OeffenLlich-rechtliche ZeßLsragen.
Die nachstehenden Ausführungen Mol-
denhaners sind angesichts der augenblick
lichen Verhandlungen um Ausgabensen
kung und Etatsdeckung ganz besonders
aktuell.
In der im Mai stattgefundcnen Bespre
chung mit den Vertretern der Beamtenspitzen-
vrganisationen führte Reichsfinanzminister
Dr. Moldenhauer etwa folgendes aus:
Wir leben in einer finanziell überaus
britischen Zeit. Erstes Erfordernis war und ist,
Etat in Ordnung zu bringen und die Kas
senverhältnisse des Reiches zu sanieren, da
das Reich sonst außer Stande ist, seinen Ver
pflichtungen nachzukommen. In den vergan
genen Monaten hat mehrfach die Gefahr be
standen, daß die Beamtengehälter nicht recht
zeitig ausgezahlt werden konnten. In einer
Zeit, in der dem Teutschen Volke 580 Milli
onen neue Steuern aufgebürdet werden mutz
ten, kann man, um den Etat in Ordnung zu
bringen, an einer Kürzung der Ausgaben
nicht vorüber gehen. Dabei wurde häufig in
erster Linie an eine Kürzung der Gehälter der
Beanrten gedacht. Dieser Gedanke ist immer
wieder aufgetaucht, nicht nur im Reich, son
dern auch bei Finanzministern der Länder.
Das Notopfer der Festbesoldeten war sehr po
pulär. Auch der Herr Reichspräsident hat sich
sstr diesen Gedanken ausgesprochen. Die Be
strebungen sind auch jetzt noch Leitstern sür
Biele. Die Angriffe auf die Gehälter der
Beamtenschaft kehren täglich wieder. Immer
wieder wird verlangt, die Besoldungs
erhöhung vom Jahre 1927 wieder rückgängig
Su machen. Ich werde mich nach wie vor ge
gen solche Absichten wehren. Wir können aber
siur durchhalten, wenn die Reichsfinanzen
in Ordnung bleiben. Das kann aber auf die
Dauer nicht nur durch neue Steuern zwecks
Erhöhung der Einnahmen geschehen, sondern
wan mutz auch an eine vernünftige Senkung
der Ausgaben denken. Dabei kann man an
dem großen Posten, den die Beamtengehälter
ausmachen, nicht vorübergehen. Es besteht
Zweifellos die Möglichkeit, Behörden zusam
menzulegen, wie es schon da und dort ge
schehen ist. Wir haben noch zu viele Oberpost
direktionen und zu viele Landesfinanzämter.
Auch können Amtsgerichte und Finanzämter
zusammengelegt werden. Ich denke also nicht
an einen Beamtenabba» alter Art, sondern an
eine Einschränkung des Behördenapparates
Und im Zusammenhang damit an einen na
türlichen Ausfall von Beamtenstellen, wie ihn
i B. § 40 des Besoldungsgesetzes bringt. Auch
auf dem Wege der Gesetzgebung, insbesondere
der Steuergesetzgebung, muß vereinfacht wer
den. Ein Personalabbau alter Art liegt mir
fern, ich denke an eine vernünftige Rationa
lisierung der Verwaltung. Die Länder bitten
dringend darum. Pensiousgrenze auf 68
Jahre heraufzusetzen. Die örtlichen Sonder
zuschläge sollen in einer langen Reihe von
Jahren langsam abgebaut werden. Der Ur
laub kann in geringfügigem Umfang einge
schränkt werden, ohne daß dabei Härten ent
stehen. Bezüglich des Vesoldungssperrgesetzes
sind Vorschläge noch nicht ausgearbeitet. Eine
Angleichung zwischen R- ubsbeamten und Ge-
meindebeamten, wobei Berschiedenartig-
keit der Dinge Rechnung getragen werden
kann, muß erreicht werden. Diese Gedanken
müssen zur Debatte gestellt werden, da die
teilweise katastrophale Finanzlage der Städte
zu ernsten Maßnahmen zwingt. Wie dies zu
geschehen hat, ist eine Frage der Zukunft,' ich
bin gern bereit, mich hierüber mit Ihnen zu
unterhalten. Zunächst sind nur Gedanken zur
Diskussion gestellt. Unnötige Schärfen sollen
vermieden werden. In der Frage der Pen-
siouskürzuttg denke ich an Doppelverdiener.
Es kommt jetzt häufiger vor, daß Beamte in
verhältnismäßig jungen Jahren den Staats
dienst mit Pension verlassen und anderweitig
erhebliche Einkommen verdienen. Wenn z. B.
ein Pensionär noch 6000 R./( nebenher be
zieht, so kann immerhin erwogen werden, viel
leicht die Hälfte hiervon auf die Pension an
zurechnen. Auch an den Zuwendungen sür
Kriegsbeschädigte wird man nicht vorbei gehen
können. Im letzten Jahre, 11 Jahre nach
Kriegsende, sind über 50 000 neue Zugänge zu
verzeichnen gewesen. Weitere Anmeldungen
sollen nicht mehr angenommen werden.
Ich muß als Finanzminister überall ein
schreiten, mutz versuchen, überall zu sparen?
ich weiß, daß ich mir damit wenig Sympathik
erwerbe. Eines darf ich Ihnen aber versichern.
Ihre materielle und rechtliche Grundlage will
ich unter allen Umständen erhalten. Ans einer
kinderreichen Beamtenfamilie stammend,
kenne ich die täglichen Sorgen eines Beamten-
haushalts am eigenen Leibe. Aber jetzt kann
uns nur fester Wille zur Sparsamkeit helfen.
Alle Wünsche auf eine Verbesserung Ihrer
Lage muß ich im Augenblick ablehnen. Ich
weiß noch nicht, was in der nächsten Zeit wer
den wird. Der Etat kann jederzeit wieder
über den Haufen geworfen werden. Die Lage
ist nach wie vor ungeheuer kritisch und be
reitet mir schlaflose Nächte. Es bedarf noch
heroischer Anstrengungen, und ich mutz zu
allem, was eine Ausgabenerhöhung bedeutet,
ein bestimmtes Nein sagen. Für die weitere
Zukunft, vielleicht schon in 4 bis 5 Monaten,
sehe ich optimistischer. Ich bitte Sie in Ihrem
eigenen Interesse um Ihre Unterstützung.
Wenn die Wogen über uns hinweggehen soll
ten, weiß ich nicht, was mit den Beamtenge
hältern werden soll. Es wird sich später man
ches nachholen lassen, aber jetzt müssen wir
das Schiff vor dem Sinken bewahren. Ich
würde mich freuen, wenn Sie mir Vertrauen
entgegenbringen könnten? ich werde dafür sor
gen, daß Ihre Rechte und Ihre materielle
Grundlage erhalten bleibt.
Dr. Moldsnhaner wies zum Schluß darauf
hin, daß unlängst die Vertreter einer Groß
stadt bei ihm gewesen seien mit der Bitte um
finanzielle Hilfe aus Mitteln des Reiches, da
die Verpflichtungen der Stadt nicht mehr er
füllt werden könnten. Eine Nachprüfung habe
ergeben, daß diese Stadtverwaltung in besol
dungspolitischer Hinsicht weit über die Ver
hältnisse beim Reich hinausgegangen sei. Es
gehe nicht an, einerseits so zu wirtschaften und
dann Neichsmittel in Anspruch zu nehmen.
Der Minister erklärte sich nochmals bereit,
über weitere Einzelheiten mit den Organisa
tionen vor Weitergabe der Regierungsvor
lage eines Ausgabengesetzes an den Reichsrat
zu verhandeln. Er könne es verstehen, daß
die Beamtenschaft, die geplanten Maßnahmen
nicht begrüßen könne, daß wolle er anch nicht
verlangen, aber er bitte um Verständnis und
um Vertrauen und sichere nochmals den mate
riellen und rechtlichen Belangen der Beamten
schaft seinen Schutz zu.
Mm§ fîìMîïmm*
Pensionen und Renten für Kriegsbeschädigte
im Nachtragshaushalt 1920.
Ter Nachtragshaushalt 1929 für Versor
gung und Ruhegehälter schließt mit einer
Mehrausgabe von 59,5 Millionen ‘SÏJI gegen
über dem Voranschlag. Es ist bedeutsam, da
bei zu wissen, daß nur 4,5 Millionen ?ÜJl die
ser Nac- Bewilligung auf die Zivilvcrsorgung
der Bea-nten und 64,780 Millionen TilJl aus
Renten für Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen
und -waisen entfallen. Die Gründe für das
Anwachsen dieser Ausgaben liegen in der
Tatsache, daß die Zahl der Versorgungsberech
tigten int Laufe des Jahres um rund 60 000
gestiegen ist. Da anch in den nächsten Jahren
mit einer schwankenden Zahl in der Kriegs-
beschädigtenversorgung gerechnet werden mutz,
werden wir mit einer Aenderung im Etat
für Versorgung und Ruhegehälter noch zu
rechnen haben. Es muß aber stets daraus
hingewiesen werden, daß daran die Ruhege
hälter der Beamten nicht beteiligt sind.
Sdiâmnpon
l.Exlra,'mit Xaargl&n2-Juloer 304)
Reichsimfall- und Invalidenversicherung 1929.
Das Reichsversicherimssamt veröffentlicht soeben
di« vorläufigen Geschäfts- und Rechnungsergebnisse der
Träger der Unfall- und Invalidenversicherung sür das
Fahr 1929.
Die Ausgaben für die Unfallversicherung, für das
Fahr 1929 sind hiernach — in Abweichung von den
bisherigen vorläufigen — auf 409,7 Millionen RM
festgestellt worden. Das von den Detriebsunternehmern
aufzubringende Umlage-soll beträgt für das Jahr 1929
bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften 293 505 890
RM (1928 : 277 947 IW RM); bei den landwirtschaft
lichen Berufsgenossenschaften 87 742 000 RM (1928:
79 364100 RM). Die Zahl der versicherten Personen
(teilweise geschätzt) ist bei den gewerblichen Berufs
genossenschaften von 11895 705 im Jahre 1928 aus
11962 368 im Jahre 1929 gestiegen. Die Zahl d«
Vollarbeiter (ebenfalls teilweise geschätzt) ist ebenfalls
im Fahre 1929 gestiegen, und zwar auf 10 630 368 gegen
10 601 20-l im Fahre 1928. Für die landwirtşchast-
liche Unfallversicherung kommen 14068 000 Versicherte
in Betracht. Die der Umlage zugrunde gelegten Löhne
sind auf 22 723 038 WO RM festgestellt worden (1928:
21 827 000 0*00 RM).
In der Invalidenversicherung betrug die Gesamt
einnahme int Fahre 1929: 1233,37 Mill. RM gegen
über 1201,8 Mill. RM irrt Vorjahre. Hiervon ent
fallen 1 092,4 Mill. RM auf Beiträge, 73,5 Mill. RM
auf Zinsen, der Rest auf sonstige Einnahmen, unter
denen 40 Mill. RM „Zoll-gelder" den Hauptbetrag
bilden. Die Gesamtausgaben sind von 805.9 Mill.
RM im Vorjahre auf 930 Mill. RM angewachsen.
Unter ihnen nehmen die Rentenleistungen mit rund
770 Mill. RM den Hauptanieil ein. Unter den Auf
wendungen für freiwillige Leistungen (97,5 Mill. RM
gegenüber 78.2 Mill. RM im Fahre 1928 für Heil
verfahren. Jnvalidenhauspflege, Waisenhauspflege
usw.) nehmen die zur Abwendung der drohenden In
validität eines Versicherten eingeleiteten Heilverfah
ren mit einer Ausgabesumme von 92,54 Mill. RM den
ersten Platz ein.
Aus Gesamteinnahmen und Gesamtausgaben er
gab sich im Jahre 1929 ein Vermögenszuwachs in Höhe
von 308,3 Mill RM. Da die Gesamtheit der Träge»
der Invalidenversicherung Ende des Fahre 1928 über
ein Reinvermögen von rund 1278 Mill. NM verfügte,
dürfte dies Vermögen bis Ende. 1929 auf etwa 1581
Mill. RM angewachsen sein.
Die landwirtschaftl. Genossenschaften
im Mai 1839.
Nach der Statistik des Reichsoerbandes der deni
zen landwirtschaftlichen Genossenschaften — Raiffeisen
*■ V. — waren am 1. Juni 19S0 vorhanden: 122
Lentralgenossenschaften, 20321 Spar- und Darlehns
kassen, 4566 Bezugs- und Absatzgenosiensch asten, 4660
Äolkereigenossenschaflen, 11216 sonstige Eenossenschaf-
ken, zusammen 40 885 landwirtschaftliche Genossenschaf
ten. Fm Gegensatz zu den Monaten Mäîz und April
êeigt die Bewegung im landwirtschaftlichen Genossen
schaftswesen im Monat Mai wiederum eine Aufwärts-
kewegung, die mit einem effektiven Eefamtzuwachs von
25 Genossenschaften abschließt und damit di« Abgänge
^«r beiden letzten Monate wieder ausgeglichen hat.
Erwerb des Reiter- rmb
Fahrabzeichsrrs.
Die Kommission für L eistu ngsprüfu nge n von
îtzarmblutpfeàn in Schleswig-Holstein teilt uns mit:
Auf Veranlassung der Landwirtschaftskammei für
Provinz Schl e swig-Hositei n haben sich die von
"ieser Behörde anerkannten Reit- und Fahrschulen
Elmshorn, Schleswig, Kiel und Eutin bereit erklärt,
ņ«ch Bedarf Prüfungen zum Erwerb des deutschen
weiter- und Fahrerabzeichens zu veranstalten, wenn
^nirgend Anmeldungen hierfür vorliegen. Die Schulen
Wellen den Bewerbern geeignete Pferd« zum Reiten
^nd Springen bezw. Gespanne zur Verfügung, laden
vom Reichsverband für diese Prüfungen anerkann-
î'ku Richter ein und besorgen auch die Vesitzbeschemi-
^ngshefte ßie nach bestandener Prüfung dem Reichs-
^rband für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts,
^rlin, eingereicht werden müssen. Zur Deckung der
^kosten für di« Vorarbeiten,. Pferdegestell-uNlg und
'breisrichterreisen. sind die Schulen berechtigt, eine
Gebühr zu erheben, die in mäßigen Grenzen bleibt
demgemäß um so geringer wird, je mehr Teil-
^hmer an den einzelnen B e we rbungs tagen zusammen-
rnmen.
ì>u
dg.
Auf Grund der von ihnen eingegangenen Anmel
den fetzen die Schulen die Prüfungstage fest, die
un ebenso wie die vorstehende Nachricht in den
Tageszeitungen veröffentlicht werden.
Reiter und Fahrer, die beabsichtigen, sich an dem
^rausiichtlich Ende September in Segeberg stattsin-
jotben Landesturnier des Provinz ial-Verbandes schles-
'^-holsteinischer Reit- und Fahrvereine zu beteiligen,
e ‘ cn darauf aufmerksam gemacht, daß auf dem Lan-
d°st
urnier zu Dresiurprüftingen Kl L.. Jagdspringen
îl. L. f,
sowie Reiter- und Fahrerprüjungen nur Be
sitzer des bronzenen Reiter- und Fahrerabzeichens start
berechtigt sein sollen.
Zur Bewerbung um das silberne Abzeichen wer
den bis auf weiteres in Schleswig-Holstein nur solche
Anwärter zugelassen, die den Nachweis einer minde
stens dreimonatlichen Ausbildung an einer Reit- und
Fahrschule oder eine dieser entsprechenden Ausbildung
erbringen können.
Dis SIRtzķmgIîkktîsņ am
SchWemKMsrtt.
Zu diesem Artikel in der Ausgabe vom Freitag,
den 30. Mai schreibt uns die „Genossenschaftliche Vieh-
verwertung Hamburg":
Zweck unseres Eingreifens war, bei einem Ueber-
angebot von 7000 Schweinen einen katastrophalen
Preissturz zu verhindern. Solche Preisstürze sind mit
Recht von den Einsendern gefürchtet, aber anch die
Engross.chlachter, soweit sie am Markt kaufen, haben
kein Interesse daran, da an solchen Tagen nur Geld
verloren wird. Der Zweck wurde erreicht. Die Preise
für die leichten, mageren Schweine hielten sich. Es
sind ca. 1800 Schweine zu 63 und darüber verkauft
worden und auch bei den schweren Schweinen gaben
die Preise nicht übermäßig nach. Wenn nun die No
tierung nicht dem tatsächlichen Marktverlaus entspricht,
so liegt das daran, daß in Hamburg nicht nach Schluß-
scheinen notiert wird, sondern Vertreter der verschie
densten Jnteressentengruppen ihre Notiz abgeben und
das Mittel dieser Notierungen maßgebend ist. Di«
Vornotiz lautete 64—64 Pfg. für magere Schweine,
ein Zeichen dafür, daß auch zu diesen Kursen verkauft
ist. Von den verschiedensten Seiten ist auch bei der
Marktverwaltung gegen die nicht dem Marktverlauf
entsprechende Notiz Einspruch erhoben, und es ist an
zuerkennen, daß sich der Herr Schlachthofdirektor sehr
eingehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat.
Sollten tatsächlich Schweine mit 59—60 Pfg in
Mannheim angeboten sein, so kann es sich nicht um
leichte Fleischschweine gehandelt haben. Wenn der
artig« Qualitäten zu diesem Kurse angeboten sind, so
hat bestimmt nicht die Möglichkeit und der Wille zum
Liefern bestanden. Er wird dann ferner behauptet,
der betr Markttag hätte dem Reich 7000 RM gekostet.
Es mutz hier festgestellt werden, daß das Reich über
haupt nichts mit der ganzen Geschichte zu tun hat.
Genau so gut, wie andere Privatleute Schweine aus
führen und Einfuhrscheine bekommen, können das die
Genossenschaften auch. Um eine vernünftige Regelung
dieser Ausfuhr sicherzustellen, ist tüchtigen, erfahrenen
Fachleuten in Mannheim die Sache in die Hand ge
geben und diese werden an der richtigen Stelle helfen,
unbekümmert darum, ob Neider die Oeffentlichkeit mit
Phantaftezahlen zu beeinflussen suchen. ,
Schon vor der Hamburger Aktion hatte Frankreich
für lebende Schweine die Einfuhr gesperrt. Es kann
also keine Rede davbn sein, daß diese Aufkäufe irgend-
welchsn Einfluß darauf gehabt haben. Daß die Ein
fuhr für schwere Schweine nach Oesterreich so erschwert
wird, geht auf das Konto gewisser Händlerkr^ise, die
durch Mehrbeschickung von 1500 Schweinen an einem
Tage den Wiener Markt überlasteten und die so
nötige Ausfuhr von fetten Schweinen für die Folge
ins Stocken brachten. *.
sind
HemsşmsKmee rmK TwŞDStzàîjlchņtt
Aorlüufig unentbehrlich. — Der Wohlfahrtsmimster über die Zukunft
der Wohnungswirtschaft.
TU. Frankfurt a. M., 4. Juni. In der Hauptver
sammlung aller an der Tagung für Wohnungswesen
beteiligten Verbände sprach am Mittwoch der preußi
sche Wohlfahrtsminister Dr. Hirtsiefer über die Zu
kunft der Wohnungswirtschaft. Die Wohnungszwangs-
wirtschaft, so rührte er u. a. aus. kann erst dann auf
gehoben werden, wenn auf dein Wohnungsmarkt ge
ordnete Verhältnisse eingetreten sind, womit man wohl
in 5 Fahren rechnen kann. Es müsse dann ein soziales
Mietsrecht kommen, dessen wichtigster Inhalt die Be
seitigung des schrankenlosen Kiindigungs- und Miets-
ftergerungsrechtes sein müsse. Wohnungsaufsicht und
Wohnungspflege müßten wieder stärker ausgebaut wer
den, gute Wohnräumc erhalten, menschenunwürdige
dagegen beseitigt werden. Sobald die dringendste
Wohnungsnot beseitigt sei, werde an diese Wohnungs-
reform herangegangen. Die Neubautätigkeit müsse
auch in Zukunft mit allem Nachdruck gefördert werden.
Dazu fei außer der weiteren Zur-Verfü,gungsstellung
der Hauszinssteuerhypotheken Senkung der Baukosten
und Verbilligung des Bargeldes nötig. Leider habe
sich die allgemeine Zinssenkung bis jetzt noch nicht auf
dem Hypothekenmarkt ausgewirkt. Sollte eine solche
Senkung nicht eintreten, dann bliebe nur eine Er
höhung der Hauszinssteuerhypotheken übrig. Dem pri
vaten Wohnungsbau dürste die Beschaffung des Wahn-
raumes nicht mehr allein überlassen bleiben. Im gan
zen Reich sei von 1924—1929 auf de::: Wohnungs
markt ein Reinzugang von 1,4 Millionen Wohnungen
zu verzeichnen gewesen. In diesem Wohnungsbau seien
Kapitalien in Höhe von 11—12 Milliarden angelegt.
Preußen habe allein in diesen Fahren 2.3 Milliarden
für den Wohnungsbau aufgebracht und 8!6 WO Woh
nungen gebaut Der Minister erklärte zum Schluß,
die Lösung der Wohnungsfrage stelle Leu Schlüssel zum
Wiederaufstieg des deutschen Volkes dar.
Der Redner wurde von einer starken oppositio
nellen Gruppe, hauptsächlich Anhängern der Mieter
schutzverbände, durch lärmende Zurufe unterbrochen, so
daß sich der Versammlungsleiter gezwungen sah, ener
gische Abwehrmatznahmen anzukündigen. Erst dann
war es dem Minister möglich, ungehindert zu sprechen
MLmro-Belastuug der Reichsbank.
' Hoher Zahlungsmittelbedarf.
Der Ultimo-Ausweis der Reichsbank bringt
insofern eine Ueberraschung, als er eine unerwar
tet hohe Beanspruchung der Zentralnotenüank
durch die Wirtschaft aufzeigt. Das Wechselporte
feuille hat sich einschließlich der Bestände an
Reichsschatzwechseln um 849, das Lombardkonto um
184 Mill, verstärkt. Außerdem wurden vom Giro
konto, und zwar überwiegend von den öffentlichen
Kontoinhabern, 279 Mill, abgezogen, so daß sich die
Gesamtanspannung mit 852 Mill, ungefähr aus die
Höhe des am letzten Quartalsultimo festgestellten
Niveau eingespielt hat. Auch der gesamte Zahlungs-
mittelumlauf einschließlich des Münzgeldes zeigt
mit 6826 (i. Vormon. 6184, im Vorjahr 6258) Milt.
RM. eine ungewöhnliche Ausdehnung, die sich
allerdings zum größten Teil durch das Zusammen
fallen des Monatsletzten mit dem Wochenende
(Lohnzahlungstag) erklären läßt.
Der Goldbestand der Reichsbank hat durch die
Arbitrageimporte aus London eine Verstärkung
um reichlich 6, der Bestand an deckungSsähigen
Devisen eine solche um rund 8 Mill, erfahren. Auch
unter den neu eingereichten Wechseln befinden sich
Währungswechsel, deren Gesamtbetrag dem offen
ausgewiesenen Dcvisenzuwachs kaum nachstehen
dürfte.
Der Notenumlauf hat sich insgesamt um 802
Mill, (davon 85,8 Mill. ÎŖM) vergrößert, so daß
am Ultimo 352,8 Mill. R°ķ. tm Umlauf waren.
Die gesetzliche Deckungsquote senkte sich von 72,4
auf 61,1, die Deckung des ganzen Notenumlaufes
von 67,1 aus 57,0 %.