Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

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WFMàşş» 
den Vater der grausam behandelten 
Kinder; doch hat er dies nur einem 
Fehler in der Anklage zu verdanken, die 
auf Mithilfe beim Mord lautete und sich 
nicht auf die Kindermißhandlungen bezog, 
an denen er zweifellos mitschuldig ist. 
Ueber einen Scheidungsprozeß zwischen 
dem Grafen Gyulai und seiner Gattin 
in Budapest, über den wir bereits tele- 
graphisch berichtet haben, wird aus 
Budapest gemeldet: Die königliche Curie 
bestätigte das Urtheil der ersten und 
zweiten Instanz auf Auslösung der 
zwischen dem Grafen Samuel Gyulai 
und der Baronesse Alice Vecsey 
bestandenen Ehe. Die Gräfin machte 
vor etwa 2 Jahren viel von sich reden. 
Nach mehreren Jahren glücklichen 
Zusammenlebens mit dem Grafen war 
es zwischen den Eheleuten wegen der 
Verschwendungssucht der Frau zu argen 
Zwistigkeiten gekommen. Da die Gräfin 
die ihr von ihrem Gatten ausgesetzte 
Apanage zu gering fand, folgte eine 
ganze Reihe von Prozessen. Schließlich 
ließ sich die Gräfin sogar von 
Wiener und Budapester Vergnügungs- 
Etablissements engagiren, um dort in 
„klassischen Possen" aufzutreten, was sie 
allerdings aus verschiedenen Gründen 
nicht thatsächlich durchführen konnte. 
Erst das Urtheil hat dem Familienzwist 
ein Ende gemacht. 
Inland. 
Berlin, 3. Dec. (H. C.) Kaiser Wil 
helm richtete aus Vlissingen an den S u l- 
t a n ein Telegramm, in dem er seine hohe 
Befriedigung über die Vergebung der Kon 
zession für die Bagdadbahn an 
drie Anatolische Gesellschaft ausdrückt. Der 
Kaiser erblickt hierin einen neuen Beweis 
des Vertrauens des Sultans zur deutschen 
Industrie Und spricht hierfür seinen Dank 
aus. Das große Werk, das der Weisheit 
des Sultans seinen Ursprung verdanke und 
das nur dem Frieden zu Gute kommen 
könne, werde zur Annäherung 
aller Völker beitragen. Der 
Kaiser erfleht den Schutz des Allmächtigen 
für dieses Werk und den Sultan, den er 
seiner aufrichtigen Freundschaft versichert, 
■— Ter Sultan dankte in einem Antwort 
telegramm an den Kaiser: Er wisse, daß die 
Bedingungen von der deutschen Industrie in 
deren eigenem Interesse ehrlich erfüllt wer 
den würden. Der Sultan. versichert den 
Kaiser seiner unwandelbaren Freundschaft 
und giebt seinem Dank für die vom Kaiser 
ihm entgegengebrachten freundschaftlichen 
Gefühle den wärmsten Ausdruck. 
le Berlin, 3. Dec. Der Kaiser hat 
befohlen, daß der neue deutsche Kreuzer 
„B i s m a r ck" am Geburtstage des 
Fürsten Otto v. Bismarck, am 1. April 
nächsten Jahres, in großer Flaggenparade 
in Dienst gestellt wird. 
— Die deutschen „Alldeutschen" 
haben von den englischen All 
deutschen ein Mißtrauensvotum er 
halten. Die Ortsgruppe London des 
Alldeutschen Verbandes hat mit 22 gegen 
7 Stimmen beschlossen, aus dem All 
deutschen Verband auszutreten. 
Berlin, 29. Nov. Herr Schwein 
burg, desien Name noch immer unter 
den Flugblättern des deutschen 
Flottenvereins prangt, wurde 
gestern von Herrn Pros. Schmoller 
kräftigst abgeschüttelt und das sehr zahl 
reich erschienene Publikum spendete dafür 
äußerst lebhaften, ja stürmischen 
Beifall, ein sicherer Beweis dafür, 
daß immer stärker gefühlt wird, wie Herr 
Schweinburg aus Mähren denn doch ein 
höchst seltsamer deutscher Flottenschwärmer 
ist. Prof. Schmoller erklärte, der „Bor 
wärts" habe ihn und Prof. Wagner als 
Trabanten von Schweinburg bezeichnet; 
er brauche den verehrten Damen und 
Herren wohl nicht zu versichern, daß sie 
mit diesem Herrn nichts gemein hätten. 
Diejenigen Kreise, welche das Verständniß 
für die Aufgaben der deutschen Flotte 
und die Nothwendigkeit ihrer Ver 
größerung dem Volke eindringlich nahe 
bringen wollen, haben die entschiedene 
Pflicht, im Interesse ihrer guten Sache 
nunmehr endlich nicht nur durch 
gelegentliche Bemerkungen in ihren Reden, 
sondern durch die That dafür Sorge zu 
tragen, daß thatsächlich nur national 
empfindende Männer an der 
Spitze ihrer Bewegung eine Rolle spielen 
können. 
Ein ganz netter Jagdbericht 
wird dem „Wien. Frdl." aus Pößneck 
gesandt. Nach demselben fand in dieser 
Woche in dem Nachbardorfe L . . . eine 
Kreisjagd statt mit folgendem Resultat: 
Erlegt sechs Hasen, angeschossen 
fünf T r e i ber. 
Wendigkeit des Fähnrich-Examens hatte ihn 
Der Eigenkäthuer Mattutis aus 
Wonnaggeu schickte, wie man aus Prö- 
kuls berichtet, an das dortige Amtsgericht, 
wahrscheinlich um sich für ungünstige 
Gerichtsentscheide zu rächen, einen be 
leidigenden Brief und inliegend eine 
Unmasse von — Läusen; eine weitere 
Sendung stellte er in Aussicht. Für diese 
immerhin neue Art von Rache wurde er 
verhaftet und nach Memel abgeführt. 
Der Friseurgehilfe Wilhelm B. in 
Ederswalde liebte ein junges Mädchen 
und hatte das Unglück, seine Neigung 
nicht erwidert zu sehen. Um sich nun 
von der unglücklichen Liebe ein für alle 
Mal zu kuriren, wahrscheinlich aber auch, 
um ähnlichen Mißerfolgen für die 
Zukunft vorzubeugen, verfiel er auf ein 
ebenso seltsames, wie neues Mittel. Er 
zerhackte mit einem Rasirmesser sein 
Gesicht vollständig, denn er durchkreuzte 
es mit wenigstens 30 nach allen 
Richtungen hin verlaufenden Schnitten. 
Das strömende Blut stillte er dann da 
durch, daß er sich mit Oleum wusch. 
Die ganze Sache war weiter nicht 
gefährlich, trug aber, wenn fie auch sein 
heißes Blut abkühlte, sicherlich nicht zur 
Verschönerung seines äußeren Menschen 
bei. Dies fand sein Arbeitgeber auch, 
der den verrückten jungen Menschen so 
fort aus dem Dienste entließ. 
Eine eigenartige Prügelaffäre 
hat, wie der „Bote aus dem Riesen 
gebirge" berichtet, in Fischbach und den 
umliegenden Ortschaften am Fuße der 
Falkenberge viel Staub aufgewirbelt. 
Seit einigen Wochen weilt in Fischbach 
zum Besuche bei seinem Vater, dem 
Amtsvorsteher und Hosmarschall von St. 
Paul-Jllaire, der augenblicklich beurlaubte 
Bezirksamtmann von St. Paul-Jllaire 
aus Tanga in Ostafrika mit Frau, einer 
geborenen Gräfin Gersdorf, und einem 
Suaheli-Negerpaar. Der Negerjüngling, 
Musa mit Namen, ein junger, kräftiger 
Bursche und Liebling der Dorfbevölkerung, 
war nun in der letzten Zeit Abends über 
10 Uhr hinaus vom Hause fortgeblieben. 
Am Bußtag-Abend bei seiner Rückkehr 
wurde er von der Schwiegertochter und 
dem Diener des Hosmarschalls empfangen, 
von der Dame verprügelt und in 
das Amtsgefängniß gesperrt. Fischbacher 
Einwohnern that der arme frierende Kerl 
in dem finsteren kalten Loche leid und so 
wurde hinter dem Rücken des Hof 
marschalls die Zelle geheizt. 
Straßburg i. Elf., 28. November. Ein 
gewisser Fehlauer eröffnete vor etlichen 
Jahren hier ein offenes Ladengeschäft. 
ersten Jahre seiner kaufmännischen 
Thätigkeit schloß Fehlauer mit einem 
Reingewinn von 107,000 Mk. ab 
im darauf folgenden Jahre meldete der 
brave Mann seinen Konkurs an 
es standen einer Passivmaffe von 420,069 
Mk. Aktiva im Betrage von 83,000 Mk. 
gegenüber. Der Konkursverwalter hat 
festgestellt, daß sich die Passiva heute auf 
750,000 Mk. belaufen! Die Regulirung 
des Konkurses wird eine ziemlich lange 
Zeit erfordern, denn man muß erst 
abwarten, bis alle „Gefälligkeitswechsel" 
präsentirt sein werden! Schon jetzt 
werden 50 Leute, die solche Wechsel 
unterschrieben haben, zivilrechtlich verfolgt 
und sind mit anderen Worten einfach 
ruinirt! Der Bankerotteur aber läßt sich 
kein graues Haar wachsen, er hat seine 
Schulden abgeschüttelt wie der Hund die 
Flöhe und wird demnächst ein neues 
Geschäft eröffnen — wahrscheinlich unter 
dem Namen seiner Frau Gemahlin! 
Aus Friedrichshafen wird dem Stult 
garter Deutschen Bolksblatt berichtet: 
König Wilhelm von Württemberg 
hatte seine Residenz ins Schloß Friedrichs 
Hafen verlegt. Auf seinen Spazier 
gänge» begleiteten ihn zwei hübsche 
weiße Spitze. Eines Tages ging der 
König mit seiner Gemahlin und deren 
Hofdame durch die Straßen der Stadt 
und die Spitze tummelten sich lebhaft um 
die Herrschaften. Da gewahrte die 
Königin auf der Straße einen 
weinenden Knaben. Mit landes- 
mütterlichem Wohlwollen fragte sie den 
Knaben: 
„Bübchen, warum weinst Du?" 
Keine Antwort, heftiges Schluchzen. 
Die Hofdame legte sich ins Mittel und 
fragte gleichfalls den Knaben: 
„Kleiner, warum weinst Du? Weißt 
Du, die Königin fragt Dich, da muß 
man hübsch folgsam sein und Antwort 
geben!" 
Abermals heftiges Weinen und keine 
Antwort. Nnn will der König selbst 
seine Kunst versuchen und wendet sich an 
den Knaben mit der Frage: 
„Büeble, warum h e u l s ch t ? " 
Jetzt faßt sich der Knabe ein Herz 
und platzt heraus: 
Deine Sauspitzer hent mir 
auf die Kriegsschule nach Potsdam berufen. 
Minna, die zu ihren großen Erinnerungen 
eine halbjährige Stellung in Berlin bei 
einer verwittweten Frau Oberst-Lieutenant 
zählte, sah deshalb in Karl, der die Nähe 
dieser unvergeßlichen Stadt hatte kosten 
dürfen, einen Engel, der aus dem Paradiese 
kam. Auch kehrte Karl mit Ruhm gekrönt 
zurück, denn er hatte das Examen, wenn 
auch nicht eben glänzend, so doch mit den 
genügenden Points bestanden. 
(Fortsetzung folgt.) 
meine Hosa verrissa 
Hierauf große Heiterkeit beim Königs 
paar und sicherlich ist dem Knaben 
reicher Ersatz geworden. 
Freiberg i. S., 1. Dez. Dieser Tage 
entstand in einem hiesigen Restaurant 
zwischen drei englischen Bergakade- 
m i k e r n und zwei hiesigenHerre n 
ein bedeutender F a u st k a m p f. Letztere 
brachten den tapferen Buren einen 
kräftigen Schluck. Seinem Unwillen hier 
über machte ein Engländer durch be 
leidigende Bemerkungen über einen der 
Burenfreunde Luft. Der Beleidigte 
forderte den Engländer auf, sich mit ihm 
außerhalb des Lokales auszusprechen. 
Hierzu kam es jedoch nicht, da die 
anderen Engländer für ihren Landsmann 
Partei ergriffen. Nach kurzem Wort 
wechsel ging man zum Angriff über. 
Dabei ging es den Engländern nicht viel 
best er wie ihren Stammesgenoffen in 
Afrika. Die Herren stellten nach guter 
deutscher Art ihren Mann und machten 
von ihren Fäusten so ausgiebigen Ge- 
brauch, daß die Engländer sehr bald das 
Feld räumten. Der „Kriegsschaden" an 
Inventar soll nicht unbedeutend sein. 
Kassel, 2. Dez. In den Geschäfts- 
rä umen der Kasseler Subdirektion der 
Berliner Bersicherungs-Gesellschast „Wil- 
helma" ist ein Brand ausgebrochen, wo 
durch auch die vorhandenen Geschäfts 
bücher theilweise verbrannt bezw. an 
gekohlt wurden. Ein auswärtiger Ge- 
schästsreisender, der zufällig am Gebäude 
vorbeiging, bemerkte den Feuerschein des 
Brandes, welcher schon mehrere Stunden 
unbemerkt geglimmt hatte. 
Leipzig. 2. Dezember. Umfang 
reiche Entwendungen aus 
öffentlichen Bibliotheken sind hier vor 
gekommen. Es handelt sich nach der 
„Boss. Ztg." ausschließlich um wissen 
schaftliche Werke, auch solche neueren 
Datums und besonders theologische 
Schriften. Es wird eifrig gefahndet, 
bis jetzt indessen ohne Erfolg. 
Eislebcn, 30. Nov. Der vor einigen 
Tagen in Halle verstorbene Justizrath 
Niemand, Sohn des früheren Deputirten 
der Mansfelder kupferschieferbauenden 
Gewerkschaft, vermachte zwei Millionen 
Mark zu Wohlfahrtseinrichtungen für die 
Bergleute dieser Gewerkschaft. Als 
äußeres Zeichen der Dankbarkeit erwies 
eine Abordnung von 90 Bergleuten dem 
Verstorbenen bei seinem Begräbniß in 
Berlin bergmännische Ehren, 
Aus Memel wird dem „B. L.-A." de 
richtet: In einem Einspänner legten 
drei litrhauische Fischerfrauen den Weg 
von Memel nach ihrem Heimathort 
Karkelbeck zurück. Da der gewöhnliche 
Fahrweg gegenwärtig schwer passirbar 
ist, wählte man den weit bequemeren 
Seestrand zur Weiterfahrt. Der orkan- 
artige Sturm, der in den letzten Tagen 
an der O st s e e k ü st e herrschte, hatte 
die See in einen außergewöhnlichen Auf 
ruhr gebracht. Als nun das Fuhrwerk 
in die unmittelbare Nähe des Strandes 
gekommen war, wälzte sich plötzliMeine 
gewaltige Woge heran, rollte über die 
Düne ;und riß in einem Augenblick 
Pferd, Wagen und Insassen vom Strande 
weg. Der Wagen wurde mit mächtiger 
Gewalt mitten in die Brandung 
hin ein gezogen. Das Pferd er 
trank sofort. Die drei Frauen konnten 
sich nur dadurch retten, daß sie sich an 
den Wagentrümmern festklammerten und 
von diesen an den Strand getragen 
wurden. 
München, 1. Dec. Auch heute dauerte 
die Erörterung des Etats des Hofbräu- 
hauses fort. Es wurden dem Hofbräu- 
hausdirector die schärfsten Vorwürfe ge- 
macht, daß er nur geringe Mengen in 
ländischen Hopfens verwende, daß er die 
inländischen Producenten und Genossen- 
schäften abweise, daß er sich verletzende 
Abweisung von Abgeordneten habe zu 
schulden kommen lassen, und daß er Ge 
sästsverbindungen mit jüdischen Händlern 
unterhalte. Der Minister sagt sagte sorg 
sättige Prüsüng der Angelegenheit zu. 
Frankfurt a. M., 2. Dec. («. L. A.) 
Im Heiligengeistspital starb ein junger 
Mann, welcher vor seinem Tode folgende 
geheimnißvolle Anssagen machte: Er habe 
gestern mit einer Prostituirten verschiedene 
Wirthschaften besucht und in einer der 
selben habe ihm das Frauenzimmer eine 
Flüssigkeit ins Bier gegossen. Er begab 
sich hierauf ins Spital, jedoch war hier 
ärztliche Hilfe vergebens. Die Untersu 
chung ist im Gange. 
Io. Wismar, 30. Nov Die Quartier- 
gelder für die im September beherberg 
ten Manövertruppen sind hier noch immer 
nicht zur Auszahlung gelangt. Die Re 
daktion eines hiesigen Blattes theilt nun 
mit daß Marschverpflegung und Service 
zusammen wahrscheinlich noch vor Weih 
nachten ausgezahlt werden und fährt bann 
fort: „Die Marschverpflegung ist zum 
Theil bereits beim Abzüge der Truppen 
an die hiesige Quartierlammer entrichtet, 
zum Theil aber auch erst nachträglich und 
noch nicht im vollen Betrage von den 
Truppentheilen ausgezahlt worden. Der 
Service ist überhaupt noch nicht zur Aus 
zahlung gelangt. Hauptsächlich sind es 
kleinere Leute, die schon längst, gern ihre 
Auslagen erstattet gehabt hätten." 
Kappel, 30. Nov. Mit den Worten 
„Een Retourbulljet na Cux 
haven!" tritt neulich ein Mann an den 
Schalter unseres Bahnhofs. „Natürlich 
doch dritter Klaffe?" fragte der Beamte 
„Och wat Klasse!" antwortete der Fremde, 
„ick will een Retourbulljet, un dat annre 
fund mine Saken!" Damit erhält erdenn auch 
ein solches dritter Klaffe. „Wat kost dat?" 
„Eene Mark un föstig Pennig k" „Wat? 
Soväl? dat wart jo noch woll jümmer 
dürer mit de Bahn?" „Se tönt aber 
cos veerter Klasse eene Kort kriegen, wo 
Se ook upp henn un trüg fähren könt! de 
is billiger," versetzte der Beamte. „Nee, 
min beste Mann," meinte aber der Reisende, 
„verstahn Se wi recht: Ick hebb bondage 
Offen von Cuxhaven hier herbrocht un 
bün so to Foot all herlopen. Nu wull 
ick aber wedder mit de Bahn retour 
führen un wull deshalb een Retourbulljet 
hebben, verstahn?" 
Hamburg, 1. Dez. Eine von Hange- 
fund kommende große Brigg, welche 1400 
Faß Heringe an Bord hatte, ist aus dem 
Kunnafelsen unweit Stoet an der nor 
wegischen Küste gestrandet. Von der 
aus 13 Personen bestehenden Bemannung 
sind 11 ertrunken. 
le. Hamburg, 2. Dezember. Wie wir 
mittheilen können, werden preußischerseits 
zur Zeit Vorarbeiten für die Ver 
breiterung der alten Eisenbahn- 
Elbbrücke von Harburg nach 
Wilhelm sburg vorgenommen. Die 
Brücke, die bis jetzt nur für zwei Geleise 
und für schmale Fußgängerslege ein 
gerichtet ist, soll jetzt für vier Geleise, 
also in derselben Breite wie die Ham 
burger Eisenbahn-Elbbrücke verbreitert 
werden. Auf Wilhelmsburg ist man jetzt 
eifrig mit der Legung eines von Harburg 
n ach Hamburg durchgehenden Geleises für 
die Güterzüge beschäftigt, wodurch ein 
Halten dieser Züge in Wilhelmsburg ver 
mieden wird und eine Beschleunigung der 
Güter-Ablieferung bewirkt werden kann 
Provinzielles. 
In Reinbeck wurde eine Auktion über 
lebendes und todtes Inventar abgehalten 
und die Sachen baar bezahlt. Nun stellte 
si ch aber heraus, daß alles schon richterlich 
verpfändet war, also nicht verkauft werden 
durfte. Die Käufer sollen das Gekaufte 
zurückgeben, sie weigerten sich aber, wenn 
man ihnen nicht die sichere Gewähr gebe, 
daß sie ihr Geld zurückerhalten. 
Eine eigenthümliche Beobachtung will 
man diesen Herbst auf Nordftrand gemacht 
haben; es ist das ein sonst seltenes Vor- 
k ommen der nur im hohen Norden 
hausenden Lumme oder Alk. Es sollen 
schon mehreer Exemplare dieses Vogels 
dort geschossen sein. 
î Itzehoe, 2. Dec. Unter dem Schweine 
b estande der Hofbesitzerin Wittwe Hein in 
Dägeling ist die Rothlausseuche ausge 
brechen und sind sämmtliche auf dem 
S euchengehöst vorhandene Schweine unter 
Gehöftsperre gestellt. In letzter Zeit 
haben sich die Krankheits- und Todesfälle 
von Schweinen in Dägeling vermehrt und 
erscheint auf Gruud der durch den Kreis 
thierarzt bei den in Betracht kommenden 
Besitzern vorgenommenen Untersuchung 
gie Annahme berechtigt, daß die Schweine 
an der Rothlausseuche erkrankt resp. ver 
endet sind. 
1c. Kiel, 2, Dezember, 
stube des Scheibenstandes 
Abend gegen 8 Uhr 
Freiwillige des hier 
Infanterie-Regiments Nr. 
In der Wacht 
hat sich gestern 
der Einjährig 
garnifonirenden 
85, Walther 
Schnell, ein Sohn des Professors 
am htesigen Gymnasium, erschossen. 
Er wußte geschickt die in der Wachtstube 
anwesenden Personen zu entfernen und 
tödtete sich dann anscheinend in einem 
Anfalle von plötzlich eingetretener geistiger 
Umnachtung. Aus dem Tische in der 
Wachtstube lag ein Buch aufgeschlagen 
über: „Die Arten des Todes." 
?? Kiel, 3. Dec. Die hiesige Barbier-, 
Friseur- und Perrückenmacher-Jnnung, die 
sich zu Ansang dieses Jahres in eine 
Zwangsinnung verwandelte, hat, nachdem 
sich herausstellte, daß mit den durch diese 
Uingestaltung der Innung zugeführten Ele 
menten ein ersprießliches Zusammenwirken 
nicht zu ermöglichen war, den Antrag auf 
Wiederaufhebung ihrer Organisation als 
Zwangsinnung gestellt. Von der Regie 
rung in Schleswig als oberer Aufsichtsbe 
hörde ist jetzt die Bestätigung der Auflö 
sung eingegangen und es wird nun wieder 
eine freie Innung konstituirt. . 
? ? K i e l, 3. Dec. Eine höchst auf 
fallende Erscheinung zeigte heute 
der Hafen während des ganzen Tages. Trotz 
dem" der Wind nicht in die Führde Her- 
einstand, sondern aus Nordosten kam, und 
nicht besonders stark wehte, waren am 
Kai des Schuhmacherthors Brücken und 
Bollwerk überfluthet und mehrere tiefer ge 
legene Keller konnten nur durch beständiges 
Pumpen trocken gehalten werden. 
Die Kunstwebeschule in S ch e r r e b e k 
hat gegenwärtig ihre Kunstprodukte im 
Kunstgewerbemuseum zu Berlin ausgestellt, 
wo dieselben wohlberechtigte Bewunderung 
erregen werden. Kürzlich war auch Herr 
Pastor Jakobsen, der Leiter der Schule, in 
Berlin anwesend, wo er u. a. eine Bespre 
chung mit dem Reichskommissar in Betreff 
der im Jahre 1900 in Paris stattfindenden 
Weltausstellung hatte, wo bekanntlich auch 
das Scherrebeker Kunstprodukt einen Platz 
einnehmen !vird. Der Maler Eckmann-Ber- 
lin wird als Vertreter der Kunstwebeschnle 
bei der Eröffnung der Ausstellung zugegen 
sein. 
— ? Apenrade, 3. Dec. Bei völli 
ger Windstille stieg das Wasser in unserem 
Hafen im Laufe des heutigen Vormittags 
zu einer ungewöhnlichen Höhe. In 
den an der Schiffbrücke gelegenen Wohnun 
gen liefen die Kellerräumlichkeiten binnen 
kurzer Zeit voll von Wasser. Der Verkehr 
von und nach der Anlegebrücke der Dampf 
schiffe wurde, da die zur Brücke führende 
Straße gänzlich unter Wasser stand, mittelst 
Ruderboot aufrecht erhalten. 
— ? Insel Alsen, 3. Dec. Ein 
trauriger Unglücksfall, der leider den Tod 
eines jungen Menschen zur Folge hatte, er 
eignete sich am gestrigen Tage bei Här- 
d e s ho i. Im Fährhause dortselbst meldete 
sich gestern Nachmittag der Roßschlachter 
Clausen aus Warnitz, welcher darum an 
hielt mit zwei in der Gegend airgekauften 
Pferden, seinem ca. 11jährigen Sohne und 
noch weiteren zwei Personen, mittelst Fähr- 
boot nach dem auf der anderen Seite des 
Sundes gelegenen Orte Ballebro übergesetzt 
zu werden. Nachdem die Pferde in das ge 
räumige Boot geschafft waren, und die die 
Ueberfahrt begehrenden Personen, sowie der 
Fährknecht Buslank in demselben Platz ge 
nommen hatten, wurde des vorherrschenden 
starken Windes ungeachtet, die Ueberfahrt 
angetreten. Kaum vot: der Anlegebrücke ab 
gestoßen, fingen auch schon die im Boote 
untergebrachten Pferde an unruhig zu wer 
den. Dieselben drängten sich nach der einen 
Seite im Boot, was das sofortige Ken 
tern desselben zur Folge hatte. Glücklicher 
weise wurde das Kentern des Bootes vom 
Lande aus sofort beobachtet. Um den be 
drängten, in's Wasser gestürzten Personen 
sofortige Hilfe bringen zu können, bestieg 
man ein am Ufer liegendes kleines Boot, 
womit man schleunigst an die Unglücksstelle 
ruderte. Mit Ausnahme des 11jährigen 
Knaben und der beiden Pferde, die in den 
Wellen ihren Todt fanden, gelang es, die 
übrigen sich noch über Wasser haltenden 
Personen vom Tode des Ertrinkens zu ret 
ten. 
Aus Eckernförde schreibt man den 
„Jtz. N.": Eine eigenartige Ver 
pflichtung, die aus dem vorigen Jahr 
hundert stammt, liegt unserer Stadt ob, 
nämlich das Halten zweier Stiere. Bisher 
sind dieselben von einem hiesigen Schlach 
ter gegen eine jährliche Vergütung von 400 
Mk. verpflegt worden. Die städtischen Kol 
legien beschlossen nun aber in der letzten 
Sitzung, den abgelaufenen Vertrag nur auf 
ein Jahr zu erneuern und nach, Ablauf die 
ser Zeit das .Halten von Stieren für Rech 
nung der Stadt aufzugeben, da hierfür 
durchaus kein Bedürfniß mehr vorliege. 
In derselben Sitzung beschloß man ferner, 
den Preis für Motorgas bei einem jähr- 
lich,cn Verbrauch von mindestens 10 000 Ku 
bikmeter auf 12 Pf. pro Kubikmeter festzu 
setzen. Endlich, bewilligten die Kollegien 
dem zum 1. Januar 1900 nach 36jähriger 
Dienstzeit in den Ruhestand tretenden Wäch 
ter Lützow eine jährliche Unterstützung von 
200 Mk. 
Zum Erlöschen des Reichstagsmandats 
für den Wahlkreis Schleswig-Eckernförde 
schreibt die „Frf. Ztg.": „Gegnerische 
Blätter fragen, warum die Freisinnige Bolls- 
partei keine Schritte thue, um das Er 
löschen des Mandats des Abg. Jacobsen 
herbetzujühren. Solche Schritte sind gegen 
über dem Abg. Jacobsen längst erfolgt. 
Ein Antrag der freisinnigen Volkspartei 
im Reichstage, das Mandat für erloschen 
zu erklären, kann nach dem Worlaut des 
Wahlgesetzes erst eingebracht werden, nach, 
dew der Konkurs gerichtlich „eröffnet" 
worden ist. Bis jetzt aber ist der Konkurs 
nur angemeldet. 
Cfb Nortorf, 3. Dec. Der landwirth- 
schaflttche Consuw.verein für Nortorf und 
Umgegend hat soeben für das verflossene 
Jahr seine Rechnung abgelegt und die 
Bilanz veröffentlicht. Letztere bewegt sich 
allerdings nur in bescheidenen Grenzen und 
dieZahl der Mitglieder beträgt gegenwärtig 
erst 24, jedoch finden die Bestrebungen 
des Vereins überall immer mehr Aner 
kennung und ist ans eine weitere Ent 
wickelung desselben mit Bestimmtheit zu 
rechnen. 
OO Ersde, 3. Dez. In letzterer 
Zeit haben hier mehrfache Landverkäufe 
stattgesunden. Der Landmann Hans 
Volkers Hierselbst verkaufte mehrere 
Parzellen seiner Ländereien, im Ganzen 
für ca. 22 000 Mk.; hiervon erhielt der 
Landmann P. C. Bielfeldt 6 Par- 
zellen für 16 500 Mk. Derselbe ver- 
kaufte wieder mehrere Parzellen von 
seinen Ländereien für ca. 12 000 Mk. 
Der Landmann P. H. Rief Hierselbst 
kaufte einige Parzellen Land von dem 
Landmann Herrn P. N i e st a d t in 
Bargen für die angebliche Summe 
10 000 Mk. 
— ? ? Jeden st edt, 3. Dec. 
Landmannssohn von hier, welcher vor 
Jahren konfirniirt, dann nach, Amerika aus 
gewandert und vor Kurzem zum Besuchsei 
ner Eltern zurückgekehrt war, hat von unse 
rer Königlichen Regierung die Weisung er 
halten, binnen drei Tagen das Land zu ver 
lassen. Derselbe ist dieser Aufforderung be 
reits nachgekommen. — Zum Todtengräber 
für die hiesige Gemeinde wurde vom Kir 
chenvorstand der Steinhauer I. Jürgensen 
ernannt. 
** BüdelSdorf, 3,. Dec. Der am ge 
strigen Abend veranstaltete Vols unter- 
Haltungsabend war ziemlich gut be- 
sucht und wurde eine sür die Kranken 
pflege im Orte bestimmte Einnahme von 
ca. 46 M. erzielt. Das Programm war 
sehr reichhalttg. Herr Pastor Ramm 
eröffnete den Abend durch eine Ansprache, 
in welcher er hauptsächlich auf den segens 
reichen Zweck der Krankenpflege hinwies 
und dankte Redner dem Publikum für fein 
Erscheinen und für die thatkräftige Mit 
wirkung zur Erreichung dieses ZweckeS- 
von 
Ein 
Sich
	        
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