Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

Landsszsîlung 
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123. Jahrgang 
123. Jahrgang. 
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klar geworden, woran es im Reich heute fehlt. 
Wenn das Volk tatsächlich so erschöpft und so 
willenlos geworden wäre, dann könnte es 
einem auslanddeutschen Redner, der heute 
hier und morgen dort, einmal zu Bauern, 
dann zu Offizieren, ein andermal wieder zu 
Kaufleuten spricht, doch nicht gelingen, gerade 
zu ein Aufflammen der Begeisterung auszu 
lösen, wenn er die A ufmerksa m k e i t 
von der Not des Tages arrf höhere 
Ziele lenkt. Mag das Volk in Aufschwang 
und in Niedergeschlagenheit manchmal übers 
Ziel schießen, es fühlt mit starkem Instinkt 
Hoffnungen und Gefahren der Zukunft, und 
recht oft sind es die Führer, welche die 
Entschuldigung eigener Schwä 
chen und Fehler i m angeblichen 
V e r s a ^e n des Volkswillens su 
ch e n. Führen heißt nicht den Stimmungen 
des Volkes nachgeben, f ü h rett heißt 
nicht, hineinhören und w i e d e r s a - 
gen, was man gerne gehört glattbt 
und was beliebt macht. Führen 
heißt Ziele setzen und Wege zu 
i h n en weisen. 
Aber auch wenn das Volk wirklich 
müde und willenlos wäre, wie ist es denn zu 
anderen Zeiten gewesen, als Deutschland dar 
niederlag! Man denke an die Zeit, als fran 
zösische Soldaten Deutschland bis an seine 
Ostgrenze besetzt hielten, als im Westen der 
Rheinbund und im Süden die französische He 
gemonie bestanden hat. Freilich kann man 
nicht von Regierungen erwarten, daß sie 
die Urkraft zu solcher Wiederaufrichtnng bei 
stellen. Die sind gebunden an den Buchstaben 
der Verträge. Die sind heute mehr denn je 
der Gefahr ausgesetzt auch im Volk auf Miß 
verstehen zu stoßen. Auch im Jahre 1813 sind 
es keine Minister gewesen, welche das Volk 
zur Gegenwehr gegen napoleonische Gewalt 
herrschaft begeistert haben. Ein paar preu 
ßische Offiziere und ein paar Professoren wa 
ren es damals, welche die Freiheitsbewegung 
bis zu solcher Kraft entfacht haben, daß die 
Staatsregierungen sich ihr nicht mehr wider 
setzen, sich ihrer mit Erfolg zur Befreiung des 
Vaterlandes bedienen konnten. 
Das deutsche Volk muß, die Hand am 
Pflug und an der Maschine, harte Arbeit lei 
sten, um nicht unterzugehen. Es wird sich 
Opfer auferlegen müssen, die es vielleicht 
heute noch nicht ahnt. Aber trotzdem und ge 
rade deshalb braucht es w e i t g e st e ck t ö 
Lebensziele für seine Zttkunft. Es mutz 
immer und immer wieder daran erinnert 
werden, daß Verhältnisse wie die heutigen 
nicht bestehen bleiben und daß in wenigen 
Jahrzehnten alles wieder ganz 
anders sein wird. Einfältig ist die 
Meinung unserer Gegner, sie könnten die 
Welt für immer in den Macht- und Le 
bensgrenzen eines Frieöenschlusscs festhal-l 
ten. Niemals war es so in der Geschichte unk» 
am sichersten werden neue Kämpfe und neues 
Unglück vermieden, wenn das nationale Iln-s 
recht und der geographische Unsinn der Ver 
trüge von 1919 allmählich vernünftigen Aen-i 
derungen weicht. Sache der deutschen Führer 
ist es, das ihrige dazu beizutragen, damit 
nicht wirklich ein Volk von dieser Größe, vott 
dieser Kraft und von diesen Fähigkeiten durch 
Lähmung seines Willens auf eine Stufe sinke, 
von der aus der Aufstieg zu neuer'Großmacht^ 
zu neuer Weltgeltung nie mehr möglich ist. 
Meine Versammlungstätigkeit in Ost^ 
und Westdeutschland, meine Reden und Aufs 
sätze haben gehässige Angriffe seitens der anss 
ländischen, besonders der polnischen Presse, 
zur Folge gehabt. Es ist mir dies ein Beweis, 
daß ich auf dem richtigen Wege bin. Tenn 
diese Angriffe kommen nur aus schlechtem 
Gewissen und aus der drückenden Sorg? 
unserer Gegner wegen der Halc- 
barkeit der Ergebnisse des Ge- 
waltfrieöens. Man hat die erste militä 
rische Macht der Welt durch Bruch deZ Völker 
rechts n. mit dem Einsatz ungeheuer Übermacht 
zu Boden gerungen und. sich nun der Hcff- 
nung hingegeben, durch Auslastung si hrzehn- 
telangen Tributes, durch wirtschaftliche Aus 
beutung, durch Wegnahme wichtiger Land- 
und Volksteile an allen Grenzen und durch 
militärische Besetzungen eine gewisse Sicher 
mäßigkeit der Wiedererlangung von 
Kolonien für Deutschland anzuhören 
hatte. Es gibt Deutsche, die in ihrer bezügli 
chen Zurückhaltung weiter gehen als die En 
tente, die im Friedensvertrag von Versailles 
eine Annexion der Kolonialgebietc nicht 
gewagt hat, sondern nur bis zur M andats- 
e r i e i l u n g gegangen ist. Bedrückend für 
mich ist die Wahrnehmung der rein negativen 
Stellungnahme auch mancher hervorragender 
Personen aus Wirtschafis- undAmtskreisen 
gewesen, die immer wieder darauf zurückka 
men, daß die Verfolgung solcher Wünsche 
zwecklos sei, weil unsere Gegner ihr unbe 
dingtes Veto einlegen würden. Es scheint mir 
nicht deutsche Sache zu sein, unseren 
Gegnern vorwegzunehmen, was s i e 
als Einwände geltend machen können,' wir 
haben vielmehr die Pflicht, das Richtige und 
Notwendige mit allen brauchbaren Mitteln 
anzustreben und mit allem Nachdruck zu ver 
treten. 
Man hat diesen Einwand nicht anerkannt 
und ihm entgegengehalten, das deutsche Volk 
sei zu müde, um sich mit anderen Gedanken 
abzugeben, als mit denen der Abwehr tägli 
cher Sorgen. Und nun ist mir mit einem Mal 
Gedanken zur Zeitgeschichte. 
Deutsche Zukunft m Gefahr 
Von Bundeskanzler a. D. Streeruwitz, Wien. 
vielfach diese Erfahrung machen. Anläßlich 
eines Nundfunkvortrages in Königsberg 
wurde mir auf Wunsch der deutschen Zensur 
die Streichung einzelner Stellen über die 
Kriegsschuldlüge aufgetragen — Sätze von 
einer Art, die im kleinen Oesterreich niemand 
verboten hätte. Ta ist mir der Gedanke ge 
kommen, ob denn Deutschland hin 
sichtlich der Duldung v o n E r n i e d - 
rigungen ohne kräftige Abtvehr 
nicht doch zu weit gehe. Meine Auffas 
sung ist dann durch eine Reihe mutloser 
Aeußerungen von Deutschen in Wort und 
Schrift bestätigt worden. Nicht nur von Deut 
schen, die im engen Leben stehend von harten 
Sorgen bedrückt waren, sondern von Füh 
rern. Noch weiter verstärkt wurde dieser 
Eindruck, als ich anläßlich einer Tagung in 
Süödeutschland eine Debatte über die Zweck- 
Grne öffentliche Erklärung. 
Wir erhalten folgende Zuschrift mit der Bitte 
um Aufnahme: 
Albersdorf-Holstein, den 26. Juni 1930. 
Herrn Rechtsanwalt Böhmcker-Eutin. 
In der Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung 
vom 18. Juni 1930 wird in einem Artikel, über 
schrieben: „Mittel und Zweck", unter Punkt 4 fol 
gendes behauptet: 
Die Behauptung, Rechtsanwalt Böhmcker hätte 
die Angelegenheit geprüft und das Recht Grantz 
und Genossen zugesprochen, ist unwahr. 
1. Wir fragen Sie hierdurch, Herr Rechts 
anwalt, ob mit Ihrem Einverständnis und Ihrem 
Wißen diese Behauptung des Herrn Bodo Ilhfe auf 
gestellt worden ist? 
2. Wir erklären folgendes: Sie haben vor zirka 
180 SA-Leuten in Rohwedders Gastwirtschaft in 
Albersdorf gesagt: Trotzdem ich mit wenig Ver 
trauen nach Albersdorf gefahren bin, habe ich mich 
an Hand der mir vorgelegten Akten und auf Grund 
der von mir eingezogenen Erkundigungen davon 
überzeugen müssen, daß das Recht in dem vor 
liegenden Streitfall auf Seiten von Dr. Grantz und 
dessen Anhängern sich befindet. Ich werde meinen 
ganzen Einfluß — und der ist beim Gauleiter be 
stimmt nicht gering — geltend machen, um das 
Recht durchzusetzen. Sollte dies nicht gelingen, jo 
werde ich mich an die Reichsleitung wenden und 
mich gleichzeitig mit anderen führenden Männern 
in Verbindung setzen, um so auf jeden Fall dafür 
zu sorgen, daß Recht Recht bleibt. Ich anerkenne, 
daß Dr. Grantz vollkommen richtig im Sinne des 
Programms gehandelt hat. Ich selbst hätte es 
ebenso gemacht. Dem Gauleiter muß ich zum Vor 
wurf machen, daß er sich — wahrscheinlich aus Ar 
beitsüberlastung — nicht genügend um die Sache 
Albersdorf gekümmert hat. Ich bitte Sie, Kame 
raden, mir Vertrauen zu schenken und von letzt ab 
nichts weiteres selbständig zu unternehmen. 
3. Herr Rechtsanwalt, sollten Sie die von 
uns unter Punkt 1 gestellte Frage bejahen, so kön 
nen wir nicht umhin, Sie auf Gründ der unter 
Punkt 2 von Ihnen seinerzeit abgegebenen und 
von uns jetzt wiederholten Erklärung als einen 
Menschen höchst eigenartigen Charakters und als 
einen sonderbaren Anwalt des Rechts öffentlich 
zu kennzeichnen. 
4. Sollten Sie die von uns unter Punkt 1 
gestellte Frage verneinen, so werden Sie mit uns 
darin einer Meinung sein. daß wir Recht daran 
tun, wenn wir Herrn Bodo Uhse, Ha nptschri fi 
letier der Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung, 
hiermit der öffentlichen Lüge bezichtigen. 
gez. Fr. Pastig, Hemmingstedt, 
M. H. Wiàn. tern#!. 
gez. E. Frantzen, Hemmingstedt. 
gez. Johann Meyn, Hemmingstedt, 
gez. Theodor Zimmer, Hemmingstedt, 
gez. Max Herfert, Albersdorf, 
gez. Peter Rolfs, Albersdorf, 
gez. Martin Rohwedder, Albersdorf, 
gez. Adolf Bothmann, Albersdorf, 
gez. Richard Bergmann, Albersdorf, 
gez. Heinrich Richter, Albersdorf, 
gez. Hans Rohwedder, Albersdorf, 
gez. Claus Boljen, Albersdorf, 
gez. August Bartels, Vunfoh, 
gez. Johann Luders, Bunfoh, 
gez. Heinrich Speck, Offenbüttel, 
gez. Emil Stecher, Offenbüttel, 
gez. H. Husmann, Jmmenstedt, 
gez. H. Krogmann, Arkebek, 
gez. P. Schröder, Arkebek, 
gez. H. Harders, Arkebek, 
gez. Elans Lamack, Röst, 
gez. Jacob Schmoock, Röst. 
gez. Richard Krauel, Bargenstedt, 
gez. Theodor Schild. Bargenstedt, 
gez. Heinrich Kolz, Dellbrück, 
gez. Friedrich Jacobsen, Schafstedt, 
gez. Chr. Thießen, Schafstedt, 
gez. Hermann Herzog, Schafstedt, 
gez. Fr. Schmoock, Röst. 
Der Kernpunkt der vorstehenden Einsen 
dung liegt in der Feststellung, daß Dr. Grantz 
im Sinne des Programms richtig gehandelt 
habe. Bisher war in der Oeffentlichkeit die 
Ansicht vorherrschend, daß die Meinungsver 
schiedenheiten in persönlichen Gründen ihre 
Ursache hätten. Nachdem nunmehr die vorste 
hende Veröffentlichung einer größeren An 
zahl von Persönlichkeiten erfolgt ist, die eine 
grundsätzliche Seite als den Ausgangspunkt 
der Meinungsverschiedenheiten behauptet, 
wird man der wetteren Auseinandersetzung 
mit Spannung entgegensehen. Nach dieser 
Erklärung wird die Gegenseite nicht umhin 
können, gerade zu dieser Seite der Sache Anf- 
klärnng zu geben bezw. Stellung zu nehmen. 
Wir haben seinerzeit schon nach der bekannten 
Oppositionsversammlung in Albersdorf dar 
auf hingewiesen, daß diese grundsätzliche Seite 
in der Angelegenheit eine größere Rolle spie 
len könne. Wir wiesen dabei auf gewisse Vor 
gänge hin, die auf Gegensätze zwischen 
der Hitler-Gruppe und der Berliner Gruppe 
GtrŞr rmö Gööbels hindeuteten. ■<■©
	        
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