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(Außer an Sonn- und Festtagen.)
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incl. Poschrovision rc., jedoch ohne Bestellgeld.
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Aeltestes mrd gelelenstes Alatt im Kreise Rendsburg.
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Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nächst.), Rendsburg, Mühlenstraße 18.
Wo.
294.
Sonncrbsnö, 6en 16. Iecembeŗ
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Dem Rendsburger Wochenblatt wird
„Der Landwirt!)"
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interessen
der Landwirthschaft) gratis beigegeben.
1899.
giebt Payne’s lllustrirter Familien-Kalender für
1900. Er enthält u. A. 11 Erzählungen mit 44
Illustrationen, 202 Porträts und 5S andere
Illustrationen etc.
Payne’s Jllustrirter
Familienķalender für
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ist der reichhaltigste u. billigste
der jemals erschienen ist. Man achte besonders darauf, PAYETE’S
Illustrirten Pamilien-Kalen&er zu erhalten, da unter ähnlichem
Titel mindeiwerthige Erzeugnisse dem Publikum aufgedrängt werden.
Payne’s Illustr. Familien-Kalender ist zum Preise von Lşş 50 Pfg-.
durch die Expedition dieses Blattes und deren Boten zu beziehen.
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Kalender
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in der Expedition des
Kendsb. Wochenbl.
Wŗgeŗl» GssetzöNchsR
sind wreder eingetroffen. — Preise25 Pf.
Die Expedition.
Morgen-Berichte.
Köln a. Rh., 14. Dec. Die „Köln.
Ztg." schreibt zu dem Duell zwischen Lieber
und Miguel, es sei nicht das erste Mal,
daß Miguel einer Vorlage der Regierung,
der er angehörte hinterrücks ein Bein
gestellt habe. Er hat seiner Zeit die
Zedlitz'sche Schulvorlage unterschrieben;
hinterher aber verbreiteten seine eisrigen
Freunde, er habe gegen dieselbe gearbeitet.
Er war Mitglied der Regierung, welche
die Handelsvertragspolitik in den Mittel-
Punkt ihres Programms rückte, und er
versicherte seinen Freunden, die Konserva
tiven müßten Esel sein, wenn sie für den
russischen Handelsvertrag stimmten. Da
braucht man sich nicht zu wundern, wenn
der blüthenreiche Kranz der Erzählungen,
der sich um die Stellungnahme zur Kanal-
vorläge schling, immer im üppigen Grün
prangt, so oft und so summarisch auch die
Scheere des Gärtners ihn durchschneiden
mag. Unter diesen Umständen ist es um
Miguel und Schweinburg einsam gewor
den. Der nationalliberale Politiker, der
hier noch vertrauen wolle, dürfte einer
Ausstellung als Sehenswürdigkeit zur
Zierde gereichen.
Köln, 13. Dez. Die „Frkf. Ztg"
meldet: Vor einigen Tagen beleidigten
zwei Soldaten ein Mädchen auf
der Straße, worauf ein hiesiger Fabrikant
hinzutrat und die Soldaten aufforderte,
von dem Mädchen abzulassen. Die Sol
daten verfolgten den Fabrikanten, versetzten
ihm tiefe Stiche in die Kniescheibe
und entflohen hierauf. Die Stiche zer
schmetterten den Knochen, sodaß das Bein
amputirt werden mußte. Der Zustand
des Schwerverletzten ist hoffnungslos.
Trotz eifriger Nachforschungen ist es bis
her nicht gelungen, die Soldaten ausfindig
zu machen. Die Familie des Verletzten
setzt eine hohe Belohnung auf die Nam.
haftmachung der Thäter, während das
Gouvernement droht, die gesammte Garni
son mit Entziehung des Weihnachtsurlaubs
zu bestrafen, wenn die Thäter nicht ent
deckt werden sollten.
Berlin, 14. Dez. Drei Kinder eines
in der Wohnung allein zurückgelassenen
Arbeiters sind in Gerdeswalde beim
Spielen mit Feuer erstickt
Paris, 14. Dez. Sechsunddreißig so
zialistische Abgeordnete beschlossen in ihrer
gestrigen Versammlung Folgendes: Die
parlamentarische Gruppe der sozialistischen
Partei ist gebildet. Sie bestätigt neuer
dings als Hauptprinzipien des Sozialismus
folgende Grundsätze: 1. Internationale
Vertheidigung der Arbeiter, 2. parlamen
tarische und wirthschaftliche Organisation
des Proletariats zur Erlangung der
Staatsgewalt, 3. die Verallgemeinerung
der Erzeugnisse und der Ausstandsmittel,
d. h. die Umbildung der kapitalistischen
Gesellschaft in eine Kollektiv- oder kommu
nistische Gesellschaft. Die Mitglieder .der
Gruppe erklären sich bereit, nachdem sie
Kenntniß von den neuen Beschlüssen des
Kongresses genommen haben, diese Prin
zipien zu wahren und auszuführen. Es
ist ihnen untersagt, sich einer anderen
parlamentarischen politischen Gruppe an
zuschließen.
Paris, 14. Dez. Gelegentlich der
Hundertjahrfeier Heinrich Heines besuchten
gestern über tausend Personen das Grab
Dichters, um daselbst prächtige
Kränze und Blumenarrangements nieder
zulegen.
New-syork, 13. Dezember. Die „Sun
erklärt,' Deutschland versuche die Er
werbung einer Kohlenstation in Dänisch
Westindien.
Madrid, 13. Dezember. Zwischen dem
Exmarineminister Augnon und dem
Admiral Castelani, die sich auf offener
Straße ohrfeigten, fand heute ein
Pistolenduell statt. Augnon erhielt einen
Schuß in's Ohr.
London, 13. Dezember. Nach Tele
grammen aus Kapstadt sind ernste
Differenzen zwischen dem Gouverneur
vorläge im preußischen Landtage mit ihm noch
weiter auseinandersetzen. Aber weil er gesagt
hat, für Kanäle mit Wasser interessire sich ja
jeder, also auch Herr v. Kardorsf, und weil der
mathematische Beweis geliefert werden kann, daß
der Mittellandkanal hinreichend Wasser £)at, so
ï ja mit Leichtigkeit zu erreichen, daß bei einer
erneuten Vorlage des Mittellandkanals Herr v.
Kardorsf diesen: Projekte seine Zustimmung geben
wird. (Lebhafter Beifall),
Abg. Richter (frets. Vp.) Die Ausführungen
des Abg. v. Kardorsf dienten gestern wohl nur
znr Erheiterung des Hauses. Lang’ ists her,
daß Herr v. Miguel hier war. Die Wasser müssen
schonhoch gehen, wenn er kommt. Zuweilen
then wir ihn gern; schade, daß er nicht länger
hier blieb. Es kam unter früheren Monarchen
nicht vor, daß sie Angelegenheiten des Reichstages
besprachen. Gegen die Anschuldigung der beharr
lichen Verweigerung sich zu vertheidigen, dazu
bedarf es nicht des Männerstolzes vor Königs
thronen, das ist die Pflicht der Selbsterhaltung.
(Beifall links). Was wurde denn abgelehnt?
Zwei Küstenpanzer der Siegfriedklasie, die jetzt
ohnehin nicht erneuert werden soll. Als Staats
sekretär Tirpitz aus Wilhelmshaven zurückkehrte,
erschien in der „Nordd. Allgem. Ztg." ein hoch
offiziöser Artikel, wonach eine Flottenvorlage in
dieser Session nicht erfolgen würde. (Hört, hört!)
Nach 20 Stunden sprang der Wind um. Herr
Tirpitz und Herr von Bülow waren im Neuen
Palais. Gleich darauf meldete das Wolff'sche
Bureau die Reise des Staatssekretärs Tirpitz zum
Kanzler nach Baden-Baden. Wir wollen nicht,
daß die Regierungsdirektiven von Trinksprüchen
und Festreden ausgehen. Das ist, was uns bitter
noththut. Wir wollen keine Kabinettsregierung,
deren unheilvolle Wirkung man aus früheren
Zeiten kennt. (Beifall links und im Centrum.)
Herr v. Tirpitz erzählte uns, im April habe sich
die Regierung über den Flottenplan schlüssig ge
macht, im Mai sei er herumgereist und habe die
Industriellen in diskreter Weise aufgefordert,
sich auf die Pläne einzurichten. Da liegt der
Schlüssel zu der um die gleiche Zeit beginnenden
Agitation der Geschäftspatrioten. Die Herren
Schweinburg und von Zedlitz erschienen auf dem
Plan. Der Hallo ging los. (Heiterkeit.) Der
Plan liegt uns noch nicht vor, aber nirgends ist
bis jetzt auf die sehr kostspielige Armirung, die
nöthigen Torpedos rc. Rücksicht genommen. (Der
Reichskanzler erscheint im Saal,) Staatssekretär
v. Thielmvnn schildert alles rosig, ihm hängt der
Himmèl voller Geigen. Was gemacht werden
kann, wird gemacht; er hat aber noch keine bösen
Jahre durchgemacht. (Heiterkeit).
Seit dem Amtsantritt des Herrn v. Buchka
sind die Kolonialzuschüsse verdoppelt, abgesehen
von dem Betrag für das herrliche Kiaut-
schou (Heiterkeit). Die ostafrikanische Central
bahn verspricht keine Rentabilität. Die Land
wirthschaft klagt über Leutenoth. Die afrikanischen
Eisenbahnen bieten keine Erhöhung, sondern nur
eine Deplazirung des Kapitals. Bei dem zur
Zeit herrschenden Mangel an Materialeisen hat
durchaus nicht die Eisenindustrie ein Interesse
an vermehrten Eisenbahn- und Schiffsbauten.
Alles das drängt zu neuen Steuern. Herr
Miguel hat uns vor drei Jahren im Ab
ab. Es ist eine napoleonisirte Taktik, die Stand
arte des Monarchen in den Parteikampf zu
ziehen. Wir erklären dem Reichskanzler, aber
aus anderen Gründen als die Rechte, daß wir
eine Politik für zu sprunghaft, zu wenig selbst-
tändig halten, als daß wir ihr etwas anderes
als ein entschiedenes Mißtrauen entgegenbringen
können. (Beifall links, Zischen rechts.)
Ich komme zur auswärtigen Politik. Wie
kann man behaupten, daß nach den Erfolgen
der Bismarck'schen Politik die Verhältnisse der
50er Jahre wiederkehren könnten ohne eine Ver
stärkung der Flotte? Nach der langen Rede des
Herrn v. Bülow fragte man sich: was hat er
eigentlich gesagt? Er hat eine Flottenrede
gehalten, die er auch für das vergangene
Flottengesetz hätte halten können. (Zustimmung
Unks.) Profeffor Schmoller hat in seiner
Flottenrede die ältesten Zeiten in Betracht
gezogen. Er hatte sagen können, schon zu
Noah's Zeiten hätte man gesehen, was in der
Noth eine Flotte bedeute. (Stürmische Heiterkeit,)
Die spanischen Truppen und die spanische Flotte
find nicht mit den unseren zu vergleichen. Die
Lösung der Samoafrage bedeutet eine Entlastung
für unsere Flotte. Eine Kreuzernoth besteht
nicht mehr. Man soll eine bezahlte Rechnung
nicht nochmals präsentiren. In dem Transvaal-
krieg stehen die Sympathien des deutschen Volkes
auf Seiten der Buren. (Beifall.) Die Regierung
muß neutral sein und ist es auch; das ist ein
Fortschritt gegenüberdem unglücklichen Telegramm
von vor 4 Jahren. (Zustimmung; Ohorufe!)
Was beweist der Krieg? Nur, daß man Eng
lands Seemacht weit überschätzt hat, daß es hier
mit der ganzen Seemacht nichts ausrichten kann.
England steht unserer Kolamalpolitik nicht
überall feindlich gegenüber. England hätte alle
Kolonien längst haben können, wenn es gewollt
hätte. Als wir die Felbartillerie ändern wollten,
hielten wir das sorgfältig geheim, aber das ist
mir unklar, warum man 1st Jahre vorher
ordi st urbi vroklamirt: seht, das bauen wir
an neuen Schiffen! Provozirt man damit nicht
andere Staaten? Das ist Admiralpolitik.
Milner und dem Kap-Mlinsterium aus- stimmung links.) Im Verhältniß zu den steigenden
gebrochen, und es gilt eine Ministerkrisis v * ^ »sä-
als bevorstehend.
Deutscher Reichstag.
121. Sitzung.
Berlin. 13. Dez.
Auch der heutige vierte Tag der Etatsdebatte
im Reichstage begann mit einem unerwarteten
Zwischenfalls Der preußischr Minister der öffent
lichen Arbeiten Thielen ergriff nämtich das
Wort, um die gestrigen Aeußerungen des Abg.
Kardorsf gegen den Mittellandkanal und speziell
gegen die preußischen Wasserbautechniker entschie
den zurückzuweisen.
Er spricht: Wenn der Zeitungsbericht über
die gestrige Sitzung richtig ist — ein amtliches
Stenogramm derselben habe ich noch nicht ein
sehen können — so hat der Abg. v. Kardorsf
gestern in Bezug auf die vorjährige Kanalvorlage
gesagt, für Kanüle mit Wasser interessire sich
jeder, hier aber läge eine technische Unmöglichkeit
vor, es seien Kanäle ohne Wasser, die unsere
unfähigen Wafferbautechniker bauen. Diese ganz
unglaubliche, durch nichts begründete Beleidigung,
welche Herr v. Kardorsf den preußischen Wasser
bautechnikern zugefügt hat, hat der Herr Vice-
präsident dieses Hauses gestern bereits zurückge
wiesen. Es liegt mir fern an diese Art der
Zurückweisung irgend eine Kritik üben zu wollen.
Ich kann nur hinzufügen, daß die allgemeine
hohe Anerkennung, welche in aller Welt den
preußischen Wasserbautechnikern zu Theil ge
worden ist und heute noch zu Theil wird und
sich darin ausdrückt, daß ihr Rath und ihre Hilfe
bei fast jedem großen Wasserwerke in Anspruch
genommen wird, durch den Ausspruch des Herrn
v. Kardorsf iu keiner Weise beeinflußt werden
kann. (Lebhafte Zustimmung.) Was dann fer
ner die von dem Herrn Abgeordneten v. Kardorsf
angegebene technische Unmöglichkeit betrifft, den
Mittellandkanal mit genügendem Waster zu ver
sorgen, so beweist dieser Ausspruch mir nur
entweder, daß Herr v. Kardorsf, die technische
Begründung der Kanalvorlage nicht gelesen oder
bei Mangel jeder technischen Kenntniß sie nicht
verstanden hat. Ich werde mich über die Kanal-
geordnetenhause direkt angejammert, man könne
ohne neue Steuern nicht weiterkommen. Wie
wars, wenn die hohen Herren, die als Pro
tektoren des Flottenvereins auftreten, was nichts
kostet, sich erlauben würden, ihre Zivillisten zu
besteuern. Ich denke nicht blos an die Standes
herren, sondern viel höher hinauf. (Heiterkeit.)
Ich habe die Ueberzeugung, das der Flottenplan
eine Erhöhung der Getreidezölle und eine Brot-
vertheuerung im Gefolge haben wird. (Zu
stimmung links.) Im Verhältniß zu den steigenden
Flottenplänen wird es schwieriger, günstige
Handelsverträge zu erlangen; diese sind nicht mit
Schiffen und Kanonen herbeizuführen. Nun zur
Bindung! Man sagt, gebrannte Kinder scheuen
das Feuer. Sollte'der Reichstag nicht so klug
sein, wie Kinder? (Heiterkeit.) Die Auslassungen
des Herrn Tirpiü von früher und jetzt stehen im
Widerspruch. Er sagt, er habe sich damals un
glücklich ausgedrückt. Soll man chm nun jetzt
glauben? Je mehr er sich herausreden will, ze
inehr redet er sich hinein. (Beifall links.) Warum
sagt Herr Tirpitz nicht: ich habe damals so ge
sprochen, wie mir befohlen wurde, und habe
Zick gesagt; heute wurde mir anders befohlen
find Ich habe Zack gesagt. (Heiterkeit, Zu-
stimmung links.) Das hätte zwar nicht dem
Standpunkt des Ministers, aber doch dem des
Admirals entsprochen.
Seit zwei Jahren haben sich nicht die Ver
hältnisse geändert, sondern die Absichten. (Bei
fall lnks.) Arndt kannte Deiitschland nur, so
weit die deutsche Zunge klingt, Herr v. Bülow
kennt nur die Grenzen der Welt; er sagt, wir
wollen dabei sein, wenn der Kuchen vertheilt
wird. Ja Kuchen! (Stürmische Heiterkeit.)
Der Kuchen ist längst vertheilt, die Brotkrusten
sind noch übrig, Krümel wie die Karolinen, die
sehr theiler sind. Nun munkelt nian von einer
dänischen Insel in Westindien. Natürlich! Wir
treiben ja mit den 17 Millionen für die Karo-
linen die Preise. (Heiterkeit.) Die allgemeine
Wehrpflicht verträgt sich nicht mit dem Kolonial-
beslb. Daß Deutschland früher von anderen
Völkern über die Schulter angesehen sei, wie ein
Hauslehrer vom hochnäsigen Kavalier, ist ein
Irrthum. Schurz kann das Gegentheil be
zeugen. Deutschland wird nicht wieder der Am
boß iverden, aber es hat auch nicht den Beruf,
der Hammer zu sein. (Beifall.) Die Verantwort
lichkeit vor Gott ist, wenn sie auch noch so stark
ausgeprägt ist, keine andere, als die, die jeder
andere auch hat. (Sehr richtig! links.) Ohne
Parteikämpfe würde das öffentliche Leben ver
öden und versumpfen. Alles hat man gepreßt,
in den Flottenverein einzutreten. Den Brenn
stoff dazu hat das Reichsmarineamt geliefert.
Bei Herrn v. Hollinann war das anders. Das
Hereinziehen der Person des Kaisers und der
Türkten in die Aaitation stumpft die Wirkung
Ae Uàmlijk.
Berlin, 14. Dec. In parlamentari
schen Kreisen ist man nach dem Vertan'
der Etatsberathung in Bezug aus das Schick-
al der von der Regierung angekündigten
Flottenvorlage noch sehr im Zweifel, da die
Deckungsfrage große Schwierigkeiten berei
ten wird. Die Regierung wird zwar, wie
man allgemein annimmt, an ihrer ur
prünglichen Forderung nicht unbedingt fest
halten, aber wenn sie selbst auf Bewilli
gung der Hälfte des zuerst Verlangten be-
ieht, so wird sie doch bei der Mehrheit der
Reichstags auf großen Widerstand stoßen
Das Centrum will sich, wie es heißt, unter
keinen Umständen auf eine Anleihe einlassen,
vielmehr verlangen, daß die Deckungsmittel
in das Gesetz selbst aufgenommen werden.
Sollte sich die Regierung hiermit nicht ein
verstanden erklären, so könnte die Flotten
vorlage von vornherein als gefallen be
trachtet werden. Giebt die Regierung aber
ihr Einverständniß dazu und verlangt sie
als Deckung der Kosten, die man im Ganzen yuuyuuyu. ca
auf 2 Milliarden schätzt, irgend eine Reichs-1 Mobilisirung einer siebenten Division,
steuer, so stößt sie wiederum bei der maß-l
gebenden Partei des Reichstages auf Wider
spruch. Es bleibt alsdann der Regierung
zur Durchsetzung ihrer Forderung nur noch
die eine Möglichkeit, derart aus die Einzel-
staaten einzuwirken, daß diese einen Zusatz
zur Einkommensteuer einführen. Allerdings
ist es sehr fraglich, ob im Bundesrath eine
dahingehende Einigung erzielt werden kann,
da man in Folge der großen Ausgaben,
welche die vorjährige Militärvorlage und
das bestehende Flottengesetz erfordern, in
einigen Einzclstaaten schon ohnehin an eine
Erhöhung der direkten Steuern denken muß.
nächst indessen nur die Formirung dreier
neuen Batterien Feldartillerie angeordnet.
Ein Artikel der Times über Methuen's
Niederlage schließt damit, daß weit größere
Anstrengungen gemacht werden müßten,
falls der Krieg erfolgreich! hinausgeführt
werden sollte. Die Regierung müsse sofort
handeln und der Nation beweisen, daß sie
den Ernst der Lage erkenne. Mindestens
30 000 Mann müßten aufgebracht iverden.
Es sei nothwendig, sämmtliche Reserven im
ganzen Lande einzuberufen und die Miliz
und die Volontäre zum Dienst heranzuzie
hen. Lokale Kolonialtruppen in Südafrika
und weitere Truppen von Kanada und den
Kolonien müßten erbeten werden.
In Amerika nehmen die Sympathien
für die Boeren trotz der von Herrn Cham
berlain in Aussicht gestellten „angelsächsi
schen Allianz" immer mehr zu. Das ist
die werbende Kraft des Erfolges. Die Siege
der Boeren beginnen sogar schon, die in
nere Politik Amerikas zu beeinflussen.
Daily Mail meldet aus Newyork: Me-
thuens Niederlage verursacht hier große
Sensation. Die Zeitungen halten die Aus
sichten des britischen Prestiges in Südafrika
für äußerst entmuthigend. Der Krieg wird
bereits zur innerpolitischen Frage gemacht.
Die demokratischen Führer sprechen offen
ihre Sympathie für Transvaal aus und
verlangen, daß die Regierung die consularen
Dienste für England zurückziehe. Mehrere
hervorragende republikanische Politiker neh
men ebenfalls für die Boeren Partei und
verlangen dringend die Annahme boeren-
freundlicher Resolutionen im Congreß. In
den Städten werden Sammlungen für die
Boeren eröffnet.
Der Gesammtverlust der Engländer in der
Schlacht am Montag betrug nach soeben
eingegangener Meldung 8 3 3 Mann.
Bon den Offizieren sind 15 getödtet, 48
verwundet, fünf vermißt; einer ist gefangen.
Einen traurigen Beweis, wie das eng
lische Kabel die englischen Siege oder Nie
derlagen verkündet, bietet wieder einmal die
letzte Depesche des englischen Kriegsamts,
die besagt: Da die Boeren Morgens die
Laufgräben stark besetzten, habe ich meine
Truppen ganz ordnungsmäßig vom Mod
derriver zurückgezogen und bin ich
in v o l l e r S i ch e r h e i t. Ich erfuhr von
den Gefangenen, daß der Boerenverlust
schrecklich sei. Das Korps von Etticke sei
gänzlich vernichtet. Die Boeren erwiesen
meinen Verwundeten jede Fürsorge.
London, 14. Dec. Den heute Abend
veröffentlichten Mittheilungen des Kriegs
amtes zufolge wurde die sechste Division
mobilisirt. Bier Bataillone dieser Division
werden noch vor Sonntag eingeschifft. Die
Regierung genehmigte auch die sofortige
Z>« toi) ia Siihfrito
wird dem „B. L. A." aus London tele-
graphirt: Die Blätter besprechen einmüthig
die ernstliche Niederlage Methuens, aber
stimmen darin überein, daß man nicht zu
rückgehen könne, sondern daß die Sache
durchgefochten werden müsse. Die Zusam
menstellung eines Corps von 50 000 Re
servetruppen ist für Weihnachten vorgesehen.
Am Weihnachtstage wird ein Aufruf an alle
Freiwilligen von 20 bis 50 Jahren erfol
gen, welche in Friedenszeiten einmal jähr
lich einberufen werden sollen. Diese Idee
stammt von Wernyn, dem ehemaligen
Schatzmeister und Oberst der Reservetrup
pen. Das Kriegsamt ist ebenfalls mit die
ser Idee einverstanden. — Der Standard
erfährt aus guter Quelle, im Kriegsanite
sei in Folge der von General Methuen er
littenen Verluste gestern beschlossen worden,
die Mobilisirung einer siebenten Division
mit einer achten in der Reserve vorzube-
T-ettim — Das Kriecisminiiterium bat 3
Nach allem, was wir hören, schreibt der
„B. L.-Anz.", sitzt Lord Methuen zwischen
Oranje- und Modderfluß in einer fürchter
lichen Klemme; sein übereiltes Vorgehen be
ginnt sich schwer zu rächen. Biel Vorrath
an Lebensmitteln und Munition hat er auf
seinem Gewaltmarsch nicht mitgeführt, seine
Verbindung nach! rückwärts ist aufgehoben.
Was soll er nun thun, wenn der Nachschub
ausbleibt, wenn das Eintreffen von Lebens
mitteln und Munition auch nur um 2—3
Tage von den Boeren, die in seinem Rücken
stehen, verzögert werden kann, während er
sich gerade in der höchsten Noth befindet?
Lord Methuen kann dann nicht anders,
er muß nach! Kimberley um je
den Preis, und da General Cronje das
weiß, wird er die entscheidende Schlacht
nicht annehmen, die bei der Verzweiflung
der Engländer auch höchst blutig verlaufen
müßte. Man wird den Feind schädigen,
decimiren, vor dem verzweifelten Sturme
aber wird Cronje zurückgehen. Wann
Lord Methuen zum Angriff schreitet, das
ist ganz seine Sache; darum können die
Boeren ganz unbekümmert sein. Die Trup
pen Cronjes leiden keinen Mangel, sie ha
ben den Vieh- und getreidereichen Oranje
staat hinter sich, und das Verpflegungswesen
ist aufs beste geregelt.
So kann General Cronje in Ruhe den
Zeitpunkt abwarten, wenn der Hunger den
Fuchs aus dem Bau treibt, und der Preis
für Lord Methuens Vordringen nach Kim
berley wird ein hoher sein, dafür wird Com
mandant Cronje schon sorgen.