Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

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Generaldirektor L. 
fet «in Mann der Tat Weitblick und Energie haben ihn 
tdinell an fahrende Steile gerückt Er steckt voller Ideen, 
»eine Entscheidungen sind schnell und bestimmt So kühn 
seine Pläne, so sicher ihre Durchführung. 
„Ideen und Nerven, meine Herren - sagt er häufig - 
«tnd das Wesentliche. Die Ökonomie der Kräfte verlangt, 
daß wir den Fluß der Gedanken fördern und die Nerven 
schonen. Sie werden gesehen haben, daß ich stets den 
coffeinfreien Kaffee Hag trinke. Er regt an, aber nicht auf, 
schont Hers und Nerven und schmeckt vorzüglich." 
merksam gemacht haben. Sie erlauben doch —?* 
Und ohne eine Antwort abzuwarten, reißt sie den 
Kühler mit der Flasche an sich und saust hinaus. 
Direktor Langbein sieht dem entschwindenden 
Göttertrank melancholisch nach. „Das .. ist . .. doch 
» . . stotterte er. 
»Reizend — nicht wahr?" lächelt Tonte Lu lie 
benswürdig. »Wie die Kleine um Ihr Wohl besorgt 
ist! Uebrîaens — haben Sie sich jenes Gemälde 
dort schon richtig angesehen. Nicht dieses, nein, dort 
— links von betn hübschen Spitzweg. Ich bin stolz 
darauf, meine kleine Sammlung einmal einem 
Kunstkenner zeigen zu können." 
Direktor Langbein erhebt sich prustend und 
schnaufend und macht, seinen Kneifer mit dem Ta 
schentuch reibend, einige Schritt gegen das erwähnte 
Bild. Tonte Lu aber ergreift mit kühnem Griff das 
tönerne Ebenbild ihres Gastes und schmeißt es mit 
Vehemenz zum Fenster hinaus. Wo dieies edle 
Haupt unten landet, ist ihr in diesem Moment ziem 
lich gleichgültig. 
„Kaulbach —?" fragt der Direktor, das Bild 
aufmerksam betrachtend. »Ei, sieh da! Und eben 
falls echt. . 
„Nee — Ocldruck!" berichtigt die eben wieder 
hereinstürzende Susel. „Das steht doch jeder Laie. 
Nun — lacht Ihnen nicht das Herz im Leibe?" Su- 
>el hält in der hocherhobenen Rechten eine Karaffe 
Wasser. „Frisches, silberklares Quellwasser. Extra 
von mir am Brunnen geholt." Susel schenkt zŗ 
Gläser voll ein und reicht das eine dem Besuche hin 
»Prost. Herr Direktor. Es lebe die Abstinenz!" 
Der fette Mann starrt mit der Miene eines zum 
Tode Verdammten in das Wasserglas. 
„Ihr letzter Vortrag über die Abstinenz - 
großartig Herr Direktor!" schwatzt Susel unentwegt 
weiter. „Ich erinnere mich an jedes Ihrer Worte. 
Das „Delirium tremens" — schrecklich muß das 
sein! Man sieht Dinge, die gar nicht existieren, nicht 
nur, daß man tausenderlei Gegenstände doppelt und 
dreifach sieht, nein — auch Schemen erscheinen . . 
Spukgestalten . . . Mancher hat schon sein eigenes 
Bild vor sich gesehen . . . grausig . . . verwittert 
Stellen Sie sich einmal vor, wenn plötzlich Ihr eig 
ner Kopf vor Ihnen auftauchen würde — „Ihre 
Form aus Lehm gebrannt" . . 
Direktor Langbein wirft einen fast furchtsamen 
Blick auf die Spitze des noch immer am gleichen 
Platze stehenden Regenschirmes. Er greift sich an die 
Stirn . . . stürzt sein Glas Wasser in gierigen Zü 
gen hinunter. . . schaut wieder hin und lächelt plötz 
lich. Blöde und hilflos. 
„Ist Ihnen nicht gut?" fragt Suiel teilnahms 
voll. „Ich glaube — ja." Er läßt sich schwer auf 
leinen Sessel fallen und stiert unverwandt auf den 
Regenschirm, wo doch soeben . . . noch vor wenigen 
Sekunden. . . 
„Darf ich Ihnen einen Wagen besorgen?" 
schlägt Tante Lu vor. 
„Büke. Mir ist . . . so . . ." stammelt er. 
„So so — la la. . . versteh schon", sagt Susel 
mrt sanftem Lächeln. »Bitte, Tantchen, besorge den 
Wagen. Ich werde indessen dem Herrn Direktor 
kalte Kompressen machen." 
Und während die Tante hinausgeht, taucht Su 
sel eine Serviette in das eisige Brunnenwasser, ver 
gißt in ihrer eilfertigen Hilfsbereitschaft natürlich, 
dieselbe auszuwinden und legt sie dem noch immer 
geistesabwesend vor sich hinstarrenden Menschen 
meuchlings auf den glühenden Schädel. 
Der Direktor brüllt auf, wie ein wildes Tier. 
Aber vergebens windet er sich unter dem festen 
Griff der kräftigen Mädchenarme. Noch ein scharfer 
Ruck — und die Kompresse wird am Hinterkopf mit 
einer Gewalt zugeknotet, daß ihm blaue und rote 
Funken vor den Augen tanzen. Nicht einmal 
'chimpfen kann er. denn es fängt an zu rieseln über 
'ein Gesicht, unaufhaltsam, in Strömen . .. 
„Fein, was?" ruft Susel in den schmelzendsten 
Tönen. „Solche Kompresien wirken Wunder. Ich 
bin Ihnen die Aufmerksamkeit schuldig, denn Sie 
und ja mein.Wohltäter. Ihnen verdanke ich's ja. 
daß ich nicht mehr zur Schule muh. daß ich endlich 
mal was Gescheites lernen darf. Herr Direktor, 
wenn Sie nicht so krank wären — ich glaube, ich 
würde Ihnen ein Kuß geben . . 
Der Herr Direktor zieht die Weste stramm und 
versucht, sich etwas aufzurichten. 
"„Ich glaube ... ich bin . . . wieder gesund!" 
stottert er. 
„Sagt ich's nicht? Ja. io eine kalte Dusche!" 
„Sa sind ein famoses Mädel. Suzanne", lispelt 
er dankbar. „Und was Ihr Anerbieten anbetrftft, 
'0 glaube ich. . . ich habe mir einen Kuß — redlich 
verdient." 
Susel weiß noch nichts von weiblicher Ziererei 
und die eben wieder hereintretende Tante hat das 
Vergnügen, zuschauen zu dürfen, wie ihre hoff 
nungsvolle Richte dem Mann einen schallenden Kuß 
auf die Wange verabfolgt. 
„Aber Susel!" 
„Laß gut sein, Tantchen. Ich muß diesem guten, 
alten Onkelchen doch beweisen, wie dankbar ich bin." 
sFortsetzung folgt.) 
Bismsrás ķîàflàg. 
(Schluß.) 
In der Tat waren die Wirkungen der Ent 
lassung Bismarcks ungeheuer schwerwiegend für 
die politische Zukunft des Reiches. Außenpolitisch 
zunächst wurde damit eine völlig andere Richtung 
als die bisher verfolgte eingeschlagen. Der Kaiser 
hatte zwar stets betont, der „alte Kurs" werde bei 
behalten, aber davon war in der Praxis nichts zu 
spüren. Das bedeutsamste Ereignis der Außenpoli 
tik nachbismarckischer Zeit war die Richtcrneuerung 
des deuti'ch-russichen „Rückversicherungsvertrages", 
den Bismarck im Jahre 1887 abgeschlossen hatte, 
da er erkannte, daß der Dreibund allein zur Siche 
rung Deutschlands nicht genügen würde. Italien 
war, wie immer, so auch diesmal ein Vertrags 
partner, dem gegenüber man Vorsicht walten las 
sen mußte, und Oesterreich konnte über kurz oder 
lang in eine ernste innere Krise geraten durch di 
vergierende Bestrebungen der Rationalitäten, und 
es wäre dann in dem calus foederis keine Hilfe für 
Deutschland gewesen. Bismarck sah es daher als 
eine der Hauptaufgaben deutscher Politik an, sich 
der Freundschaft Rußlands, zumindest aber dessen 
möglichst wohlwollender Neutralität zu versichern. 
Aus diesen Erwägungen heraus war der Rückver» 
sicherungsvertrvg mit dem russischen Re'che abge 
schlossen worden. Man hatte in Deutschland aus 
verschiedenen Gründen größten Wert darauf zu 
l-aen, das einmal mit Rußland geknüofte Ban-h 
nicht zerreißen zu lassen. Frankreich nämlich nährte 
seit 1871 immer noch den unerbittlichen Revanche- 
gedanken, getreu den Worten Gambettas „Iatums 
en parier, toujours y penser" (niemals davon spre 
chen, aber immer daran denken). Die französisch« 
Politik erblickte deshalb ihr Hauptziel in der Er 
werbung von Bundesgenossen, um bei gegebener 
Gelegenheit Deutschland die Nieberlage von 1871 
heimzahlen zu können. Die Reisen französischer 
Politiker an verschieben« europäische Höfe waren 
Werbungsreisen von großer Bedeutung, besonders 
da sie mit Geschicklichkeit und Takt, besonders akt 
ohne viel Aufsehen durchgeführt wurden. Deut 
scherseits mußte man also das Augenmerk darauf 
richten, ein Bündnis Frankreichs mit einer ä< 
ren Großmacht zu verhindern und keinesfalls einen 
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keine Versuche, zu entrinnen. So kam es von 
selbst, daß Stacheldidi in dem Laubenstübchen 
aus und ein ging, als wäre das immer schon 
so gewesen. 
Als Stacheldidi eines Tages wieder im 
Garten spazierte, hörte er auf einmal, wie 
ein Vogel ängstlich um Hilfe rief. „Da ist 
was los!" dachte er und bemerkte den Am 
selvater, der aufgeregt hin und her flatterte. 
„Zu Hilfe, zu Hilfe, meine Kruder sind in 
Gefahr!" 
v „Warum denn", rief Stacheldidi zu ihm 
hinauf. 
„Siehst du denn nicht die Doppcldolch?" 
»Was, Doppeldolch!" schrie Stacheldidi, 
„sterben wird. sterben muß sie!" 
Doppeldolch war eine giftige Natter. 
An der großen Eiche, die mitten im 
Garten stand, lag Doppeldolch. „Du Drei- 
käsedich willst dich mit mir rn einen Kampf 
einlassen?" sagte die Schlange, „sterben 
mutzt du, bevor der Abend naht. Ich habe 
Giftzähne!" 
„Und ich habe scharfe Beißzähne" rief 
Stacheldidi. 
Er umkreiste vorsichtig die Schlange. 
Die Doppeldolch war wohl auf der Hut, 
Zusammengeringelt, mit hocherhobenem 
Kopf und Hals beobachtete sie genau den 
Igel. Aber im nächsten Augenblick saßen 
auch schon Stacheldidis Zähne in ihren wei 
chen Bauchteilen. 
Blitzartig fuhr Doppeldolch in Stachel- 
didis Rücken, um im gleichen Augenblick 
schmerzerfüllt sich wieder von den scharfen 
Stacheln zu befreien. 
Stacheldidi kannte schon die Schlangen 
weise. Schnell hatte er sich zusammengerollt, 
so daß Toppeldolchs Massen ihm nichts an 
tun konnten. Der Igel hatte die Schlange 
ins Rückgrat gebissen: das Werl war voll 
bracht. Der Bitz der Schlange schadet einem 
Igel nicht. 
< Wie von ungefähr kam Franz in den 
Garten, wo er Doppeldolch, von deren bö 
sen Taten er noch keine Ahnung hatte, blu 
tend im Sande liegen sah. Er faßte die 
Schlange am spitzen Ende an und trug sie 
zur Mutter. 
Stacheldidi folgte. 
Einen so gellenden Schrei stieß Fran 
zens Mutter aus, daß der Junge vor Angst 
das Untier fallen ließ. „Jung, wo hast du 
denn die Kreuzotter her? Das ist eine gif 
tige Schlange: und du hast sie getötet?" 
„Ich nicht, sondern Stacheldivt." 
Die Mutter war glücklich. Stacheldidi 
bekam die ganze Woche doppelt zu essen 
und ließ es sich munden. 
Der Zufall wollte es, daß unser Igel 
gerade an Franzens Geburtstag eine zweite 
Kreuzotter tot biß. Da wurde Stacheldidi 
allen Paten und Verwandten als Held vor 
gestellt. 
Aber ein paar Tage später, als Stachel-- 
üidi einen abendlichen Ausflug in die Um 
gebung machte, kehrte er nicht wieder zu 
rück. Warum, das konnten die Menschen 
liicht verstehen. 
Franz war sehr traurig, sann aber auf 
einen anderen Igel. 
7la SchaaL 
Lank 'e Stroten goht se. 
An 'e Ecken stoht se, 
No de School hen schöt se, 
n beten klöhnen wöt se. 
„Opa will ml 'n Droken 
Vunnomrddag moken . . 
„Un min Dubn hefft «egen 
-mucke Junge siegen . . .“ 
„Kiek, door achter, Mantje, 
Kämmt en duhnen Erantje, 
Kann man eben lopen . . 
Klock fangt an to ropen: 
„Een — twee — dree — veer — fief — süß 
„Sinne! Fiele! Möt mi toben!" 
Lank 'e Stroten stuuft se, 
Uem 'e Ecken suust se. 
Duben, Grantje, Droken. 
Düsend bunte Soken 
Hett de Klock wegdunnert. 
„Szehn maul ßehn sind hunnert!" 
söben!" 
Emil Hecker. 
Aus Meinem ?Beo&achtunq$buch 
im Vläcz. 
Wenn's erste Märzlüfterl weht, halt's 
mich nicht mehr in der Ofenecke, dann treibt's 
mich hinaus in's Freie. Ich muß dabei sein, 
wenn Junker Lenz seinen Einzug hält. 
Im warmen Mittagssonnenschein stocher 
und pocher ich im Garten herum und räume das 
dürre Laub fort, damit die lieben Sannenstrah 
len dis Blumenkeime küssen können, daß sie 
aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen. 
Schneeglöckchens ersten Blick in die Melt 
erlebte ich. Ich sah sein Staunen, daß die 
Erdschollen noch so schwarz und tot dalagen, 
ich sah es frieren und zittern, es fühlte sich so 
verlassen. Da sing im Apfelbaum ein Buch 
fink an, sein Lied zu schmettern: Wie schön ist 
die Welt, pinke pink, pinke pink! Schneeglöck 
Hen neigts Köpfchen und lauscht. Dann läuten 
seine Glöckchen leis im Takt dazu. Schneeglöck 
chens Läuten weckt all die Frühlingsblumen 
auf: sie stecken ihre Köpfchen aus den warmen 
Wintermänteln und piepsen: Ist denn der März 
schon da? Schneeglöckchen ruft lauter, da regen 
sich die Sträucher. Der Johannisbeerstrauch 
wollte der erste sein, holte sich aber ein rotes 
Naschen weg. Vorsichtig folgten die andern 
nach, sogar die Bäumchen setzten Knospen an. 
Nur so alte Mummelgreise, wie der Wein an 
unserer Hauswand, die rühren sich natürlich 
nicht. Sollte er am Ende Recht gehabt haben 
mit seiner Vorsicht? Denn heute abend ist die 
Luft nicht recht geheuer: sternenklarer Himmel, 
groß und rot leuchtet der Vollmond vom Him 
mel herab. Ich will doch lieber meine Blumen- 
kinderchen alls warm zudecken, daß sie mir heute 
nacht nicht erfrieren. 
Doch am Morgen schien wieder dis liebe 
Sonns. und Rotkehlchen sang in mein Fenster 
hinein: Alle Vöglein sind schon da! Da wurde 
mir so froh ums Herz. Jetzt war ja alles be 
reit, den Frühling zu empfangen. 
Im Wald war ich allerdings noch nicht 
gewesen, aber sicherlich hatte man auch oa 
schon tüchtig gerüstet. Waldmeister und Busch 
Windröschen standen ganz sicher bereit. Ich trat 
aus der Haustür. Auf den Steinfliesen mühten 
sich zwei Ameisen mit einer Tannennadel ab 
und am Krokuskelch naschten die Bienen vom 
Blütenhonig. Wie konnten denn auch diese 
beiden allzeit Fleißigen beim Frühlingsreigen 
fehlen! Und gaukelt da hinten über dem Rasen 
nicht ein Schmetterling? Natürlich, ein Zitro 
nenfalter. Nun weiß ich's genau: -Der Früh 
ling, der Frühling, der Frühling ist da? 
Jngeborg Steffen, Vaasbiittel. 
Die Mse. 
Von Gebr. Grimm. 
Es waren einmal zwei Brüder, die dien 
ten beide als Soldaten, und der eine war reich, 
der andere arm. Da wollte der Arme sich aus 
seiner Rot helfen, zog den Soldatenrock aus und 
ward ein Bauer. Also grub und hackte er sein 
Stückchen Acker und säte Rübsamen. Der Same 
ging auf ,und es wuchs da eine Rübe, die ward 
groß und stark und zusehends dicker uird wollte 
gar nicht aufhören zu wachsen, so daß sie eine 
Fürstin aller Rüben heißen konnte; denn nim 
mer war so eine gesehen und wird auch nimmer 
wieder gesehen werden. Zuletzt war sie so groß, 
daß sie allein einen ganzen Wagen anfüllte und 
zwei Ochsen ziehen mußten, und der Bauer 
wußte nicht, was er damit anfangen sollte. 
Endlich dachte er: „Verkaufst du sie, was 
wirst du großes dafür bekommen, und willst du 
sie selber essen, so tun die kleinen Rüben den 
selben Dienst; am besten ist, du bringst sie dem 
König und machst ihm eine Verehrung damit." 
Also lud er sie auf den Wagen, spannte zwei 
Ochsen vor. brachte sie an den Hof und schenkte 
sie dem König. 
„Was ist das für ein seltsam Ding?" sagte 
der König, „Mir ist viel Wunderliches vor die 
Augen gekommen, aber so ein Ungetüm noch 
nicht; aus was für Samen mag die gewachsen 
sein? Oder dir gerär's allein, und du bist ein 
Glückskind," 
„Ach nein," sagte der Bauer, „ein Glücks 
kind bin ich nicht. Ich bin ein armer Soldat, 
der, weil er sich nicht mehr nähren konnte, den 
Soldatenrock an den Nagel hing und das Land 
baute. Ich habe noch einen Bruder, der ist reich, 
und Euch. Herr König, auch wohl bekannt. Ich 
aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt 
vergessen," 
Da empfand der König Mitleid mit ihm 
und sprach: „Deine Armut soll ein Ende haben, 
und du sollst so von mir beschenkt werden, daß 
du wohl deinem Bruder gleichkommst." Da 
chenkte er ihm eine Menge Gold. Aecker, Wiesen 
und Herden und machte ihn steinreich, so daß 
des andern Bruders Reichtum gar nicht konnte 
damit verglichen werden. 
AIs der Reiche hörte, was sein Bruder mit 
einer einzigen Rübe erworben hatte, beneidete 
er ihn und sann hin und her, wie er sich auch ein 
solches Glück zuwenden könnte. Er wollte es 
aber noch viel gescheiter anfangen, nahm Gold 
und Pferde und brachte sie dem König Er 
meinte aber, der König würde ihm ein viel 
größeres Gegengeschenk machen; denn hätte sein 
Bruder schon soviel für eine Rübe bekommen, 
was würden ihm diese schöneren Dinge erst alles 
einbringen. 
Der König nahm das Geschenk und sagte, er 
wüßte ihm nichts wiederzugeben, das seltener 
und besser y?äre als die große Rübe. Also 
mußte der Habgierige seines Bruders Rübe auf 
einen Wagen legen und nach Hause fahren.
	        
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