren zu tragen beliebten, flog ein 
Ichalkhaft pfiffiges Lächeln. Die beiden ungleichen 
Freunde hatten sich vor dem Ost, der heute wieder 
einmal wie mit Messern schnitt, in die Wirtschaft 
„Zum ollen ehrlichen Seemann" gerettet und hatten 
sich einen „Entsprechenden" bestellt. Diel Rum mit 
ein bißchen heißem Wasser. 
„Die beiden Königinnen haben Briefe gewech 
selt, Hal, und sind offenbar zu der Ueberzeugung 
gekommen, daß ein kräftigeres Eingreifen von 
nöten ist. Ihre Eltern rüsten bereits zur Fahrt 
gen Hamburg. Eigentlich sollte ich Ihnen das nicht 
sagen. Wie verlautet, ist eine Ueberraschung ge 
plant. Aber ich glaube, in diesem Falle soll es mehr 
eine Ueberrumpelung fein. Als alter Freund fühle 
ich mich verpflichtet. Sie ein bißchen in die Papiere 
sehen zu lassen. Ich möchte nicht, daß Sie in drei 
Wochen, wenn die „Deutschland" aus Neuyork an 
kommt und hier im Hafen festmacht, Augen machen 
wie der Tintenfisch, der über uns baumelt. Sie sind 
ein tüchtiger Kerl, das habe ich gesehen bei meinen 
Rundgängen durch die Werft, und ich habe es auch 
gehört. Ich denke, Sie haben es nicht nötig, Ihre 
Heirat mit in den Geschästskontrakt zu nehmen. Von 
mir aus gibt's keine Feinschaft, wenn's nickFs wird. 
Ich könnte Ihnen als ehrlicher Mensch nicht einmal 
zu meiner Ellen raten. Das Mädel ist hübsch und 
jung und tüchtig — im Sport. Möglich, wenn's 
einmal dahin kommen sollte, daß das Haushalten 
in den Bewegungssport aufgenommen wird, man 
erfindet ja immer Neues, womit sich fpsorten läßt, 
daß sie dann auch mal eine tüchtige Hausfrau würde. 
Aber eher nicht. Dafür kann ich als Vater die Ga 
rantie übernehmen. Ich bin durchaus nstht nur auf 
meinen Magen eingestellt. Aber so sfcn Zeit zu 
Zeit einmal etwas von der Frau selbst Gekochtes, 
ist doch eine andere Sache, als wenn, die Köchin 
jahraus, jahrein den Speisezettel macht. Es fehlt 
da die rechte Liebe in der Kocherei. Uä die will ein 
Mann hin und wieder herausfchmeà. Nicht nur 
ein alter Kerl. Auch ein junger. So«st hat man in 
der schönsten Villa kein Zuhause. Sie sollten mir 
leid fcm, Hak. wenn Sie in dieser Beziehung von 
Anfang an gleich heimatlos wären." 
„Viel Väter gibt es wohl nicht, Herr Besthorn, 
die den Freiern von ihrer Tochter abraten", lachte 
Hall „Auf Treu und Glauben. Wir in Amerika 
wissen, wie der Hamburger denkt, Herr Besthorn. 
aber daß sich dieser Wahlspruch so weit erstrecken 
könnte, das würde man selbst in unserem Land der 
unbegrenzten Möglichkeiten nicht für möglich 
halten —" 
şi schaute nachdenklich nach dem an der Hän 
gelampe baumelnden Tintenfisch, der auch seinerseits 
glotzte, weil ausgestopfte Tintenfische das so an sich 
haben. Das Gas in der altertümlichen Hängelampe 
summt. Und wenn in dem Stockwerk drüber einer 
über die Dielen geht, dann bekommt die Lampe das 
Zittern. Und wenn sie zittert, dann schießen aus dem 
blankgeputzten Meffingkeffel, in dem das Grogwasser 
singt, goldene Pfeile auf. Und der braungetigerte 
Kachelofen, der breitbeinig dasteht wie ein alter 
Seebär auf Deck, läßt sich vom Hamburger Ostwind 
nichts sagen. Legt der sich gegen die Scheiben und 
pustet durch die Ritzen, dann pustet der Kachelofen 
wieder. Keiner kommt so gegen die Hafenkälte auf, 
wie solch alter, ehrwürdiger Herr. Es ist nur eine 
Gastwirtschaft, in der die beiden Männer sitzen. Aber 
eine von Hamburger Gemütlichkeit durchtränkte. Und 
auf diese Gemütlichkeit würde Hal Zeit seines Le 
bens verzichten müssen, wenn 
„Ich glaube. Sie wollten mir von einem Mäd 
chen erzählen, Hal. Daß sie bestimmt nicht Ellen 
heißt, weiß ich nun. Und Kapital wird sie in die 
Firma Smith auch nicht einzuschießen haben. Sie 
sehen nämlich nicht so aus, als wenn Sie auch nur 
eine Trumpfsieben in der Hand hätten. Es ist mei 
stens so, Hal, daß die netten Mädels kein Betriebs 
kapital haben. Wenn Sie aber ein ganzer Kerl sind, 
was ich auch nicht eine Minute bezweifle, dann 
stellen Sie Ihren Mann, sobald die „Deutschland" 
hier eingelaufen ist. Der schlimmste Kampf ist der 
gegen die beiden Königinnen. Ich bin auf Ihrer 
Seite. Und Ihren Vater kriegen wir in Deutsch 
land besser herum, als in Amerika. Er wird schon 
im März seine Maiftimmung halben. Dafür garan 
tiere ich. Wir schleifen ihn überall herum, wo er 
sich einmal mit kurzen Hosen die Nase gestoßen, wo 
er mit Marmeln gespielt und Aepfel geklaut hat. 
Und wo ihm der Schulmeister das Fell versohlt hat 
nach Noten. Was einem in der Jugend weh getan 
hat, wächst sich mit den Jahren zu einer Liebkosung 
aus. Im Alter wird es sogar eine Sehnsucht. Hein 
rich) Schmidt wird nicht anders fein, wie wir alle 
zusammen." 
(Fortsetzung folgt.) 
Was kommt nrben 
Schielrs Arbeit in Frage? 
Don Landwirt Paulfen-Hutzfeld. 
Nach meinem Dafürhalten können es doch nur we 
nige Berufsgenossen sein, die eine Mitarbeit der Land 
wirtschaft unter dem heutigen System ablehnen oder 
für zwecklos halten. Derjenige Berufsgenosse, der es 
tut, befindet sich auf absolut falscher Dahn. 
Wir können unter den heutigen Verhältnissen den 
Landwirten, die sich für diese Mitarbeit bereitstellen, 
nicht genug dankbar sein. 
Es ist unbedingt notwendig, und wenn wir noch 
so sehr von der Schädlichkeit dieses heutigen Systems 
überzeugt sind, demselben entgegenzutreten dort, wo 
landwirtschaftliche Interessen von diesem System ver 
raten werden. 
Wie sollen wir sonst die Möglichkeit schaffen, um 
unsere Betriebe in eine bessere Zeit hinüberretten zu 
können? 
Aber so notwendig diese Mitarbeit ist, so müssen 
wir auch ein gut Teil unserer Arbeitskraft bereit 
stellen, um das Fernziel, die Abänderung unseres par- 
teiistischen Systems, herbeizuführen. Und hierbei man 
gelt es in der Landwirtschaft. Diele Verufsgenassen 
sehen auch heute noch den Staat als eine Sache an, 
die man. wenn möglich, restlos besitzen mutz. Man 
merkt nicht, daß durch diese Ansicht der zusammenge 
ballten Finanz Wasser auf ihre Mühlen getrieben 
wird, denn diese Ansicht ist auch ihre Ansicht. 
Viele Berufsgenossen sehen gar nicht die Gefahr, 
in die unser deutsches Volk nach weiser Voraussetzung 
hineingetrieben ist, hineingetrieben van dem einzigen 
^großen Feind, den das deutsche Volk hat, von der 
Hochfinanz. 
Der deutsche Arbeiter, der deutsche Unternehmer, 
der Bürger, der Bauer, der Handwerker alle haben 
sie diesen Feind gemeinsam. Er» greift uns voin Osten 
her an durch den Bolschewismus und gemeinsam greift 
er uns vom Westen heran durch die Wallstreet. 
Wie werden sich die Machthaber freuen, deutsche 
Sozialdemokraten so weit gebracht zu haben, datz sie 
öffentlich sagen: sie als Sozialdemokraten hätten kein 
Interesse an der Besitzerhaltung der deutschen Land 
wirtschaft. 
Aber ebenso freuen diese Machthaber sich, wenn 
sic den deutschen Bauern dahin bringen, daß er ledig- 
''ch seinen Feind in der Sozialdemokratie sieht und 
dadurch der Blick von dem wahren Feind abgelenkt 
wird. Teile und herrsche. Letzten Endes dient solche 
Verwirrung nur dazu, der Hochfinanz die Wirtschaft 
n die Hand zu spielen. 
Gegen diese gewaltige Gefahr kann nur der Volks 
staat, in dem der Staat keine Sache ist. sondern in der 
wir alleArbeiter wie Unternehmer, Bürger wie Bauern, 
Gaichwerler wie Fabrikanr, Mann und Frau selbst der 
Staat sind, mit Erfolg ankäiWpfen. 
Wir alle sind der Staat, Wir sind die Nation, daher 
müssen wir alle gemeinschäfltlich gegen diesen Feind 
zusammenstehen. 
Die Erkennung dieser Gefahr ist die Grundlage 
für die so oft geforderte Einigkeit des deutschen Volkes! 
Nur wenn wir diese Gefahr sehen, dann können 
wir uns mit Erfolg zusammensetzen und sachlich dar 
über beraten, wie das neue Staatssystem aussehen 
knuß, damit die Nation Herr der Wirtschaft wird und 
nicht die fremde Wirtschoft Herr der Nation. 
Vor allen Dingen muß darauf gesehen werden, 
datz Führer, einerlei wo sie stehen, ob im politischen 
Leben oder in den Berufsorganisationen keinerlei un 
sichtbare Bindungen diesem Feinde gegenüber haben. 
Hat ein Führer solche Bindungen dem internationalen 
Kapital gegenüber, dann ist er unserer Wirtschaft ge 
fährlicher als ein Sozialdemokrat. 
Neben Schieles Arbeit, die ich gerne respektieren 
will, mutz aber der deutsche Bauer und sein Führer 
die Arbeit für die Aenderung unseres parlamentarischen 
Staatssystems aufnahmen, und diese Arbeit sehe ich 
noch nicht. 
Die Parteien sind das Einfallstor der Hochfinanz, 
und daher ist es erklärlich, datz der deutsche Bauer 
durch diese immer wieder veranlaßt wird, abzusehen 
von einer grundsätzlichen Aenderung. 
Dadurch wird aber die endgültige Besserung im 
mer wieder hinausgeschoben zum Schaden des Einzel 
nen und der Gesamtheit. 
Neben Schieles Arbeit kommt diese Arbeit unbe 
dingt in Frage. 
Das herrische Llualitäês-Ei, 
seine Erzeugung und seine Bewertung durch den 
Verbraucher. 
In der Tages- und Fachpresse wird dauernd darauf 
hingewiesen, datz nur durch Erzeugung erstklassiger, 
sog. Markenware, wie Butter. Eier und Gemüse dem 
Auslande Und seiner umfassenden Einfuhr, erfolgreich 
die Spitze.geboten werden kann, wie dadurch Milli 
onen Reichsmark dem deutschen Volksvermögen er 
halten werden können. 
Bei Meiereien ist durch fortwährende Verbesserung 
der Erzeugung der Erfolg nicht ausgeblieben. Aller 
dings macht die schlechte Wirtschaftslage in ganz 
Europa den Erfolg noch wenig sichtbar. Die sonst 
Deutschland mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen ver 
sorgenden Länder, die, auf Höchstleistung eingestellt, 
um ihren Monopolmarkt Deutschland und somit um 
ihre Existenz kämpfen, suchen durch Preisunterbietun 
gen den deutschen Erzeuger zu entmutigen. Nun heitzt 
es aber „durchhalten" — mag es auch ein verpöntes 
Wort sein! 
Ein großer Ueibelstand herrscht noch in der Ver 
wertung der Erzeugnisse. Wohl haben einsichtige 
Züchter und Geflügelhalter erkannk, um was es geht, 
mit dem Erfolg, daß durchschnitts.ich 1—2 Pfg. je Ei 
mehr erzielt wird für QualitäÄsware als für sog. 
„Landeier". Diese einsichtigen Leute führen ein ab- 
solut frisches, sauberes.Ei ihrern Abnehmer zu, der 
bei bescheidenem Verdienst im Interesse der Lieferan 
ten stets Höchstpreise erzielen karrn. 
Leider wird das Bestreben, dieser Pioniere noch 
vielfach verkannt, unterstützt drcrch den „wilden Han 
del". Gewisse Kreise des EroHhandels nehmen noch 
mit Vorliebe unsortierte Schrputzeier. die dann ver 
mischt mit billign Auslandsniern das vielfach ver 
rufene „Landei" ergeben, zürn Schaden der deutschen 
Geflügelhalter. Es ist logisch, daß der städtische Ver 
braucher lieber mehr Geld anlegt, um ein erstklassiges 
Auslandsei bezw. Markeneii zu bekommen, bei dem 
er mehr Garantie für Oual/tät hat, als wenn er das 
sog. „Landei" erwirbt, bei dem unter Umstünden mit 
bedeutendem Ausfall zu rechnen ist. Ebenso zahlt 
der Kleinhändler dem Grossisten lieber höhere Preise, 
wenn er weist, daß er faule Eier nicht mit zu bezah 
len hat. 
Um dem Auslande in/ der Eierproduktion und -Ver 
wertung den Vorrang abzunebmen, ist es erforderlich, 
dag Züchter und Gefli/Mlhal.r ihre Abnehmer durch 
absolut einwandfreie llîdeferung unterstützen. 
Am Berliner Mault wird das deutsche Qualitätsei 
z. Zt. K Pfg. höher bewertet als das beste Auslands 
erzeugnis. bei dem Mitlionenverbrauch für das deutsche 
Dolksvermügen eine nicht zu unterschätzende Tatsache. 
Bei der EicrerzĢgung kommt es bei jedem Züch 
ter in Frage, ob ec Fallennester-Kontrolle hat oder 
nicht, ob „Bluteier'', sog. Fleckeier, erzeugt werden. 
Letzterer Fehler ist, den Eiern nicht anzusehen, stellt 
sich aber beim Durchleuchten heraus. Wegen mangeln 
der Einrichtungen ist die Arbeit des Leuchtens vielen 
EeflÜMlhaltern M umständlich; es wird deshalb von 
den am Qualität,'êi interessierten Lieferstellen auf das 
schärfste kontrolksirt: Nicht einwandfreie Ware wird 
dem Lieferanten/ zur Verfügung gestellt, da sie u. U. 
für den Eigemlierbrauch noch zu verwerten ist. Auf 
dem Transport würden sie. verderben und gingen so 
mit dem Verbre/uch verloren. Es darf keinem Händler 
zugemutet werden datz er den Schaden trägt; auch 
machen sich solche Lieferanten wegen Betrugs strafbar. 
Z. Zt. kon/men viele Eier an den Markt, bei denen 
das Dotter schwimmt. Oftmals ist das Ei nur 1—2 
Tage alt D'p-se Erscheinung wird von Fachleuten mit 
der Zeit der, natürlichen Brutperiode in Zusammen 
hang gebracht. Auch diese Eier sind keine „Trink 
eier", könnet: nur als „Frischeier" bewertet werden. 
Bei I8ngere/m Transport vermischt sich das Eigelb mit 
dem Etwe/ih, die Ware verdirbt und kommt als „rot 
faul" am Bestimmungsort an. Auch hier wieder der 
für den .'j/indler untragbare Verlust! 
Es ijt ein schwerer Kampf, der gegen das im Eier- 
Export erfahrene Ausland zu führen ist; denn das 
Ausland hat strengste Aüsfichrkontrolle. die von Be 
amten rücksichtslos durchgeführt wird, aber den guten 
Ruf des „Auslandseis" am deutschen Markt verbürg!. 
Will der deutsche Züchter bezw. Geflügelhalter 
dem Auslande zu seinem eigenen Nutzen die Spitze 
bieten, und zwar erfolgreich, so muß er seine Versand- 
stellen durch Lieferung allerbester Ware unterstützen. 
Es handelt sich nicht darum, ebensogute Ware wie das 
Ausland, sondern noch bessere zu liefern. An Ueber- 
produktion ist noch nicht zu denken, denn 40 Prozent 
des Eigenverbrauchs werden in Deutschland erst 
erzeugt! 
Bei der Intelligenz und Arbeitsfreudigkeit der 
deutschen Landwirtschaft müßte es gelingen, das Aus 
land als Lieferanten Herauszudrängen! 
Kķà MWungen. 
Das Deutsche Derby und die holsteinische Pferdezucht. 
Das Deutsche Springderby am verflossenen Sonn 
abend, das ganz schwere Konkurrenzen auszuweisen 
batte, wurde von dem früheren ländlichen Reiter 
Herbert <yïcï mit 17 Fehlern gewonnen. Fiek ritt den 
Trakehner c,Morgenglanz" Zweiter wurde mit gleich- 
falls. 17 Fehlern Major Lotz auf dem Trakehner „Pro 
vinz . An 3. Stelle wurde mit 18 Fehlern der Hol 
steiner Wallach „Mesrkönig" unter seinem Reiter Holst 
plaziert. „Meerkönig entstammt der Zucht des Hof- 
oeiitzers Reeder-Kellinghufen Den 4. Platz behauptete 
die Fuchsstute „Else" von Kompaß unter ihrem Reiter 
Oberleutnant v. Salviati. Die Stute ist aus der 
Zucht des Hofbesitzers Reimers-Eltersdorf b. Krempe. 
An 10. Stelle kam unter Walter Hubert Schmidt das 
vom Züchter Hofbesitzer r>. Drathen-Moorege stammende 
Pferd „Sigrid" von Fürst. Diese 6 Siege sprechen 
für sich. Was die -siege der Pferde „Meerkönia", 
„Elfe" und Sigrid zu oedeuten haben, ist dies: Hol 
steiner Pferde habennn Derby starten können, sind'mit 
Pferden in der Bahn gewesen, die schon länger als 
5 Jahre im Rennfporj Verwendung gefunden haben! 
Erwähnt sei. daß Else" und „Sigrid" den Reitern 
v. Salviati und W. H. Schmidt von der Reit- und 
Fahrschule Tumshorn, die unter der Leitung des Di 
rektors Fellgiàl steht, und sich tn Züchter- und Sport 
kreisen einen Ruf geschaffen hat, geliefert worden sind. 
ļ Großen Preis vom Hamburg am vergangc- 
uen Donnerstag war „Elfe" auch erfolgreich, sprang 
pe doch mlt g Fehlern wurde nur in der Zeit geschla 
gen, ch datz sie an 3. Stelle plaziert werden konnte. 
7,m Jagdspringen Kl. L. für Damen belegte die 
braune Stute „Kurpfalz" von Kauz (Züchter: Tehjeus- 
Raa) unter Frl. Mehger-Pinneberg mit nur 6 Fehlern 
den 4 Platz. „Meerkönig" kam an die 1. Stelle, wäh 
rend der Trakehner „Hartherz" den 2. Platz und %er 
Zrländer „Maisprise" den 3. Platz belegten. Hinter 
^Kurpfalz" sah man eine große Zahl der besten 
Springpferde Deutschlands. Das Pferd gehört, wie 
zum Schluß erwähnt sei. der Reit- und Fahrschule 
Elmshorn. ' as, 
liMktiift 
Eckernförde. 9. Juli. Dem Ferkeln,arkt waren 
gut 160 Ferkel zugeführt. Der Handel war zuerst 
flott, flaute aber ab. Vereinzelt konnte man sich über 
die Preise nicht einigen. Im Durchschnitt wurden 
wieder 70 bis 80 L bezahlt. , _ ,
	        
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