Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

V-k+.Wti 
verhauen aoyangen wiro, vv rcy mrcy, 
ungeachtet meiner eigenen starken Wider. 
strebenS zu ferneren öffentlichen Schriften 
gedrängt finden werde, wenn die Pflicht 
dies gebietet." 
A«s Latz Şlilisôllrljs Lebe«. 
Als der Marquis und die Marquise 
von Salisbury bei dem letzten Besuche 
Kaiser Wilhelms in England den deutschen 
Monarchen in ihrem Schlöffe bewirtheten 
ließen sich nur Wenige träumen, daß die 
schöne und stattliche Frau, die damals in 
glänzender Weise die Pflichten der Wir 
thin erfüllte, sich bereits bewußt war 
wie bald ste dem tückischen Leiden erliegen 
würde, daß sie, wie wir bereits gemeldet 
haben, nunmehr hinweggerafft hat. In 
der That sah sie schon seit längerer 
Zeit ihrem baldigen und unabwendbaren 
Ableben entgegen. Sie litt an Wassersucht, 
und obwohl durch mehrfache und glücklich 
verlaufene Operationen immer wieder ein 
Weilchen es hinausgeschoben werden konnte, 
täuschte man sich in der Familie des 
Marquis nicht über das Ende. Lady 
Salisbury selbst war, wie gesagt, sich 
ihres Schicksals bewußt und nahm an 
ihrem letzten Geburtstag feierlichen Abschied 
für immer von allen Besuchern. Seitdem 
ist sie, die Zweiundsiebzigjährige, noch an 
der Riviera gewesen, hat dann aber, nach 
ihrem Schlosse in Hatfield zurückgekehrt, 
fortgesetzt das Zimmer hüten müssen und 
ist während der letzten Wochen fast bestän 
dig ohne Besinnung gelegen. 
Lady Salisbury hat in ihrem langen, 
ereignißreichen Leben eine überaus glän 
zende Rolle gespielt. Sie war nicht nur 
die Frau ihres Mannes, sie war sein 
leitender Genius, sein unermüdlicher 
Förderer und Theilhaber seines Ruhms 
und seiner Erfolge als Journalist und 
Politiker, in gleicher Weise wie es Mrs. 
Gladstone seinem großen Gegner gewesen 
war. 
Die Geschichte ihrer Verbindung mit 
dem um fünf Jahre jüngeren Marquis 
ist höchst romantisch. Der heutige Premier 
minister von England war damals, im 
Jahre 1857, als er Georgina, die Tochter 
des Barons Alderson, zum Altar führen 
wollte, als zweiter Sohn des Marquis 
von Salisbury nur einfacher Lord Robert 
Cecil. Aber obwohl er als solcher und 
als jüngerer Bruder Lord Cranbornes 
wenig Aussicht hatte einmal den Titel 
und die Stellung seines Vaters zu über 
nehmen, erregte seine geplante Heirath 
den größten Zorn des Alten, der sie nicht 
als standesgemäß ansehen konnte und 
seinem Sohn die Wahl stellte, verstoßen 
zu werden, oder seiner Neigung zu ent 
sagen. Lord Robert entschied sich für das 
Erstere, und brachte seiner Braut, die er 
über alles liebte, Vermögen und Familie 
zum Opfer. Das junge Paar, dem nur 
ein sehr bescheidenes Einkommen verblieb 
zog sich von allem zurück, nahm sich eine 
kleine Wohnung in Bloomsbury, einem 
wenig fashionablen Viertel Londons, und 
Lord Robert Cecil begann als Journalist 
für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten 
Bald gelang es ihm, sich durch seine 
glänzenden Gaben einen schriftstellerischen 
Ruf zu erwerben, und seine brillanten 
Artikel, bei deren Anfertigung ihm seine 
Frau als Amanuensis behilflich war, 
erregten allgemeines Aufsehen. Besonders 
als Leiter des Saturday Reviewer leistete 
er Hervorragendes. Acht Jahre lang 
hatte er sich in so ziemlich beschränkten 
Verhältnissen durchgeschlagen als plötzlich 
sein älterer Bruder, Lord Cranborne, 
starb, dessen Titel und Einkünfte Lord 
Robert Cecil nunmehr erbte. Dieser 
„glückliche Unglücksfall" brachte den Gatten 
Lady Georginas mit einem Schlage in 
die glänzende Laufbahn, die Beiden ge 
bührte. Der angehende Politiker Lord 
Robert, von der Thatkraft und dem 
genialen Einfluß seiner Frau gehoben, 
stieg von Stellung zu Stellung im öffent- 
Leben, und als er durch den im Jahre 
1868 erfolgten Tod seines Vaters zum 
Marquis von Salisbury geworden war, 
sah er sich in kurzem zum Premier 
minister Englands erhoben, ein Ehren 
platz, den er dann dreimal im Laufe der 
Jahre inne gehabt hat. War Salisbury 
so der politische Führer der großen con 
servativen Partei geworden, so herrschte 
Lady Salisbury auf ihrem Gebiete nicht 
minder in der englischen Welt. Sie war 
das Haupt des großen Damenrathes der 
„Primrose-Liga", und ihrer Hingebung 
an die Parthei, ihrer Energie in der 
Handhabung der Geschäfte haben die 
Torys Unendliches zu verdanken. In 
einem jüngst erschienenen Memoirenwerke 
sind eine Anzahl Briefe der Lady Salis 
burys veröffentlicht worden. In ihnen 
zeigt sich diese Frau in ihrer ganzen 
dominirenden Größe, aus ihnen spricht 
auch mehr als alles, welch guter Genius 
sie ihrem Manne gewesen ist. 
Lady Salisbury war aber auch ihren 
Kindern — fünf Söhnen und zwei Töchtern 
— die vorzüglichste Mutter, sowie ihr 
mildes, gütiges Herz zu einer Wohl- 
Ihäterin der Armen und Unglücklichen 
machte. Bei der Königin Viktoria stand 
sie in hohen Ehren und hat von der 
Monarchin mehrere persönliche Orden 
und Auszeichnungen erhalten. 
Mit dem Manne, der ihr zu Liebe einst 
mals auf alle Ehren ver Welt verzichtet 
hatte, verband sie bis zum Tode die 
tiefste und erschütterlichste Liebe, und oft 
konnte man in irgend einer glänzenden 
Gesellschaft die Beiden in einer Ecke des 
Zimmers bei einander sitzen und sich still 
und stumm und mit glücklichen Augen 
einander die Hände halten sehen. 
B. L.-A. 
Allerlei. 
— Wie die junge holländische Königin 
ihren Tag verbringt, darüber weiß ein 
Berichterstatter des „Arnheimer Courant" 
das Folgende zu erzählen: „Die holländi 
schen Königinnen gehören zu den Früh- 
ausstehern. Gegen 7 Uhr pflegt die junge 
Herrscherin zusammen mit ihrer Mutter 
das erste Frühstück einzunehmen. Zwischen 
Mutter und Tochter herrscht das schönste 
Einvernehmen. Um 9 Uhr nehmen die 
Staatsgeschäfte ihren Anfang, Konferenzen 
mit den Herren vom Kabjnet usw. In 
der Regel macht ihre Majestät dann ge 
gen 11 Uhr einen längeren Ausritt mit 
ihrem Gefolge in die Umgegend von 
Apeldoorn. Um V 2 1 Uhr wird wieder 
mit der Königin Mutter zusammen das 
zweite Frühstück eingenommen, im Sommer, 
außer bei ganz schlechtem Wetter, im 
Freien auf einem der Balkons vor oder 
hinter dem Schlosse. Montagmittags 
um 2 Uhr finden dann gewöhnlich die 
Audienzen der Minister statt, an den an- 
deren Nachmittagen hört die Königin 
Privatvorträge von Professoren. Zwischen 
3 und 4 Uhr macht die Königin fast regel 
mäßig einen Spaziergang in den Soeren- 
chen Busch, Ihre Spaziergänge erstrecken 
ich gewöhnlich sehr weit. Um 7 2 5 wird 
Thee getrunken und um V 2 7 Uhr dinirt. 
Mehrere Male in der Woche diniren die 
Königinnen zusammen mit dem Gefolge 
und etlichen Eingeladenen, an den anderen 
Tagen wieder allein. Das Leben der 
Königin ist ein sehr regelmäßiges und 
pünktliches und sie verlangt auch dieselbe 
Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit von ihrer 
Umgebung. Der Abend ist gewöhnlich der 
Lektüre gewidmet, um 11 Uhr geht das 
ganze Palais zur Ruhe. 
Die Buren zu Hause. Das kleine 
Völkchen von Transvaal, das jetzt um 
seine Unabhängigkeit kämpft, bietet für die 
Europäer manches Interesse. Mit Tages 
anbruch versammeln sich sämmtliche Mit 
glieder einer Burenfamilie im sogenannten 
Speisezimmer, das auch als Küche dient 
Das Familien-Oberhaupt liest einige Ka 
pitel aus dem Alten Testament vor 
Hierauf bringt die schwarze Dienstmagd 
ein großes Lavoir mit Wasser, sowie ein 
Handtuch, und die Familienmitglieder 
ihrem Alter nach, waschen sich Gesicht 
und Hände. Nach vollzogener Waschung 
setzen sie sich zu Tisch, um das aus Butter 
brot und schwarzem Kaffee bestehende Früh 
stück einzunehmen. Das Familien Ober 
haupt verrichtet zuerst ein Gebet, daß die 
Anwesenden mitsprechen; ist das Schluß 
wort des Gebetes gesprochen, dann greift 
jeder Anwesende nach seinem Frühstück 
Die Frauen nehmen ihr Frühstück an ei 
nem besonderen Tisch ein. Die Kleidung 
der Buren besteht aus einer Hose und 
breitem Sacco; Gilet und Kavatte kennen 
sie nicht. Die Weiber von Transvaal 
kleiden sich sehr einfach, natürlich tragen 
sie keine Mieder. Gefällt einem jungen 
Buren ein Mädchen aus der Nachbarschaft, 
so macht er davon seinem Vater Mitthei 
lung. Nachdem er dessen Zustimmung er 
halten hat, sattelt der junge Bur sein 
Pferd, schmückt dasselbe mit einem kostba 
ren Teppich und begiebt sich zu den Eltern 
seiner künftigen Braut. Hier angelangt, 
erscheint er vor dem Vater der Auserko 
renen, um ihm den Zweck seines Besuches 
anzugeben. Der Vater ertheilt jedoch 
keine positive Antwort, sondern ersucht 
den Werber, die Bekanntschaft seiner 
Söhne zu machen. Wird der Antrag an 
genommen, so spielt sich mit Anbruch der 
Nacht eine charakteristische Szene ab. 
Die Mutter der Braut betritt das Mädchen 
zimmer, stellt eine lange Kerze auf den 
Tisch, zündet dieselbe an, wünscht dem in 
einer Ecke sitzenden Liebespaare eine gute 
Nacht und entfernt sich. Darin erblickt 
der Freier die Annahme seiner Werbung 
Er bleibt mit seiner Braut, so lange die 
Kerze brennt; ist sie aber dem Erlöschen 
nahe, verläßt der Bräutigam das Zimmer, 
um sich in das Gemach seiner künftigen 
Schwäger zu begeben. Die Gastfreund 
schaft der Buren kennt keine Grenzen. 
Ein Gast kann bei einer Burenfamilie 
wochenlang Unterkunft und Bewirtung 
indem Nur ein Fußgänger als Gast 
begegnet bei ihnen Mißtrauen; der Bur 
versteht es gar nicht, wie ein Mann ohne 
eigenes Pferd herumreisen kann. Die 
Sklaverei wurde von den Buren längst 
abgeschafft, und die bei ihnen im Dienste 
sehenden Neger werden mit großer Hu 
manität behandelt. 
Wie kommt die Narkose ju Stande? 
Die Narkose besteht darin, daß durch 
Einathmung von bestimmten Stoffen, zu 
denen besonders Aether und Chloroform 
gehören, der Mensch in einen Zustand der 
Betäubung und völligen Gefühllosigkeit 
versetzt wird. So einfach diese Thatsache 
zu sein scheint, so complicirt ist der Weg, 
der zur Erreichung der Narkose führt. 
Wie sich hierbei die einzelnen Phasen 
des Prozesses an einander reihen, setzt der 
bekannte Berliner Arzt Dr. Schleich in 
der Encyklopädie der Therapie von Lieb 
reich in sehr klarer Weise auseinander 
Die Dämpfe des Narcoticums gelangen 
bei der Einathmung in die Lunge und 
werden hier auf Grund ihrer chemischen 
Verwandtschaft mit dem Gewebe und dem 
Blut locker gebunden. Je lockerer diese 
Bindung ist, um so leichter wird natürlich 
das narkotisirende Mittel durch Einath 
mung reiner Luft wieder ausgeschieden 
um so ungefährlicher ist die Narkose 
Nachdem nun das Mittel einmal in das 
Blut gelangt ist, überschwemmt es mit 
diesem den ganzen Körper und durchdringt 
alle Gewebe. Der Einfluß aber, den es 
auf die Gewebe ausübt, ist wenig erkenn 
bar, denn die meisten Gewebe nehmen 
trotz der Anwesenheit des Fremdkörpers 
aus den kreisenden Blut die normalen Nähr 
mittel auf und ändern auch ihre Function 
nicht. Allein auf das Nervensystem hat 
die Narkose einen größeren Einfluß, in 
dem sie hier Schritt für Schritt die Func 
tionen der einzelnen Gruppen verändert 
Sie wirkt zunächst auf die physisch höchst 
stehenden Funktionen, nämlich auf das 
Bewußtsein und alle bewußten Vorgänge, 
und steigt dann allmählich zu den unbe 
wußten, automatischen Functionen des 
Körpers herab. Jede einzelne Function 
wird durch das narkotisirende Mittel an 
fangs für kurze Zeit gereizt, um dann ge 
hemmt zu werden. Das erste Stadium 
der Narkose ist dann vollendet, der eigent 
liche Zweck erreicht, wenn alle durch den 
Willen beeinflußbaren Functionen gehemmt 
sind. Es ist die Kunst des Narkotisirenden, 
die Wirkung innerhalb dieser Zone be- 
wußt festzuhalten. Erst wenn das Narko- 
ticum auch die automatischen Functionen, 
wie Herzthätigkeit und Athmung, beein 
flußt, beginnen die Gefahren der Narkose 
— Chinesische Ladenschiider. Ein China 
Reisender schildert im Novemberheft der 
„Westminster Review", wie die Chinesen 
ihre Waaren anzupreisen pflegen. Die 
Ladenschilder gehören in Peking zu den 
merkwürdigsten Eindrücken; sie zeigen eine 
seltsame Mischung von Dichtung und Re 
klame. So liest man z. B- „Theeladen 
der Himmlischen Prinzipien". „Das Gute 
und Gerechte dem Himmel gemäß", „Der 
ehrliche Feder-Laden von Li", „Das 
Stahl-Geschäft zur pockennarbigen Kinn 
lade", und ein Oel- und Weingeschäft ist 
die „Nachbarschaft der vollkommensten 
Schönheit". Eine Opium - Höhle wird 
nicht sehr zweckentsprechend genannt: 
„Zum Dreimal Rechtschaffenen", und ein 
Restaurant sührt den Titel: „Der Ham- 
melfleisch-Laden der Morgendämmerung. 
— Welchen Umfang das AusichtS- 
postkartenwesen angenommen hat, das ist 
ersichtlich aus der Poststatistik vom Jahre 
1898. Von der Zunahme sämmtlicher 
Postsendungen gegen das Vorjahr mit 
etwa 160 Millionen Stück auf 4050 
Millionen entfallen fünf Achtel, nahezu 
10 0 Millionen, auf die Post 
karten, während die Zahl der Briefe 
nur um 19 Millionen gestiegen ist. Daß 
die Vermehrung der Postkarten zum 
größten Theil auf die Ansichtskarten 
zurückgeführt werden muß, zeigt die Zahl 
der abgesetzten Werthzeichen. Der Ver 
kauf der am meisten gebrauchten Marke 
zu 10 Pfennig ist nur um 54 Millionen 
gewachsen, der Verkauf von Fünfpfennig 
marken dagegen um 117 Millionen 
Diese enormen Ziffern des Jahres 1898 
werden von denen des laufenden Jahres 
ohne Zweifel bedeutend überholt werden 
Denn mit jedem Tage noch nimmt das 
Schreiben von Ansichtskarten zu. Nicht 
nur zur eigentlichen Reisezeit, im Sommer 
wurden Ansichtspostkarten zu Millionen 
versandt, sondern auch zur jetzigen Jahres 
zeit kann man namentlich in Bierlokalen 
beobachten, wie bei jeder Gelegenheit die 
Ansichtskarte benutzt wird. Fast jedes 
große oder größere Restaurant hat seinen 
eigenen, ständigen Kartenverkäufer, der an 
manchen Stellen nicht selten für 20 bis 30 
Mark Karten täglich absetzen soll. Diese 
Ziffern lassen daraus schließen, daß die 
kaum ein paar Jahr alte Ansichtskarten 
Industrie große Summen umsetzen muß 
und daß sie viele Personen ernährt. 
Für ein deutsches Adreßbuch von Ansichts 
kartenfirmen, d. h. von Herstellern und 
Händlern, das jetzt verbreitet wird, liegen 
bereits 1300 Anmeldungen vor. 
- GcsichtSschmerzen, besonders die 
Entzündung des dreifachen Nervs der 
rechten oder linken Gesichtshälfte, sind 
ehr hartnäckiger Natur und erfordern zur 
Heilung nicht nur große Geduld, sondern 
auch sehr viel Ausdauer. Zur Anwen 
dung kann kommen: ein viertelstündiges 
Beindampfbad mit nachfolgender 18 Grad 
R. Abreibung und halbiiündiger Ruhe 
pause an einem Tag, abwechselnd mit ei 
nem Kopfdampfbad von gleicher Dauer 
und zur gleichen Zeit, mit nachfolgender 
22 Grad R. Abreibung des Gesichts und 
Oberkörpers am anderen Vormittag. Je 
den Nachmittag sind zwei Stunden lang 
Dampfkompressen auf die befallene Gesichts- 
Hälfte zu legen, die alle Viertelstunden 
gewechselt werden. Nach erfolgter Ab 
trocknung ist eine leichte Gesichtsmassage 
anzurathen. Den Blutandrang nach dem 
Kopse vermeidet man durch Auflegen eines 
in kaltes Wasser getauchten Tuches, das 
um den Kopf gewunden wird. Thee, 
Kaffee und Spirituosen müffen vermieden 
werden. Reizlose Kost unterstützt die Kur. 
Auch Gelseminum, von Aerzten verord 
net ist ein fast untrügliches Mittel ge 
gen dieses sehr schmerzhafte Leiden, wel 
ches durch eine Operation nur sehr selten 
schwindet. 
— Die Elektrizität als SchmerzenS 
stiller scheint wirklich zur Wahrheit werden 
zu sollen. Man hat schon manches mehr 
oder weniger Phantastische über die schmerz 
stillende Wirkung des elektrischen Stromes 
geschrieben, aber eigentlich wissenschaft 
liche Thatsachen haben bisher leider fast 
ganz gefehlt. Es ist daher von großem 
Interesse, zn vernehmen, daß bei der 
letzten Jahresversammlung der amerika 
nischen Vereinigung zur Förderung der 
Wissenschaft ein angesehener Physiologe zu 
diesem Thema das Wort ergriffen und 
nach seinen Erfahrungen der Verwendung 
der Elektrizität als Anästhetikum eine 
große Zukunft vorausgesagt hat. Dr. 
Scripture hat eine durchaus neue Thar 
ache von großer Bedentung entdeckt. 
Er fand nämlich, daß ein elektrischer 
Wechselstrom, der 5000 Mal in der Se 
kunde wechselt, die Nerven des menschlichen 
Körpers nicht mehr schmerzhaft erregt, 
auch nicht mehr eine Zusammenziehung 
der Muskeln, wie sie bei geringer Fre 
quenz des Stromes eintritt, erzeugt, 
andern vielmehr an der betreffenden 
Hauptstelle, wo er eingesetzt wird, eine 
gänzliche Unempfindlichkeit hervorruft. Es 
wurden bereits Versuche gemacht, einen 
tarken Wechselstrom an dem oberen 
Kiefernerv entlangzusenden, um so die 
Zahnnerven von der Verbindung mit dem 
Gehirn abzuschneiden, für diesen Fall aber 
war die Frequenz des Stromes noch nicht 
hoch genug, um die Zusammenziehung der 
Gesichtsmuskeln zu vermeiden. Immer 
hin scheint das Experiment nur infolge 
einer technischen Unvollkommenheit, die 
unschwer zu beseitigen sein wird, gescheitert 
zu sein, und es liegt der Schluß nahe, daß 
in gar nicht langer Zeit der elektrische 
Wechselstrom hoher Frequenz als das 
ollkommen ste Hülfsmittel znr 
Vornahme schmerzloser Operati- 
n eu dienen wird. Vorläufig ist freilich 
eur starker Wechselstrom schwer zu beschaffen, 
sich aber in der Entwickelung der 
Elektrizitätswerke immer mehr die Neigung 
zeigt, dem Drehstrom einen größeren 
Wirkungskreis einzuräumen, so ist die 
Zeit nicht fern, in welcher der Chirurg den 
nöthigen Strom direkt aus einer Leitung 
wird beziehen können. 
— Ein werthvoller Bibelfund. Der 
Antiquar Leo Olschli in Florenz hat in 
der Bibliothek eines Venezianer Patriziers 
ein prachtvolles Exemplar der alten, in 
fünf großen Bänden zu Rom in den Iah 
ren 1471—1472 gedruckten Bibel mit 
dem berühmten Commentar von Nikolaus 
von Lyra entdeckt. Complete Exemplare 
dieses kostbaren Werkes sind so selten, daß 
das letzte zum Kauf angebotene einen 
Preis von 30 000 Lire erzielte. Die 
Bibel wurde im Hause des Don Pietro 
Massimo vom berühmten Pannartz gedruckt 
und enthält eine große Anzahl von colo- 
rirten Bildern. Plänen und Grundrissen 
heiliger Gebäude, von Thieren und An 
sichten. Das Schönste daran sind sechs 
sogenannte Cimelien - Zeichnungen von 
Künstlerhand, welche einzig in ihrer Art 
sind. Sie stellen Christus den Herrn in 
der lateinischen und in der hebräischen 
Auffassung dar, geflügelte Gestalten, Thier 
köpfe, Engel und endlich die Figur des 
Heilands auf einem Kreis sitzend und die 
Füße auf einen Tempel gesetzt. Die 
Bilder sind von der Hand eines großen 
italienischen Künstlers wahrscheinlich Man 
tegnas, oder wenigstens eines seiner besten 
Schüler. Der die Bibel begleitende 
Commentar von Nikolaus von Lyra, wel 
cher für die wörtliche Auslegung eintrat, 
wurde schon von Luther benutzt. 
Kurrwristisches. 
Ausrede» lassen. 
Herr (auf der Straße eine Dame an. 
sprechend): Fräulein gestatten, daß ich 
Sle begleite? ^ 
Dame: Sehr gern, aber ich weiß nicht 
ob es Ihnen angenehm ist — ' 
Herr (unterbrechend): Sehr angenehm l 
® am£ -L die Bekanntschaft 
meines Mannes zu machen. 
Zarte Anknüpfung. 
Er: Die Zeit ist stärker als der Mensch, 
finden Sie nicht auch, mein Fräulein? 
Sie: Wieso? 
Er: Weil einer allein sie nicht tot- 
schlagen kann. 
Entschuldigungszettel. 
Bitte um Entschuldigung, daß mein 
Sohn gestern nicht in die Schule kam 
weil er mich aufhängen helfen mußte. ' 
Frau Müller, Waschfrau. (Fl Bl ) 
Kei' Ruh'.' ' 
Bauernjunge (ein heranziehendes 
Wetter betrachtend): „I woaß nit, heier 
kummt ma aus der Angst gar net raus. 
Im Summer do dunnert's und im Winter 
muß ma in die Schul'." 
Heimgeschickt. 
Gattin (bei einer Differenz mit ihrem 
Gatten): „Moritz, ich werd Dir gleich 
dle Zahne zeigen!" - Er : „Laß sie drin !" 
Fortsetzung. 
Mann: „Weinst Du noch immer um 
das verdorbene Jaquet?" — g rQU - Zxch 
nein, ich wein' um ein neues! 
Modernes Eheleden. 
A. : Warum nehmen Sie Ihr Mittag 
essen nicht mit Ihrer Frau gemeinschaft- 
lich ein? 
B. : Nun, das hat verschiedene Gründe. 
Erstens bin ich Vegetarianer und sie ist An» 
hängerin der Fleischkost. Zweitens steht 
sie erst auf, wenn ich aus meinem Amte 
komme und zu Mittag speise. Sie nimmt 
lhr Diner ein, wenn ich bereits in mei- 
nem Klub bin, und besucht dann ihre 
Reunions, sodaß die Mitternachtsstunde 
dle einzige Zeit wäre, wo wir allenfalls 
zusammen zu Mittag essen könnten. (Dorfb.) 
Reuommage. 
Charakterdarsteller: Einmal habe 
ich den Bismarck so natnrgetreu dargestellt 
daß das Publikum mit Kiebitzeiern nach 
mir warf. ^ 
@ r: Ich kann nicht begreifen, wie Sie 
das Haar einer andern Frau tragen 
können! 
S i e: Nun — Sie tragen ja in Ihren 
Anzügen auch die Wolle eines andern 
Schafes! (Unļ. Ges.) 
3 unge Frau (zur Freundin): Ein un 
verschämter Mensch, der Referendar; wie 
er gestern Abend bei mir am Tische saß 
schrieb er in den Staub: „Ich liebe Sie" 
diesen Abend werde ich aber 
den Tisch vorher abwischen! (Uns. Ges.) 
Aus den „Fliegenden Blättern." 
Mali tiös. „. . . In dem Stücke, das 
ich jetzt schreibe, kommt auch ein Gespenst 
vor!" — „O, Sie Schlauberger! Da 
kann Ihnen dann wenigstens niemand 
nachsagen, daß das Stück ohne Geist ist!" 
Unverfroren. „Ich bin der Mann, 
den Sie gestern vom Tode des Ertrinkens 
gerettet haben!" — „Schon gut — Sie 
wollen mir danken . ." — „Nee, aber 
Sie haben sich doch jedenfalls bei dem 
Rettungsgeschäft den Anzug verdorben, 
und da that' ich halt fragen, ob Sie mir 
den nicht schenken wollten!" 
Kostbarer. 
Fabrikant: Sehen Sie hier den 
kostbarsten aller flüssigen Stoffe, das 
Rosenöl, davon kostet ein einziger Tropfen 
zehn Pfennig. 
Das ist noch garnichts gegen 
die Thränen meiner Frau, da kostet mich 
leder einzelne Tropfen mindestens zwan 
zig Mark. 
Räthselecke. 
Dfamantriithsel. 
(Nachdruck verboten.) 
Ketteurirthsel 
. ^nter Zugrundelegung des Wortes „Damara" 
bilde man zehn neue dreisilbige Wörter und zwar 
so, daß immer die Endsilbe des vorhergehenden 
Wortes die Anfangssilbe des nachfolgenden Wor 
tes bildet. Das letzte Wort erhält als Endsilbe 
die erste Silbe des gegebenen Wortes also „da" 
Es sollen aus diesen Buchstaben Wörter ge- şàtz eine geschlossene Wortkette entsteht. 
i Ä; „ILÄÄ'ISI“: à x--d. 
Ho Ist/in s"" 5 ^Biblisches Wà ŞL^wig- Spanien, einen Ungarwein, einen Landstrich in 
Ķrt 7 Buckttabe äsen. 6. Geschlechts- Ostpreußen, eine geographische Bezeichnung, eine 
wort. 7. Buchstabe. Stadt in Italien, eine Stadt in der Türkei eine 
Sind die Wörter richtig gefunden, so lauten Krankheit und eine Stadt in Spanien 
die mittelste Wagerechte und Senkrechte gleich. 
(Die Auflösungen obiger Räthsel erfolgen in nächster Nummer des Unterhaltungs-Blattes.) 
Auflösungen aus voriger Nummer: 
Zwei-Silben-Wörter-Räthsels. Rösselsprung. 
«Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt. 
So ,st es schon ein böses Zeichen; * 3 f ' 
g?r des Narren Lob erhält. 
So ist es Zeit ste auszustreichen. Gellert 
Silbenräthsel.. 
Jade 
Eboli 
Druiden 
Eisack 
Romeo 
Zante 
Oregon 
Litanei 
Langeoog 
Jeder Zoll ei» König. 
Gitter 
Eber 
Ritter 
Hafer 
Aster 
Räuber 
Diener 
Biber 
Ruder 
Ufer 
Natter 
Nummer 
Eimer 
Neger 
Gerhardbrnnnen.
	        
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