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123. Jahrgang.
123. Jahrgang.
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rungen, für die die französische Politik von
Versailles bis zur letzten Londoner Flotten
konferenz kämpfte, haben sich, gemessen an der
französischen Paragraphengläubigkeit, nur
sehr beschränkt verwirklicht. Von Amerika ist
keine bindende Zusage zn erwarten,' von Eng
land ebenfalls nicht. Also muß die französische
Politik selbständig handeln und die Gestal
tung Europas allein durchzuführen versuchen..
Es geht dabei diesmal nicht, wie man er
warten sollte, um die besiegten Staaten und
ihre ewigen Revisionswünsche. Deutschland ist
vorläufig verhältnismäßig ausgeschaltet. Die
Saarverhandlungen schweben zwar zwischen
Berlin und Paris, aber sic würden den Aus
wand der französischen Politik kaum rechtfer
tigen. Auch die Umwälzung, die im Südofte«
vor sich geht und von den drei Punkten Wien,
Budapest und Sofia ausstrahlt, ist nicht die
unmittelbare Veranlassung. Sic würde sich
wahrscheinlich auch heute noch sehr leicht auf-,
halten und stabilisieren lassen, wenn sic nicht
eine für Paris gefährliche Rückendeckung ge-ş
funden hätte: die italienische Politik. Das ist
die grundlegende Aenderung gegenüber der
Dawes-Locarno-Epochc: damals ging es al-
neuen Dynamik, liegt wie eine Insel ein
Land, das vorläufig keinen anderen Wunsch
hat, weder geistig, noch politisch und wirt
schaftlich, als so zu bleiben, wie es ist, und die
Stellung zu erhalten, die es heute hat:
Frankreich.
Sichi man die Dinge nur politisch, dann
verbergen sich hinter dem Willen der franzö
sischen Politik, die Stabilisierung herbeizufüh
ren, selbstverständlich der Gedanke der Macht
und die Sorge um die eigene-Sicherheit: die
Angst des Siegers vor dem Abstieg und der
Versuch, sich möglichst ewig auf dem Höhepunkt
des Sieges zu halten. Sieht man jedoch nicht
nur die Politik allein, sondern das gesamte
französische Geistesleben, so merkt man eine
tiefergehendc Unruhe, die das französische We
sen erfaßt hat. Alles wandelt sich, alles ge
rät in Bewegung: überall herrscht Unruhe.
Frankreich aber bleibt davon verschont. Es ist
ausbalanziert. Die großen Probleme der an
deren Völker tauchen gar nicht oder nur sehr
gemäßigt' bei ihm ans. Die bäuerlich-bürger
liche Mentalität seiner Bewohner wünscht kei
ne Aenderung. Frankreich will in Ruhe leben,
nun, da seine Position ausgebaut und gesi
chert ist, ist es zufrieden, und alle anderen sol
len es auch sein.
Angesichts dieser allgemeinen Aenderung
der Welt aber erwächst die Gefahr, daß Frank
reich den Anschluß verpatzt. Daß cs eines
Tages isoliert dastehen wird inmitten einer
Welt, die ganz andere Wege gegangen ist. Am
Felsen der französischen Machtstellung grübt
der Wandel der Zeit, und wenn er sie auch
nicht erschüttert, so bröckelt er doch langsam
und stetig Stück für Stück ab. Will Frankreich
sich also behaupten, so mutz es den Versuch
machen, Europa zu stabilisieren und den neu
en Kräften und Tendenzen eine Gestaltung zu
geben, die sie selbst zur Ruhe kommen läßt
und die sich außerdem mit der französischen
Machtstellung vereinbart.
Das- sind die Gründe, die Vriand zwin
gen, den Kampf um Europa aufzunehmen und
die Führung an sich zn reißen. Die Hoffnun
gen auf die fremden Garantien und Zusiche-
Der Angelpunkt der Genfer Ratstagung
Frankreich und Italien. - .,7, |
Die politischen Zusammenhänge Europas
T-U. Genf, 12. Mai. Der englische Autzen-
minifler Henderson teilte am Montag bei einem
Empfang der internationalen Presse mit, daß er
sowohl in seinen Besprechungen in Paris mit
Vriand als auch in seiner Zusammenkunft mit dem
italienischen Außenminister Grandi seine Vermitt
lung und Hilfe für die in London vorgesehenen
direkten Verhandlungen zwischen Italien und
Frankreich angeboten habe. Die beiden Außen
minister hätten dieses Angebot bereitwillig ange
nommen. Er würde es außerordentlich begrüßen,
wenn durch seine Mitwirkung ein Erfolg in die
sen Verhandlungen erzielt werden könnte.
Eine Darstellung in Bildern.
In unterrichteten Kreisen weist man jedoch
darauf hin, daß außer der großen Streifrage der
Flottengleichheit eine außerordentliche Schwierig
keit die italienische Forderung auf Erfüllung des
Abkommens von 1918 bildet, in dem Frankreich der
italienischen Regierung die Abtretung des Tschad-
Gebietes zwischen Tripolis und den französischen
miltelafrikanischc» Kolonien zugesagt hatte. Alan
weist hierbei daraus hin, daß im Jahre 1919 die
Bedingungen für,die Erfüllung dieses Abkommens
aus französischer Seite derartige waren, daß sie
von Italien nicht durchgeführt werden konnten.
Nunmehr werde von der italienischen Regierung
von neuem die Abtretung des Tschad-Gebietes ge
fordert.
der Sicgermächte hiueindrängte und als poli
tisch gleichberechtigter Faktor anerkannt wur
de. Gegen das langsame und mißtrauische
Abwarten Frankreichs. Heute ist es Frank
reich, das den Versuch unternimmt, die end
gültige Stabilisierung Europas herbeizufüh
ren und die ncuerwachenden Tendenzen und
Kräfte in ein festes System einzuordnen. Ge
gen das langsame und mißtrauische Abwar
ten verschiedener anderer Länder.
Die Initiative ist auf die französische Po
litik übergegangen. Frankreich sieht immer
deutlicher, wie sich die Fronten des Versail
ler Vertrages allmählich lockern und verschie
ben. Landrüstungen, Flottenrüstungen, Grenz
festungen, Kapitalmacht und feste militärische
Bündnisse, das alles ist bis zum Letzten aus
gearbeitet und vollendet. Aber die Pyramide
der Macht, die hier errichtet wurde, ist stumpf,
cs fehlt ihr die Spitze. Der entscheidende Fak
tor des französischen Sichcrhcitsverlangens
hat sich trotz aller Garantien und Verträge
nicht erreichen lassen: das feste Bündnis mit
England nnd Amerika blieb aus. Statt dessen
aber gerät die europäische Welt immer tiefer
in einen grundlegenden Wandel. Die geistigen
nnd moralischen Ideen ändern sich. Neue
Generationen wachsen herauf, die wenig Ver
gangenheit, aber um so mehr Zukunft besitzen.
Die Idee des Staates ist in einer tiefgehenden
Umstellung begriffen. Die Wirtschaft bildet
sich überall um. Ganz Europa, ja die gesamte
Welt, ist in Bewegung geraten. Und inmitten
dieses chaotischen Ringens, inmitten dieser
T-U. Altona, 12. Mai. In dem Bombenpro
zeß ist jetzt von dem Oberstaatsanwalt in Altono
die Anklageschrift zugestellt worden. Sie richtet;
sich nur gegen 23 von den ursprünglich 43 Ange
schuldigten und klagt auch die beiden Landvolk-
führer Heim wegen Mittäterschaft und Hamkens
wegen unterlassener Anzeige an. Gegen die übri
gen Angeschuldigten, mit Ausnahme der des
Reichstagsattentates Verdächtigen, wird die Un
ter-Verfolgung-Setzung beantragt. Die Anklage
schrift umfaßt etwa 75 Druckseiten. Mit Rücksicht
auf ihren Umfang und auf die von der Staatsan
waltschaft für die Anklageschrift beanspruchte Zeit;
hat der Verteidiger Dr. Luetgebrune den Antrag
gestellt, den Angeschuldigten eine Frist von drei
Wochen zur Erklärung auf die Anklage zu gewäh
ren. Mit der Hruptverhandlung wird danach
nicht vor Ende Juni oder Anfang Juli zu rechnen
sein.
4-0 Das Wesentlichste der diesjährigen Völ
kerbundstagung sind die Besprechungen über den
italienisch-französischen Ausgleich. Deshalb ist die
obige Nachricht dis bedeutendste aus Genf. Eng
land versucht eine Vermittlung zwischen den bei
den romanischen Staaten. Wir haben in der Vor
bemerkung in unserer Freitag-Nummer zu dem
Artikel „Versöhnung zwischen der Tschechoslowakei
und Ungarn" schon auf die Bedeutung des italie
nisch-französischen Gegensatzes' hingewiesen. Die
jetzt eingeleiteten Vermittlungsverhandlungen, die
nach der obigen Meldung in London fortgesetzt
werden sollen, werden maßgebend dafür sein, ob,
wie wir uns damals ausdrückten, die Reibungen
zum Konflikt ausarten oder der Wettstreit zu ei
nem Handschlag mit der nachfolgenden gemein
samen Beherrschung des Mittelmeeres durch die
führenden romanischen Staaten werden wird.
Trotz des agresiiuen Tones einer Rede Mussolinis
in Livorno mit dem Leitmotiv, daß der Faschis
mus jeden zerschmettern werde, der es wagen
würde, sich der Entwicklung Italiens in den Weg
zu stellen, wird man bei der Ohnmacht des mittel
europäischen Raumes eine Verständigung der
romanischen Staaten am ehesten glauben müssen,
besonders, wenn die englische Politik ein eigenes
Interesse an den Ausgleich hat. Und England hat
ein Interesse an den Ausgleich, um die für Albion
höchst unbequeme Flottenrivalität so stark auszu
gleichen. daß der Fünf-Mächte-Pakt doch noch zu
stande kommt.
Wesentlich für die Beurteilung der allgemei
nen politischen Lage in Europa sind auch die Ve-
europäische Union.
Die Lage in Indien
lein um Deutschland, das der geschlossenen
Front der Sicgerstaaten gegenüberstand.
Heute steht Deutschland verhältnismäßig ab
seits. Aber die Front der Mächte ist ausein
andergebrochen. Die englisch-französischen Be
ziehungen haben sich gelockert. Im Mittel
punkt der europäischen Politik aber steht Ita
lien, das sich seit 1928 zum Vorkämpfer der
europäischen Revisionsströmung gemacht hat
und heute zum Hauptgegner Frankreichs ge
worden ist.
Das Ringen der französischen Politik um
Europa wird deshalb bedingt durch den Aus
gang der französisch-italienischen Verhandlun
gen. Läßt sich eine endgültige Einigung zwi
schen Rom nnd Paris erzielen, die die faschi
stischen Forderungen befriedigt, dann ist auch
eine europäische Stabilisierung im französi
schen Sinn möglich. Die Forderungen, die
etwa Deutschland, Oesterreich, Ungarn oder
Bulgarien zu stellen haben, werden dann vor
einem starken kontinentalen Machtforum ent
schieden und geregelt werden, und der Macht
kampf zwischen Rom und Paris im Mittel--
mcer nnd ans dem Balkan, der bisher alle
fremden Leidenschaften mit aufwühlte und be
nutzte, würde beseitigt werden. Läßt sich aber
dieser Ausgleich nicht herstellen, dann sind
alle Hoffnungen auf ein stabilisiertes Europa
oder Paneuropa vorläufig illusorisch: denn
die faschistischen Revisionswünsche würden die
Revisionsforderuttgcn aller anderen Staaten
in Atem halten und verstärken.
Den Kernpunkt der Genfer Verhandlun
gen wird deshalb — neben den großen Reden
über den europäischen Zusammenschluß — die
italienisch-französische Aussprache abgeben.
Die Botschaft des Nachfolgers von Ghandi: Kein Friede ohne Indiens
volle Freiheit.
In einer bedeutsamen Erklärung, die ihm milden Unruhen in der vergangenen Work
offenbar der Ernst der Entwicklung in Indien hat sich die Lage, wie der Staatssekretär m>
abzwingt, wiederholt der Vizekönig von In- teilte, seit Sonnabendabend wieder perschlu
dien, Lord Irwin, heute die verfassungsrecht- mert.
lichen Versprechungen, die er und seine Regie- Die Massen umzingelten die Truppe
rung kurz vor dem Beginn der jetzigen Auf- räuberten das Mobiliar der Polizeistation a>
ruhrbewegung abgegeben haben. Insbesondere und hißten die nationalistische Flagge üb
erinnert er an seine Aeußerung vom 1. No- dem Gebäude. Eine weitere Polizeistation
vember des vergangenen Jahres, wonach die der Nähe der Stadt wurde in Flammen geset
Verleihung der Dominion-Verfassung das na- Infolge der herrschenden Zustände wur
türliche Ziel des indischen Berfassungssort- noch eine Kompagnie Soldaten nach der Sta
schrittes ist, und an seine Absicht, eine Konse- entsandt und weitere Truppen werden in B
renz von Vertretern Indiens über die Pro- reitschaft gehalten.
blemc Britisch-Jndien und All-Indien nach Der heute morgen verhaftete Stcllvcrtr
London einzuberufen. ter Gandhis, Abbas Tyabji, hat kurz vor sein
Lord Irwin teilt dann noch mit, daß die Abführung die folgende Botschaft an das in!
Vorkehrungen für die Einberufung der Kon- sche Volk ergehen lassen: „Freunde! Jnnerha
fcrcnz nach London um den 20. Oktober herum eines kurzen Monats hat Gandhi in den He
bereits getroffen werden. zcn von Millionen indischen Söhnen, die bi
Der Minister für Indien erklärte vor dem her, wenn überhaupt, zu sehr oberflächlich da
Utttcrhausc, daß das Verhalten des Fürsten über dachten, den Wunsch nach vollständig
von Tarangzai dazu geführt habe, daß gestern Unabhängigkeit erweckt. Kein noch so groß
von den britischen Luststreitkräften ein Angriff Zwang wird den Geist des Volkes unterwc
ans seine Stellung ausgeführt wurde, dessen sen. In Indien kann cs keinen Frieden gebe
Ergebnisse noch nicht bekannt sind. bis die Freiheit gewonnen ist. Haltet unsc
Der Fürst, der mit den Nationalisten von Flagge hoch!"
Peschawar in engster Verbindung steht, hatte Die Lage Englands würde bedrohlich
sich bis ans 38 Kilometer der Stadt genähert sein, wenn die Mohammedaner mitmach
und bedrohte offenbar die englischen Streit- würden. Das Gegenteil soll der Fall sei
kräfte an der Nordwestgrenze in ernster Weise. Trotzdem kann man den Ernst der Lage nil
Infolgedessen wurde er in ultimativer Form verkennen, der England Anlaß gibt, im A
zum Abmarsch aufgefordert, woraufhin er je- genblick höchster Erregung durch Nenverkün-
doch die Straße blockierte. gung der Dominionsversassung cine polity.
Auch in Shulapur, dem Schauplatz der Schwäche zu zeigen.
mühungen Briauds um eine
Auch hierfür hat er England anscheinend gewon
nen. Die augenblickliche Lage zeichnet in den^nach-
folgenden Darlegungen zur Eröffnung der Genfer
Ratstagung Hans Zehrer, der sich wie folgt äußert:
Die Vorbereitungen zur diesjährigen er
sten Ratstagung zeige,:, daß wieder einmal
eine Epoche erbittertsten Ringens um die Sta
bilisierung Europas begonnen hat. Man nä
hert sich znm ersten Male seit langer Zeit wie
der europäischen Verhandlungen, und man er
kennt an dieser Tatsache plötzlich, wie lange
derartige Verhandlungen nicht mehr stattfan
den. Tie letzte große europäische Aussprache
war tatsächlich die Konferenz von Locarno.
Damals, in Locarno, war cs Deutschland, das
sich mit englischer Hilfe in die starre Front
Wands Panenropa-Zenļşchrîşi.
T-U. Genf, 12. Mai. Ueber die Denkschrift
Briands über den Paneuropäischen Gedanken wird
bd&mt, daß sie aus einem àleitouÄen Bericht,
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