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Dem Rendsburger Wochenblatt wird
!♦ V
iendsburger Wochenb
„Der Landwirth
Wo. 297.
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interessen
der Landwirthschaft) gratis beigegeben.
Donnerstag, den 21. December
1899.
Der MzejsiMn-ZWer.
Eine vergnügte Garnison-Geschichte.
13s Von Heinrich Lee.
Oberst Rothenburg nahm vom Tisch die
beiden Zeitungen. Erst die Kreuzzeitung.
Er warf einen feierlichen, aber kurzen Blick
hinein, reichte ste Sterzke und sagle: „Die
kannst Du gleich weiter besorgen!" Darau'
ergriff er die „Post", wo im Lokalen seine
Augen auf einem Artikel mit der Spitz-
marke „Neuheiten aus den Spezialitäten-
thcatern" hasten blieben. „Die wollen wir
noch hier behalten", sprach er und fügte
hinzu:
„Wenn Jemand kommt, ich denke über
den Dienst nach. Blos melden, wenn's
was Dienstliches ist. Weggetreten!"
Vorsichtig die Füße auf den Teppich
setzend, schlich Sterzke davon. Wenn fein
Herr ihm sagte, daß er über den Dienst
nachdenken wollte, so wußte Sterzke, daß
das bedeutete: er wollte sich nach dem Vor
mittagsdienste auf die Chaiselongue strecken
und ein Schläfchen versuchen.
Oberst Rothenburg verzehrte sein Früh
stück.
Seine Gedanken aber kehrten zu einer
jungen Dame zurück.
Er schmunzelte.
„Krabbe!" murmelte er für sich.
„Krabbe!" murmelte er noch einmal, lauter
und noch wohlgefälliger.
Dann legte er sich auf die Chaiselongue,
streckte sich behaglich und schloß mit dem
selben Schmunzeln die Augen.
t Stubben hatte im Stall mit Kennerschaft
die Thiere gemustert.
„Herr Oberst", rief Sterzke, ins Zimmer
wieder tretend.
„Was ist los?" schrie Oberst Rothen
bürg.
„Der Herr Adjutant!"
„Mohrenelement!"
Oberst Rothenburg stand auf, knöpfte sich
den Rock zu und sagte: „Lasse bitten!"
Sterzke entschwand, und Stubben, die
Mappe in der Hand, erschien mit einer
leichten, stummen Verbeugung an der Thür.
„Morgen, lieber Stubben", sagte Oberst
Rothenburg, „treten Sie näher. Bringen
Sie was?"
„Befehl, Herr Oberst."
„Na, was denn?"
Stubben öffnete seine Mappe und holte
Papiere hervor.
„Ein Brigadebefehl. In Anklam auf
Kriegsschule ist ein Reitlehrer erkrankt. Das
Regiment soll sofort Ersatz beordern."
„Wen schicken wir denn da? Wollen
sehen. Noch was?"
Stubben legte auf den Schreibtisch ein
Blatt.
„Eine Unterschrift!"
Oberst Rothenburg setzte sich, ergriff die
Fever und warf einen Blick auf das Papier,
ein zu unterzeichnendes Strafurthcil. Nun
erinnerte er sich des Falls.
„Die scheußliche Geschickte", sagte er.
„Stubben, machen Sie doch den geehrten
Herren im Vertrauen bcmerklich, die ewige
Straferei, die ist mir ein Degout, ein
Desagrement. Nicht die Leute schinden. Das
erstickt die Freude am Soldatenthum, und
fürs Kleinste sind Sie dankbar."
Der Oberst unterschrieb.
„Noch was?"
„Die Parole, Herr Oberst."
„Die Parole?"
Oberst Rothenburg dachte einen Moment
nach.
„Die holen Sie sich nachher", sagte er.
In diesem Augenblick trat Sterzke herein
und brachte dem Kommandeur einen Brief.
„Stubben", sagte der Oberst, nachdem er
gelesen, „vermuthlich kommt am Sonnabend
der Herr General, gleich mit dem ersten
Frühzug. Dann läßt er alarmiren. Da
fällt mir ein, da kommt möglicherweise auch
einer von der Intendantur. Unsern Bruder
kenn' ich noch nicht, aber sich blos nicht auf
die Sorte verlaffen. In den Kammern ein
Stück überzähliges Leder, gleich wird's dem
General gesteckt, und die Nase habe ich
Heut ist Dienstag, wir müssen uns also
beeilen. . . . Der Oberst erhob seine Stimme.
. . . „Ich verlaff' mich ganz auf Sie. Am
Donnerstag Nachmittag Punkt fünf Uhr be
sichtigen Sie die Kammern. Die erste Eskadron
beginnt. Reihenfolge halbstündlich."
„Befehl, Herr Oberst. Haben Herr Oberst
sonst noch Befehle?"
Oberst Rothenburg sah vor sich hin
„Sonst wär' doch wohl nichts mehr.
Danke!"
Stubben verbeugte sich und griff nach
seiner Mütze.
„Morgen!" sagte Oberst Rothenburg . .
„Sie, Stubben", rief er dann seinem schon
in der Thür befindlichen Adjutanten nach.
Stubben kehrte zurück.
„Herr Oberst?"
Der Oberst erhob sich von seinem Platz
am Schreibtisch. Sein Gesicht war ver
ändert; erheitert und die Daumen in die
Seite gestemmt, blieb er vor Stubben stehen.
»Zn thun haben Sie doch jetzt nichts?"
fragte er in seinem außerdienstlichen Ton.
„Nichts Eiliges, Herr Oberst!"
„Wissen Sie, dann könnten wir ein
bißchen plaudern. Setzen Sie sich. Zünden
Sic sich einen Toback an. Was trinken
Sie denn? — Na, Portwein oder 'n
Curasao? Eine Extranummer, cuisinier
sec, Originaltopf!"
Oberst Rothenburg griff in den kleinen
Liqueurschrank, der an der Wand neben dem
Rauchtisch hing.
„Dann bitte gehorsamst Portwein, Herr
Oberst!"
Der Oberst füllte die Gläser.
„Ich hab' ihn von der Südseite. Ein
echter Campanario. Sechs Monate unterm
Glasdach gelagert. Nu nippen Sie mal."
Mit einer schweigenden Verbeugung gegen
nnen liebenswürvigen Kommandeur setzte
Stubben das Glas an den Mund.
„Schmeckt er Ihnen?"
„Ausgezeichnet!"
Der Hamburger Händler verkaufte die
Flasche zu achtzehn Mark.
„Und unsereins soll heutzutage
Offizieren die Tugend der Sparsamkeit
empfehlen", sagte Oberst Rothenburg. „Na,
nu mal zur Sache."
Auch Oberst Rothenburg zündete sich ein
Kraut an und streckte sich dann mit Be
hagen in den Polsterstuhl.
„Seh'n Sic, Stubben", begann er, „wir
mit dem Sporen am Stiefel, wir bilden
uns nu ein, wir sind was Extrafeines. Aber
Menschen sind wir am Ende doch. Da
kriegt man's mit dem Sentiment. Man
muß sich's Herz frei reden. Sie sind zwar
noch ein junger Dachs, aber grade darum,
da werden wir uns versteh'n. Neulich
haben wir uns doch bei Frau von Pahlen
getroffen. Nun stellt sich's raus, sie ist
von mir 'ne alte Freundin. Nanu sagen
Sie mal, wie gefällt Ihnen die Tochter?"
„Herr Oberst!" sagte Stubben mit zurück
haltender Freude.
Was wußte der Chef von seinen Ab
sichten?
Auch Oberst Rothenburg's Gesicht nahm
einen höheren Glanz an.
„Wir reden als Kameraden", fuhr er fort
„Also zieren Sie sich nicht. Vor mir haben
Sie's nicht nöthig. Heute waren sie wieder
draußen. Eine schneidige Krabbe! Stubben
was?"
Wollte der Chef, vielleicht von Marie
beauftragt, in seiner Art und Weise den
Freiwerber machen?"
„Jawohl, Herr Oberst", sagte Stubben
noch froher.
„Das wäre für 'ncn Soldaten so 'ne
Frau. Stubben was?"
„Jawohl, Herr Oberst!"
Oberst Rothenburg räkelte sich vor Ver
gnügen.
„Na, seh'n Sie Stubben, das freut mich,
daß wir so einen Gustus haben. Darin
sind wir also mit einander einig?"
___ „Jawohl, Herr Oberst!" rief Lieutenant
Stubben jauchzend.
î „Stubben, die Majorsecke ist die schlimmste
nicht. Die schlimmste Ecke ist die Heiraths-
ecke. Die umreiten wir am Ende doch nicht.
Die Stunde kommt für Jeden, für Sie auch.
Und wenn sie kommt, Stubben, dann nicht
erst lange gefackelt. Zur Attacke, Lanzen
gefällt, drauf los, 'ran an das Mädel. Na
Stubben, wir haben uns also verstanden?"
„Jawohl, Herr Oberst."
Oberst Rothenburg und sein Adjutant
ahen sich mit strahlendem Verständniß in
die Augen.
Der Oberst stand auf und füllte die
Gläser von neuem.
„Da wollen wir doch mal anstoßen mit
einander", sagte er. Beide Herren standen
Ich mit den erhobenen Pokalen gegenüber.
,Also", sprach Oberst Rothenburg mit
einem Anlauf und jedes Wort mit einer
Lei gàigen hohen, Butterpreisen prüfe Und Vergleiche man gefal-
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Möhra,
mit feinster Meiereibutter und man wird sich überzeugen,dass die „Mvhrs"
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