Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

Dis Dauer des Schutzes endigt bei li 
terarischen Werken, wenn nach dem 'Tode 
des Urhebers 30 Jahre und nach der Ver 
öffentlichung 10 Jahre verflossen sind. 
Bei Werken der Tonkunst dauert das Ur 
heberrecht 50 Jahre nach dem Tode. Die 
Schlußparagraphen beschäftigen sich mit den 
Strafandrohungen, und zwar wird der vor 
sätzliche Nachdruck mit Geldstrafe bis zu 
6000 Mk., inr Unvermögensfalle bis zu 
6 Monaten Gefängniß bestraft, außerdem 
dem Verfasser das Recht auf Schadenersatz 
gesichert. Unberechtigter Abdruck ohne 
Quellenangabe aus Zeitungen wird 
nicht als Nachdruck, sondern als ein be 
sonderes Vergehen mit Geldbuße bis zu 
5 Mk. belegt. 
Als eine Neuerung ist noch hervorzuhe 
ben, daß für sämmtliche Bundesstaaten 
Sachverständigenkammern errichtet werden 
sollen, die auf Erfordern der Gerichte und 
der Staatsanwaltschaften Gutachten abzu 
geben haben und auch auf Anrufen der Be 
theiligten befugt sein sollen, über streitige 
Schadenersatzansprüche als Schiedsrichter zu 
verhandeln und zu entscheiden. Es ist ge 
wiß mit Befriedigung zu begrüßen, daß die 
Regierung in diesem Falle auch nach der 
Durchberathuug mit sachverständigen Per 
sonen noch einmal an die betheiligte Oef- 
fentlichkeit appellirt, ehe sie den Entwurf 
dem Bundesrathe zur Beschlußfassung vor 
legt. — 
dort meldet, auf eine ebenso seltsame wie 
graueuhafte Art ihren Tod. Einige Haus 
bewohnerinnen veranstalteten im Hof- 
raume eine Jagd nach Ratten 
Frau Kovacs, durch den Lärm in den 
Hof gelockt, nahm ebenfalls einen Besen 
n die Hand und stellte sich vor einer 
Oeffnung auf die Lauer. Plötzlich kam 
erne riesige Ratte zum Vorschein, nnd 
Frau Kovacs holte aus, um loszuschlagen. 
Das Thier sprang ihr jedoch mit einem 
Satz auf die Hand und von da in Folge 
einer abwehrenden Bewegung ins Gesicht, 
was bei der Frau eine solche Nerven- 
rschütterung verursachte, daß sie 
auf der Stelle todt zu Boden stürzte. 
Alle Wiederbelebungsversuche blieben er- 
plglos. Der Arzt konstatirte Gehirn- 
chlag als Todesursache. 
Eine Stadt ohne Klavier ist 
heutzutage jedenfalls ein Unikum, das 
besonders registrirt zu werden verdient. 
Eine solche Stadt ist Marvs-Ujvar, wo 
der Opernsänger Odry und ein Klavier- 
virtuose ein Konzert veranstalten wollten. 
Der Tag für das Konzert war schon an 
beraumt und die Künstler waren im 
Städtchen schon eingetroffen. Das Konzert 
hat aber nicht stattgefunden; es mußte 
bgesagt werden. Es stellte sich nämlich 
heraus, daß in der ganzen Stadt kein 
Klavier existirte. 
Ausland. 
Archeveuropirischs Gedists. 
N e w y o r k, 18. Juli. Einer Meldung 
aus Washington zufolge sollen Agni-- 
n a l d o und einige seiner ersten Führer 
dem Generäl Otis direkte Friedens- 
Anerbietungen gemacht haben, so- 
daß, falls' die gemachten Versprechungen 
erfüllt werden, die Freiwilligen, welche ge 
genwärtig angeworben toerden, nicht ge 
braucht würden. 
In Galena einem Hauptsitze der In 
dustrie im Staate Kansas, hat eine jüngst 
stattgefundene Vermählung berechtig 
tes Aufsehen hervorgerufen. Als Braut trat 
die 10 2jährige Mrs. James Mor 
gan vor den Traualtar, die diesen bedeu 
tungsvollen Schritt nun schon zum fünf 
ten Male unternahm. Ihren Mädchennn 
men Mary Devenport hatte sie successive 
mit demjenigen einer Mrs. Levesom, Ver 
non und Douglas vertauscht, bevor sie als 
Mrs. James Morgan nun an das Ginge 
heu einer neuen Ehe dachte. Ihre Ge 
schichte? Wie alle glücklichen Leute, kennt 
sie deren nicht, sie hat ihr langes Leben 
im Staate Kansas hingebracht, wo jeder 
ihrer vier Ehemänner ihr ein mehr oder 
minder werthvolles Eigenthum hinterließ. 
Kinder sind keiner der vier Ehen entsproß 
sen. Nun hat die sich noch voller körpev 
sicher, wie geistiger Rüstigkeit erfreuende 
Heiratskandidatin sich, einen Gatten er 
wählt, der 32 Jahre weniger zählt als sie, 
und wenn das Glück ihr ferner hold ist 
kann sie möglicherweise auch noch diesen 
überleben. 
WMGW ZRichlmrd. 
Petersburg, 19. Juli. Die „Kai 
serliche Freie Oekonomische Gesellschaft 
veranstaltet im September dieses Jahres 
in St. Petersburg eine internationale Mol 
kerei-Ausstellung, wofür die Gesellschaft 
10 000 Rubel und das Ackerbau-Ministe 
rium ebenfalls 10 000 hergegeben haben. 
Der Finanzminister hat eine zollfreie Ein 
fuhr der Ausstellungsgegenstände bewilligt 
und den Frachtpreis um die Hälfte ermä 
ßigt. Es sind gegen 300 Medaillen und 
Preise ausgesetzt. — Anträge iverden noch 
bis zum 15. August angenommen und nä 
Here Auskunft ertheilt die „Kaisers. Freie 
Oekonomische Gesellschaft" in St. Peters 
bürg, Sabalkllnsky Prospekt 33. 
Frankreich. 
Paris, 19. Juli. Der „Figaro" ver 
sichert, alle Schriftstücke, auch das geheime 
Dossier, feien dem Kriegsgericht mitgetheilt 
worden. Diese Dokumente seien in drei 
Kategorien getheilt. Der erste Theil ent 
halte Schriftstücke, welche sich direkt am 
die Dreyfusaffäre beziehen, der zweite 
Theil nur solche Schriftstücke, die einen 
gewissen Zusammenhang mit der Affäre 
haben und die dritte Kategorie solche, die 
falsch oder als gefälscht erkannt worden 
feien. 
OefteTreich-A.nMrrr 
Eine rüstige Frau, die 66jährige Gattin 
des TelegraphemAusseherS Bernhard Ko 
vacs in TemeSvar, fand, wie man von 
mieten, den Knaben ohne irgend welches 
Entgelt zu mir zu nehmen, was er mit 
freuden annahm. 
„Und dieser Knabe warst Du, — Hans 
Zustus von Alting, Sohn des Lieutenants 
von Alting! — So kamst Du zu mir, und 
wir Alle, ich, Paulsen, besonders aber in den 
ersten Jahren unsere gute Frau Reimers, 
Legten und pflegten Dich wie unser eigenes 
sind, — eine Liebe, die Du uns reichlich 
vergolten hast. Unsere einzige Sorge und 
fingst galt jetzt nur Deinem Vater, der ja 
,as Recht besaß, Dich zu jeder Stunde 
wieder abzuholen. 
(Fortsetzung folgt.) 
JAiarrd. 
Der für die ersten Tage des August 
bestimmt gewesene Besuch des Kaisers 
in den Rheinlanden ist plötzlich abgesagt 
worden. Beim Dortmunder Magistrat ist 
aus dem Ministerium der öffentlichen Ar- 
beiten folgendes Telegramm eingelaufen: 
Se. Majestät haben mit lebhaftem Be 
dauern Allerhöchst seine persönliche Anwe 
enheit bei der Eröffnung des Dortmund- 
Ems-Kanals aufgeben müssen und 
mit der Allerhöchsten Vertretung Se. Kö 
nigliche Hoheit den Prinzen Fried 
ich Heinrich betraut. Der Besuch der 
Müngstener Brücke und der Thalsperre, 
welche Tour beabsichtigt war, fällt fort." 
Auch der Besuch des Kaisers bei Geheim 
rath Krupp auf Villa Hügel ist abgesagt 
worden. 
Berlin, 19. Juli. Im Herrenhause 
hat heute die verstärkte Justizkommission 
die Berathung der ihr vom Plenum über- 
wiesencn sieben im Anschluß an das Bürger 
liche Gesetzbuch eingegangenen preußischen 
Gesetzentwürfe beendet. Die Kommission 
hat sieben Sitzungen abgehalten. Außer- 
dem waren zwei Sitzungen einer Redaktions 
kommission erforderlich. Die Ausführungs 
gesetze zur Civilprozeßorduung, zur Grund- 
buchordnung und zum Gesetz über die 
Zwangsversteigerung und Zwangsver- 
Wallung sind unverändert in der vom 
Abgeordnetenhause beschlossenen Fassung 
angenommen worden Dagegen haben die 
Ausführungsgesetze zum Bürgerlichen Ge- 
'etzbuch, zur freiwilligen Gerichtsbarkeit, 
zum Handelsgesetzbuch und zu der Gebühren 
ordnung der Rechtsanwälte und Gerichts- 
Vollzieher verschiedene Abänderungen er- 
ahren, sodaß, falls das Plenum die Vor- 
chläge der Kommission bestätigt, diese vier 
Entwürfe zur abermaligen Berathung an 
das Abgeordnetenhaus zurückgehen. 
Auf die Ergreifung des nach 
Unterschlagung von zwei Geldbriefen über 
1000 Mk. bezw. 3638 Mk. aus Elbing 
tüchtig gewordenen Postassistenten F ri ed r. 
üller und die Herbeischaffung des 
geraubten Geldes hat die Kaiserliche 
Ober - Postdirection in Danzig eine Be 
lohnung von 300 Mk. ausgesetzt. In 
dem Geldbriefe über 3 638 Mk. befanden 
ich folgende Werthpapiere: Die Reichs 
banknoten Nr. 012 961 B, 026 091 H 
und 083 745 D über je 1000 Mk., eine 
Note der sächsischen Bank Lit. I Nr. 
043 649 über 500 Mk., eine Reichs 
banknote 0 484 314 v zu 100 Mk., sieben 
Reichskaffenscheine zu je 5 Mk. und 
außerdem für 3 Mk. in Briefmarken. 
Ueber die Fluchtrichtung des Defraudanten 
ehlt bisher jeder Anhalt. Die Er 
nittelungen, ob ihm weitere Unter- 
ichlagungen zur Last fallen, sind gegen 
wärtig noch im Gange. 
Kurz nach dem Erwachen aus einer 
Chloformnarkose verschied in Op 
pelu die Gattin des dortigen Postdireklors 
Drost. Die 44jährige Frau ließ sich 
in der, Narkose sechs Zahn 
wurzeln ziehen, erwachte sehr rasch 
und fühlte sich zunächst ganz wohl. Die 
Narkose wurde von einem praktischen Arzte 
dem Sanitätsrath Dr. K., unter Assistenz 
einer Klosterschwester ausgeführt. Nachdem 
Frau D. noch etwa eine Stunde geruht 
wurde ihr plötzlich unwohl, sie wurde 
ganz blau im Gesicht, und trotzdem die 
sofort herbeigerufenen Aerzte alle möglichen 
Gegenmittel anwandten, verschlimmerte sich 
der Zustand sehr rasch, man schaffte die 
bereits bewußtlos Gewordene nach dem 
Krankenhaus und hier verschied sie in der 
Nacht in Folge einer Lungenlähmung. 
München, 17. Juli. Gemeinsam 
fahnenflüchtig geworden, um in 
die Fremdenlegion einzutreten, sind am 
10. April die Gemeinen Straßner und 
Doldi vom 4. bayerischen Chevauxleger 
Regiment. Um Reisegeld zu bekommen, 
verkauften sie ihre militärischen Be 
kleidungsstücke; als das Geld verbraucht 
war, zogen sie bettelnd weiter. Beim 
Betteln wurde am 19. April Straßner 
aufgegriffen. Er wurde am Freitag vom 
hiesigen Militärbezirksgericht zu 19 Mo 
naten Gefängniß, Doldi, der noch nicht 
ergriffen ist, in seiner Abwesenheit zu 
2 Jahren Gefängniß verurtheilt und beide 
in die zweite Klasse des Soldatenstandes 
versetzt. 
Elberfeld, 18. Juli. Streikende Maurer 
überfielen einen Polizeideamten, der er- 
hebliche Verletzungen davontrug. Andere 
drangen in eine Bauhütte ein und ver 
brannten Alles was sie vorfanden. Die 
Ausschreitenden wurden verhaftet. 
In Genf ist der 31jährige Deutsche 
Ernst Wagner, der in Karlsruhe einen 
Check von 10,000 Mark gefälscht hatte, 
verhaftet worden. 
Lüneburg, 19. Juli. Bei einen: 
großen Waldbrand in der sog. „Raubkam 
mer" bei Lüneburg sind etwa 1500 Mor 
gen Wald aus fiskalischem Gebiet zerstört 
worden und leider auch einige Hundert 
Morgen auf bäuerlichem Besitz in den Ge 
meinden Steinbeck nnd Grevenhof. Der 
Gesammtschaden dürfte eine Viertel Million 
Mark betragen. Seit langer Zeit ist kein 
so bedeutender Waldbrand in Norddeutsch 
land vorgekommen. 
!!! Verden a. d. Aller, 19. Juli. In 
große Aufregung geriethen dieser Tage die 
Bewohner der benachbarten Ortschaft 
Dauelsen, da verschiedene Feuersbrünste 
stattfanden, die zweifellos auf böswillige 
Brandstiftung zurückzuführen waren, aber 
in keinem Falle konnte der Brandstifter auf 
frischer That ertappt werden. Am Dienstag 
früh brannte der Stall des Hofbesitzers 
Sündemann gänzlich nieder. Tags darauf 
fand der Gemeindevorsteher und .Hofbe 
sitzer Clausen, als er die Diele seines Stal 
les betrat, ein angebranntes Bund Stroh, 
das, weil es feucht gewesen war, wieder aus 
gegangen war, bevor das dort lagernde 
Heu und Stroh vom Feuer ergriffen wurde. 
Einige Stunden später brannte ein dem 
Hofbesitzer Fischer gehöriger, größerer Fuh 
renbestand, der dicht beim Dorfe lag, ab. 
Am Donnerstag-Morgen gegen drei Uhr 
erscholl wieder Feuerlürin. Es brannte die 
Scheune des Hofbesitzers Fiescher, die im 
Nu in hellen Flammen stand, da das Feuer 
an den dort lagernden Gegenständen, Heu, 
Stroh und Torf, reichliche Nahrung fand. 
Als der in der Scheune schlafende 23jährige 
Knecht Lindhorst, aus Holtebüttel gebür 
tig, erwachte, brannte sein Bett bereits lich 
terloh, er mußte, nur nothdürstig beklei 
det, durch die Flammen ins Freie eilen, wo 
durch er sich schwere Brandwunden zuzog; 
er wurde in das hiesige Krankenhaus ge 
bracht. Der Verdacht, alle diese Brände an 
gelegt zu haben, lenkte sich auf den Ar 
beiter Heinrich Haake aus Dauelsen, der 
dem Trünke und Müsiiggang ergeben ist. 
Er wurde verhaftet und in das hiesige Ge 
fängniß eingeliefert. Haake hat sich jedoch 
der irdischen Gerechtigkeit entzogen; er 
wurde gestern Morgen in seiner Zelle er 
hängt aufgefunden. 
1a. Hamburg, 18. Juli. Delegirten- 
versammlung des Allgemeinen Deutschen 
Musiker-Berbandes. Nachdem am Montag 
die meisten auswärtigen Delegirten hier- 
elbst eingetroffen waren, fand Abends 
im „Feensaal" ein von der Hamburger 
Musiker-Verbindung veranst alteter Fest- 
commers statt, der vom Vorsitzenden der 
Hamburger Musiker-Verbindung geleitet 
wurde. Bei heiteren Commersliedern und 
humoristischen Vorträgen unterhielten sich 
die Theilnehmer aufs Beste. Gestern 
Morgen tagten die Delegirten der 
Deutschen Musiker - Pensionskaffe. Der 
Vorsitzende Krüger und der Direktor 
Thadewaldl erstatteten den Jahresbericht. 
Der Kassenbericht wies eine Einnahme 
von 357 327 Mark gegenüber einer Aus 
gäbe von 355 202 Mark auf, etwas un 
glaubliche Zahlen, die jedoch durch „hin- 
und hergeschriebene" Fonds und Hypotheken 
erklärt werden. Aus der meistens über 
innere Angelegenheiten geführten Debatte 
ging hervor, daß die Kaffe wohl gut 
sundamentirt ist, aber dennoch erheblicher 
Zuschüsse bedarf, wenn sie für die Zukunft 
Größeres leisten soll. Die bisherigen 
Hauptleiter des Instituts, die Herren 
Thadewaldt und Kopsch in Berlin wurden 
in Anerkennung für ihre 25-jährige 
Thätigkeit zu Ehrenmitgliedern ernannt. 
Die ausscheidenden Vorstands- und Ver 
waltungsmitglieder werden wiedergewählt 
Abends versammelten sich die Delegirten 
zu einem zwanglosen Zusammensein im 
„Uhlcnhorster Fährhaus". 
Hamburg, 17. Juli. Das Preisgericht 
des W e t t b e w e r b s für die W a n d 
gemälde des großen Rath 
h a u S s a a l e s beschloß, wie der „Hamb 
Corresp." erfährt, einen ersten Preis von 
10 000 Mk. nicht zu vergeben. Die 
Gesammtsumme von 20 000 Mk. wurde 
vielmehr in 4 zweite Preise von je 
3000 Mk. und 4 dritte Preise von je 
2000 Mk. getheilt. Zweite Preise er 
hielten die Künstler: Prof. Ferdinand 
Keller-Karlsruhe, G. A. Cloß-Stuttgart 
Prof. Friedrich-Berlin und Zick-Berlin 
dritte Preise erhielten: Prof. Düyffke- 
Hamburg, I. Voß-Berlin, Prof. L. Dett< 
mann - Berlin und Otto Marcus-Berlin. 
68 Entwürfe waren eingegangen. 
Io Hamburg, 18. Juli. Der jetzige 
31-jährige frühere Student der Theo 
logie, später Techniker, Fricke, der schon 
wiederholt wegen Eigenthumsvergehens, 
Bettels u. f. w. vorbestraft ist, kam im 
September v. I. von Magdeburg nach 
Hamburg, um sich nach Amerika hinüber 
zuarbeiten. Sein Plan kam aber nicht 
zur Ausführung. Fr. fand auf sein An 
suchen Ausnahme in der Arbeiter-Colonie 
auf Rothenburgsort. Im Februar d. I. 
wurde er mit einem Arbeitsverdienst von 
10 Mk. aus der Colonie entlassen; er 
begab sich dann zu vier verschiedenen 
Personen, bei denen er vorher für die 
Colonie Brennholz abgeliefert hatte, und 
kassirte kleine Rechnungsbeträge in Höhe 
von 5—6 Mk., angeblich für die Colonie, 
ein. In drei Fällen hat er mit falschem 
Namen quittirt. Das Geld hat er für 
sich verbraucht. Fr. hatte sich nun heute 
wegen Betrugs und Urkundenfälschung 
vor dem hiesigen Landgericht zu verant 
worten. Der Angeklagte, der sich mit 
Noth entschuldigte, und der gegenwärtig 
eine zehnwöchentliche Gefängnißstrafe in 
Bremen verbüßt, wurde dem Antrage 
des Staatsanwalts gemäß zu einer Zusatz 
strafe von vier Monaten Gefängniß 
und ein Jahr Ehrverlust verurtheilt. 
Wxovimisllss, 
rPo Itzehoe, 19. Juli. Bei denkbar 
schönstem Wetter wird hier heute die 
1. Kreisthierschau des Steinburger land- 
wirthschaftlichen Kreisvereins, verbunden 
mit einer Kreis-Geflügelausstellung, einer 
Kreis-Ziegenausstellung und einer Aus 
stellung von landwirthschaftlichen Ma 
schinen, Ackergeräthen und Industrie- 
gegenständen abgehalten. Mitglieder des 
land- und forstwirkhschaftlichen Vereins 
in Hildesheim, sowie Herr Director 
Conradi-Hohenwestedt mit seinen Schülern 
der landwirthschaftlichen Lehranstalt sind 
zur Theilnahme eingetroffen. Die Thier 
schau ist reich beschickt und sind derselben 
theilweise recht prächtige Thiere zugeführt. 
Die Prämiirungsliste aufzuführen gestattet 
leider der Raum des Blattes nicht. Die 
Mitglieder des land- und forstwirthschaft- 
lichen Vereins Hildesheim, ca. 150 an 
der Zahl, verließen heute Mittag 11 Uhr 
46 Min. unsere Stadt wieder, um über 
Wrist nach Bokelholm zu fahren, wo eine 
Besichtigung der Colonie stattfindet. Von 
hier aus gehts nach Rendsburg, Kiel 
und über Lübeck nach Hildesheim zurück. 
—? Nordfchieswig, 19. Juli. Daß die 
Regierung mit aller Strenge gegen die 
jenigen Personen vorgeht, die einmal aus 
gewiesen worden sind und sei es auch nur 
zu einem kurzen Besuche ihrer in Nord- 
Schleswig wohnenden Angehörigen sich 
dennoch wieder über die Grenze zurück- 
wagen, zeigt ein kürzlich in Tofilund vor 
gekommener Fall. Bekanntlich wurde der 
Reifergeselle Mads Jepsen aus dem Grunde 
mit einer Ausweisungsordre bedacht, weil 
ein Brotherr, der Hofbesitzer M. Faus- 
büll auf Mandberg ein eifriger Anhänger 
Wenningstedt so verstiegen, daß sie weder 
vor noch rückwärts konnten. Alle Ver 
suche, die Höhe zu ersteigen, mußten bald 
der Steilheit der Wand und des Ab 
bröckelns des sandigen Bodens wegen als 
vergeblich betrachtet werden. In dieser 
Situation kamen zwei Damen, die auf 
den Dünen spazirten, den Abhang an 
diesem nahe genug, um die Bedrängten 
wahrnehmen zu können. Unverzüglich 
beugten die Damen sich über den Rand 
und zogen zunächst den jüngeren und 
dann vereint den älteren Herrn zur Höhe. 
Von unten am Strande wurde dieses 
Rettungswerk voll Aufregung betrachtet, 
denn bei Nachgeben des Sandes hätten 
leicht alle vier Personen aus beträchtlicher 
Höhe abstürzen können. Man sieht an 
diesem Vorfall, daß selbst das Besteigen 
der Dünen an steilen Stellen nicht un 
gefährlich sein kann. 
S£2 Schwansen, 19. Juli. Gestern 
Nachmittag hielt die vor ca. vier Jahren 
gegründete Schwansener Biehzuchtgenossen- 
schast, welche sich zur Aufgabe gestellt hat, 
das hiesige rothe Landvieh durch Kreuzung 
mit rothen ostfriesischen Bullen zu ver 
edeln, ihre erste Thierschau zu Vogelfang. 
Grünholz ab. Die Beschickung derselben 
war in Anbetracht des Alters der Ge 
nossenschaft eine recht vorzügliche, indem 
die Zahl der ausgestellten Thiere 101 be 
trug und zwar Stiere mit breiten Zähnen 
3, Stiere ohne breite Zähne 4, zwei 
jährige Starken 8 und einjährige Starken 
86. 'Ueber das ausgestellte Zuchtmaterial 
herrschte das Urtheil übereinstimmend 
darin, daß dasselbe als ein vorzügliches 
zu bezeichnen fei. Es ist somit berechtigte 
Hoffnung vorhanden, daß der hiesige junge 
Verein auf rechter Bahn und daß der 
hier gezüchtete Rindviehschlag sich im 
Laufe der Jahre eine hervorragende 
Stellung unter den schleswig-holsteinischen 
Rindviehschlägen erobern wird. Diese 
Hoffnung wurde auch von hervorragenden 
Kennern, welche die Schau besuchten, ge 
theilt und uns von ihnen versichert, daß 
das hiesige Zuchtmaterial schon jetzt getrost 
einen Wettbewerb mit den als vorzüglich 
bekannten einheimischen Viehschlägen auf 
nehmen könne. Nachdem die Schau durch 
den Vorsitzenden der Genossenschaft, Herrn 
Kreisthierarzt Eckeberg - Schuby, eröffnet 
worden, gingen die Preisrichter an ihre 
Arbeit. Als solche fungirten die Herren 
Hospächter Schartau-Bookniß, Gastwirth 
Witt-Schuby, Verwalter Hittschar-Hörst, 
Hufner Andresen-Kopperby und Rönnau- 
Söby. An Staatspreisen standen 200 
Mark und an Bereinspreisen 300 Mark 
zur Verfügung. Das Ergebniß der 
Prämiirung war Folgendes: a) Zweijährige 
Starken. Ein Staatspreis (50 Mark) F. 
Bock-Großholz, ein Vereinspreis (30 Mark) 
F. Pausten - Klein-Waabs, Anerkennung 
Janetzky-Hörst und Böttcher-Karby. b) 
Einjährige Starken. Staatspreise (a 50 
Mark) erhielten F. Steen-Kopperby, C. 
Schartau-Kopperby und Th. Heide-Klein- 
Waabs; 1. Vereinspreis_ (40 Mark) 
Henningsen-Holzdorf; 2. Preis (a 30 Mark) 
K. Daniel-Holzdorf und Bechler-Grünthal; 
3. Preis (a 20 Mark) E. Schären 
der dänischen Partei und regelmäßiger Kopperby, Bechler-Grünthal und F. Kock 
‘ ‘ Bastorf; 4. Preis 010 Mark) Wilhelmsen- 
Haberkoppel, Eckeberg-Schuby, C. Lemburg- 
Kommerby, Kähler-Waabs und Bechler- 
Grünthal. Anerkennungen erhielten H. 
Erich-Schuby, Janetzky-Hörst, H. Harrs- 
Kommerbyholz und F. Paulsen-Kl.-Waabs. 
Stiere erhielten keine Preise, sondern nur 
Anerkennungen. Dieselben erhielten H. 
Harrs-Mühlenburg, Friedrichsen-Weidefeld 
und Brammer-Schuby. Besondere Auf- 
merksamkeit erregte noch der von dem Hof- 
pächter Bechler - Grünthal ausgestellte 
kolossale Stier „Lorenz", der, vor einem 
Wagen gespannt, sich leiten ließ, wie das 
willigste Pferd- Die Empsänger von 
Staatspreisen mußten durch Unterzeichnung 
eines Reverses sich verpflichten, das Prä- 
miirte Thier mindestens noch ein Jahr 
zur Zucht zu verwenden und dasselbe zu 
der innerhalb der nächsten drei Jahre 
zuerst stattfindenden Provinzial- oder 
Kreisthierschau zu präsentiren, es sollte 
denn sein, daß das Thier zur Zucht un- 
tauglich geworden sei- 
3£ Ahleseld, 19- 3 ult - Der erst kürz- 
lich von Herrn Reimers gekaufte Hof, 
Friedrichshof, ist bereits an einen Herrn 
aus Westfalen weiter verkauft. Antritt 
soll bereits zum August erfolgen. 
m Sehestedt, 19, Juli. Herr Pastor 
Schröder, welcher s. Zt. als Prediger in 
Sebestedt gewählt worden ist, wird am 
Sonntag, den 23. d. Mts., in sein neues 
Amt eingeführt werden. 
Nortorf, 19. Juli. Bei dem 
dieser Tage in der Umgegend von Lang- 
wedel niedergegangenen und bereits von 
hier gemeldeten starken Unwetter sind 
außer dem durch schweren Regen und Hagel 
verursachten namhaften Flurschaden auch 
vom Gewitter noch mancherlei Schäden 
entstanden. In Langwedel wurde eine 
Kuh und in Thienbüttel ein Pferd auf 
dem Felde vom Blitz erschlagen. Ein 
Blitzstrahl fuhr in den auf dem Wohnhause 
des Landmannes Hilbert angebrachten 
Blitzableiter, wurde aber von letzterem, 
ohne zu zünden, abgeleitet. 
Besucher dänischer Versammlungen war 
Als Jepsen vorigen Tag von Dänemark 
aus seiner in Tofilund bediensteten Tochter 
einen Besuch abstatten wollte, wurde er, 
kaum am Bestimmungsorte angelangt, ver 
haftet, und weil er ohne polizeiliche Er- 
laubniß die Grenze wieder überschritten 
hatte, zu einer sofortigen Gefängnißstrafe 
von 14 Tagen verurtheilt, 
© Westerland ß. Sylt, 17. Juli. 
Unsere letzte Kurliste wies eine Fremden- 
zahl von ca. 4000 Personen auf. Jetzt 
stehen wir in der Hochsaison und mehr 
und mehr zeigt das Leben und Treiben 
in unserem Badeorte das bunte, wechsel 
volle Bild einer Großstadt. Besonders 
sind es die Straßen, welche zu den 
Hauptstrandübergängen führen, wo sich 
der Verkehr zusammendrängt, indem sich 
hier die Restaurants und Cafee's, die 
Verkanssläden und Ersrischungsbuden 
befinden, dem verwöhntesten Geschmacke 
Genüge leistend. Zu den regelmäßigen 
Konzerten und Reunions kommen, für 
das Vergnügen und die Unterhaltung 
der Gäste sorgend, nun auch nach und 
nach Künstlerkonzerte, Vortrage jedweden 
Inhalts, kollegialeZusammenkünste einzelner 
Gäste untereinander und an schönen 
Abenden, wie sie uns die letzten Wochen 
brachten, Strandfeste mit Feuerwerk und 
Promenadenkonzerte. Auch eine Reihe 
Veranstaltungen zu wohlthätigen Zwecken 
werden in diesem Jahre nicht fehlen. 
Zu erwähnen ist noch, daß ein Kur 
theater seine Pforten wieder geöffnet hat, 
doch leider wohl nicht über zu großen 
Andrang des Publikums klagen dürfte. 
+ Westerland-Sylt, 18. Juli. Durch 
starke Stürme haben unsere Dünen der 
artig abgenommen, daß sie stellenweise, 
z. B. bei Rothenkliff, nach Westen steil 
abfallen, ungefähr 3—6 Meter unter den 
Dünenhöhen einen schmalen Absatz Raffend. 
Vor einigen Tagen hatten zwei Badegäste 
— ein älterer und ein jünger Herr — 
diesen schmalen Steig zum Rückweg nach 
hier gewählt, sich aber in der Nähe von
	        
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