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Was Dichter
und Politiker sagen.
Rheinland-Kundgebung namhafter Persönlich
keiten.
Wenn in diesen Tagen durch die rheinischen
Lande, die vom Druck der fremden Besatzung be
freit werden, ein Ausatmen geht und die Freude
der rheinischen Bevölkerung im ernsten Feiern
zum Ausdruck kommt, fo wird das ganze deutsche
Volk, für welches das Rheinland lange Jahre die
Fesseln der Fremdherrschast getragen hat, an die
sem frohen Ereignis im Inneren herzlichen Anteil
nehmen. Zu lauten Festen ist die Zeit nicht ange
tan. Dafür sind die wirtschaftlichen Lasten, die
unserem Vaterland aufgebürdet worden sind, zu
schwer. Das Rheinland wird dazu noch lange un
ter den Nachwirkungen der Bösatzungszeit, die
seinem Wirtschaftsleben schwere Wunden geschla
gen hat, zu leiden haben. Es bedarf durchgreifen
der Maßnahmen des Reiches, diese Schäden in
allen besetzt gewesenen Teilen des Westens zu
mildern. So wie Reich und Volk in den Jahren
der Besatzung dem Rheinlande ihre Unterstützung
geliehen haben, so hofft die rheinische Bevölkerung
auch auf weitere Hilfe, damit die Folgen der Be
satzungszeit bald überwunden werden
Wir denken in der Stunde, die dem rheinischen
Volk die Freiheit wieder gibt, an alle deutschen
Volksgenossen in West und Ost, die noch nicht wie
der mit dem großen Vaterland verbunden sind.
Möge auch für sie bald der Freiheitstag anbre
chen! Unser gemeinsames Ziel muß bleiben,
Deutschlands Selbständigkeit und Freiheit wieder
herzustellen.
Dr. h. c. Konrad Adenauer.
Oberbürgermeister von Köln.
Die Rheinlandräumung, so sehr sie als eine
Erlösung empfunden wird, kann auf dem bitteren
Weg der Befreiung des deutschen Volkes nicht
höher als eine Geste der Gegner gewertet werden.
Die Besetzung war nichts anderes als die in Frie
denszeiten härteste Form eines gegnerischen Wil
lens: durch rein militärische Gewalt das besiegte
Volk unter Druck zuhalten. Dieses härteste Druck
mittel hat versagt. Die Gegner beginnen einzu
sehen, daß die auf inneren Löbensständen der
einzelnen Völker beruhende Entwicklung Euro
pas nicht durch Gewalt zu regeln ist, man hat die
llntauglichkeit des krassesten militärischen Gewalt
mittels erkannt und gibt die Besetzung auf.
Kann darum schon ein Schritt auf dem Wege
zur deutschen Freiheit gewonnen gelten? Das
Aeußerste, was durch die Rheinlandräumung er
reicht ist, bleibt, daß die Gegner die Zwecklosigkeit
der schärfsten Form ihres Militarismus erkannt
haben. Ihren Militarismus und den Wahn, ein
lebenskräftiges Volk, auf dessen Existenz Europa
nicht verzichten kann, in einem unhaltbaren Zu-
siande modernen Helotentums zu halten, haben die
Ģegner durch die Geste der Rheinlandräumung
nicht aufgegeben. Sie werden erst begreifen ler
nen müssen, daß Europa und mit ihm sie selbst
zugrunde gehen müssen, wenn dem deutschen Volke
nicht die Lebensfreiheit gelassen wird, die seinen
unvertilgharen biologischen Kräften entspricht.
In dieser Erkenntnis, die nach bitteren Erfah
rungen den Sieger- und Diktatorenwahn der Geg
ner heilen wird, kann erst die Hoffnung auf eine
Befreiung des deutschen Volkes und ganz Euro
pas wurzeln. Der Freiheitsweg des deutschen Vol
kes und der ganz Europas beginnt mit der Revi
sion der Friedensverträge. Ein Europa, das auf
dem papierenen Rationalismus der Friedensdik
tate beruht, bleibt unfrei und geknechtet zugleich
mit dem deutschen Volke.
E. E. Kolbenheye r.
Run ist das Rheinland frei — ein von Her-
zen kommendes „Te Deum laudamus" erschallt
aus sangesfrohen Kehlen, ein Dankgebet, daß wir
diese Stunde der Freiheit erleben durften.
Auch meine alte liebe Vaterstadt Trier, die
mit am schwersten und am längsten heimgesucht
war, ist wieder frei, sie, die im Laufe der Jahr
hunderte so viel schon erdulden mußte. AIs Goethe
sie vor 180 Jahren in schwerer Kriegszeit besuchte,
schrieb er: „Ich wünschte wohl, die Stadt in guter
Jahreszeit, an friedlichen Tagen zu sehen, ihre
Bürger näher kennen zu lernen, welche von jeher
den Ruf haben, freundlich und fröhlich zu sein.
Bon ersterer Eigenschaft findet sich in diesem
Augenblick noch Spuren, von der zweiten kaum;
und wie sollte sich Fröhlichkeit in einem so wider
wärtigen Zustande erhalten!" . . .
Jahre lang haben die Trierer freundlich sein
müssen — weiß Gott, wie schwer es ihnen ge
worden ist, obwohl diese Eigenschaft nach dem
obigen klassischen Zeugnis ihnen von jeher ange
boren war, aber fröhlich, nein, fröhlich konnten
sie nicht fein. Möge ihre Fröhlichkeit, welche die
ölte Stadt meiner Kindheit auch mir ins Herz
selegt h^t, nun von neuem erwachen, wenn die
Gloàn und Glöckchen der Kirchen und Kapellen
den Tag der Befreiung begrüßen, und möge diese
Fröhlichkeit im sonnigen Moselland Kind und
Kinder kind ungetrübt erhalten bleiben von nun
an und in Ewigkeit!
Clara Viebig.
Die schönsten Punkte der Rheinpfalz.
Oben: Zweibrücken und Ludwigshafen.
Unten: Marktplatz von Landau und Stiftskirche von Kaiserslautern.
Wenn um die MMernachtsstunde des
30. Juni der letzte Eindringling den deutschen
Boden verlassen haben wird, gilt den Rhein
ländern und Pfälzern, die — ihrer deutschen Hei
mat unerschüttert treu — mehr denn elf Jahre
Leiden und Lasten feindlicher Besetzung trugen,
unser dankerfüllter Gruß! Wohl ist ihre end
gültige Befreiung unserer Freude, unseres Jubels
wert. Alle Freude, aller Jubel darf uns aber
nicht den Blick dafür trüben, daß hier kein End
ziel erreicht ist.
Gewiß ist eine der Fesseln und vielleicht die
niederdrückendste, weil sichtbarste, von uns ge
nommen,- aber zähen Kampf wird es noch kosten,
bis wir auch die Brüder an der Saar dem frem
den Joch entrissen haben. Wohin wir blicken:
in West, Oft, Nord und Süd blutet das verstüm
melte Reich aus offenen Wunden. Der allgemeinen
Wehrpflicht beraubt, zu einem Wehrsystem ge
zwungen, das die Grenzen fast schutzlos den Ge
lüsten unruhiger Nachbarn preisgibt, sieht dieses
Reich auch in jenen Gebieten, in denen mit der
Räumung das sichtbare Zeichen unserer Knecht
schaft verschwindet, seine Souveränität in Fesseln:
der angsterfüllte Haß unserer Feinde verbietet dem
deutschen Soldaten die Rückkehr in seine alten
Standorte im Westen!
An solchen Knebelungen ändert die Räumung
nichts. Da darf es auch jetzt für uns kein Rasten
geben. In unermüdlichem Ringen aller, die sich
Deutsche nennen, heißt es: vorwärts der vollen
Befreiung entgegen! Ich glaube an die Kraft
und den Geist unseres Volkes zu solchem Ringen,
weil ich an dessen inneren Kern glaube, und da
rum bin ich auch unerschütterlich im Glauben an
die Zukunft des Reiches.
v. Mackensen, General-Feldmarschall.
Auf dem Wege zur äußeren Freiheit tun wir
einen großen Schritt vorwärts. Möge ihm folgen
ein Fortschritt auf dem Wege zur inneren, see
lischen Freiheit unseres Volkes!
Dr. E u g e n Schiffer, Reichsminister a. D.
*
Der Tag, an dem der letzte fremde Soldat
deutschen Boden verläßt, ist auch für mein Gefühl,
trotz allem, was der Nation zu tragen bleibt, ein
Tag der Freude und tiefer Erleichterung. Ein
Stachel ist damit aus dem Fleische Deutschlands,
dem Fleische Europas gezogen, eine Last allen
denen vom Herzen genommen, die ein wenig
wahrscheinlicher geworden. Er bleibt auf Erden
immer unwahrscheinlich genug.
Thomas Mann.
*
Der Rhein ist nicht bloß eine wirtschaftliche
Größe, ist nicht nur von strategischem Werte, hat
nicht nur politische Bedeutung. Sein eigentlicher
Sinn für Deutschland liegt viel tiefer: Er ist
Sinnbild des Deutschtums, wie es sich im Nibe
lungenliede und im Kölner Dom darstellt. Rhein
land. das ist das Aachener Münster Karls des
Großen, ist wie keine andere Landschaft deutsches
Sagenland, hier reift das edelste Traubengut der
Welt, das edelste Erzeugnis deutscher Erde. Ja,
ein Sinnbild ist der Rhein!
Möchte seine Befreiung auch ein Sinnbild
sein, so wie das erste zersprengte Glied der Kette
dem Sklaven schon Freiheit bedeutet!
B ö r r i e s, Frhr. von Münchhausen.
*
Ich hatte einmal einen guten Freund, er
hieß Gustav Stresemann, einen Mann mit ganz
deutschem Herzen, optimistisch und idealistisch. Das
Hoffnungsfrohe lag in seiner Wesensart, und so
auch in seiner Politik. Ueber die ungeheuerlichen
Lasten, die uns der Poungplan aufbürdet, habe
ich öfters mit ihm sprechen können, und dann
pflegte er meinen Zweifeln mit den Worten zu
begegnen: „Erst wollen wir den Rhein frei haben,
um aufatmen zu können — und alles Weitere ab-
hier der Weg und die Wegbereitung zu höheren
Zielen fein. Oder wie Heinrich von Stein einmal
sagt: die Leidenschaft, durch die wir besser werden.
Was uns die endlich erreichte Befreiung des
Rheinlandes sagt?
Daß wir unsere Kräfte doppelt anstrengen
sollen, zu erhalten, was uns geworden, um es
vor neuen Ueberfällen und Gefahren männlich
zu schützen. In diesem Sinne wollen wir uns
freuen — und handeln!
Artur B r a u f e w e t t e r.
Zeitungszensur im besetzten Gebiet.
Eine der ersten Maßnahmen der feindlichen
Militärbehörde nach ber Besetzung des Rhein
landes war die vollständige Unterdrückung der
Presse. Später wurde diese in schärfster Weise
zensiert. Junge Offiziere, deren oft bisher noch
nicht einmal ausgeübter Lehrerberuf sie in den
Augen ihrer Vorgesetzten für den Posten geeignet
erscheinen ließ, begrüßten die willkommene Ge
legenheit, als Zensoren eine scharfe Attacke auf
alle Regungen des Deutschtums reiten zu können.
Was sie oft auf dem Schlachtfeld versäumt hatten,
das holten sie mit dem Rotstift nach. Aber auch
diese Machtvollkommenheit genügte den Zensoren
nicht. So zeigte einer von ihnen einen rheinischen
Redakteur an, weil dieser ihm dauernd Artikel
vorgelegt haben sollte, die Grund zu Beanstan
dungen gaben. Obwohl die Veröffentlichung «kt
Nichtveröffentlichung derselben vollständig in der
Hand des Zensoren-lag, wurde der Redakteur doch
zu zwei Monaten Gefängnis und zu 4CflO Mark
Geldstrafe verurteilt. Selbst Hirtenbriefe waren
vor dem Rotstift dieser Zensoren nicht sicher, und
so mußte es sich der verstorbene Kardinal Hart
mann gefallen lassen, daß in einem seiner Hirten
briefe das Wort Vaterland herausgestrichen
wurde. Der Redakteur aber, der das Wort stehen
ließ, weil der Zensor es einmal übersehen hatte,
wurde verwarnt. Erscheinungsverbote waren an
der Tagesordnung, selbst wenn sich .der Verleger
die redlichste Mühe gab, dem Feind keine Deran-
> lassung zum Einschreiten zu geben.
Burg Ltolzenfels am Rhein.
warten ..." Er hat nicht einmal die Rhein
befreiung abwarten können, er ist schon vorher
in den Sielen gestorben. Am deutschen Strom will
deutsche Dankbarkeit ihm nun ein Denkmal setzen.
Und das verdient er auch — das immer wird un
vergeßlich sich mit seinem Namen verbinden, daß
er es war, der die Räumung der besetzten Ge
biete von den alten Feinden durchgesetzt hat, ehe
die Frist abgelaufen ist, damit wir wieder „auf
atmen" dürfen und den Weg in die Freiheit zu
rückfinden. Ein Baum ist gebrochen worden, und
durch das Geläut der Glocken am letzten Räu
mungstage klingt auch das Hoffnungssrohe Stre-
femanns. Hoffnung ist der erwärmende Affekt
zu mutigem Aufschwung . . .
Feodor v. Zobeltitz.
*
Der Rhein ist frei! Frei von feindlicher Will
kür und Tyrannei, frei von fremdländischem
Wort und fremdländischem Druck! Ist wieder
deutsch und frei und ungehemmt in seinem Lauf!
Deutscher Sinn kann ohne den Begriff der
Freiheit nicht gedacht werden. Freiheit aber legt
Verantwortung auf. Nicht mit Worten und
tönenden Reden wollen wir dies epochemachende
Ereignis feiern. Sondern in dem Bewußtsein
unserer dadurch verdoppelten Verantwortlichkeit:
den Rhein und unser ganzes, immer noch aus
tausend Wunden blutendes Vaterland deutsch zu
erhalten. In jenem altgermanischen Sinne, dem
die Treue die erste deutsche Tugend, die erste
deutsche Kraft erschien . Kein Anlaß zur selbst-
genügsamen Freude an dem Erreichten, sondern
Anlaß, durch unentwegtes Streben nach dem höch
sten Erreichbaren zu trachten. Freude muß auch
Befreite Heimat.
Aus Rheinlands schwersten Tagen.
Erzählt von Georg Wagner.
1918. Trotz der Trauer in der kleinen rhei
nischen Stadt mußte jeder lächeln, der den An
schlag dort las, den ersten, mit dem der Feind dis
Mauern belebte. Wo mochte Fach den Dolmet
scher herbezogen haben, der ein so ausgezeichnetes
Deutsch schrieb? „Die Militärbehörde der Ver
bündeten", stand da, „nimmt das Kommando des
Landes in ihre Hände." Der Himmel mochte
wissen, wie groß diese Tatzen da sein würden.
„Sie erfordert von jedem die strengste Gehorsam
keit", hieß es weiter. Gehorsamkeit? Was war
denn das? „Die zur Zeit der Okkupation be
stehende Gesetze und Vorschriften werden von uns
verbürgt werden." Ein schönes Deutsch fürwahr,
doch ein Trost wenigstens. „Die Zivilamte", ver
sprach der Abschlag weiter, „werden unter Leitung
und Aufsicht der Militärbehörden ihre Tätigkeit
fortsetzen." Und dann zum Schluß: „Diese Be
kanntmachung stellt die Landesbesetzung von den
Verbündete Heere fest; sie erlegt jedem seine
Pflicht auf, die darin besteht, in der Arbeit, der
Ruhe und Zucht die Gegend wieder ins Leben
zu rufen." Gut, wenn auch nicht schön gesprochen,
Herr Foch, und handeln Sie bitte danach!
1923. Fünf Fahre Besetzung hatten das
Rheinland gelehrt, daß die Bekanntmachung da
mals ein Wisch war. „Gehorsamkeit?" Ja, Ge
horsam. den erzwang sich der Feind mit Schwarzen,
mit Bajonetten gegen wehrlose Bürger, mit Mes
sern und Pistolen gegen Frauen, die ihm nichj