Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

Don einem RehboSr angefallen 
und verletzt- 
Kaltenkirchen, 4. Mai. Don einem zweijähr. 
Rehback angefallen und verletzt wurde der Admini 
strator L. in Lentföhrden. Das Tier war in der 
Gefangenschaft geboren und im allgemeinen zahm. 
In der Brunftzeit aber ist der Rehbock völlig un 
berechenbar. Der Vorfall bestätigt wieder einmal 
den alten Erfahrunyssatz, daß man eher einen 
Löwen oder Tiger als einen Rehbock völlig zäh 
men kann. 
os. Bad Bramstedt, 3. Mar. Das Ttadtver- 
ordnetenkolkegium begann am Freitag die 
Beratung des Haushaltsplans. Tiefer wurde, 
zwar nicht ganz ohne Widerspruch, aber 
schließlich doch genau nach dem Entwurf der 
Finanzkommission, angenommen. Der Plan 
schließt in Einnahme und Ausgabe mit 203 600 
RM., gegen 188 000 RM. tm Vorjahre. Die 
Steuern brauchten auch in diesem Jahre wie 
schon seit mehreren Jahren nicht erhöht zu 
werden. Es werden erhoben 308 Prozent Zu 
schlag zur Grundvermögenssteuer, 490 Pro 
zent Gewcrbeertragssteucr, 1500 Prozent Gc- 
werbekapitalsteuer. Das städtische Elektrizi 
tätswerk gibt einen Zuschuß von 10 000 NM., 
die kommunale Sparkasse einen solchen von 
11000 RM. An Hausgrundstücken, Liegen 
schaften und Kapitalien hat die Stadt ein Ver 
mögen von 475115 RM. Die Schulden be 
tragen 149 276 RM. 
Kiel, 3. Mai. Selbstmord eines Berliner 
Ingenieurs. Heute mittag wurde aus dem 
Kieler Hafen die Leiche des seit einigen Tagen 
vermißten verheirateten Berliner Ingenieurs 
Schultz geborgen. Nach Lage der Dinge — der 
Tote hatte sich mit mehreren schweren Steinen 
beschwert — liegt Selbstmord vor. Schultz, der 
in Kiel ein Liebesverhältnis unterhielt, hatte 
an seinen Vater ohne Ortsangabe einen Brief 
gerichtet, in dem er ihm von seiner Absicht, 
aus dem Leben zu scheiden, Mitteilung ge 
macht hatte. Der Vater hatte darauf einen 
Hellseher nach dem Aufenthalt seines Sohnes 
gefragt. Dieser soll ihm den Kieler Hafen als 
Ort angegeben haben. 
às DühMKrfcherr. 
Irmgreitlehrer Rolfs gefährlich 
gestürzt. 
Heide, 4. Mai. In Ostroöe bei Heide stieß 
dem Jungreitlehrer des Neitlehrervercins für 
Heide und Umgebung, Detlef Rolfs, ein schwe 
rer Reitunfall zu. Während er auf seiner 
Hauskoppel damit beschäftigt war, ein junges 
Pferd einzureiten, kam er mit dem Tier so 
unglücklich zu Fall, daß er unter das Pferd 
zu liegen kam. Dabei hat ihm das schlagende 
Tier den einen Unterschenkel derart verletzt, 
daß Rolfs mit einem komplizierten Unter 
schenkelbruch ins Heider Krankenhaus einge 
liefert werden mußte. Äfte wir erfahren, geht 
es erfreulicherweise dem Gestürzten deu Um 
ständen entsprechend gut. Den Heider Reiter 
verein trifft dieser Unfall recht schwer, da er 
gerade in der Zeit seines Aufschwunges und 
Aufbaues keinen seiner Reitlehrer entbehren 
kann. 
Heide, 4. Mai. Gerüchte. Kürzlich wurde die 
Nachricht verbreitet, daß wegen Verdachts der 
Brandstiftung an dem Hause seines Schwieger 
vaters Dirk Claußen in Wenningstedt bei Heide, 
dessen Haus Dien tag nach Ostern ein Raub der 
Flammen wurde, der Sänger H. Cl. verhaftet 
worden sei. Die Meldung ist völlig frei erfunden. 
cz. Marne, 5. Mai. Sitzung der Stadt 
vertretung. Der im Entwurf vorgelegte Miet 
vertrag über die Einrichtung einer neuen 
Fernsprechanlage im Rathaus wurde geneh 
migt. Dem Antrage der Fischer gegenüber, 
einen Kran am Neufelder Hafen wieder auf 
zustellen, wurde beschlossen, gemäß dem Kirch- 
spielsbeschlnß den im Neufeldcr Hafenschup 
pen lagernden Kran an den Fischerverein von 
Marne und Umgegend für 450 Mark käuflich 
zu überlassen und die 450 Mark dem Fischer 
verein als Beihilfe zu den Kosten der Wieder 
aufstellung des Krans zu überreichen. Dem 
Bezirksausschuß in Schleswig sollen zwei An 
gebote für die Kläranlagen der städtischen 
Entwässerung zur Begutachtung vorgelegt 
werden. Der baulichen Vergrößerung des 
hiesigen Arbeitsamtes wurde zugestimmt. Zu 
den Gesamtkosten von 3600 Mark bat die 
Stadt vorweg einen Betrag von 600 Mk. bei 
zutragen. Die Restkosten werden von der 
Reichsanstalt für Arbeitvermittelnng in 10 
Jahresraten getilgt. 
St. Michaelisdonn, 3. Mai. Selbstmord. In 
einem Anfall von Schwermut ist ein hiesiges jun 
ges Mädchen freiwillig aus dem Leben geschieden 
Man fand die Leiche im Westdorfer Barn, einem 
kleinen Teich neben dem Gefallenendenkmal. 
Die Hamburger Hallig zum Natur 
schutzgebiet erklärt. 
Kreis Husum, 5. Mai. Der Regierungspräsi 
dent hat eine Verordnung erlasten, durch die die 
Hamburger H.illig mit ihrem Vorland ab 4. Mai 
1930 zum Naturschutzpark erklärt wird. Das Na- 
turjchutzqehiet umfaßt die Hallig und den von 
ihr zum Festlande führenden Damm einschließlich 
des Anwachses zu beiden Seiten. In dem Schutz 
gebiet sind alle Vogelarten, insbesondere Möwen, 
Seeschwalben, Austernfischer, Strandläufer. Regen 
pfeifer und Seeschnäbler vollständig geschützt ohne 
Rücksicht darauf, ob sie jagdbar sind oder nicht. 
Jegliche Abfuhr von Muscheln von den im Schutz 
gebiet befindlichen Muschelbünken, sowie das 
Sammeln von Muscheln ist untersagt. Während der 
Zeit vom 1. Mai bis 1. Juli darf das Schutzgebiet 
von Fremden nur mit Erlaubnis der zuständigen 
Polizeibehörde betreten werden. 
128 Bewerber um Vredftedts 
BLrgermeîsterposterî. 
Vredstedt, 3. Mai. Auf die Ausschreibung der 
Bürgermeisterstelle in Vredstedt sind insgesamt 
125 Bewerbungen eingegangen. In der neuen 
Woche wird die Auswahl von drei Kandidaten 
und drei Ersatzmännern erfolgen. 
Protest der Westerländer 
Stadtverordneten gegen den 
Hindenburgdamm-Zuschlag. 
Westerland a. Sylt, 3. Mai. In der Westcr- 
länder Stadtverordnetenversammlung wur 
den scharfe Worte gegen die Reichsbahngesell- 
schaft gerichtet. Bürgermeister Kapp betonte, 
es habe den Anschein, als ob die Sondersteuer 
des Hindcnbnrgdamm-Zuschlages die Sylter 
Einwohner zu Staatsbürgern zweiter Klasse 
stempele. Wie auf der Kreistagssitzung nahm 
man energisch Stellung gegen den ungerechten 
Dammzuschlag. Der Bürgermeister hob her 
vor, daß die hohen Reisekosten nach der im 
äußersten Norden gelegenen Insel erheblich 
verteuert würden, daß der Fremdenverkehr 
beeinflußt werde und daß die Reisekosten in 
nerhalb des Grenzkreises das Mehrfache der 
auf anderen Bahnlinien des Reiches üblichen 
betrüge. Man bittet den Rcichsverkehrs- 
minister dringend um Fortfall des Zuschlages. 
Der Hindenbnrgdamm sei ein Abstimmungs 
versprechen, nach dem nunmehr zu verfahren 
recht und billig sei. Ferner wurde die Erwei 
terung des Städtischen Krankenhauses be 
schlossen. Die Kosten betragen 115 000 Mark. 
S. Vreklum, 6. Mai. Das Jahresfest der 
Schleswig-Holsteinische» evangelisch-lutherischen 
Missionsgesellschaft findet von Dienstag, 17. Juni, 
bis Donnerstag, 19. Juni, hier statt. Als Redner 
sind vorgesehen Frau Propst Langlo-Eckernförde, 
Pastor Lorentzen-Kiel, Pastor Prahl-Flensburg, 
Propst Lucht-Meldorf, Missionsdirektor Pieuing- 
Breklum, Pastor Tange-Schleswig, Missionar 
Stacker, Bischof Bölkel, Missionar Hübner, Vastor 
Hoeck-Rahlstedt, v. Dorrien-Uetersen und Missions 
inspektor Pohl-Breklum. Den Schluß bildet ein 
theologischer Bortrag von Universttätsprofestor 
Schmidt-Kiel über „Die Eroberung des römischen 
Staates durch das Christentum." 
* Enge, 3. Mai. Einbrecher. Nachdem erst 
vor kurzem bei dem Lauömaun Nikl. Peter- 
sen-Schardeböll die Speisekammer vollständig 
geleert, sogar die Milch ausgetrunken wurde, 
statteten in der vorletzten Nacht Diebe dem 
Landmann Andreas Tischler-Engerheide ei 
nen Besuch ab. Auch hier wurde die Speise 
kammer, welche neben der Schlafstube liegt, 
fast gänzlich geleert, und 50—60 Eier, Wurst, 
Schinken und Brot, kurz alles Eßbare mitge 
hen heißen. 
Asm MMeirmckrm. 
UsSerfaA auf ein junges Mädchen. 
rt. Tarp, 4. Mai. Am 2. Mai, nachmittags 
3 Uhr wurde die Tochter des Bauunternehmers 
Peter Ertzinger auf der Landstraße von Tarp nach 
Eagebek in der Nähe der Tannen von Tüdal von 
einem zirka 40 Jahre alten Manne angefallen. Auf 
ihr Hilfegeichrei kam ein in den Tannen liegender 
Hondwerksbursche herbei un dschlug dem Angreifer 
mit seinem tzandstock einige Schläge auf den Hin 
terkopf. Der Täter ließt von dem Mädchen ab 
und nahm sich den Handwerksburschen vor, schlug 
ihn zu Boden, nahm sein Rad und flüchtete in der 
Richtung Tarp. Das Rad war ziemlich abgenutzt. 
Die Polizei fand am Tatorte eine bei der Rauferei 
verlorengegangene Brille mit großen Hohlgläsern. 
Hoffentlich gelingt es der Polizei an der Hand der 
Brille den Täter zu ermitteln. 
Die Idstedier Ģememdemahl 
unstLktig. 
gm. Jdstebt, 5. Mai. Die Gemeindewahl 
ist vom Kreisansschuß für ungültig erklärt. 
Die nächste Wahl findet am 25. Mai statt. 
r Flensburg, 5. Mai. Der Kreistag des Land 
kreises Flensburg hält am 19. Mai eine Sitzung 
ab, in der u. a. der Perwaltungsbericht für 1929 
erstattet und verschiedene Voranschläge festgestellt 
werden sollen. — „Sommerlust" versteigert. In 
der auf Betreiben der Stadtgemeinde und des Fi 
nanzamtes stattgefundenen Zwangsversteigerung 
über die Gastwirtschaft „Sommerlust" gab die Spi 
rituosenfirma Andreas M. C. Holst für das auf 
34 000 Jl bewertete Grundstück das Höchstgebot 
mit 26 000 Ji ab. Der Zuschlag erfolgt am 17. 5. 
— Eine Abschiedsvorstellung veranstalteten am 
Sonnabendabend die Schauspielkräfte unseres 
Stadttheaters als festlichen Abschluß der diesjäh- 
rigen Spielzeit. Das Haus war bis auf den letz 
ten Platz besetzt. 
S. Schleswig, 6. Mai. Für die Hauptversamm 
lung des Vereins zur Pflege der Natur- und Lan 
deskunde in Schleswig-Holstein. Hamburg, Lübeck 
und dem Fürstentum Lübeck, die ant Sonnabend, 
14., und Sonntag, 15. Mai hier abgehalten wird, 
sind folgende Vorträge vorgesehen: „Das Platt 
deutsche in Vugenhagens Bibelübersetzung" (Red 
ner: Propst i. R. Stoltenberg-Schleswig). „Die 
seltensten Vögel in Schleswig-Holstein (Redner 
Regierungsrat von Hedemann-Heespen - Schles 
wig), „In Gottorf vom 15. zum 17. Jahrhundert" 
(Redner Mittelschullehrer Ludwig Andresen-Kiel.) 
Den Ausklang der Tagung bildet eine Besichti 
gung der Oldenburg unter Führung von Prof. 
Rothmann. 
àrBfchĢ MgsSer. 
Schleswig-Holftemifche Waschbarer». 
Gut Fahrenstedt, 3. Mai. In Liesen Ta 
gen haben in Lem vom Besitzer des Gutes 
Fahrenstedt eingerichteten Waschbärenzwinger 
die ersten Jungen das Licht der Welt erblickt. 
Eine schwarze Bärin gab fünf Sprößlingen 
das Leben, die sich gut zu entwickeln scheinen. 
àZ MêL-UsĢchêsswLg. 
1KZ Jahre alt. 
Apenrade, 3. Mai. Am Sonntag, dem 4. Mai, 
beging Frau Marie Thiellesen im Hause ihres 
Sohnes, des Malermeisters Peter Thiellesen in 
Apenrade, ihrey 103. Geburtstag. Die Jubilarin 
stammt aus Vroacker und ist seit 1863 Bürgerin 
Apenrades. Das ungetrübte Gedächtnis der Greisin 
fetzt alle in Erstaunen; nur die Sehschärfe der 
Augen hat in den letzten Jahren nachgelassen. 
Zahlreich waren die Aufmerksamkeiten, 
die ihr zuteil wurden. Nachdem am Morgen 
die Kapelle des Deutschen Pfadfinderkorps ihr 
ein Ständchen gebracht hatte, erschien am 
Vormittag eine Abordnung des Stadtrats, die 
ihr neben den Glückwünschen der Stadt 103 
Kronen brachte. Unter den Gratulanten be 
fanden sich ferner der Amtmann, der deutsche 
Generalkonsul usw. Frau Thicllesen, die 
älteste Frau Dänemarks, ließ sich bei den letz 
ten Reichstagswahlen zur Urne tragen, um 
ihre deutsche Stimme abzugeben. 
Schwerer Anfall beim Hantieren 
mit einer Schußwaffe. 
Apenrade, 3. Mai. In Fröslee im Kreise 
Apenrade hat sich beim Hantieren mit einer Waffe 
wieder ein schwerer Unfall ereignet. Der Arbeiter 
Möller beschäftigte sich mit einem Gewehr, von 
dem er annahm, daß es nicht geladen sei. Plötzlich 
löste sich ein Schuß, der Frau Möller durch den 
Hals drang. Die Frau wurde schwerverletzt dem 
Apenrader Kreiskrankenhaus zugeführt. 
Bom einem Stier schwer verletzt. 
Apenrade, 3. Mai. In dem nördlich Apen 
rade gelegenen Ort Stollig ist der Hofbesitzer Lo 
renz Closter von einem wildgewordenen Stier 
schwer verletzt worden. Cl. wurde ein Arm ge 
brochen, außerdem erlitt er klaffende Wunden 
an Hals und Kopf. Man brachte den Verunglück 
ten ins Kreiskrankenhaus Apenrade, wo er in 
bedenklichem Zustand daniederliegt. 
Die 27. deutsche Privatschule in 
Rordschleswig eröffnet. 
Tondern, 3. Mai. In Scherrebek ist am Frei 
tag die 27. deutsche Privatschuls in Nordschleswig 
durch Rektor Koopmann-Tingleff eingeweiht wor 
den. Dis Schule zählt bereits 27 Kinder. 
Ans öen ĢerrchtĢlèZr. 
Ein Nachspiel zum Kieler Munitions- 
prozetz. 
Widerrnssklage gegen Minister Groener 
unter Ausschluß der Ocfsentlichkeit. 
Die 40. Zivilkammer des Landgerichtes 
Berlin hatte sich mit einem Nachspiel zu 
Sem Kieler Munitionsprozeß zu beschäftigen, 
der bekanntlich nach zweijähriger Vorunter 
suchung mit einer Freisprechung der Ange 
klagten von dem Vorwurf der Waffenschie 
bung endete. Tie Freigesprochenen haben jetzt 
eine Zivilklage gegen den Neichswehrminister 
Groener angestrengt, der seinerzeit im Reichs 
tag bei der Behandlung dieser Angelegenheit 
geäußert hatte, daß es sich um eine ganz ge 
meine Schiebung der Betreffenden handele. 
Nachdem sich das Kieler Gericht in dem Urteil 
uns den Standpunkt gestellt hatte, daß die 
Angeklagten keine Schuld treffe, verlangten 
sie jetzt ans dem Klagewege vom Reichswehr 
minister Groener den Widerruf der beleidi 
genden Aeußerungen. Gleich nach .Beginn 
der Verhandlung wurde die Öffentlichkeit 
wegen Gefährdung der Staatssicherheit für 
längere Zeit ausgeschlossen. 
Ein Kommunrîtenprozêtz in 
Neumimfter. 
Raubes usw. gegen sechs Mitglieder der hiesiger 
Kommunisten Partei nimmt am heutigen Vor 
mittag vor dem Großen Schöffengericht seinen An 
fang. Angeklagt sind: der langjährige Funktionär 
der hiesigen komm. Ortsgruppe, Timm, dessen Ehe 
frau, Weisig, Claßen, Kuhlmann und Staak. Es 
sind insgesamt 16 Zeugen, zumeist Nationalsoziali 
sten, geladen. Es handelt sich um jene blutigen 
Vorfälle, die sich am Abend des 26. September 
vorigen Jahres kurz vor dem Beginn einer Natio- 
nalsozialisten-Verjammlung in de: „Tonhalle" ab 
spielten. Der Reichstagsabgeordnete Dreher-Berlin 
sollte über das Thema: „Ist die Wahrheit staats 
feindlich?" sprechen. Bereits um 7 Uhr rückten tue 
Kommunisten, durch mehrere hundert auswärtige 
Genossen verstärkt, mit Fanfarenmusik durch die 
Nebenstraßen der Stadt, an. Während des Mar 
sches sangen die Zugteilnehnkdr (viele von ihnen 
in der verbotenen Rotfrontkämpferuniform), auf 
reizende Lieder, wie: „Schießt den Hitler tot" 
und „Straße frei, gebt Feuer!" Als der Zug kurz 
vor 8 Uhr dis Tonhalle erreicht hatte, stürmten so 
fort 100 bis 150 Kommunisten in den Saal, in dem 
sich erst 20 Versammlungsteilnehmer befanden. 
Nach dem Ruf des Rädelsführers Timm: „Gebt 
dis Kasse frei!" und „Schlagt sie nieder!" kam es 
zu wüsten Ausschreitungen. Tische wurden um 
gestürzt und zerbrochen, und mit abgebrochenen 
Tischbeinen wurden dis an der Kasss stehenden 
drei uniformierten Nationalsozialisten niederge 
schlagen. Die Kasse wurde geplündert, der Teller, 
in dem sie sich befand, auf dem Kopf des KaHeu- 
führers zerschlagen. Werbeschriften im Werte von 
150 Mark und mehrere hundert Eintrittskarten 
wurden gestohlen. Der planmäßig vorbereitete 
llebsrfall wra blitzschnell ausgeführt worden, so 
daß die im nahe belegenen Rathaus in Alarm 
bereitschaft befindliche städtische Polizei ihn nicht 
zu verhindern vermochte. Als die Beamten 3 Mi 
nuten später eintrafen, hatten die Täter bereits 
fluchtartig den Saal geräumt. Draußen vor dem 
Lokal kam es im Laufe des Abends noch zn Tu 
multen, die erst aufhörten, als die vom Bürger 
meister Lindemann fernmündlich herbeigerufene 
Kieler Schutzpolizei eintraf. 
^ Hohenwestedt, 1. Mai. Strafsitzung des Amts 
gerichts. Zur Hauptverhandlung standen heute nur 
zwei Sachen an. Der frühere Heizer Gustav S. aus 
Glüsing hatte einen Strafbefehl über 10 RM. erhal 
ten, wegen Vergehens gegen das Gesetz über Waffen 
und Munition. Gegen diesen Strafbefehl hatte er 
Einspruch eingelegt. S. war angeklagt, einem ehe 
maligen .Insassen des Altersheims, der verschiedent 
lich vorbestraft ist, einen Revolver und dazugehö 
rige Munition verkauft zu haben. Seine heutige 
Verteidigung, der Käufer habe ihm gesagt, er kaufe 
den Revolver fiir seinen Schwager, der eine Hüh 
nerfarm habe, konnte ihn nicht vor der Bestrafung 
schützen. Das Urteil lautete auf 10 RM. Geldstrafe, 
evtl. 1 Tag Gefängnis. — Der Kraftwagenführer 
Friedrich H. aus Rendsburg hatte einen Strafbefehl 
über 1 Monat Gefängnis erhalten. Ihm wurde zur 
Last gelegt, sich dadurch des Betruges schuldig ge 
macht zu haben, daß er eine Nacht in der Gastwirt 
schaft der Ww. Doß in Beringstedt logierte, sich am 
Abend vorher noch zu trinken und rauchen geben 
ließ, auch am anderen Morgen Kaffee bestellte, dann 
aber die Wirtschaft verließ, ohne zu bezahlen und 
wiederzukehren. Erst durch die Polizei wurden seine 
Personalien ermittelt. Das Gericht war der An 
sicht, daß der Angeklagte wegen eines so geringen 
Betrages (es handelte sich um 6—7 R^t) nicht in« 
Absicht des Betruges gehabt hat und sprach den An 
geklagten frei. — 
Das Fest der Diamantenen Hochzeit können am 
7. Mai der frühere Hofbesitzer Jacob Carstens und 
Frau in Hcnnstedt begehen. Der Jubilar steht im 
81. Lebensjahre, während die Jubilarin um ein Jahr 
älter ist. Bride sind noch verhältnismäßig recht 
rüstig. Seit ihrer Verheiratung wohnen beide hier 
im Orte, (ek.) 
In dem Zwangsversteigerungstermin am 29. 
v. Mts., betreffend die Mühle in Todenbüttel, blieb 
der jetzige Pächter, Ferdinand Radtke in Todenbüttel 
Höchstbietender mit 6440 RM. Der Zuschlag wurde 
erteilt. 
Berlaa mn> Druck: Heinrich Möller Söhne 
Rendsburg. 
Ch-fredaktion und Verlagsleitung: Ferd. Möller. 
Verantwortlich für Leitartikel: Ferd. Möller 
für Politik: Adolf Gregort. für den allge 
meinen Teil und Feuilleton: Herbert Puhl» 
mann für den wirtschaftlichen Teil: Dr. Joh 
Gosch Oh den vromrniellen und örtlichen ïei r 
Karl Müller alle in Rendsburg 
3fi>i Tag werden neue Kükenfutter angeboten, die nach 
den Ankündigungen den besten Erfolg garantieren. Aber der 
Umsatz in Spratt's Kükenfutter wird dennoch immer größer. 
69jährige Erfahrung kann nicht von heute auf morgen er- 
worben werden. Die Kükenfütterung nach Spratt's Methode 
ist immer noch die sicherste Aufzucht. Wir empfehlen jedem 
Geflügelhalter die Broschüre „Erfolgreiche Kükenaufzucht", 
die Spratt's AG., Derlin-Rummelsburg, jedem Leser unter 
Bezugnahme auf dieses Blatt gratis zusendet. 
x. Neumünster, 5. Mai. Ein Prozeß wegen 
Landfriedensbruchs, schwerer Körperverletzung, 
_Oie schönsten 
Anzug Stoffe 
für den neuen Sommer-Anzug in großer Auswahl. 
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