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den Vater der grausam behandelten
Kinder; doch hat er dies nur einem
Fehler in der Anklage zu verdanken, die
auf Mithilfe beim Mord lautete und sich
nicht auf die Kindermißhandlungen bezog,
an denen er zweifellos mitschuldig ist.
Ueber einen Scheidungsprozeß zwischen
dem Grafen Gyulai und seiner Gattin
in Budapest, über den wir bereits tele-
graphisch berichtet haben, wird aus
Budapest gemeldet: Die königliche Curie
bestätigte das Urtheil der ersten und
zweiten Instanz auf Auslösung der
zwischen dem Grafen Samuel Gyulai
und der Baronesse Alice Vecsey
bestandenen Ehe. Die Gräfin machte
vor etwa 2 Jahren viel von sich reden.
Nach mehreren Jahren glücklichen
Zusammenlebens mit dem Grafen war
es zwischen den Eheleuten wegen der
Verschwendungssucht der Frau zu argen
Zwistigkeiten gekommen. Da die Gräfin
die ihr von ihrem Gatten ausgesetzte
Apanage zu gering fand, folgte eine
ganze Reihe von Prozessen. Schließlich
ließ sich die Gräfin sogar von
Wiener und Budapester Vergnügungs-
Etablissements engagiren, um dort in
„klassischen Possen" aufzutreten, was sie
allerdings aus verschiedenen Gründen
nicht thatsächlich durchführen konnte.
Erst das Urtheil hat dem Familienzwist
ein Ende gemacht.
Inland.
Berlin, 3. Dec. (H. C.) Kaiser Wil
helm richtete aus Vlissingen an den S u l-
t a n ein Telegramm, in dem er seine hohe
Befriedigung über die Vergebung der Kon
zession für die Bagdadbahn an
drie Anatolische Gesellschaft ausdrückt. Der
Kaiser erblickt hierin einen neuen Beweis
des Vertrauens des Sultans zur deutschen
Industrie Und spricht hierfür seinen Dank
aus. Das große Werk, das der Weisheit
des Sultans seinen Ursprung verdanke und
das nur dem Frieden zu Gute kommen
könne, werde zur Annäherung
aller Völker beitragen. Der
Kaiser erfleht den Schutz des Allmächtigen
für dieses Werk und den Sultan, den er
seiner aufrichtigen Freundschaft versichert,
■— Ter Sultan dankte in einem Antwort
telegramm an den Kaiser: Er wisse, daß die
Bedingungen von der deutschen Industrie in
deren eigenem Interesse ehrlich erfüllt wer
den würden. Der Sultan. versichert den
Kaiser seiner unwandelbaren Freundschaft
und giebt seinem Dank für die vom Kaiser
ihm entgegengebrachten freundschaftlichen
Gefühle den wärmsten Ausdruck.
le Berlin, 3. Dec. Der Kaiser hat
befohlen, daß der neue deutsche Kreuzer
„B i s m a r ck" am Geburtstage des
Fürsten Otto v. Bismarck, am 1. April
nächsten Jahres, in großer Flaggenparade
in Dienst gestellt wird.
— Die deutschen „Alldeutschen"
haben von den englischen All
deutschen ein Mißtrauensvotum er
halten. Die Ortsgruppe London des
Alldeutschen Verbandes hat mit 22 gegen
7 Stimmen beschlossen, aus dem All
deutschen Verband auszutreten.
Berlin, 29. Nov. Herr Schwein
burg, desien Name noch immer unter
den Flugblättern des deutschen
Flottenvereins prangt, wurde
gestern von Herrn Pros. Schmoller
kräftigst abgeschüttelt und das sehr zahl
reich erschienene Publikum spendete dafür
äußerst lebhaften, ja stürmischen
Beifall, ein sicherer Beweis dafür,
daß immer stärker gefühlt wird, wie Herr
Schweinburg aus Mähren denn doch ein
höchst seltsamer deutscher Flottenschwärmer
ist. Prof. Schmoller erklärte, der „Bor
wärts" habe ihn und Prof. Wagner als
Trabanten von Schweinburg bezeichnet;
er brauche den verehrten Damen und
Herren wohl nicht zu versichern, daß sie
mit diesem Herrn nichts gemein hätten.
Diejenigen Kreise, welche das Verständniß
für die Aufgaben der deutschen Flotte
und die Nothwendigkeit ihrer Ver
größerung dem Volke eindringlich nahe
bringen wollen, haben die entschiedene
Pflicht, im Interesse ihrer guten Sache
nunmehr endlich nicht nur durch
gelegentliche Bemerkungen in ihren Reden,
sondern durch die That dafür Sorge zu
tragen, daß thatsächlich nur national
empfindende Männer an der
Spitze ihrer Bewegung eine Rolle spielen
können.
Ein ganz netter Jagdbericht
wird dem „Wien. Frdl." aus Pößneck
gesandt. Nach demselben fand in dieser
Woche in dem Nachbardorfe L . . . eine
Kreisjagd statt mit folgendem Resultat:
Erlegt sechs Hasen, angeschossen
fünf T r e i ber.
Wendigkeit des Fähnrich-Examens hatte ihn
Der Eigenkäthuer Mattutis aus
Wonnaggeu schickte, wie man aus Prö-
kuls berichtet, an das dortige Amtsgericht,
wahrscheinlich um sich für ungünstige
Gerichtsentscheide zu rächen, einen be
leidigenden Brief und inliegend eine
Unmasse von — Läusen; eine weitere
Sendung stellte er in Aussicht. Für diese
immerhin neue Art von Rache wurde er
verhaftet und nach Memel abgeführt.
Der Friseurgehilfe Wilhelm B. in
Ederswalde liebte ein junges Mädchen
und hatte das Unglück, seine Neigung
nicht erwidert zu sehen. Um sich nun
von der unglücklichen Liebe ein für alle
Mal zu kuriren, wahrscheinlich aber auch,
um ähnlichen Mißerfolgen für die
Zukunft vorzubeugen, verfiel er auf ein
ebenso seltsames, wie neues Mittel. Er
zerhackte mit einem Rasirmesser sein
Gesicht vollständig, denn er durchkreuzte
es mit wenigstens 30 nach allen
Richtungen hin verlaufenden Schnitten.
Das strömende Blut stillte er dann da
durch, daß er sich mit Oleum wusch.
Die ganze Sache war weiter nicht
gefährlich, trug aber, wenn fie auch sein
heißes Blut abkühlte, sicherlich nicht zur
Verschönerung seines äußeren Menschen
bei. Dies fand sein Arbeitgeber auch,
der den verrückten jungen Menschen so
fort aus dem Dienste entließ.
Eine eigenartige Prügelaffäre
hat, wie der „Bote aus dem Riesen
gebirge" berichtet, in Fischbach und den
umliegenden Ortschaften am Fuße der
Falkenberge viel Staub aufgewirbelt.
Seit einigen Wochen weilt in Fischbach
zum Besuche bei seinem Vater, dem
Amtsvorsteher und Hosmarschall von St.
Paul-Jllaire, der augenblicklich beurlaubte
Bezirksamtmann von St. Paul-Jllaire
aus Tanga in Ostafrika mit Frau, einer
geborenen Gräfin Gersdorf, und einem
Suaheli-Negerpaar. Der Negerjüngling,
Musa mit Namen, ein junger, kräftiger
Bursche und Liebling der Dorfbevölkerung,
war nun in der letzten Zeit Abends über
10 Uhr hinaus vom Hause fortgeblieben.
Am Bußtag-Abend bei seiner Rückkehr
wurde er von der Schwiegertochter und
dem Diener des Hosmarschalls empfangen,
von der Dame verprügelt und in
das Amtsgefängniß gesperrt. Fischbacher
Einwohnern that der arme frierende Kerl
in dem finsteren kalten Loche leid und so
wurde hinter dem Rücken des Hof
marschalls die Zelle geheizt.
Straßburg i. Elf., 28. November. Ein
gewisser Fehlauer eröffnete vor etlichen
Jahren hier ein offenes Ladengeschäft.
ersten Jahre seiner kaufmännischen
Thätigkeit schloß Fehlauer mit einem
Reingewinn von 107,000 Mk. ab
im darauf folgenden Jahre meldete der
brave Mann seinen Konkurs an
es standen einer Passivmaffe von 420,069
Mk. Aktiva im Betrage von 83,000 Mk.
gegenüber. Der Konkursverwalter hat
festgestellt, daß sich die Passiva heute auf
750,000 Mk. belaufen! Die Regulirung
des Konkurses wird eine ziemlich lange
Zeit erfordern, denn man muß erst
abwarten, bis alle „Gefälligkeitswechsel"
präsentirt sein werden! Schon jetzt
werden 50 Leute, die solche Wechsel
unterschrieben haben, zivilrechtlich verfolgt
und sind mit anderen Worten einfach
ruinirt! Der Bankerotteur aber läßt sich
kein graues Haar wachsen, er hat seine
Schulden abgeschüttelt wie der Hund die
Flöhe und wird demnächst ein neues
Geschäft eröffnen — wahrscheinlich unter
dem Namen seiner Frau Gemahlin!
Aus Friedrichshafen wird dem Stult
garter Deutschen Bolksblatt berichtet:
König Wilhelm von Württemberg
hatte seine Residenz ins Schloß Friedrichs
Hafen verlegt. Auf seinen Spazier
gänge» begleiteten ihn zwei hübsche
weiße Spitze. Eines Tages ging der
König mit seiner Gemahlin und deren
Hofdame durch die Straßen der Stadt
und die Spitze tummelten sich lebhaft um
die Herrschaften. Da gewahrte die
Königin auf der Straße einen
weinenden Knaben. Mit landes-
mütterlichem Wohlwollen fragte sie den
Knaben:
„Bübchen, warum weinst Du?"
Keine Antwort, heftiges Schluchzen.
Die Hofdame legte sich ins Mittel und
fragte gleichfalls den Knaben:
„Kleiner, warum weinst Du? Weißt
Du, die Königin fragt Dich, da muß
man hübsch folgsam sein und Antwort
geben!"
Abermals heftiges Weinen und keine
Antwort. Nnn will der König selbst
seine Kunst versuchen und wendet sich an
den Knaben mit der Frage:
„Büeble, warum h e u l s ch t ? "
Jetzt faßt sich der Knabe ein Herz
und platzt heraus:
Deine Sauspitzer hent mir
auf die Kriegsschule nach Potsdam berufen.
Minna, die zu ihren großen Erinnerungen
eine halbjährige Stellung in Berlin bei
einer verwittweten Frau Oberst-Lieutenant
zählte, sah deshalb in Karl, der die Nähe
dieser unvergeßlichen Stadt hatte kosten
dürfen, einen Engel, der aus dem Paradiese
kam. Auch kehrte Karl mit Ruhm gekrönt
zurück, denn er hatte das Examen, wenn
auch nicht eben glänzend, so doch mit den
genügenden Points bestanden.
(Fortsetzung folgt.)
meine Hosa verrissa
Hierauf große Heiterkeit beim Königs
paar und sicherlich ist dem Knaben
reicher Ersatz geworden.
Freiberg i. S., 1. Dez. Dieser Tage
entstand in einem hiesigen Restaurant
zwischen drei englischen Bergakade-
m i k e r n und zwei hiesigenHerre n
ein bedeutender F a u st k a m p f. Letztere
brachten den tapferen Buren einen
kräftigen Schluck. Seinem Unwillen hier
über machte ein Engländer durch be
leidigende Bemerkungen über einen der
Burenfreunde Luft. Der Beleidigte
forderte den Engländer auf, sich mit ihm
außerhalb des Lokales auszusprechen.
Hierzu kam es jedoch nicht, da die
anderen Engländer für ihren Landsmann
Partei ergriffen. Nach kurzem Wort
wechsel ging man zum Angriff über.
Dabei ging es den Engländern nicht viel
best er wie ihren Stammesgenoffen in
Afrika. Die Herren stellten nach guter
deutscher Art ihren Mann und machten
von ihren Fäusten so ausgiebigen Ge-
brauch, daß die Engländer sehr bald das
Feld räumten. Der „Kriegsschaden" an
Inventar soll nicht unbedeutend sein.
Kassel, 2. Dez. In den Geschäfts-
rä umen der Kasseler Subdirektion der
Berliner Bersicherungs-Gesellschast „Wil-
helma" ist ein Brand ausgebrochen, wo
durch auch die vorhandenen Geschäfts
bücher theilweise verbrannt bezw. an
gekohlt wurden. Ein auswärtiger Ge-
schästsreisender, der zufällig am Gebäude
vorbeiging, bemerkte den Feuerschein des
Brandes, welcher schon mehrere Stunden
unbemerkt geglimmt hatte.
Leipzig. 2. Dezember. Umfang
reiche Entwendungen aus
öffentlichen Bibliotheken sind hier vor
gekommen. Es handelt sich nach der
„Boss. Ztg." ausschließlich um wissen
schaftliche Werke, auch solche neueren
Datums und besonders theologische
Schriften. Es wird eifrig gefahndet,
bis jetzt indessen ohne Erfolg.
Eislebcn, 30. Nov. Der vor einigen
Tagen in Halle verstorbene Justizrath
Niemand, Sohn des früheren Deputirten
der Mansfelder kupferschieferbauenden
Gewerkschaft, vermachte zwei Millionen
Mark zu Wohlfahrtseinrichtungen für die
Bergleute dieser Gewerkschaft. Als
äußeres Zeichen der Dankbarkeit erwies
eine Abordnung von 90 Bergleuten dem
Verstorbenen bei seinem Begräbniß in
Berlin bergmännische Ehren,
Aus Memel wird dem „B. L.-A." de
richtet: In einem Einspänner legten
drei litrhauische Fischerfrauen den Weg
von Memel nach ihrem Heimathort
Karkelbeck zurück. Da der gewöhnliche
Fahrweg gegenwärtig schwer passirbar
ist, wählte man den weit bequemeren
Seestrand zur Weiterfahrt. Der orkan-
artige Sturm, der in den letzten Tagen
an der O st s e e k ü st e herrschte, hatte
die See in einen außergewöhnlichen Auf
ruhr gebracht. Als nun das Fuhrwerk
in die unmittelbare Nähe des Strandes
gekommen war, wälzte sich plötzliMeine
gewaltige Woge heran, rollte über die
Düne ;und riß in einem Augenblick
Pferd, Wagen und Insassen vom Strande
weg. Der Wagen wurde mit mächtiger
Gewalt mitten in die Brandung
hin ein gezogen. Das Pferd er
trank sofort. Die drei Frauen konnten
sich nur dadurch retten, daß sie sich an
den Wagentrümmern festklammerten und
von diesen an den Strand getragen
wurden.
München, 1. Dec. Auch heute dauerte
die Erörterung des Etats des Hofbräu-
hauses fort. Es wurden dem Hofbräu-
hausdirector die schärfsten Vorwürfe ge-
macht, daß er nur geringe Mengen in
ländischen Hopfens verwende, daß er die
inländischen Producenten und Genossen-
schäften abweise, daß er sich verletzende
Abweisung von Abgeordneten habe zu
schulden kommen lassen, und daß er Ge
sästsverbindungen mit jüdischen Händlern
unterhalte. Der Minister sagt sagte sorg
sättige Prüsüng der Angelegenheit zu.
Frankfurt a. M., 2. Dec. («. L. A.)
Im Heiligengeistspital starb ein junger
Mann, welcher vor seinem Tode folgende
geheimnißvolle Anssagen machte: Er habe
gestern mit einer Prostituirten verschiedene
Wirthschaften besucht und in einer der
selben habe ihm das Frauenzimmer eine
Flüssigkeit ins Bier gegossen. Er begab
sich hierauf ins Spital, jedoch war hier
ärztliche Hilfe vergebens. Die Untersu
chung ist im Gange.
Io. Wismar, 30. Nov Die Quartier-
gelder für die im September beherberg
ten Manövertruppen sind hier noch immer
nicht zur Auszahlung gelangt. Die Re
daktion eines hiesigen Blattes theilt nun
mit daß Marschverpflegung und Service
zusammen wahrscheinlich noch vor Weih
nachten ausgezahlt werden und fährt bann
fort: „Die Marschverpflegung ist zum
Theil bereits beim Abzüge der Truppen
an die hiesige Quartierlammer entrichtet,
zum Theil aber auch erst nachträglich und
noch nicht im vollen Betrage von den
Truppentheilen ausgezahlt worden. Der
Service ist überhaupt noch nicht zur Aus
zahlung gelangt. Hauptsächlich sind es
kleinere Leute, die schon längst, gern ihre
Auslagen erstattet gehabt hätten."
Kappel, 30. Nov. Mit den Worten
„Een Retourbulljet na Cux
haven!" tritt neulich ein Mann an den
Schalter unseres Bahnhofs. „Natürlich
doch dritter Klaffe?" fragte der Beamte
„Och wat Klasse!" antwortete der Fremde,
„ick will een Retourbulljet, un dat annre
fund mine Saken!" Damit erhält erdenn auch
ein solches dritter Klaffe. „Wat kost dat?"
„Eene Mark un föstig Pennig k" „Wat?
Soväl? dat wart jo noch woll jümmer
dürer mit de Bahn?" „Se tönt aber
cos veerter Klasse eene Kort kriegen, wo
Se ook upp henn un trüg fähren könt! de
is billiger," versetzte der Beamte. „Nee,
min beste Mann," meinte aber der Reisende,
„verstahn Se wi recht: Ick hebb bondage
Offen von Cuxhaven hier herbrocht un
bün so to Foot all herlopen. Nu wull
ick aber wedder mit de Bahn retour
führen un wull deshalb een Retourbulljet
hebben, verstahn?"
Hamburg, 1. Dez. Eine von Hange-
fund kommende große Brigg, welche 1400
Faß Heringe an Bord hatte, ist aus dem
Kunnafelsen unweit Stoet an der nor
wegischen Küste gestrandet. Von der
aus 13 Personen bestehenden Bemannung
sind 11 ertrunken.
le. Hamburg, 2. Dezember. Wie wir
mittheilen können, werden preußischerseits
zur Zeit Vorarbeiten für die Ver
breiterung der alten Eisenbahn-
Elbbrücke von Harburg nach
Wilhelm sburg vorgenommen. Die
Brücke, die bis jetzt nur für zwei Geleise
und für schmale Fußgängerslege ein
gerichtet ist, soll jetzt für vier Geleise,
also in derselben Breite wie die Ham
burger Eisenbahn-Elbbrücke verbreitert
werden. Auf Wilhelmsburg ist man jetzt
eifrig mit der Legung eines von Harburg
n ach Hamburg durchgehenden Geleises für
die Güterzüge beschäftigt, wodurch ein
Halten dieser Züge in Wilhelmsburg ver
mieden wird und eine Beschleunigung der
Güter-Ablieferung bewirkt werden kann
Provinzielles.
In Reinbeck wurde eine Auktion über
lebendes und todtes Inventar abgehalten
und die Sachen baar bezahlt. Nun stellte
si ch aber heraus, daß alles schon richterlich
verpfändet war, also nicht verkauft werden
durfte. Die Käufer sollen das Gekaufte
zurückgeben, sie weigerten sich aber, wenn
man ihnen nicht die sichere Gewähr gebe,
daß sie ihr Geld zurückerhalten.
Eine eigenthümliche Beobachtung will
man diesen Herbst auf Nordftrand gemacht
haben; es ist das ein sonst seltenes Vor-
k ommen der nur im hohen Norden
hausenden Lumme oder Alk. Es sollen
schon mehreer Exemplare dieses Vogels
dort geschossen sein.
î Itzehoe, 2. Dec. Unter dem Schweine
b estande der Hofbesitzerin Wittwe Hein in
Dägeling ist die Rothlausseuche ausge
brechen und sind sämmtliche auf dem
S euchengehöst vorhandene Schweine unter
Gehöftsperre gestellt. In letzter Zeit
haben sich die Krankheits- und Todesfälle
von Schweinen in Dägeling vermehrt und
erscheint auf Gruud der durch den Kreis
thierarzt bei den in Betracht kommenden
Besitzern vorgenommenen Untersuchung
gie Annahme berechtigt, daß die Schweine
an der Rothlausseuche erkrankt resp. ver
endet sind.
1c. Kiel, 2, Dezember,
stube des Scheibenstandes
Abend gegen 8 Uhr
Freiwillige des hier
Infanterie-Regiments Nr.
In der Wacht
hat sich gestern
der Einjährig
garnifonirenden
85, Walther
Schnell, ein Sohn des Professors
am htesigen Gymnasium, erschossen.
Er wußte geschickt die in der Wachtstube
anwesenden Personen zu entfernen und
tödtete sich dann anscheinend in einem
Anfalle von plötzlich eingetretener geistiger
Umnachtung. Aus dem Tische in der
Wachtstube lag ein Buch aufgeschlagen
über: „Die Arten des Todes."
?? Kiel, 3. Dec. Die hiesige Barbier-,
Friseur- und Perrückenmacher-Jnnung, die
sich zu Ansang dieses Jahres in eine
Zwangsinnung verwandelte, hat, nachdem
sich herausstellte, daß mit den durch diese
Uingestaltung der Innung zugeführten Ele
menten ein ersprießliches Zusammenwirken
nicht zu ermöglichen war, den Antrag auf
Wiederaufhebung ihrer Organisation als
Zwangsinnung gestellt. Von der Regie
rung in Schleswig als oberer Aufsichtsbe
hörde ist jetzt die Bestätigung der Auflö
sung eingegangen und es wird nun wieder
eine freie Innung konstituirt. .
? ? K i e l, 3. Dec. Eine höchst auf
fallende Erscheinung zeigte heute
der Hafen während des ganzen Tages. Trotz
dem" der Wind nicht in die Führde Her-
einstand, sondern aus Nordosten kam, und
nicht besonders stark wehte, waren am
Kai des Schuhmacherthors Brücken und
Bollwerk überfluthet und mehrere tiefer ge
legene Keller konnten nur durch beständiges
Pumpen trocken gehalten werden.
Die Kunstwebeschule in S ch e r r e b e k
hat gegenwärtig ihre Kunstprodukte im
Kunstgewerbemuseum zu Berlin ausgestellt,
wo dieselben wohlberechtigte Bewunderung
erregen werden. Kürzlich war auch Herr
Pastor Jakobsen, der Leiter der Schule, in
Berlin anwesend, wo er u. a. eine Bespre
chung mit dem Reichskommissar in Betreff
der im Jahre 1900 in Paris stattfindenden
Weltausstellung hatte, wo bekanntlich auch
das Scherrebeker Kunstprodukt einen Platz
einnehmen !vird. Der Maler Eckmann-Ber-
lin wird als Vertreter der Kunstwebeschnle
bei der Eröffnung der Ausstellung zugegen
sein.
— ? Apenrade, 3. Dec. Bei völli
ger Windstille stieg das Wasser in unserem
Hafen im Laufe des heutigen Vormittags
zu einer ungewöhnlichen Höhe. In
den an der Schiffbrücke gelegenen Wohnun
gen liefen die Kellerräumlichkeiten binnen
kurzer Zeit voll von Wasser. Der Verkehr
von und nach der Anlegebrücke der Dampf
schiffe wurde, da die zur Brücke führende
Straße gänzlich unter Wasser stand, mittelst
Ruderboot aufrecht erhalten.
— ? Insel Alsen, 3. Dec. Ein
trauriger Unglücksfall, der leider den Tod
eines jungen Menschen zur Folge hatte, er
eignete sich am gestrigen Tage bei Här-
d e s ho i. Im Fährhause dortselbst meldete
sich gestern Nachmittag der Roßschlachter
Clausen aus Warnitz, welcher darum an
hielt mit zwei in der Gegend airgekauften
Pferden, seinem ca. 11jährigen Sohne und
noch weiteren zwei Personen, mittelst Fähr-
boot nach dem auf der anderen Seite des
Sundes gelegenen Orte Ballebro übergesetzt
zu werden. Nachdem die Pferde in das ge
räumige Boot geschafft waren, und die die
Ueberfahrt begehrenden Personen, sowie der
Fährknecht Buslank in demselben Platz ge
nommen hatten, wurde des vorherrschenden
starken Windes ungeachtet, die Ueberfahrt
angetreten. Kaum vot: der Anlegebrücke ab
gestoßen, fingen auch schon die im Boote
untergebrachten Pferde an unruhig zu wer
den. Dieselben drängten sich nach der einen
Seite im Boot, was das sofortige Ken
tern desselben zur Folge hatte. Glücklicher
weise wurde das Kentern des Bootes vom
Lande aus sofort beobachtet. Um den be
drängten, in's Wasser gestürzten Personen
sofortige Hilfe bringen zu können, bestieg
man ein am Ufer liegendes kleines Boot,
womit man schleunigst an die Unglücksstelle
ruderte. Mit Ausnahme des 11jährigen
Knaben und der beiden Pferde, die in den
Wellen ihren Todt fanden, gelang es, die
übrigen sich noch über Wasser haltenden
Personen vom Tode des Ertrinkens zu ret
ten.
Aus Eckernförde schreibt man den
„Jtz. N.": Eine eigenartige Ver
pflichtung, die aus dem vorigen Jahr
hundert stammt, liegt unserer Stadt ob,
nämlich das Halten zweier Stiere. Bisher
sind dieselben von einem hiesigen Schlach
ter gegen eine jährliche Vergütung von 400
Mk. verpflegt worden. Die städtischen Kol
legien beschlossen nun aber in der letzten
Sitzung, den abgelaufenen Vertrag nur auf
ein Jahr zu erneuern und nach, Ablauf die
ser Zeit das .Halten von Stieren für Rech
nung der Stadt aufzugeben, da hierfür
durchaus kein Bedürfniß mehr vorliege.
In derselben Sitzung beschloß man ferner,
den Preis für Motorgas bei einem jähr-
lich,cn Verbrauch von mindestens 10 000 Ku
bikmeter auf 12 Pf. pro Kubikmeter festzu
setzen. Endlich, bewilligten die Kollegien
dem zum 1. Januar 1900 nach 36jähriger
Dienstzeit in den Ruhestand tretenden Wäch
ter Lützow eine jährliche Unterstützung von
200 Mk.
Zum Erlöschen des Reichstagsmandats
für den Wahlkreis Schleswig-Eckernförde
schreibt die „Frf. Ztg.": „Gegnerische
Blätter fragen, warum die Freisinnige Bolls-
partei keine Schritte thue, um das Er
löschen des Mandats des Abg. Jacobsen
herbetzujühren. Solche Schritte sind gegen
über dem Abg. Jacobsen längst erfolgt.
Ein Antrag der freisinnigen Volkspartei
im Reichstage, das Mandat für erloschen
zu erklären, kann nach dem Worlaut des
Wahlgesetzes erst eingebracht werden, nach,
dew der Konkurs gerichtlich „eröffnet"
worden ist. Bis jetzt aber ist der Konkurs
nur angemeldet.
Cfb Nortorf, 3. Dec. Der landwirth-
schaflttche Consuw.verein für Nortorf und
Umgegend hat soeben für das verflossene
Jahr seine Rechnung abgelegt und die
Bilanz veröffentlicht. Letztere bewegt sich
allerdings nur in bescheidenen Grenzen und
dieZahl der Mitglieder beträgt gegenwärtig
erst 24, jedoch finden die Bestrebungen
des Vereins überall immer mehr Aner
kennung und ist ans eine weitere Ent
wickelung desselben mit Bestimmtheit zu
rechnen.
OO Ersde, 3. Dez. In letzterer
Zeit haben hier mehrfache Landverkäufe
stattgesunden. Der Landmann Hans
Volkers Hierselbst verkaufte mehrere
Parzellen seiner Ländereien, im Ganzen
für ca. 22 000 Mk.; hiervon erhielt der
Landmann P. C. Bielfeldt 6 Par-
zellen für 16 500 Mk. Derselbe ver-
kaufte wieder mehrere Parzellen von
seinen Ländereien für ca. 12 000 Mk.
Der Landmann P. H. Rief Hierselbst
kaufte einige Parzellen Land von dem
Landmann Herrn P. N i e st a d t in
Bargen für die angebliche Summe
10 000 Mk.
— ? ? Jeden st edt, 3. Dec.
Landmannssohn von hier, welcher vor
Jahren konfirniirt, dann nach, Amerika aus
gewandert und vor Kurzem zum Besuchsei
ner Eltern zurückgekehrt war, hat von unse
rer Königlichen Regierung die Weisung er
halten, binnen drei Tagen das Land zu ver
lassen. Derselbe ist dieser Aufforderung be
reits nachgekommen. — Zum Todtengräber
für die hiesige Gemeinde wurde vom Kir
chenvorstand der Steinhauer I. Jürgensen
ernannt.
** BüdelSdorf, 3,. Dec. Der am ge
strigen Abend veranstaltete Vols unter-
Haltungsabend war ziemlich gut be-
sucht und wurde eine sür die Kranken
pflege im Orte bestimmte Einnahme von
ca. 46 M. erzielt. Das Programm war
sehr reichhalttg. Herr Pastor Ramm
eröffnete den Abend durch eine Ansprache,
in welcher er hauptsächlich auf den segens
reichen Zweck der Krankenpflege hinwies
und dankte Redner dem Publikum für fein
Erscheinen und für die thatkräftige Mit
wirkung zur Erreichung dieses ZweckeS-
von
Ein
Sich