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-ALo. 4957
Die heutige Num-
wer dieses Blattes
erscheint wiederum in
ŞSSS kWiilm«.
Die Expedition.
Morgen-Berichte.
Londonf 16. Dee. (Orig.
Telegr. d. Rendsb. Wochenbl.) Eine
große Schlacht ist gestern un
ter Balleres Leitung ge
schlagen und hat mit einer
schweren Niederlage der Eng
länder geendet. Das Kriegs
amt erhielt die Nachricht, daß
die gesantnrten Truppen But
lers bei Chievley am Tugela-
flusse Morgens gegen die
Buren vordrangen. Sie muß
ten den Rückzug antreten,
nachdem sie enorme Verluste
an Todten und Verwundeten
erlitten. Außerdem gingen
cif Geschähe verloren.
London, 15. Dezember. „Daily Mail"
meldet aus Kopenhagen: Die Versetzung
des deutschen Gesandten v. Kiderlen-
Wächter aus Kopenhagen nach Bukarest
wird in Kopenhagen als Degradation
betrachtet. Der Grund der Versetzung
soll in Mangel an Aufmerksamkeit auf
die Handelspolitik Dänemarks in Ostasien
liegen, wovon Kiderlen-Wächier die deutsche
Regierung hätte unterrichten müssen.
Nizza, 15. Dec. Hier stürzte heute ein
Neubau ein. Zwei Personen wurden ge-
tödtet und acht erlitten schwere Verletz
ungen.
Wien, 15. Dec. In deutschen Partei
kreisen wird bestimmt behauptet, Graf
Clary werde mit allen Mitgliedern des
Kabinets noch vor Weihnachten zurücktre
ten und bis Neujahr ein neues Beamten
Ministerium znr Fortführung der Ver
waltungsgeschäste ernannt werden. Zum
neuen Ministerpräsidenten soll der Mini
stcr des Innern Körber ausersehen sein.
Wien, 15. Dec. In Jlok (Slavonien)
verunglückte eine Hochzeitgesellsckaft, die
in 8 Schlitten heimkehrte. Die betrunke
nen Kutscher hieben sinnlos auf die Pferde
ein; plötzlich stürzten die drei ersten
Schlitten eine 40 Meter hohe Böschung
hinab in die Donau. 16 Menschen, dar
unter das Hochzeitspaar, fanden ihren
Tod in den Wellen.
Aeltrstes mrd gete lenstes Kiatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
—^ B2 ster Jahrgang.
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nächst.), Rendsburg, Mühlenstraße 18.
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Dem Rendsburger Wochenblatt wird
„Drr Landwirth"
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interessen
der Landwirthschaft) gratis beigegeben.
Sonntag, öen 17. December
1899.
Der Krieg in Liidisrika
Die Stimmung io England
wird ganz natürlicher Weise immer de-
primirter. Die endlose Verlustliste von der
Schlacht bei Magersfontein macht in Eng
land nach, dem B. L. A. einen furchtbaren
Eindruck. Niemand zweifelt daran, daß die
englischen Verluste noch größer sind, als
bisher angegeben, und die Niederlage über
haupt unbeschreiblich vernichtend war. Die
Schlächterei unter der Hochländer-Brigade
soll jeder Beschreibung gespottet haben. Die
Scharfschützen der Boeren verfehlten nie
mals ihr Ziel. Dazu kommt, daß der Auf
stand in der K a p k o l o n i e reißende Fort
schritte macht. Die letzten Niederlagen ha
ben eine höchst beunruhigende Wirkung ge
habt und wächst der Abfall der Holländer
sehr stark. Geheime Versammlungen sind
an der Tagesordnung.
In Frankreich und Amerika
mehren sich die Ausdrücke der Sympathie
für die Boeren. Wie aus Paris gemeldet
wird, fand dort gestern Abend in: Theater
Marigny eine Vorstellung zu Gunsten des
Unterstützungsfonds der Boeren statt. Die
Vorstellung nahm einen glänzenden Verlauf
und brachte über 10 000 Francs ein. — Ein
Clevelander (Cleveland liegt in Ohio) Blatt
berichtet von der Abfahrt zwanzig amerika
nischer Irländer, welche sich nach Paris ein
schiffen, um von dort aus mit einer Abthei
lung von 500 Mann nach Südafrika abzu
gehen. 500 weitere Irländer werden inner
halb vierzehn Tagen folgen.
Aus Antwerpen wird uns gemeldet:
Die englischen Spione, welche seit einigen
Wochen hier eingetroffen, überwachen mit
der größten Aufmerksamkeit alle verdächti
gen Schiffe und erkundigen sich genau über
deren Ladung und Ziel usw. Dieselben schei
nen überzeugt zu sein, daß Proviant und
Munition für die Boeren über Antwerpen
gesandt werde.
In den Vorräumen des Kriegsamtes zu
London gab es heute erschütternde Sce
nen. Als der Diener mit einem blauen Pa
pierbogen, worauf die Verluste verzeichnet
waren, erschien, bemächtigte sich eine un
beschreibliche Bewegung der Harrenden. Al
les umdrängte ihn, und um die Folterqualen
der Fernstehenden zu verkürzen, verlas er
öte Verlustliste mit weithin vernehmbarer
Stimme. Die Menge hörte schweigend zu,
die Meisten verbargen ihre Gefühle mit der
den Engländern eigenen Selbstbeherrschung.
Doch pine Dame mußte bald ohnmächtig
hinausgeführt werden. Hiernach wurden die
Listen aufgehängt und begierig von den An
wesenden nochmals durchstudirt. Viele her
vorragende Persönlichkeiten zogen im Laufe
des Tages Erkundigungen ein.
Laut Nachrichten der Brüsseler Trans
vaalgesandtschaft wurde M ethuen's Os
si z i e r k o r p s bei Magersfontein n a h e-
z u vernichtet. Der Gesammtverlust der
Engländer wird von dieser Seite auf über
1000 geschätzt. Als Resultat der Schlacht
wird betrachtet, daß Lord Methuen zum
Rückzug nach De Aar gezwungen, die Koo
peration Buller's und Methuen's vereitelt
und der Fall Kimberley's gesichert wird.
lieber die Niederlage des Generals Ga
tacre bei Stormberg im Norden der
Kapkolonie wird noch, die erstaunliche Mit
theilung gemacht, daß der Führer, welcher
die Truppen mehrere Meilen weiter führte,
als der General beabsichtigte, ein — Po
lizist war! Eine Landkarte, auf welcher
die Entfernungen der einzelnen Orte von
einander genau angegeben sind, scheinen der
General und sein Stab gar nicht besessen zu
haben. Und dabei bewegten sich die Trup
pen auf heimischem Gebiete!
Ueber den Kampf von Montag berichtet
der Korrespondent der „Daily Mail" in
Modder-River:
Der Kampf begann bei Tagesgrauen. Die
Hochländer rückten über die Grasebene vor
und sahen sich plötzlich einem mörderischen
Feuer aus Laufgräben von 200 Iards
Länge ausgesetzt. Der größere Theil des
Tages nahn: einen fürchterlichen Verlauf.
Die Verluste, die so in einer einzigen Mi
nute erlitten wurden, waren erschreckend und
überwältigend. Die Brigade zog sich rasch
zurück, erholte sich- aber wieder und behielt
ihre Stellung. Dies war auf dem linken
Flügel. Auf dem rechten Flügel war die
Garde-Brigade durch die offene Gegend ge
gen andere Laufgräben vorgegangen und
kämpfte 15 Stunden lang gegen einen un
sichtbaren Feind.
Um 11 Uhr Vorm, wurden die Gordons,
die an dem ersten Vormarsch nicht bethet
legt waren, vorgeschickt. Die Boeren ließen
sie eine Linie der Schützengräben passiren
und nahmen sie dann unter Feuer. Die eng
lische ArUllerie bestrich den ganzen Tag hin
durch die feindlichen Verschanzungen. Erst
beim Einbruch der Nacht hörte der Kampf
auf. Dem „Daily Telegraph" wird über
die Schlacht gemeldet: Lord Methuens
Truppen versuchten einen Durchbruch durch
die linke Flanke der Boeren, aber diese wa
ren zu stark. __ Der Angriff auf die Front,
wo die Hochländer am Vormittag zurückge
schlagen wurden, wurde den ganzen Tag
hartnäckig fortgesetzt. Die Gordon-Hochlän-
der machten einen heldenhaften Versuch,
diesen Mißerfolg wett zu machen. Ihr
Oberst fiel. Auch der Marquis of Winche
ster, Major bei den Coldstream Guards,
îst gefallen.
^m „Standard" zufolge konnte nach
dem Zurückgehen der Hochländer-Brigade
bet der Neuaufstellnng das unter dem Na
men „Schwarze Wache" rühmlich bekannte
Regiment nur noch- 160 Mann aufweisen.
und hatte in Deutschland, gegen den
Wunsch seiner Familie, ein armes bürger
liches Mädchen geheirathet. In Amerika,
wohin ihn Schwierigkeiten trieben, die er
in militärischen Kreisen gehabt hatte,
änderte er seinen Namen.
Eine romantische Heirath ist soeben in
dem kleinen Dorfe New-Liberty in Pope
County gefeiert worden. Die glückliche
Braut, Miß Nettie Clark, die in New-
Liberty wohnt, kam eines Tages auf die
Idee, eine Notiz in einer Flasche zu ver
bergen, die sie in den Fluß warf.
Mehrere Wochen später sand Mr. C. E.
Anderson, ein angesehener Pflanzer im
Staate Louisina, die Flasche und beant
wortete die Notiz. Eine Korrespondenz
entspann sich, die schließlich mit einer
Hochzeit endete. Das glückliche Pärchen
hat sich erst zwei Tage vor der Hochzeit
zum ersten Male gesehen.
Italien.
Nom, 15. Dec. Eine kolossale
gußeiserne Statue des Hei
landes soll auf dem Gipfel des 2273
Meter hohen Monte Barone bei Jvrea
aufgestellt werden. Die Statue, welche
vergoldet wird, damit fie weithin
sichtbar ist, mißt 3 Meter, das Postament
14 Meter.
Inland.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Zwischen Flint und Pere Marquette
im nordamerikanischen Staate Wisconsin
nahm sich vor einigen Tagen ein gewisser
Max Pfennig das Leben, indem er sich
von einem Dampfer in die Fluth stürzte.
Der wirkliche Name des Selbstmörders
ist Max von S ch u l e n b u r g. Er
war Offizier im deutschen Heere gewesen
- Ein kleines persönliches Rencontre
spitzte sich- zwischen dem Staatssekretär Gra
fen Posadowsky und dem Abg. Rich
ter in der gestrigen Reichstagssitzung zu.
Staatssekretär Graf Posadowsky hatte
ausgeführt: „Ich gestehe gern zu, daß Herr
Richter in einer langen parlamentarischen
Thätigkeit eine glänzende Beredsamkeit und
eine für viele bestechende Rednergabe sich
angeeignet hat. Er habe aber solche sachlich
so sorgfältig vorbereiteten Reden, wie der
Abg. , Richter sie heute gehalten, schon oft
von ihm gehört, wenn es sich darum han
delte, große Maßregeln im Interesse des
Vaterlandes auf dem Gebiete der Landes-
vertheidignng oder irgend welchen anderen
Gebieten durchzuführen, und fast immer wa
ren die Reden des Abg. Richter contra." —
Darauf erwiderte Abg. Richter in einer
persönlichen Bemerkung, er sei sich bewußt,
stets in allen Fragen, auch denjenigen der
Landesvertheidigung die Interessen des Va
terlandes nach seinem besten Willen und
Gewissen wahrgenommen haben. Freilich!
hätten sich die Auffassungen über das, was
im Interesse des Vaterlandes liege, nicht
immer gedeckt mit den jeweiligen Ansichten
der Regierung.
- Zur Etatsdebatte imReichs-
tag schreibt die „Germania": „In dem
Intriguen spiel gegen den Für
st e n Hohenlohe bildet Herr von
Miguel den mächtigsten F a k
t o r, wenigstens in der Einbildung der
Konservativen, und da Herr von Miguel
das Ohr des Kaisers besitzt, mögen sie vor
läufig Recht haben in ihrer Auffassung, daß
die scharfe Auseinandersetzung zwischen
Herrn v. Miguel und Herrn Dr. Lieber von
dem Vicc-Präsidenten des preußischen
Staatsministeriums v. Miguel, der sich- über
sein Verhalten in der Kanalfrage weislich
ausgeschwiegen hat — man weiß ja warum?
— zu seinen Gunsten ausgelegt werden
wird. Aber die Wahrheit wird trotz
alledem zu ihrem Rechte kommen, die Wahr
heit, die in diesem Falle nicht auf Seiten
des Herrn von Miguel steht."
Berlin, 15. Dec. Die Stadtverord
netenversammlung beschäftigte sich gestern
mit der Neuregelung des Submis
sion s w e s e n s. Der freisinnige Stadt
verordnete G o l d s ch m i d t hatte den An
trag gestellt, jede Zutheilung von Aufträ
gen davon abhängig zu machen, daß der be
treffende Unternehmer seine Arbeiter zu den
in. der Branche ortsüblichen bezw. zwischen
Unternehmers und! Arbeitern,'imi Einigungs
amt vereinbarten Arbeitsbedingungen be
schäftigt. Ferner sollten Lieferanten, die
ihre Waaren in Strafanstalten Herstellen
lassen, von der Betheiligung an Lieferungen
für die Stadt Berlin ausgeschlossen sein.
Ein Antrag der Sozialdemokraten
verlangte ebenfalls die Aufnahme der
Lohnklausel in die Submissionsbedin-
gungen, wollte aber unter den ortsüblichen
Lohn- und Arbeitsbedingungen solche ver
standen wissen, die von den Arbeiterorgani
sationen anerkannt werden. In der Begrün-
dung dieser Antrüge wurde wiederholt dar- Herr
auf hingewiesen, daß in einzelnen Städten,
wie Leipzig, Frankfurt, Hannover ähnliche
Vorschriften bereits bestehen, vor Allem
aber im Auslande. Die Anträge wurden
als ein zu großer Eingriff in die Rechte des
Geschäftsmannes und Arbeitgebers bekämpft
und abgelehnt.
-— Gustav Freytag hat, was wohl
nicht allgemein bekannt sein dürfte, als er
Großkomthur des ernestinischen Hausordens
wurde, den mit dieser Würde fakultativ ver
bundenen erblichen Adel abgelehnt,
er wiederholte dies mehrere Jahre später
hinsichtlich des Freiherrnstandes. Auch für
sein einziges Kind Gustav (damals noch!
minderjährig) verzichtete er auf den Adel.
Er sagte bei dieser Gelegenheit in Bezug
auf seinen Sohn zum Herzog Ernst II.:
„Wenn er als Gustav Freytag nichts wird,
so wird er als Gustav von Freytag auch
nichts werden." Ueberhaupt war ja Frey
tag sein ganzes Leben hindurch ein Herold
des Bürgerthums; „Wir aber wollen bür
gerliches Wesen zu Ehren bringen," schreibt
er in seinen Erinnerungen.
— NocheinmalHerrSchwein-
b u r g. Wie Abgeordneter Liebermann
von Sonnenberg gestern schon im Reichs-
tage sagte, ist die Gefahr vorhanden, daß
das E n t l a s s u n g s g e s u ch des Herrn
Viktor Schweinburg von dem deutschen
Flottenvereine auch diesmal nicht
angenommen werde. Die be
treffende Sitzung ist aus Gründen, die
nicht bekannt werden, hinausgeschoben
worden. Diese Thatsache veranlaßt wohl
die „Tägl. Rundschau", noch einmal sich
sehr eingehend mit Herrn Viktor Schwein
burg zu besassen. Das genannte Blatt
macht in seinem Artikel, dem noch andere
folgen werden, Andeutungen, die Herrn
Schweinburg zwingen müssen, die
Gerichte anzurufen. Es wird
u. a. in dem Artikel ausgesprochen, daß
Herr Viktor Schweinburg, wenn er sich
bei einem journalistischen Berufsvereine
als Mitglied melden würde, sicher aus
demselben Grunde abgelehnt werden
würde, aus dem etwa ein Offizier von
seinen Kameraden abgelehnt würde, wenn
er seinen Stand dazu benutzte, um ge
werbsmäßigen Pferdehandel oder gewerbs
mäßiges Spiel zu treiben. Es werden
ferner Andeutungen über die H e r k u n s t
desReichthums des Herrn Schwein
burg gemacht, die wir nicht wiedergeben
wollen, weil sie uns nicht genügend sub-
stantiirt scheinen. Dann wird erzählt,
daß Herr Krupp Herrn Schweinburg
Sr. Majestät dem Kaiser vor
gestellt habe, und daß dieser welt
geschichtliche Momrnt für die Nachwelt
erhalten worden sei. Das Bild
man im Wintergarten bewundern. Herr
Schweinburg soll ferner nach den Aus-
führungen des genannten Artikels Offi-
zieren erklärt haben: „Ich habe hier
zu befehlen, denn Se. Maje
st ä t der Kaiser steht hinter
mir." Endlich findet sich in dem Ar
tikel folgender Satz:
„Und derselbe Mann, der durch Krupps
Protektion frech genug gemacht war, zu be
haupten, daß der Kaiser hinter ihm stehe,
schüttet Prügel, die er gelegentlich von
einem Geschäftsführer des Flottenvereins in
ausgiebigem Maße erhalten hat, wie der
Pudel die Flöhe ab, ohne den Mann
auch nurgerichtlichzubelangen."
Angesichts solcher Vorwürfe und solcher
Nachreden wird Herrn Viktor Schwein
burg nichts übrig bleiben, als die ge-
richtliche Feststellung. Bis dahin wird
man sich des Urtheils, da Beweisstücke in
der „Tägl. Rundschau" nicht geboten
werden, enthalten müssen. Sollte aber
Herr Viktor Schweinburg Klage nicht er
heben, dann würde er aus dem öffent-
lichen Leben ausscheiden müssen. Die
deutsche Presse würde es dann ihrer
eigenen Ehre schuldig sein, die Blätter,
in denen er seine Thätigkeit entfaltet,
konsequent zu ignoriren. (Dtsch. Tgsztg.)
— Ueber Schweinburg berichtet die
„Tägliche Rundschau" u. A.: Derselbe
soll ein jährliches Einkommen von
70 000 M k. versteuern und in
unglaublich kurzer Zeit ein großes Ver-
mögen erworben haben, sodaß er aus
einem Ueberflusie, wie z. B. aus dem
Tausch-Prozeß ersichtlich, auch B e a m t e n
Darlehen geben und in seinem Hause
Mini st er bewirk konnte."
B u e ck sei aus dem Vorstand der
Flottenvereins ausgeschieden. „Das was
brav von ihm. Ihm ist nun Schwein
burg gefolgt und bei den engen Freund-
schafts-, man möchte fast sagen F a -
milienbeziehungen, die Herrn
v. Zedlitz mit Viktor Schweinburg
verbinden, wird auch er es nicht mehr
lange in einem Ausschüsse aushalten, dem
sein Freund Schweinburg fehlt." Das
Blatt deutet weiter an, daß die Herren
Krupp und Jencke bemüht sind, Herrn
Schweinburg irgendwie im Flottenverein
eine einflußreiche Stellung zu
sichern und so auch weiterhin den Flotten
verein zu einem Schutzverein für Stahl
und Eisen zu degradiren.
— Das neue Jahrhundert beginnt
offiziell also nun am 1. Januar
19 0 0. Der Bundesrath hat in seiner
gestrigen Sitzung konstatirt, daß dies die
übereinstimmende Meinung der deutschen
Regierungen sei. Wie verlautet, wird
die diesjährige Neujahrsfeier am
kaiserlichen Hofe gerade an der Grenzscheide
der Jahrhunderte, am 31. Dezember 1899,
Nachts 12 Uhr, stattfinden. Kaiserlicher
Anordnung zufolge sollen in allen höheren
und niederen Unterrichtsanstalten festliche
Akte stattfinden, in denen auf die Bedeu
tung der Jahrhundertwende hingewiesen
werden soll. In den Volksschulen sollen
diese Akte am letzten Unterrichtstage vor
den Weihnachtsferien veranstaltet werden.
— Wie bekannt, soll auch eine Jahr
hundertpostkarte ausgegeben wer
den.
— Eine unglaublicheFrivolität
gegen den Lehrerstand sollte die
Deutsche Tageszeitung" sich vor längerer
Zeit in einem Artikel schuldig gemacht
haben. Wir hatten den betreffenden
Artikel in einem anderen Blatt zitirt
gefunden und daraus abgedruckt, und
ebenso ging es ein paar Dutzend andere
Zeitungen. Die „Deutsche Tageszeitung",
die energisch bestreitet, jemals die
beanstandete Notiz gebracht zu haben,
hat festgestellt, daß die vorläufige Quelle
aller Citate die „Neue Pädagogische
Zeitung" in Magdeburg ist, und will
nun Klage gegen den Herausgeber dieses
Blattes erheben, um der Sache auf den
Grund zu kommen. Der Redakteur der
„N. Päd. Ztg." hat nach seiner Angabe
den Artikel einem anderen Blatte
entnommen, weiß aber jetzt nicht mehr
welchem.
Berlin, 15. Dec. Die Berliner Diebe
haben jetzt auch ihre Weihnachtsfreude.
Gestern wurden in einem einzigen Ge-
chäftshause in der Leipzigerstraße nicht
weniger als 4 Personen (I) auf frischer
könne > That ertappt, als sie stahlen. Rechnet
man dazu die nicht ertappten, so ergiebt
sich ein nettes Corps auf ganz Berlin.
Aber was wollen wir? Berlin wird
von Jahr zu Jahr immer „gebildeter".
— Die Dienstbotennoth, so schreibt das
„Mainz. Journ.", wird durch folgendes
Borkommniß so recht illustrirt: Eine
herrschaftliche Köchin in einem hessischen
Landorte suchte jüngst anderweitige Stellung
und bediente sich hierbei des Inserats:
In kürzester Frist erhielt die Suchende
93 Angebote, darunter zwölf
telegraphische.
Köln, 14. Dec. Wie die Köln. VolkSztg.
meldet, hat die hessische Regierung die
Candidatenliste für die Mainzer Bischofs
wahl zurückgesandt; auf der Liste stehen
als Candidaten Propst Fehr-Worms,
Dekan Engelhardt-Heppenheim, Pros Dr.
Brneck-Mainz.
In Uckerath wurde seit längerer Zeit
eine großeZahlvonEinbrüchen
verübt, zuletzt sogar beim
Polizeidiener selber, als dieser ge
rade sein Gehalt sowie die Beiträge für
den Kriegerverein einkassirt hatte. Nicht
geringe Ueberraschung hat nun die Er
mittelung und Verhaftung des Diebes
verursacht. Der Einbrecher, ein noch
junger Mensch, war S ch r e i b e r auf
dem Bürgermei st er-Amte, der
so seine nächtlichen Räubereien am
anderen Tage nach erfolgter Anzeige
amtlich protokolliren konnte. Diese inter
essante Beschäftigung würde er noch
haben fortsetzen können, wenn er nicht
durch große Geldausgaben sich verdächtig
gemacht hätte.Z Jedenfalls hat er mit