Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

à§ DßZhMarfchm. 
ah. Barlt, 3. Juni. Selbstmordversuch? 
Der 20jährige Sohn der Witwe W. schoß sich 
auf dem Pachtland seiner Mutter eine Kugel 
in die Schläfe. Mit der schweren Verletzung 
fuhr der junge Mann nach der nahegelegenen 
Wohnung und brach dort zusammen. Ob 
Selbstmordversuch oder Unfall vorliegt, be 
darf noch der Aufklärung. 
Büsum, 3. Juni. Zu seinem 40jährigen Ju 
biläum wurden dem Branddirektor Otto Iohann- 
sen viele Ehrungen zuteil. Anläßlich der dies 
jährigen Ausschußsitzung des Preußischen Landes 
verbandes in Plön überreichte der Vorsißenoe, 
Branddirektor Derfürth-Mllnsier, mit anerkennen 
den Worten das Abzeichen für 40jährige Dienstzeit 
und das Ehrenzeichen für Verdienste um das Feuer 
löschwesen. In weiterer Anerkennung der großen 
Verdienste des Jubilars auch außerhalb der Provinz 
wurde ihm das höchste Ehrenzeichen des nassaui- 
schen Verbandes in Silber überreicht. Die Bü- 
sumer Wehr, wie gleichfalls die Westerdeichstricher 
Feuerwehr, deren aktiver Hauptmann bezw. Ehren 
hauptmann der Jubilar ist, traten am Vorabend 
des Iubeltages gemeinsam an und marschierten 
mit Musik nach dem Hotel „Schloß am Meer", wo 
sich der Jubilar mit seiner Familie eingefunden 
hatte. Hier sprach der Ehrenhauptmann M. F. 
Clausen dem verehrten Jubilar die Anerkennung 
und den Dank aus für die den Wehren und dem 
Feuerlöschwesen geleisteten großen Verdienste. D'e 
Büsumer Wehr ließ dem Hauptmann eine Ehren 
urkunde überreichen. Hptm. Glöer-Westevdeichstrich 
sprach die Glückwünsche seiner Wehr aus. Mit 
dem Hauptmann konnte zugleich auch Claus Warns- 
holdt-Westerdeichstrich sein 40jähriges Jubiläum als 
Schriftführer und Kassierer der dortigen Wehr be 
gehen. Er ist gleichfalls Mitbegründer der Wehr. 
LrmöfchKfL àpsZhsà 
Erfds erhalt Anschluß an das 
Usberlandnetz. 
id. Erfde, 2. Juni. Nachdem Erfde 22 Jahre 
lang feine Elektrizität in einem örtlichen Werk er 
zeugt hat, geht es jetzt dazu über, sich dem Ueber- 
landwerk anzuschließen. Da das Werk den ört 
lichen Ansprüchen nicht mehr voll gerecht werden 
konnte, war die Genossenschaft vor die Frage ge 
stellt, entweder das Werk zu modernisieren oder 
sich dem Ileberlandwerk anzuschließen. Die Genos 
senschaft hat sich für Anschluß ans Ilsberlandnetz 
entschieden; mit dem Umbau des Ortsnetzes soll so 
fort begonnen werden. Da von Gleichstrom auf 
Wechselstrom umgestellt werden muß, sind Aende 
rungen notwendig; so müssen z. B. sämtliche Mo 
toren ausgewechselt werden u. a. m. Die Finan 
zierung dieser Umstellung geschieht teils aus eige 
nen Mitteln, zum andern Teil wird das Geld be 
schafft. 
* * * 
ps. Bergsrrhusen, 2. Juni. Die alte Bo- 
gslgilde von 1653 hielt am Sonntagnachmit 
tag in Hoffs Gasthof ihre diesjährige Haupt 
versammlung ab. Von den 55 Mitgliedern 
der Gilde waren 40 erschienen. Als Haupr- 
punkt stand die Festsetzung der Gilöefeier in 
diesem Jahre auf der Tagesordnung. Bei der 
Abstimmung wurde mit 21 gegen 19 Stimmen 
beschlossen, die Gilde dieses Jahr nicht zu fei 
ern. Es wurde allgemein bedauert, da die 
Gilde sonst in diesem Jahre ihr 275jähriges 
Bestehen feiern konnte und auch eine neue 
Fahne aus diesem Anlaß angeschafft wurde. 
KsrKşşààà 
Nordfrieşifches Vnndessängerfest 
in VarguM 
Bargum, 3. Juni. Das Bundessängerfest war 
von einer ansehnlichen Zahl auswärtiger Sänger 
besucht. Am Sonnabend-Abend fand ein Kommers 
M§s liinsler 
Îïïi m s 1 rnn mirnTTniiTi 11 ì I i i II11111 <! I i I m 11111 
%mvm ‘PiimmSigßßtJ 
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Größen / Unterwäsche / Feinfarbige Schlupihosen 
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ln Wolle, Mako und Seidenflor / Klndar-Sockan 
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gr. Farbenauswahl / 4ley!e-4titUge, Pullover und 
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und Knoten / Knaben-Chevlot und Anzuastofte 
Meine Preise sind sehr niedtig 
Kaufhaus 
Osterraarsn 
Hohenwestedt (U24 
Ziehung 3. Klasse 
Preuß.-Südd. Klassen-Lotterie 
am 13. und 1Ş, 3uni 
Letzter Einlösungstae der Lose von der Lotterie- 
Einnahme De! f s, Neumünster, am I 1. (uni 1930 
Hohenv/asisdlsr îleliiclï Dresse t 1i% 5 
statt, bei dem im großen Festzelt alle anwesenden 
Vereine ihre Sololieder hören ließen. Am Sonn- 
tagnochmittag wurde nach einem Umzug durch den 
Ort die Fahne des Dargumer Männergesangvereins 
geweiht, lldach der Festrede wurden dann die Bun- 
beslieder gesungen. 
* * 
* 
bu. Wyk a. F., 3. Juni. Reicher Krabben- 
fang. Selten ist der Krabbenfaug so reichlich 
gewesen, wie gerade in diesem Jahre. Dazu ist 
die Ware ausnahmsweise groß. — Neues 
Berkehrsmotorbvot. Auf der Schmidt'schen 
Schiffswerft in Flensburg wird zurzeit ein 
neues große Motorboot gebaut, welches auf 
der Route Langeneß-Wyk eingesetzt werden 
soll. Der Bau geht der Vollendung entge 
gen, so daß die Fahrten bald aufgenommen 
werden können. 
lg. Keitum (Sylt), 2. Juni. 50 Jahre Frei 
willige Feuerwehr Keitum. Am Sonntag beging 
die Freiwillige Feuerwehr Keitum bei herrlichstem 
Wetter und allgemeiner Beteiligung der Einwohner 
der ganzen Insel Lylt die Fei.: ihres 50jährigen 
Bestehens. Nachdem ain Vorabend vom Spritzen 
hause aus ein Fackelzug durch den Ort stattgefunden 
hatte, zu dem die Einwohnerschaft Keitums nicht 
verfehlt hatte, das naturschöne Dorf durch reiche 
Illuminierung auszustatten, wurde der eigentliche 
Stiftungstog um Uhr durch ein Wecken bind) 
alle Straßen eingeleitet. Um 2 Uhr marschierte der 
Iubiläumsverein zum Bahnhof, um hier die aus 
wärtigen Gäste und eingeladenen Wehren zu emp 
fangen und zum Vereinshaus zu geleiten. Hier 
hatten stch bereits die Wehren aus Westerland, 
Kämpen, Wenningstedt und Tinnum eingefunden. 
Nach der Begrüßung ordneten sich alle Wehren dem 
„Alter" nach und unter den Klängen der Keitumer 
Kapelle ging es zur Friesenhalle, wo im schattigen 
Garten in Anwesenheit des Kreisfeuerwehrhaupt- 
mannes Clausen-Lindholm, des Vertreters des 
Landrats, Keßler, sowie der Vertreter der Kom 
munalbehörden, Amtsvorsteher Boysen, Gemeinde 
vorsteher Divisen usw. und zahlreicher Ehrenmit 
glieder die Schulübungen begannen. Kreisfeuer 
wehrhauptmann Clausen übernahm die Kritik und 
mußte der Wehr Anerkennung zollen. An die Schul 
übung schloß sich ein Vorbeimarsch sämtlicher In- 
selwehreu . Kaum hatten die Wehrmänner die Ge 
räte an Ort und Stelle geschafft, als auch schon die 
Feuersirene ertönte und den festgebenden Verein zu 
einem Brandmanöver rief. Als Brandherd war 
das Keitumer Museum angenommen. Gegen 
Uhr versammelten sich wiederum olle Vereine bet 
Jens Hoffmann zum Umzug. Unter Mitfllhrung 
der alten Handwasserspritze, die die Zahl „S0" 
trug, ging der Festzug durch sämtliche Straßen 
Keitums. Man iah fast kein Haus, d^>s nicht irgend 
einen Schmuck zur Feier des 50jährigen Jubiläums 
angelegt hatte. Ein recht interessantes Programm 
wickelte sich beim Kommers am Abend in dem Der- 
einshaus ab. Hauptmann Holst begrüßte die über 
aus zahlreich erschienenen Gäste, unter denen sich 
auch einige Senioren und Mitbegründer der Kei 
tumer Wehr befanden. Ansprachen und Musikvor 
träge trugen zur Unterhaltung bei. 
lg. Insel Sylt, 3. Juni. Beksmmt auch der 
Vegirksverband des Reichsbahndirektivns-Be- 
zirks Köln ein eigenes Erholungsheim auf 
Sylt? In dem im vorigen Jahre vom Alto- 
naer Bezirksverbanü errichteten Uebernach- 
tungshaus haben auch eine Anzahl Eisenbah 
ner öes Reichsbahndirektionsbezirks Köln ih 
ren Erholungsurlaub verleben.können. Tie 
Mitglieder der Eisenbahnervereine Köln, 
Cleve, Krefeld und Euskirchen sollen sich an 
erkennend über das „Seeheim Alt-Rantum" 
ausgesprochen haben. Sie haben erklärt, daß 
sie darauf drängten, daß auch der Bezirks 
verband Köln so bald wie möglich sein Haus 
dort stehen habe. Wie verlautet, wird schon 
seit einiger Zeit für ein Uebernachtungs- 
heim in Köln gesammelt. Außerdem wird 
jetzt eine Lotterie unter dem Namen: „Nan- 
tum-Lotterie" veranstaltet. Hoffentlich sind 
die Mühen öes Verbandes von Erfolg gekrönt 
Sobald der Verband das Geld beisammen hat, 
soll der Ban des Uebernachtungshanses Köln 
in Angriff genommen werden. 
Vom MiLLêàm. 
Wkîh!vsrķch!êrg 
für die KsndWsrksàKMMerWKh!. 
Flensburg, 3. Juni. Für die Wahl der M't- 
glieder und deren Stellvertreter der Handwerks 
kammer zu Flensburg ist ein Wahlvorschlag einge 
reicht worden, der folgende Namen enthält: Zim 
mermeister Fabian. Stellvertreter: Malermeister- 
Christiansen; Bäckermeister Brodersen, Stellver 
treter: Schlächtermeister Jensen; Schlossermeister 
Horn, Stellvertreter: Kupferschmiedemeister Hart- 
wigsen; Damenschneidermeisterin Hölter, Stellver 
treter: Putzmachermeisterin Leverenz; Sattlermeister 
Völker, Stellvertreter: Buchdruckereibesitzer Wolfs, 
sämtlich aus Flensburg; Malermeister Nissen-Stc- 
rup, Stellvertreter: Zimmermeister Kuhrt-Sörup; 
Maschinenmeister Darming-Sörup, Stellvertreter: 
Klemnermeister Albert-Glücksburg; Zimmer- und 
Maurermeister Frahm-Faulück, Stellvertreter: 
Maurermeister Landsmann-Schleswig; Maschinen 
baumeister Lassen-Schleswig, Stellvertreter: Schmie 
demeister Koll-Ulsnis-Kirchenholz; Schneidermeister 
Herbst-Schleswig, Stellvertreter: Schuhmachermeister 
Eggers-Kappeln; Müllermeister Bau-Eckernförde, 
Stellvertreter: Bäckermeister Raabe-Eckernförde; 
Stellmachermeister Tauk-Eckernsörde, Stellvertreter: 
Tischlermeister Hansen jr.-Eckernförde; Malermeister 
Wulff-Rendsburg, Stellvertreter: Zimmermeister 
Stieper-Nortorf; Schlächtermeister Trede-Lütfen- 
westedt, Stellvertreter: Müllermeister Früchtenicht- 
Hohenwestedt; Friseurmeister Hoffmann-Rendsburg, 
Stellvertreter: Schuhmachermeister Lüthje-Schacht- 
Auootü- Backe Meister Ham'en-Wrixurn auf Föhr, 
Stellvertreter: Schlächtermeister Beier-Niebüll; 
Tischlermeister Detleffsen-Deezbüll, Stellvertreter: 
Tischlermeister Gließmann-Westerlanü auf Sylt; 
Glasermeister Iensen-Hufum, Stellvertreter: Maler 
meister Iohannsen-Husum; Schlächtermeister Gems 
jäger-Husum, Stellvertreter: Schlächtermeister Will- 
Bredstedt; Buchdruckereibesitzer Dircks - Garding, 
Stellvertreter: Schiffszimmermeister Dawarß-Tön- 
ning; Zimmermeister Jebens-Heide, Stellvertreter: 
Maurermeister Olde-Heide; Schuhmachermeister 
Brandt-Wefselburen, Stellvertreter: Schneidermei 
ster Stein-Heide; Maurermeister Böhme-Meldorf, 
Stellvertreter: Kruse-Brunsbüttelkoog; Schmiede- 
meister Rahn-Marne, Stellvertreter: Schmiedemei- 
ster Hanfen-Meldorf; Elektroinstallateurmeister Al 
bers-Marne, Stellvertreter: Elektroinstallateurmei 
ster Wulf-Meldorf. 
-!- t 
Zv. Silberstedt, 2. Juni. Fünfzigjähriges Stif 
tungsfest des Gesangvereins zu Silberstedt. Am 
Himmelfahrtstog hatte der Silberstedter Gesang 
verein zu seinem fünfzigjährigen Bestehen recht 
viele Gesangvereine der Umgebung eingeladen. 
Dieser Einladung waren die Gesangvereine von 
Börm, Bunge, Hollingstedt, Iübek, Groß-Rheide, 
Treia und Sollerup gefolgt. Im Gasthof von Thies- 
sen versammelte man sich zu einem llmzug durch 
das festlich mit Girlanden und Ehrenpforten ge 
schmückte Dorf. Um 3 Uhr war Anfang des Kon 
zerts im Gasthof von Peter Hansen. Der Vor 
sitzende des Gesangvereins Silberstedt begrüßte die 
erschienenen Gäste und wies auf die Bedeutung 
des Tages hin. Insbesondere begrüßte er noch die 
anwesenden 5 Mitbegründer des Vereins und ehrte 
dieselben, indem er ihnen ein Erinnerungszeichen 
verlieh. Von der Gemeindevertretung Silberstedt 
wurde dem Verein ein Fahnenband und Fahuen- 
holter und vom Gesangverein Treia ein Fahnen- 
nagel überreicht. Im Konzert trug jeder Verein 
2 Lieder vor. Die Mannergesangvereine versam 
melten sich zu einem Massenchor und trugen 6 Lie 
der vor. 
Schleswig, 31. Mai. Landestagung des 
Landes Nordmark des Großdentschen Jn- 
gendbundes. Das Land Nordmark des Groß 
deutschen Jugendbundes, der sich bekanntlich 
kürzlich mit dem Bund der Wandervögel und 
Pfadfinder zur „Deutschen Freischar" unter 
Führung öes Admirals von Trotha zusam 
mengeschlossen hat, veranstaltet zu Pfingsten 
in Haddeby seinen diesjährigen Landestag. 
Nach Beendigung öes Landestages wird eine 
Gruppe des Bundes noch zwei Wochen im 
Lager am Haddebyer Noor verbleiben. 
às ö§M àâ ķàsrîrfôà. 
Ein Trecker wiè einem Triebwagen 
MfaMMenFestohen. 
Ascheffel (Krs. Eckernförde), 3. Juni. Ein 
Unfall ereignete sich auf der Kleinbahnstrecke 
Eckerniörde—Owschlag. Ein Trekker mit Anhän 
ger überquerte das Bahngleis in der Richtung 
Bistensee—Ascheffel, als sich im gleichen Augen 
blick der Triebwagen näherte. Der Trekker kam 
zwar noch eben vor dem Zug vorüber; infolge der 
starken Rechtsbiegung des Weges stieß jedoch ein 
über die Rückwand des Anhängers hinausragen 
der eiserner Fuß in den Kühler des Triebwagens; 
letzterer wurde auch sonst noch beschädigt, so daß 
er abgeschleppt werden mußte. Die Angelegenheit 
wird ein gerichtliches Nachspiel haben. 
à GerichtsMerr. 
Der Führer eines dänischen Fischautos angeklagt. 
wk. Kiel, 3. Juni. Bor kurzem fuhr auf 
der Hamburger Chaussee ein von Hamburg kom 
mendes Fischauto aus Esbjerg in Jütland dicht 
vor der Kieler Stadtgrenze an der als gefährlich 
bekannten Stelle bei der Eiderbrücke ein Perso 
nenauto an. Ein in diesem sitzender Bootsmanns 
maat der Marine fand hierbei den Tod und ein 
anderer Insasse erlitt, einen Armbruch.'' Der Füh 
rer des Fischautos, der Mechaniker Arvedt Th. 
aus Esbjerg, wurde in Haft genommen, später 
aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Er sollte sich 
nun am Dienstag vor dem Kieler Schöffengericht 
wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Er war 
der Ladung gefolgt und zahlreiche Zdugen waren 
erschienen. Es fehlte aber Th.'s Beifahrer Jör 
gensen, auf den der Verteidiger nicht verzichten 
wollte, denn dieser sei es gewesen, der das lln- 
glücksauto gesteuert habe, obgleich er einen Füh 
rerschein nicht hatte. Der Verteidiger bemerkte, 
daß der Prozeß in Dänemark mit großem Interesse 
verfolgt werde (es war auch eigens ein Zeitungs- 
berichterstatter aus Esbjerg erschienen), denn es 
sei zugegeben, daß sich eine Anzahl dänischer Auto 
führer durch Rücksichtslosigkeit auszeichne, aber 
man könne doch Th. nicht verantwortlich machen, 
wenn er nicht schuldig sei. Der Verteidiger be 
antragte, I. zu einem neuen Termin zu laden, 
und ihn sicherheitshalber auch durch das zuständige 
dänische Gericht vernehmen zu lassen. Der Staats 
anwalt empfahl die Vernehmung auf diplomati 
schem Wege, denn I. werde, was er auch schon 
gesagt habe, sich hüten, wieder nach Deutschland zu 
kommen. Das Gericht beschloß dem Antrag des 
Verteidigers entsprechend. Rach Aeußerung des 
Führers des angefahrenen Autos kommt Th. tat 
sächlich für den Ilnglücksmoment nicht als Führer 
in Frage, sondern der Beifahrer I. Man hätte 
demnach diesen damals festnehmen sollen. 
pu. Flensburg, 4. Juni. Psarrer Münch- 
meyer wieder vor Gericht. Wegen Vergehens 
gegen das Republrkschutzgesetz hatte sich im Ok 
tober vorigen Jahres Vkarrer Münchmeyer aus 
Borkum, der bekannte Wanderredner der natio 
nalsozialistischen Arbeiterpartei, vor dem großen 
Schöffengericht in Flensburg zu verantworten. Er 
war damals freigesprochen worden und die Staats 
anwaltschaft hatte gegen dieses Urteil Berufung 
eingelegt. Die Große Strafkammer des Land 
gerichts, vor der sich Münchmeyer gestern zu ver 
antworten hatte, verurteilte ihn unter Aufhebung 
des freisprechenden Urteils der Vorinstanz wegen 
Vergehens gegen das Republikschutzgesetz in einem 
Falle anstelle von 3 Wochen Gefängnis auf 400 
Mark Geldstrafe. Die Kosten wurden, soweit Ver 
urteilung erfolgt ist, dem Angeklagten und !m 
übrigen der Staatskasse auferlegt. Als strafmil 
dernd berücksichtigte das Gericht, daß der An 
geklagte nicht aus unlauteren Motiven, sondern 
aus ideellen Gründen handelte. 
wk. Kiel, 3. Juni. Ein Nachspiel zur» 
kommunistischen „Hungermarsch". Die Kieler 
Kommunisten hatten am Dienstag einen 
großen Tag, da zwei von ihnen, der Arbeiter 
Hans Schr. und der Schlosser Heinrich D., als 
Teilnehmer am Hungermarsch nach Hamburg 
vor dem Schöffengericht zu erscheinen hatten, 
und zwar Schr., der aus der Untersuchungs 
haft vorgeführt und von seinen Genossen leb 
haft begrüßt wurde, als Anführer bei einer 
Aufruhrzusammenrottung. Er hatte sich an 
der Spitze des Zuges befunden, und als Poli 
zeihauptmann W. an ihn herantrat und ihn 
aufforderte, den Zug aufzulösen, stieß Schr. 
den Beamten zur Seite und versuchte dann, 
die Absperrung der Polizei zu durchbrechen, 
wobei er um sich schlug. D. unterstützte zwei 
Transparentträger in der Abwehr gegen die 
Beamten, die das Transparent beschlagnah 
men wollten. Schr., der zunächst eine große 
politische Rede halten wollte, woran der Vor 
sitzende ihn hinderte, gab den Tatbestand zu. 
Er erklärte, er sei durch fünfjährige Arbeits 
losigkeit völlig zermürbt, und es sei ihm an 
dem Tage ganz egal gewesen, ob man ihn tot 
schösse oder zu 10 Jahren Zuchthaus ver 
urteile, denn ein Proletarier habe ja doch 
nichts zu verlieren als seine Ketten. T, be 
stritt, tätlich eingegriffen zu haben, er wurde 
aber überführt. Der Staatsanwalt bean 
tragte gegen die Angeklagten je 9 Monate 
Gefängnis. Schr. nahm darauf Gelegenheit, 
sich ausgiebig politisch auszulassen. Das Ge 
richt erkannte gegen ihn unter Berücksichti 
gung aller Umstände auf die Mindeststrafe 
von 6 Monaten Gefängnis. 4 Monate gelten 
als verbüßt, und für den Rest erhält er Be 
währung. D. kam mit 2 Wochen Gefängnis 
davon, die für verbüßt erklärt wurden, da er 
2 Wochen in Haft gewesen ist. Schr. wurde 
mit Musik vom Gefängnis abgeholt und. mit 
Blumen geschmückt, auf den Schultern durch 
die Straßen getragen. 
x Schenefeld, 2. Juni. Wegen Veleidh 
gung eines Stenersekretärs des Rendsburger 
Finanzamtes mußte sich heute der hiesige Vut- 
terhändler und Bierverleger Heinr. D. vor 
dem Neumünsterschen Schöffengericht verant 
worten. Da D. im Verdacht stand, nach Lei 
stung eines Offenbarungseiöes im Besitze 
eines dem Finanzamt nicht gemeldeten Autos 
zu sein, erschienen am 11. Februar ö. Js. zwei 
Finanzsekretäre in seiner Wohnung, um sich 
zu erkundigen. D. lehnte aber jede Verhand 
lung mit ihnen ab, forderte sie auf, ihm zum 
nahegelegenen Amtsgericht zu folgen, da er 
ste sonst für Schwindler halten und einen 
Landjäger zur Hilfe rufen müßte. In seiner 
großen Erregung hat D. dann den Steuer- 
assistenten W. einen Lügner genannt. Gleich 
nach diesem Vorfall machte er einen Antrag 
an das Schenefelder Amtsgericht, man möchte 
die Polizei auf die Spur dieser beiden Herren 
setzen, da er diesen Vorfall als eine Polizei- 
sache behandelt sehen möchte. Das Gericht 
kam zu der Ansicht, den D. (der im Vorjahre 
in dem Prozeß wegen des Sturmes auf das 
Hohenwesteöter Gefängnis mit verurteilt 
wurde) empfindlich bestrafen zu müssen und 
verdoppelte die vom Staatsanwalt beantragte 
Strafe von 100 Mark, so daß D. für das Wort 
„SüMter" nun 200 Mark zu zahlen hat. Er 
will Berufung einlegen. 
ÜIÄ& Pwtzmzchrssà 
Gegen die Einführung des neuen Gesang 
buches erhob der Pahlener Kirchenvorstand 
Einspruch, (px.) - 
Ueber die Kreisgeflügelznchtausstellnng in 
Bordesholm, die vom 3. bis 6. Oktober statt 
finden soll, wurde kürzlich vom Ausstellungs- 
ausschuß beraten. Mit der Kreisgeflügelschau 
ist eine Gartenbau-, Imkerei- und Feldfrucht 
bauausstellung verbunden, (es.) 
Beim Ringreiterfest in Pahlen wurde 
Hermann Jürgens-Wällen König, (pr.) 
In der Generalversammlung der Spar- 
und Tarlehns-Kasse Gammellund wurde mU- 
geteilt, daß der Reingewinn nach reichlichen 
Abschreibungen sich auf 328,59 R.ckk beläuft. 
Der Umsatz bat sich im letzten Geschäftsjahr 
bedeutend erhöht. Die satzungsgemäß aus 
scheidenden Vorstands- und Aufsichtsratsmit- 
glieöer wurden einstimmig wiedergewählt. 
fp. Die Büsumer Schiffsmerft wird am 5. Juni 
freihändig zu-m Verkauf gestellt. 
Für besondere Schicßleistung wurden den 
Schützen Möller und Hennigs in Heide vom Deut- 
ichen Kartell für Jagd- und Sportschießen die 
Bronzene Ehrennadel zuerkannt, (h-d.) 
Beim Ringreiten in Mühbrook errang HanS 
Sellmer die Königswürde, fe« l 
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