Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

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LanLsszsîLung 
Schreso-îg-kolsteînîschs 
123. Jahrgang 
123. Jahrgang 
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strebt' w-rd, zur Verhandlung. Benesch widersetzte 
sich nachdrücklich diesem Plan und trat dafür ein, 
daß zunächst „freundschaftliche" Revisionsverhand 
lungen mit dem Nachtorstaat eingeleitet würden. 
Eine Kündigung ohne vorherigen Versuch, zu einer 
gütlichen Einigung zu gelangen, mache „nament 
lich nach der friedlichen Verständigung in Paris" 
einen äußerst ungünstigen Eindruck im Auslande. 
Auf das Betreiben des Außenministers wurde die 
Entscheidung bis zu seiner Rückkehr aus Genf auf 
geschoben. 
Ganz zweifellos gewinnt dieses Vorgehen 
Benesch' durch dessen vorhergehendes Liebeswer 
der erste Schritt ans dem Gebiete der friedlichen 
Zusammenarbeit zwischen der Tschechoslowakei 
und Ungarn, aber auch als der erste Schritt auf 
dem Gebiete der friedlichen Zusammenarbeit zwi 
schen Ungarn und der Kleinen Entente zu be 
trachten." 
Auch wenn man an dieses Bekenntnis zur fried 
lichen Zusammenarbeit nicht den ihm noch höheren 
Wert verleihenden Maßstab des vorsichtigen diplo 
matischen Umgangstones legt, bleibt ihm eine nicht 
zu unterschätzende Bedeutung. Es zeigt den Ver 
such des bisher unversöhnlichsten Gegners Ungarns, 
nach einer Lösung der Kriegstibutsrage auch tatsäch 
lich zu einer politischen Liquidierung des Krieges 
zu gelangen. Um die richtige Einstellung zu diesem 
Streben zu gewinnen, muß man von der Tatsache 
ausgehen, daß aus den Pariser Verhandlungen, die 
im Grunde genommen einem scharfen Zweikamps 
zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei glichen, 
diese ganz bestimmt nicht als Sieger hervorgegan 
gen ist und man höchstens von einem Frieden ohne 
Sieger und Besiegte sprechen kann. . So erhalten 
s tschechoslowakischen Außenministers 
Vorbemerkung der Schriftleitung: Der nachfol 
gende Artikel erhält seine besondere Bedeutung 
durch die bekannten Bestrebungen Italiens und 
Frankreichs, ihren Einfluß auf Osteuropa zu 
erhöhen. Das Donangebiet ist von scher eine 
Wirtschaftsbrücke und damit auch Völkerbrücke 
gewesen. Ueber Osteuropa führen auch die alten 
großen Verbindungsstraßen nach dem nahen 
Orient. 
Ob der Kampf um die Macht in Südosteuropa 
zwischen Frankreich und Italien in Reibungen 
erfolgt, die einmal in ernsten Konflikten enden 
könnten, oder aber ob es ein Wettstreit bleibt, 
dessen endgültiges Ende ein Handschlag der 
beiden römanischen Staaten werden wird, kann 
heute nicht vorausgesehen werden. In der Ge- 
schichte spielen die sogen. Znponderabilien, d. y 
etwa die Unwägbarkeiten, eine so große Rolle, 
daß selbst starke Staatsmänner die Entwicklung 
wohl beeinflussen, aber nicht in jedem Falle das 
Rollen einer Kugel zur Katastrophe aufhalten 
können. Bleibe diese Frage also zunächst offen. 
Zweifellos aber ist, daß sowohl von Rom wie 
TU. Itzehoe, 8. Mai. Der in der Angelegen- ! ^ Bedingungen gestellt: 
heit der Hohenwestedter Gesangenenbefrenmg zu ' ' ..... 
einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilte 1- den dortigen Stahlhelmsu )rer z ps 
Syndikus Guido Weschke ist am Donnerstagmittag und 
in Merzen bei Hohenmestcdt verhaftet worden. 2. der Stahlhelm müßte.sich mit der katholz» 
Weschke hatte am Mittwochabend in einer sch-n Geistlichkeit besser stellen. 
Versammlung in Reher gesprochen, auf der u. a. Das haben wir strikt abgelehnt.. Wir gehen 
auch Bruno von Salomon das Wort ergriffen kein kaudmisches Joch, nur um Herrn Wirth 
hatte. Im Anschluß an die Versammlung hatte bie Freude zu machen, uns gedemütiqt zu sehen. 
Weschke noch wahrend der Nacht die Fahrt nach Der Kurs Brüning war eine große Enttäuschung 
Merzen angetreten, wo er heute auf einer Ver- insofern, als das Verhältnis zwischen 'Zentrum 
sammlung sprechen wollte. Zn diesem Ort ist er ^d Sozialdemokratie trotz der Trennung im 
dann zwecks Abbüßung seiner Strafe von Land- Reiche in Preußen unverändert bestehen bleibt, 
jägern verhaftet worden. Wir haben Anlaß, unsere Haltung gegenüber dem 
Der dritte in derselben Angelegenheit zu einer Kabinett Brüning nur zu verschärfen." 
Gefängnisstrafe Verurteilte, der Landwirt Hein 
rich Hansen-Breitenfelde, der seine Strafe gleich 
falls Anfang Mai antreten sollte, hat, wie be- Die abschließende Erklärung '-Düsterbergs be 
richtet, auf seinen Antrag hin Strafaufschub er- deutet eine politische Sensation. Es bedarf drin 
halten. gend der Aufklärung, ob von Herrn Dr. Wirth, 
dem jetzigen Innenminister, wirklich die unter 2 
- behauptete Vorbedingung für die Aufliebung des 
Stahlhelmverbotes in Rheinland-Westfalen als 
bindend verlangt worden ist. Die Forderung, daß 
der Stahlhelm als solcher sich verpflichten müsse, 
ä» m V I sich mit der katholischen Geistlichkeit besser zu stel- 
1 len, ehe das Verbot im Rheinland-Westfalen auf- 
! 11«» W lillr III s PI Iff 1 II iill gehoben werde, wäre nicht nur in sich abwegig 
f şe sondern darüber hinaus geeignet, die katholische 
Geistlichkeit im Ansehen religiös empfindender 
)iskuşsi0tt im Landtage. Menschen herabzusetzen. Der Geistlichkeit, ganz 
allgemein gesprochen, ist doch ihre einzige überra 
ren Parteien dieselbe außenpolitische Linie ver- g^nde Aufgabe dahin gestellt, Dienst am Volke 
folgt. tm Sinne der Heilswahrheiten zu tun und dar- 
Dis Annahme des Youngplanes hat ganz be- gper hinaus eine unbestechliche Zeugenschaft für 
stimmte finanzpolitische Maßnahmen im Ge- b { e verpflichtenden Grundsätze des Evangeliums 
folge. Darüber war sich auch die Sozial- ^cn Völkern gegenüber zu sein. Völkische oder 
demokratie tm Reiche vollkommen klar. Es politische Verbände, Parteien usw. aber haben eine 
müßte deshalb an sich schon erwartet werden, einseitige politische, wirtschaftliche oder sonstige 
daß sie auch für diese finanzpolitischen Auswir- Aufgabenstellung im Volke, für die ein besonders 
kungen loyalerweise zur Verfügung stände. gutes Verhältnis zur katholischen Geistlichkeit je- 
Ob sie das vorhat, läßt sich im Augenblick noch weils nur dann als bindend gefordert werden 
nicht vollständig klar übersehen. kann, wenn der Staat und die katholische Kirche 
Würde sich die Sozialdemokratie jetzt, nach- in der Geistlichkeit die Trägerin einer politischen 
dem der Youngplan. auf dessen Annahme sie Willensbildung grundsätzlich ansehen wollen. Dar 
selbst den allergrößten Wert .gelegt hat, durch- in läge aber nicht nur eine Verschiebung der Auf 
gebracht ist, den innerpolitischen Konsequenzen gäbe der Organe der Kirche, sondern auch eine 
desselben entziehen, so wäre das schon, an sich Bindung, die unerwünscht ist, weil sie die vor 
betrachtet, ein Verfahren, für das man aus nehmste Aufgabenstellung wenn nicht verhindert, 
rein staatspolitischen Gründen kein Verständ- so doch zum wenigsten erschweren oder gefährden 
nis aufbringen könnte. Wenn man sich aber muß. Der Einfluß der Geistlichkeit muß beschränkt 
die agitatorischen Formen besieht, die in der bleiben auf die Gewissensschärjung oyne irgend- 
sozialdemokratischen Presse gegen das Kabi- welche die Gegenseite verpflichtenden Bindungen 
nett Brüning seit Wochen beliebt werden, so politischer oder gesellschaftlicher Natur, 
kann allerdings keine Unklarheit darüber be- Nachdem jetzt eine präzise Erklärung vor der 
stehen, daß dergleichen für tos weitere staats- Oeffentlichkeit abgegeben worden ist, wird man 
politische Zusammenarbeiten der Koalîtîons- I aber — auch im Interesse der beteiligten katholi- 
parteien in Preußen zum mindesten nicht fär- ^en Geistlichkeit und der Kirche — durchgreifend? 
dcrlich ist. Rach der ganzen inneren Struk- Klärung fordern müssen. *0 
die Worte de 
auch den Charakter einer großmütigen Versöhmmgs- 
geste der siegenden Partei. 
Daß Benesch, der sich, und zwar nicht mit Un 
recht, als geistiger Führer der Kleinen Entente 
fühlt, auch diese in seinen „Friedens-Schritt mit 
einbezogen Hot, ist nicht verwunderlich. Diese Tat 
sache erhält aber dadurch vielleicht erhöhte Bedeu 
tung, daß der rumänische Vertreter, Titulescu, der 
bis dahin wenig hervorgetreten war, noch eben vor 
Abschluß der Verhandlungen eine große Zahl von 
Sonderwünschen anmeldete, wodurch für kurze Zell 
die Gefahr unabsehbarer Weiterungen entstand. Da 
aber dieser in seinen Motiven noch ungeklärte Sa- 
botierrmgsversnch die einmütige Zurückweisung sei 
tens der anderen Kvmmtfsionsmitglieder fand, ver 
puffte er wirkungslos 
Roch ehe die Erörterungen über die fr-eton- 
förtornde Bedeutung des Pariser Abkommens im 
allgemeinen und der offiziösen tschechoslowakischen 
großen Machtsprel oer Wett eine vemeriens- 
werto Rolle zu spielen. Dabei scheint Frankreich 
fein Kind, die kleine Entente, mit den Vor 
feldern der Gegenseite mit Ungarn und Oester 
reich, Griechenland. Bulgarien zu verbinden, 
bezw. wenn es möglich ist, die Machtgruppierung 
neu zugestalten, so daß sie stärker ist, wie die 
der Gegenseite. In solchen Zusammenhängen 
gesehen, sind die Bestrebungen der Tschechoslo 
wakei mit Ungarn, dem Freunde Mussolinis, sich 
auszugleichen, von außerordentlicher politischer 
Bedeutung. Benesch als Außenpolitiker der 
Tschechoslowakei ist in Wirklichkeit nur aus 
führendes Organ der französischen Politik. Viel 
leicht wird die heute fällige Rede des italieni 
schen Außenministers über die Zusammenhänge 
etwas klarer sehen lassen. Wenn Popolo Ro 
mano, die Presse Mussolinis, recht hat, sucht 
Italien Deutschlands Freundschaft. Das würde 
andeuten, daß Mussolini dem paneuropäischen 
Vriand nicht traut und darum Italien seinen 
sacro egoismo für Deutschland entdeckt, wie es 
das gleiche egoistische Herz im Weltkriege für 
die Entente sprechen ließ. Wesentlich für die 
Beurteilung der Lage ist es auch, daß die Span 
nung zwischen Italien und Zugoslavien wächst, 
während Frankreich zwischen den beiden änderen 
Gegensätzen Ungarn-Tschechoslowakei den Aus 
gleich betreibt. Wir weisen auch auf die Neu 
besetzung des Staatssekretariats des Auswärti 
gen in Berlin und das hierzu Gesagte hin. 
KoaMionsreibmrgen 
In dem Aufsatz heißt es: 
Nach dem Abschluß der Verhandlungen über die 
der tschechoslowakische 
Ostrcparationen hat sich 
Außenminister Dr. Benesch noch vor seiner Abreise 
in Paris in außerordentlich bemerkenswerter Weise 
über dos erzielte Ergebnis geäußert. Rach einer 
Würdigung des sachlichen Inhalts der Vereinbarun 
gen und dem Dank an die Westmächte für ihre Be 
mühungen um das Zustandekommen des Vertrages 
sowie einer anerkennenden Betonung der Zusam 
menarbeit der Kleinen Entente sagte Benesch über 
die Beziehungen zu llngarn: 
„Ich fühle mich zu der Feststellung verpflich 
tet, daß auch die Verhandlungen mit der ungari 
schen Delegation schließlich im Zeichen gegensei 
tiger Loyalität und guten Willens standen und 
tos Bestreben offenbarten, zu einem Einverneh 
men zu gelangen, die Vergangenheit zu vergessen 
und dem wirklichen Verstehen, tor Versöhnung, 
der Zusammenarbeit zur Sicherung des mittll- 
europäischen Friedens ton Weg zu ebnen . Es 
ist dies jetzt das erste Mal auf einer internallv- 
nalen Konferenz der Fall gewesen. Die in Pa 
ris zustande gebrachten Abkommen sind also als 
Fsktfstzrmg fishe nächste Seite«
	        
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