Die Atlantikmädels.
Roman von G. Meerstedt.
(Nachdruck verboten.)
Das kleine Stückchen Heimat hinter seinem
Prunkorbeitszimmer nannte Heinrich Schmidt seine
deutsche Stube. Und der viereckige Tisch vor dem
Kanapee hatte es schon manchesmal erlebt, daß
Heinrich Schmidts Faust heruntergesaust war. ohne
daß er einen Trumpf in der Hand gehabt hatte
„Mannshand oben", hatte er dann voll Ingrimm
gesagt, den alten niederdeutschen Bauernspruch. Aber
er wußte, daß er auf eine amerikanische Frau nicht
anwendbar war.
Frau Besthorn — oder Mrs. Besthorn, wie sie
sich mit Vorliebe nennen hörte, sie war geborene Ame
rikanerin und liebte es. wenn man das Sternen
banner um ihren Namen wehen sah — hatte recht
gehabt. Hat war sehr bescheiden mit seinen Be
suchen in der eleganten Villa an der Alster. Er
hatte seinen Antrittsbesuch gemacht und sich außer
ordentlich liebenswürdig gegeben. Auch Ellen Best
horn. die von ihrer Mutter das Selbstbewußtsein
der Amerikanerin überkommen hatte, äußerte sich
recht günstig über Hal Smith. Sie fand, daß er
/ eine gute Figur machte, sportlich offenbar trainiert
war und die letzten Modetänze fabelhaft beherrschte.
In -der Wahl seiner Anzüge und seiner Krawatten
hätte er vielleicht besser beraten sein können. Aber
»dafür sagte man ihr selbst einen auserlesenen Ge
schmack nach. Man konnte also .wenn eine Ehe zu
stande kam. korrigierend eingreifen. Im übrigen
schien er ein netter Kamerad zu sein, der einem in
keiner Weise Schwierigkeiten machen würde. Schwie
rigkeiten hätte Ellen Besthorn darin gesehen, wenn
man an sie irgendwelche Anforderungen als Haus
frau hätte stellen wollen, die über das Veranstalten
von Festlichkeiten hinausgingen. Sie war jung
und wollte das Leben genießen. Eine Heirat durfte
keinesfalls an ihren bisherigen Gewohnheiten etwas
ändern. Sie kannte sich und wußte, daß sie keine
Unbequemlichkeiten vertrug. Außerdem war sie sich
durchaus ihres Wertes bewußt. Die Fassung, die
sie-für sich beanspruchte, mußte die hochwertiger
Diamanten sein: Platin.
Ellen Desthorn war auch wirklich eine ent
zückende Erscheinung. Straffe braune Haut über
«sehr schlanken Gliedern. Dunkles Haar. Natür-
. lich Herrenschnitt. In den zierlichen, aber fest zu
packenden Händen entweder Golfstock oder Tennis
schläger. In der übrigen Zeit foxtrottete man oder
las etwas Modernes. Man konnte sich wirklich
einen Stundenplan für den Tag und die Woche
machen, um allen Anforderungen gerecht zu werden.
Frau Besthorn war entzückt von ihrer Tochter.
Sie bedauerte nur. daß ihre eigene Jugend in einer
anderen Epoche geleşi und sie infolgedessen sehr
viel versäumt hatte. Herr Besthorn nahm den
Standpunkt von Heinrich Schmidt ein. Mrs. Ma
bel Besthorn war, wenn auch nicht in der Größe der
Erscheinung, so doch in den Allüren durchaus kön:g-
licher Adel. Herr Besthorn entschädigte sich dafür
in einer ähnlichen Form, wie Herr Heinrich
Schmidt. Der eine ruhte sich von seiner Frau in
seiner deutschen Stube aus, der andere gmg zu sei
nen alten verwitweten Schwestern, die an der
Eppendorfer Landstraße ein entzückendes Häuschen,
bewohnten. Versponnen und versonnen tn Grün.
In diesem Häuschen hatten einst Herrn Besthorn e
Eltern als jungverheiratete Leute, altbamburgischesr
Sitte gemäß, ihr Wochenende verlebt? Nun vev-
lebten Herrn Beschorns alte Schwestern ihr letzüos
Endchen Leben darin. Ebenfalls noch alter, guàr
Hamburger Sitte als tüchtige Hausfrauen, die ^u
kochen verstanden, die auf peinliche Ordnung And
Sauberkeit hielten — ohne daß sich dadurch «in
Mann belästigt fühlen konnte —, und die ïķam
amerikanisch verheirateten Bruder das an Gemüt
lichkeit boten, was ihm im eigenen Haufe abging.
Zweimal in der Woche fand h er Herr Beffhorn
zwischen alten Porzellanen und frischen Blàen,
zwischen blitzblanken Mahagonimöbeln und zwei
liebevoll besorgten Schwestern sein Fuhauje,
Und dann gingen der Alte und der Junge
ochends in den Ratsweinkeller. Oder sie setzten sich
Mlegentlich in eine Hafenkne.pe und genehmiglen
Dch dort ein paar Spezialitäten, e.nen Seemanns-
grog, der es in sich hatte, und dazu ein yandfestes
»'Eisbein, mit Waden, wie die stärkste Dame aus der
.^Jahrmarktsbude. Denn was io ein richtiger See-
mann ist, der will den Teller voll sehen. Wasser
wind macht Apperit und Salzwasser gibt Durst. Das
Fernrohr ist für die See. die Tellerauflage aber muß
man auch ohne Vergrößerungsglas gewahr werden.
Er war, nebenbei bemerkt, von Frau urL Toch
ter gar nicht gefragt worden, ob ihm Mr, Smith
gefiel. Aber der Junge gefiel ihm ungemein. Er
gefiel ihm so. daß er ihm ein anderes Müdel zur
Frau wünschte als feine Ellen. Verhindere ließ sich
natürlich nichts, wenn Ellens Wahl auf ihn fiel.
Aber der Junge-hätte ihm in diesem Fa/lle ehrlich
leid getan. Er schaute nicht so aus, als vb es ihm
ein besonderes Vergnügen machte, seine Gattin nach
Betriebsschluß vom Gold- oder Tennisplatz abzu
holen. Oder frisch von der Werft weg zu „faxen"
und dabei zu tun. als ob das der GipMpunkt aller
Wünsche und ein gutes Diner daheim rjjöllig Neben
sache sei.
Herr Desthorn hatte es also, ouÄ Wohlwollen
für Hal, durchaus nicht eilig, Schwiegervater zu
werden. Eine enge Verbindung der beiden Werften
hätte er natürlich auch gern gefehent. Aber sollte
hier nicht auch noch ein anderer Weg gefunden
werden können? Man sah, Herr BeAhorn ging sehr
weit in seiner Gutmütigkeit, die alle-rdings mit Er
fahrung durchsetzt war.
Manchmal klopfte er Hal, wenn er ihn in Mon
teurkleidung auf der Werft traf. auf die Schulter:
„Na, Hai, wollen Sie heute das Diner bei uns
nehmen?" Und wenn dann Hell mit den Augen
lachte und nicht gleich antwortete: „— oder was
Besseres vor, he. Hal? Ich kann's Ihnen nicht
verdenken! Aber wir Männer Kirnen uns ja mal
treffen."
„Nun wird es aber Ernst, Hal", sagte an einem
kalten Tage gegen Ende Februar Herr Besthorn,
und über sein rundes, rötliches Gesicht mit dem
kleinen Ansatz von graugelben Koteletten, wie sie
einst alte Senatoren zu tragen beliebten, flog ein
Ichalkhaft pfiffiges Lächeln. Die beiden ungleichen
Freunde hatten sich vor dem Ost, der heute wieder
einmal wie mit Messern schnitt, in die Wirtschaft
„Zum ollen ehrlichen Seemann" gerettet und hatten
sich einen „Entsprechenden" bestellt. Diel Rum mit
ein bißchen heißem Wasser.
„Die beiden Königinnen haben Briefe gewech
selt, Hal, und sind offenbar zu der Ueberzeugung
gekommen, daß ein kräftigeres Eingreifen von
nöten ist. Ihre Eltern rüsten bereits zur Fahrt
gen Hamburg. Eigentlich sollte ich Ihnen das nicht
sagen. Wie verlautet, ist eine Ueberraschung ge
plant. Aber ich glaube, in diesem Falle soll es mehr
eine Ueberrumpelung fein. Als alter Freund fühle
ich mich verpflichtet. Sie ein bißchen in die Papiere
sehen zu lassen. Ich möchte nicht, daß Sie in drei
Wochen, wenn die „Deutschland" aus Neuyork an
kommt und hier im Hafen festmacht, Augen machen
wie der Tintenfisch, der über uns baumelt. Sie sind
ein tüchtiger Kerl, das habe ich gesehen bei meinen
Rundgängen durch die Werft, und ich habe es auch
gehört. Ich denke, Sie haben es nicht nötig, Ihre
Heirat mit in den Geschästskontrakt zu nehmen. Von
mir aus gibt's keine Feinschaft, wenn's nickFs wird.
Ich könnte Ihnen als ehrlicher Mensch nicht einmal
zu meiner Ellen raten. Das Mädel ist hübsch und
jung und tüchtig — im Sport. Möglich, wenn's
einmal dahin kommen sollte, daß das Haushalten
in den Bewegungssport aufgenommen wird, man
erfindet ja immer Neues, womit sich fpsorten läßt,
daß sie dann auch mal eine tüchtige Hausfrau würde.
Aber eher nicht. Dafür kann ich als Vater die Ga
rantie übernehmen. Ich bin durchaus nstht nur auf
meinen Magen eingestellt. Aber so sfcn Zeit zu
Zeit einmal etwas von der Frau selbst Gekochtes,
ist doch eine andere Sache, als wenn, die Köchin
jahraus, jahrein den Speisezettel macht. Es fehlt
da die rechte Liebe in der Kocherei. Uä die will ein
Mann hin und wieder herausfchmeà. Nicht nur
ein alter Kerl. Auch ein junger. So«st hat man in
der schönsten Villa kein Zuhause. Sie sollten mir
leid fcm, Hak. wenn Sie in dieser Beziehung von
Anfang an gleich heimatlos wären."
„Viel Väter gibt es wohl nicht, Herr Besthorn,
die den Freiern von ihrer Tochter abraten", lachte
Hall „Auf Treu und Glauben. Wir in Amerika
wissen, wie der Hamburger denkt, Herr Besthorn.
aber daß sich dieser Wahlspruch so weit erstrecken
könnte, das würde man selbst in unserem Land der
unbegrenzten Möglichkeiten nicht für möglich
halten —"
şi schaute nachdenklich nach dem an der Hän
gelampe baumelnden Tintenfisch, der auch seinerseits
glotzte, weil ausgestopfte Tintenfische das so an sich
haben. Das Gas in der altertümlichen Hängelampe
summt. Und wenn in dem Stockwerk drüber einer
über die Dielen geht, dann bekommt die Lampe das
Zittern. Und wenn sie zittert, dann schießen aus dem
blankgeputzten Meffingkeffel, in dem das Grogwasser
singt, goldene Pfeile auf. Und der braungetigerte
Kachelofen, der breitbeinig dasteht wie ein alter
Seebär auf Deck, läßt sich vom Hamburger Ostwind
nichts sagen. Legt der sich gegen die Scheiben und
pustet durch die Ritzen, dann pustet der Kachelofen
wieder. Keiner kommt so gegen die Hafenkälte auf,
wie solch alter, ehrwürdiger Herr. Es ist nur eine
Gastwirtschaft, in der die beiden Männer sitzen. Aber
eine von Hamburger Gemütlichkeit durchtränkte. Und
auf diese Gemütlichkeit würde Hal Zeit seines Le
bens verzichten müssen, wenn
„Ich glaube. Sie wollten mir von einem Mäd
chen erzählen, Hal. Daß sie bestimmt nicht Ellen
heißt, weiß ich nun. Und Kapital wird sie in die
Firma Smith auch nicht einzuschießen haben. Sie
sehen nämlich nicht so aus, als wenn Sie auch nur
eine Trumpfsieben in der Hand hätten. Es ist mei
stens so, Hal, daß die netten Mädels kein Betriebs
kapital haben. Wenn Sie aber ein ganzer Kerl sind,
was ich auch nicht eine Minute bezweifle, dann
stellen Sie Ihren Mann, sobald die „Deutschland"
hier eingelaufen ist. Der schlimmste Kampf ist der
gegen die beiden Königinnen. Ich bin auf Ihrer
Seite. Und Ihren Vater kriegen wir in Deutsch
land besser herum, als in Amerika. Er wird schon
im März seine Maiftimmung halben. Dafür garan
tiere ich. Wir schleifen ihn überall herum, wo er
sich einmal mit kurzen Hosen die Nase gestoßen, wo
er mit Marmeln gespielt und Aepfel geklaut hat.
Und wo ihm der Schulmeister das Fell versohlt hat
nach Noten. Was einem in der Jugend weh getan
hat, wächst sich mit den Jahren zu einer Liebkosung
aus. Im Alter wird es sogar eine Sehnsucht. Hein
rich) Schmidt wird nicht anders fein, wie wir alle
zusammen."
(Fortsetzung folgt.)
Was kommt nrben
Schielrs Arbeit in Frage?
Don Landwirt Paulfen-Hutzfeld.
Nach meinem Dafürhalten können es doch nur we
nige Berufsgenossen sein, die eine Mitarbeit der Land
wirtschaft unter dem heutigen System ablehnen oder
für zwecklos halten. Derjenige Berufsgenosse, der es
tut, befindet sich auf absolut falscher Dahn.
Wir können unter den heutigen Verhältnissen den
Landwirten, die sich für diese Mitarbeit bereitstellen,
nicht genug dankbar sein.
Es ist unbedingt notwendig, und wenn wir noch
so sehr von der Schädlichkeit dieses heutigen Systems
überzeugt sind, demselben entgegenzutreten dort, wo
landwirtschaftliche Interessen von diesem System ver
raten werden.
Wie sollen wir sonst die Möglichkeit schaffen, um
unsere Betriebe in eine bessere Zeit hinüberretten zu
können?
Aber so notwendig diese Mitarbeit ist, so müssen
wir auch ein gut Teil unserer Arbeitskraft bereit
stellen, um das Fernziel, die Abänderung unseres par-
teiistischen Systems, herbeizuführen. Und hierbei man
gelt es in der Landwirtschaft. Diele Verufsgenassen
sehen auch heute noch den Staat als eine Sache an,
die man. wenn möglich, restlos besitzen mutz. Man
merkt nicht, daß durch diese Ansicht der zusammenge
ballten Finanz Wasser auf ihre Mühlen getrieben
wird, denn diese Ansicht ist auch ihre Ansicht.
Viele Berufsgenossen sehen gar nicht die Gefahr,
in die unser deutsches Volk nach weiser Voraussetzung
hineingetrieben ist, hineingetrieben van dem einzigen
^großen Feind, den das deutsche Volk hat, von der
Hochfinanz.
Der deutsche Arbeiter, der deutsche Unternehmer,
der Bürger, der Bauer, der Handwerker alle haben
sie diesen Feind gemeinsam. Er» greift uns voin Osten
her an durch den Bolschewismus und gemeinsam greift
er uns vom Westen heran durch die Wallstreet.
Wie werden sich die Machthaber freuen, deutsche
Sozialdemokraten so weit gebracht zu haben, datz sie
öffentlich sagen: sie als Sozialdemokraten hätten kein
Interesse an der Besitzerhaltung der deutschen Land
wirtschaft.
Aber ebenso freuen diese Machthaber sich, wenn
sic den deutschen Bauern dahin bringen, daß er ledig-
''ch seinen Feind in der Sozialdemokratie sieht und
dadurch der Blick von dem wahren Feind abgelenkt
wird. Teile und herrsche. Letzten Endes dient solche
Verwirrung nur dazu, der Hochfinanz die Wirtschaft
n die Hand zu spielen.
Gegen diese gewaltige Gefahr kann nur der Volks
staat, in dem der Staat keine Sache ist. sondern in der
wir alleArbeiter wie Unternehmer, Bürger wie Bauern,
Gaichwerler wie Fabrikanr, Mann und Frau selbst der
Staat sind, mit Erfolg ankäiWpfen.
Wir alle sind der Staat, Wir sind die Nation, daher
müssen wir alle gemeinschäfltlich gegen diesen Feind
zusammenstehen.
Die Erkennung dieser Gefahr ist die Grundlage
für die so oft geforderte Einigkeit des deutschen Volkes!
Nur wenn wir diese Gefahr sehen, dann können
wir uns mit Erfolg zusammensetzen und sachlich dar
über beraten, wie das neue Staatssystem aussehen
knuß, damit die Nation Herr der Wirtschaft wird und
nicht die fremde Wirtschoft Herr der Nation.
Vor allen Dingen muß darauf gesehen werden,
datz Führer, einerlei wo sie stehen, ob im politischen
Leben oder in den Berufsorganisationen keinerlei un
sichtbare Bindungen diesem Feinde gegenüber haben.
Hat ein Führer solche Bindungen dem internationalen
Kapital gegenüber, dann ist er unserer Wirtschaft ge
fährlicher als ein Sozialdemokrat.
Neben Schieles Arbeit, die ich gerne respektieren
will, mutz aber der deutsche Bauer und sein Führer
die Arbeit für die Aenderung unseres parlamentarischen
Staatssystems aufnahmen, und diese Arbeit sehe ich
noch nicht.
Die Parteien sind das Einfallstor der Hochfinanz,
und daher ist es erklärlich, datz der deutsche Bauer
durch diese immer wieder veranlaßt wird, abzusehen
von einer grundsätzlichen Aenderung.
Dadurch wird aber die endgültige Besserung im
mer wieder hinausgeschoben zum Schaden des Einzel
nen und der Gesamtheit.
Neben Schieles Arbeit kommt diese Arbeit unbe
dingt in Frage.
Das herrische Llualitäês-Ei,
seine Erzeugung und seine Bewertung durch den
Verbraucher.
In der Tages- und Fachpresse wird dauernd darauf
hingewiesen, datz nur durch Erzeugung erstklassiger,
sog. Markenware, wie Butter. Eier und Gemüse dem
Auslande Und seiner umfassenden Einfuhr, erfolgreich
die Spitze.geboten werden kann, wie dadurch Milli
onen Reichsmark dem deutschen Volksvermögen er
halten werden können.
Bei Meiereien ist durch fortwährende Verbesserung
der Erzeugung der Erfolg nicht ausgeblieben. Aller
dings macht die schlechte Wirtschaftslage in ganz
Europa den Erfolg noch wenig sichtbar. Die sonst
Deutschland mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen ver
sorgenden Länder, die, auf Höchstleistung eingestellt,
um ihren Monopolmarkt Deutschland und somit um
ihre Existenz kämpfen, suchen durch Preisunterbietun
gen den deutschen Erzeuger zu entmutigen. Nun heitzt
es aber „durchhalten" — mag es auch ein verpöntes
Wort sein!
Ein großer Ueibelstand herrscht noch in der Ver
wertung der Erzeugnisse. Wohl haben einsichtige
Züchter und Geflügelhalter erkannk, um was es geht,
mit dem Erfolg, daß durchschnitts.ich 1—2 Pfg. je Ei
mehr erzielt wird für QualitäÄsware als für sog.
„Landeier". Diese einsichtigen Leute führen ein ab-
solut frisches, sauberes.Ei ihrern Abnehmer zu, der
bei bescheidenem Verdienst im Interesse der Lieferan
ten stets Höchstpreise erzielen karrn.
Leider wird das Bestreben, dieser Pioniere noch
vielfach verkannt, unterstützt drcrch den „wilden Han
del". Gewisse Kreise des EroHhandels nehmen noch
mit Vorliebe unsortierte Schrputzeier. die dann ver
mischt mit billign Auslandsniern das vielfach ver
rufene „Landei" ergeben, zürn Schaden der deutschen
Geflügelhalter. Es ist logisch, daß der städtische Ver
braucher lieber mehr Geld anlegt, um ein erstklassiges
Auslandsei bezw. Markeneii zu bekommen, bei dem
er mehr Garantie für Oual/tät hat, als wenn er das
sog. „Landei" erwirbt, bei dem unter Umstünden mit
bedeutendem Ausfall zu rechnen ist. Ebenso zahlt
der Kleinhändler dem Grossisten lieber höhere Preise,
wenn er weist, daß er faule Eier nicht mit zu bezah
len hat.
Um dem Auslande in/ der Eierproduktion und -Ver
wertung den Vorrang abzunebmen, ist es erforderlich,
dag Züchter und Gefli/Mlhal.r ihre Abnehmer durch
absolut einwandfreie llîdeferung unterstützen.
Am Berliner Mault wird das deutsche Qualitätsei
z. Zt. K Pfg. höher bewertet als das beste Auslands
erzeugnis. bei dem Mitlionenverbrauch für das deutsche
Dolksvermügen eine nicht zu unterschätzende Tatsache.
Bei der EicrerzĢgung kommt es bei jedem Züch
ter in Frage, ob ec Fallennester-Kontrolle hat oder
nicht, ob „Bluteier'', sog. Fleckeier, erzeugt werden.
Letzterer Fehler ist, den Eiern nicht anzusehen, stellt
sich aber beim Durchleuchten heraus. Wegen mangeln
der Einrichtungen ist die Arbeit des Leuchtens vielen
EeflÜMlhaltern M umständlich; es wird deshalb von
den am Qualität,'êi interessierten Lieferstellen auf das
schärfste kontrolksirt: Nicht einwandfreie Ware wird
dem Lieferanten/ zur Verfügung gestellt, da sie u. U.
für den Eigemlierbrauch noch zu verwerten ist. Auf
dem Transport würden sie. verderben und gingen so
mit dem Verbre/uch verloren. Es darf keinem Händler
zugemutet werden datz er den Schaden trägt; auch
machen sich solche Lieferanten wegen Betrugs strafbar.
Z. Zt. kon/men viele Eier an den Markt, bei denen
das Dotter schwimmt. Oftmals ist das Ei nur 1—2
Tage alt D'p-se Erscheinung wird von Fachleuten mit
der Zeit der, natürlichen Brutperiode in Zusammen
hang gebracht. Auch diese Eier sind keine „Trink
eier", könnet: nur als „Frischeier" bewertet werden.
Bei I8ngere/m Transport vermischt sich das Eigelb mit
dem Etwe/ih, die Ware verdirbt und kommt als „rot
faul" am Bestimmungsort an. Auch hier wieder der
für den .'j/indler untragbare Verlust!
Es ijt ein schwerer Kampf, der gegen das im Eier-
Export erfahrene Ausland zu führen ist; denn das
Ausland hat strengste Aüsfichrkontrolle. die von Be
amten rücksichtslos durchgeführt wird, aber den guten
Ruf des „Auslandseis" am deutschen Markt verbürg!.
Will der deutsche Züchter bezw. Geflügelhalter
dem Auslande zu seinem eigenen Nutzen die Spitze
bieten, und zwar erfolgreich, so muß er seine Versand-
stellen durch Lieferung allerbester Ware unterstützen.
Es handelt sich nicht darum, ebensogute Ware wie das
Ausland, sondern noch bessere zu liefern. An Ueber-
produktion ist noch nicht zu denken, denn 40 Prozent
des Eigenverbrauchs werden in Deutschland erst
erzeugt!
Bei der Intelligenz und Arbeitsfreudigkeit der
deutschen Landwirtschaft müßte es gelingen, das Aus
land als Lieferanten Herauszudrängen!
Kķà MWungen.
Das Deutsche Derby und die holsteinische Pferdezucht.
Das Deutsche Springderby am verflossenen Sonn
abend, das ganz schwere Konkurrenzen auszuweisen
batte, wurde von dem früheren ländlichen Reiter
Herbert <yïcï mit 17 Fehlern gewonnen. Fiek ritt den
Trakehner c,Morgenglanz" Zweiter wurde mit gleich-
falls. 17 Fehlern Major Lotz auf dem Trakehner „Pro
vinz . An 3. Stelle wurde mit 18 Fehlern der Hol
steiner Wallach „Mesrkönig" unter seinem Reiter Holst
plaziert. „Meerkönig entstammt der Zucht des Hof-
oeiitzers Reeder-Kellinghufen Den 4. Platz behauptete
die Fuchsstute „Else" von Kompaß unter ihrem Reiter
Oberleutnant v. Salviati. Die Stute ist aus der
Zucht des Hofbesitzers Reimers-Eltersdorf b. Krempe.
An 10. Stelle kam unter Walter Hubert Schmidt das
vom Züchter Hofbesitzer r>. Drathen-Moorege stammende
Pferd „Sigrid" von Fürst. Diese 6 Siege sprechen
für sich. Was die -siege der Pferde „Meerkönia",
„Elfe" und Sigrid zu oedeuten haben, ist dies: Hol
steiner Pferde habennn Derby starten können, sind'mit
Pferden in der Bahn gewesen, die schon länger als
5 Jahre im Rennfporj Verwendung gefunden haben!
Erwähnt sei. daß Else" und „Sigrid" den Reitern
v. Salviati und W. H. Schmidt von der Reit- und
Fahrschule Tumshorn, die unter der Leitung des Di
rektors Fellgiàl steht, und sich tn Züchter- und Sport
kreisen einen Ruf geschaffen hat, geliefert worden sind.
ļ Großen Preis vom Hamburg am vergangc-
uen Donnerstag war „Elfe" auch erfolgreich, sprang
pe doch mlt g Fehlern wurde nur in der Zeit geschla
gen, ch datz sie an 3. Stelle plaziert werden konnte.
7,m Jagdspringen Kl. L. für Damen belegte die
braune Stute „Kurpfalz" von Kauz (Züchter: Tehjeus-
Raa) unter Frl. Mehger-Pinneberg mit nur 6 Fehlern
den 4 Platz. „Meerkönig" kam an die 1. Stelle, wäh
rend der Trakehner „Hartherz" den 2. Platz und %er
Zrländer „Maisprise" den 3. Platz belegten. Hinter
^Kurpfalz" sah man eine große Zahl der besten
Springpferde Deutschlands. Das Pferd gehört, wie
zum Schluß erwähnt sei. der Reit- und Fahrschule
Elmshorn. ' as,
liMktiift
Eckernförde. 9. Juli. Dem Ferkeln,arkt waren
gut 160 Ferkel zugeführt. Der Handel war zuerst
flott, flaute aber ab. Vereinzelt konnte man sich über
die Preise nicht einigen. Im Durchschnitt wurden
wieder 70 bis 80 L bezahlt. , _ ,