otm Tripolis, der Hauptstadt des Droi-Städte-Lan-
des, blieb nichts übrig als der figurenreiche Mare-
Aurcl-Bogen, unter dessen Vierfrontgewölben sich
einst Oäas Straßen kreuzten. In die Wache der
alten Zitadelle, der einstigen Burg der Malis, Beys
und Gouverneure, hoben sich einige Kostbarkeiten
gerettet, die ephesifche Artemis, Roma und Venus
Pudica.
Während Oäa unter den Häuserwürfeln und
Moscheenkuppeln des neuen Tripolis, unauffindbar
eingesargt ist, bewahrten die beiden anderen ver
wehten Wüstenstädte jene erhabenen Ruinen, die im
Wechsel der Herrschervölker unsterbliche Kultur
epochen aufeinander türmten. Im Gegensatz zu den
räuberischen Methoden vergangener Jahrzehnte be
schränkt man sich nicht darauf, unter Durchwlihlung,
Zertrümmerung und Wiederzuschüttung der Kult-
stätten Funde zu bergen, sondern der nationale
Ehrgeiz erforscht weithin die Bezirke unter Erhal
tung der Ausgrabungen und ihrer Wiederherstel
lung. Und die ans Licht gehobenen Schätze finden
nach Rekonstruktion der Baulichkeiten an Ort und
Stelle ihre Wiederaufstellung im alten Rahmen.
Seit Araberzeiten vom Sand begraben, be
freien sich die gewaltigen Hafenanlagen von Leptts
Magna mit Leuchtturm, ihren Kais und Freitreppen
aus ihrer Schuttlast. Sorgsam errichtet jahrelange
Gelehrtenarbeit die festlichen Säulenhallen und
Statuengalerien der Paläste, Tempel und Thermen.
Riesenreliefs werden in wissenschaftlichem Puzzle
spiel zusammengefügt, um als Giebelkronen die
zerstreuten und wieder aneinander gepaßten Stein
blöcke zu kränzen. Kalksteinquader mit den Hohl
kehlen ihrer Marmorverkleidung türmen sich zu Zy
klopenwänden und umsäumen das großmächtize
Rechteck der Reihen von Eipollinsäulen und Bogen
hallen, den Riesenresten jener Gebäudegruppen, die
das Kaiserforum umzirkten. Palaftskulpturen und
korinthische Kapitelle harren zwischen abgesprengten
Gorgohäuptern der Meduse ihrer Aufstellung. Im
Feierreigen ihrer Friese und Granitsäulen und aus
feinstem Pfeilerschnitzwerk erhebt sich majestätisch
die Prachtbasilika. Hinter der Palästra der gigan
tischen Thermen locken über Hohlböden und Heiz
räumen die marmorgetäfelten Bäder und Schwimm
becken. Aus verfallenem Trümmerwust aufgerich
tet, reckt sich der Triumph des vierfrontigen Ehren
mals, des Ianusbogens für Septimius Severus.
Archäologisch und architektonisch überwältigend er
steht aus der Wüste die alte Kaiserstadt in einzig
artiger Großartigkeit.
Auch Sabratha, die dritte Dreistadt, erhebt sich,
aus dem Verwesungsstaub erstehend, in ihrer anti
ken Pracht. Jenseits des heroischen Iupitertempels.
der Basilika-Mosaiken am Forum und der Zisternen
ist das Amphitheater, fast so groß wie Roms Kolos
seum, in den Kalkfelsboden eingesenkt und steigt in
zwölf Sitzreihen bis zum Dodenniveau empor, das
die weiteren Holzausbauten trug.
Auch des Aristipp, des Kallimochos und Erato-
fthenes Geburtsort Kyrene wacht mit Agora, Ther
men und Tempeln langsant aus dem Wüstenschutt
auf. Zeus, Hermes und Satyr, Malereien
und Mosaiken römischer Landsitze, Dea Afrika
und die Epheben mit Len Bronzewrmpern
zeigen neues Leben, indes in den alten Fel
sengräbern noch troglodytisch Beduinen
nisten.
Die allerköstlichste Kostbarkeit aber wan
derte nach Rom ins Museo nazionale delle
Terme.
Venus Cyrenaike!
„Afrodite diomene da Eirene, Arte del IV.
Secolo a. CH.", meldet stoisch die Kennschrift
in dem kleinen Seitengemach, dessen Enge
Tempeltüren aufreißt, dessen Decke auf
berstend sich in unermeßliche Höhen weitet,
geweiht durch eine Göttin.
Ein Werk nur von Menschenhand? Ein
Leib, aufglühend aus blendendweißem Mar
mor? — In der schlichten Gelassenheit einer
wahrhaft olympischen Ruhe hebt sich die Herr
liche, dem Schaum entsprießend, ins Licht,
mit jener nnirdischen Beschwingtheit, in die
empor sich nur die Einmaligkeit der Begna
dung erlöst. — Emporschmelzend in makel
loser Reine, deren Erhabenheit überwältigt,
deren unerhörte Eindringlichkeit den Be
schauer in staunender Andacht verstummen
läßt.
Mit gebrochenen Füßen, ohne Arme, ohne
Haupt, und doch vollkommen, vollbringt die
Schaumstrahlende das Wunder einer Offen
barung ...
einer Offenbarung, wie sie nur dem heid
nisch-heiteren Himmel von Hellas ward, wo
das Haus der Götter widerhallte vom lachen
den Geleucht unsterblicher Schönheit.
H. Heise.
Bunte Welt.
Ein französischer Major als Scheik.
Es war um die Jahrhundertwende, als das
Sckicksal des französischen Majors Voulet, der
das Tschad-See-Gebiet der Wüste Sahara er
forschte, allgemeine Teilnahme erweckte. Da
mals kehrten zwei Offiziere der aus fünf fran
zösischen Offizieren und etwa tausend Riff-
Leuten bestehenden Expedition mit der Kunde
zurück, der Major sei von plötzlichem Wahn
sinn befallen worden. Er habe versucht, seine
Truppen gegen eine französische Parrouille zu
führen und sei dabei erschossen, seine Mann
schaft zerstreut worden. Nun aber, nach dreißig
Jahren, bringt der sranzösische Oberstleutnant
Zeltler, der seit dem Jahre 1920 zweimal den
Schauplatz jener Schreckensszene aufgesucht yai,
ganz andere Nachricht nach Europa: der Major
Voulet hat noch im Jahre 1924 tief in der Sa
hara gelebt. Er hatte die Tochter eines Einge
borenenstammes geheiratet und war ein mo
hammedanischer Scheik geworden. Bei jenem
Zusammenstoß ist er keineswegs ums Leben
gekommen, sondern ist mit einem großen Teil
der Riff-Leute und seiner Braut in die Wüste
zu deren Vater geflohen. Dieser war Herr über
eine Oase, und hier ließ sich Voulet nieder. Es
wurde ihm die Herrschaft über den Stamm
übertragen. Zeltir hat diese Kunde aus dem
Munde eines Eingeborenenhäuptlings, der
unter dem Major Voulet gedient hat und noch
heute den Säbel und die Uniform des franzö
sischen Offiziers besitzt.
Ucberraschungen bei einer Volkszählung.
Eine Volkszählung in Deutschland erfaßt
dank einem exakt arbeitenden Apparat geüb
ter Beamten auch den letzten Bürger. In
Australien dagegen bringt ein solches Unter
fangen Schwierigkeiten mit sich, nicht, weil
der Zählapparat unvollkommen oder die Be-
völkerungsziffer besonders groß wäre —
Australien hat ja trotz seiner ungeheuren
Ausdehnung von rund 8 Millionen qkm nur
6 230 000 Bewohner — sondern deswegen,
weil eine große Anzahl Australier ein un
stetes Leben führt. Es gibt dort nämlich
eingeborene Nomadenstämme, die, über das
ganze gewaltige Gebiet zerstreut, von einem
Fleck zum andern ziehen. Da versagen die
sonst so bequemen Zählformulare, und es
bleibt den wissensbegierigen Beamten nichts
anderes übrig, als diesen wandernden Völ
kern nachzuspüren. Man kann sich ausrech
nen, daß es unter solchen Umständen nicht
gut möglich ist, das Ideal statistischer Voll
kommenheit zu erreichen, und so gibt es bei
jeder Volkszählung Ueberraschungen. So hat
man bei der letzten Zählung der Eingebore
nen von Australien und Queensland gefun
den, daß diese gegenüber der letzten Auf
nahme um 1138 zugenommen haben, aber
nicht auf Grund natürlicher Vermehrung. Die
unvorhergesehene Bereicherung war einfach
darauf zurückzuführen, daß man einige bei
der letzten Zählung nicht erfaßten Nomaden
stämme in Queensland mitzählen konnte, die
wohl beim letztenmal gerade „unterwegs"
waren. Die Zählung hat übrigens auch be
stätigt, daß die eingeborene Bevölkerung
Australiens dem Aussterben entgegengeht, in
manchen Gegenden, so in Tasmanien, sind
die Urbewohner schon vollständig verschwun
den.
Der älteste Backofen der Welt gefunden.
Dis vorzüglich erhaltenen Reste eines Back
hauses, das man für das älteste, von einem zivi
lisierten Volke benützte Gebäude dieser Art an
sprechen darf, wurde kürzlich von der Expedition
des Field-Museums und der Universität Oxford
in Mesopotamien an der Stelle der uralten Stadt
Jemdet Nasr freigelegt. Die Backstube besteht au»
einer Anzahl von Lehmöfen, die nach der Meinung
von Henry Field, des Kustos der anthropologischen
Abteilung des Fieldmuseums für Naturgeschichte,
um 4000 v. Christi erbaut sein dürste. Die Oefen
bestehen aus großen Lehmhügeln, die im Innern
ausgehöhlt und mit Schächten versehen sind, die
sich nach oben verjüngen und der Hitze den Durch
zug nach oben gestatten. Am Fuße befinden sich
die Feuerstätten, die groß genug sind, um einen
ausgewachsenen Menschen im Innern zu beher
bergen. In den Feuerstätten fand man noch hoch»
getürmte Haufen von Asche der alten Feuer. Töpfe
und Pfannen mit dem zu backenden Brotteig wur
den auf die Spitze der Oefen gestellt, wo ihnen
durch die Schächte die für das Backen erforderliche
Hitze zugeführt wurde.
Wie mau heute nach Mekka pilgert.
Ter alljährliche Pilgerzug nach Mekka ist
wieder in vollem Gange, und Jeddah, der
Hafen von Mekka, ist erfüllt von einer drän
genden, aufgeregten Menschenmenge. „Pilger
in immer wachsender Anzahl kommen ans
Java, den Malaienstaaten und China", so
schildert ein indischer Mohammedaner, der
soeben seine Wallfahrt beendigt hat, seine
Eindrücke. „Die unternehmenden Orientalen
wissen aus dieser besonderen Art des Reise
verkehrs einen schönen Nutzen zu ziehen. In
Hongkong hat sich eine besondere Gesellschaft
gebildet, die alte Boote notdürftig wiederher
gestellt hat und mit diesen halben Wracks so
viele Reisen wie möglich ausführt. Die Be
hörden sehen jetzt wenigstens darauf, daß
jeder Pilger auch gleich ein Retourbillett
lösen muß, damit er nicht mittellos in Ara
bien liegen bleibt. Man tut auch alles, um
alte Leute von der Pilgerfahrt abzuhalten,
deren Lebenssehnsucht es ist, in der Heiligen
Stadt zu sterben. Besonders der britische
Konsul in Jeddah weiß ein Lied von den vie
len hilflosen, gestrandeten Existenzen unter
den Mekkapilgern zu singen, denn sehr viele
von ihnen sind britische Staatsangehörige.
Die Wahabiten, in deren Besitz sich gegen
wärtig die heiligen Stätten befinden, sind
fanatische Puritaner unter den Mohamme
danern. Sie halten unerschütterlich daran
fest, daß Allah und nicht Mohammed verehrt
werden müsse, denn so habe es der Prophet
selbst angeordnet. Trotzdem hat der Brauch
um sich gegriffen, nach Medina zu seinem
Grabe zu pilgern. Hier aber stehen wahabiti-
sche Wächter und dulden nicht, daß ein Wall
fahrer anbetend in die Knie sinkt,' sogleich
wird er mit einem Stocke fortgetrieben. Noch
immer ziehen Karawanen von Kamelen nach
Mekka. Aber schnell eilende Automobile für
jene, die nicht soviel Zeit auf die Reise nach
der heiligen Stätte verwenden können, über
holen sie und lassen sie weit hinter sich."
Paul Enderling
ii lila Me: Ş
Copyright 1929 by Karl Köhler u. Eo„
Berlin-Zehlendorf, Machnower Str. 24.
l7) (Nachdruck verboten.)
Sie trampelte vor zorniger Ungeduld mit den
Pützen, als sie ein paar Minuten auf ein freies
Luto warten mußte. Und dann fuhr der Wagen
ichleppend wie eine Schnecke. — „Ah, wenn ich ihn
ienken dürfte!" Endlich kam sie doch an.
„Warten Sie!"
Sie mußte erst ein Dutzend Firmenschilder über
prüfen, ehe sie entdeckte, daß das Büro im dritten
stock lag. Sie rannte zwei Treppen hinauf, ent
seckte erst hier, daß es einen Lift gab, und fuhr
impor.
Eine Tür stand auf und sie trat ein. Da die
Ningel nicht zu funktionieren schien und aus ihr
stlopfen niemand antwortete, betrat sie entschlossen
pas nächste Zimmer.
Herr Schädler hielt in seinem Gespräch mit dem
Fräulein inne. „Sie wünschen?" »
„Herr Dollingen —", stieß sie, noch atemlos
hervor.
Das Fräulein lächelte mokant. „Bedaure, der
Herr ist nicht anwesend. Richt wahr, Herr Schäd-
ier?"
„Rein, wirklich, das kann ich beschwören." Auch
rr lächelte nun.
„Hier ist nichts zu lachen", fuhr Jutta die bei
den an. „Ich verbitte mir dos. Ich will eine Aus
kunft."
Herr Schädler bezwang sich sofort. „O, bitte,
oweit wir dazu in der Lage sind ". Die hüb-
che Dame schien ihn zu interessieren.
„Sie werden mir doch die private Adresse von
Herrn Dollingen angeben können?"
Herr Schädler blättert eeifrig in einem Buch.
»Krumme Straße 00, Charlottenburg." Er nannte
oie Fahrtverbindungen und bemerkte mitten >m
Saß, daß die Dame schon wieder draußen war. Der
Mund blieb ihm eine Weile offen sttiM.
„Wer kann das gewesen sein?" fragte Fräulein
Esenwein neugierig.
„Eine Schönheit — auf alle Fälle "
„Wenn ich mich so anziehen könnte", erwiderte
Pas Fräulein spitz, „wäre ich auch schön". Die Pu
derquaste tanzte auf ihren Wangen.
Herr Schädler zuckte grinsend die Achseln.
Jutta fuhr bis zum Charlottenburger Rathaus
und stieg dor! aus. Unterwegs war ihr e-ngefallen,
daß sie unmöglich im Auto dort vorfahren konnte,
wenn es auch nur ein Mietswagen war.
Sie überquerte die Berliner Straße und ent
deckte zu ihrer Freude das Straßenschild. Aber die
Nummer? Welche Nummer war es doch gewesen?
Sie hätte sie sich doch aufschreiben sollen. Ach, in
ihrer Aufregung hätte sie den Zettel doch längst ver
loren.
In einem kleinen Weißwarengeschäft gab ihr
eine junge Frau Bescheid. Jutta sing einen Blick
unverhüllter Neugier auf. Wußte man hier schon
alles?"
Als sie in dem halbdunklen Flur des bezeichne
ten Hauses stand, wußte sie schon, daß noch nichts
gutgemacht war. Der Hauch des Unglücks saß an
diesen braun gestrichenen, abgeblätterten Wänden.
Ihr Mut sank.
Auf ihr Klingeln oben wurde ein rundes Guck
fenster beiseite geschoben, dann öffnete sich vorsichtig
die Tür. Man schien hier auf ungebetene Gäste
gefaßt zu sein.
„Sie wünschen?" fragte Malwine leise.
Jutta sah in ein verweintes, verblühtes Gesicht
und wußte im gleichen Augenblick, daß die Schwe
ster Georgs vor ihr stand. Sie wollte nach ihm fra
gen, aber da sie bemerkte, daß sich die benachbarte
Flurtür vorsichtig öffnet, bat sie: „Darf ich nicht
eintreten? Ich werde Sie nicht lange aufhalten."
Malwine nickte und machte den Weg frei. Als
der Besuch im Korridor stand, wurde die Tür wie
der verschlossen. Sie vermutete eine Kundin und
fragte: „Sie kommen wegen einer Perlarbeit?"
Jutta nickte schnell. Hier war ein Ausweg. So
konnte sie den Anfang hinausschieben, den Ueber-
gang suchen und abwarten, ehe sie die entscheidende
Frage tat. „Ja. es ist ja jetzt die große Mode."
Malwine ging voran und öffnete die Tür zu
dem Zimmer. Frau Dollingen saß auf dem Sofa,
eine Brille auf der Rase, und stopfte einen Strumpf,
von dem sie nur flüchtig aufblickte.
„Eine Kundin, Mutter. Die Dame will eine
Arbeit. Eine Tasche nicht wahr? S-e wandte sich an
Jutta, die verlegen, wie nie in ihrem Leben, da
stand.
Die alte Frau warf ihr einen fast argwöhni
schen Blick zu und machte Anstalten, sich zu erheben.
„Bitte, bleiben Sie!" bat Jutta fast flehentlich.
„Hier ist ja ein Stuhl." Wieviel Falten die alte
Frau hotte! Wieviel Angst und Sorge war da ein-
gegraben!
Malwine zeigte Muster. „Ich habe sie selber
entworfen, allerdings in Anlehnung an ältere Vor
bilder. Wir hatten ja genug davon bei uns zu
Hause in Dorpat."
„In Dorpat —", wiederholte Jutta sinnend.
Georg Dollingen hatte oft genug von seiner Heimat
erzählt.
„Wie meinen Sie?" fragte Malwine verwun
dert.
„Nichts. Ich kenne einen Herrn, einen Balten,
freilich aus Riga. Es sind jetzt so viel Balten bei
uns." Fast hätte sie losgeweint. So viel Traurig
keit saß in diesem Zimmer.
„Ich nehme also die Tasche mit dem Georginen
muster. Wie teuer ist sie?"
Malwme nannte den Preis, dem sie gleich zu
stimmte. Sie fühlte, daß ein Erstaunen in der Lust
lag: wahrscheinlich kam es nicht so oft vor, daß
Kundinnen den Preis, ohne zu handeln, anerkann
ten.
„Darf ich fragen, wer so freundlich war, mich
bei Ihnen zu empfehlen?"
Jutta stand auf. Nun mußte sie wohl gehen.
„Wer war es?" Sie suchte nach einem Ausweg.
„Nun, Sie brauchen ihn natürlich nicht zu nen
nen. Ich begreife, daß das manchen Damen unan
genehm ist."
Frail Dollingen hatte den Strumpf weggelegt
und die Brille abgenommen. Als Jutta in die gro
ßen Augen sah, die die Augen Georgs waren, sagte
sie mit jähem Entschluß: „Ich will ehrlich sein. Ich
kam eigentlich aus einem anderen Grlinde hierher."
Die beiden Frauen starrten - sich stumm an.
Jutta fühlte Feindschaft in ihren Blicken aufglim
men. „Wo ist Georg Dollingen?" fragte sie mit
allem Aufgebot ihres Mutes.
Das Schweigen hielt an. Es wurde gleichsam
dichter, drohender. Es wuchs. Und das schnelle
Ticken der kleinen, lächerlich kleinen Wanduhr be
tonte die Stille noch mehr.
Jutta wandte sich zu der alten Frau, die un
willkürlich, wie in einer Abwehr, die Hände erhob.
„Sie dürfen nichts Falsches von mir denken. Ich
komme nicht aus Neugier. So niedrig müssen Sie
mich nicht einschätzen. Ich würde mich selber ver
achten —"
„Weswegen kommen Sie denn? fragte die
Mutter bitter. „Meinen Sie, wir hätten in dieser
Zeit die Menschen nicht genugsam keilnen gelernt?"
Jutta ?sah an ihr vorüber. „Ich habe ihn ge
kannt," antwortete sie mit zitternder Stimme, die
allmählich Festigkeit gewann. „Ja, ich habe ihn gut
gekannt. Und nun frage ich: wie steht es mit ihm?"
Ehe die alte Frau etwas sagen konnte, trat
Malwine hinzu. „Es hat doch keinen Zweck, etwas
zu verheimlichen, Mutter. Dos ganze Haus weiß
es ja, die ganze Straße, vielleicht die ganze Stadt.
Die Dame kaun es ja überall erfahren." Sie wandte
sich Jutta zu. „Mein Bruder sitzt im Untersuchungs
gefängnis."
Jutta fühlte, wie olles Blut aus ihrem Gesicht
wich. „Großer Gott!" stammelte sie,
„Wundert Sie das? Wußten Sie es wirklich
nicht?"
Jutta starrte sie an. „Man hat ihn nicht frei
gelassen?"
Frau Dollingen erhob sich. Sie stand, an den
Schrank gelehnt, aufrecht, leblos, starr wie eine
Bildsäule. „Woher kannten Sie ihn?" fragte sie
streng — wie ein Richter, empfand Jutta.
Ratlos blickte sie um sich. Nie war hier ihr
Name erklungen. Georg wußte ja nicht einmal
ihren Namen! Erst jetzt wurde ihr das bewußt. Sie
fühlte Schuld auf sich wuchten.
„Woher kannten Sie ihn?" fragte die unerbitt
liche Stimme der alten Frau wieder.
Sie zwang sich zur Klarheit. Ich muß ant
worten — aber was? Alles kann ich hier doch nicht
erklären — mein zweites Leben, in dem ich mein
Menschentum vor Erkältung, vor Erstarrung
wahren wollte — was soll ich davon erzählen? Si
cherlich hatte er nicht einmal von Johanna Reichert
gesprochen. Er sah nicht aus, als ob er von seiner
Liebe berichtete. Aber die alte Frau drüben wartete
und wartete. Endlich fand sie einen Ausweg. „Ich
lernte ihn durch Herrn Vorbeck kennen. Ja, dort
. . . . und dort hörte ich auch von diesem Entsetz
lichen . . ."
Die Mutter löste sich von dem Schrank und
setzte sich wieder. Ihre Augen schienen den feind
lichen Ausdruck verloren zu haben.
Acngstlich betrachtete Jutta sie. Sie betrachtete
ihr abgetragenes Kleid, die runzeligen, abgearbeite
ten Hände — sie sah Malwines vergrämtes Gesicht
und ihre Perlenarbe:ten, und sie schämte sich plötz
lich ihres eleganten Kostüms und ihrer Platinkette.
Auch Malwine hatte sich, wie aus Erschöpfung,
niedergelassen. „Ich begreife nicht, wie er dazu ge
kommen ist. Wenn er noch Schulden gehabt hätte!"
„Es gibt nur eins, was er uns verschwiegen
hat", setzte die Mutter hin. „Nur eins —", Und
jlc starrte Jutta an.
„Was meinen Sie", fragte sie eingeschüchtert.
Ihre Seele war wie ein verslatterter Vogel.
Die alte Frau senkte die Stirn. Mühsam
brachte sie heraus: „Eine Frau. Ein Mädchen. Was
weiß ich?"
Jutta fuhr zusammen. Wieder dachte sie an
seinen unseligen Satz von dem Verbrechen, daß er
für sie — für sie —• begehen könne. Und um ihre
eigenen Erinnerungen zu verscheuchen, diese furcht
baren Gespenster, rief sie laut: „Aber Sie glauben
doch nicht auch, daß er das getan hat?"
(Fortsetzung folgt.)
Schmerzen und Blutungen am Ausgang« des
Mastdarms, auch wenn sie noch jo selten auftreten, sind
meist Kennzeichen von Hämorrhoidalerkrankungen
Ihr« Entstehung kann heute durch die neuesten For
schungsergebnisse leicht aus der Welt geschafft werden.
Wer ein Interesse daran hat, von Hämorrhoidal-
beschwerden jeder Art Befreit zu werden, wird das
Vosterisan anwenden, das als Salbe und als Zäpf
chen in allen Apotheken erhältlich ist. Ausführliche,
aufklärend« Broschüre über das Posterisan kann man
sich in den Apotheken kostenlos beschaffen. — Original
packung Posterisan-Salbe: RM. 1,78; — Posterisan-
Zäpfchen: RM. 2,65.
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