!îï* 120
Zweites Blatt
MrtşMsch,
4. Zum
Rendsburg, den 4. Juni 1030.
Rendsbrrrger Dichter.
8.
fmd Nethwtzch. ,
Von Llaus Wulf.
Sin Moderspr-ak, de harr he sik toschworen,
as jungen Minjchen wär de all sin Brut,
he hett je heirat', hett 'n Kus ehr but
un plückt ehr Blomen ut sin egen Goren.
Mit diesen Versen hat kein Geringerer als Gu
stav Falke in einem Prolog zur Feier von Karl
Rethwisch' 65. Geburtstag die Verdienste, die sich
dieser um niederdeutsche Sprache und Dichtung er
worben hat, besungen.
Karl Rethwisch wurde am 15. Februar 1839
in Rendsburg geboren. Er besuchte zunächst die
Earnisonschule seiner Vaterstadt, später die Flek-
kensschule in Ahrensbök und wurde nach seiner
Konfirmation Zimmermann. Ueber das Leben in
hinein Vaterhause erzählt uns Rethwisch folgen
des: „Es fehlte nie anregender Verkehr. Mein
ältester Bruder Ernst war Sänger und Schau
spieler und wirkte Anfang der fünfziger Jahre am
Lübecker Theater, so dag er und viele seiner Kol
legen im Hause des Ahrensböker Amtsdieners ver
kehrten. Durch sein Engagement als mecklenburg-
ftrelitzscher Hofschauspieler lernte er Fritz Reuter
in Neubrandenburg kennen, dessen Lübecker Be
suche stets mit einem Abstecher nach Ahrensbök
verbunden waren. Die Umgangssprache im elter
lichen Hause war und blieb plattdeutsch, und na
mentlich die poetisch veranlagte Mutter führte
uns in die plattdeutsche Literatur ein. Eroths
Ouickborn war erschienen. Dann kamen Reuter
u. Johann Meyer. Ich selbst fing früh an zu dich
ten. Viele kleine hoch- und plattdeutsche Gedichte
sind nicht aufbewahrt worden, ste sind verweht wie
Blätter im Winde."
Im Jahre 1857 wurde Karl Rethwisch Ge
selle und ging auf Wanderschaft, die ihn sieben
Jahre von der Heimat fernhielt. Ueber diese Zeit
'chreibt er in seiner Selbstbiographie: „Ein drei
jähriger Aufenthalt in der Schweiz wirkte
anregend. In den deutschen Vereinen genossen wir
Unterricht durch bedeutende Männer, beispiels
weise in Zürich durch Professor Johannes Scherr
und Gustav Adolf Wislicenus. Dort lernte ich
Männer kennen vom alten 48er Parlament: Jo
hann Jakobi, Moritz Hartmann, Heinrich Simon
und später auch Lassalle. Wort und Schrift waren
frei, und ich arbeitete wacker darauf los für das
Organ unseres deutschen Vereins, das unter dem
Namen „Felleisen" in Zürich erschien. Nach aus
gedehnten Balkanreisen 1864 in die Heimat zurück
kehrend, wirkte ich mit. Wort und Schrift für die
Sache des Herzogs von Augustenburg, bis ich ein
sah, daß Bismarck höhere Ziele erstrebte. Nun
schloß auch ich mich rückhaltlos der deutschen Sache
an."
1865 verheiratete sich Karl Rethwisch und ließ
sich in Schönberg in der Probstei nieoer. Ten
deutsch-französischen Krieg machte Rethwisch, der
inzwischen Witwer geworden war, als freiwilliger
Krankenwärter mit Nach Beendigung des Feld-
zuges und Auflösung der freiwilligen Kranken
pflege ging er nach Altona, verheiraiete sich hier
wieder und kam im Herbst 1871 nach dem Elsaß,
wo er sieben Jahre als Schleusenmeister wirkte.
1886 kehrte er wieder in die Heimat zurück und
nahm nun seinen dauernden Wohnsitz in Altona.
Kurz vor seinem 70. Geburtstag :ÏI er hier am
14. Januar 1909 gestorben. Aus Kreisen der nie
derdeutschen . Bewegung wurde ihm auf seinem
Grab auf dem Altonaer Friedhof am Diebsteich
ein schönes Denkmal errichtet, ein unbehauener
Findling, der des Dichters Reliefbildnis trägt.
In Altona war Rethwisch bis zu 'einem Tode
als Kämpfer für niederdeutsche Sprache und Sitte
tätig. In über 2000 Vorträgen, die er in Schles
wig-Holstein, Hamburg und dem nördlichen Han
nover hielt, hat er der niederdeutschen Dichtung
Verständnis und offene Herzen erkämpft. Die
Stadt Altona ehrte ihren Mitbürger dadurch, daß
dis städtischen Kollegien 1906 beschlossen dem
plattdeutschen Literaten und Rezitator Karl Reth
wisch bis an sein Lebensende einen jährlichen
Ehrensold von 1500 Jl zu bewilligen, um seinen
Lebensabend etwas freundlicher zu gestalten. Reth
wisch war als Rezitator Autodidakt. So fehlte
seinem Vortrag alles Gekünstelte. Er rezitierte
vorzugsweise Reutersche Dichtungen, trug ge
legentlich aber auch eigene Dichtungen vor.
An eigenen Werken veröffentlichte Karl Reth
wisch folgende Eedichtbände: „Knospen" (1864),
„Weihnachtsbilder" (1863) und „Karnevalsbilder"
(1886), von denen ich nur die „Knospen" kenne,
da die beiden anderen Bändchen in keiner Biblio
thek aufzutreibcn waren. Die Sammlung „Knos
pen" mit den vier Ableitungen „Zeitgedichte",
„Poetische Bilder aus der Schweiz", „Weihnachts
bilder" (diese Abteilung scheint sich mit den im
Brümmer genannten „Weihnachtsbildern" von
1863 zu decken) und „Vermischte Gedichte" bringt
des Dichters Jugendlyrik. Seine spätere schrift
stellerische Tätigkeit ging nach Brot, und so ver
zehrte sich seine beste Kraft in Alltagsarbeit. Eine
Menge von Gelegenheitsdichtungen hat Rethwisch
geschrieben. In den Händen seiner Nachkommen
befindet sich noch ein starker Band mit den Nieder
schriften seiner Musenkinder. Daß auch das lyrische
Element in seinen Dichtungen oft hervorbricht,
möge zum Schluß das Gedicht „Am Ugleisee"
zeigen:
Wie bist du schön! Ein hoher Friede
schwebt über deine klare Flut.
O, wie es sich wohl, lebensmüde,
auf deinem kühlen Grunde ruht.
Rings um dich her ein tiefes Schweigen,
das andachtsvoll die Seele hebt,
nur in den grünen Buchenzweigen
ein leiser Windeshauch erbebt.
Welch eine reiche Friedensfülle,
welch eine süße Zaubermacht
birgst du in deiner dunklen Hülle,
schmerzstillende, geweihte Nacht!
Wenn überm Ugleisee ein lauer
Lufthauch zu dir hinüberweht,
dann fühlst du, wie ein heil'ger Schauer
durch deine tiefste Seele geht.
Hier grüßt die sanft geschwung'ne Welle
so heimlich dich und so vertraut,
hier stehst du an des Tempels Schwelle,
den Gott der Herr der Welt gebaut;
und nicht in Worten sollst du zeigen,
was segnend dir zum Herzen geht,
hier ist ein andachtsvolles Schweigen
dem Himmel mehr als ein. Gebet.
Schleswig-Holstein.
às ösm Rrerfs MZàbMA.
ns. Haßmovr, 2. Juni. Wegeansbau.
Der Verbindungsweg Hoebek—Ostenfeld be
fand sich jahrelang in einem Zustand, der
dringend einer Abhilfe bedarf. Im Winter
Schmutz und Schlaglöcher, im Sommer
mahlender Sand. Um eine Besserung zu er
zielen, hat nun die Gemeinde Haßmoor-Hoe-
bek den Weg der Selbsthilfe beschritten. Sie
schafft zunächst eine Planierung, indem Er
höhungen abgetragen und an Tiefen verla
gert werden; dann wird eine Beschüttung mit
genügendem Steinschlag erfolgen, zu der das
Material bei dem sogenannten Eiskeller
lagert. Ein Steinknacker zerkleinert die Fels
blöcke. Wegen der in Angriff genommenen
Arbeiten ist die Wegestrecke von Hoebek bis
»um Viehhändler Sell für den Verkehr ge
sperrt. Wenn die Reststrecke bis zur Teer
chaussee in Ostenfeld, die an und für sich noch
befahrbar ist, im Laufe der Zeit auch noch eine
Verbesserung erfährt, dann wäre eine wesent
liche Erleichterung für den Verbindungsver
kehr Hatzmoor—Ostenfeld erreicht.
Mm tzsîstà
Durch elektrischen Strom getötet.
Löptin, 3. Juni. Der Landmannssohn Willi
Warnken, der ein Pferd mit einem elektrischen
Staubsauger säuberte, wurde durch einen Schaden
im Staubsauger in den Stromkreis eingeschaltet
Und auf der Stelle getötet.
Mit dem Motorrad tödlich
verunglückt.
Ratzeburg, 3. Juni. Der Steinsetzer Bofe
aus Mölln, der auf seinem Motorrad den
hiesigen Ort passierte, verlor auf abschüssiger
Stratze die Gemalt über die Maschine, und
bas Rad prallte gegen einen Kantsteiu und
überschlug sich. Der Fahrer wurde so schwer
oerletzt, daß er nach Ueberführung in das
hiesige Krankenhaus gestorben ist.
* * *
Provinzial-Kriegertag.
Altona, 3. Juni. Am Sonnabend und
Sonntag fand in Altona der Verbandstag der
Kriegervercine der Provinz Schleswig--Hol-
stein statt. Am Sonnabend tagte zunächst die
Provinzialgruppe der Kriegsbeschädigten und
Kriegerhinterbliebenen unter dem Vorsitz von
Pahlow-Kiel. Nach der Erledigung der Ver
waltungsangelegenheiten sprach Dr. Ebert-
Berlin über die beantragten Aenderungen
der Versorgungsgesetze, die keineswegs Ver
besserungen bringen würden.
Am Nachmittag tagte der Beirat des Pro
vinzialausschusses, und im Anschluß daran
fand ein Vegrüßungsabend statt.
Am Sonntagvormittag wurden in einer
Vertreterversammlnng, zu der alle 22 Kreis
verbände der Provinz Vertreter entsandt hat
ten, die Verbandsangelegenheiten erledigt.
Der Vorsitzende Justizrat Susemihl, erinnerte
daran, daß 1902 der Provinzialverband in
Altona schon einmal getagt hat. Damals
zählte der Verband 29 000 Mitglieder und 13
Verbände, heute gehören 22 Kreisverbände
mit 65 000 Mitgliedern dem Provinzialver-
band an. Dem Reichspräsidenten General,
feldmarschastl v. Hindenburg wurde ein Be-
grüßungstelegramm übersandt. Ter frühere
Vorsitzende des inzwischen aufgelösten Ver
bandes der Kampfgenossen von 1870-71, Ge
heimer Sanitätsrat Dr. Ehrhardt-Kiel, wurde
zum Ehrenmitglied ernannt.
Aus dem Bericht über die Jugendver
bände war zu entnehmen, daß die Kyfshäuser-
Jugendbewegung langsam fortschreitet. Oberst
v. Büttner sprach übex das Vcrsichernngwe-
sen des Kyffhäuserbundes.
Ueber die Ueberführung der Fahnen der
Regimenter, die früher in Schleswig-Holstein
gestanden haben und die im Schloß Gottorp
untergebracht werden sollen, konnten nähere
Angaben noch nicht gemacht werden. Die
Ueberführung wird voraussichtlich im Sep
tember erfolgen.
3n der Trunkenheit t'èblìá)
verunglückt.
Bad Segeberg, 3. Juni. Als der Landmann
L. aus Weeds sich mit seinem Fahrrad in stark
angetrunkenem Zustande auf dem Heimweg be
fand, fuhr er plötzlich gegen einen aus feinem
Dorf kommenden Motorradfahrer an. L. wurde
zur Seite geschleudert und erlitt so schwere Ver
letzungen, daß er ihnen im Krankenhause bald
danach erlegen ist.
* * *
Berbarrdstagung der Schmieds,
Schlosser und MafchmsnLmuLr.
Bargteheide, 3. Juni. Hier fand der dies
jährige Verbandstag der Schmiede, Schlosser und
Maschinenbauer aus Schleswig-Holstein, Lübeck
und Lauenburg statt. Nach Erledigung interner
Angelegenheiten sprach der Syndikus des Hand
werkerbundes Stormarn, Dr. Stein, über das
„Arbeitszeitgesetz und seine Folgen für das Hand
werk", während Dr. Dittmann über „Haftpflicht
und Unfallverhütung im Betriebe" sprach. Der
Verband beabsichtigt Einheitssatzungen nach der
neuen Handwerksrolle für das Schmiede-, Schlos
ser- und Maschinengewerbe herauszugeben. Der
nächstjährige Verbandstag soll in Lütjenburg
stattfinden, da die dortige Innung dann auf ein
öOOjähriges Bestehen zurückblicken kann. .Der bis
herige Vorsitzende Lehrmann-Kiel wurde wieder
gewählt.
TaŞ!îq des Vereins
Schleswig-Holsteinischer Aerzte.
Kiel, 3. Juni. Unter Leitung von Geheimrat
Henop aus Altona fand die 60. Tagung des Ver
eins schleswig-holsteinischer Aerzte statt. Am Sonn
abendabend tagte im Hansa-Hotel die Vertreter
versammlung, auf der weittragende Beschlüsse hin-
O wäre mir das Glück gegeben,
wenn müde ich des Treibens bin,
die letzten Tage zu verleben
an deinen Ufern sonnig grün!
Dann frei von jedem bitt'ren Harme,
von allen Leiden, allem Schmerz,
nimm mich in deine weichen Arme
und zieh mich liebend an dein Herz!
* Gekentert ist gestern abend gegen 9 Uhr
ein Segelboot auf der.Dbereider. Es kam
von Westcrrönfeld und wollte beim Boots
haus der Freien Turnerschaft anlegen, als
es plötzlich von dem böigen Wind am ent
gegengesetzten Ufer niedergedrückt wurde. Die.
beiden Insassen hielten sich am Boot fest und
wurden von dem Boot der Freien Trrrner-
schaft gerettet; auch das Segelboot konnte ge
borgen werden.
* Neuer Kreisureister des Juugdcntschb»,
Ordens. Der langjährige bisherige Führst
des Jungdeutschen Ordens des Kreises
Rendsburg, Dr. I. Feödersen, hat dieses
Führeramt in die Hände der maßgebenden
Stellen zurückgegeben, weil er beruflich zu
sehr in Anspruch genommen ist. Die führen
den Meister der einzelnen Bruderschaften
hatten deshalb am letzten Sonntag die Neu
wahl ihres Kreismeisters vorzunehmen.
Nachdem der anwesende Komtur Triebel-
Boorde Dr. Feddersen für seine langjährige
Arbeit für die nolksnationale Idee gedankt
hatte, wurde Studienrat Adolf Stecke! zunächst
provisorisch zum Kreismeister ernannt. Steckcl
war früher Komtur der Ballei Nieöersachsen
und ist mit der Ordensbewegung verwachsen.
Die Uebergabe der Kreismeistcrgeschäfte dürf.
te sofort erfolgen.
* Eine Wiedersehens-Feier aller ehem. Ange
hörigen des Referve-Inf.-Regts. 86 ist am 27. und
28. September in Hamburg. Näheres durch E.
Röder, Hamburg 19, Tegetthoffstraße 1.
Be reins-Anzeigers
Gern. Chor „Volkslied“
SsftnpsM Me!
Der Vorstand.
1459
sichtlich der ärztlichen Fortbildung auf breitester
Basis gefaßt wurden. So wird jetzt auch den auf
dem Lande ansässigen Aerzten die Möglichkeit er-
leichtert werden, sich über die Fortschritte der me
dizinischen Wissenschaft praktisch auf dem Laufenden
zu Hallen, u. a. auch dadurch, daß sich die Dozen
ten der medizinischen Fakultät bereit erklärt haben,
Fortbildungsvorträge auch außerhalb Kiels zu hal
ten. Ueber die Frage der Fürsorgetätigkeit der
Aerzte iu Verbindung mit den Kommunen und den
staatlichen Behörden wurde vollste Einigkeit erzielt.
Am Sonntagvormittag wurde dann den Mitglie
dern Gelegenheit geboten, im Hörsaal der Chirur
gischen Klinik Vorträge über die neuesten For
schungsergebnisse zu hören. Auf dem anschließen
den Festessen in Hotel Bellevue konnte der fchlesw.-
holst. Aerzteverein Oberbürgermeister Dr. Lueken
als Vertreter der Stadt Kiel und Prof. Aichel als
Dekan der medizin. Fakultät als Gäste begrüßen»
die in ihren Reden u. a. auf die Wichtigkeit der
Zusammenarbeit zwischen Städten, medizin. Fa
kultät und Aerztefchaft hinwiesen. Ferner spra
chen der Vorsitzende des schleswig-holst. Aerztever-
eins, Geheimer Sanitätsrat Henop, dessen Rede in
ein Hoch auf unseren Reichspräsidenten ausklong,
und Dr. Schirren im Aufträge der Kieler Aerzte-
schaft. Als Tagungsort für 1931 rst Flensburg
in Aussicht genommen.
* * * -
Bon einem Kraftwagen überfahren
und getötet.
Kiel, 3. Juni. Am Montagabend wurde dis
10jährige Ella St. von einem Kraftwagen aus
Lensahn überfahren. Sie trug schwere Schädel-
verletzungen und Rlppenbrüche davon und starb
bald nach ihrer Einlieferung in die Chirurgische
Klinik. Die Kriminalpolizei begab sich sofort an
die Unglücksstelle, um die Klärung der Schuld-
frage in die Wege zu leiten.
* * *
x Neumünster. 3. Juni. Den fortgesetzten
Einbrüchen in Gartenlauben der Schrebergarten-
Kolonie „Am Waldpark" ist die Polizei endlich
auf die Spur gekommen. Als Täter ermittelte
sie den Arbeiter K., der sich seine ganze Woh
nungseinrichtung zusammengestohlen hatte.
ESMÜZS, Salate
schwache Suppen, Soßen und aiie Fleischgerichte erhalten augen-
ßs blickiich unvergleichlichen Wohlgeschmack durch wenige Tropfen
VerScmgen Sie ober ausdrücklich MAGGS S Würze
MÄGGI S Würze