H»! Mi’
vertrag gewissr Bedingungen des Waffenstill-
ftandssertrages nicht enthalte, und dag man, um
keinen Präzedenzfall für die Ausführung des
Friedensvertrages zu schaffen, vor dessen Inkraft
treten lückenlose Erfüllung der Bedingungen des
Waffenstillstandes verlangen muffe.
* * *
Englische Hilfe für IuöenLLsch
gegen guten Lohn.
Die heute vorliegenden Meldungen über die Lage
an den Fronten in Rußland scheinen die Feststellung
zuzulassen, daß die Bolschewisten an der Front von
Pleskau und Petersburg weitere Erfolge errungen ha
ben Das amtliche England bemüht sich zwar, der Lage
der Armee Iudenitfch und Denikins sowie der Lage an
denķ anderen Fronten etwas Gutes abzugewinnen, dcch
müssen die Privatkorrespondenten einiger englischer
Blätter, so etwa der Korrespondent der Morning Post
in Helsingfors, zugeben, daß die Lage Zudeuitfch recht
bedrohlich ist. Die englischen Meldungen über die Lage
an der Front Denikins widersprechen sich ebenfalls."
Ein wie großes Interesse'die englische'Regierung
an der tendenziösen Berichterstattung über die Lage in
Rußland hat, geht indirekt aus der Meldung über ei
gnen Vertragsabschluß zwischen England und der Nord,
x-estrusflschen Regierung hervor, wonach England ge-
«en die Hergäbe von Hilfe an Judenitsch und Kredit-
bewilligung nach dem Falle Petersburgs sich seinen
Einfluß in den baltischen Ländern und in der Ukraine
sichert. Diesen Ländern gesteht es Selbständigkeit zu,
aber diese Selbständigkeit wird von Englands Gnaden,
d. h. Abhängigkeit, sein. Außerdem läßt sich England
seine Interessensphäre in Sibirien garantieren. Jude-
nitsch, Denikin usw. sind in dieser Richtung gewisser
maßen Eeschäftsbeauftragte Englands, und das Be
mühen amtlicher Stellen in London, die Lage an den
Froiļ im Zudenitfchs und Denikins nicht rm Lichte der
Wahrheit erscheinen zu kaffen, wird so doppelt be
greiflich.
TU. Bafel. 1. Nov. (Eig. Drahtber.) Aus
Kopenhagen wird gemeldet, daß ein Vertrag
zwischen England und der nordwestrussischen Ne
gierung abgeschlossen wurde. England verpflichtet
sich in demselben, Flugzeuge und Tanks an Juds-
iritsch zu liefern. Wenn Petersburg gefallen fein
wird, wird die nordwestrufsifchs Regierung einen
Kredit von einer Milliarde Rubel erhalten, wo
gegen sie sich verpflichtet, die baltischen Länder
nicht zu unterdrücken und die Ukraine als selbst
ständigen Staat anzuerkennen. Außerdem ver
pflichtet sich die nordwestrufsifchs Regierung, nicht
in die britische Interessensphäre in
Sibirien einzugreifen. General Riffel er
klärte in einer Unterredung, von Berlin müsse
er sofort einwandfreie und bündige Erklärung und
entsprechende Daten haben. Wenn er sie nicht
gutwillig erhalte, so werde er Gewalt anwenden.
* * *
Vertrauensvotum für
Lloyd George.
Amsterdam, 30. Okt. Der Nieuwe Rotterdamsche
Courant meldet aus London vom 29. Oktober: Heute
Morgen fand eine wichtige Finanzdebatte im Unterhaus
statt. Die Regierung brachte einen Antrag ein, in dem
ausgedrückt wird, daß die Lage mit Besorgnis angesehen
wird. Die Liberalen und die Arbeiterpartei stellten
Anträge, in deren der Regierung Mangel an Umsicht
vorgeworfen wird. Bei der zweiten Lesung des Gesetz
entwurfes, demzufolge das Rsichsoerteidigungsgesetz
hinsichtlich gewisser Bestimmungen aus ein Jahr ver
längert wird, stellte die Regierung die Vertrauensfrage
and erzielt« eine Mehrheit von 233 zu 83.
WTB. Amsterdam, 1. Nov. (Eig. Drahtbericht.)
Dem Allgemeen Handelsblad zufolge berichtet der Kor
respondent der „Times", daß die englische Regierung
beschlossen habe, zur Stärkung des Prestiges, das in den
letzten Monaten stark gelitten hat, in ganz England eine
Kampagne zu lieginnen, die von Lloyd George und
vom» Law geleitet wird. . i
* * i' *
Bethmanu-Hollweg
vor dem Untersuchungsausschuß.
'n.' ■ - ■ ... •
Der zweite Unterausschuß des parlamentarischen
Ì1lntetausîd3ufie5, der die Friedeusmöglichkeiten unter
suche« soll, nahm am Freitag seine Arbeiten wieder auf.
Die Verhandlungen fanden diesmal im großen Saale
des Hauptausschusies im Reichstagsgebäude statt. Ne
ben dem Plenarsitzungssaale ist dies die größte Räum-
lichkett dieses Hauses. Für die Regierung, die Sach
verständigen, fremde Missionen und di« Presse sind
zahlreich« Tische aufgestellt. Trotz der Vertagung der
Nationalversammlung hatten sich viele Abgeordnete
aller Parteien eingefunden. Am Sachverständigentische
-haben Professor Schäfer, Dr. Hoetzsch und Prof. Bonn
Platz genommen. Der Raum, der für das Publikum
bestimmt war, ist überfüllt. Schon früh war der früher«
Reichskanzler v. Vethmann-Hollweg mit seinem einsti
egen Unterftaatssekretär Wahnschaffe erschienen, ferner
j der Vizekanzler a. D. Helfferich und der Marinestaats-
işeļretär a. D. v. Capelle.
Der Vorsitzende Abg. Warmuth eröffnete di« Sitzung
fund erklärte: Wir beginnen mit der Vernehmung Er.
; Erz. des Herrn v. Vethmann-Hollweg.
Der frühere Reichskanzler wird zunächst vereidigt.
Der Vorsitzende weist darauf hin, daß nach der Verfas-
. fung der Eid mit oder ohne religiösem Zusatz geleistet
> werden könne. Vethmann-Hollweg leistete den Eid mit
dem religiösen Zusatz. Der Vorsitzende fährt dann fort:
Das Thema ist Ew. Exzellenz bekannt. Es handelt sich
um die .
Wilsonsche Friedensaktion.
Wir haben festzustellen, welches die Reichspolitik in
, Bezug auf die Wilsonsche Friedensaktion gewesen ist
«nd welche Grundsätze für die Reichspolitik maßgebend
waren. Es handelt sich besonders um drei Kernfrage»,
deren Beantwortung für den Ausschuß von Bedeutung
ist. Diese Fragen lauten:
Aus welchen Gründen ist das Friedensangebot
MSI 12. Dezember durch die Zentralmächte erfolgt.
trotzdem eine Friedensaktion Wilsons durch Deutsch
land angeregt und bis spätestens Ende Dezember
in sichere Aussicht gestellt war?
14, 2. Aus welchen Gründen sind Wilson die kon-
fecit« Friedensbedingnngen nicht mitgeteilt wor
den, und zwar a) nicht offiziell auf seine Note vom
21. Dezember, t>) auch nicht vertraulich, trotz des
Ersuchens des Obersten House und Lansings.
3. Ans welchen Gründen hat die politische
Reichsleitung die von ihr angeregte Friedensaktion
Wilsons nicht weiter getrieben und statt ihrer Zu
stimmung zur Führung des rücksichtslosen Antersee-
bootsfeieges gegeben, von dem sie wußte, daß er
zum Kriege mit Amerika führen würde?
Reichskanzler a. D. v. Vethmann-Hollweg
führte dann eindrucksvoll und in geschickter Gruppierung
des Stoffes aus: Wenn in den Akten davon die Rede ist,
eine Friedensvcrmittlung Wilsons wäre nicht gewünscht
worden, so bezieht sich das ausschließlich auf eine Ver
mittlung im gewöhnlichen Worrfinne, auf eine Ver
mittlung, welche die Teilnahme an der materiellen For
mulierung in sich schließt. Nicht betroffen aber wird die
jenige Tättgkeit, die ich mit den Worten „Friedens
aktion" bezeichnen müßte. Der erste kritische Punkt
hängt mit dem Friedensangebot-zusammen. Der Be-,
richterstatter hat es als einen Kernpunkt . bezeichnet,
aufzuklären, ob und warum es gerechtfertigt war, daß
wir ein eigenes Friedensangebot machten, obwohl wir
wußten, daß Wilson , einen Friedensappell an die En
tente richten würde. Wir verlassen dabei das Gebiet
der Tatsachen und gehen damit zur politischen Würdi
gung feststehender Tatsachen über. Hinter dieser Haupt
frage steht unverkennbar die Vorstellung, dag wir durch
unser Friedensangebot die Friedensaktion Wilsons ge
stört und gefährdet hätten. Demgegenüber betone ich,
der Friedensappell, den Wilson erlassen wollte und des
sen bevorstehenden Erlaß Bernstorff in Aussicht stellte,
ist in der Friedensnote Wilsons vom 18. Dezember ent
halten. Geschrieben ist diese Note Mitte November.
Mitte November hatten wir noch kein eigenes Frie
densangebot gehabt, und Wilson wußte noch nicht, daß
wir diese Absicht hatten. Der klare und unwiderleg
bare Schluß ist, daß
unser Friedensangebot weder den Präsidenten
iw« seiner Friedensaktion abgehalten noch st«
beeinflußt hat.
Ist Wilson darüber verstimmt gewesen, .daß wir seinen
Friedensschritt nicht abgewartet haben, so steht fest, daß
er feiner Verstimmung keinen Einflug auf fein Handeln
eingeräumt hat. Hiernach kann, wenn von einer schäd
lichen Wirkung unseres Friedensangebotes gesprochen
wird, nur gefragt werden, ob es unser Friedensange-
bot gewesen ist, das di« Entente veranlaßt hat, die Frie
densnote Wilsons vom 18. Dezember in einer Weife zu
werten, die einer Ablehnung gleich gekommen ist, und
ob ich, wenn das so war, das hätte, wiffen muffen und
voraussetzen können. Hierbei geraten wir in einen
Komplex von Problemen hinein, , von denen die ameri
kanischen Beziehungen nur einen verhältnismäßig klei
nen Abschnitt bilden.
Die jeweilige militärische Lage, der innere Zustand
bei uns und unseren Bundesgenosten, die Aspirationen
der verschiedenen politischen Parteien, die Denkweise
der Staatsmänner und verschiedenen Regierungen, alle
diese Momente müssen dabei berücksichtigt werden. Trotz
dem werden wir dabei immer nur die eine Seite der
Dinge beleuchten können. Ich komm« nun zu den
Motiveil, die uns veranlaßt haben, zu einem eigene«
Friànsangebot zu komme«, z
um die erwartete Friedensaktion Wilsons abzuwarten.
Die Gründe, die für ein solches Abwarten sprechen
konnten, haben, wie die bisherig« Untersuchung ergeben
hat, gewiß viel für sich, namentlich heute, wo die Probe
auf das Exempel gemacht werden kann. Wenn ich von
den Momenten rede, die gegen das Warten auf Wilsons
Friedensangebot sprechen, so kommt für mich zunächst
die persönliche Seite in Frage, dann die Erfahrung,
die wir mit der amerikanischen Regierung und ihrer
Stellung zur Entente vorher gemacht hatten, und dann
unsere Derbindungsmöglichkeit mit den Vereinigten
Staaten.
Ich will nicht behaupten, daß es Wilson mit dom
Znaussichtstellen der Aktion nicht ernst gewesen sei. Cs
lag aber doch für das Urteil der Berliner Zentrale
eine lang« Tatsachenreihe vor, di« es zweifelhaft ma
chen mutzten, ob und wann er feinen Entschluß aus
führen zu können glaube. Was die persönliche Seite
anlangt, so lag nach dem Bericht des Grafen Bernftorff
in Wilsons Charakter «in gewister zaudernder Zug. In
seinem Bericht vom 11. Januar spricht der Botschafter
vom zaudernden Naturell des Herrn Wilson. Er sei
gewohnt, alle Fragen aufschiebend zu behandeln und
sei nicht so unbedingt sicher. Nach unseren Berichten
sind geräde Ende Dezember 1916 auch neutrale Staats
männer im Zweifel darüber gewesen, ob der Präsident
ernsthaft an den Frieden denke.
Wilson war sozusagen gehandikapt durch fein und
seines Landes Verhältnisse durch di« Entente. Di«
Stimmrung in den Vereinigten Staaten, oder der Grad
des Wohlwollens zu unseren Gegnern war namentlich
im ersten Jahre des Ktteges schwankend. In die Seele
des Präsidenten selbst können wir nicht hineinsehen-.
Freundliche Gesinnung für Deutschland hat er, wie Herr
Clemenceau neulich feierlich tm Senat bekundet hat,
nicht gehabt. Ueber die amerikanisch« Waffen- und
Munitionslieferungen mag man denken wie man will.
Tatsächlich bedeuteten sie eine einseitige Bcgünfttgung
unserer Feinde. Uns ist stets gesagt worden, Wilson
könne aus völkerrechtlichen Gründen gegen diese Liefe
rungen nichts unternehmen. Mag sein. Zweifelhaft
bleibt aber, ob er sonst eingeschritten wäre. Graf
Bernstorff hat bändet, Wilson habe ihn unmittelbar
nach unserer Suffex-Note durch Oberst House wiffen
laffen, er könne gegen die völkerrechtswidrigen Sermaß.
nahmen Englands wegen der Nachteile für den ameri
kanischen Handel nichts unternehmen. Diese Mitteilung
ist in zwei Beziehungen von fundamentaler Bedeu
tung. Einmal hatte uns Wilson wiederholt erklärt,
er würde, falls wir vom uneingeschränkten U-Boots-
Krieg abließen, England zur Londoner Deklaration
zurückbringen. Nun, durch unsere Suffex-Note hatten
wir diese Voraussetzung aelchassen.. Und dann zeigt
die Mitteilung des Obersten House, daß Wilson in al
len seinen Handlungen gegen England gebunden war
durch die Handelsbeziehungen seines Landes zu Eng
land. Das mußte seine Friedensaktion stark beschrän
ken, und es wäre für uns mißlich und gewagt gewesen,
seine Friedensaktion als sicheren Faktor in unsers
Rechnung einzustellen, selbst aber untätig zu bleiben.
Wollten wir, um den Eindruck der Schwäche zu
vermeiden, unser Friedensangebot zu einem Zeitpuntt
machen, wo wir militärisch auf der Höhe standen, wir
würden den Moment verpatzt haben, wenn wir aus
Wilson gewartet hätten. Deshalb wurden bei uns die
Vorbereitungen zu unserem Friedensangebot getroffen,
als die Entscheidung des rumänischen Feldzuges zu un
seren Gunsten gefallen war. Erschwert war unser Ver
kehr mit Washington durch die ungünstige briefliche
und telegraphische Verbindung. Ueberdies ist der Be
richt asich des tüchtigsten Botschafters immer zunächst
ein eigenes Urteil. Tatsächlich verfügten wir über ei
nen unkontrollierbären Verkehr mit Washington über
haupt nicht.
v Die Gesamtheit des Momentes war es, die mir nicht
gestattete, der Erundauffassung des Grafen Bernstorff
im vollen Umfang zu folgen. Bemerkenswert erscheint
mir, daß die berühmten 14 Punkte Wilsons im Januar
1918 aufgesetzt wurden, also zu einer Zeit, wo Amerika
in voller Kriegsvorbereitung sich uns gegenüber befand.
Ich verweise auf das Kreuzverhör Wilsons vor dem Se
nat. In dramatischer Zuspitzung hat der Präsident da
feierlich seine Ueberzeugung bekundet, daß Amerika in
den Krieg gezogen wäre, auch wenn unsererseits kerne
Gewalttaten an amerikanischen Bürgern vorgekommen
wären.
Seine Ansichten faßte Vethmann-Hollweg dahin zu
sammen: Der Berliner Zentralstelle war zweifelhaft,
ob der Friedensschritt Wilsons überhaupt erfolgen
werde: und ob er noch in eine günstige militärifche Lage
fallen würde. Sie habe daher,
um den mllitärischen Zeitpunkt nicht zu verpaffen,
und um durch eine öffentliche Aktion zu den Dölkern der
Entente vorzudringen, den Weg eines öffentlichen Frie
densangebotes beschnitten. Zu der zweiten Frage
äußerte sich von Dethmann-Hollweg dahin, daß die po
sitiv ausgesprochene Bitte um vertrauliche Mitteilung
der Friedensbedingnngen erst in die allerletzte Periode
vor dem Bruch mit Amerika gefallen fei.
Einen breiten Raum in feinen Betrachtungen nahm
dir Frage der
Zustimmung zum U-Bootsfeieg
ein. Die Oberste Heeresleitung habe den U-Bootsfeieg
mit voller Entschiedenheit gefordert, und hinter dieser
Forderung der Obersten Heeresleitung habe ein gewal
tiger Teil des Volkes gestanden. Mit erhobener Stim-
mr schloß er, daß die Mehrheft des deutschen Volkes und
seine gesetzlichen Vertreter das Uebergewicht der mili
tärischen Leitung gewollt haben, und daß es nur einem
Manne von der Autorität eines Bismarcks möglich ge
wesen wäre, auch in solcher Lage eine Eiicheitlichkeit
der Führung zu erzielen. -
Hierauf trat eine Pause ein.
In der Nachmittagssitzung wurde Bethmann-Holl-
wsg in ein scharfes Kreuzverhör genommen. Auf die
eingehenden Fragen nach den einzelnen Phasen seines
Verhaltens in den kritischen Tagen um die Jahreswende
1916-17 und nach den Gründen für fein« Anordnung
führte er heftig darüber Klage, daß ihm erst iu den letz
te« Tagen di« Möglichkeit gegeben worden ist, Einsicht
in die Akte» zu nehmen. Seit mehr als zwei Jahren fei
er ans dem Amt und habe damals schon, um kein schlech
tes Vorbild zu geben, auch nicht ein einziges Aktenstück
genommen. Daher fehle ihm jetzt ein« genaue Erin
nerung an die einzelnen Vorgänge jener Zeit. Er bat
um die Erlaubnis, die ihm gewährt wurde, bis zur
nächsten Sitzung sich aus den Akten zu unterrichten.
Auf die Frage, welche Gründe maßgebend waren
für die Richtung seiner Eesamtpolttik, den Grafen Bern
storff weiterhin die Wilsonsche Vermittelung betreiben
zu lasten und in Deutschland insgeheim ein« eigene
Vermittlung vorzubereiten, erwiderte der frühere Kanz
ler ,baij et
zwei Eisen im Feuer
unterhalten zu muffen glaubte. Von dem deutschen
Friedensangebot hätte er Wilson schon deswegen vor
her nichts mitteilen können, weil di« Hauptsache bei
diesem Angebot das Moment der lleberrafchung war.
Ohne diese hätt« das Angebot sein« Mrkung auf die
feindlichen Völker verfehlen müssen.
Die Frage Dr. Lohns, ob in Deutschland Kräfte
am Werke waren, denen es darauf ankam, durch ein
deutsches aussichtsloses Friedensangebot die aussichts
reiche Wilsonsche Vermittlung zu zerstören, beantwortete
Vcthmann dahin, daß er nur über seine Auffassung
Auskunft geben könne, nicht aber über die anderer
Kreise. Abg. Sinzheimer stellte an der Hand der Deth-
mavnschen Angaben fest, daß Bethmann schon damals
pessimistisch und sorgenvoll an den Ausgang des Krie
ges gedacht habe, worauf Bethmann erwiderte, pessi
mistisch sei er nicht gewesen, habe aber vom ersten Tage
an die Lag« sehr ernst aufgefaßt. Minister Dr. David
wies darauf hin, daß gerade im Herbst 1916 von der
Heeresleitung eine Amerikahetz« und eine Hetze gegen
Wilson betrieben worden sei, ohn« daß die politische
Leitung etwas dagegen unternahm. Auf weitere Fra
gen der Abg. Gothein und Sinzheimer nach der Hal
tung der Reichstagsparteien zum U-Boot-Krieg erwi
derte Bethmann schließlich, daß ihm das Risiko beim
U-Boot-Krieg ungeheuerlich schien, aber nachdem er
einmal beschlossen war, durfte öffentlich feine Wirkung
nicht in Zweifel gezogen werden.
Die nächste Sitzung findet am Dienstag statt.
Lokales.
;4 *A Die Einweihung eines Denkmals für di«
int Kriege gefallenen Lotsen des Kanalamts. di«
zum größten Teil auf U-Dooten dienten, erfolgt
am Mittwoch, den 5. Rov., mittags 12 Uhr. an der
hiesigen Lotsenftation. Gewidmet ist das Denkmal
von den Lotsen des Kanals. Der Präsident des
Kanalamts wird bei der Einweihung zugegen fein.
*À Dortrag Ottomar Enking. Einen beson
ders wertvollen. Stadthallenabend gibt es heut«.
Landsmann Ottomar Enking, der in der erşi^
Reihe deutscher Erzähler steht, lieft aus,
Werken vor. Was Enking als Dichter vor alle»
charakterisiert, ist, die, Kunst der Kleinmalerei »
der Schilderung des Kleinbürgerlebens, und
noch der sachlichen und seelischen Seite hin. H» 5
wer das ferne und nachhaltig die Seele übersE
nende Lächeln kennen lernen will,-der müß şş
an die Werke Enkings begeben und sich an,ķ
darin enthaltenen Humor laben. Enkings şş,
mane spielen meist an der Wasserkante, sei cs »
Mecklenburg oder -in Schleswig-Holstern. Sie
den uns dadurch.besonders nahe gerückt.. Neue-'
dings noch hat Enking, ein geborener Kieler,
bevor.er^ sich als Dichter auswirken konnte,
Buntheit des Lebens als Schauspieler und:7 ä ' :>
nallst kennen lernte , dem deutschen Schrifķ
ein lobenswertes Werk in dem Roman
Pünkttem auf der Welle" geschenkt, zu dem ^
in der kritischen Beurteilung deutscher Litera^
anerkannte Ferdinand Gregori ein schmeichelhaft
Vorwort "geschrieben hat. °
*à' àfsrmstumsfest. In /unsern Kiķ
wird am morgigen Sonntag das Reformatio^
fest gefeiert. Möchte, eine zahlreiche. Gemeinde 5*
dem Quell kömmen. aus dem sie in dieser soķ
schweren Zeit Mut und Kraft'schöpfen , kann. .
Grfchäftsjuüiläum. Dis Firma MM
Mohr, Rendsburg, besteht am 2. November J 3
Jahre, Und zwar auf demselben Grundstück. ©i® 1 *
der der Firma war der Urgroßvater des fetzķ
Inhabers. Im Laufe der langen Zeit hat es ^
Firma zu einem in Stadt und Land geachtş
Namen oebracht.
Jm Feuer auf dem Spülfeld. Am Frķ
früh gegen 6 Uhr brannte eine , hölzerne BaubUH
mit Gerätschaften auf dem Spülfeld ich Wchr^
gelände nieder. Da an ein Retten der uķ?E
15:5 Meter großen Bude beim Bemerken ^
Feuers nicht mehr zu denken, war, Gefahr P
andere Gebäude nicht bestand, war die Feuerrot
nicht erst alarmiert worden. Da um 5. Uhr in ^
Baubude Licht bemerkt sein soll, so ist. wie
tet, Brandstiftung nicht ausgeschloffen.
*© Frecher Diebstahl. In der Stal
wurde einem Herrn, als er in der Karìenausga^
stelle seine Lebensmittelkarten umtauschen wov^
und seine Pelerine neben sich auf den Boden
legt hatte, diese gestohlen. '
Neueste Nachrichten.
LchneLrigLeètspramèen für Nat'
toffellîaferuug. ...
WTB. Berlin. 1. Nov. (Eig. DrahtļeriŞ
Um ein« stärkere Kartoffelbelieferung nach den D
darssmengen zu erreichen, find zur Befeitigung *■
augenblicklichen Kartoffelfchwierigkeiten auf
Gebiete des Verkehrswesens entscheidende
nahmen getroffen worden. Gleichzeitig ist fl*
Wirkung vom 3. 11. an angeordnet worden. ^
für jeden bis zum 15. 12. abgelieferten Zentş
Speisekartoffeln eine besondere Schnelligļeitsff^
mie vo« ? »K gezahlt wird. ,
Die Drangsalierung Lurch Lie
" K - Belgier.
WTV. Düsseldorf. 1. Rov. (Eig. Dra'
Gestern abend wurden die Werkmeister Otto
Josef Wehr, 2 Brüder» auf der Landstraße ö
2 belgischen Soldaten angehalten und nach iw
Pässen gefragt. Als sie diese hervorholen wosiv^
gaben die Belgier drei Gewehrschüsse auf şi* L
wodurch die beiden Brüder im Rücken getross
nnd schwer verletzt wurden. .
Franzosengeist.
Berlin. 31. Okt. Die Verhältnisse in de«
den Franzosen besetzten Gebieten sind, wie ^
„Vorwärts" sagt, derartig, daß sie garnicht
genug geschildert werden können. Mit den
zosen zog der Geist der Unduldsamkeit, der Bk
talität, der Ungerechtigkeit, der kleinlichen S«
kane und der Gehässigkeit in die Rheinland« ^
LtratzenbahnoĢreîk in VOcP
DautschlanL. ,
WTB. Berlin, 1. Rov. (Eig. Drahtberîê
B T. meldet aus Bochum: Die StreikSeweg
der Stratzenbahner im rheinisch-Wefffälisch. ^ ^
striebezirk nimmt immer weiteren Umfang an-^
stern HÄ sich das gesamte Fahrpersonal der ^
chum-Gelsenkirchener Straßenbahn dem Ņusl
angeschloffen. Der Verkehr ruht auf allen 2^
vollständig.
Der Feldzug gegen Len
in Amerika.
WTV. Haag. 1. Rov. (Eig. Drcchļşşş
Der R. E. meldet aus Neuqork: Anläßlich der ^
nähme der Eesetzesvorlage zur Erzwingung ^
Durchführung des Alkoholverbotes sind 5W> ^
»öffnete Bundesbeamte in die Schanksirtîşş^f
der Stadt eingedrungen. Hierbei wurden »
Bürger getötet und mehrere verwundett
Unrentable Reichsbetriebe« ■ j
WTB. Berlin. 1. Rov. (Eig. Drahtb"'"
Zu der Aeußerung einer sozialistischen
denz, dnß di« aus der Verwaltung der ķi
triebe Spandau, Kiel und Wilhelmshaven
d,efes Jahr angesetzte Einnahme sich auf 2 M ^
tun Mark belaufe, denen aber Ausgaben 0.
Millionen Mark gegenüberstanden, bemerkt
T.. es fei dringend notwendig, daß sich der -L^i*
tag hierzu äußere. Ein derartiges Mitzoerşi^^r
zwischen Einnahme und Ausgabe fei für die *
nicht erträglich.
- ' : * * . * . pi
WTB. Berlin, 1. Nov. (Eig. Drahtbett, r"
Befinden dsg Abg. Haase ist sehr ernst. ® V
abend trat eine Verschlechterung ein, dl fll j)
Schlimmste befürchten läßt. Das Fieber
über 40 SmL öestiegsn.