Nr. Ill
Zur Unterhaltung
Beilage der Schleswķg-Holsteinļschsn Landeszeitung (Rendsburger Tageblatt)
Dienstag, den 13. Mai
Norwegens KKAsuak-rS Inàèîäum.
Die Vollendung des Domes von Trondhjem.
Don Friß Löwe.
Norwegen feiert in diesem Jahre ein nationales
Jubiläum von hervorragendster. Bei '-j. Es
sind 900 Jahre seit dem Tode Olavs, d«. heiligen,
verflossen, der im Jahre 1030 in der Schlacht von
Stiklestad fiel. Seit dieser Schlacht datiert die Ein
führung des Christentums in Norwegen. Anläß
lich des 900-Iahr-Iubiläums steht noch ein anderes
großes Ereignis bevor. Der berühmte Dom von
Trondhjem, das schönste aller nordischen Bauwerke,
ein Meisterwerk gotischer Kirchenbaukunst, wird
wieder neu erstehen. Der wieder aufgebaute
Trondhjemer Dom ist für das norwegische Volk das
Symbol der Freiheit und Selbständigkeit ihres
Landes. Trondhjems stolze Kathedrale ist der kon
zentrierte Ansdruck norwegischer" Kultur und
Kunst.
Olav der Heilige war es, der das große Werk
der Einführung des Christentums in Norwegen voll
brachte. Auf einer seiner Wikinger-Fahrten wurde
er in England mit der neuen Lehre bekannt und
ließ sich später in Rouen taufen. Voller Begeiste
rung für die neue Lehre kehrte er im Jahre 1018
nach Norwegen zurück und vollendete das Werk,
das feine Väter begonnen hatten. Da er jedoch
hierbei scharf zugriff, erwuchsen ihm viele Feinde.
Die Zahl derselben wurde immer größer, west er
versuchte, in Norwegen eine starke zentralisierte Kö
nigsmacht zu errichten. Die Erbitterung und der
Widerstand gegen ihn wurde so groß, daß er im
Jahre 1028 aus Norwegen nach Rußland flüchten
mußte. Im Jahre 1030 kehrte er jedoch mit einem
starken Heere durch Schweden nach Norwegen zu
rück. Die norwegischen Fürsten, die seinen Haß
fürchteten, sandten ihm ein großes Heer entgegen.
Bei den: Orte Stiklestad kam es am 29. Juli 1030
zur Schlacht, in der Olav fiel. Rach feinem Tose
hatte es den Anschein, als ob die Sache, für die er
gekämpft hatte, verloren fei. Aber nun geschah das
Merkwürdige. Gerade durch seinen Tod gelangten
die beiden Ideale, für die er gekämpft hatte, — die
Einführung des Christentums und der norwegische
Einheits-, der Reichsgedanke — zum Siege.
Am Abend noch der Schlacht von Stiklestad
begaben sich der Eigentümer des in der Nähe lie
genden Bauerngutes und fein Sühn auf das
Schlachtfeld, um den Leichnam des Königs zu su
chen. Sie fanden ihn und versteckten ihn auf ihrem
Hofe. Später legten sie ihn in einen Sarg und be
erdigten ihn in Trondhjem in einem Sandhügel
am Nidelv. Bald durchschwirrten eigenartige Ge
rüchte das Land, von Wundern, die vom Leichnam
des Königs ausgingen. Man erzählte, daß Blinde,
die an feinem Leichnam gerührt hätten, wieder
sehend geworden seien n. a. m. Die Stimmung
schlug um und ein Jahr nach der Schlacht war
Olav ein Heiliger, zu dem das Volk betete. Olavs
Freund, der Bifchoş ^rimkell, ließ den Leichnam
ausgraben und erl en toten König für eigen
Märtyrer und Hett^-..-. Der Leichnam wurde in
einen silbernen Sarg gelegt und am Hochaltar der
St. Clemenskirche, die Olav errichtet hatte, aufge
stellt. Ueber der Stelle aber, wo sein Leichnam m
dem Sandhügel beigesetzt war, wurde später eine
kleine Holz-kap«! "richtet. Diese ist der Vorläufer
für die mächtige ^-omkirche von Trondhjem, die auf
derselben Stelle gen Himmel ragt.
In den folgenden Jahrhunderten wurde der
heilige Olav nicht nur Norwegens großer National-
heiliger und kirchliches Symbol, sondern auch das
Symbol der nationalen Sammlung und die Perso
nifikation des Reichsgedankens. Aber die historische
Bedeutung des heiligen Olav geht noch weiter.
Von Trondhjems ehrwürdiger Domkirche, wo fein
Leib am Hochaltar im heiligen Schrein schlummerte,
gingen Zeichen und Wunder aus. So wurde er
der Nationalheilige des ganzen Nordens und der
erste nordische Heilige von internationalem Ruf.
Ueber ganz Nordeuropa breitete sich der eigen
artige Olavskult ans. Man erbaute Olavskirchen,
Olavsklöster und stiftete Olavsgeftllschaften.
In Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland,
in den Ostseeländern und die Nordseeküsten entlang
bis Holland, auf Island, in Großbritannien und
Irland gibt es heute noch sichtbare Zeichen des
Olavskult und lebende Olavstra-ditionen. Olavdar-
stellungen findet man in kirchlichen Skulpturen und
Malereien, in Siegel-, Stadt- und Landschaftswap
pen ringsum im Norden. Aus allen diesen Län
dern wanderten das ganze Mittelalter hindurch Pll-
gerzüge nach Trondhjem. Aus der Heiligenvereh
rung wuchs durch die Arbeit von Jahrhunderten
Trondhjems große Domkirche, die prächtigste Kathe
drale des Nordens empor, die jetzt im Jubiläums
jahre äußerlich und innerlich in ihrem alten Glanze
wieder erstanden ist.
An der Stelle, wo einst -die kleine Holzkapelle
stand, ließ König Olav Kyrre eine Steinkirche er
richten, die „Heilige König Olavkirche in Nid-aros".
Diese Kirche war der ursprüngliche Bau des jetzigen
Doms. Der Sarg mit den Gebeinen des heiligen
Olav wurde am Hochaltar der Kirche beigesetzt und
stand dort 500 Jahre. Immer mehr wuchs die Be
deutung der Kirche. Der Zustrom der Pilger wurde
immer größer. Im Jahre 1152 wurde in Trondhjem
ein Erzbischofsttz errichtet. Der dritte Erzbischof,
Eystein Errlandsson, entschloß sich, eine große
Kathedrale an Stelle der alten Kirche zu errichten.
Im Jahre 1248 wurde das Fundament für das
Schiff gelegt, und der Ban wurde im Jahre 1320
vollendet. Die Kirche war die größte und pracht
vollste im ganzen Norden.
Die Zeiten änderten sich. Schwere Jahre ka
men für Norwegens Volk. Krankheiten, Kriege,
Hungerjahre verheerten das Land. Die Selbständig
keit Norwegens ging verloren. Nach der Einfüh
rung der Reformation plünderten die -dänisch-nor
wegischen Könige systematisch die norwegischen Kir
chen und Klöster. Auch die Domkirche litt hierun
ter schwer. Der silberne Sarg Olavs wurde noch
Kopenhagen gebracht und dort in Münzen umge
schmolzen. Die Kirche verlor ihre reichen Land
güter und die wertvollen Gaben, die den Weiter
bau des Domes ermöglichten. Große Brände richte
ten in -den Jahren 1328, 1432, 1531, 1708 und 1719
große Verheerungen an. Mittel, nach diesen Brän
den die Kirche zu restaurieren, fehlten völlig. So
blieb der Dom in einem erbarmenswerten Zustande
liegen.
Aber schließlich begann sich im norwegischen
Volk der Gedanke zu regen, daß man dieses Bau
werk, das die Geschichte des norwegischen Volkes
und Landes in so vielen Beziehungen symbolisierte,
nicht in einem derartig verkommenen Zustande lie
gen lassen könne. Im Jahre 1869 begann die Idee
,für den Neuaufbau der Domkirche greiftare Ge
stalt anzunehmen.
60 Jahre hindurch hat man an dem Wieder
aufbau des Domes gearbeitet. Fraglos werden die
großen Festlichkeiten, die in diesem Jahre in -dem
ehrwürdigen Dom und in Trondhjem stattfinden,
ein ergreifendes Erlebnis fein für die Tausende und
Abertausende, die aus der ganzen Welt hier zu
sammenströmen werden, um das große norwegisch«
Nationaljubiläum — -das Olavjubiläum — mitzu
feiern.
Im Anschluß an die kirchlichen Feierlichkeiten
und an das Jubiläum werden in Trondhjem unter
dem Sammelnamen „Historische Ausstellungen des
Olavjubiläums" historische, kirchliche und kulturelle
Ausstellungen stattfinden. Auch wird eine große
Ausstellung moderner norwegischer Kunst und die
sogenannte „Tröndelagsutstilling" — eine die Fi
scherei, Industrie, Landwirtschaft usw. umfassende
Ausstellung — eröffnet werden. Die Geschichte Nor
wegens, der norwegischen Städte und der norwe
gischen Kirche werden in Sonderausstellungen be
leuchtet werden. Moderne Kunst — Gemälde und
Skulpturen -— werden eigene Abteilungen erhal
ten. Auf Skanfen und Mdarö wird das norwegische
Erwerbsleben zu Wäffer und zu Lande zeigen,
wie weit Norwegen heut im Prodnktions- und Um-
satzleben gekommen ist.
- Der herrliche norwegische Sommer wird dies
mal im Zeichen des Olavjubiläums und -der Aus
stellung stehen, die norwegische Kultur, norwegischen
Gewerbefleiß, Norwegens kulturelle Vergangenheit
und Fortschritt zeigen wird. Die Einweihung des
neurestaurierten Teiles der Dom-kirche wird am
Olavstage ,dem 29. Juli, begangen werden. In Ver
bindung mit ihr werden Festgottesdienste und an
dere Festlichkeiten stattfinden.
So wie in alten Zeiten zahlreiche Pilgerscha-
ren nach der alten Krönungsstadt am Nidfluß ström
ten, wird im Jubiläumsjahr 1930 ein großer Frem
denstrom aus -der ganzen Welt -das natürjchöne nor
wegische Land, -das Land der Mitternachtssonne,
aussuchen, um an den Festtagen in Trondhjem teil
zunehmen.
Musikpädagogische Tagung in Stettin.
Am Sonnabendvormittag wurde in Stettin
die öffentliche Tagung des Reichsverbandes Deut
scher Tonkünstler und Musiklehrer von dem Vor
sitzenden des Hauptvorstandes, Dr. Arnold Ebel-
Be.rlin eröffnet. Dr. Ebel wies auf die großen
Aufgaben der Erneuerung der deutschen Musikkul
tur hin, deren Ziel ein wahrhaft volkstümliches
Musikleben sei, das nichj mehr d-ie Grenze zwischen
der Musik sür den Künstler und der Musik für den
Menschen kenne. Der Vertreter der Regierungs
behörde, Oberregierungsrat Vahr, betonte, zwar
werde von den Privatmusiklehrern die staatliche
Aussicht als lästig empfunden, im Grunde genom
men aber trage sie mit der Auswahl geeigneter
Lehrkräfte auch nur zur Förderung des Musik
wesens bei. Superintendent Meyer stellte zwischen
der Kirchenbehörde und den Tagungsteilnehmern
die Verbindung her, indem er die gesunde Kraft
der Singbeweg-ung als wirksames Gegenmittel für
die musikalische Entartung der Zeit bezeichnete.
Ferner -sprachen die Vertreter der Stadt Stettin
und der Stettiner Th-eatergem-einde. Besondere
Bedeutung gewann die öffentliche Tagung durch
den Vortrag von Ministerialrat Professor Leo
Kestenberg-Berlin, der über die Beziehung zwischen
Staat und Musik sprach. Ş
Mm ķôchrîņ n«S Lachen.
Der Rekrut.
Leutnant: „Füße auswärts? Hörst du nicht,
Pettersjon?"
Pettersson: „Entschuldigen Sie, Herr Leut
nant, ich stehe auch so, aber man kann es nur nicht
sehen. Die Stiefel sind zu groß."
Das Schlaflied.
Tante: „Ueber eine Stunde singe ich dem
Jungen -schon vor, und er schreit immer noch fort!
Was soll ich denn da tun?" — Vater: „Aufhören!"
Paul Enderling
Copyright 1929 by Karl Köhler u. Co.,
Berlin-Zehlendorf, Machnower Str. 24
4) (Nachdruck verboten.)
„Sie zerdrückte -das Zigarettenende und erhob
sich. „Jetzt bin ich auf ein paar Stunden -die Toch
ter des Hauses, die die Honneurs macht. Kommen
Sie. Mein Vater wird schon ungeduldig fein."
Der Baron folgte gehorsam. Er hatte allen
Wünschen Juttas gehorcht. Aber dies Auf und Ab
ihrer Laune hatte ihn stutzig gemacht. Sie war gar
nicht mehr so selbstsicher wie einst: sie erklärte sich,
ja, und entschuldigte sich beinahe. Kein Zweifel: sie
war nervös. Und natürlich war ein Mann im
Spiel. Das war auch bet -den kniefreien Juttas so
üblich.
Während er hinter ihr herschritt, -durch diesen
engen Korridor des verbauten Hauses und fein
Auge über die fchwarzgerahmten englifcheu Stahl
stiche schweifte, fiel ihm plötzlich ein, was sie von den
zwei Leben gesagt hatte, die man leben müsse. Was,
zum Kuckuck, hatte sie eigentlich damit gemeint?
3.
Georg Dollingen blickte über die Zeichentische
hinweg nach draußen, wo die Rathausuhr auf drei
viertel zwölf stand. Fröhlicher Sonnenschein zit
terte über den großen Stadtplänen, die die hohen
weißen Wände zwischen den Atelierfenstern füllten.
Solche Sonne hätte in der Zeit vor dem Motorrad
rennen herrschen müssen, dann wäre es eine anstän
dige Bahn gewesen und viele Stürze wären erspart
geblieben.
„Arbeit macht das Leben füß", mahnte Herr
Schädler, fein Kollege. Er h-atte längst den langen
Ieichenstift niedergelegt und betrachtete feine Frisur
in einem Handspiegel.
l „Arbeit? Wie lange wird dos hier noch
dauern?"
„Bin ich ein Prophet?"
Der Handspiegel flog in die Tasche. Beide
Herren beugten sich über die Zeichnungen, als sich
die Tür öffnete. 1
Vorbeck schlurfte langsam näher. Sein schwam
miger Körper schob sich zu den Zeichentischen. „Nicht
zu fleißig, meine Herren. Man muß die Kunden
warten lassen,, foult Llauben sie, bauen sei eine
Sache -der Geschwindigkeit und keine Hexerei." Er
lachte lange über seine Bemerkung, und aus dem
Nebenzimmer, zu dem die Tür geöffnet blieb, hörte
inan das begleitende Lachen des Tippfräuleins.
Auch Herr Schädler hatte beifällig gelächelt.
Der Architekt machte einen Schritt auf Georg
Dollingen zu, der allein ernst geblieben war, und
blieb stehen. „Was ich sagen wollte —"
Georg Dollingen kannte die Art seines Chefs.
So kam er jedesmal, wenn er Unangenehmes zu so
gen hatte: Wie ein Lehrer, der eine tückische Kunst
pause macht, ehe er dem wartenden Schüler die
Straft diktierte. Er mochte ein paar überflüssige
Striche und blickte auf, als er seinen Namen hörte.
„Die Arbeit an der Schule ist ja wohl nun er
ledigt, nicht wahr, Herr Dollingen?"
„So ziemlich, Herr Vorbeck."
„So ziemlich? Das ist das Höchste, was einem
gelingen kann", philosophierte der Architekt. „Das
Schöne wird nie fertig, hat einmal ein Dichter ge
sagt, damals, als es noch Dichter gab. Nur in der
Technik kann man von Vollendetem sprechen, weil
da die Zahl diktiert."
„Gewiß", bestätigte Dollingen. Was würde
nun konnn-en? Nie hatte er Dorbeck so gehaßt.
Nun kam es. „Sie waren bisher bei mir halb
tags beschäftigt, Herr Dollingen?"
Der' Angeredete nickte wortlos. Warum ftagte
dieser Mensch noch? Er wußte doch ganz genau die
Stunde, wo er ihn ausgenommen hatte.
Vordeck zwirbelte an den winzigen Härchen auf
seiner Oberlippe herum. „Die Sache ist nämlich
die: es ist doch fraglich, ob ich noch länger für Ihre
gewiß schätzenswerte- Tätigkeit Verwendung habe."
Georg Do-llingen erhob sich und stand kerzen
gerade, -die Hand auf die Tischplatte gestemmt. „Das
soll heißen, daß Sie mich entlassen?"
Der Architekt lächelte dünn. „ Das klingt viel
zu heftig. Entlassen — ich bitte Sie. Sie sind doch
nicht mein Angestellter. Ich habe überhaupt keine
Angestellten, vielmehr nur Mitarbeiter. Und 'ch
bin stolz darauf, daß es hier so steht." Seine Micke
bogen Dollingen aus, der ihn ruhig ansah, und
schweiften zu dem kleinen Gipsmodell einer Villa
herüber, das am Fenster stand und verstaubte.
„Ich kann also noch bleiben?" Dollingen wun
derte sich selbst, wie kühl seine Frage klang, und es
erfüllte ihn mit Befriedigung, daß seine Stimme
nicht gezittert hatte.
Der andere schien etwas verwirrt. „Aber selbst
verständlich. Ich bitte Sie. Ich möchte Sie nur
darauf aufmerksam machen, bast gelegentlich der
Fall eintreten könnte, daß ich auf Ihre Mitarbeit
verzichten müßte. Ich sage es nur, damit Sie be
reit sind. Derert sein ist ja alles, nicht wahr?"
Georg Dollingen zuckte die Achseln. Es war
bas ewige Katz- und Mausspiel, das Borb-eck trieb.
Vielleicht war es bas einzige Mol, wo er etwas wie
Macht empfand. Man mußte ihm -dies lächerliche
Gefühl zugute halten. Er setzte sich wieder. „Ich
bin arcs alles gesoßt, obwohl bi« Dauaussichteu sich
jo gebessert haben —"
Dauaussichten?" Der Architekt siel ihm ins
Wort. „Was verstehen Sie -darunter? Es wirb ge
baut, zweifellos. Aber wer baut denn? Der große
Unternehmer, der mit staatlicher Unterstützung Se-
rienbauten hinlegt." Er warf sich in die Brust.
„Meine Herren, sehe ich so ans, als ob ich Serien
bauten mache? Dann schon lieber gleich — wie drü
ben über'm großen Teich — die Häuser aus einer
Form gießen. Habe ich nicht recht?"
Das Tippfräulein, eine kleine, rundliche Dame,
stürzte herein. „Herr Vorbeck, bitte ans Telephon.
Herr Reinhagen wünscht Sie zu -sprechen."
Der Architekt seufzte. „Eine tenftische Erfin
dung, dies Telephon."
Als er draußen war, schloß Fräulein Wally
Eftnwein die Türe. „Nun aber raus, mein« Her-
ren, ehe er merkt, daß ich ihn verkohlt hà. Na,
wie stehe ich nun -da?"
- „Sie sind ein Engel", sagte Herr Schädler, der
eilig in seinen Mantel fuhr. „Bei der nächsten
Schönheitskonkurrenz rm Lunapark stimme ich für
Sie." Er war schon in der Türe.
Fräulein Wally trat zu Dollingen. „Gehen Sie
nun nach Hause?"
Er sah sie verwundert an. „Natürlich, wohin
sonst?"
„Wohin sonst?" wiederholte sie schmolleud
„Na, es könnte ja auch sein daß Sie mich ein wen:g
begleiten." Sie lachte ihn kokett an.
„Ausgeschlossen, Fräulein Eftnwein."
„Huch, was Sie für strenge Augen machen!
Herr Schädler, der -dem Zwiegespräch amüsiert
gefolgt war, ries herüber: „Hindern Sie Herrn
Dollingen nicht im Training. Er braucht klaren
Kopf und alle Kräfte für das nächste Rennen.'
Vorbeck kam zurück und schnauzte dos Fräulein
an: „Natürlich schon wieder angehängt. Sie haben
mich wieder zu spät gerufen."
„Es ist nicht meine Schuld", verteidigte sich -die
Angegriffene. „Sie kommen nur immer zu spät.
Sic lassen die Leute zu gern warten."
Schälle rvektze Zähne. „Auch ich möchte nicht verfehlen,
Ihnen meine größte Anerlennung und vollste Zufriedenheit
über die „Chlorodont-Zahnpaste" zu übermitteln. Ich gebrauche
„Chlorodont" schon seit Jahren und ich werde ob meiner
schönen weißen Zähne oft beneidet, die ich letzten Endes nur
durch den täglichen Gebrauch Ihrer „Ehlorodont-Zahnpasto"
erreicht habe." C. Reichelt, Schwerz, Amt Niemberg, Saalkreis. —
Chlorodont: Zahnpaste, Zahnbürsten, Atundwaffer Einheits
preis 1 Mk. bei höchster Qualität. 2n allen Chlorodont«
Derlaujsstellen zu haben.
Er lächelte schwach. „Mau -darf seine Kunden
nicht verwöhnen, Sie kleine Schneegans." Dann
wandte er sich an Dollingen: „Sie würde -doch eine
Entlassung, Verzeihung, eine Trennung von mir
nicht besonders treffen?"
„Ich verstehe Sie nicht recht?" Vor ihm schwebte
das verbitterte Gesicht der Mutter, und die Schwe
ster, die sich über Perlstickereien beugte und sich
daran -die Augen verdarb.
„Beim Sport verdient man doch viel Geld, habe
ich mir sagen lassen. Und vorgestern auf der
Rennbahn haben Sie ja direkt Sensation gemacht,
wenn auch nur für kurze Zeit. Aber das ist beim
Sport nun mal so: den ersten Ozeanflieger feierte
man wie einen Gott — nach dem elften sieht man
sich nicht mehr um. Minutenerfolge. Aber sie
bringen -doch Geld, tmc? Wofür bezahlt man heute
mehr als für Sensationen?"
Georg Dollingen fürchtete eine neue Rede.- „Es
war dc?s erste Mal, daß ich mich an einem solchen
Rennen beteiligte, und auch nur auf Drängen eines
Bekannten. Es war übrigens auch das letzte Mal."
„Aber warum denn? Warum?"
„Ich habe es meiner Mutter versprochen", ant
wortete er ruhig.
Der Architekt zwinkerte -dem Fräulein zu, wagte
ober nicht, zu witzeln. „Bravo. Eine Empfehlung
an -die Frau Mutter."
Als Georg Dollingen -draußen war, fragte er:
„Verstehen Sie das? Ein Kerl wie ein Baum und
hängt am Schürzenzipfel -der Mutter."
„Das finde ich sehr hübsch", entgegnetc sie
schnippisch.
„Aha. Das Gemüt. Das gefällt -den Frauen
also immer noch. Na ja, wer der Nlama gehorcht,
wird auch ein guter Ehemann, wie?"
Fräulein Eftnwein lief hinaus. Ihre wütende
Stimme klang herüber: „Ich habe keine Heiratsab
sichten. Ich verbitte mir das."
Befriedigt nickte Vordeck ihr noch.
(Fortsetzung folgt.)
588
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29.7
22.0