Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

Der Reichsjugendausschuß bittet die Fraktion, diese 
Auffassungen, die nicht nur diejenigen der Jugend 
seien, bei ihrer Entscheidung im Reichstag zu be 
rücksichtigen. 
»99 
Zer MMak-Vrozetz. 
keuer Zwischenfall. — Wer hat den Brief geschrie 
ben? — Dreimal aufgehängt. 
Der gestrige Verhandlungstag im Matschek- 
Prozeß zu Belgrad begann mit einem Zwischenfall. 
Der Verteidiger Dr. Culitsch behauptete, daß die 
Anklage Unrichtigkeiten aufweise. Es kam zu 
scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Ver 
teidigern und dem Staatsanwalt. Letzterer be 
hauptete, dis Verteidiger hätten mit den Ange 
klagten die Aussagen verabredet. Unter großem 
Lärm verlangten darauf die Verteidiger, daß der 
Staatsanwalt diese Behauptung zurücknehme. 
Nachdem Ruhe eingetreten war, erteilte der Vor 
sitzende dem Staatsanwalt eine Rüge. Zum Be 
weise seiner Behauptung verlas der Staatsanwalt 
einen Brief, in dem Bernarditsch Hadschjia auf 
gefordert habe, nur das zu gestehen, was bewiesen 
sei. Bernarditsch behauptete darauf erregt, den 
Brief habe die Polizei geschrieben. Dies sei eine 
der schäbigen Polizeimethoden. Schließlich wurde 
das Verhör Hadschjias zu Ende geführt. 
Dann wurde der Angeklagte Handlungsgehilfe 
Franctischt verhört. Er gestand, Schwarzpnlver 
und Explosivstoffe für die Höllenmaschine beschafft 
zu haben, durch die die Eisenbahnbrücke beschädigt 
werden sollte. Der Anschlag habe nur demonstra 
tiven Zweck gehabt. Alle übrigen Geständnisse 
hätte die Polizei von ihm erpreßt. Er sei gefesselt, 
schwer mißhandelt und nicht weniger als dreimal 
aufgehängt worden. Der übrige Teil der Ver 
handlung wurde mit Verlesung von Unter 
suchungsprotokollen ausgefüllt. 
Das BSMbsKkttenLaL oatf den 
Reichstag. 
Liner, der von dem AtLentaLsplan gewußt haben wiA. — Verurteilung 
eines Redakteurs der „Roten Fahne". 
k, 
B« dem Schöffengericht Berlin-Mitte, oititt dem 
Vorsitz vs» Landgerichtsdrrektor Rückert. hatt« sich am 
Mittwoch der verantwortlich« Redakteur der „Roten 
Wilhelm Firl, wegen verleumderischer Be 
leidigung der Berliner Polizei und des Polizeiprä 
sidenten Zörgiebel zu verantworten. Das Verfahren 
« Grund eines Strafantrages des früheren preu 
ßischen Innenministers Erzesinski eingeleitet worden. 
Am 25. Oktober v. I. erschien in der „Roten Fahne", 
di« den Leitsatz trug „Wir klagen an. — Zörgiebel 
war Mitwisser der Bombenleger" ein Artikel, in dem 
es u. a. hieß: „Wir sind in der Lage, nachzuweisen, 
daß die Berliner politische Polizei zu einer Zeit, als 
bereits die meisten völkischen Attentate ausgeführt 
worden waren, zwei Wochen vor dem Stattfinden des 
Bombenanfchlages auf den Reichstag von dem Plan 
dieses Attentats unterrichtet gewesen ist. Trotzdem 
hat es die In. abgelehnt, den ihr mitgeteilten Spuren 
nachzugehen und das Attentat zu verhindern." 
Nach einer Berichtigung des Berliner Polizei 
präsidenten ersichcn dann in der „Roten Fahne" noch 
einmal ein Artikel, in dem Zörgiebel als Lügner be 
zeichnet wurde. Der Polizeipräsident sei der Mitwisser 
schaft überführt. Er habe wieder einmal frech und 
unverschämt geschwindelt. Im Verlaufe der umfang 
reichen Beweisaufnahme hielt der Angeklagte auch 
seine Behauptung vor Gericht aufrecht. Der Zeuge 
Zimmerer Lessenthin, der nach der „Roten Fahne" 
die Polizei rechtzeitig unterrichtet haben sollte, wollte 
schon am 20. Juli Kriminalbeamte auf den im Herbst 
geplanten Anschlag hingewiesen haben. Der Zeuge 
Landgerichtsdirettor Dr. Masnr, der die Vorunter- 
suchnng geführt hat, bestritt ganz entschieden, von 
dem Zeugen auch nur ähnliche Aeußerungen in Be 
zug auf einen geplanten Reichstagsanschlag erhalten 
zu haben. Er habe auf Lessenthins Aussage hin die 
Timm-Gruppe verhaften lassen. Lessenthin aber wech 
selt« seine Angaben wieder, worauf er seinen Leumund 
habe nachprüfen lassen. Es stellte sich heraus, daß 
Lessenthin vorbestraft und sehr unzuverlässig wäre. 
Der Haftbefehl gegen die Timm-Leute mußte deswegen 
aufgehoben werden, da sich der Verdacht nicht halten 
ließ. Das Verfahren gegen die Timm-Eruppe wegen 
des Reichstagsattentats stehe im übrigen vor der Ein 
stellung. 
Auch die als Zeugen vernommenen Kriminal 
beamten bestritten, daß Lessenthin eine konkrete An 
gab« gemacht habe. Er habe nur gesagt, die Timm- 
Gruppe beabsichtigt vielleicht Bombenattentate, „wenn 
es einmal losgehe". Er habe allerdings gesagt, daß 
man dann u. a. die Sprengung des Reichstagsgebäu 
des vorhabe. Auf Antrag des Verteidigers, Rechts 
anwalts Apfel, wurde der Zeuge Lessenthin beeidigt. 
Der Staatsanwalt machte in seinem Plädoyer 
Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Aussagen des 
Zeugen Lessenthin geltend und wies darauf hin, daß 
auch heute noch nicht die Täter bekannt feien, so daß 
die Behauptung der „Noten Fahne", die Polizei hätte 
vorher von dem Anschlag gewußt, schon deswegen hin 
fällig feien. Der Wahrheitsbeweis fei also gar nicht 
zu führen. Der Staatsanwalt beantragte gegen den 
Angeklagten wegen Beleidigung durch die Presse eine 
Geldstrafe von 800 M. 
Das Gericht verurteilte Firl wegen übler Nach 
rede zu 300 Jl Geldstrafe, wegen Beleidigung in Tat 
einheit mit übler Nachrede zu weiteren 300 Jl Geld 
strafe und sprach dem Polizeipräsidenten das Recht 
zu, das Urteil zu veröffentlichen. Es sei nicht zu 
bezweifeln, daß Lessenthin die „Rote Fahne" im 
Sinne seiner Bekundungen informiert habe, und daß 
Firl in gutem Glauben die Veröffentlichungen vor 
nahm. Es fei aber erwiesen, daß die Angaben Les- 
scnthin objektiv unwahr seien und daß er der Polizei 
nicht Bestimmtes über die bevorstehenden Attentate 
mitgeteilt habe. 
Vomcare (fits von sich hören. 
Ihn beunruhigt die Möglichkeit neuer europäischer 
Kombinationen. 
Poincare veröffentlicht im „Exeelsion" einen 
Aufsatz, in welchem er die Notwendigkeit der Siche 
rungen für Frankreich betont. Er spracht von ver 
dächtigen Symptomen und nennt dabei Dcntsch- 
land. Er zitiert einen Aufsatz des Engländers Nor 
man Angel, der in den letzten Tagen im „Daily He 
rald* erschienen ist, und in dem es u. a. heißt: 
Frankreich werde von einem Jahrhunderte alten 
Feind flankiert, der eine weit zahlreichere Bevölke 
rung als die feinige besitze. Wenn sich eine deutsch- 
russische oder eine deutsch-italienische Kombination 
ergeben würde, so könnte Frankreich sich einer euro 
päischen Lage gegenüber befinden, in der es im Zu 
stand einer nicht wieder gutzumachenden Unterlegen 
heit sein würde. 
Poincare schließt seinen Artikel mit den ver 
söhnlich klingenden Säßen: „Sprechen wir nicht von 
der Jahrhunderte alten Feindschaft, betrachten wir 
eine deutsch-italienische Kombination als eine Un 
möglichkeit, bewundern wir die Schönheiten eines 
Zeppelin, wenn er über Paris ftiegt. Auch dies 
lasse ich noch gelten, erkenne aber indessen noch nicht 
die Stunde als gekommen, um uns aus weichen Kis 
sen einzuschläfern." 
* . * 
GmWZ §ohk M13chr Gefängnis 
verurteil!. 
Der Sohn Gandhis, Das Gandhi, ist am 
Mittwoch in Neu-Delhi wegen Uebertretung der 
Salzgesetze zu einem Jahr schwerer Gefängnishaft 
verurteilt worden. Mit ihm zusammen wurde eine 
zweite führende Persönlichkeit der Gandhi-Be 
wegung zu 3- Jahren Gefängnis verurteilt. 
UeSerfall au? ein ArtiÄeriedepot. 
Reuter meldet: Unbekannte Männer 
unternahmen in der Frühe einen Angriff auf 
drei britische Wachtposten am Eingang des 
Artilleriedepots von Barrackpore. Die Män 
ner kamen in einem Wagen und feuerten vier 
Revolverschüsse auf die Posten. Diese erwider 
ten das Feuer, worauf die Angreifer schleu 
nigst davonfuhren. Weder Angreifer noch An 
gegriffene hatten Verluste. Anscheinend han 
delt es sich um den Versuch, ähnlich wie in 
Chittagong das Arsenal in Brand zu setzen. 
. 
tzŞàLHs weitere 
SLettrmgrmhme 
Wie wir hören, hat Hugeuberg seinen ver 
trauten Parteifreunden und Anhängern angesichts 
des drohenden Bruchs in der Partei erneut erklärt, 
daß er keinesfalls vor den Wahlen vom Partei 
vorstand zurücktreten wolle, selbst dann nicht, wenn 
die Gruppe der ihm getreuen Abgeordneten auf 
25 Mitglieder in der Fraktion heruntersinken 
sollte. Augenscheinlich glaubt Hngenberg bei Wah 
len, mit denen man in parlamentarischen Kreisen 
jetzt allgemein zum Herbst rechnet, bei einer Poli 
tik des unbedingten Festhaltens an seinem bishe 
rigen Kurs gegenüber anderen Rechtsgruppierun 
gen gute Chancen zu haben. Nach dieser Aeuße 
rung Hugenbergs. die wir aus zuverlässiger Quelle 
erfahren, wäre also mit einer Beilegung des Kon 
fliktes durch seinen Rücktritt vom Amt des Par 
teivorsitzenden nicht zu rechnen, wenn Hugenberg 
nicht in letzter Minute eine andere Entscheidung 
trifft. . 
Hiààrg m Mgüschm UMl 
Es gibt kein besseres Zeugnis für ein hi 
storisches Leben, als baß es strenger historischer 
Prüfung standhält. Das widerfährt dem zwei 
ten deutschen Reichspräsidenten in dem Buche, 
das sein Leben und seine Persönlichkeit dem 
britischen Publikum zu schildern unternimmt. 
„Hindenburg, The man and the legend" by 
Margaret Goldsmith aud Frederick Voigt. 
(London Faber & Faber Limited.) Obwohl 
neuesten Datums, reicht die Darstellung kaum 
wesentlich über den Zeitpunkt der Präsidenten 
wahl hinaus. Die neueste Zeit wird nur mit 
wenigen Worten der vorbehaltlosen Anerken 
nung über die pflichttreue Amtsführung des 
Reichspräsidenten berührt. Das Schwergewicht 
der Schilderung stiegt im Weltkrieg, bis zur 
Katastrophe,' sie dehnt sich über den unmittel 
baren Wirkungskreis Hindenburgs im Felde 
hinaus und gibt in kurzen Strichen eine Skizze 
von dem tragischen Ablauf des Krieges, vom 
Standpunkt der Alliierten, aber leidenschafts 
los. In diesem Nahmen wird Hindenburgs be 
sonderer Anteil an den Ereignissen beschrie- 
KaliscktisnverLarrf infolge Schuldenlast. 
Der saure Apfel für ThürmßZrr. 
In seinem Gutachten über die Landesver 
waltung Thüringens hat der Reichssparkom 
missar die schwebende Schuld Thüringens eine 
finanzielle Gefahr für das Land genannt und 
in der Veräußerung entbehrlicher und liqui 
der Vermögensstücke die einzige Möglichkeit 
gesehen, diese schwebende Schuld, die inzwischen 
nm 12 Millionen Reichsmark höher geworden 
ist (I), herabzumindern. 
Der Reichssparkommissar schlägt vor, das 
gesamte liquide Kapitalvermögen zur Ab 
stoßung der schwebenden Schuld zu benutzen 
und zu diesem Zweck vorher die Verfassung zu 
ändern, nach deren Bestimmungen das Ver 
mögen des Landes in seinem Bestände erhal 
ten werden muß! 
Der Not gehorchend, tritt jetzt die thürin 
gische Negierung diesem Vorschlag näher. Da 
aber bei der Haltung der Linken kaum damit 
zu rechnen ist, daß die Verfassung geändert 
werden kann, soll in einem Rechtsgutachten 
zunächst einmal festgestellt werden, ob es mit 
Rücksicht auf die schwierigen Finanzverhält 
nisse des Landes überhaupt einer Verfassungs 
änderung bedarf. Bei der Veräußerung „ent 
behrlicher Vermögenswerte" dürfte es sich in 
der Hauptsache um den KaliaktienSesitz des 
Landes handeln. 
n"\2 NMsrdkîî Relchseiat. 
Der Reichsetat in der Fassung, wie ihn die 
Regierung entworfen hat, liegt nun dem 
Reichstag und der Oefsentlichkeit vor. Auf den 
ersten Blick überrascht und erfreut er dadurch, 
daß die Einnahmen und Ausgaben scheinbar 
um rund zwei Milliarden kleiner sind als im 
vorigen Jahr. Aber der Schein trügt. Man 
hat nur eine neue Rechenmethode angewandt 
und die Steuern, die das Reich zwar einkas 
siert, aber an die Länder weiterleiten muß, 
nicht mehr in die Abschlutzziffern des Reichs 
haushalts ausgenommen. 
In Wirklichkeit balanciert der Etat für 
1930 in Einnahmen und Ausgaben mit 
l 1644 000 000 Mark, er stellt sich also um 1V 2 
Milliarden höher als der Etatanschlag für 
1929 und selbst um 1 Milliarde höher als der 
Ist-Etat (einschließlich des Nachiragsetats) des 
vorigen Jahres. 
Die Steigerung rührt in erster Linie von 
der Tilgung der im vorigen Jahr aufgenom 
menen kurzfristigen Schulden her, für die im 
neuen Etat 482 Millionen angesetzt sind. Dazu 
kommt noch eine Mehrausgabe von 18 Millio 
nen für die Einlösung von Neichsschatzanwei- 
sungen des Jahres 1928 und anderer Dar 
lehen. 
Die zweite große Mehrausgabe ergibt sich 
rein rechnungsmäßig bei den Kriegslasten 
durch die Einführung des Aoung-Planes in 
Höhe von 336 Millionen Mark, wozu noch an 
dere Kriegslasten in Höhe von 65 Millionen 
kommen. 
Bon den verschiedenen Ministerien meldet 
diesmal das Reichswehrministerium den 
größten Mehrbedarf an Der Wehretat erfor 
dert 39 Millionen Mark mehr als im Vor 
jahr, wovon 21,5 Millionen Mark aus „ein 
malige Ausgaben" entfallen. In diesen Zif 
fern sind noch nicht die Ausgaben für die vom 
Reichsrat und nun auch von der Regierung 
geforderten Panzerkreuter 43 und die dafür ge 
planten Ersparnisse an anderen Stellen ent 
halten. 
Nächst dem Reichswehrministerium ran 
giert das Reichsernährungsministerium, das 
36 Millionen Mark mehr verlangt als 1929. 
Doch sind auch hierbei die geplanten großen 
Aufwendungen für die Landwirtschaft, die sich 
aus dem Agrarprogramm der Regierung er 
geben, noch nicht berücksichtigt. 
Eine Erhöhung seiner Etatsmittel fordert 
auch das Reichsverkehrsministerium und zwar 
mit 7 Millionen im ordentlichen und 17 Milli 
onen im außerordentlichen Haushalt. 
Durch Bescheidenheit zeichnet sich diesmal 
das Auswärtige Amt ans, das 2,2 Millionen 
weniger als im vorigen Jahre beansprucht. 
Das Reichsarbeitsnnnisterium, dessen 
Etat im vorigen Jahr auf annähernd U/ 2 Mil 
liarden angewachsen war, hat diesmal zwar 
seine fortdauernden Ausgaben um 247 Milli 
onen erhöht, aber die einmaligen Ausgaben 
im ordentlichen Etat um 262 Millionen und 
die Ausgaben im außerordentlichen Etat um 
165 Millionen verringert, so daß sich insgesamt 
eine Minderausgabe von 180 Millionen Mark 
ergibt. 
ben, stets voller Achtung vor der Person, aver 
ohne Scheu vor der Legende und mit höchstem 
Respekt vor der geschichtlichen Wahrheit. Den 
Höhepunkt erreicht die Darstellung in den 
Sätzen über die entscheidenden Momente des 
Krieges, über die „Verwässerung" (watering 
down) des Schlieffenschen Fclözugplanes durch 
die deutsche Führung. Das ist, sagt ein Ber 
liner Blatt, oft genug erzählt worden, selten 
aber mit solcher Logik und in so knapper For 
mulierung wie dieser: „Entgegen dem Rate 
des älteren Moltke und dem Schliessens führ 
ten die Deutschen drei Offensiven anf einmal: 
in Ostpreußen, in Südwestdeutschland (ge 
meint ist Lothringen) und in Nordfrankreich. 
Sie gewannen die beiden für die Entscheidung 
bedeutungslosen Feldzüge, aber sie verloren 
die große Entscheidungsschlacht in Nordfrank- 
reich und somit den Krieg." Unbefangen wird 
auch der Zusammenbruch tu seinen drei Etap 
pen: Niederlage —. Waffenstillstand — Revo 
lution beurteilt. Auch hier herrscht das Bestre 
ben vor, allen Beteiligten Gerechtigkeit zu er 
weisen,' und das Bild Hindenburgs wächst, je 
dichter die tragischen Stunden folgen. 
in wenigen Zeilen 
Der kommunistische Neichstagsavgeordnete 
Maddalerra, im Wahlkreis Schleswig-Holstein ge 
wählt und in Hamburg ansässig, ist nach Mittei 
lung bet kommunistischen „Norddeutschen Zeitung" 
aus Grund eines Vorführungsbefehles des Unter 
suchungsrichters beim Reichsgericht in seiner 
Wohnung verhaftet worden. 
Eine Besprechung zwischen Reichsressorts 
und dem preußischen Innenministerium we 
gen Aufhebung des Stahlhelmverbots in 
Rheinland-Westfalen ist für den 9. Mai ange 
setzt. 
Drei kommunistische Zeitungen in Thü 
ringen wurden wegen Beleidigung des Mini 
sters Dr. Frick auf drei Wochen verboten. 
Wegen der Ausschreitungen in Leipzig am 
Tag der kommunistischen Jugend wurde ein Ar 
beiter in Berlin verhaftet unter dem Verdacht der 
Beteiligung an der Beamtentötung, ferner ein Ar 
beiter in Braunschweig. 
Gegen die Todesstrafe sprach sich der Rechts 
ausschutz des Preutzischen Landtages gegen die 
Deutschnationalen, Wirtschaftspartei und Volkspar 
tei aus. 
Staatssekretär Zweigen hat gestern in Wei 
mar mit dem thüringischen Staatsministerium die 
Differenzen zwischen Thüringen und dem Reich 
besprochen. Die strittige Frage des Thüringer 
Ermächtigungsgesetzes wird zur Entscheidung vor 
das Reichsgericht gebracht. Es handelt sich dabei 
um Rechte der Beamten. Auch sprach man öber die 
thüringische Landespolizei. Zwcigert wird dem 
Minister Wirth Bericht erstatten. 
Der dänische Außenminister Dr. Munch 
hat auf der Durchreise von Genf nach Kopen 
hagen in Berlin Station gemacht. Gestern war 
er beim Reichsaußenminister Dr. Curtins 
zum Frühstück. Bei einem Bankett in der 
dänischen Gesandtschaft sprachen Munch und 
Curtius freundliche Worte auf das dänisch- 
deutsche Verhältnis. 
Im Sicherheitsansschuß des Völkerbund 
des zu Genf, der die Aussprache über eine 
Erweiterung der Verpflichtungen der Mit 
gliedsstaaten zur Kriegsverhütung aufgenom 
men hat, kündigte der Vertreter Deutschlands, 
Göppert, an, daß die deutsche Abordnung Vor 
schläge einreichen werde, in denen genau die 
Vorbeugungsmaßnahmen bestimmt würden, 
die der Völkerbundsrat in Streitfällen zu er 
greifen habe/ Insbesondere würde die Fest 
legung einer Demarkationslinie empfohlen, 
die von den Truppen streitender Mächte nicht 
überschritten werden dürfe. 
NàberW. 
Wettervoraussage für den 2. Mai 1930. Für 
das mittlere Norddeutschland: heiter, mit schwacher 
Luftbewegung, noch etwas Nachtfrostgefahr, rasch 
ansteigende Temperaturen. Für das übrige Deutsch 
land: überall, auch im Süden und Südosten, heiter 
und an: Tage wieder wärmer, aber noch etwas 
Nachtfrostgefahr. 
MrMerW. 
th. Husum. 1. Mai. Wochenmarkt. Butter 1,50 
bis 1,60 Jl, Hühnereier 734—8 Z, Enteneier 9—10 4 
th. Husum. 1. Mai. Magerviehmarkt. Auftrieb 
2104 Rinder, 285 Schafe und Lämmer. Der Handel 
war langsam. Bis Redaktionsschluß waren Notie 
rungen noch nicht vorgenommen. 
th. Husum. ì. Mai. Dem hiesigen Ferkelmarkt 
waren 574 Ferkel zugeführt. Der Handel war mittel 
mäßig. Beste schwere Ware galt 40—46 Jl, mittlere 
34—38 Jl, geringere 28—32 Jl. schwere Ware nach 
Gewicht v.SS—IM Jl,* leichte Ferkel 1,15—1,80 Jl- 
Iunchchweine waren nicht am Markt. Ausnahmetiere 
über Notrz. 
Häute-Bcrsteigerui'.gen 
finden statt: Nürnberg iBayrische Zentralauktion), 
Mittwoch, den 7. Mai. nachmittags 234 Uhr (Klein 
tierfelle und leichte Häute) und Donnerstag, ben 
8, Mai, vormittags 9 Uhr tGrotzviehhäute und 
Rotzhüute): Leipzig (Mittelöeutche Auktion, thürin 
gisches Gefälles Montag, den 12. Mai. 12 Uhr 
lKalbselle und Schaffelles und Dienstag, den 13. 
Mai, vormittags 934 Uhr (Grotzviebbäntes: Mann- 
bcim lBadische Zentral-Auktions Mittwoch, den 
14. Mai, vormittags 9 Uhr: Berlin, Donnerstag, 
den 15. Mai, vormittags 11 Uhr lLeichte Häute, 
Fresserfelle, Kalbfelles und nachmittags 2 UH 
(Schaffelle) und Freitag, den 16. Mai, vormittags 
10 Uhr (Grotzviehhäute und Rotzhäutej.
	        
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