Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

UägLich erscheinendes WLcltt. 
Aàbrļrģer 
(Außer an Sonn- und Festtagm.) 
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JnsertionspreiS: pro Petitzeile 15 ş. 
-ALo. 4957 
Die heutige Num- 
wer dieses Blattes 
erscheint wiederum in 
ŞSSS kWiilm«. 
Die Expedition. 
Morgen-Berichte. 
Londonf 16. Dee. (Orig. 
Telegr. d. Rendsb. Wochenbl.) Eine 
große Schlacht ist gestern un 
ter Balleres Leitung ge 
schlagen und hat mit einer 
schweren Niederlage der Eng 
länder geendet. Das Kriegs 
amt erhielt die Nachricht, daß 
die gesantnrten Truppen But 
lers bei Chievley am Tugela- 
flusse Morgens gegen die 
Buren vordrangen. Sie muß 
ten den Rückzug antreten, 
nachdem sie enorme Verluste 
an Todten und Verwundeten 
erlitten. Außerdem gingen 
cif Geschähe verloren. 
London, 15. Dezember. „Daily Mail" 
meldet aus Kopenhagen: Die Versetzung 
des deutschen Gesandten v. Kiderlen- 
Wächter aus Kopenhagen nach Bukarest 
wird in Kopenhagen als Degradation 
betrachtet. Der Grund der Versetzung 
soll in Mangel an Aufmerksamkeit auf 
die Handelspolitik Dänemarks in Ostasien 
liegen, wovon Kiderlen-Wächier die deutsche 
Regierung hätte unterrichten müssen. 
Nizza, 15. Dec. Hier stürzte heute ein 
Neubau ein. Zwei Personen wurden ge- 
tödtet und acht erlitten schwere Verletz 
ungen. 
Wien, 15. Dec. In deutschen Partei 
kreisen wird bestimmt behauptet, Graf 
Clary werde mit allen Mitgliedern des 
Kabinets noch vor Weihnachten zurücktre 
ten und bis Neujahr ein neues Beamten 
Ministerium znr Fortführung der Ver 
waltungsgeschäste ernannt werden. Zum 
neuen Ministerpräsidenten soll der Mini 
stcr des Innern Körber ausersehen sein. 
Wien, 15. Dec. In Jlok (Slavonien) 
verunglückte eine Hochzeitgesellsckaft, die 
in 8 Schlitten heimkehrte. Die betrunke 
nen Kutscher hieben sinnlos auf die Pferde 
ein; plötzlich stürzten die drei ersten 
Schlitten eine 40 Meter hohe Böschung 
hinab in die Donau. 16 Menschen, dar 
unter das Hochzeitspaar, fanden ihren 
Tod in den Wellen. 
Aeltrstes mrd gete lenstes Kiatt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
—^ B2 ster Jahrgang. 
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nächst.), Rendsburg, Mühlenstraße 18. 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Dem Rendsburger Wochenblatt wird 
„Drr Landwirth" 
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interessen 
der Landwirthschaft) gratis beigegeben. 
Sonntag, öen 17. December 
1899. 
Der Krieg in Liidisrika 
Die Stimmung io England 
wird ganz natürlicher Weise immer de- 
primirter. Die endlose Verlustliste von der 
Schlacht bei Magersfontein macht in Eng 
land nach, dem B. L. A. einen furchtbaren 
Eindruck. Niemand zweifelt daran, daß die 
englischen Verluste noch größer sind, als 
bisher angegeben, und die Niederlage über 
haupt unbeschreiblich vernichtend war. Die 
Schlächterei unter der Hochländer-Brigade 
soll jeder Beschreibung gespottet haben. Die 
Scharfschützen der Boeren verfehlten nie 
mals ihr Ziel. Dazu kommt, daß der Auf 
stand in der K a p k o l o n i e reißende Fort 
schritte macht. Die letzten Niederlagen ha 
ben eine höchst beunruhigende Wirkung ge 
habt und wächst der Abfall der Holländer 
sehr stark. Geheime Versammlungen sind 
an der Tagesordnung. 
In Frankreich und Amerika 
mehren sich die Ausdrücke der Sympathie 
für die Boeren. Wie aus Paris gemeldet 
wird, fand dort gestern Abend in: Theater 
Marigny eine Vorstellung zu Gunsten des 
Unterstützungsfonds der Boeren statt. Die 
Vorstellung nahm einen glänzenden Verlauf 
und brachte über 10 000 Francs ein. — Ein 
Clevelander (Cleveland liegt in Ohio) Blatt 
berichtet von der Abfahrt zwanzig amerika 
nischer Irländer, welche sich nach Paris ein 
schiffen, um von dort aus mit einer Abthei 
lung von 500 Mann nach Südafrika abzu 
gehen. 500 weitere Irländer werden inner 
halb vierzehn Tagen folgen. 
Aus Antwerpen wird uns gemeldet: 
Die englischen Spione, welche seit einigen 
Wochen hier eingetroffen, überwachen mit 
der größten Aufmerksamkeit alle verdächti 
gen Schiffe und erkundigen sich genau über 
deren Ladung und Ziel usw. Dieselben schei 
nen überzeugt zu sein, daß Proviant und 
Munition für die Boeren über Antwerpen 
gesandt werde. 
In den Vorräumen des Kriegsamtes zu 
London gab es heute erschütternde Sce 
nen. Als der Diener mit einem blauen Pa 
pierbogen, worauf die Verluste verzeichnet 
waren, erschien, bemächtigte sich eine un 
beschreibliche Bewegung der Harrenden. Al 
les umdrängte ihn, und um die Folterqualen 
der Fernstehenden zu verkürzen, verlas er 
öte Verlustliste mit weithin vernehmbarer 
Stimme. Die Menge hörte schweigend zu, 
die Meisten verbargen ihre Gefühle mit der 
den Engländern eigenen Selbstbeherrschung. 
Doch pine Dame mußte bald ohnmächtig 
hinausgeführt werden. Hiernach wurden die 
Listen aufgehängt und begierig von den An 
wesenden nochmals durchstudirt. Viele her 
vorragende Persönlichkeiten zogen im Laufe 
des Tages Erkundigungen ein. 
Laut Nachrichten der Brüsseler Trans 
vaalgesandtschaft wurde M ethuen's Os 
si z i e r k o r p s bei Magersfontein n a h e- 
z u vernichtet. Der Gesammtverlust der 
Engländer wird von dieser Seite auf über 
1000 geschätzt. Als Resultat der Schlacht 
wird betrachtet, daß Lord Methuen zum 
Rückzug nach De Aar gezwungen, die Koo 
peration Buller's und Methuen's vereitelt 
und der Fall Kimberley's gesichert wird. 
lieber die Niederlage des Generals Ga 
tacre bei Stormberg im Norden der 
Kapkolonie wird noch, die erstaunliche Mit 
theilung gemacht, daß der Führer, welcher 
die Truppen mehrere Meilen weiter führte, 
als der General beabsichtigte, ein — Po 
lizist war! Eine Landkarte, auf welcher 
die Entfernungen der einzelnen Orte von 
einander genau angegeben sind, scheinen der 
General und sein Stab gar nicht besessen zu 
haben. Und dabei bewegten sich die Trup 
pen auf heimischem Gebiete! 
Ueber den Kampf von Montag berichtet 
der Korrespondent der „Daily Mail" in 
Modder-River: 
Der Kampf begann bei Tagesgrauen. Die 
Hochländer rückten über die Grasebene vor 
und sahen sich plötzlich einem mörderischen 
Feuer aus Laufgräben von 200 Iards 
Länge ausgesetzt. Der größere Theil des 
Tages nahn: einen fürchterlichen Verlauf. 
Die Verluste, die so in einer einzigen Mi 
nute erlitten wurden, waren erschreckend und 
überwältigend. Die Brigade zog sich rasch 
zurück, erholte sich- aber wieder und behielt 
ihre Stellung. Dies war auf dem linken 
Flügel. Auf dem rechten Flügel war die 
Garde-Brigade durch die offene Gegend ge 
gen andere Laufgräben vorgegangen und 
kämpfte 15 Stunden lang gegen einen un 
sichtbaren Feind. 
Um 11 Uhr Vorm, wurden die Gordons, 
die an dem ersten Vormarsch nicht bethet 
legt waren, vorgeschickt. Die Boeren ließen 
sie eine Linie der Schützengräben passiren 
und nahmen sie dann unter Feuer. Die eng 
lische ArUllerie bestrich den ganzen Tag hin 
durch die feindlichen Verschanzungen. Erst 
beim Einbruch der Nacht hörte der Kampf 
auf. Dem „Daily Telegraph" wird über 
die Schlacht gemeldet: Lord Methuens 
Truppen versuchten einen Durchbruch durch 
die linke Flanke der Boeren, aber diese wa 
ren zu stark. __ Der Angriff auf die Front, 
wo die Hochländer am Vormittag zurückge 
schlagen wurden, wurde den ganzen Tag 
hartnäckig fortgesetzt. Die Gordon-Hochlän- 
der machten einen heldenhaften Versuch, 
diesen Mißerfolg wett zu machen. Ihr 
Oberst fiel. Auch der Marquis of Winche 
ster, Major bei den Coldstream Guards, 
îst gefallen. 
^m „Standard" zufolge konnte nach 
dem Zurückgehen der Hochländer-Brigade 
bet der Neuaufstellnng das unter dem Na 
men „Schwarze Wache" rühmlich bekannte 
Regiment nur noch- 160 Mann aufweisen. 
und hatte in Deutschland, gegen den 
Wunsch seiner Familie, ein armes bürger 
liches Mädchen geheirathet. In Amerika, 
wohin ihn Schwierigkeiten trieben, die er 
in militärischen Kreisen gehabt hatte, 
änderte er seinen Namen. 
Eine romantische Heirath ist soeben in 
dem kleinen Dorfe New-Liberty in Pope 
County gefeiert worden. Die glückliche 
Braut, Miß Nettie Clark, die in New- 
Liberty wohnt, kam eines Tages auf die 
Idee, eine Notiz in einer Flasche zu ver 
bergen, die sie in den Fluß warf. 
Mehrere Wochen später sand Mr. C. E. 
Anderson, ein angesehener Pflanzer im 
Staate Louisina, die Flasche und beant 
wortete die Notiz. Eine Korrespondenz 
entspann sich, die schließlich mit einer 
Hochzeit endete. Das glückliche Pärchen 
hat sich erst zwei Tage vor der Hochzeit 
zum ersten Male gesehen. 
Italien. 
Nom, 15. Dec. Eine kolossale 
gußeiserne Statue des Hei 
landes soll auf dem Gipfel des 2273 
Meter hohen Monte Barone bei Jvrea 
aufgestellt werden. Die Statue, welche 
vergoldet wird, damit fie weithin 
sichtbar ist, mißt 3 Meter, das Postament 
14 Meter. 
Inland. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Zwischen Flint und Pere Marquette 
im nordamerikanischen Staate Wisconsin 
nahm sich vor einigen Tagen ein gewisser 
Max Pfennig das Leben, indem er sich 
von einem Dampfer in die Fluth stürzte. 
Der wirkliche Name des Selbstmörders 
ist Max von S ch u l e n b u r g. Er 
war Offizier im deutschen Heere gewesen 
- Ein kleines persönliches Rencontre 
spitzte sich- zwischen dem Staatssekretär Gra 
fen Posadowsky und dem Abg. Rich 
ter in der gestrigen Reichstagssitzung zu. 
Staatssekretär Graf Posadowsky hatte 
ausgeführt: „Ich gestehe gern zu, daß Herr 
Richter in einer langen parlamentarischen 
Thätigkeit eine glänzende Beredsamkeit und 
eine für viele bestechende Rednergabe sich 
angeeignet hat. Er habe aber solche sachlich 
so sorgfältig vorbereiteten Reden, wie der 
Abg. , Richter sie heute gehalten, schon oft 
von ihm gehört, wenn es sich darum han 
delte, große Maßregeln im Interesse des 
Vaterlandes auf dem Gebiete der Landes- 
vertheidignng oder irgend welchen anderen 
Gebieten durchzuführen, und fast immer wa 
ren die Reden des Abg. Richter contra." — 
Darauf erwiderte Abg. Richter in einer 
persönlichen Bemerkung, er sei sich bewußt, 
stets in allen Fragen, auch denjenigen der 
Landesvertheidigung die Interessen des Va 
terlandes nach seinem besten Willen und 
Gewissen wahrgenommen haben. Freilich! 
hätten sich die Auffassungen über das, was 
im Interesse des Vaterlandes liege, nicht 
immer gedeckt mit den jeweiligen Ansichten 
der Regierung. 
- Zur Etatsdebatte imReichs- 
tag schreibt die „Germania": „In dem 
Intriguen spiel gegen den Für 
st e n Hohenlohe bildet Herr von 
Miguel den mächtigsten F a k 
t o r, wenigstens in der Einbildung der 
Konservativen, und da Herr von Miguel 
das Ohr des Kaisers besitzt, mögen sie vor 
läufig Recht haben in ihrer Auffassung, daß 
die scharfe Auseinandersetzung zwischen 
Herrn v. Miguel und Herrn Dr. Lieber von 
dem Vicc-Präsidenten des preußischen 
Staatsministeriums v. Miguel, der sich- über 
sein Verhalten in der Kanalfrage weislich 
ausgeschwiegen hat — man weiß ja warum? 
— zu seinen Gunsten ausgelegt werden 
wird. Aber die Wahrheit wird trotz 
alledem zu ihrem Rechte kommen, die Wahr 
heit, die in diesem Falle nicht auf Seiten 
des Herrn von Miguel steht." 
Berlin, 15. Dec. Die Stadtverord 
netenversammlung beschäftigte sich gestern 
mit der Neuregelung des Submis 
sion s w e s e n s. Der freisinnige Stadt 
verordnete G o l d s ch m i d t hatte den An 
trag gestellt, jede Zutheilung von Aufträ 
gen davon abhängig zu machen, daß der be 
treffende Unternehmer seine Arbeiter zu den 
in. der Branche ortsüblichen bezw. zwischen 
Unternehmers und! Arbeitern,'imi Einigungs 
amt vereinbarten Arbeitsbedingungen be 
schäftigt. Ferner sollten Lieferanten, die 
ihre Waaren in Strafanstalten Herstellen 
lassen, von der Betheiligung an Lieferungen 
für die Stadt Berlin ausgeschlossen sein. 
Ein Antrag der Sozialdemokraten 
verlangte ebenfalls die Aufnahme der 
Lohnklausel in die Submissionsbedin- 
gungen, wollte aber unter den ortsüblichen 
Lohn- und Arbeitsbedingungen solche ver 
standen wissen, die von den Arbeiterorgani 
sationen anerkannt werden. In der Begrün- 
dung dieser Antrüge wurde wiederholt dar- Herr 
auf hingewiesen, daß in einzelnen Städten, 
wie Leipzig, Frankfurt, Hannover ähnliche 
Vorschriften bereits bestehen, vor Allem 
aber im Auslande. Die Anträge wurden 
als ein zu großer Eingriff in die Rechte des 
Geschäftsmannes und Arbeitgebers bekämpft 
und abgelehnt. 
-— Gustav Freytag hat, was wohl 
nicht allgemein bekannt sein dürfte, als er 
Großkomthur des ernestinischen Hausordens 
wurde, den mit dieser Würde fakultativ ver 
bundenen erblichen Adel abgelehnt, 
er wiederholte dies mehrere Jahre später 
hinsichtlich des Freiherrnstandes. Auch für 
sein einziges Kind Gustav (damals noch! 
minderjährig) verzichtete er auf den Adel. 
Er sagte bei dieser Gelegenheit in Bezug 
auf seinen Sohn zum Herzog Ernst II.: 
„Wenn er als Gustav Freytag nichts wird, 
so wird er als Gustav von Freytag auch 
nichts werden." Ueberhaupt war ja Frey 
tag sein ganzes Leben hindurch ein Herold 
des Bürgerthums; „Wir aber wollen bür 
gerliches Wesen zu Ehren bringen," schreibt 
er in seinen Erinnerungen. 
— NocheinmalHerrSchwein- 
b u r g. Wie Abgeordneter Liebermann 
von Sonnenberg gestern schon im Reichs- 
tage sagte, ist die Gefahr vorhanden, daß 
das E n t l a s s u n g s g e s u ch des Herrn 
Viktor Schweinburg von dem deutschen 
Flottenvereine auch diesmal nicht 
angenommen werde. Die be 
treffende Sitzung ist aus Gründen, die 
nicht bekannt werden, hinausgeschoben 
worden. Diese Thatsache veranlaßt wohl 
die „Tägl. Rundschau", noch einmal sich 
sehr eingehend mit Herrn Viktor Schwein 
burg zu besassen. Das genannte Blatt 
macht in seinem Artikel, dem noch andere 
folgen werden, Andeutungen, die Herrn 
Schweinburg zwingen müssen, die 
Gerichte anzurufen. Es wird 
u. a. in dem Artikel ausgesprochen, daß 
Herr Viktor Schweinburg, wenn er sich 
bei einem journalistischen Berufsvereine 
als Mitglied melden würde, sicher aus 
demselben Grunde abgelehnt werden 
würde, aus dem etwa ein Offizier von 
seinen Kameraden abgelehnt würde, wenn 
er seinen Stand dazu benutzte, um ge 
werbsmäßigen Pferdehandel oder gewerbs 
mäßiges Spiel zu treiben. Es werden 
ferner Andeutungen über die H e r k u n s t 
desReichthums des Herrn Schwein 
burg gemacht, die wir nicht wiedergeben 
wollen, weil sie uns nicht genügend sub- 
stantiirt scheinen. Dann wird erzählt, 
daß Herr Krupp Herrn Schweinburg 
Sr. Majestät dem Kaiser vor 
gestellt habe, und daß dieser welt 
geschichtliche Momrnt für die Nachwelt 
erhalten worden sei. Das Bild 
man im Wintergarten bewundern. Herr 
Schweinburg soll ferner nach den Aus- 
führungen des genannten Artikels Offi- 
zieren erklärt haben: „Ich habe hier 
zu befehlen, denn Se. Maje 
st ä t der Kaiser steht hinter 
mir." Endlich findet sich in dem Ar 
tikel folgender Satz: 
„Und derselbe Mann, der durch Krupps 
Protektion frech genug gemacht war, zu be 
haupten, daß der Kaiser hinter ihm stehe, 
schüttet Prügel, die er gelegentlich von 
einem Geschäftsführer des Flottenvereins in 
ausgiebigem Maße erhalten hat, wie der 
Pudel die Flöhe ab, ohne den Mann 
auch nurgerichtlichzubelangen." 
Angesichts solcher Vorwürfe und solcher 
Nachreden wird Herrn Viktor Schwein 
burg nichts übrig bleiben, als die ge- 
richtliche Feststellung. Bis dahin wird 
man sich des Urtheils, da Beweisstücke in 
der „Tägl. Rundschau" nicht geboten 
werden, enthalten müssen. Sollte aber 
Herr Viktor Schweinburg Klage nicht er 
heben, dann würde er aus dem öffent- 
lichen Leben ausscheiden müssen. Die 
deutsche Presse würde es dann ihrer 
eigenen Ehre schuldig sein, die Blätter, 
in denen er seine Thätigkeit entfaltet, 
konsequent zu ignoriren. (Dtsch. Tgsztg.) 
— Ueber Schweinburg berichtet die 
„Tägliche Rundschau" u. A.: Derselbe 
soll ein jährliches Einkommen von 
70 000 M k. versteuern und in 
unglaublich kurzer Zeit ein großes Ver- 
mögen erworben haben, sodaß er aus 
einem Ueberflusie, wie z. B. aus dem 
Tausch-Prozeß ersichtlich, auch B e a m t e n 
Darlehen geben und in seinem Hause 
Mini st er bewirk konnte." 
B u e ck sei aus dem Vorstand der 
Flottenvereins ausgeschieden. „Das was 
brav von ihm. Ihm ist nun Schwein 
burg gefolgt und bei den engen Freund- 
schafts-, man möchte fast sagen F a - 
milienbeziehungen, die Herrn 
v. Zedlitz mit Viktor Schweinburg 
verbinden, wird auch er es nicht mehr 
lange in einem Ausschüsse aushalten, dem 
sein Freund Schweinburg fehlt." Das 
Blatt deutet weiter an, daß die Herren 
Krupp und Jencke bemüht sind, Herrn 
Schweinburg irgendwie im Flottenverein 
eine einflußreiche Stellung zu 
sichern und so auch weiterhin den Flotten 
verein zu einem Schutzverein für Stahl 
und Eisen zu degradiren. 
— Das neue Jahrhundert beginnt 
offiziell also nun am 1. Januar 
19 0 0. Der Bundesrath hat in seiner 
gestrigen Sitzung konstatirt, daß dies die 
übereinstimmende Meinung der deutschen 
Regierungen sei. Wie verlautet, wird 
die diesjährige Neujahrsfeier am 
kaiserlichen Hofe gerade an der Grenzscheide 
der Jahrhunderte, am 31. Dezember 1899, 
Nachts 12 Uhr, stattfinden. Kaiserlicher 
Anordnung zufolge sollen in allen höheren 
und niederen Unterrichtsanstalten festliche 
Akte stattfinden, in denen auf die Bedeu 
tung der Jahrhundertwende hingewiesen 
werden soll. In den Volksschulen sollen 
diese Akte am letzten Unterrichtstage vor 
den Weihnachtsferien veranstaltet werden. 
— Wie bekannt, soll auch eine Jahr 
hundertpostkarte ausgegeben wer 
den. 
— Eine unglaublicheFrivolität 
gegen den Lehrerstand sollte die 
Deutsche Tageszeitung" sich vor längerer 
Zeit in einem Artikel schuldig gemacht 
haben. Wir hatten den betreffenden 
Artikel in einem anderen Blatt zitirt 
gefunden und daraus abgedruckt, und 
ebenso ging es ein paar Dutzend andere 
Zeitungen. Die „Deutsche Tageszeitung", 
die energisch bestreitet, jemals die 
beanstandete Notiz gebracht zu haben, 
hat festgestellt, daß die vorläufige Quelle 
aller Citate die „Neue Pädagogische 
Zeitung" in Magdeburg ist, und will 
nun Klage gegen den Herausgeber dieses 
Blattes erheben, um der Sache auf den 
Grund zu kommen. Der Redakteur der 
„N. Päd. Ztg." hat nach seiner Angabe 
den Artikel einem anderen Blatte 
entnommen, weiß aber jetzt nicht mehr 
welchem. 
Berlin, 15. Dec. Die Berliner Diebe 
haben jetzt auch ihre Weihnachtsfreude. 
Gestern wurden in einem einzigen Ge- 
chäftshause in der Leipzigerstraße nicht 
weniger als 4 Personen (I) auf frischer 
könne > That ertappt, als sie stahlen. Rechnet 
man dazu die nicht ertappten, so ergiebt 
sich ein nettes Corps auf ganz Berlin. 
Aber was wollen wir? Berlin wird 
von Jahr zu Jahr immer „gebildeter". 
— Die Dienstbotennoth, so schreibt das 
„Mainz. Journ.", wird durch folgendes 
Borkommniß so recht illustrirt: Eine 
herrschaftliche Köchin in einem hessischen 
Landorte suchte jüngst anderweitige Stellung 
und bediente sich hierbei des Inserats: 
In kürzester Frist erhielt die Suchende 
93 Angebote, darunter zwölf 
telegraphische. 
Köln, 14. Dec. Wie die Köln. VolkSztg. 
meldet, hat die hessische Regierung die 
Candidatenliste für die Mainzer Bischofs 
wahl zurückgesandt; auf der Liste stehen 
als Candidaten Propst Fehr-Worms, 
Dekan Engelhardt-Heppenheim, Pros Dr. 
Brneck-Mainz. 
In Uckerath wurde seit längerer Zeit 
eine großeZahlvonEinbrüchen 
verübt, zuletzt sogar beim 
Polizeidiener selber, als dieser ge 
rade sein Gehalt sowie die Beiträge für 
den Kriegerverein einkassirt hatte. Nicht 
geringe Ueberraschung hat nun die Er 
mittelung und Verhaftung des Diebes 
verursacht. Der Einbrecher, ein noch 
junger Mensch, war S ch r e i b e r auf 
dem Bürgermei st er-Amte, der 
so seine nächtlichen Räubereien am 
anderen Tage nach erfolgter Anzeige 
amtlich protokolliren konnte. Diese inter 
essante Beschäftigung würde er noch 
haben fortsetzen können, wenn er nicht 
durch große Geldausgaben sich verdächtig 
gemacht hätte.Z Jedenfalls hat er mit
	        
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