Full text: Newspaper volume (1919, Bd. 4)

ïtî Pari-. 
Paris. 29. Dez. (Eig. Drahtbericht.) 
ll2. Jahrgang. 
ZchiESMîg-KolşiSînLschs LarîdSszSiiung 
112. Jahrgang. 
Dir ^rthjrilļ eUt derer, Kaum £0 Ps.. tfi» Lnzeîge« mrtņ fcct» 
gubrifeen; Tiermordt. Äaufgelud}*, ©erbeute, Ltellengetuch«, 
^reļlenanyedore, Mietgesuche. Dennietungev L0 Pî^. fur AeLlame» 
l*SO Dî. şi Der bet Wiederholungen gewahrte Nachlaß kommt 
à şisrtşall. wenn der Betrag nicht mnerhalb 30 Tagen ^sch dem 
Aatuip der Rechnung in dar eingeht, insbesondere kommt der 
der Kouàîrn mrd eingeklagte» Beträgen t» Forrjä 
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Rückzahlung des Bezugspreises. 
l',WVVWWiAMWM)‘A\WAV 
Nr. 297 
Sonnabend, örn 26. Dezember 
1619. 
.. : Wê" Infolge eines Unfalles im Elektrizi« 
^wert tonnte heute tein Strom aibgegsben wer» 
was in den Betrieb der Zeitung durch jett» 
Eilige Auefchaltung des SetzmaschinenLetrieb-s 
şir störend eingriff. iodatz wir uns heute aut das 
^Erstķ beschränken muffen. Ein großer Teil des 
Liegenden DrahtnaUirichten» und sonstigen 2M* 
mutzte deshalb zurückbleiben. 
9Bir teilen mit. dass di« «Niederdeutsche» Hei» 
Z^tlocken" diesmal statt wie üblich am Freitag 
Dienstag, den 23. Dezember. beigelegt werden 
damit sie auch in den weiter entfernt liegen, 
ņ Orten für di« Weihnachtstag« vorliegt. 
Frage des Aufbaues eines deutschen Einheits» 
staates. 
^ Revolution in Spanien. Die zunehmenden 
Unruhen in Madrid. Die Ankündigung des 
bevorstehenden Endes der Monarchie durch die 
^ Sozialisten. 
^nkreich hat die Wiederaufbaukosten mit 130 
. Milliarden berechnet. 
/r Gastwirtstreik in Berlin hält an. 
Alein-Aşien Lie Lchatzkrsts 
Europas. 
. Es Ģ nicht nur der kolonial«, Politik wegen, 
j & England und Frankreich sich um die Vorherrschaft 
ì Kleinasien streiten Zn Anen stand nicht nur die 
Zìļge der Völker Die Alten hatten bereits ein Sprich 
st, das die dortrgen Verhältnisse kennzeichnet und 
bst beiden Westmächt» wohl genau kennen müssen. 
ü< scheinen ft* !ehr nach ihm zu richte,«. Tr 
^Die Euter dieser Welt sind in 10 Teile ge- 
- llL Neun von ihnen find In Syrien zu finden. 
n zehnten findet man über den ganzen Erdball ver- 
1 .. O'-t-litest s i W.. Ö M.V/JV.. VV4.- 
'! !t “ Nun sind seit den Zeiten des römischen Kaiier- 
'î'cheg die Zeiten auch für Allen und namentlich für 
'-êïtt aK,-.. . Jim QT? f« Arts mtîft 
knallen anders geworden. Manches liegt dort wüst 
brach, was einst ein« blühende Flur war. Man 
», jedoch im westlichen Europa nur allzugewöhnt. 
^ 'ckallrn als ein Land ohne Kulturen und natürliche 
^chtümei zu betrachten, und das ist ein großer Irr- 
; "t, tDi» di« AusdehnllNgspolitik unserer Widersacher 
?uch beweist. Die astatische Türkei besteht au» sechs 
^kieren Gebieten. deren beite« Anatolien ist. Dort 
^"d«n oder können all« Produkt« erzeugt wrrden, 
^ h> den Ländern rings um das Mittelmeer gehan- 
. und gebraucht werden. Der anatolssche Boden 
^äußerst fruchtbar, dar Klima ein so gutes, daß dort 
j ìķr als irgendwo geerntet werden kann, an meh- 
Orten selbst zweimal im Jahr». Die beiden 
Hütete von Erzerum und Djerbekr. di« zusammen 
s ^«flien bilden, haben zwar iehr dürre Bergrücken 
^ groß« EewSllei, dooch auch sehr fruchtbar« Täler. 
in den höher gelegenen Teilen finden stch 
l ocken vor. die leicht zu bebauen wären Syrien 
in leivev nördlich gelegenen Teilen unübersehbare 
^nbereion. die mik Korn bestellt stnb Der Süden 
v'elumstrittenen Landes besitzt bereits ein iast 
Fisches Ki,ma Würde dort viektische Bcwässr- 
^ ņgsoniagk geichaiien werden, so würden die Land 
en zwsschen dem Libanon und Ami-Libanon zu 
Achtbarsten Gebieten der W-lt gehören. Der Bo. 
^ şşt dort ein so ausgezeichneter und die Tempera- 
5m. * tn * ,0 herrliche, daß fast allerorten das ganze 
>^r hindurch gesät und geerntet werden kann. Das 
H "ran wurde einstens di« Kornkammer des römischen 
9enannt Die Täler von Ehaur und Tiberias 
ìm Altertum lehr fruchtbar gewesen Am Fuße 
ş Taurus, nördlich von Syrien. îm sogenannten 
^?'^'^rmenien. pedeihr Baumwolle in einer solchen 
i,j > daß selbst Aegypten dielen Konkurrenten Mich- 
h,. weiter südlich ist Zucker zu ernten. Die dort vor- 
jj zahlreichen Ruinen aus römischer und by- 
3eit beweisen, daß dieses Land dereinst in 
Big,, gestanden hat. Selbst Arabien, das in^ 
^ Rufe eines Wüstenlandes steht, kennt oer- 
^ «n« Landstrecken, die nur auf Anbau warten, io 
C fernen, Hed!chas. Assyrien und die fruchtbaren 
d°t Redschad. Ueber die Fruchtbarkeit Mcso- 
tz,^Mens. dieses weitausgestrcckte Land zwilchen 
hj,.ş oi und Tigris, ist man stch ohnehin klar. Man 
4} s ', ^ 0t < bebaubaren Boden in einer Ausdehnung 
W 10 Millionen Hektar an. Man begreift fetzt 
^bì’ Ņrum Frankreich und England stch «m diese 
streiten, und auch, warum die Menschheit nock 
y. ŞU verhungern brauchte, wenn sie nicht sich selbst 
*0 Unvernunft treibt. 
^îe öeutschsn Vertzandlrmsen 
Der Oberste Rat hat sich m einer feiner letzten Sitz 
ungen abermals mit d- n verschiedenen Punkten 
der legten deutschen Note beschäftigt, soweit sie 
nicht Spezi alfregen berühren. Die Unteramsschüsie 
haben den Auftrag erhalten, die von den deutschen 
Sachverständigen gemachten Angaben nachzuprüfen 
»nd vor ablem die Fvwze zu untersuchen, ob Deutsch 
land in der Tat nicht in der Lag: sei, 400 908 To. 
Docks aözuliefern und ob d.Durch da« deutsch« 
Wirtschaftsleben schrvrr geschädigt werde. Don 
sranzöstscher Seite wird betont, datz alle Vorberei 
tungen getroffen worden sind, damit aus allen Ge 
fangenenlagern Frankreichs mn Tage nach der Ra 
tifizierung mit dem Abtransport der deutschen 
Kriegsgefangenen begonnen werden kann. 
Zur Regelung der mit Inkrafttreten des Friedens- 
Vertrages erforderlich wervenden technischen Ueber- 
gangsbestimmungen hatte die Rote Elemenceaus vcx 
3. Nov, die Entsendung von deutschen Bevollmächtig 
ten nach Parts gefordert Die Kommission ist gebil- 
oet worden. Die militärischen Mitglieder hüben ihre 
Abreise bereit« omgetreten. Die übrigen verlassen 
heute Berlin. 
Nach dem Matin wird eine neu« Sitzung der 
deutschen und alliierten Sachverständigen in 2 bi» 
3 Tagen stattfinden. Offiziell wird mitgeteilt, datz 
diele Unterbrechung dadurch veranlaßt wird, datz 
gewisse Zahlenangaben der deutschen Delegierten 
nachgeprüft werden müssen. Ferner besteht nach 
dem Matin ein Meinungsunterfchied innerhalb 
der französtfchen Delegation. Die Ansicht des fran 
zösischen Marînemmîsters sei nicht di« Ansicht de« 
Wirtschaftsministers Loucheur. Di« französisrche 
Marine will die deutschen leichten Kreuzer sofort 
haben, die die deutschen Delegierten als Errfatz 
anbieten. Diese Vorschläge scheint Loucheur an 
nehmen zu wollen. Inzwischen hat der Fünfervat 
an die deutschen Vertreter 2 Fragen gerichte>t. ein 
mal über di« Docks in Danzig und denn die Zeit, 
innerhalb der die deutschen Wersten Ersatz für die 
5 leichten Kreuzer und die Schwimmbads hauen 
können. Heute soll die Entscheidung falle«. 
Dîê rrsNslutisn in Spanien. 
MTB. Madrid. 29. Dez. fEig. Drahtbericht.) 
In Svanien dau rn Aufstände und Unruhen f^rt. 
Die Geschäfte Madrids find gefKlsffen. di« Fabri 
ken stehen still. Keine Eî'enbabņ und keine Post 
verkehrt. Grobe Trunnenanfgebote dnrchzihen 
die Straßen. In den Arbeitervierteln kam es zu 
heftigen Kämpfen, wobei es Tete und Derwund'te 
gab. Die eintioen Blätter, di« erscheinen, find die 
s»tialdemokrat!fchen. die her«şeben. datz die 
Monarchie unter Alfons dem 13. 
sich ibrem Ende nähere. Zur neuen Ka 
binettsbildung finden fich keine Männer, die die 
Berentwortuno übernehmen wellen. 
Die Nachrichten aus Sran'en werden von Tag 
ru Tag bederklich-sr Cs scheint so. als ab auch in 
Sranien die Neaierung nicht mehr die Macht und 
"uch nickt den M'llen bat, sick der Cntw'ckluna zur 
Republik entgegenzriset-en. die natwendia wär-n 
wenn die La'ae b-ut« nack gerettet roerden sollte 
stir das Königtum. Es ist möglich, dast man nri* 
schneller Entwickung zu rechnen bat, nack>m Ma 
drid und Barcelona, diest bestimmenden Zentren 
Spaniens, von der Opposition erobert sind. 
Zum Aufbau eures öeuLschen 
EluherLsstaaLes. 
MTV. Berlin. 29. Dez. lEig. DrnhtLericht.) 
Die bayerische Regierung wandtt fich mit der drin 
genden Bitte an die N îchsrsgîernng. sobald wie 
möglich die Negierungen der Länder zur Bespre 
chung des Antrages der preuhischen Landcsver» 
sammlung aus Errichtung des deutschen Einbeits- 
sta>ates zusamemnzvrufen. In der gleichen Ange 
legenheit gaiben die Parteien Des bayerischen Land 
tages Erklärungen ach. vuvch die sich die baqrr'sche 
Bolksxartef und der Ba lernbund dagegen, dir De 
mokraten und Mittelpartcien bevingungswstse da 
für und die sozialdemokratischen Parteien ohne 
Vorbehalt dwfiir erklärten. 
Ueber die Auffassung und die Opposition in Bay 
ern verlautet: 
Das Hauptblatt der bürgerlichen Demokratie in 
Bayern, die „Münchener Neuesten Nachrichten", stim 
men prinzipiell dem Vorschlag zu unler der selbstver 
ständlichen Bedingung, daß den einzelnen Ländern 
vollstes Eelbstverweltungsrecht gewährt werde. Im 
übrigen schlagen sie eine Kcnferenz zwischen den Ver 
tretern der Landesregierungen und den Vertretern der 
Rcichsregierung und der Rattonalver'ammlung ande 
rerseits zur Lösung der Frage vor. Aber schon das of 
fiziöse Organ, di« „Süddeutsche demokratische Korre 
spondenz" ruft: Hände weg! Den Anhängern des Ein 
heitsstaates müssen wir entgegenhalten, daß sie im 
Weiterverfolg ihres Planes das Grab des deutschen 
Ncrches schaukeln. Wir denken, datz man in Berlin 
hinreichend unterrichtet ist über die Bewegung, die sich 
in Bayern bemerkbar macht. Es ist durchaus kein 
Märchen, daß es Kreise gibt, die einer zeitweise« 
Trennung Bayerns vom Reiche das Wort rcQsn. um 
der Unifizierung und Zentralisierung, das heißt, der 
„Verpreutzung" zu entgehen. Der Ernbeitestaat würde 
nur «in« Verschärfung und Beschleunigung dieses An- 
fangsvorganges bedeuten. Er würde den Widerstand 
aufs Höchste steigern. Der „Bayerische Kurier" siehl 
in dem Antrag das Fortschreiten innerer Zersetzung 
des Reiches. Der deutsche Einheitsstaat würd« auch 
das wirtschaftliche Ende bedeuten. Jetzt sei in Preußen 
auch die letzte Rücksicht kallen gelasien Man verlange 
die Abstimmung des gesamten bayerischen Volles dar 
über, ob es gewillt Tei. weitere Rechte preiszugeben. 
Aus den zitierten Aeußerungen geht deutlich hervor, 
daß dir Erfahr der Ablösung des katholischen Südenr 
ein Umstand ist. den man nicht außer Acht lassen darf. 
Das letztere wäre eine Entwickelung, wie sie von 
Frankreich gewünscht und auch unterstützt wird. 
Nergsblîchss Bemühen 
CLemeneeaus. 
WTB. Lugano. 20. Dez. fCIg. Drcthtberrcht.) 
Der Seeolo versichert, die Londoner Besprechungen 
hätten keinerlei gpeisļwre Ergebnisse gehabt. Eng 
land sei keinerlei Verpflichtungen eingegangen, 
weder auf ein VerteidiFunge-bündnis mit Belgien, 
noch für eine stärkere Sicherung Frankreichs gegen 
Deutschland oder die Regelung des Abkommens 
über Syrien. Auch nicht über dis Regelung des 
fwnzöstschen Wechselkurses fei man einig geworden. 
Erne neue Arbeiterpartei 
in Italien. 
WTB. Lugano. 29. Dez. fEig. Dra-Wericht.) 
Nctch Blättermeldungen aus Rom ist dort eine 
neue Arbeiterpartei gegründet worden, die ohne 
Rücksicht auf die politische Gesinnung ihrer Mit 
glieder es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Sldel 
der Arbeit wieder zu heb n und alle ïchcşenden 
Teile zu einem wirtschipftlichen Körper zufammen» 
zusassen. Irgend welche politischen Ziele verfolgt 
die neue Partei nicht. Der Beitritt dcyzu bedingt 
andererseits aber, datz ihre Mitglieder ihre politi 
sche Betätigung, gleichviel welche, Richtung, aus 
geben müssen. 
Die BerhünöLrrngen über öie Ve- 
Lerlignng der Arbeiter an 
der Leitung. 
Kopenhagen. 19. Dez. Pclitiken zufolge er 
suchte gestern Ministerprästdent Zahle die Arbe!- 
terverbände und Arbeitgebervereinigungrn rn ei- 
ncm Schreiben darum Verhandlungen einzuleiten 
zum Abschlug eine- freiwilligen Abkommens, wo 
nach den Arbeitern die Beteiligung an der Lei 
tung und den Besitz der Betriebe, worin sie bcsŞ- 
tigt sind, zugesichert wird Zahle schlägt für die 
vorläufigen Verhandlungen vor. datz von jeder 
Seite 3 Vertreter gcrc-ählt werdcn. 
Der Streik dsr G«ftwirte 
in Berlin. 
WTB. Berlin. 29. D:z. sEig. Drahtbericht.) 
Der Streik ver Gastwirte dauert an. Wie mit 
geteilt wird, sieht sich das Reichswîrtschaftsminî 
fterium außerstande, den Forderungen der Gast 
wirte nachzugeben. 
Es wird über die Lage in Berlin geschrieben: Die 
großen Berliner Ho'els Unter den Linden^ am Bot. 
damer Platz, am Baünhof Fnedrichstraße ulw befolgen 
den Streikbcichluß auf das peinlichste Küchen und 
Keller sind überall geschlossen. Den Hotelgästen * 
heute morgen nicht einmal der Morgenkaffee überreicht 
worden. M« vom Hctel Bristol mitgeteilt wird, sind 
vie Hotelgäste, io weit ste sich selbst im Hotel verpflegen 
wollen, «ruf „Warm Wasser" gefetzt. Naturgemäß gab 
es unter den Gästen einige, die sich mit dem Verzicht 
auf das Frühstück durchaus nicht abfinden woll,en; an 
dere versuchten dagegen der sehr eigenartigen Situation 
a-uch eine humoristische Seite abzugewinnen. Eine An 
zahl von Gästen sieht man in den Hallen der Hotels 
als „Ersatzfrühstück" Tchokol k.e essen und Zigaretten 
rauchen. Ein Teil der Gäste hat sich schon gestern, so 
gut es möglich war, mit Lebensmitteln versorgt, die 
nun heute und morgen ihre alleinige Nahrung bilden. 
Heute konn'e man nur kleinere Mengen von Lebens 
mitteln in den Geschäften erwerben, und zwar zu 
Kutz«ordentlich hohen Preisen. Man erlebt also die 
merkwürdige Tatsache, daß der Streik der Gastwirte 
gegen die Schleichhandels- und Wuchervrrordnung 
zunächst einmal in vielen Fällen eine Erhöhung der 
an stch schon wucherischen Preise im Gefolge hat. In 
den anderen großen Hotels geht es ähnlich zu. Ueber- 
all dasselbe Bild. unzufriedene Gäste, denen der Aus 
fall des Frühstücks anscheinend die Laune für de« gan 
zen Tag verdorben hat. ! 
W-e die kleinsten - »Franz. Billard, Warnw 
Speisen °ßu jeder Tageszeit" — ihre Türen geschlossen 
hielten, so geschlossen blieben auch die größten Betriebe, 
die Wein- und Vierpaläst«, die Konditoreien, die Tee 
stuben, die „Dielen" — geschlossen. Das Einzige, was 
an einem Dutzend Stellen Erotz-Berlins bescheidene 
Gcsthaussrcuden vortäuschte,, waren die auf Kaffee- 
unü Kuchenberrieb umgestellten „Eissalons". 
AbLLêfeLlîêîg§prämîen für Brot- 
gstrerde und Aarlsffeln. 
Berlin, 19. Dez. Der Volkswirtschaftsausfchutz der 
Nationalversammlung nahm, wie wir gestern meldeten, 
die Regierungsvorlage über Zahlung von Abliefe- 
rungsprämien kür Brotgetreide, Gerste und Kartoffel» 
sowie einen Antrag der Sozialdemokraten, wonach eine 
Kommission zur Prüfung der landwirtschaftlichen Pro 
duktionskosten eingesetzt werden soll. Ferner wurde die 
Verordnung zur Förderung der Zuckeierzeugung und 
des Zuckerrübenbaues angenommen. 
Mit der Einführung neuer Ablieferungsprämie» 
für Brotgetreide. Gerste und Kartoffeln sind neue 
Maßnahmen zur Sicherung der Ernährung getroffen 
worden. Beim Brotgetreide setzt die Prämie mit Er- 
füllung von 7g Prozent des Mindcstablicfeiungsfolls 
ein. Es wird auch die bereits erfolgte Lieferung nach, 
bezaksst. Die Prämie beträgt bei Erfüllung von 70 
Prozent dos Ablieferungs-Solls 2 «4t Hir den Zentner 
Getreide, bei 8g Proz.nt 4 M, bis 90 Prozent 6 JĻ 
b.s 95 Prozent 8 M, bis 100 Prozent 10 4t, bis 103 
Prozent 12 M. bis 110 Prozent 15 4C. 
Die Kartoffel-Slblioferungsprämie beginnt schon 
bei 50 Prozent des Ablieferungs-Solls und ist dann 
gestaffelt von 10 zu 10 Proz. bis 4 M für feden mehr 
gelieferten Zentner und 8 für feden über 100 Proz. 
abgelieferten Zentner. Die Zuschläge für die Liefe 
rung über 50 Prozent werden auch den Landwirte« 
gezahlt, die bei Erlaß der Verordnung 50 Prozent des 
Kartcffel-Ablieferungs-Solls geliefert haben, Di« 
Uebernahme der Prämicnkosten auf das Reich oder di» 
Kommunen war unmöglich. Man hat stch den großen 
Bedenken, die gegen Preiserhöhungen auf wichtige Le 
bensmittel sprechen, gewiß nicht verschlossen, die Mehr 
belastung muß sedoch getragen werden, wenn verhin 
dert weiden soll, daß gegen Ende des Wirtschaftsjahre» 
nur noch Auslandswaie zu Preisen vorhanden ist, die 
für die breit« Masse des Volkes unerträglich fein 
würde. 
Der Ausschuß hat folgende Entschließung ange. 
nommen: Dir Rationalveriammlung wolle beschließen, 
durch die Beschlüsse dieser Prämien für landwirtschaft 
liche Erzeugnisse ist eine nich: unerhebliche Steigerung 
der Haushaltskosten eingetreten. Um einen Ausgleich 
gegenüber diesen Mehrausgaben zu erreichen und er 
neute Beunruhigung des wirtschaftlichen Lebens zu 
vermeiden, erachtet es der Ausschuß für notwendig, 
daß auch die Löhne und Gehälter der Ar 
beiter, Angestellten und Beamten sowie die- Renten, 
soweit sie stch aus der sozial-n Gesetzgebung ergeben, 
der Verteuerung der Lebensmittel angepaßt werden. 
Die Reichsregierung wird ersucht, auf die Landesregie 
rungen, Gemeindeverwaltungen und Arbeirgebersrga- 
nisationen in diesem Sinne einzuwirken. 
AĶàîoîrawerlKmmlzrng 
Am Regîerungsrische' Schmidt, Müller, Nosck, 
David, Koch, Im Haufe sind nur etwa 40 Abgeordnete 
anwesend. 
Vizepräsident Loebe eröffnete die Sitzung um 
10 Uhr 20 Minuten, 
Auf der Tagesordnung stehen^ zunächst steine An 
klagen. , von denen mehrere abge!eiit werden müssen, 
da die Fragesteller nickt anwesend sind. 
Abg. Kirnen fU. S.s wesst auf eine Aussage im 
Marloh'-Prozeß hin, wonach die Regierung kurz vor 
dem Versailler Frieden d^e Harivilichr ausgestellt und 
der Re'chswehrminister Noske sich dabei 
über die Immunität der Abgeordneren himveggefcht 
habe. 
Reichswehvminister Noske: 
Am 28. Januar habe ich an ^ alle Dienststellen 
einen Instrriktionserlaß gerichict, in dem es heißt: 
Für den Fall eines erneuten Aufstandes befehle ich: 
„Der Aufstand ist mit allen zu Gebote stehenden Mit 
teln so schnell wie möglich niederzuschlagen." IÄ habe 
dann weiter angeordnet, daß während der Dauer de»
	        
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