Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

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Bezugspreis: 
Bierteliährlich 2 Ji—, frei ins HanS geliefert 
2 Ji 15 i), 
für Auswärtige, durch die Post bezogen 
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Aeltestes mrd gelelenstes Alatt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
-5* SS fter Jahrgang, «s- 
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nächst.), Rendsburg, Mühlenstraße 18. 
Wo. 
294. 
Sonncrbsnö, 6en 16. Iecembeŗ 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Dem Rendsburger Wochenblatt wird 
„Der Landwirt!)" 
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interessen 
der Landwirthschaft) gratis beigegeben. 
1899. 
giebt Payne’s lllustrirter Familien-Kalender für 
1900. Er enthält u. A. 11 Erzählungen mit 44 
Illustrationen, 202 Porträts und 5S andere 
Illustrationen etc. 
Payne’s Jllustrirter 
Familienķalender für 
Ì90Û 
ist der reichhaltigste u. billigste 
der jemals erschienen ist. Man achte besonders darauf, PAYETE’S 
Illustrirten Pamilien-Kalen&er zu erhalten, da unter ähnlichem 
Titel mindeiwerthige Erzeugnisse dem Publikum aufgedrängt werden. 
Payne’s Illustr. Familien-Kalender ist zum Preise von Lşş 50 Pfg-. 
durch die Expedition dieses Blattes und deren Boten zu beziehen. 
Payne’s 
Illlustrirter Familien- 
Kalender 
zu 
haben 
in der Expedition des 
Kendsb. Wochenbl. 
Wŗgeŗl» GssetzöNchsR 
sind wreder eingetroffen. — Preise25 Pf. 
Die Expedition. 
Morgen-Berichte. 
Köln a. Rh., 14. Dec. Die „Köln. 
Ztg." schreibt zu dem Duell zwischen Lieber 
und Miguel, es sei nicht das erste Mal, 
daß Miguel einer Vorlage der Regierung, 
der er angehörte hinterrücks ein Bein 
gestellt habe. Er hat seiner Zeit die 
Zedlitz'sche Schulvorlage unterschrieben; 
hinterher aber verbreiteten seine eisrigen 
Freunde, er habe gegen dieselbe gearbeitet. 
Er war Mitglied der Regierung, welche 
die Handelsvertragspolitik in den Mittel- 
Punkt ihres Programms rückte, und er 
versicherte seinen Freunden, die Konserva 
tiven müßten Esel sein, wenn sie für den 
russischen Handelsvertrag stimmten. Da 
braucht man sich nicht zu wundern, wenn 
der blüthenreiche Kranz der Erzählungen, 
der sich um die Stellungnahme zur Kanal- 
vorläge schling, immer im üppigen Grün 
prangt, so oft und so summarisch auch die 
Scheere des Gärtners ihn durchschneiden 
mag. Unter diesen Umständen ist es um 
Miguel und Schweinburg einsam gewor 
den. Der nationalliberale Politiker, der 
hier noch vertrauen wolle, dürfte einer 
Ausstellung als Sehenswürdigkeit zur 
Zierde gereichen. 
Köln, 13. Dez. Die „Frkf. Ztg" 
meldet: Vor einigen Tagen beleidigten 
zwei Soldaten ein Mädchen auf 
der Straße, worauf ein hiesiger Fabrikant 
hinzutrat und die Soldaten aufforderte, 
von dem Mädchen abzulassen. Die Sol 
daten verfolgten den Fabrikanten, versetzten 
ihm tiefe Stiche in die Kniescheibe 
und entflohen hierauf. Die Stiche zer 
schmetterten den Knochen, sodaß das Bein 
amputirt werden mußte. Der Zustand 
des Schwerverletzten ist hoffnungslos. 
Trotz eifriger Nachforschungen ist es bis 
her nicht gelungen, die Soldaten ausfindig 
zu machen. Die Familie des Verletzten 
setzt eine hohe Belohnung auf die Nam. 
haftmachung der Thäter, während das 
Gouvernement droht, die gesammte Garni 
son mit Entziehung des Weihnachtsurlaubs 
zu bestrafen, wenn die Thäter nicht ent 
deckt werden sollten. 
Berlin, 14. Dez. Drei Kinder eines 
in der Wohnung allein zurückgelassenen 
Arbeiters sind in Gerdeswalde beim 
Spielen mit Feuer erstickt 
Paris, 14. Dez. Sechsunddreißig so 
zialistische Abgeordnete beschlossen in ihrer 
gestrigen Versammlung Folgendes: Die 
parlamentarische Gruppe der sozialistischen 
Partei ist gebildet. Sie bestätigt neuer 
dings als Hauptprinzipien des Sozialismus 
folgende Grundsätze: 1. Internationale 
Vertheidigung der Arbeiter, 2. parlamen 
tarische und wirthschaftliche Organisation 
des Proletariats zur Erlangung der 
Staatsgewalt, 3. die Verallgemeinerung 
der Erzeugnisse und der Ausstandsmittel, 
d. h. die Umbildung der kapitalistischen 
Gesellschaft in eine Kollektiv- oder kommu 
nistische Gesellschaft. Die Mitglieder .der 
Gruppe erklären sich bereit, nachdem sie 
Kenntniß von den neuen Beschlüssen des 
Kongresses genommen haben, diese Prin 
zipien zu wahren und auszuführen. Es 
ist ihnen untersagt, sich einer anderen 
parlamentarischen politischen Gruppe an 
zuschließen. 
Paris, 14. Dez. Gelegentlich der 
Hundertjahrfeier Heinrich Heines besuchten 
gestern über tausend Personen das Grab 
Dichters, um daselbst prächtige 
Kränze und Blumenarrangements nieder 
zulegen. 
New-syork, 13. Dezember. Die „Sun 
erklärt,' Deutschland versuche die Er 
werbung einer Kohlenstation in Dänisch 
Westindien. 
Madrid, 13. Dezember. Zwischen dem 
Exmarineminister Augnon und dem 
Admiral Castelani, die sich auf offener 
Straße ohrfeigten, fand heute ein 
Pistolenduell statt. Augnon erhielt einen 
Schuß in's Ohr. 
London, 13. Dezember. Nach Tele 
grammen aus Kapstadt sind ernste 
Differenzen zwischen dem Gouverneur 
vorläge im preußischen Landtage mit ihm noch 
weiter auseinandersetzen. Aber weil er gesagt 
hat, für Kanäle mit Wasser interessire sich ja 
jeder, also auch Herr v. Kardorsf, und weil der 
mathematische Beweis geliefert werden kann, daß 
der Mittellandkanal hinreichend Wasser £)at, so 
ï ja mit Leichtigkeit zu erreichen, daß bei einer 
erneuten Vorlage des Mittellandkanals Herr v. 
Kardorsf diesen: Projekte seine Zustimmung geben 
wird. (Lebhafter Beifall), 
Abg. Richter (frets. Vp.) Die Ausführungen 
des Abg. v. Kardorsf dienten gestern wohl nur 
znr Erheiterung des Hauses. Lang’ ists her, 
daß Herr v. Miguel hier war. Die Wasser müssen 
schonhoch gehen, wenn er kommt. Zuweilen 
then wir ihn gern; schade, daß er nicht länger 
hier blieb. Es kam unter früheren Monarchen 
nicht vor, daß sie Angelegenheiten des Reichstages 
besprachen. Gegen die Anschuldigung der beharr 
lichen Verweigerung sich zu vertheidigen, dazu 
bedarf es nicht des Männerstolzes vor Königs 
thronen, das ist die Pflicht der Selbsterhaltung. 
(Beifall links). Was wurde denn abgelehnt? 
Zwei Küstenpanzer der Siegfriedklasie, die jetzt 
ohnehin nicht erneuert werden soll. Als Staats 
sekretär Tirpitz aus Wilhelmshaven zurückkehrte, 
erschien in der „Nordd. Allgem. Ztg." ein hoch 
offiziöser Artikel, wonach eine Flottenvorlage in 
dieser Session nicht erfolgen würde. (Hört, hört!) 
Nach 20 Stunden sprang der Wind um. Herr 
Tirpitz und Herr von Bülow waren im Neuen 
Palais. Gleich darauf meldete das Wolff'sche 
Bureau die Reise des Staatssekretärs Tirpitz zum 
Kanzler nach Baden-Baden. Wir wollen nicht, 
daß die Regierungsdirektiven von Trinksprüchen 
und Festreden ausgehen. Das ist, was uns bitter 
noththut. Wir wollen keine Kabinettsregierung, 
deren unheilvolle Wirkung man aus früheren 
Zeiten kennt. (Beifall links und im Centrum.) 
Herr v. Tirpitz erzählte uns, im April habe sich 
die Regierung über den Flottenplan schlüssig ge 
macht, im Mai sei er herumgereist und habe die 
Industriellen in diskreter Weise aufgefordert, 
sich auf die Pläne einzurichten. Da liegt der 
Schlüssel zu der um die gleiche Zeit beginnenden 
Agitation der Geschäftspatrioten. Die Herren 
Schweinburg und von Zedlitz erschienen auf dem 
Plan. Der Hallo ging los. (Heiterkeit.) Der 
Plan liegt uns noch nicht vor, aber nirgends ist 
bis jetzt auf die sehr kostspielige Armirung, die 
nöthigen Torpedos rc. Rücksicht genommen. (Der 
Reichskanzler erscheint im Saal,) Staatssekretär 
v. Thielmvnn schildert alles rosig, ihm hängt der 
Himmèl voller Geigen. Was gemacht werden 
kann, wird gemacht; er hat aber noch keine bösen 
Jahre durchgemacht. (Heiterkeit). 
Seit dem Amtsantritt des Herrn v. Buchka 
sind die Kolonialzuschüsse verdoppelt, abgesehen 
von dem Betrag für das herrliche Kiaut- 
schou (Heiterkeit). Die ostafrikanische Central 
bahn verspricht keine Rentabilität. Die Land 
wirthschaft klagt über Leutenoth. Die afrikanischen 
Eisenbahnen bieten keine Erhöhung, sondern nur 
eine Deplazirung des Kapitals. Bei dem zur 
Zeit herrschenden Mangel an Materialeisen hat 
durchaus nicht die Eisenindustrie ein Interesse 
an vermehrten Eisenbahn- und Schiffsbauten. 
Alles das drängt zu neuen Steuern. Herr 
Miguel hat uns vor drei Jahren im Ab 
ab. Es ist eine napoleonisirte Taktik, die Stand 
arte des Monarchen in den Parteikampf zu 
ziehen. Wir erklären dem Reichskanzler, aber 
aus anderen Gründen als die Rechte, daß wir 
eine Politik für zu sprunghaft, zu wenig selbst- 
tändig halten, als daß wir ihr etwas anderes 
als ein entschiedenes Mißtrauen entgegenbringen 
können. (Beifall links, Zischen rechts.) 
Ich komme zur auswärtigen Politik. Wie 
kann man behaupten, daß nach den Erfolgen 
der Bismarck'schen Politik die Verhältnisse der 
50er Jahre wiederkehren könnten ohne eine Ver 
stärkung der Flotte? Nach der langen Rede des 
Herrn v. Bülow fragte man sich: was hat er 
eigentlich gesagt? Er hat eine Flottenrede 
gehalten, die er auch für das vergangene 
Flottengesetz hätte halten können. (Zustimmung 
Unks.) Profeffor Schmoller hat in seiner 
Flottenrede die ältesten Zeiten in Betracht 
gezogen. Er hatte sagen können, schon zu 
Noah's Zeiten hätte man gesehen, was in der 
Noth eine Flotte bedeute. (Stürmische Heiterkeit,) 
Die spanischen Truppen und die spanische Flotte 
find nicht mit den unseren zu vergleichen. Die 
Lösung der Samoafrage bedeutet eine Entlastung 
für unsere Flotte. Eine Kreuzernoth besteht 
nicht mehr. Man soll eine bezahlte Rechnung 
nicht nochmals präsentiren. In dem Transvaal- 
krieg stehen die Sympathien des deutschen Volkes 
auf Seiten der Buren. (Beifall.) Die Regierung 
muß neutral sein und ist es auch; das ist ein 
Fortschritt gegenüberdem unglücklichen Telegramm 
von vor 4 Jahren. (Zustimmung; Ohorufe!) 
Was beweist der Krieg? Nur, daß man Eng 
lands Seemacht weit überschätzt hat, daß es hier 
mit der ganzen Seemacht nichts ausrichten kann. 
England steht unserer Kolamalpolitik nicht 
überall feindlich gegenüber. England hätte alle 
Kolonien längst haben können, wenn es gewollt 
hätte. Als wir die Felbartillerie ändern wollten, 
hielten wir das sorgfältig geheim, aber das ist 
mir unklar, warum man 1st Jahre vorher 
ordi st urbi vroklamirt: seht, das bauen wir 
an neuen Schiffen! Provozirt man damit nicht 
andere Staaten? Das ist Admiralpolitik. 
Milner und dem Kap-Mlinsterium aus- stimmung links.) Im Verhältniß zu den steigenden 
gebrochen, und es gilt eine Ministerkrisis v * ^ »sä- 
als bevorstehend. 
Deutscher Reichstag. 
121. Sitzung. 
Berlin. 13. Dez. 
Auch der heutige vierte Tag der Etatsdebatte 
im Reichstage begann mit einem unerwarteten 
Zwischenfalls Der preußischr Minister der öffent 
lichen Arbeiten Thielen ergriff nämtich das 
Wort, um die gestrigen Aeußerungen des Abg. 
Kardorsf gegen den Mittellandkanal und speziell 
gegen die preußischen Wasserbautechniker entschie 
den zurückzuweisen. 
Er spricht: Wenn der Zeitungsbericht über 
die gestrige Sitzung richtig ist — ein amtliches 
Stenogramm derselben habe ich noch nicht ein 
sehen können — so hat der Abg. v. Kardorsf 
gestern in Bezug auf die vorjährige Kanalvorlage 
gesagt, für Kanüle mit Wasser interessire sich 
jeder, hier aber läge eine technische Unmöglichkeit 
vor, es seien Kanäle ohne Wasser, die unsere 
unfähigen Wafferbautechniker bauen. Diese ganz 
unglaubliche, durch nichts begründete Beleidigung, 
welche Herr v. Kardorsf den preußischen Wasser 
bautechnikern zugefügt hat, hat der Herr Vice- 
präsident dieses Hauses gestern bereits zurückge 
wiesen. Es liegt mir fern an diese Art der 
Zurückweisung irgend eine Kritik üben zu wollen. 
Ich kann nur hinzufügen, daß die allgemeine 
hohe Anerkennung, welche in aller Welt den 
preußischen Wasserbautechnikern zu Theil ge 
worden ist und heute noch zu Theil wird und 
sich darin ausdrückt, daß ihr Rath und ihre Hilfe 
bei fast jedem großen Wasserwerke in Anspruch 
genommen wird, durch den Ausspruch des Herrn 
v. Kardorsf iu keiner Weise beeinflußt werden 
kann. (Lebhafte Zustimmung.) Was dann fer 
ner die von dem Herrn Abgeordneten v. Kardorsf 
angegebene technische Unmöglichkeit betrifft, den 
Mittellandkanal mit genügendem Waster zu ver 
sorgen, so beweist dieser Ausspruch mir nur 
entweder, daß Herr v. Kardorsf, die technische 
Begründung der Kanalvorlage nicht gelesen oder 
bei Mangel jeder technischen Kenntniß sie nicht 
verstanden hat. Ich werde mich über die Kanal- 
geordnetenhause direkt angejammert, man könne 
ohne neue Steuern nicht weiterkommen. Wie 
wars, wenn die hohen Herren, die als Pro 
tektoren des Flottenvereins auftreten, was nichts 
kostet, sich erlauben würden, ihre Zivillisten zu 
besteuern. Ich denke nicht blos an die Standes 
herren, sondern viel höher hinauf. (Heiterkeit.) 
Ich habe die Ueberzeugung, das der Flottenplan 
eine Erhöhung der Getreidezölle und eine Brot- 
vertheuerung im Gefolge haben wird. (Zu 
stimmung links.) Im Verhältniß zu den steigenden 
Flottenplänen wird es schwieriger, günstige 
Handelsverträge zu erlangen; diese sind nicht mit 
Schiffen und Kanonen herbeizuführen. Nun zur 
Bindung! Man sagt, gebrannte Kinder scheuen 
das Feuer. Sollte'der Reichstag nicht so klug 
sein, wie Kinder? (Heiterkeit.) Die Auslassungen 
des Herrn Tirpiü von früher und jetzt stehen im 
Widerspruch. Er sagt, er habe sich damals un 
glücklich ausgedrückt. Soll man chm nun jetzt 
glauben? Je mehr er sich herausreden will, ze 
inehr redet er sich hinein. (Beifall links.) Warum 
sagt Herr Tirpitz nicht: ich habe damals so ge 
sprochen, wie mir befohlen wurde, und habe 
Zick gesagt; heute wurde mir anders befohlen 
find Ich habe Zack gesagt. (Heiterkeit, Zu- 
stimmung links.) Das hätte zwar nicht dem 
Standpunkt des Ministers, aber doch dem des 
Admirals entsprochen. 
Seit zwei Jahren haben sich nicht die Ver 
hältnisse geändert, sondern die Absichten. (Bei 
fall lnks.) Arndt kannte Deiitschland nur, so 
weit die deutsche Zunge klingt, Herr v. Bülow 
kennt nur die Grenzen der Welt; er sagt, wir 
wollen dabei sein, wenn der Kuchen vertheilt 
wird. Ja Kuchen! (Stürmische Heiterkeit.) 
Der Kuchen ist längst vertheilt, die Brotkrusten 
sind noch übrig, Krümel wie die Karolinen, die 
sehr theiler sind. Nun munkelt nian von einer 
dänischen Insel in Westindien. Natürlich! Wir 
treiben ja mit den 17 Millionen für die Karo- 
linen die Preise. (Heiterkeit.) Die allgemeine 
Wehrpflicht verträgt sich nicht mit dem Kolonial- 
beslb. Daß Deutschland früher von anderen 
Völkern über die Schulter angesehen sei, wie ein 
Hauslehrer vom hochnäsigen Kavalier, ist ein 
Irrthum. Schurz kann das Gegentheil be 
zeugen. Deutschland wird nicht wieder der Am 
boß iverden, aber es hat auch nicht den Beruf, 
der Hammer zu sein. (Beifall.) Die Verantwort 
lichkeit vor Gott ist, wenn sie auch noch so stark 
ausgeprägt ist, keine andere, als die, die jeder 
andere auch hat. (Sehr richtig! links.) Ohne 
Parteikämpfe würde das öffentliche Leben ver 
öden und versumpfen. Alles hat man gepreßt, 
in den Flottenverein einzutreten. Den Brenn 
stoff dazu hat das Reichsmarineamt geliefert. 
Bei Herrn v. Hollinann war das anders. Das 
Hereinziehen der Person des Kaisers und der 
Türkten in die Aaitation stumpft die Wirkung 
Ae Uàmlijk. 
Berlin, 14. Dec. In parlamentari 
schen Kreisen ist man nach dem Vertan' 
der Etatsberathung in Bezug aus das Schick- 
al der von der Regierung angekündigten 
Flottenvorlage noch sehr im Zweifel, da die 
Deckungsfrage große Schwierigkeiten berei 
ten wird. Die Regierung wird zwar, wie 
man allgemein annimmt, an ihrer ur 
prünglichen Forderung nicht unbedingt fest 
halten, aber wenn sie selbst auf Bewilli 
gung der Hälfte des zuerst Verlangten be- 
ieht, so wird sie doch bei der Mehrheit der 
Reichstags auf großen Widerstand stoßen 
Das Centrum will sich, wie es heißt, unter 
keinen Umständen auf eine Anleihe einlassen, 
vielmehr verlangen, daß die Deckungsmittel 
in das Gesetz selbst aufgenommen werden. 
Sollte sich die Regierung hiermit nicht ein 
verstanden erklären, so könnte die Flotten 
vorlage von vornherein als gefallen be 
trachtet werden. Giebt die Regierung aber 
ihr Einverständniß dazu und verlangt sie 
als Deckung der Kosten, die man im Ganzen yuuyuuyu. ca 
auf 2 Milliarden schätzt, irgend eine Reichs-1 Mobilisirung einer siebenten Division, 
steuer, so stößt sie wiederum bei der maß-l 
gebenden Partei des Reichstages auf Wider 
spruch. Es bleibt alsdann der Regierung 
zur Durchsetzung ihrer Forderung nur noch 
die eine Möglichkeit, derart aus die Einzel- 
staaten einzuwirken, daß diese einen Zusatz 
zur Einkommensteuer einführen. Allerdings 
ist es sehr fraglich, ob im Bundesrath eine 
dahingehende Einigung erzielt werden kann, 
da man in Folge der großen Ausgaben, 
welche die vorjährige Militärvorlage und 
das bestehende Flottengesetz erfordern, in 
einigen Einzclstaaten schon ohnehin an eine 
Erhöhung der direkten Steuern denken muß. 
nächst indessen nur die Formirung dreier 
neuen Batterien Feldartillerie angeordnet. 
Ein Artikel der Times über Methuen's 
Niederlage schließt damit, daß weit größere 
Anstrengungen gemacht werden müßten, 
falls der Krieg erfolgreich! hinausgeführt 
werden sollte. Die Regierung müsse sofort 
handeln und der Nation beweisen, daß sie 
den Ernst der Lage erkenne. Mindestens 
30 000 Mann müßten aufgebracht iverden. 
Es sei nothwendig, sämmtliche Reserven im 
ganzen Lande einzuberufen und die Miliz 
und die Volontäre zum Dienst heranzuzie 
hen. Lokale Kolonialtruppen in Südafrika 
und weitere Truppen von Kanada und den 
Kolonien müßten erbeten werden. 
In Amerika nehmen die Sympathien 
für die Boeren trotz der von Herrn Cham 
berlain in Aussicht gestellten „angelsächsi 
schen Allianz" immer mehr zu. Das ist 
die werbende Kraft des Erfolges. Die Siege 
der Boeren beginnen sogar schon, die in 
nere Politik Amerikas zu beeinflussen. 
Daily Mail meldet aus Newyork: Me- 
thuens Niederlage verursacht hier große 
Sensation. Die Zeitungen halten die Aus 
sichten des britischen Prestiges in Südafrika 
für äußerst entmuthigend. Der Krieg wird 
bereits zur innerpolitischen Frage gemacht. 
Die demokratischen Führer sprechen offen 
ihre Sympathie für Transvaal aus und 
verlangen, daß die Regierung die consularen 
Dienste für England zurückziehe. Mehrere 
hervorragende republikanische Politiker neh 
men ebenfalls für die Boeren Partei und 
verlangen dringend die Annahme boeren- 
freundlicher Resolutionen im Congreß. In 
den Städten werden Sammlungen für die 
Boeren eröffnet. 
Der Gesammtverlust der Engländer in der 
Schlacht am Montag betrug nach soeben 
eingegangener Meldung 8 3 3 Mann. 
Bon den Offizieren sind 15 getödtet, 48 
verwundet, fünf vermißt; einer ist gefangen. 
Einen traurigen Beweis, wie das eng 
lische Kabel die englischen Siege oder Nie 
derlagen verkündet, bietet wieder einmal die 
letzte Depesche des englischen Kriegsamts, 
die besagt: Da die Boeren Morgens die 
Laufgräben stark besetzten, habe ich meine 
Truppen ganz ordnungsmäßig vom Mod 
derriver zurückgezogen und bin ich 
in v o l l e r S i ch e r h e i t. Ich erfuhr von 
den Gefangenen, daß der Boerenverlust 
schrecklich sei. Das Korps von Etticke sei 
gänzlich vernichtet. Die Boeren erwiesen 
meinen Verwundeten jede Fürsorge. 
London, 14. Dec. Den heute Abend 
veröffentlichten Mittheilungen des Kriegs 
amtes zufolge wurde die sechste Division 
mobilisirt. Bier Bataillone dieser Division 
werden noch vor Sonntag eingeschifft. Die 
Regierung genehmigte auch die sofortige 
Z>« toi) ia Siihfrito 
wird dem „B. L. A." aus London tele- 
graphirt: Die Blätter besprechen einmüthig 
die ernstliche Niederlage Methuens, aber 
stimmen darin überein, daß man nicht zu 
rückgehen könne, sondern daß die Sache 
durchgefochten werden müsse. Die Zusam 
menstellung eines Corps von 50 000 Re 
servetruppen ist für Weihnachten vorgesehen. 
Am Weihnachtstage wird ein Aufruf an alle 
Freiwilligen von 20 bis 50 Jahren erfol 
gen, welche in Friedenszeiten einmal jähr 
lich einberufen werden sollen. Diese Idee 
stammt von Wernyn, dem ehemaligen 
Schatzmeister und Oberst der Reservetrup 
pen. Das Kriegsamt ist ebenfalls mit die 
ser Idee einverstanden. — Der Standard 
erfährt aus guter Quelle, im Kriegsanite 
sei in Folge der von General Methuen er 
littenen Verluste gestern beschlossen worden, 
die Mobilisirung einer siebenten Division 
mit einer achten in der Reserve vorzube- 
T-ettim — Das Kriecisminiiterium bat 3 
Nach allem, was wir hören, schreibt der 
„B. L.-Anz.", sitzt Lord Methuen zwischen 
Oranje- und Modderfluß in einer fürchter 
lichen Klemme; sein übereiltes Vorgehen be 
ginnt sich schwer zu rächen. Biel Vorrath 
an Lebensmitteln und Munition hat er auf 
seinem Gewaltmarsch nicht mitgeführt, seine 
Verbindung nach! rückwärts ist aufgehoben. 
Was soll er nun thun, wenn der Nachschub 
ausbleibt, wenn das Eintreffen von Lebens 
mitteln und Munition auch nur um 2—3 
Tage von den Boeren, die in seinem Rücken 
stehen, verzögert werden kann, während er 
sich gerade in der höchsten Noth befindet? 
Lord Methuen kann dann nicht anders, 
er muß nach! Kimberley um je 
den Preis, und da General Cronje das 
weiß, wird er die entscheidende Schlacht 
nicht annehmen, die bei der Verzweiflung 
der Engländer auch höchst blutig verlaufen 
müßte. Man wird den Feind schädigen, 
decimiren, vor dem verzweifelten Sturme 
aber wird Cronje zurückgehen. Wann 
Lord Methuen zum Angriff schreitet, das 
ist ganz seine Sache; darum können die 
Boeren ganz unbekümmert sein. Die Trup 
pen Cronjes leiden keinen Mangel, sie ha 
ben den Vieh- und getreidereichen Oranje 
staat hinter sich, und das Verpflegungswesen 
ist aufs beste geregelt. 
So kann General Cronje in Ruhe den 
Zeitpunkt abwarten, wenn der Hunger den 
Fuchs aus dem Bau treibt, und der Preis 
für Lord Methuens Vordringen nach Kim 
berley wird ein hoher sein, dafür wird Com 
mandant Cronje schon sorgen.
	        
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