Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

Vergebliche Warnung vor Feierabeno. 
Der Einsturz des ArrswemdSrer- 
Heims in Genus. 
BsifpisÜoier Leichtsinn der Besitzer und Bauleiter. 
Ueber das große Einsturzunglück in Ge 
nua, von dem wir schon berichteten, geben die 
£>. N. noch folgende ausführliche Darstellung: 
Ein furchtbares Unglück, wie es in die 
sen: Umfang glücklicherweise zu den Selten 
heiten gehört, hat am Abend des 2. Juni im 
belebtesten Viertel von Genua das vollbe 
setzte Hans der Auswanderer völlig zerstört. 
Die italienische Presse ist einig in der 
Beurteilung des geradezu beispiellosen 
Leichtsinns der Besitzer und Bauleiter 
des noch ziemlich neuen großen Gebäu 
des, die alle verhaftet wurden. 
Genua, die größte Hafenstadt des Mittel- 
rqe^rs, ist bekanntlich terrassenförmig auf den 
Hangen des Appenin aufgebaut, die steil zum 
Meer abfallen: dem regen Verkehr dienen 
eine ganze Anzahl Drahtseilbahnen, öffent 
liche Tunnels, dazwischen winden sich zahl 
lose Treppen hinauf und hinab. Dicht über 
dem jeden Rivierareisenden bekannten Haupt 
bahnhof Piazza Principe führt eine solche 
Treppe nach einer Gruppe neuer Hochhäuser, 
von denen eins als Auswandererheim von 
einem Privatunternehmer betrieben wird: 
hier werden die Emigranten, die meist in 
Gruppen unter Führung von Agenten kom 
men, ärztlich und polizeilich untersucht, ehe 
sie auf die Schiffe nach Nebersee gehen oder, 
als Rückwanderer, die Bahnfahrt in die Hei 
mat antreten. So herrscht hier tagaus, tagein 
ein Kommen und Gehen von meist Minder 
bemittelten mit viel Gepäck und viel Kindern: 
hier wird in allen Sprachen Osteuropas und 
der Levante gesungen, gestritten, gelacht und 
geweint. Betrunkene, Kranke und Sterbende, 
Aufgeregte und Gefaßte: an Ruhe denkt hier 
niemand, und doch scheint es vielen noch ein 
Paradies gegen das Zwischendeck, das ihnen 
bevorsteht oder dem sie eben entronnen sind. 
Aber dieser Bienenkorb mit dem großartigen 
Namen „Hotel Christoph Columbus" sollte 
doch wenigstens für die Behörden so tun, als 
werde hier alles für diese Aermsten der Ar 
men getan, und so war man dabei, das erste 
Stockwerk ganz für Bäder und Tuschen um 
zubauen, schon um den Aerzten bei der Ge- 
sundheitSvisite das hier gewiß oft wenig ap 
petitliche Geschäft etwas erträglicher zu 
machen: 
mit unbegreiflicher Sorglosigkeit hatten 
hier die Maurer sämtliche Zwischen 
mauern kurzerhand emgerrssen, so daß 
setzt die vier oberen Stockwerke einzig 
und allein auf den Außenwänden ruh 
ten! Und dabei — das Geschäft durfte ja 
nicht stocken — ging oben das geschil 
derte Treiben der Auswanderer ohne 
Unterbrechung weiter seinen Gang! 
Richt genug: am Morgen und am Nachmit 
tag des Unglückstages haben Gäste, darunter 
ein Feuerwehrbeamter ans Buenos Aires, 
der sich auf Fragen der Bansicherheit ver 
stand, den Besitzer auf große Sprünge und 
beständiges Bröckeln in den oberen Stock 
werken aufmerksam gemacht. Aber der her 
beigerufene Leiter der Umbauten erklärte 
großartig, es sei keine Gefahr! 
Immerhin gab er den Befehl, einige 
Wände zu stützen, aber 17 Uhr ist Fei 
erabend und morgen ist auch ein Tag. 
Es kam nicht mehr zum Morgen für die ar 
men 380 Gäste des „Hotel Christoph Colum 
bus"! Die meisten von ihnen waren Rück 
wanderer, die mit dem großen Dampfer 
„Giulio Cesare" aus Südamerika wiederge 
kommen waren, eine wahre Arche Noahs, 
Sizilianer, Polen, Ungarn, Armenier und 
Syrer, die alle genug hatten von „da drüben". 
Sciroccohitze über der ruhelosen Stadt. 
Todmüde liegen die. Leute auf den eisernen 
Betten, schlafen trotz des ewigen Lärms ein: 
es gilt ja Vorrat schlafen vor der langen 
Bahnfahrt. 
Ta — kurz nach 21 Uhr — ein verdäch 
tiges Knirschen überall, dann ein 
dumpfes Murren und nnter vielfachem 
Aufschrei bricht der ganze dritte Stock 
zusammen, unmittelbar gefolgt von 
dem vierten und dem Dachgeschoß! 
Wolken von Staub und Mörtel schießen über 
dem ganzen plötzlich in Dunkel gehüllten Ge 
bäude empor, aus dem unten völlig wirr 
und planlos notdürftig bekleidete Gestalten, 
unverständliche Worte ansstoßend, heraus 
und die steile Gasse hinunterstürzend, in die 
Stadt, auf den Bahnhof, bis in die abfahrt- 
bereiten Züge. In wenigen Minuten hat sich 
eine riesige Menschenmenge angesammelt, wie 
immer, mehr Neugierige als Helfer, aber 
glücklicherweise liegen in unmittelbarer Nähe 
zwei Kasernen: Matrosen, Hafenmiliz und 
Karabinieri sorgen für Absperrung, wäh 
rend die Feuerwehr mutig beim Schein star 
ker Reflektoren in das Unglückshaus ein 
dringt und allmählich eine ganze Reihe von 
Verletzten hervorholt. 
Einem jungen Araber hat die stürzende 
Wand beide Beine begraben: mit Gewalt 
müssen nicht wenige zurückgehalten werden. 
?/ 
Wenn bas Kinö 
keine Mlch mehr will, 
dann geben Sie ihm 
Æchka&reinBv*! 
Der wird dreimal 
so leicht verbaut wie 
Milch allein / 
... und viel,viel 
liebe? gemmkm/ 
^ Rezept: zurtzälfte 
èoppelstarker Làteà; 
zur Hälfte Milch/ 
die ihre Wertsachen zu retten hoffen. Mit 
Recht, denn bald stürzt alles, was noch über 
dem ausgehöhlten ersten Stock intakt geblie 
ben war, nun völlig zusammen! Die ganze 
Rache durch sind die Mannschaften an der Ar 
beit: am Morgen stellt der Appell, der mit 
Hilfe der Schiffsliste wiederholt abgehalten 
wird, fest, daß sieben Tote und fast 20 mehr 
oder weniger Verletzte zu beklagen sind, die 
alle verschiedenen östlichen Nationen ange 
hören. 
Die Erbitterung gegen den Besitzer und 
die Bauunternehmer ist allgemein: man er 
innert sich der nicht vereinzelt 'n Unglücks 
fälle ähnlicher Art, die in den letzen Jahren 
besonders in Neapel zu beklagen sind. 
PeriNZal ehrt d« toten deutschen 
Gesandten. 
WTB. Lissabon, 9. Juni. Die Leichen 
parade für den verstorbenen, Gesandten von 
Baligand, die sich außerordentlich eindrucks 
voll gestaltete, ging in Alkwesenheit voll Tau 
senden von Menschen vonstatten, die öen Weg 
von der deutschen Gesandtschaft bis zum 
deutschen Kirchhof umsäumten. Ter Trauer- 
zug verließ die Gesandtschaft um 4 Uhr nach 
mittags. Es nahmen daran teil sämtliche 
Mitglieder des Diplomatischen Korps, das 
Personal der deutschen Gesandtschaft, sämt 
liche Mitglieder der Regierung unter Füh 
rung des Ministerpräsidenten und der Chef 
des Protokolls Barreto da Cruz, der den 
Präsidenten der Republik vertrat: es folgten 
zahlreiche Wagen mit den Orden des Ge 
sandten und Kränzen sowie das Automobil, 
in dem der Gesandte ermordet wurde. Der 
mit der deutschen und der portugiesischen 
Flagge bedeckte Sarg wurde auf einer Ge 
schützlafette geführt, an deren Seiten eine 
aus Kavallerieregimentern und Schwadronen 
der Republikanischen Garde gebildete Eyren- 
eskorte ritt. Die deutsche Kolonie und eine 
unzählige Menschenmenge folgten dem Sarge. 
Truppen der Lissaboner Garnison und der 
Marine erwiesen dem vorüberziehenden 
Zuge die Ehrenbezeugungen, während die 
Musik Trauermärsche spielte. Um 3,30 Uhr 
langte der Leichenzug auf dem Kirchhof an, 
wo die Infanterie und eine Batterie der Ar 
tillerie Salven abfeuerten. 
Nachdem der Trauerzug mit den sterblichen 
Ueberresten des Gesandten von Baligand am 
Friedhof angelangt war, wurde der Sarg von der 
Geschützlafette heruntergenommen und von portu 
giesischen und deutschen Matrosen von dem Tor des 
Friedhofs bis zur Kapelle getragen. Die Mit 
glieder der Regierung und das Diplomatische 
Korps bildeten Spalier beiderseits des Weges. 
Der Sarg wurde auf den Katafalk gestellt und der 
Auditor an der apostolischen Nuntiatur, Arata, 
dem der Kaplan der deutschen Kokon-ke zur SsŞ 
stand, erteilte den Sogen. Den ganzen gestrige« 
Tag trafen »och zahlreiche Beileidstelegramme ein. 
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Dr. Albert mn Baligmrd 
Kraftwagen von einem Felsblock 
zertrümmert. 
TU. Paris, 10. Juni. Ein folgenschwerer 
Unfr 'l, der 3 Personen das Leben kostete, ets 
eignete sich in der vergangenen Nacht be> 
Meillerie in Savoyen. Während eines schwe 
ren Gewitters löste sich in den Bergen ei» 
großer Felsülock nutz stürzte gerade in der« 
Angenblick aus die Straße, als ein Kraftwa 
gen vorüberfnhr. Der Wagen wurde gänzli«) 
zertrümmert. Drei Insassen waren auf der 
Stelle tot, während zwei andere mit lebens 
gefährlichen Verletzungen in ein Kranke«- 
haus überführt werden mußten. 
Blitzschlag in zwei Vergsteigergrnppen. 
TU. München, 10. Juni. Bei einem schwe 
ren Unwetter am Watzmann schlug der Blw 
in eine große Gruppe Bergsteiger an der Un 
terkunftshütte am Hochcck und in eine TouU- 
stengruppe an der Mittelsprtze. Alle Persone« 
wurden betäubt. Ein Friseurgehilfe ans Berch 
tesgaden erlitt lebensgefährliche Verbrenn««' 
ge», ein Münchener Tourist trug schweb 
Brandwunden davon. 
Affen im Bois de Boulogne. 
Paris, 10 Juni. Gestern bemerkten Spaziesi 
ganger im Bois de Boulogne zwei Affen in 5^ 
heit. Einer saß auf der Straße und schnitt G«' 
Massen. Als die Spaziergänger sich näherten, 
griffen die Affen die Flucht auf die nächsten Bä«-i 
me. Woher die Affen kamen, weiß man noch nicht- 
Die Polizei veranstaltete eine amüsante Afft«- 
jagd vor zahlreichen Pariser Zuschauern. Na« 
einigen heiteren Zwischenfällen gelang es den ver 
einten Bemühungen von Polizei und Feuerwş 
den einen Affen einzufangen, während der zweit^ 
sich tiefer in das Bois de Boulogne zuriickgezoş 
hat. 
Die Post eines vermißten spanischen Flugzeug«« 
gefunden. 
T-ll. Paris, 10. Juni. Der Besitzer ei«e§ 
Fischerbootes hat der spanischen Behörde in Cadtz 
vier Postsäcke ausgeliefert, die er auf hoher 
zwischen Teilen eines abgestürzten Flugzeuges a«tz 
gefischt halte. Man nimmt an, daß es sich um S« 5 
Post des Flugzeuges handelt, das den Dienst La 
rache—Sevilla versah und von dem man seit Mw- 
woch ohne Nachricht geblieben war. 
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WOCHENENDE! 
Ob Sie Ihren Urlaub an der See, am Rhein oder 
im Gebirge verbringen, Sie sollten vor Ihrer Reise 
einen Rundgang durch unser Haus unternehmen, 
Sie werden dort manches finden, was Ihnen noch 
für die Fahrt oder den Koffer fehlt und woran Sie 
im Augenblick garnicht denken. 
Ganz besonders empfehlen wir Ihnen eine Be 
sichtigung unseres Spezialfensters. 
Wir führen die bekanntesten Markenartikel für 
Tœa-ts-ass, Bad uncä Reise. 
Kommen Sie cSî&Hcìs” ijrBS», 
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