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England.
Ueber neue Rüstungen Eng
lands wird aus London berichtet: Das
ständige Personal der Infanterie im Lager
von Aldershot hat Befehl erhalten, sich
zur Einschiffung nach Südafrika bereit zu
halten.
Dänemark.
InKopenhagen hat sich soeben eine
höchst lustige Geschichte zugetragen, bei der
die Artistenkonkurrenz der leitende Beweg
grund gewesen zu sein scheint. _ Herr Du-
cender, der mit seiner Cirkusgesellschaft zur
Zeit in der nordischen Hauptstadt gastirt,
wurde dieser Tage morgens ans Telephon
gerufen und durch das Hörrohr theilte ihm
der Adjutant des Kronprinzen mit, Sc.
Kgl. Hoheit würde mit seiner Gemahlin
und anderen Prinzen und Damen der Hof
gesellschaft auf den Abend die Vorstellung
im Cirkus besuchen. Niemand war glück
licher als der ein wenig eitle Herrscher der
Manege, er hörte sich schon im Geiste mit
huldvollen Worten beglückt, die eine große
Reklame für ihn bedeuteten, ja, er sah wohl
seine Brust schon mit einem Orden ge
schmückt. Er sorgte schleunigst dafür, daß
das Glück, das ihm bevorstand, in der gan
zen Stadt bekannt wurde. Der Abend kam
und sah ein überfülltes Haus, in den Lo
gen das eleganteste Publikum — auf den
oberen Rängen das sein Königshaus ver
ehrende Volk. Die Anfangstunde der Vor
stellung schlug — noch war kein Kronprinz
zu sehen. Alles wartete sehnsüchtig — zehn
Minuten vergingen: noch immer keine kö
nigliche Equipage. Man schüttelte die
Köpfe, denn in Kopenhagen gilt der Krön
Prinz für den zweitpünktlichsten Mann der
Stadt; der pünktlichste ist der Königs Wie
der verging eine Viertelstunde — die Mi
nuten wurden banger und banger — die
Zuhörer geriethen in Unruhe. „Anfangen!
Anfangen!" ertönte es laut. Vergeblich
suchte man durch die Musik beruhigend zu
wirken — höhnische Zurufe erschallten von
der Galerie — ein Skandal begann —
der verzweifelnde Direktor mußte die Vor
stellung beginnen lassen, er zog sich end
lich mit seinen zwei Riesenbouquets in die
Tiefen seines verschwiegenen Bureaus zu
rück und sah zu spät ein, daß er der Ge
prellte gewesen war. Natürlich schnaubte
er Wuth gegen den, der ihm einen solchen
Streich gespielt hatte, und da nichts in der
Welt verborgen bleibt, karn er bald auf die
rechte Spur: sein Konkurrent, der Direk
tor eines gleichzeitig in Kopenhagen ga
stirenden Cirkus, hatte die ganze Geschichte
inscenirt, um ihn lächerlich zu machen, und
dies war ihm auch gelungen, denn ein Theil
des Publikums ist seitdem von beständigem
Zorn gegen den armen Direktor erfüllt, der
sofort die nöthigen Schritte unternommen
hat, um den wenig liebenswürdigen Bernfs-
genossen zur gerichtlichen Verantwortung zu
ziehen.
Inland.
— Der Kaiser traf an Bord der
„Hohenzollern" am Donnerstag-Abend
um 10 Uhr bei herrlichem Wetter in
Molde ein. Er ging sofort „in Be
gleitung von neun Kavalieren" ans
Land und unternahm am Fanestrande
einen 1'^-stündigen Spaziergang.
Auch die Fahrt von Merok durch den
Geiranger Fjord nach Hellesylt und dem
nächst über Land nach Oeie — eine der
schönsten Partieen, die der Kaiser in
Norwegen unternommen — war durch
herrliches Wetter begünstigt — An
Bord Alles wohl.
— Der „Reichsanz." veröffentlicht die
Ernennung des bisherigen Gesandten in
Mexiko, Freiherrn v. K e t t e l o n, zum
Gesandten in Peking.
— Auf den zu den Karolinen ge
hörigen Inseln Yap nnd Ponape
und auf der Insel Saipan werden dem
nächst deutsche Postagenturen er
richtet.
— Dem der socialdemokra-
tischen Partei angehörigen Schneider
M. hat die Kgl. Regierung in Celle den
Eintritt als Ersatzmann in den luthe
rischen Schulvorstand aus Grund
des Ministerialerlasses vom 29. August
1898 verwehrt. M. wird hiergegen
Beschwerde erheben.
— Wie der „Vorwärts" meldet, ist au'
ben 22. Juli in der Disziplinaruntersu
chung gegen den Privatdozenten D r.
Arons ein Termin zur Verhandlung
vor der philosophischen Fakuliät angcord
net worden.
— Ein mit 673 Unterschriften ver
sehenes Gnadengesuch an den Kaiser
ist soeben beim Kaiserlichen Civilkabinet
eingelaufen. Es handelt sich um den
zu fragen, da der gnädige Herr ganz laut
geschrieen habe.
„Ich werde geträumt haben", sagte Hans
Justus mit einem leichten Schauder, „Du
kannst das Licht hier lassen und mir etwas
zu trinken geben."
Der Diener gehorchte und verließ dann
das Zimmer.
Hans Justus aber starrte unverwandt in
das Licht, bis ihm die Augen zufielen zu
einen, tiefen traumlosen Schlummer.
(Fortsetzung folgt.)
wegen Hausfriedensbruches im Sterbe
zimmer des Fürsten Bismarck zu sechs
Monaten Gefängniß verurtheilten Photo
graphen Willy W i l ck e von der Firma
Wilcke & Priester in Hamburg, der nun
mehr die Gnade anruft, während sein
ebenfalls zu empfindlicher Freiheitsstrafe
verurtheilter Compagnon Priester in-
zwischen nach dem Auslande geflüchtet ist.
Das Gesuch Wilckes ist von sämmtlichen
Armenpflegern des Bezirks St. Georg
und zahlreichen Bürgern Hamburgs, im
ganzen von 673 Personen, zur Befür-
wortung unterzeichnet worden.
— Der „Reichsanz." veröffentlicht eine
landespolizeiliche Anordnung der Re
gierungspräsidenten in Aachen und Danzig
und eine Bekanntmachung des Olden-
burgischen Staatsministeriums, wonach
auf Grund des § 7 des Reichs-Bieh-
euchengesetzes vom 23. Juni 1880 und
vom 1. Mai 1894 die Einfuhr
rischen Rindfleisches aus
Belgien vom 15. Juli d. Js. ab
verboten wird, weil die belgische Re
gierung neuerdings die Einfuhr von
lebendem Rindvieh aus den Vereinigten
Staaten von Amerika zum Zwecke der
sofortigen Schlachtung wieder zugelassen
at und dadurch die Möglichkeit gegeben
it, daß entgegen dem bestehenden Ein-
ihrverbot das ausgeschlachtete Fleisch des
amerikanischen Rindviehs über die belgische
Grenze seinen Weg nach Deutschland
ludet.
— Betreffs der Einführung
neuer 50-Pfennigstücke wird von
gut unterrichteter Stelle mitgetheilt, daß
es sich zunächst nur um Proben handelt,
die auf Anregung des Schatzsekretärs Frei
herrn v. Thielmann zur Herstellung einer
leichter erkennbaren 50-Pfennigmünze ver
anstältet werden.
Ein ' gewaltiger Waldbrand
wüthete am Donnerstag in der königlichen
Raubkmnmerfarst, Kreis Sol 1 au? der
mehrere tausend Morgen Wald zerstört hat.
Das Feuer ist durch Unachtsamkeit der Köh
ler entstanden.
Für die Kanalvorlage hat die
Handelskammer in Elberfeld
einstimmig eine energische Resolution are
genommen.
Geadelt worden ist der L a n d r a t h
des Landkreises Elbing, Rüdiger
Etzdorf. — Zu der Gattin des Land
rathes hat bekanntlich vor Kurzem der
Kaiser die vielerwähnten Aeußerungen
über die Arbeiterwohnungsverhältniffe in
Ostelbien gethan.
Ein interessanter Gutskauf
durch die Berliner Landbank wird aus
Königsberg i, Pr. gemeldet. Der bekannte
ozialdemokratische Führer Herbig hat näm-
stch sein vor dem dortigen Tragheimer
Thor belegenes Rittergut Maraunen an
die genannte Bank zum Preise von 606,000
Mk. verkauft.
Eine unerwartete Freude ist den Ver
wandten des dieser Tage in dem bei
Schleiz gelegenen Dorfe Lossau im Alter
von 86 Jahren verstorbenen Maurer
meisters R. widerfahren. Bei der Re
gelung des Nachlasses durch das Amts
gericht in Schleiz fand man nämlich auf
dem Boden und im Keller des bisher von
bewohnten Hauses unter altem Ge
rümpel versteckt zwei große Blechkasten,
welche Werthpapiere in Höhe von
1 700 000 Mk. bargen. Niemand, selbst
die eigenen Töchter und Schwiegersöhne
nicht, hatten eine Ahnung, daß der Ver
lor bene ein Millionär war, zumal der
selbe äußerst sparsam und zurückgezogen
lebte und beispielsweise bei Eisenbahn-
Zährten principiell nur vierter Klasse fuhr.
So unternahm er häufig Reisen nach
Leipzig, um bei der Leipziger Bank Geld
geschäfte abzuwickeln; aber, obwohl sein
Heimathsort an der sächsischen Bahn
gelegen war, machte er einen dreistündigen
Fußmarsch bis zur preußischen Bahn-
station Crölpa zu dem Zwecke, bis Leipzig
die vierte Wagenklaffe benutzen zu können,
da bekanntlich eine solche bei der sächsischen
Staatsbahn nicht existirt. Den Grund
stock zu dem fürstlichen Vermögen legte
ein Lotteriegewinn von 35 000 Mk., der
sich nach und nach durch den reichlichen
Verdienst des Mannes und durch Zins
und Zinseszinsen so rapid vermehrte.
Sein Heimathsdorf Lössau freut sich über
den Fund nicht minder als die glücklichen
Erben; denn außer einer jetzt ständig
fließenden reichen Steuerquelle erhält es
noch eine Steuernachzahlung von etwa
50 000 Mk., da sich der Verstorbene nie
selbst eingeschätzt hatte.
Emde», 13. Juli. Für die Stadt Leer
wurde behufs Abwendung der Wassergefahr
bei Nordweststürmen der Bau eines Hoch
wasserhafens mit Seeschleuse beschlossen.
Die Kosten dieser Anlage betragen 2y 2
Millionen Mark, davon trägt die Re
gierung y 2 Million, der Rest soll durch
einen Steueraufschlag gedeckt werden. Leer
tritt dadurch in die Reihe der Nordsee
Häsen ein.
Io. Fallersleben, 14. Juli. Nach füm
Jahren ist jetzt das Concursverfahren
das über das Vermögen des Hauptmanns
a. D. v. Bremer eröffnet wurde, beendet
worden. Bei der Schlußvertheilung des
verfügbaren Massenbestandes von 6407
Mk. find 163,278 Mark zu berücksichtigen;
mithin erhalten die Gläubiger nicht ein
mal 4 Proz.
Rostock, 14. Juli. Ein 19jähriges
Mädchen im Dorfe Marnitz wurde beim
Beerenpflücken von einer Kreuz otter
in den Fuß gebissen; es starb 24 Stunden
päter.
Im Kreise Schwerin sind Typhhus
er! rankungen nach Genuß von Obra-
wasser festgestellt worden.
Wilhelmshaven, 13. Juli. Der Kreuzer
„Prinzeß Wilhelm" ist heute nach vier
jähriger Abwesenheit aus Ostasien hierher
zurückgekehrt.
lo. Hannover, 14. Juli. Das Kriegs-
gericht in Hannover hat den Referendar
von Praun-Braunschweig, der am 11
Februar d. Js. — wie wir f. Zt. auch
berichtet haben — im Timmerloher Busche
bei Braunschweig ein blutiges Pistolen
duell mit dem Rechtsanwalt Schrader-
Braunschweig hatte, zu drei Monaten
Festung verurtheilt, da er als Reserve-
officier der Militärgerichtsbarkeit unter-
stand. Rechtsanwalt Schrader wurde am
6. Mai, wie noch erinnerlich sein dürfte,
vom Braunschweiger Landgericht wegen
dieser Affaire zu sechs Monaten Festungs
haft verurtheilt. — Vom Personenzug
Hameln—Hannover entgleiste heute Vor
mittag zwischen Eldagsen und Bennigsen
der Gepäckwagen. Personen sind nicht
verletzt worden. Der Zug erlitt fastss 1V
Stunden Verspätung.
Provinzielles -
1o. Altona, 14. Juli. Eine harte, aber
wohlverdiente Strafe verhängte heute
das hiesige Landgericht über den Schlach
ter Koop in Sande. Dieser hatte
zum Preise von zwölf Mark von einem
Bauern eine Kuh gekauft, die am Abend
vor dem Ankauf verendet war; angeblich
wollte er das Fleisch zu Hundefutter ver
wenden. Er sandte aber das Fleisch an
den hier wohnhaften Schlachter Prigge,
bei dem es beschlagnahmt wurde, ehe es
in den Handel gelangen konnte. Die
Untersuchung ergab, daß das Fleisch im
hohen Grade verdorben war und der
Genuß für Menschen von schädlichen
Folgen begleitet gewesen sein würde. Das
Gericht verurtheilte den Angeklagten mit
Rücksicht auf sein außerordentlich gefähr
liches Beginnen und mit Rücksicht daraus,
daß er in leichtfertigster Weise die Ge
lindheit seiner Nebenmenschen aufs Spiel
gesetzt hatte, zu einem Jahre Gefängniß
und verfügte wegen Fluchtverdachts die
ofortige Verhaftung des Verurtheilten.
Quäle nie ein Thier zum Scherz! Dieses
Sprüchwort wird der 15jährige Glaser-
lehrling Otto Maßberg in B a h r e n f e l d
in Zukunft wohl beherzigen. Er nahte sich
auf der Weide einer grasenden Kuh und
tach sie wiederholt mit einer spitzen Ahle.
Das Thier wurde wüthend, rannte den ju
gendlichen Thierquäler um und trampelte
auf seinem Körper herum. M., der mehrere
Rippenbrüche erlitten hatte, mußte nach
dem städtischen Krankenhause gebracht wer
den. Dort hat sich sein Zustand derart
verschlimmert, daß die Aerzte für sein Le
ben fürchten.
Eine u n a n g e n e h m e E n 1 d e ck u n g
mußte die Verwaltung des Solbades
S e g e b e r g machen, welche vor Kurzem
eine Thonröhrenleitung legen ließ, um die
Soole von dem Kalkberg nach dein Bade-
Etablissement zu befördern. Da die Soole
die ungeheure Stärke von 28 pCt. Chlor-
natrium hat, so haben sich die Thoröhren
als ungeeignet für diesen Zweck erwiesen,
und die mit einem Kostenaufwand von
10 000 Mark ausgeführte Arbeit muß von
Neuem begonnen werden. Eine einberufene
außerordentliche Generalversammlung wird
sich, nach den „Alt. Nachr.", mit dieser
heiklen Frage befassen und eventuell die
Anlage einer gußeisernen Röhrenleitung in
den Bereich ihrer Beschlußfassung ziehen.
S e g e b e r g, 15. Juli. Im Buch
holz hat die Ernte der Bickbeeren (Heide!
beeren) begonnen. Das Buchholz ist etiva
Quadraimeile groß; man schätzt den
Werth der jährlich daselbst gepflückten
Bickbeeren auf durchschnittlich 40 000 Mk.
Bon der volkswirthschaftlichen Bedeutung
des Bickbcerpflückens zeugt die Thatsache,
daß die Schulen der dem Buchholze benach
barten Landgemeinden ihre Sommerferien
irach der Reife der Bickbeeren einrichten.
Ein tüchtiger Pflücker kann täglich bis zu
15 Liter (per Liter 15 Pf.) pflücken, so
daß, wenn Eltern und Kinder zusammen
aufs Pflückeit gehen, ein ganz guter Tage
lohir herauskommt.
Die anhaltende trockene Witterung hat
mich auf der fiskalischen Insel Helm-
sand an unserer Westküste den^Pächter
derselben veranlaßt, mit seiner Schäferei
dieselbe zu verlassen, da der Graswuchs ver
dorrt. Einige Meldorfer Touristen, wel
che per Boot einen Ausflug dorthin un-
ternahmen, fanden die Insel vereinsamt.
Eine Remonte-Kommission aus Würt
temberg hat in der Wikstermarsch in
den letzten Tagen ungefähr 120 Ar
tillericpferde angekauft.
Der Entwurf zum Ortsstatut für die neue
Stadtgemeinde W e s s e l b u r e n hat als
Gehalt für den zu wählenden Bürgermeister
2000 Mk.,. steigend auf 2600. Mk., und 1000
Akk. Dienstaufwandentschädigung, für den
Stadtkassirer 1500 Mk. vorgesehen. Auf die
Anstellung eines besonderen Stadtschreibers
ist höheren Orts verzichtet wordetr.
Aus Kiel nteldet man als wahrschein
lich die Verlegung des Torpedobootshafens
nach der Außenförde zwischen Holtenau und
Friedrichsort. Die Verlegung nach Eckern
förde sei aufgegeben worden.
Io. Kiel, 14. Juli. Der braune
Bär, ein Geschenk des Prinzen Heinrich,
der in den Pfingsttagen — wie s. Zt auch
berichtet — von seinem College» im Werft
park todtgebissen bezw. erwürgt wurde, ist
jetzt ausgestopft worden und soll im Werft-
mrk aufgestellt werden.
Kreis Rendsburg, 15, Juli. In
Folge höherer Anordnung findet in dieser
Zeit eine Aufnahme der P e r s o n e n d e s
Landsturms statt. Der Landsturm ist
bekanntlich nicht unter Kontrolle nnd besteht
aus Männern, welche unter der Fahne ge
dient und jetzt 39—45 Jahre alt sind.
!!! N o r t o r f, 14. Juli. In dem
Konkursverfahren der früheren Aktiengesell
schaft Brauerei Holsatia Hierselbst soll dem
nächst die Schlußvertheilung vorgenommen
werden, für die ein Massenbestand von
43 059,75 Mk. zur Verfügung steht. An
dieser Summe nehmen theil 456 222,87
Mk. nicht bevorrechtigte Forderungen. —
In Langwedel fand ein Gastwirth
beim Aufpacken von leeren Bierfässern in
einem derselben einen Bienenschwarm.
Wenn Bienenschwärme auch für ihre Nie
derlassung bekanntlich oft die verschieden
sten und eigenartigsten Orte wählen, so
dürfte dieser Fall doch entschieden zu den
Seltenheiten gehören. In Rücksicht darauf
hat denn auch der Finder den neuen Mie
ther in seiner Behausung belassen und hofft,
dafür im Herbst einen angemessenen Mieth-
zins zu erhalten.
Rendsburg, 15. Juli. Das König
liche Seeamt in Tönning verhandelte in
seiner letzten Sitzung über folgende See-
unfälle:
1. Ueber den Untergang des zu Ober
dorf, Kreis Neuhaus a. d. Oste, be>
heimatheten Evers „Hosianna". Der
Spruch des Seeamts lautete: Der Ever
„Hosianna" aus Oberdorf ist am 14.
April 1899 nordwestlich von dem Rothen-
cliff-Feuer auf Sylt infolge Leckspringens
voll Wasser gelaufen und gefunken. Die
Ursache des Leckwerdens hat nicht fest-
gestellt werden können Den Schiffer
trifft kein Verschulden. Das Seeamt rügt:
1. daß der Schiffer kein Journal geführt,
2. daß derselbe den Schiffsjungen nicht
angemustert Hai.
2. Sodann wurde über den Tod des
Heizers Eort Thomas Friedr. Wehrhahn
aus Oldenswort vom Regierungs-Dampfer
„Triton" verhandelt. Das Seeamt gab
den folgenden Spruch ab: In der Nacht
vom 8. bis 9. Mai ist der zur Besatzung
des Regierungs - Lootsen und Bugsier-
dampfers aus Tönning gehörige Heizer
Wehrhahn beim Versuch, an Bord zu
gehen, in den Tönninger Hafen gefallen
und ertrunken. Das Seeamt spricht aus,
daß es für die Untersuchung dieses Un-
nlls nicht zuständig ist, weil der „Triton"
als ein Kauffahrteischiff im Sinne des
Gesetzes nicht angesehen werden kann.
3. Zum Schluß wurde über den Unter
gang der Tjalk „Eljupa" aus Wyk auf
Föhr verhandelt. Der Spruch des See-
amts lautete: Die in Wyk auf Föhr
beheimathete Tjalk „Eljupa" ist am 23.
März 1899 nordöstlich vom Flamburough-
head, 15 bis 20 Seemeilen davon ent
fernt, gesunken, nachdem dieselbe bereits
am 22. März leck geworden war. Es
ist anzunehmen, daß die „Eljupa" in Folge
schweren Arbeitens in der hochgehenden
See leck gesprungen ist. Dem Schiffer ist
ein Verschulden nicht beizumessen. Das
Verlassen des Schiffes war gerechtfertigt.
Rendsburg, 15. Juli. Heute
Vormittag nahm die hiesige Polizei ein
Quantum geräucherter Aale, welche ein
auswärtiger Händler in hiesiger Stadt an
den Mann bringen wollte, in Beschlag,
da dieselben sich als gänzlich verdorben
erwiesen.
# Rendsburg, 15. Juli Dre dres-
jährigen Lieferungen an Holz und Torf
für das Königliche Amtsgericht, sowie an
Torf für die städtischen Schulen und das
Rathhaus wurden dem Brennmaterialien-
Händler Herrn Joys. Traulsen hierfelbst
übertragen.
# Rendsburg, 15. Juli. Der Rends-
burger Bicycle-Club von 1894 veran
staltet morgen Nachmittag 4 Uhr auf der
Schleswiger Chaussee ein 30 Klm.-Rennen
mit Vorgabe. An demselben betheilige"
sich 13 Fahrer und sind Vorgaben bis
zu 15 Minuten bewilligt, fodaß das
Rennen sehr interessant zu werden ver
spricht.
X Rendsburg, 15. Juli. Der heutige
Wochenmarkt war von Landleuten nicht
stark besucht. Die Ferkelpreise smv ,m
Rückgänge begriffen. Die Preise be
trugen heute nur 8—12 Mk. und wurde
der Markt bei reichlicher Zufuhr nur
zum Theil geräumt. Buttter kostete
90 Pf. bis 1 Mk. das Pfd. Eier
wurden Anfangs mit 1,10 Mk. das
Stieg bezahlt, später aber für 1 Mk.
verkauft. Hühner bedangen 1,50 bis
1,60 Mk., Küken 60 bis 70 Pf. das
Stück. Obst und Gemüse war der
Jahreszeit entsprechend ziemlich reichlich.
Die ersten Himbeeren kosteten 60 Pf.
das Pfd. Verschiedene Fleifchwaaren be
dangen die üblichen Preise. Auf dem
Fischmarkie waren außer Butt kleine
Brachsen und Hechte.
Rendsburg, 15. Juli. Die gestrige
Vorstellung im Cirkus Blumenfeld war
wiederum sehr gut besucht. Das ab
wechselungsreiche Programm bot den Be
suchern wiederum etwas Neues und die
auftretenden Künstler und Künstlerinnen
erfreuten sich eines wohlverdienten Bei
falls. Herr Direktor Blumenfeld führte
nacheinander zwei Pferde vor, welche erst
wenige Wochen in Dressur sind, und man
muß thatsächlich bewundern, wie es mög
lich ist, den Thieren das, was sie leisten,
in dieser kurzen Zeit beizubringen. Eine
gleiche Anerkennung verdient der Kopf
künstler Mr. Sheldon. Dieser Künstler
ist eine Specialität ersten Ranges; man
muß ihn sehen, um über ihn urtheilen
und seine Leistungen würdigen zu können.
Auf allgemeinen Wunsch wurde der un
garische Nationaltanz ausgeführt von acht
Damen. Die graziösen Bewegungen und
die eleganten Kostüme boten einen schönen
Anblick und auch hier blieb der wohl
verdiente Beifall nicht aus. Heute Abend
findet große Komiker-Vorstellung statt.
Wir können den Besuch der Vorstellungen
aufs Beste empfehlen.
■»•»wiisssias*
Mittheilungm aus deru Publikum.
Die Redaktion stellt die Benutzung dieserRubrik, soweit
es der Raum gestattet, dem Publikum zur Besprechung
von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur Verfü
gung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mit dem
Inhalte roentificirt zu werden und übernimmt dafür
keinerlei Verantwortung. Wir behalten uns vor, bei Ein
sendungen, welche unserer Ansicht nach über das Maß des
Sachlichen hinausgehen, Correcturen resp. Streichungen
vorzunehmen.
Eingesandt.
Wer hätte in diesen heißen Julitagen
nicht den Wunsch gehabt, sich an einem
kühlen Bade zu erquicken? An den Ufern
der Obereider konnte man vielfach nackte
Gestalten bemerken, die ihr Abkühlungs-
bedürfniß befriedigten. Als ein Freund
der Stadt Rendsburg schämt man sich,
wenn man feinem auswärtigen Besuch die
schönen Anlagen, die elektrische Beleuchtung
der Stadt mit Stolz vorgeführt hat und
dann bekennen muß, daß eine Badegele
genheit in Rendsburg nicht existirt. Es
ist eine dringende Nothwendigkeit, daß die
Stadt Rendsburg für eine gesundheitsge-
mäße Badeanstalt sorgt. Die ganze Ober
eider soll verseucht sein. Das kann man
kaum glauben, so lange die Soldaten ohne
Schaden baden dürfen. Man würde der
Meinung fein, daß an den entfernt gele
genen Punkten der Obereider, an dem
jenseitigen Ufer oder in der. Nähe der
Militärbadeanstalt, sich wohl eine einfache
Badeanstalt errichten ließe- Man kann
es wohl verstehen und billigen, daß die
Stadtvertretung in der Obereider keine
Badeeinrichtung trifft, wenn ihr von einem
Sachverständigen das Urtheil abgegeben
wird, daß das ganze Wasser verseucht ist.
Dann hat sie aber die Pflicht, im Interesse
der Gesundheit der Einwohner eine andere
Einrichtung zu treffen. . Und da möchte
der Einsender darauf hlnwelsen, daß es
wohl möglich wäre, den todten Theil der
Wehrau, der zwischen dem Kanal und
dem Weg nach dem Kreishafen liegt, zu
einem Badebassin umwandeln, welches mit
dem Kanalwasser in Verbindung gesetzt
würde. Dort wäre von einer Verseuchung
keine Rede- Die große Entfernung würde
kein Hinderniß fein. Wer baden will,
geht schon hin, auch würden Verkehrser
leichterungen sich entwickeln. Möchte die
Stadvertretung die Sache bald energisch
in die Hand nehmen, damit diesem Noth.
stand abgeholfen werde, und man als
guter Sohn seiner Vaterstadt nicht mehr
über diesen Mangel zu erröthen braucht.
Abend-Depeschen u. neueste Nachrichten.
Budapest, (Orig.-
Telegr. des Rendsb-
veranstalten ^A'st,,chen 2tcs
beiter Ģunsteu des allgemeinen
al à direkten Wahlrechts einen
ģì ^» Demo»strat,ons-Umzug.
!rbourg, 15. Juli. (Orig.,
cr.tear. des Rendsv. Wochenbl.) Btl -er
aestristc» Ratioualfeicr sind große
Unruhen vorgekommen. Tie Truppe»
,nutzten einschreiten und mehrere
Personen wurden verhaftet. Ans
Rennes werden gleichfalls Unruhen
gemeldet.
New-?)ork. 15. Juli. (Orig.-
Tecegr. des „Rendsb. Wochenbl.") Bei
dem Nationalfeste in Honolulu rissen
amerikanische Soldaten von dem
Hause des Hotelwirths Klemm die
deutsche Fahne ab und zerfetzten sie.
Der Hotelier wurde gefangen ge
nommen, später jedoch wieder frei-
getassen. Die Excedenten wurden
verhaftet und zu Geldstrafen ver
urtheilt.