Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

„Na schön, Fräulein Luch, dann über 
legen Sie sich's. Blos nicht zu lange. 
Nächsten Donnerstag bin ich bei Ihrer Mama, 
zu der Gesellschaft. Da sagen Sie mir 
Bescheid. Abgemacht?" 
Er reichte ihr seine Hand. 
Lucy legte die ihre hinein. 
„Abgemacht!" sagte sie. 
„Krieg' ich den ersten Walzer?" fragte 
Oberst Rothenburg. 
„Den ersten Walzer?" 
Lucy verzog ihren hübschen Mund. 
„Den hat schon Herr von Stubben." 
Oberst Rothenburg sah etwas frappirt aus. 
„Der?" fragte er. 
„Herr von Stubben hat mich darum ge 
beten", antwortete Lucy. 
„So?" sagte Oberst Rothenburg. 
Darauf machte er eine Pause. 
„Na, interessirt Sie denn der Herr von 
Stubben?" fuhr er dann fort. 
„Das doch nicht, Herr Oberst", lächelte 
Lucy. 
„Nicht?" 
Oberst Rothenburg war höchst erfreut. 
„Fräulein Lucy", sagte er, „das ist mir 
lieb, daß Sie mich über diesen Punkt aus 
drücklich noch beruhigen." 
„Uebcrhaupt", rief er Plötzlich, „was fällt 
mir denn da ein! Zu Donnerstag hab' ich 
ihn ja eben zum Dienste kommandirt." 
„Herrn von Stubben?" fragte Lucy. 
„Na natürlich!" 
Lucy machte ein zuversichtliches Gesicht. 
„Der kommt doch, Herr Oberst, den 
Walzer läßt sich der nicht nehmen. Darauf 
verlassen Sie sich!" 
„Wenn ich ihn zum Dienst kommandir'! 
Das möcht' ich mir nur ausgebeten haben. 
Also auf den Donnerstag und frisch drauf 
los: Wer fällt, drüber weg! Wie bei Buzanyc. 
Das, Fräulein Lucy, ist unsere Parole!" 
„Buzancy", wiederholte Luch mit strahlen 
den Augen. 
„Buzancy", sagte noch einmal Oberst 
Rothenburg. 
Sterzke trat ein und meldete: 
„Herr Oberst, die gnädige Frau von 
Pahlen." 
„Die Mama", rief Lucy. 
„Laffe bitten!" kommandirte Oberst Rothen 
burg. 
Lucy retirirte an die schwarze Säule. 
Marien's Besuch hatte kaum zehn Mi 
nuten in Anspruch genommen und die Jucker 
flogen mit derselben Schnelligkeit zurück wie 
hin. Nur daß sie auf dem Rückweg ein 
paar Mal mehr die Peitsche ihrer Herrin 
fühlten. Sie schienen ihr heute nicht schnell 
genug sein zu können. 
Oberst Rothenburg trat seiner Freundin 
entgegen. 
Marie sah eigenthümlich aus. 
„Da bin ich wieder", sagte sie, „ich habe 
Ihre Geduld doch hoffentlich nicht zu lange 
in Anspruch genommen." 
„Nicht im Geringsten, verehrte Freundin", 
erwiderte Oberst Rothenburg verbindlichst. 
Marie wendete sich zu Lucy. 
„Dann verabschiede Dich, Lucy, vom 
Herrn Oberst!" 
„Adieu, Herr Oberst!" sagte Lucy artig. 
„Adieu. Fräulein Lucy", sagte ganz eben 
so der Oberst Rothenburg. 
Lucy ging voraus. 
„Nun, lieber Oberst?" fragte, auf dem 
Flure angelangt, leise und schalkhaft Marie, 
während Lucy munter die Treppen hinunter 
sprang. 
„Ich bin, Marie, zum Schweigen ver- 
urtheilt." 
„Ich dachte es", lächelte Marie, „auf 
Wiedersehen, Herr Oberst." 
Dann schwebte sie die Treppe hinab. 
„Sterzke!" rief Oberst Rothenburg, als 
er wieder in sein Zimmer trat. 
„Herr Oberst!" schrie Sterzke und stürzte 
herein. 
Ein ungewohnter Ausdruck lag auf dem 
Antlitz seines Herrn, aber jedenfalls nicht 
der des Mißvergnügens. 
„Die Mütze und die frischen Handschuhe! 
Wenn was los ist, ich esse heute nebenan 
bei Lohrengel, nicht im Casino, verstanden!" 
In der That pflegte sonst Oberst Rothen 
burg mit den anderen Offizieren sein Mittags 
mahl im Casino einzunehmen. Oberst Rothen 
burg aber fühlte an diesem Tage einen 
Drang, zum Dessert Champagner zu triuken 
und Lohrengel führte die Spezialmarke des 
Oberst. Sterzke brachte das Gewünschte. 
Im Entree hatte es geklingelt, es war 
Stubben. 
Er kam aus der Kaserne. 
„Ich will mein Möglichstes thun", hatte 
er Marie geantwortet, als sie den Donners 
tag in Frage brachte. 
Was sein Möglichstes war, das hatte er so 
eben in der Kaserne gethan. 
Oberst Rothenburg empfing seinen Adju 
tanten, den Pallasch umgeschnallt, die Mütze 
und die Frischgewaschenen in der Hand. 
„Was wollen Sie denn nu schon wieder?" 
fragte er. 
„Die Parole?"s 
„Befehl, Herr Oberst. Jch^ hätte auch 
gehorsamst ein Ersuchen an Herrn Oberst." 
„Na was denn? Wenn Sie was von 
mir wollen, Stubben, doch mit Vergnügen!" 
Oberst Rothenburg war sichtlich jetzt in 
der Gebelaune. Es war, als ob er seinen 
Adjutanten für irgend etwas zu entschädigen 
wünschte. 
„Herr Oberst haben mich zu Donnerstag 
auf Kammer befohlen", sagte Stubben. „Ge 
horsamst zu bemerken, habe soeben die Kammer 
unteroffiziere gesprochen. Die Revision läßt 
sich bis Mittwoch Abend beenden. Dürft' ich 
Herrn Oberst gehorsamst zu Donnerstag 
Nachmittag um Dispensation ersuchen?" 
„Was wollen Sie denn damit?" 
„Die Gesellschaft bei Frau von Pahlen 
ist auf den Donnerstag verschoben." 
„Ah so!" fiel der Oberst ein. 
„Darum!?" sprach er dann langgedehnt. 
Oberst Rothenburg wurde ärgerlich. 
„Stubben", sagte er, „na ich versteh' Sie 
nicht, wie Sie mir mit so was kommen 
können!" 
Oberst Rothenburg nahm seine dienstlichen 
Allüren an. 
„Die Kammern überstürzen? Die Unter 
offiziere natürlich! Die sind froh, wenn sie 
was hinter sich haben. Und wenn's dann 
eine Unordnung giebt, ich krieg' die Nase. 
Das sollten Sie doch wissen, Sie als Adju 
tant, Sie doch zu allererst. Das geht nicht. 
Donnerstag Nachmittag um fünf Uhr sind 
Sie auf Kammer. Dabei bleibt's. Die 
Dispensation, die kann ich Ihnen nicht 
geben." 
Oberst Rothenburg sprach mit aller Be 
stimmtheit. 
Stubben zuckte nicht. Die Situation war 
dienstlich. 
„Befehl, Herr Oberst." 
„Noch was?" 
Lieutenant von Stubben zog sein Buch. 
„Die Parole, Herr Oberst." 
„Was haben wir denn heute? 
„Den siebenundzwanzigsten September. 
Die Kapitulation von Straßburg." 
„Also Straßburg", sagte Oberst Rothen 
burg. 
„Nee", fügte er innehaltend hinzu, „warten 
Sie mal." 
Sein Gesicht nahm eujcn mephistophelischen, 
aber doch heiteren Ausdruck an. So be 
trachtete er seinen Adjutanten. 
„Stubben", sprach er, schreiben Sie 
Buzancy!" 
„Stubben, den Bleistift schon auf dem 
Buch, sah noch einmal zu seinem Vorge 
setzten auf. 
„Buzancy?" fragte er. 
Er war von diesem abgelegenen Wort 
etwas befremdet. 
„Buzancy", rief Oberst Rothenburg, setzte 
seine Mütze auf und machte sich fertig zum 
Gehen, „das ist heut' die Parole!" 
(Fortsetzung folgt.) 
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