Dis Dauer des Schutzes endigt bei li
terarischen Werken, wenn nach dem 'Tode
des Urhebers 30 Jahre und nach der Ver
öffentlichung 10 Jahre verflossen sind.
Bei Werken der Tonkunst dauert das Ur
heberrecht 50 Jahre nach dem Tode. Die
Schlußparagraphen beschäftigen sich mit den
Strafandrohungen, und zwar wird der vor
sätzliche Nachdruck mit Geldstrafe bis zu
6000 Mk., inr Unvermögensfalle bis zu
6 Monaten Gefängniß bestraft, außerdem
dem Verfasser das Recht auf Schadenersatz
gesichert. Unberechtigter Abdruck ohne
Quellenangabe aus Zeitungen wird
nicht als Nachdruck, sondern als ein be
sonderes Vergehen mit Geldbuße bis zu
5 Mk. belegt.
Als eine Neuerung ist noch hervorzuhe
ben, daß für sämmtliche Bundesstaaten
Sachverständigenkammern errichtet werden
sollen, die auf Erfordern der Gerichte und
der Staatsanwaltschaften Gutachten abzu
geben haben und auch auf Anrufen der Be
theiligten befugt sein sollen, über streitige
Schadenersatzansprüche als Schiedsrichter zu
verhandeln und zu entscheiden. Es ist ge
wiß mit Befriedigung zu begrüßen, daß die
Regierung in diesem Falle auch nach der
Durchberathuug mit sachverständigen Per
sonen noch einmal an die betheiligte Oef-
fentlichkeit appellirt, ehe sie den Entwurf
dem Bundesrathe zur Beschlußfassung vor
legt. —
dort meldet, auf eine ebenso seltsame wie
graueuhafte Art ihren Tod. Einige Haus
bewohnerinnen veranstalteten im Hof-
raume eine Jagd nach Ratten
Frau Kovacs, durch den Lärm in den
Hof gelockt, nahm ebenfalls einen Besen
n die Hand und stellte sich vor einer
Oeffnung auf die Lauer. Plötzlich kam
erne riesige Ratte zum Vorschein, nnd
Frau Kovacs holte aus, um loszuschlagen.
Das Thier sprang ihr jedoch mit einem
Satz auf die Hand und von da in Folge
einer abwehrenden Bewegung ins Gesicht,
was bei der Frau eine solche Nerven-
rschütterung verursachte, daß sie
auf der Stelle todt zu Boden stürzte.
Alle Wiederbelebungsversuche blieben er-
plglos. Der Arzt konstatirte Gehirn-
chlag als Todesursache.
Eine Stadt ohne Klavier ist
heutzutage jedenfalls ein Unikum, das
besonders registrirt zu werden verdient.
Eine solche Stadt ist Marvs-Ujvar, wo
der Opernsänger Odry und ein Klavier-
virtuose ein Konzert veranstalten wollten.
Der Tag für das Konzert war schon an
beraumt und die Künstler waren im
Städtchen schon eingetroffen. Das Konzert
hat aber nicht stattgefunden; es mußte
bgesagt werden. Es stellte sich nämlich
heraus, daß in der ganzen Stadt kein
Klavier existirte.
Ausland.
Archeveuropirischs Gedists.
N e w y o r k, 18. Juli. Einer Meldung
aus Washington zufolge sollen Agni--
n a l d o und einige seiner ersten Führer
dem Generäl Otis direkte Friedens-
Anerbietungen gemacht haben, so-
daß, falls' die gemachten Versprechungen
erfüllt werden, die Freiwilligen, welche ge
genwärtig angeworben toerden, nicht ge
braucht würden.
In Galena einem Hauptsitze der In
dustrie im Staate Kansas, hat eine jüngst
stattgefundene Vermählung berechtig
tes Aufsehen hervorgerufen. Als Braut trat
die 10 2jährige Mrs. James Mor
gan vor den Traualtar, die diesen bedeu
tungsvollen Schritt nun schon zum fünf
ten Male unternahm. Ihren Mädchennn
men Mary Devenport hatte sie successive
mit demjenigen einer Mrs. Levesom, Ver
non und Douglas vertauscht, bevor sie als
Mrs. James Morgan nun an das Ginge
heu einer neuen Ehe dachte. Ihre Ge
schichte? Wie alle glücklichen Leute, kennt
sie deren nicht, sie hat ihr langes Leben
im Staate Kansas hingebracht, wo jeder
ihrer vier Ehemänner ihr ein mehr oder
minder werthvolles Eigenthum hinterließ.
Kinder sind keiner der vier Ehen entsproß
sen. Nun hat die sich noch voller körpev
sicher, wie geistiger Rüstigkeit erfreuende
Heiratskandidatin sich, einen Gatten er
wählt, der 32 Jahre weniger zählt als sie,
und wenn das Glück ihr ferner hold ist
kann sie möglicherweise auch noch diesen
überleben.
WMGW ZRichlmrd.
Petersburg, 19. Juli. Die „Kai
serliche Freie Oekonomische Gesellschaft
veranstaltet im September dieses Jahres
in St. Petersburg eine internationale Mol
kerei-Ausstellung, wofür die Gesellschaft
10 000 Rubel und das Ackerbau-Ministe
rium ebenfalls 10 000 hergegeben haben.
Der Finanzminister hat eine zollfreie Ein
fuhr der Ausstellungsgegenstände bewilligt
und den Frachtpreis um die Hälfte ermä
ßigt. Es sind gegen 300 Medaillen und
Preise ausgesetzt. — Anträge iverden noch
bis zum 15. August angenommen und nä
Here Auskunft ertheilt die „Kaisers. Freie
Oekonomische Gesellschaft" in St. Peters
bürg, Sabalkllnsky Prospekt 33.
Frankreich.
Paris, 19. Juli. Der „Figaro" ver
sichert, alle Schriftstücke, auch das geheime
Dossier, feien dem Kriegsgericht mitgetheilt
worden. Diese Dokumente seien in drei
Kategorien getheilt. Der erste Theil ent
halte Schriftstücke, welche sich direkt am
die Dreyfusaffäre beziehen, der zweite
Theil nur solche Schriftstücke, die einen
gewissen Zusammenhang mit der Affäre
haben und die dritte Kategorie solche, die
falsch oder als gefälscht erkannt worden
feien.
OefteTreich-A.nMrrr
Eine rüstige Frau, die 66jährige Gattin
des TelegraphemAusseherS Bernhard Ko
vacs in TemeSvar, fand, wie man von
mieten, den Knaben ohne irgend welches
Entgelt zu mir zu nehmen, was er mit
freuden annahm.
„Und dieser Knabe warst Du, — Hans
Zustus von Alting, Sohn des Lieutenants
von Alting! — So kamst Du zu mir, und
wir Alle, ich, Paulsen, besonders aber in den
ersten Jahren unsere gute Frau Reimers,
Legten und pflegten Dich wie unser eigenes
sind, — eine Liebe, die Du uns reichlich
vergolten hast. Unsere einzige Sorge und
fingst galt jetzt nur Deinem Vater, der ja
,as Recht besaß, Dich zu jeder Stunde
wieder abzuholen.
(Fortsetzung folgt.)
JAiarrd.
Der für die ersten Tage des August
bestimmt gewesene Besuch des Kaisers
in den Rheinlanden ist plötzlich abgesagt
worden. Beim Dortmunder Magistrat ist
aus dem Ministerium der öffentlichen Ar-
beiten folgendes Telegramm eingelaufen:
Se. Majestät haben mit lebhaftem Be
dauern Allerhöchst seine persönliche Anwe
enheit bei der Eröffnung des Dortmund-
Ems-Kanals aufgeben müssen und
mit der Allerhöchsten Vertretung Se. Kö
nigliche Hoheit den Prinzen Fried
ich Heinrich betraut. Der Besuch der
Müngstener Brücke und der Thalsperre,
welche Tour beabsichtigt war, fällt fort."
Auch der Besuch des Kaisers bei Geheim
rath Krupp auf Villa Hügel ist abgesagt
worden.
Berlin, 19. Juli. Im Herrenhause
hat heute die verstärkte Justizkommission
die Berathung der ihr vom Plenum über-
wiesencn sieben im Anschluß an das Bürger
liche Gesetzbuch eingegangenen preußischen
Gesetzentwürfe beendet. Die Kommission
hat sieben Sitzungen abgehalten. Außer-
dem waren zwei Sitzungen einer Redaktions
kommission erforderlich. Die Ausführungs
gesetze zur Civilprozeßorduung, zur Grund-
buchordnung und zum Gesetz über die
Zwangsversteigerung und Zwangsver-
Wallung sind unverändert in der vom
Abgeordnetenhause beschlossenen Fassung
angenommen worden Dagegen haben die
Ausführungsgesetze zum Bürgerlichen Ge-
'etzbuch, zur freiwilligen Gerichtsbarkeit,
zum Handelsgesetzbuch und zu der Gebühren
ordnung der Rechtsanwälte und Gerichts-
Vollzieher verschiedene Abänderungen er-
ahren, sodaß, falls das Plenum die Vor-
chläge der Kommission bestätigt, diese vier
Entwürfe zur abermaligen Berathung an
das Abgeordnetenhaus zurückgehen.
Auf die Ergreifung des nach
Unterschlagung von zwei Geldbriefen über
1000 Mk. bezw. 3638 Mk. aus Elbing
tüchtig gewordenen Postassistenten F ri ed r.
üller und die Herbeischaffung des
geraubten Geldes hat die Kaiserliche
Ober - Postdirection in Danzig eine Be
lohnung von 300 Mk. ausgesetzt. In
dem Geldbriefe über 3 638 Mk. befanden
ich folgende Werthpapiere: Die Reichs
banknoten Nr. 012 961 B, 026 091 H
und 083 745 D über je 1000 Mk., eine
Note der sächsischen Bank Lit. I Nr.
043 649 über 500 Mk., eine Reichs
banknote 0 484 314 v zu 100 Mk., sieben
Reichskaffenscheine zu je 5 Mk. und
außerdem für 3 Mk. in Briefmarken.
Ueber die Fluchtrichtung des Defraudanten
ehlt bisher jeder Anhalt. Die Er
nittelungen, ob ihm weitere Unter-
ichlagungen zur Last fallen, sind gegen
wärtig noch im Gange.
Kurz nach dem Erwachen aus einer
Chloformnarkose verschied in Op
pelu die Gattin des dortigen Postdireklors
Drost. Die 44jährige Frau ließ sich
in der, Narkose sechs Zahn
wurzeln ziehen, erwachte sehr rasch
und fühlte sich zunächst ganz wohl. Die
Narkose wurde von einem praktischen Arzte
dem Sanitätsrath Dr. K., unter Assistenz
einer Klosterschwester ausgeführt. Nachdem
Frau D. noch etwa eine Stunde geruht
wurde ihr plötzlich unwohl, sie wurde
ganz blau im Gesicht, und trotzdem die
sofort herbeigerufenen Aerzte alle möglichen
Gegenmittel anwandten, verschlimmerte sich
der Zustand sehr rasch, man schaffte die
bereits bewußtlos Gewordene nach dem
Krankenhaus und hier verschied sie in der
Nacht in Folge einer Lungenlähmung.
München, 17. Juli. Gemeinsam
fahnenflüchtig geworden, um in
die Fremdenlegion einzutreten, sind am
10. April die Gemeinen Straßner und
Doldi vom 4. bayerischen Chevauxleger
Regiment. Um Reisegeld zu bekommen,
verkauften sie ihre militärischen Be
kleidungsstücke; als das Geld verbraucht
war, zogen sie bettelnd weiter. Beim
Betteln wurde am 19. April Straßner
aufgegriffen. Er wurde am Freitag vom
hiesigen Militärbezirksgericht zu 19 Mo
naten Gefängniß, Doldi, der noch nicht
ergriffen ist, in seiner Abwesenheit zu
2 Jahren Gefängniß verurtheilt und beide
in die zweite Klasse des Soldatenstandes
versetzt.
Elberfeld, 18. Juli. Streikende Maurer
überfielen einen Polizeideamten, der er-
hebliche Verletzungen davontrug. Andere
drangen in eine Bauhütte ein und ver
brannten Alles was sie vorfanden. Die
Ausschreitenden wurden verhaftet.
In Genf ist der 31jährige Deutsche
Ernst Wagner, der in Karlsruhe einen
Check von 10,000 Mark gefälscht hatte,
verhaftet worden.
Lüneburg, 19. Juli. Bei einen:
großen Waldbrand in der sog. „Raubkam
mer" bei Lüneburg sind etwa 1500 Mor
gen Wald aus fiskalischem Gebiet zerstört
worden und leider auch einige Hundert
Morgen auf bäuerlichem Besitz in den Ge
meinden Steinbeck nnd Grevenhof. Der
Gesammtschaden dürfte eine Viertel Million
Mark betragen. Seit langer Zeit ist kein
so bedeutender Waldbrand in Norddeutsch
land vorgekommen.
!!! Verden a. d. Aller, 19. Juli. In
große Aufregung geriethen dieser Tage die
Bewohner der benachbarten Ortschaft
Dauelsen, da verschiedene Feuersbrünste
stattfanden, die zweifellos auf böswillige
Brandstiftung zurückzuführen waren, aber
in keinem Falle konnte der Brandstifter auf
frischer That ertappt werden. Am Dienstag
früh brannte der Stall des Hofbesitzers
Sündemann gänzlich nieder. Tags darauf
fand der Gemeindevorsteher und .Hofbe
sitzer Clausen, als er die Diele seines Stal
les betrat, ein angebranntes Bund Stroh,
das, weil es feucht gewesen war, wieder aus
gegangen war, bevor das dort lagernde
Heu und Stroh vom Feuer ergriffen wurde.
Einige Stunden später brannte ein dem
Hofbesitzer Fischer gehöriger, größerer Fuh
renbestand, der dicht beim Dorfe lag, ab.
Am Donnerstag-Morgen gegen drei Uhr
erscholl wieder Feuerlürin. Es brannte die
Scheune des Hofbesitzers Fiescher, die im
Nu in hellen Flammen stand, da das Feuer
an den dort lagernden Gegenständen, Heu,
Stroh und Torf, reichliche Nahrung fand.
Als der in der Scheune schlafende 23jährige
Knecht Lindhorst, aus Holtebüttel gebür
tig, erwachte, brannte sein Bett bereits lich
terloh, er mußte, nur nothdürstig beklei
det, durch die Flammen ins Freie eilen, wo
durch er sich schwere Brandwunden zuzog;
er wurde in das hiesige Krankenhaus ge
bracht. Der Verdacht, alle diese Brände an
gelegt zu haben, lenkte sich auf den Ar
beiter Heinrich Haake aus Dauelsen, der
dem Trünke und Müsiiggang ergeben ist.
Er wurde verhaftet und in das hiesige Ge
fängniß eingeliefert. Haake hat sich jedoch
der irdischen Gerechtigkeit entzogen; er
wurde gestern Morgen in seiner Zelle er
hängt aufgefunden.
1a. Hamburg, 18. Juli. Delegirten-
versammlung des Allgemeinen Deutschen
Musiker-Berbandes. Nachdem am Montag
die meisten auswärtigen Delegirten hier-
elbst eingetroffen waren, fand Abends
im „Feensaal" ein von der Hamburger
Musiker-Verbindung veranst alteter Fest-
commers statt, der vom Vorsitzenden der
Hamburger Musiker-Verbindung geleitet
wurde. Bei heiteren Commersliedern und
humoristischen Vorträgen unterhielten sich
die Theilnehmer aufs Beste. Gestern
Morgen tagten die Delegirten der
Deutschen Musiker - Pensionskaffe. Der
Vorsitzende Krüger und der Direktor
Thadewaldl erstatteten den Jahresbericht.
Der Kassenbericht wies eine Einnahme
von 357 327 Mark gegenüber einer Aus
gäbe von 355 202 Mark auf, etwas un
glaubliche Zahlen, die jedoch durch „hin-
und hergeschriebene" Fonds und Hypotheken
erklärt werden. Aus der meistens über
innere Angelegenheiten geführten Debatte
ging hervor, daß die Kaffe wohl gut
sundamentirt ist, aber dennoch erheblicher
Zuschüsse bedarf, wenn sie für die Zukunft
Größeres leisten soll. Die bisherigen
Hauptleiter des Instituts, die Herren
Thadewaldt und Kopsch in Berlin wurden
in Anerkennung für ihre 25-jährige
Thätigkeit zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Die ausscheidenden Vorstands- und Ver
waltungsmitglieder werden wiedergewählt
Abends versammelten sich die Delegirten
zu einem zwanglosen Zusammensein im
„Uhlcnhorster Fährhaus".
Hamburg, 17. Juli. Das Preisgericht
des W e t t b e w e r b s für die W a n d
gemälde des großen Rath
h a u S s a a l e s beschloß, wie der „Hamb
Corresp." erfährt, einen ersten Preis von
10 000 Mk. nicht zu vergeben. Die
Gesammtsumme von 20 000 Mk. wurde
vielmehr in 4 zweite Preise von je
3000 Mk. und 4 dritte Preise von je
2000 Mk. getheilt. Zweite Preise er
hielten die Künstler: Prof. Ferdinand
Keller-Karlsruhe, G. A. Cloß-Stuttgart
Prof. Friedrich-Berlin und Zick-Berlin
dritte Preise erhielten: Prof. Düyffke-
Hamburg, I. Voß-Berlin, Prof. L. Dett<
mann - Berlin und Otto Marcus-Berlin.
68 Entwürfe waren eingegangen.
Io Hamburg, 18. Juli. Der jetzige
31-jährige frühere Student der Theo
logie, später Techniker, Fricke, der schon
wiederholt wegen Eigenthumsvergehens,
Bettels u. f. w. vorbestraft ist, kam im
September v. I. von Magdeburg nach
Hamburg, um sich nach Amerika hinüber
zuarbeiten. Sein Plan kam aber nicht
zur Ausführung. Fr. fand auf sein An
suchen Ausnahme in der Arbeiter-Colonie
auf Rothenburgsort. Im Februar d. I.
wurde er mit einem Arbeitsverdienst von
10 Mk. aus der Colonie entlassen; er
begab sich dann zu vier verschiedenen
Personen, bei denen er vorher für die
Colonie Brennholz abgeliefert hatte, und
kassirte kleine Rechnungsbeträge in Höhe
von 5—6 Mk., angeblich für die Colonie,
ein. In drei Fällen hat er mit falschem
Namen quittirt. Das Geld hat er für
sich verbraucht. Fr. hatte sich nun heute
wegen Betrugs und Urkundenfälschung
vor dem hiesigen Landgericht zu verant
worten. Der Angeklagte, der sich mit
Noth entschuldigte, und der gegenwärtig
eine zehnwöchentliche Gefängnißstrafe in
Bremen verbüßt, wurde dem Antrage
des Staatsanwalts gemäß zu einer Zusatz
strafe von vier Monaten Gefängniß
und ein Jahr Ehrverlust verurtheilt.
Wxovimisllss,
rPo Itzehoe, 19. Juli. Bei denkbar
schönstem Wetter wird hier heute die
1. Kreisthierschau des Steinburger land-
wirthschaftlichen Kreisvereins, verbunden
mit einer Kreis-Geflügelausstellung, einer
Kreis-Ziegenausstellung und einer Aus
stellung von landwirthschaftlichen Ma
schinen, Ackergeräthen und Industrie-
gegenständen abgehalten. Mitglieder des
land- und forstwirkhschaftlichen Vereins
in Hildesheim, sowie Herr Director
Conradi-Hohenwestedt mit seinen Schülern
der landwirthschaftlichen Lehranstalt sind
zur Theilnahme eingetroffen. Die Thier
schau ist reich beschickt und sind derselben
theilweise recht prächtige Thiere zugeführt.
Die Prämiirungsliste aufzuführen gestattet
leider der Raum des Blattes nicht. Die
Mitglieder des land- und forstwirthschaft-
lichen Vereins Hildesheim, ca. 150 an
der Zahl, verließen heute Mittag 11 Uhr
46 Min. unsere Stadt wieder, um über
Wrist nach Bokelholm zu fahren, wo eine
Besichtigung der Colonie stattfindet. Von
hier aus gehts nach Rendsburg, Kiel
und über Lübeck nach Hildesheim zurück.
—? Nordfchieswig, 19. Juli. Daß die
Regierung mit aller Strenge gegen die
jenigen Personen vorgeht, die einmal aus
gewiesen worden sind und sei es auch nur
zu einem kurzen Besuche ihrer in Nord-
Schleswig wohnenden Angehörigen sich
dennoch wieder über die Grenze zurück-
wagen, zeigt ein kürzlich in Tofilund vor
gekommener Fall. Bekanntlich wurde der
Reifergeselle Mads Jepsen aus dem Grunde
mit einer Ausweisungsordre bedacht, weil
ein Brotherr, der Hofbesitzer M. Faus-
büll auf Mandberg ein eifriger Anhänger
Wenningstedt so verstiegen, daß sie weder
vor noch rückwärts konnten. Alle Ver
suche, die Höhe zu ersteigen, mußten bald
der Steilheit der Wand und des Ab
bröckelns des sandigen Bodens wegen als
vergeblich betrachtet werden. In dieser
Situation kamen zwei Damen, die auf
den Dünen spazirten, den Abhang an
diesem nahe genug, um die Bedrängten
wahrnehmen zu können. Unverzüglich
beugten die Damen sich über den Rand
und zogen zunächst den jüngeren und
dann vereint den älteren Herrn zur Höhe.
Von unten am Strande wurde dieses
Rettungswerk voll Aufregung betrachtet,
denn bei Nachgeben des Sandes hätten
leicht alle vier Personen aus beträchtlicher
Höhe abstürzen können. Man sieht an
diesem Vorfall, daß selbst das Besteigen
der Dünen an steilen Stellen nicht un
gefährlich sein kann.
S£2 Schwansen, 19. Juli. Gestern
Nachmittag hielt die vor ca. vier Jahren
gegründete Schwansener Biehzuchtgenossen-
schast, welche sich zur Aufgabe gestellt hat,
das hiesige rothe Landvieh durch Kreuzung
mit rothen ostfriesischen Bullen zu ver
edeln, ihre erste Thierschau zu Vogelfang.
Grünholz ab. Die Beschickung derselben
war in Anbetracht des Alters der Ge
nossenschaft eine recht vorzügliche, indem
die Zahl der ausgestellten Thiere 101 be
trug und zwar Stiere mit breiten Zähnen
3, Stiere ohne breite Zähne 4, zwei
jährige Starken 8 und einjährige Starken
86. 'Ueber das ausgestellte Zuchtmaterial
herrschte das Urtheil übereinstimmend
darin, daß dasselbe als ein vorzügliches
zu bezeichnen fei. Es ist somit berechtigte
Hoffnung vorhanden, daß der hiesige junge
Verein auf rechter Bahn und daß der
hier gezüchtete Rindviehschlag sich im
Laufe der Jahre eine hervorragende
Stellung unter den schleswig-holsteinischen
Rindviehschlägen erobern wird. Diese
Hoffnung wurde auch von hervorragenden
Kennern, welche die Schau besuchten, ge
theilt und uns von ihnen versichert, daß
das hiesige Zuchtmaterial schon jetzt getrost
einen Wettbewerb mit den als vorzüglich
bekannten einheimischen Viehschlägen auf
nehmen könne. Nachdem die Schau durch
den Vorsitzenden der Genossenschaft, Herrn
Kreisthierarzt Eckeberg - Schuby, eröffnet
worden, gingen die Preisrichter an ihre
Arbeit. Als solche fungirten die Herren
Hospächter Schartau-Bookniß, Gastwirth
Witt-Schuby, Verwalter Hittschar-Hörst,
Hufner Andresen-Kopperby und Rönnau-
Söby. An Staatspreisen standen 200
Mark und an Bereinspreisen 300 Mark
zur Verfügung. Das Ergebniß der
Prämiirung war Folgendes: a) Zweijährige
Starken. Ein Staatspreis (50 Mark) F.
Bock-Großholz, ein Vereinspreis (30 Mark)
F. Pausten - Klein-Waabs, Anerkennung
Janetzky-Hörst und Böttcher-Karby. b)
Einjährige Starken. Staatspreise (a 50
Mark) erhielten F. Steen-Kopperby, C.
Schartau-Kopperby und Th. Heide-Klein-
Waabs; 1. Vereinspreis_ (40 Mark)
Henningsen-Holzdorf; 2. Preis (a 30 Mark)
K. Daniel-Holzdorf und Bechler-Grünthal;
3. Preis (a 20 Mark) E. Schären
der dänischen Partei und regelmäßiger Kopperby, Bechler-Grünthal und F. Kock
‘ ‘ Bastorf; 4. Preis 010 Mark) Wilhelmsen-
Haberkoppel, Eckeberg-Schuby, C. Lemburg-
Kommerby, Kähler-Waabs und Bechler-
Grünthal. Anerkennungen erhielten H.
Erich-Schuby, Janetzky-Hörst, H. Harrs-
Kommerbyholz und F. Paulsen-Kl.-Waabs.
Stiere erhielten keine Preise, sondern nur
Anerkennungen. Dieselben erhielten H.
Harrs-Mühlenburg, Friedrichsen-Weidefeld
und Brammer-Schuby. Besondere Auf-
merksamkeit erregte noch der von dem Hof-
pächter Bechler - Grünthal ausgestellte
kolossale Stier „Lorenz", der, vor einem
Wagen gespannt, sich leiten ließ, wie das
willigste Pferd- Die Empsänger von
Staatspreisen mußten durch Unterzeichnung
eines Reverses sich verpflichten, das Prä-
miirte Thier mindestens noch ein Jahr
zur Zucht zu verwenden und dasselbe zu
der innerhalb der nächsten drei Jahre
zuerst stattfindenden Provinzial- oder
Kreisthierschau zu präsentiren, es sollte
denn sein, daß das Thier zur Zucht un-
tauglich geworden sei-
3£ Ahleseld, 19- 3 ult - Der erst kürz-
lich von Herrn Reimers gekaufte Hof,
Friedrichshof, ist bereits an einen Herrn
aus Westfalen weiter verkauft. Antritt
soll bereits zum August erfolgen.
m Sehestedt, 19, Juli. Herr Pastor
Schröder, welcher s. Zt. als Prediger in
Sebestedt gewählt worden ist, wird am
Sonntag, den 23. d. Mts., in sein neues
Amt eingeführt werden.
Nortorf, 19. Juli. Bei dem
dieser Tage in der Umgegend von Lang-
wedel niedergegangenen und bereits von
hier gemeldeten starken Unwetter sind
außer dem durch schweren Regen und Hagel
verursachten namhaften Flurschaden auch
vom Gewitter noch mancherlei Schäden
entstanden. In Langwedel wurde eine
Kuh und in Thienbüttel ein Pferd auf
dem Felde vom Blitz erschlagen. Ein
Blitzstrahl fuhr in den auf dem Wohnhause
des Landmannes Hilbert angebrachten
Blitzableiter, wurde aber von letzterem,
ohne zu zünden, abgeleitet.
Besucher dänischer Versammlungen war
Als Jepsen vorigen Tag von Dänemark
aus seiner in Tofilund bediensteten Tochter
einen Besuch abstatten wollte, wurde er,
kaum am Bestimmungsorte angelangt, ver
haftet, und weil er ohne polizeiliche Er-
laubniß die Grenze wieder überschritten
hatte, zu einer sofortigen Gefängnißstrafe
von 14 Tagen verurtheilt,
© Westerland ß. Sylt, 17. Juli.
Unsere letzte Kurliste wies eine Fremden-
zahl von ca. 4000 Personen auf. Jetzt
stehen wir in der Hochsaison und mehr
und mehr zeigt das Leben und Treiben
in unserem Badeorte das bunte, wechsel
volle Bild einer Großstadt. Besonders
sind es die Straßen, welche zu den
Hauptstrandübergängen führen, wo sich
der Verkehr zusammendrängt, indem sich
hier die Restaurants und Cafee's, die
Verkanssläden und Ersrischungsbuden
befinden, dem verwöhntesten Geschmacke
Genüge leistend. Zu den regelmäßigen
Konzerten und Reunions kommen, für
das Vergnügen und die Unterhaltung
der Gäste sorgend, nun auch nach und
nach Künstlerkonzerte, Vortrage jedweden
Inhalts, kollegialeZusammenkünste einzelner
Gäste untereinander und an schönen
Abenden, wie sie uns die letzten Wochen
brachten, Strandfeste mit Feuerwerk und
Promenadenkonzerte. Auch eine Reihe
Veranstaltungen zu wohlthätigen Zwecken
werden in diesem Jahre nicht fehlen.
Zu erwähnen ist noch, daß ein Kur
theater seine Pforten wieder geöffnet hat,
doch leider wohl nicht über zu großen
Andrang des Publikums klagen dürfte.
+ Westerland-Sylt, 18. Juli. Durch
starke Stürme haben unsere Dünen der
artig abgenommen, daß sie stellenweise,
z. B. bei Rothenkliff, nach Westen steil
abfallen, ungefähr 3—6 Meter unter den
Dünenhöhen einen schmalen Absatz Raffend.
Vor einigen Tagen hatten zwei Badegäste
— ein älterer und ein jünger Herr —
diesen schmalen Steig zum Rückweg nach
hier gewählt, sich aber in der Nähe von