Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 2)

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123. Jahrgang 
123. Jahrgang 
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I Reklamen 125 Zahlungszîeļ 14 Lage. § 
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8» Fall» höherer Gewalt hat der Bezirk» bàņ 
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Zeitung oder ans Rückzahlung de» BrzuILMÄse». 
Zsnnerslkg, deņ 1. Mm 
mer mehr durchgesetzt hat, hat mich deshalb hoch 
erfreut, und ich glaube, daß sie von größter Wich 
tigkeit ist; denn das Vertrauen der Minderheiten 
darauf, daß der Staat ihren Bestand und freien 
Lebensspielraum achtet, ist eine wesentliche Vor 
aussetzung für die gesunde Weiterentwicklung der 
Beziehungen beider Völker." 
Deutscher Einspruch 
in Warschau. 
Die Grenzverletzungen durch polnische Flieger 
Das deutsche Auswärtige Amt hat die 
deutsche Gcsanüschaft in Warschau angewtesett, 
bei der polnischen Regierung mit allem Nach 
druck auf die in letzter Zeit sich wieder häu 
fenden Fälle voir Grenzverletzungen durch 
polnische Militärflugzeuge Beschwerde zu füh 
ren und darauf hinzuweisen, daß die deutsche 
Negierung unter keinen Umständen eine sy 
stematische Ueberfliegung der dcutschcir Gren 
ze, lute das bereits im vorigen Jahre festzu 
stellen gewesen sei, dulden werde. Der Ge 
sandte wird gleichzeitig an das im vorigen 
Jahre von der polnischen Regierung gegebene 
Versprechen erinnert, die Schuldigen unnach 
sichtig zu bestrafen. 
Gleichzeitig wird von deutscher zuständi 
ger Stelle daran erinnert, daß, ebenso wie in 
einer Reihe anderer europäischer Staaten, auch 
in Deutschland eine gesetzliche Bestimmung 
existiert, die Maßnahmen vorsieht, um Ver 
letzungen des Hoheitsgebietes durch Militär 
flugzeuge fremder Nationen wirksam zu be 
gegnen. Es handelt sich um die Verordnung 
der Ncichsregierung vom 11. November 1927. 
Diese Verordnung gibt dcir zuständigen deut 
schen Polizeibehörden das Recht, durch Abgabe 
von Signalschüssen mit Rauchentwicklung 
fremde Flugzeuge zum sofortigen Landen zu 
veranlassen. Wird diesen Signalen nicht nach 
gekommen, so ist die Polizei nach dem Wort 
laut der Verordnung berechtigt, das Weiter 
fliegen der Flugzeuge »zwangsweise zu ver 
hindern". Wie in den einschlägigen Bestim 
mungen der anderen Länder, so ist auch in 
Deutschland die Anwendung des äußerste« 
Mittels, nämlich die Beschießung der Flug 
zeuge mit scharfer Munition, nicht ausdrück 
lich in der Verordnung erwähnt, aber auch 
nicht direkt ausgeschlossen worden. 
In der vorstehenden Unterredung scheint es 
uns von besonderer Bedeutung zu sein, daß die 
Minderheitenfrage als eine der wesent 
lichsten im deutsch-dänischenVerhältnis in dieser 
Form behandelt wird. Der dänischen Minderheit 
in Deutschland ist bekanntlich die Möglichkeit 
freiester Entwicklung ihres Volks 
tums gegeben. Leider trifft dies aber noch 
nicht bei der deutschen Minderheit in Nordschles 
wig in gleichem Maße zu. Die dänische Poli 
tik gegenüber der Minderheit ist trotz der Beto 
nung der Liberalität doch wohl noch allzu sehr in 
der^Anschauungswelt der Bevormundungs- und 
Auffaugungstheorio befangen, deren letztes Ziel 
nicht Erhaltung des Minderheitenvolkstums ist, 
sondern die Assimilierung. Assimilierung bedeutet 
aber in ihrem Endziel die m a ch t p o l i t i s ch e 
Unterbauung des nationalenWol- 
lens, während in der Kulturautonomio der 
Brückengedanke seinen politischen Ausdruck 
findet. 
Der Gesandte von Hassell wünscht zweifellos 
mit seiner gestern veröffentlichten Abschiedsrede 
und mit der jetzigen Unterredung daraus hinzu 
weisen, daß Deutschland bereit ist,.den Brücken 
gedanken besonders hervorzuheben und die politi 
sche Zukunft der beiden Nachbarvölker in diesem 
Sinne zu verbinden. Der eigentliche Grenz 
streit wird damit zu einer Frage der Revises n 
auf Grund deutsch-dänischer Ver 
ständigung und aus dem Bereich machtpoliti 
scher Bestrebungen herausgehoben. 
Wenn der Gesandte aber glaubte, bei seinem 
Abschied aus Kopenhagen diese Dinge nochmals 
besonders berühren zu sollen, so scheint uns dar 
aus hervorzugehen, daß eine diplomatische Kritik 
gegenüber der dänischen Auffassung am Platze ist 
und dis Auffaugungs- und Bevormundungstheorie 
in Dänemark doch wohl noch nicht wirklich als 
überwunden gelten kann. Darin liegt eine Mah 
nung, die hoffentlich bei unserem Nachbar nicht 
überhört wird. 4-© 
Sie AusààrsŞngen bei den 
Zemàlen. 
Der Borstand des Landesverbandes Schles 
wig-Holstein der Deutsche» Demokratischen Partei 
beantwortet den Austritt Tantzens aus der Par 
tei und bic_ Niederlegung seines Rcichstagsman- 
dats mit einer tadelnden Erklärung, in der es 
u. a. heißt: „Die schleswig-holsteinischen Demo 
kraten stehen nach wie vor treu zur Partei und 
werden die Arbeit für sie mit Energie fortsetzen. 
Nachdem Sie nun das Tgfeltuch zwischen sich und 
der DDP. als Eesamtpartei zerschnitten haben, 
kann es eine Gemeinschaft zwischen Ihnen und den 
demokratischen Wählern in Schleswig-Holstein 
nicht mehr geben." 
Der Heidelberger Professor Hellpach erklärt 
eine aus Heidelberg lancierte Meldung, daß er der 
Volkskonservativen Vereinigung bcigctreten sei, 
als erfunden. Er gehöre, sagte er, nach wie vor 
zur Demokratischen Partei, wenn er auch Reichs 
tagsmandat und Vorstandsamt niedergelegt habe. 
Der demokratische Reichstagsabgeordnete 
Ehlermann erklärte in Bremen, daß die demokra 
tische Reichstagsfraktion sich in keiner Weise an 
das Kabinett Brüning gebunden halte. Er will 
offenbar den Weg zur Sozialdemokratie nicht ver 
baut sehen, erteilte dieser jedoch eine Lektion, in 
dem er bemerkte, es sei ihr gezeigt worden, daß 
es auch ohne sie gehe. Im übrigen meinte Ehler 
mann, die Demokratische Partei fühle sich als Kern 
einer bürgerlichen Mitte. 
Der bekannte jungdemokratischs Führer Lüth 
schließlich erklärte sich noch einmal für eine Links 
orientierung der Partei und lehnte den „Weg 
einer klassengebundenen nationalen Mittelpartei 
als Auffangcpartei" ab. 
Zer PaMtkreuzec-MersiM inner- 
hs!b des Zenîrums. 
Laut „Germania" hat der Rcichsjugendaus- 
schuß der Zcntrumspartci in einem Schreiben an 
die Reichstagsfraktion cs als politisch untragbar 
bezeichnet, daß in den Rcichshaushaltsplan fiir 
1930 Mittel für den Bau des Panzerkreuzers B 
eingesetzt oder aus ihm dafür verwandt norden. 
sten verhaftet worden, die militärseindlichc 
Flugschriften verteilten. Heute wird zum 
ersten Mal das neue Flugzeug der Pariser 
Polizei in Tätigkeit treten, das durch eine 
Sende- und Empfangsstation iu ständiger 
Verbindung mit dem Polizeipräsidium steht. 
Ill der Druckerei der kommnllistischen „Huma- 
nite" wurde die Mai-Nummer beschlagnahmt. 
In Ncwyork ist die gesamte Polizei, 18 300 
Mann, in Alarmbereitschaft. Man scheint dort 
Anschläge auf Banken zu befürchten. Eine 
Reihe Kommunisten wurde verhaftet. 
Die Warschauer Polizei hat einen der bc- 
kanntcsten Kommunistcnführer Polens, Gra 
nas, verhaftet. Granas gehörte seinerzeit zu 
den vertrauten Mitarbeitern Lenins. In 
Litauen wurden viele Kommunisten scstge- 
nommen, anscheinend im Hinblick auf den 
1. Mai. 
Sie Vorkehrungen der Polizei. 
Die Berliner Schutzpolizei befindet sich, 
wie aus Berlin gefunkt wird, seit den Mor 
genstunden in erhöhter Bereitschaft. Die Poli- 
zcitruppcn sind, wie immer, nur mit Gummi 
knüppeln llnd Revolvern bewaffnet. Erst 
weilll gewisse Ereignisse eine schärfere Bewaff 
nung erforderlich machen sollten, werden Ka 
rabiner ausgegeben werden. 
Im Berliner Polizeipräsidium wird die 
Lage ruhig beurteilt. Da die Kundgebungen 
der Sozialdemokraten und Kommunisten im 
Lustgarten zu verschiedener Zeit stattfinden, 
hofft man, daß es zu Zusammenstößen nicht 
kommen wird. Die Kommunisten iveröcn um 
10 Uhr ihre große Kundgebung tut Lustgarten 
veranstalten. Diese Kundgebung wird vor 
aussichtlich gegen 11,30 Uhr beendet sein, wo 
raus die Kommunisten in geschlossenen Zügen 
nach den Stadtteilen Wedding und Neukölln 
ziehen werden. Erst um 13 Uhr beginnt im 
Lustgarten die Kundgebung der Sozialdemo 
kraten. 
Auch im Ausland macht sich der 1. Mai 
politisch bemerkbar. In England haben sich 
Arbeitslose auf den Marsch nach London ge 
macht, und cs befinden sich darunter kleinere 
Trupps von Kommunisten mit roten Fahnen. 
In Paris fand unter dem Vorsitz Taüdicus 
am Mittivochnachmittag ein Kabinettsrat statt, 
in dem u. a. die Polizcimaßnaymen für den 1. 
Mai festgelegt wurden. 22 Ausländer, die nicht 
die notwendige politische Neutralität wahr 
ten, sind ausgewiesen, ferner wurden 18 Per 
sonen wegen kommunistischer Propaganda 
"erbostet. Am Dienstag waren 16 Kommnni- 
Vekmkenkahinell in Sachsen? 
Um die erneute Landtagsauslösung in 
Sachsen zu vermeiden, macht der Abg. Dehne 
den Vorschlag, ein unpolitisches Beamtenkabi 
nett zu berufen. Die bisherigen Beamten - 
minister Richter und Mensfeld hätten sich als 
solche Vertrauen erworben. Man könne einen 
von ihnen oder eine andere Persönlichkeit die 
ser Art zum Ministerpräsidenten wählen und 
das Kabinett aus vier oder fünf Minister be 
schränken. Wenn man höhere Staatsbeamte 
ans dem Ruhestand dafür gewinne, wäre die 
finanzielle Belastung des Äaates die denkbar 
niedrigste.
	        
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