Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

Hägttch erscheinendes Matt. 
(Außer an Sonn- und Festtagen.) 
Mààrg« W Wochenblatt 
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2 Ji 15 ê), 
für Auswärtige, durch die Post bezogen 
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incl. Postprovisiou re., jedoch ohne Bestellgeld. 
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Wo. 289: 
AeLtestes und gelesenstes KlatL rm Kreise Kerrdsvnrg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
B2 ster Jahrgang. 
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nächst.), Rendsburg, Mühlenstraße 18. 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Dem Reudsburger Wochenblatt wird 
„Der Landwirth" 
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interesse« 
der Laudwirthschast) gratis beigegeben. 
Sonntag, den 10. December 
1899. 
Die heutige Nummer dieses Blattes erscheint 
m @©©0 Exemplaren. 
Der reelle Nachweis dieser thatsächlichen Verbreitung liegt zu Jedermanns 
Geschäftszimmer aus und wird gern unterbreitet. 
in unserem 
Morgen-Berichte. 
Haag, 8. Dez. Zwei holländische Offi 
ziere, Hauptmann de Ram und Leutnant 
Tompson, welche beide der niederländischen 
Armee angehört haben, werden als Militär- 
attachees die Kriegsoperationen auf Seiten 
der Puren verfolgen. 
Paris, 8. Dez. In der Militärschule 
zu Gard meuterten 80 Schüler. Sie 
zerstörten ihre Bänke, warfen die Fenster 
ein und forderten in einem Aufrufe, den 
sie mit „Fort Chabrol" unterzeichneten, 
die Absetzung mehrerer höherer Offiziere. 
Auf Zureden der Offiziere wurde der 
Ausstand beigelegt. 
Sebastopol, 8. Dec. In den nächsten 
Tagen wird sich hier ein sensationeller 
Prozeß abspielen. Angeklagt sind fünf 
Marineoffiziere, 19 Marinebeamte, neun 
Ingenieure, sechs Kaufleute und vier 
Agenten wegen grober Durchstechereien 
und Betrügereien zum Nachtheil der 
Staatskasse. Die Zahl der Zeugen wird 
237 betragen. Die Verhandlungen wer 
den vor dem Marinegericht unter dem 
Vorsitz des Generalmajors Babuzin statt 
finden. 
Der Kriez is Sìiôaŗrifa. 
Me kritische Lage Ladysmiths wird heute 
durch weitere Telegramme aus der belager 
ten Stadt bestätigt. Daily Telegraph mel 
det aus Pietermaritzburg: Buller und sein 
Stab gingen Dienstag-Abend nach Frere ab. 
Daily Telegraph meldet von Mittwoch aus 
Frere: Die Boeren verlegten das alte La 
ger von Groblers Kloos näher nach Von- 
derbrook Spruit. Eine Anzahl ihrer klei 
neren Lager ist noch unterhalb der Höhen 
kante am Ufer nördlich vom Tugela und 
östlich- von Colenso sichtbar. 
Tie „Exchange Agentur" veröffentlicht ein 
Telegramm aus Pietermaritzburg, wonach 
am 30. November die Besatzung von Lady 
smith 270 Kranke und 225 Verwundete 
zählte. 
Das heute nach Südafrika in See gehende 
Transportschiff „Tantallon Castle" soll in 
seiner Ladung 20 000 Lydditgeschosse haben 
London, 8. Dec. Lord Salisbury ist 
vollständig wieder hergestellt. Er wohnte 
heute einen: Ministerrathe bei, in welchem 
ganz besonders die Frage des Aufstandes 
der Holländer in der Kapkolonie zur 
Sprache kam. Dieser Aufstand scheint be 
deutend ernster zu sein, als bisher ver 
muthet wurde. Derselbe paralysirt vollstän 
dig die Bewegungen der Generale French, 
und Gatacre, welche mit einer starken Ko 
lonne nach dem Oranjefluß aufbrechen soll 
ten, um von dort in den Oranjestaat ein 
zudringen. Es wird versichert, daß eine 
ausgedehnte Verschwörung in Kapstadt ent 
deckt worden ist und daß zahlreiche Verhaf 
tungen bevorstehen. 
General Aule, «der vielmehr Oberst 
Aule, denn er führte nach englischem Ge 
brauch den Generalsrang nur so lange, als 
kr an Stelle des vor Glencoe gefallenen 
Sir Symons das Kommando führte, be 
findet sich, wie plötzlich gemeldet wird, auf 
dem Wege nach London. Man hatte 
b on Oberst Hule seit seinem unglücklichen 
Ņachtmarsch nach Ladysmith nichts mehr ge 
hört und alle Welt nahm an, daß er sich! 
in der belagerten Stadt befinde. Indessen 
bat er s ich ruhig in Kapstadt nach der Her 
rath eingeschifft, angeblich, weil seine Ge- 
lundheit in Folge der durchgemachten Stra 
pazen erschüttert ist. Wie Oberst Hule 
Ms Ladysmith herausgekommen, ist noch 
ssicht aufgeklärt; offenbar ist er mit jenem 
sikinen Korps nach Eastcourt abgesprengt 
Worden, das Joubert am 9., respektive 10. 
batt- 
ovember aus der Stadt herausgelassen 
letzten Bahnzuge aus Ladysmith in Gesell 
schaft des Generals French hinausgerettet 
haben. 
T-as Kriegsamt veröffentlicht folgenden 
Brief des Kommandanten S ch i e l an den 
kommandirenden Offizier des Kriegsschiffes 
îcntar" 
SS. „Patiala", 28. Oki. 1899. 
Mein Herr! 
„Ich wünsche meine Regierung (die 
Transvaalregierung natürlich-. D. Red.), 5: 
benachrichtigen, daß unsere verwundeten 
Offiziere und Leute in der freundlichsten 
und humansten Weise seitens der britischen 
Behörden behandelt werden und daß nicht 
der geringste Unterschied zwischen uns und 
deren eigenen Soldaten gemacht wird. 
Gleichzeitig drücke ich- meinen aufrichtigen 
Dank den Offizieren von Ladysmith- und 
Maritzburg aus, unter deren Obhut wir uns 
befanden, wie auch Ihnen selbst und Ihren 
Offizieren, für die freundliche Behandlung 
die uns zu Theil geworden. 
A. Schiel, Oberstlieutenant. 
Kommandant R. C. 
Z. A. R. 
In Londoner Militärkreisen wartete man 
gestern gespannt auf eine große Sieges 
nachricht, denn — gestern war der 60. Ge 
burtstag des Generals Buller, und man 
glaubte, daß er sich seinen „vollständigen 
Sieg" über Joubert für diesen Tag ausge 
spart habe. Bis jetzt aber schweigen alle 
Berichte über diese glänzende Geburtstags 
feier des englischen Generals. Er wird sie 
also wohl auf's nächste Jahr verschoben 
haben. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Anläßlich der Eröffnung des Kongresses 
in Washington concentrirt sich das 
Interesse auf den Beschluß, den der Kon 
greß hinsichtlich des neugewählten Abge 
ordneten Roberts aus Utah fassen wird 
Dieser ist nämlich Mormone und be 
sitzt drei Frauen. Eine von sieben 
Millionen Unterschriften bedeckte Petition 
für welche die Geistlichkeit sämmtlicher Re 
ligionsgenossenschaften heftigst agitirte, ver 
langt, daß dem Roberts nicht gestattet 
werde, seinen Kongreßsitz einzunehmen. Das 
Haus hat denn auch vorläufig beschlossen, 
Roberts nicht zu vereidigen. Womit die 
Mormonen den Unfug der Vielweiberei be 
gründen, ist gänzlich unverständlich! 
Es giebt Leute, die, bevor sie der „besten 
aller Welten" Valet sagen, ein Vergnügen 
daran finden, ihren Erben das Leben etwas 
schwer zu machen. Ein interessanter Fall 
dieser Art wird uns aus San Fran 
cisco (Californien) berichtet. Mrs. Char 
les Gordon hat beim Herannahen ihres letz 
ten Ständleins folgende letztwillige Bestim- 
nmngen getroffen: Erstlich solle ihre sterb 
liche Hülle in schwarzen Sammet gekleidet 
werden, und im Contraste dazu wünscht sie, 
eine lange, rothe Cravatte um den Hals 
und drei gelbe Rosen in der Hand zu tra 
gen. So angethan, wolle sie in einen Sarg 
von Ebenholz, der doppelt mit feuerrothem 
Atlas ausgeschlagen sei, gebettet und als 
dann dem Crematorium zur Verbrennung 
übergeben werden. Sei dieses geschehen, so 
verlange sie als letzten Ergebenhcitsbeweis 
von Seiten ihres Gatten, daß dieser mit 
ihrer Aschenurne die Fahrt nach Newyork 
antrete und dort von der Höhe der Frei 
heitsstatue herab ihre Asche bis auf das 
letzte Stäubchen den vier Winden preisgebe! 
Diese ebenso eingehenden wie mannigfachen 
Instruktionen hat Mr. Gordon bis auf die 
letzte, noch zu erledigende, buchstäblich aus 
geführt. Binnen wenigen Tagen aber wer 
den die Einwohner Newyorks das noch nicht 
dagewesene Schauspiel genießen, Mr. Gor 
don in Begleitung seiner fünf Kinder das 
Standbild der Freiheit besteigen und die 
e, oder er müßte sich in dem bekannten Iletzten Spuren von seiner Gattin Erden 
wallen in die Lüfte streuen zu sehen. Die 
Verrücktheiten nehmen immer mehr zu. 
Rußland. 
Petersburg, 6. Dez. Graf Leo Tol 
stoi ist ernstlich an Gallenkolik erkrankt 
und war seit Sonntag-Abend bewußtlos. 
Gestern kehrte das Bewußtsein zurück 
Die Aerzte hoffen aus Besserung. Ganz 
Moskau ist in Aufregung und großer 
Besorgniß; unzählige Erkundigungen nach 
Tolstois Befinden laufen ein. 
Moskau, 7. Dec. Die hier verstorbene 
Frau Medwednikow vermachte ihr 
ganzes Vermögen im Betrage von 
Millionen Rubel für Moskau, 50,000 
Rubel für Stipendien der Universität, 
50,000 Rubel für Irkutsk. 
Dieser Tage wurde unweit der Station 
„Wolomin" der Petersburg-Warschauer 
Bahn ein Mann mit gebrochenem Fuß 
aus dem Bahndamm ausgefunden. Bei 
der Untersuchung des Verunglückten seitens 
des Bahnarztes entdeckte man, daß der 
ganze Körper des Mannes mit 
ausländischen unverzollten 
Spitzen umwickelt war. Um einer 
Untersuchung zu entgehen, war der Mann 
vor dem Eintreffen des Zuges in War 
schau aus dem Wagen gesprungen. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wie stark der Sturm am Dienstag in 
Wien gewüthet hat, ersieht man aus 
folgender Unfalliste. Um halb sechs Uhr 
früh wurde die 50-jährige Häuslerin 
Franziska Hoffmann am Heidenschuß von 
einem Windstoß zu Boden geworfen. Die 
Frau erlitt einen Bruch des linken 
Fußes. In gleicher Weise verunglückte 
zur selben Zeit der Kräutler Johann 
Kuchinka an der Schottenringkreuzung 
Ihm wurde der linke Schenkel gebrochen. 
Der 52-jährige Offizial der österreichischen 
Staatsbahnen, Herr Josef Kölbig, wurde 
vor seinem Wohnhause, Mariahilfgürtel 
Nr. 23, zu Boden geworfen und erlitt 
einen Bruch des rechten Oberschenkels 
Der weitaus schwerste Unfall traf um 
halb acht Uhr früh die 45-jährige 
Schneiderin Katharina Brosch. Die Be 
dauernswerthe wurde bei der Elisabeth 
brücke vom Sturmwind niedergeworfen. 
Sie fiel auf das Gesicht und erlitt nebst 
äußeren Verletzungen eine schwere 
Gehirnerschütterung. Bewußt 
los wurde sie in das Wiedener Spital 
gebracht. Die Freiwillige Rettungs 
gesellschaft hatte in den ersten Vormittags 
stunden vollauf zu thun, um den aus 
allen Richtungen kommenden telephonischen 
Aufforderungen wegen Hilfeleistung nach 
zukommen. Der Sturm hatte aber auch 
an Gebäuden, Parkanlagen und aus den 
Märkten große Verheerungen angerichtet. 
Es wurden Fensterscheiben eingedrückt, 
Dachgefimse und bei Neubauten Gerüste 
abgetragen und (Bäume gebrochen. Von 
einem Gerüste des Stephansdomes wurde 
ein Stück der Einplankung losgerissen 
und auf die Straße geschleudert. Hierbei 
erlitt der Tagelöhner Mathias Bauern 
feld erhebliche Verletzungen im Gesichte. 
Dänemark. 
Die Gesellschaft, welche den Ratten in 
Kopenhagen den Tod geschworen, hat jetzt 
98,000 Ratten mit 10 Oere pr. Stück 
eingelöst; wenn die Zahl 100,000 erreicht 
hat, sind die Mittel erschöpft und die 
Gesellschaft zieht sich vom Kampfe zurück; 
ob dann die städtische Verwaltung den 
begonnenen Kampf aufnimmt, bleibt 
abzuwarten. 
In einer kleinen Stadt bei Randers 
in Jütland sollte vor einigen Tagen eine 
Hochzeit stattfinden. Alle Vorbereitungen 
waren bereits getroffen und die Braut war 
chon mit Schleier und Kranz geschmückt, 
um mit ihren Eltern zur Arche zu fahren. 
Plötzlich aber verbreitete sich ein starker 
Brandgeruch im Hause, kurz darauf stand 
ein Theil des Gebäudes in vollen Flammen. 
Tie Verwirrung, die nun folgte, war sehr 
groß. Tie Aussteuer der Braut wurde in 
den Hof hinabgeworfen, und die Hochzeits 
gäste liefen wie wahnsinnig umher, um die 
in den Zimmern liegenden Oberkleider zu 
retten. Mitten in der allgemeinen Verwir 
rung aber hatte man doch daran gedacht, 
das schon fertige Hochzeitsmahl in Sicher 
heit in ein Nachbarhaus zu bringen. Nach 
einer Stunde war das Haus bis auf den 
Grund abgebrannt. Das Brautpaar aber 
begab sich zur Kirche, wo die Trauung voll 
zogen wurde. Das gerettete Essen wurde 
in der Zwischenzeit in die Wohnung des 
Bräutigams gebracht, und nachdem man die 
Arche verließ, fuhren die Hochzeitsgäste 
nach dem Hause des Bräutigams, wo das 
Hochzeitsmahl mit bestem Appetit und in 
fröhlichster Laune verzehrt wurde. 
Inland. 
— Daß der Kaiser ein guter Reiter 
ist und auch als Lenker der Halbblütler 
seines Marstalls auf dem Pürschwagen 
oder Break seinen Mann steht, ist bekannt 
Daß er aber auch mit Gäulen weniger 
vornehmer Natur umzugehen weiß, zeigt 
eine niedliche Straßenszene, die sich dem 
„B. L. A." zufolge in Potsdam zu 
getragen hat. Der Monarch besand sich 
in Begleitung seiner Gemahlin auf einem 
Spaziergange nnd sah plötzlich unweit 
des Cafê Sanssouci seinen Weg durch ein 
Pferd gesperrt, das auf dem Bürgersteige 
quer Aufstellung genommen hatte. Der 
Kaiser machte sofort seinen Arm von dem 
seiner Gemahlin frei, schritt kurz ent 
schlossen an das Thier heran und führte 
das Pferd an der Leine aus den Straßen 
damm zurück. Alsdann verbeugte sich der 
hohe Herr galant und ritterlich vor seiner 
Gemahlin und gab ihr lächelnd und mit 
einer entsprechenden Handbewegung zu 
verstehen, daß der Spaziergang weiter 
fortgesetzt werden könne, da ja nunmehr 
die Passage wieder frei sei. 
— Prinz Robert v. Württem 
berg, bisher Oberleutnant im zweiten 
Württembergischen Dragoner-Regiment ist 
zum Rittmeister des k. u. k. Dragoner- 
Regiments Nr. 9 ernannt worden. Prinz 
Robert gilt schon seit geraumer Zeit als 
zukünftiger Verlobter der Erzherzogin Elisa 
beth, Tochter der Kronprinzessin-Wittwe 
Stephanie, und mit diesem Uebertritt in 
die österreichische Armee ist offenbar der 
Heirathsplan seiner Verwirklichung nahe 
gerückt. 
— Das Flugblatt des Flotten 
vereius, welches der Fürst zu Wied und 
Herr Viktor Schweinburg in Millionen 
von Exemplaren als Zeitungsbeilage ver 
breitet haben, erfährt durch den neuen 
Etat auch in der finanziellen Berechnung 
eine scharfe Dementirung. Das Flug 
blatt gründet seine Hoffnung, daß die 
Kosten des neuen Flottenplans ohne 
Steuererhöhung gedeckt werden können, 
darauf, daß in den letzten vier Jahren 
von 1895 bis 1898 die Einnahmen aus 
Zöllen und Verbrauchssteuern von 661,6 
aus 881,3 Millionen Mark, mithin im 
Durchschnitt um j ä h r l i ch 3 0 M i l l i - 
o n e n Mark, gestiegen sind. Im 
neuen Etat für 1900 aber find die Ein 
nahmen aus Zöllen und Verbrauchssteuern 
auf nur 789,7 Millionen gestiegen. 
Darnach sind im Vergleich zu 1898, 
also für 2 Jahre, diese Einnahmen nicht, 
wie das Flugblatt voraussetzt, um zwei 
mal 30 Millionen, also nicht um 60 
Millionen gestiegen, sondern nur um 
7,3 Millionen Mark. 
Der Gesammtwerth der englischen 
Flotte wird nach der „Köln. Ztg." 
zur Zeit auf 128 Millionen Pfund oder 
etwa 2000 Millionen Mark angegeben. — 
Der Gesammtwerth aber der deutschen 
Flotte nach Durchführung des neuen 
Flottenplanes würde mindestens 16 0 0 
Millionen Mark betragen, also 
dem der englischen Flotte ziemlich nahe 
kommen. 
Große Ueberschwe m m ungen 
haben in We st Preußen stattgefunden. 
Die Danziger Nehrung ist infolge Durch 
bruchs der Haffsiaudeiche meilenweit über 
schwemmt. Besonders betroffen sind viele 
blühende Ortschaften um Stutthof und 
Steegen. Das Wasser überfluthet iy 2 
bis 2 Meter hoch das Land. Das Vieh 
ist meist geborgen, der Schaden an der 
Wintersaat und den Deichen bedeutend. 
— Bon der Halbinsel Hela wird 
gemeldet, daß dieselbe an einer schwachen 
Stelle vollständig überfluthet ist. 
Ein großes Schadenfeuer wüthete 
seit verflossener Nacht in Barmen und 
legte die Eisengarnfabrik von Gebrüder 
Ostermann vollständig in Asche. Die Ar 
beiterwohnhäuser und Beamtenwohnungen 
sind ebenfalls abgebrannt. Der Schaden 
beträgt über 200 000 Mk. Ter Betrieb 
ruht. 
Gleiwitz, 7. Dezember. Dem bekannten 
Recitator Marcell Salzer wurde die 
öffentliche Vorlesung des Sudermann'schen 
Werkes: „Des Hausfreundes Beichte" 
Polizeilich verboten. 
Zwei Einbrecher versuchten einen Geld 
schrank einer.Hamburger Holzhandlung 
zu öffnen, indem sie den Teckel zersprengten 
und die Vorderseite einschlugen. Hierdurch 
war es für die Diebe nicht möglich, zu dem 
werthvollen Inhalt zu gelangen, auch von 
dem Besitzer ist er nicht zu öffnen, so daß 
er jetzt völlig „diebessicher" ist. 
Provinzielles. 
r H> Itzehoe, 8. Dez. Gestern und vor 
gestern gelangte an der hiesigen detachirten 
Strafkammer ein Prozeß von besonderer 
Bedeutung zur Verhandlung. Angeklagt 
waren die Gefangenaufseher Julius Johann 
Buttler und Carl Paul Klinnert, beide 
angestellt beim Strafgefängniß in Glück- 
stadt. Dieselben waren beschuldigt, Ge 
fangenen gegen Entgelt Lebens- und 
Genußmittel zugesteckt zu haben. Zu den 
Verhandlungen, welche aus Gründen der 
öffentlichen Ordnung unter Ausschluß der 
Oeffentlichkeit stattfanden, waren 44 Zeu 
gen geladen, zum größten Theil ehemalige 
und jetzige Insassen der Strafanstalt. 
Ebenfalls sind zahlreiche Angehörige von 
Gefangenen als Zeugen erschienen. Die 
Angeklagten bestritten anfänglich aus das 
Entschiedenste ihre Schuld, obgleich der 
Präsident und ihr Vertheidiger ihnen 
wiederholt nahe legten, ein Geständniß 
abzulegen, um auf Milderung der Strafe 
rechnen zu dürfen. Schließlich legte 
Klinnert unter Thränen ein umfassendes 
Geständniß ab, während Buttler beharrlich 
leugnete. Der Staatsanwalt beantragte 
gegen Klinnert unter Zubilligung mildern 
der Umstände 1 Jahr Gefängniß und 1 
Jahr Ehrverlust, gegen Buttler 3 Jahre 
Gefängniß und 3 Jahre Ehrverlust. Das 
Gericht billigte beiden Angeklagten mil 
dernde Umstände zu; das Urtheil lautet 
gegen Klinnert auf 9 Monate und gegen 
Buttler auf 1 Jahr 9 Monate Gefängniß. 
î Itzehoe, 8. Dez. Ein hiesiger 
Kanonier von der 2. Abtheilung versuchte 
heute in der Kaserne, seinem Leben 
mittelst Erhängens ein Ende zu machen. 
Der Vorfall wurde aber bemerkt und es 
gelang dem Oberstabsarzt, den Betreffenden 
in's Leben zurück zu rufen. Derselbe ist 
aber trotzdem an den Folgen seiner That 
nach wenigen Stunden gestorben. Der 
Kanonier heißt Schlüter und ist am 18. 
Sept. 1879 in Schleswig geboren. 
In Wilster haben die städtischen 
Collegien die wiederholt an sie gerichtete 
Aufforderung der Regierung, die gewerb 
liche Fortbildungsschule in eine obliga 
torische umzuwandeln, abgelehnt.
	        
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