Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

. ' ; 
Lâ -ş 
- V 
■ ■ 
' “ ' V > v-H, 
- 
I 
- 
WW 
:; - ŗ 
- 
î ? 
- ' ' -şi 
'ŞM 
■* - " 
■ 
: 
MW 
YW 
Mìê 
mi||ion. ueurigens jtêŞe er natürlich aus oem 
Boden der Regierungsvorlage. Es sei niemals 
eine gerechtfertigtere Vorlage an den Reichstag 
gekommen. Der Terrorismus einzelner Arbeid 
geber oder eines Arbeitgeberverbandes stehe in 
gar keinem Verhältniß zu der Macht und dem 
Terrorismus der Sozialdemokratie gegenüber 
den nichtorganisirten Arbeitern. Jeder ver- 
ständige Arbeiter, dem man die Vorlage objektiv 
klar mache, müsse sie als eine Erlösung be 
trachten von einem unerhörten Zwang; besonders 
die christlichen Verbände müßten so denken. In 
Krefeld hätten sich Arbeiter bereits mit dem Er 
suchen um Schutz an die Regierung gewandt 
Von einem Ausnahmegesetz sei nicht die Rede. 
Die Großindustrie habe das wenigste Interesse 
an dem Gesetz, wohl aber der Mittelstand, die 
Bauhandwerker. 
sh Der Antrag v. Stumm aus Kommissionär 
berathung kommt hierauf zur Abstimmung. Der 
Antrag wird abgelehnt. 
Abg. Dr. Lieber (Centr.): Ms der vor- 
liegende Entwurf eingebracht worden sei, habe 
erNamens seiner Freunde die Erwartung aus- 
drücken können, es werde gelingen, den Anlaß 
dieses Entwurfs zu benutzen, das Koalitionsrecht 
im Deutschen Reich nach allen Richtungen sicher 
auszubauen und einen dahingehenden Gesetzent- 
wurf in Aussicht gestellt. Dieser Entwurf 
ausgearbeitet. Er erwähne über dessen Inhalt 
kurz, daß seine Partei darin, wie bei der Be 
rathung des Bürgerlichen Gesetzbuches die Aus 
Hebung des genannten Verbindungsverbotes 
fordere; er erinnere ferner an den alten Cen 
trumsantrag betr. die Berufsvereine und an die 
von seiner Partei vorgeschlagene Resolution betr. 
die Errichtung von Arbeitskammern. Aus den 
Ferien zurückgekehrt, finde er aber jede Aussicht 
zerstört, für die Absicht seiner Fraktion die 
Mehrheit des Reichstages, geschweige die Zu 
stimmung der Verbündeten Regierungen zu 
finden. Deshalb habe seine Partei geglaubt, air 
die Einbringung ihrer angekündigten Anträge 
verzichten zu müssen. Hierdurch entfalle für sie 
auch die Möglichkeit, für tre Kommissionsberathung 
zu stimmen, 
Staatssekretär Graf Posadowsky: Es 
erscheine unnöthig, auf die einzelnen Punkte der 
Vorlage einzugehen. Der Vertreter einer großen 
Partei habe gelegentlich der Vorlage über das 
Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe erkärt, daß. 
wenn eine größere Partei Kommissionsberathung 
beantrage, es der Sitte des Hauses entspreche, 
dem Antrage stattzugeben. Es wäre eine Sache 
der Höflichkeit — (Großer Lärm links; Rufe 
Das ist unsere Sache! Zur Ordnung! Glocke 
des Vicepräsidenten v. Frege) — es wäre >ine 
Pflicht der Höflichkeit — Abg. Sin ger: Das 
ist Sache des Reichstags! Lärm, Glocke.) 
Vicepräsident Dr. v. Frege bittet, den 
Redner nicht zu unterbrechen. (Gelächter links.) 
. Staatssekretär Graf Posadowsky: Für 
einen Vertreter der Verbündeten Regierungen 
gebe es keinen Koalitionszwang durch die 
Sozialdemokratie. (Beifall, Lachen und Unruhe.) 
Die Berechtigung der einzelnen Bestimmungen 
der Vorlage sei von keiner Seite bestritten worden. 
Das Ausland, wie England und Amerika, 
habe viel schärfere Bestimmungen; er werde sie 
demnächst veröffentlichen; ebenso hätten Holland 
und Schweden viel schärfere Bestimmungen. An 
eine Mauserung der Sozialdemokratie glaube er 
nicht. Mausern heiße, die alten Gewebe nach 
außen abstoßen; das sei die wissenschaftliche Er 
klärung, wie er nachgeschlagen habe. (Heiterkeit.) 
In Hannover seien aber gerade die neuen Ge 
webe, die sich zu bilden schienen, in der Gefahr 
gewesen, nach außen abgestoßen zu werden. Die 
Sozialdemokratie sage eben: wir halten an 
unseren Zielen fest. (Abg. Singer rust laut: 
Sehr richtig! Heiterkeit.) Im Plenum könnten 
diffizile Fragen und Perspektiven nicht ruhig und 
sachlich erwogen werden. Den heutigen Be 
schluß könnten die Regierungen nur als ein sehr 
bedenkliches Zeichen ansehen. 
Abg. Heine (Soz-Dem.): Der imponirende 
Eindruck der heutigen Verhandlung würde abge 
schwächt werden, wenn er etwas weiteres erklären 
würde, als daß seine Partei sämmtliche Anträge 
ablehne. ^ 
Abg. Richter (freis. Volksp.): Er glaube, 
das Nothwendige schon bei der ersten Berathung 
gesagt zu haben; er stelle seinerseits nur fest, 
daß es nicht der Sitte der Verbündeten Regierungen 
entspreche, sich in die formellen Geschäftsverhand 
lungen des Hauses einzumischen. Der Reichstag 
brauche keinen Oberhofmeister. (Heiterkeit.) Die 
Session sei schon übermäßig belastet, zumal durch 
die plötzlichen Eingebungen bezüglich der Flotte. 
Wenn solche Vorlagen als Folge von Trinksprüchen 
ausgearbeitet würden, verdienten sie keine andere 
Behandlung. 
Staatssekretär Graf Posadowsky: Er habe 
nicht daran gedacht, sich in die Geschäfte des 
hohen Hauses einzumischen. Ein Bestreben sich in 
konfliktlüsterner Stimmung in die Geschäfte des 
hohen Hauses zu mischen, liege ihm vollkommen 
fern, umsomehr, als er sehr wohl wisse, daß das 
zwecklos sei. Uebrigens befinde sich der Abg. 
Richter in einem Irrthum, wenn er annehme, 
daß der Gesetzentwurf einer gelegentlichen Ver- 
anlassung seinen Ursprung verdanke. Schon 1890 
habe der damalige preußische Handelsminister 
ausdrücklich erklärt, daß die verbündeten Regie 
rungen nach Ablehnung der damals vorliegenden 
Novelle zur Gewerbeordnung mit ähnlichen Vor 
lagen wiederkommen würden. Die Haltung des 
Hauses gegenüber der jetzigen Vorlage bedeute 
einen schlimmen Vorgang in der parlamentari 
schen Geschichte, der seine Nachwirkung auf das 
Verhältniß zwischen den Verbündeten Regierungen 
und dem Hohen Hause haben müsse. 
Abg. Richter bemerkt: Wenn der Staats 
sekretär gemeint habe das Verhalten des Hauses 
werde nicht ohne Rückwirkung bleiben auf das 
Verhältniß zu den Regierungen, so bemerke er, 
daß auf seiner Seite keine Landräthe säßen. 
(Heiterkeit.) 
Darauf wird 8 I der Regierungövor 
läge gegen die Stimmen der Rechten 
abgclebnt, ebenso die folgenden Para 
graphen. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
meldet aus Teheran vom 
Die „Times 
18. d. Mts., in Rescht sei am Mittwoch 
ein furchtbares Feuer ausgebrochen, 
welches bis zum Donnerstag Morgen 
gewüthet und alle Bazare, sowie 16 
Karawansereien ganz zerstört habe. Der 
Schaden wird auf etwa 100,000 Lstrl. 
veranschlagt. 
Oesterreich-Ungarn. 
Trotz aller Dementis, die in der 
Hauptstadt Ungarns ihren Ursprung 
haben, erhält sich in Wien das Gerücht 
von der bevorstehenden Vermählung der 
österreichischen Kronprinzessinwittwe mit 
dem Grasen Lonyay. Wie wir berichtet 
haben, soll der Kaiser seiner Genehmigung 
Kronprinzen Rudolf an die vorhergehende 
« 
geknüpft haben Bei dem jugendlichen 
Alter der Erzherzogin Elisabeth scheint 
man nun einen anderen Ausweg gefunden 
zu haben. Es verlautet, daß Erzherzogin 
Elisabeth, die Tochter der Kronprinzessin- 
wittwe, morgen, als an ihrem Namens 
tag, großjährig gesprochen und aus der 
Vormundschaft des Kaisers entlassen 
werden soll. Dies soll durch ein kaiser, 
liches Dekret geschehen, welches ihr durch 
den ersten Obersthofmeister, den Fürsten 
Liechtenstein, überreicht wird, worüber ein 
Protokoll durch das Ministerium des 
kaiserlichen Hauses aufgenommen wird. 
Erzherzogin Elisabeth erhält einen 
besonderen Hofstaat; der Obersthosmeister 
soll bereits ernannt sein und sofort den 
Dienst antreten. Die junge Erzherzogin 
erhält ihre Wohnung in der Hosdurg. 
Die Kronprinzessinwiltwe dagegen reist in 
einigen Tagen nach Ungarn ab, wo ihre 
Vermählung mit dem Grasen Lonyay noch 
in diesem Monat stattfinden soll 
Spanien. 
Madrid, 20. November. Amtlich wird 
bestätigt, daß ein Pestfall vorgekommen ist 
Ein in Apedrinhos, Portugal, nahe der 
spanischen Grenze Befallener ist 2lri- 
gestellter des dortigen Bahnhofs. Die 
portugiesische Eisenbahn-Direktion hat die 
Jsolirung des Bahnhofs angeordnet 
Zur Verhütung der Ausbreitung der 
Seuche in Madrid hat die Regierung dem 
Gouverneur von Salamanca Verhaltungs 
Maßregeln telegraphirt. Der Gouverneur 
ist persönlich an die Grenze gereist, um 
die Sanitäts-Maßnahmen zu beaufsichtigen 
Die Sterbefälle in Oporto nehmen zu 
Hier wächst die Besorgniß. In Oporto 
sind gegenwärtig 95 Aerzte und 400 
Sanitätsbeamte thätig. 
ycmuu^i., um amu-utti 
wärtig 
behörde 
kammer 
nämlich 
Inland. 
Wie nach dem „Hamb. Korresp 
verlautet, hat der Kaiser aus der 
Letzlinger Hofjagd den Präsidenten des 
preußischen Abgeordnetenhauses v. K r ö 
ch e r und verschiedene andere Gäste, die 
als Kanalgegner bekannt sind, zwar be 
grüßt, sie aber nicht ins Gespräch 
gezogen. 
Gerüchtweise verlautet, der 
nationalliberale Reichstagsabgeordnete 
Dr. Heiligen st adt, Mitdirektor 
der preußischen Zentralgenossenschaftskasse 
ei als Präsident der Seehandlung in 
Aussicht genommen. Neben diesem 
Kandidaten wird auch der Präsident der 
Eisenbahndirektion in Essen, Becher 
als Nachfolger des Freiherrn v. Zedlitz 
genannt. 
— Der Streit unter den Leitern des 
Flottenvereins, von welchem wir 
vor Kurzem berichteten, ist nunmehr so er 
bittert, daß der Fabrikant Strohschein, der 
den ersten Gedanken für die Gründung eines 
Flottenvereins für sich in Anspruch nimmt, 
nach der „Tägl. Rundsch." gegen den Vor- 
itzenden des deutschen Flottenvereins, den 
Fürsten zu Wied und gegen den Se 
kretär Schweinburg Beleidigungs 
klage angestrengt. 
— Zur Flottenvorlage macht, 
wie es uns scheint, die „Deutsche Tages 
zeitung", das Organ des Bundes der Land 
Wirthe, einen ganz annehmbaren Vorschlag. 
Sie fordert die Regierung auf, die Rechte 
des Reichstages in keiner Weise 
außer Acht zu lassen, sich mit der 
Feststellung der zu erreichenden 
Flotten stärke zu begnügen und die 
Bestimmung des Tempos dem 
Reichstage zu überlassen. Dann seien einige 
Bedenken beseitigt. Andere freilich blieben 
noch bestehen, und der Regierung bliebe 
Zeit, ihre theilweise Beseitigung zu bewir 
ken. — 
— Nach Ablehnung der Zucht 
ansvorlage soll bei der Regierung 
der Plan bestanden haben, wie der „Vor 
wärts" berichtet, den Reichstag zu schließen, 
um eine neue Session mit einer die Flotten 
vorlage ankündigenden Thronrede eröffnen 
zu können. Dieser Plan sei ausgegeben. 
In der S i e g e s - A l l e e zu Berlin 
ist jetzt Himer den Nischen der beiden von 
Frevlerhand beschädigten Marmorgruppen, 
die der Charlottenburger Chaussee zunächst 
Heu, ein hoher, vom Erdboden bis über 
die Taxushecken hinausragender Sta ch et- 
rah tzaun errichtet worden. Er besteht 
aus vertikalen Eisenstäben, die durch ho 
rizontale Stacheldrähte verbunden sind, 
und bedeckt auch den Hiniergrund des 
Zwischenraumes zwischen den beiden Nischen. 
Dieser Zaun unterscheidet sich von dem 
hinter dem Denkmal Albrechi's des Bären 
probeweise angebrachten Drahtzaun dadurch 
daß letzterer im Halbkreise unmitielbar 
über die Banklehue entlanglauft und so 
den Eindruck der ganzen Gruppe, besonders 
aber der beiden Nebenfiguren beeinträchtigt, 
während sich der neue Zaun in ziemlicher 
Enkiernung von den Gruppen erhebt. 
Berlin, 19. Nov. Ein gewalliger 
Auflaus entstand dieser Tage vor einem 
Schanklokal. Mehrere Männer stürzten 
plötzlich aus dem Lokal und miß 
handelten einen der 12jährigen 
Knaben mit unerhörter Grau 
samkeit. Die sich ansammelnde Menge 
war nahe daran, das Schanklokal zu 
stürmen, als im letzten Augenblicke die 
Polizeibeamten einschritten. Was war 
dieser unmenschlichen 
Der Knabe hatte vor 
Die 
und 
V ** M I t - 
zu spielen! 
Eine Skandalaffäre beschäftigt gegen- 
die gerichtliche Untersuchungs 
Wiesbadens. Die Anwalts- 
zu Frankfurt a./M. hatte, sich 
dieser Tage mit einem eigen 
artigen Fall zu befassen. Ein in Wies 
baden ansässiger Rechtsanwalt war des 
Wuchers beschuldigt worden, worauf die 
genannte Kammer zur Einleitung des 
Disziplinarverfahrens angegangen wurde. 
Die Ermittelungen ergaben indessen, daß 
hierzu kein Anlaß vorlag, weil die An 
gelegenheit zunächst vor den Strafrichter 
gehöre! Die Angelegenheit wurde daher 
dem Landgericht zu Wiesbaden zur 
weiteren Veranlassung übergeben, welches 
bereits verschiedene Zeugen durch den 
Untersuchungsrichter vernehmen ließ 
Mehrere der bekanntesten Kavaliere und 
Lebemänner Wiesbadens sollen in die 
Afiäre verwickelt sein. 
Auch in Hamburg ist man mit Eifer 
daran, die Zwangs-Jnnnngen wieder auf 
zuheben, welche bekanntlich erst seit 
Anfang dieses Jahres bestehen. 
Auflösung der Klempner-, Drechsler- 
Buchbinder-Innung ist sicher. 
!!! Hamburg, 20. Nov. 
vom Kaiser Wilhelm beauftragt, 200 000 
Soldaten nach Transvaal zu bringen! Mit 
diesen Worten redete ein feingekleideter 
Herr gestern Nachmittag an dem Schuppen 
des Kirchenpauerquais einen Steward an 
und fragte ihn, wo der Kapitän des daselbst 
liegenden engl. Dampfers „Kings-Lynn" 
wäre; er Habeden Kapitän von dem Trans 
port der Soldaten sofort in Kenntniß zu 
setzen. Auf die Antwort des Steward, daß 
der Kapitän augenblicklich in der Kajüte 
schliefe, stürmte der angebliche. Abgesandte 
des Kaisers in die Kajüte hinein, griff den 
auf seinem Lager liegenden Kapitän Ward 
sofort thätlich an und suchte ihn zu tödten. 
Auf das Hülfegeschrei des verletzten Kapi 
täns eilte die Besatzung herbei und bläute 
den Thäter gehörig durch. Nachdem man 
den von Größenwahnsinn befallenen 
Mann, der fortwährend schrie, er sei vom 
Kaiser beauftragt worden, 200 000 Solda 
ten nach Transvaal zu bringen, losgelassen 
hatte, schwang er sich auf die Reeling und 
stürzte sich ins Wasser. Er wurde jedoch 
gerettet und nach der Hafenpolizeiwache ge 
bracht, wo er als der Steward C. F. Ar 
nold recognoscirt wurde. 
Ich- bin 
Provinzielles. 
Elmshorn, 18. Nov. Bei der heuti 
gen Wahl eines Stadtraths an Stelle des 
mit Neujahr ausscheidenden Herrn Stadt 
rath Joh. von Rathjen erhielten an Stim 
men: Stadtverordnetenvorsteher I. H. 
Schinkel 203, Hofbesitzer Theodor Petersen 
251 und Kornhändler Peter Kölln 
Stimme. Gewählt ist somit Herr Petersen. 
Bon Neujahr ab verfügen die Sozialde 
mokraten in Elmshorn über fün - 
Stadtverordnetensitze. 
!! Itzehoe, 20. Nov. Ein frecher Ein 
bruchsdiebstahl ist auf dem Gut S ch m a - 
beck verübt worden. Es ist dem Dieb ge 
lungen, 5 fette Enten, welche er gleich am 
Thatorte abschlachtete, sowie eine Korb- 
lasche mit sechs Liter Branntwein, Eier, 
Wurst, Käse usw. zu erbeuten. Um in den 
Geflügelstall zu gelangen, hat er das eiserne 
Fensterkreuz mit einem großen Heckpfahl 
eingestoßen. Tie Polizei ist dem Thäter an 
der Spur. 
Die Interessenten der Genossenschafts 
meierei zu W e s s e l b u r e n haben be- 
chlossen, das Verfüttern von Kohl an Kühe, 
deren Milch an die Meierei geliefert wird, 
bei 30 Mk. Strafe zu verbieten. Zur Er 
greifung von .Schutzmaßregeln gegen rach- 
uchtige Verstümmelung von Vieh wurde der 
Vorstand beauftragt, sich mit dem land- 
wirthschaftlichen Kreisverein in Verbindung 
zu setzen. 
Herr Gastwirth Möller in Heide ver 
kaufte seine Restauration „Holsteinisches 
Haus" für 53000 Mk. an den früheren 
Meiereiverwalter Bielenberg in Hemme. 
Der Antritt soll mit dem 1. Januar 1900 
erfolgen. 
In Folge Explosion einer Petroleum 
lampe wurde das Haus der Wwe. Mar 
kus in Ehndorfer Moor bei N e u m ü n - 
ter eingeäschert, wobei sämmtliche Ernte- 
vorräthe mit verbrannten, während es ge 
lang, das Vieh und Inventar zu retten. 
Ncumünster, 20. Nov. Nachdem 148 
Reklamenten in die VürgerroUe ein- 
geiragen waren, stellte die hiesige sozial 
demokratische Partei die Hauplführer als 
Kandidaten aus. Dieselben erhielten 153, 
151 und 150 Stimmen, während bei, ca 
30 Prozent Betheiligung die abgehenden 
Stadtverordneten mir resp. 401, 387 und 
380 Stimmen wiedergewählt würben. 
In Landkircheu auf Fehmarn pflegen 
sich nach der Arbeitszeit viele fremde 
Arbeiter aufzuhallen; gar häufig ist des- 
halb Landkirchen der Schauplatz arger 
chlägereien. Auch in den letzten Togen 
war wieder von einer solchen zu be 
richten, die dem Arbeiter Julius Neer 
korn da« Leben kostete. Mit schweren' 
Kopfverletzungen brachte derselbe noch 
elnc Nacht in der Scheune des GastwirihS 
:jelersen zu; am folgenden Morgen 
wurde er in das Burger Krankenhaus 
geschafft, wo er aber schon nach kurzer 
Zeit verstarb. 
A? Kiel, 20. Nov. Die Stadtkollegien 
verhandelten am Freitag in einer Sitzung, 
uic win o uyi ycutgmurags VIS m ore 
Nacht hinein währte und dennoch kein 
Resultat brachte, über die Hasenfrage. Es 
handelt sich in der Hauptsache darum, ob 
der Bootshafen, ein mit dem Hafen in 
Verbindung stehendes Wasserbecken von ca 
4000 Quadratmeter, zum Lösch- und Lade 
Hasen ausgebaut oder zugeworfen werden 
soll. Die Hasenkommission hatte sich für 
die erstere Alternative entschieden. Wäh 
rend der Magistrat darauf bestand, daß 
zu weiterer Prüfung der beiden sich gegen 
überstehenden Projekte eine fachmännische 
Autorität herangezogen werde und die Be 
willigung der dazu erforderlichen Mittel 
in Höhe von 7,500 M. beantragt, (lehnte 
das Stadtverordnetenkollegium diese For 
derung mit großer Stimmenmehrheit ab. 
Es ist somit Diffenz vorhanden und damit 
die dringende Renvvirung des Handels 
hafens abermals weiter hinausgeschoben. 
Hohenwestedt, 19. Nov. („H. C.") 
Als der 5-Uhr-Zug gestern Nachmittag 
in ^ unseren Bahnhof einfahren wollte, 
kollidirte die Maschine kur; vordem beim 
Uebergcmge über die Jtzehoer Chaussee 
mit einem Gefährt, welches kurz vorher 
gegen die Barriere gerannt und diese 
zerbrochen hatte. Beim Zusammentreffen 
wurde die Deichsel gebrochen und die 
Pferde in den Graben geschleudert. Der 
Wagen wurde zertrümmert und die Busch 
Hackmaschine, welche darauf gestanden, 
wurde bei der langsamen Fahrt des 
Zuges von dem Vordertheil der Lokomotive 
aufgenommen und eine Strecke weit aus 
dem Geleise sortgeschoben. Ein größeres 
Malheur ist zum Glück nicht geschehen, 
die Lokomotive wurde nicht beschädigt 
Die Bahnstrecke hat vor dem Bahnhof 
eine recht bedeutende Steigung und daher 
kam es glücklicherweise, daß der Zug in 
langsamer Fahrt sich befand. 
!? Kl.- Wittensee, 20. Nov. Am 
Sonntag, den 19. d. M. hielt der Militär- 
Verein im Kirchspiel Bünsdorf seine Herbst 
versammlung in Martens Gastwirthschaft in 
Bünsdorf ab. Es waren ca. 20 Mitglieder 
erschienen. Der alte Vorstand wurde ein 
stimmig wiedergewählt. Ferner wurde be 
stimmt, daß die Hufner Joh. Schleth und 
Lehrer Bruhn-Gr.-Wittensee den Verein 
ständig auf den Kreisvcrbandstagen als De- 
legirte zu vertreten haben. Mit einem Hoch 
auf Se. Majestät den Kaiser schloß der Vor 
sitzende die Versammlung. 
?!? Kropp, 20. Okt. In den vor 
drei Jahren durch Feuer verheerten fiskali 
schen Hölzungen ist man jetzt wieder eifrig 
mit dem Fällen der nur leicht angekohlten 
Tannenstämme beschäftigt, deren Holz noch 
gut erhalten ist und die deshalb noch immer 
Käufer von nah und fern finden. — Da die 
zu den hiesigen Anstalten gehörige Land- 
wirthschaft, auf welcher ca. 20 Kühe ge 
halten werden, die Anstalten bei weitem 
nicht mit Milch, von der man allein für 
das Kinderheim große Quantitäten ge 
braucht, versorgen kann, so hat die An 
staltsverwaltung beschlossen, die Landwirth 
schüft zum Zwecke der Milchproduktion ent 
sprechend zu vergrößern. Sie ist deshalb 
schon mit mehreren hiesigen Grundbesitzern 
in Unterhandlungen getreten, um deren Be 
sitz zu erwerben und soll jetzt, wie hier be 
stimmt verlautet, den Besitz des Landman 
nes Joh. Sievers mit allem lebenden und 
todten Inventar und der diesjährigen Ernte 
für ca. 70 000 Mk. gekauft haben. 
!?!Nortorf, 20. Nov. Ter Nortor- 
fer Bürgerverein hielt hier am 
Sonntag seine diesjährige Generalver 
s a m m l u n g ab. In derselben wurden 
als Vorstandsmitglieder die Herren Apothe 
ker Michaelsen, Gerbercibesitzer Hinselmann, 
Sägereibesitzer Rohwer und Bäckermeister 
Reese, sowie ferner als Kandidat für das 
Amt eines Rathmannes der Kaufmann 
Wichmann gewählt. Es wurde im Weiteren 
u. a. den Antrag gestellt, beim Fleckens 
kollegium zu erwarten, daß die Tagesord 
nung für die Sitzungen desselben jedesmal 
vorher öffentlich bekannt gegeben werden. 
(?) Rendsburg, 21. Nov. Gestern 
Nachmittag scheute das Pferd eines Land 
mannes aus Duvenstedt beim alten Bahn 
hof in Büdelsdorf und galoppirte mit dem 
Wagen, der alsbald in Stücke zerbrach, in 
die Stadt hinein, woselbst das Pferd, das 
nur noch- die Deichsel des Wagens hinter 
ich hatte, von Militärpersonen angehalten 
wurde. 
# Rendsburg, 21. November In der 
nächsten Zeit wird in unserem Orte und 
oer Umgegend eine Haurkollekle ab 
gehalten zum Besten der Gründung eines 
Fra neu hei ms in unserer Provinz. 
Das Frauenhcim will obdach-, arbeite 
und heimathlose Frauen und Mädchen 
unserer Provinz aufnehmen, gleicht also 
ber Arbeitskolonie und der Trinlerheil- 
anstatt. Daß das Bedürfniß zur Er 
richtung einer solchen Anstalt vorhanden 
ist/ kaun leider nicht in Abrede gestellt 
werden Die innere Mission will nun 
denen, die sich Helsen laffen wollen, die 
helfende Hand darreichen. Damit sie das 
thun kann, leistet der geschäftssührenve 
Ausschuß, der zur Zeit aus den Herren 
Gcneraljuperintendent Kaftan, Baron v. 
Hcintze, Probst Riewerts und dem 
Vereinsgeistltchcn Gleiss besteht, den in 
nächster Zeit zu entsendenden Kollektanten 
reundlichit ihre Gaben darzureichen. 
Aus unserem Kreise ist der Aufruf unter 
zeichnet von Frau General v. Bock, 
Frau Geh. - Regierungsrath 
Friederike Glismann 
Coffel, Amts- 
Lrepun, Forstmeister 
Vorsteher Thun u. A. 
Rendsburg, 20. Nov. Der am 
Röhlingsweg belegene Petroleumschuppen 
wird demnächst abgebrochen und wird dann 
die hiesige Kaufmannschaft am Kreishasen 
einen Neubau für diesen Zweck aufführen. 
In früheren Jahren lag am hiesigen Platze 
das Geschäft meistens in Bremer Händen 
und mußte die Kaufmannschaft sich ihren 
Wintervorrath bereits im Herbst decken, 
weil die Schiffahrtsverhältniffe auf der 
Eider^ solches nothwendig machten. Die 
mannigfachen Leckagen an den Fässern, die 
An- und Abfuhr zum Schuppen führten 
oftmals bei so langer Lagerung zu großen 
Verlusten. Jetzt ist der Petroleumhanvel 
in die Hände hiesiger «u-ģros-Firmen über 
gegangen, welche durch die Kanalschifffahrt 
allwöchentlich für neue Zufuhr sorgen. 
Demgemäß hat der Handel mit diesem 
Artikel in der Stadt als auch in der 
weiteren Umgebung bedeutend gehoben 
werden können und dürste auch einen ganz 
ansehnlichen Aufschwung nehmen, wenn 
die Schienenstränge erstmal den Kreishafen 
owohl mit dem Staatsbahnhof, als auch 
mit der Rendsburg-Hohenwestedter Bahn 
verbunden haben werden. 
ES Rendsburg, 21. Nov. Wie aus 
dem Annoncentheil bereits hervorgeht, 
werden seitens des Bundes der Land 
wirthe in unserem Kreise zahlreiche Ver 
sammlungen abgehalten, in denen ein 
vom Bundesvorstand gesandter Redner 
Borträge über Zwecke und Ziele des 
Bundes der Landwirthe hält. Auch für 
diejenigen, welche bisher dem Bunde 
kindlich gegenübergestanden haben, dürfte 
es sich empfehlen, sich über die Be- 
trebungen desselben bei dieser Gelegen 
heit zu orientiren. Sie würden finden, 
daß manche Behauptungen, die ein Theil 
der Presse über den Bund verbreitet hat, 
nicht den Thatsachen entsprechen. 
!!? Rendsburg, 21. Nov. Nach 
dem sich Hierselbst eine Gesellschaft zwecks 
Einführung eines Motorwagens zwischen 
Eckernförde-R endsburg gebildet hat, geht 
man in Eckernförde mit dem Plan um, eine 
gleich-e Verbindung mit Schleswig zu 
Stande zu bringen. Es wird beabsichtigt, 
eine zweimalige Verbindung zwischen den 
beiden Städten und zwar durch einen elek 
trischen Motorwagen herzustellen, wäh 
rend hierorts ein Benzin-Motorwagen An 
wendung finden soll. Tie Einführung 
dürfte als sicher anzusehen sein. 
Mittheilungen aus dem Publikum. 
Die Redaktion stellt die Benutzung diescrRubrik. soweit 
es der Raum gestattet, dem Publikum zur Besprechung 
von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur Versit- 
lung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mit dem 
Inhalte idcntistcirt zu werden und übernimmt dafür 
keinerlei Verantwortung. Wir behalten uns vor, bei Ein 
sendungen, welche unserer Ansicht nach über das Maß deS 
Sachlichen hinausgehen, Correcturcn resp. Streichungen 
vorzunehmen. 
Eingesandt. 
>rü t t 
Probst 
Zum nächster. Freitag-Vormittag ist eine 
Ergänzungswahl unseres Stadtverordneten- 
Collegiums für zwei ausscheidende Mit 
glieder anberaumt und sind dem Lokal 
statut gemäß zwei Bürger zu wählen, die 
ihren Wohnsitz in der Altstadt haben. 
Rendsburg hat bekanntlich aus früherer 
Zeit ziemlich viel ländlichen Besitz, dessen 
Verpachtung der städtischen Verwaltung 
einen nicht unbeträchtlichen Zuschuß zu den 
nöthigen allgemeinen Ausgaben beisteuert. 
Einer dafür eigens gewählten Commission, 
der sog. Landkommisfion, ist die Obhut 
dieses Verwaltungszwciges zugewiesen. Die 
Zahl der wirklich landwirthschastlichen 
Sachverständigen innerhalb des Collegiums 
ist zufällig gegenwärtig gering und jeden- 
salls schwächer, als im Interesse der Sache 
erwünscht, wie schon daraus ersichtlich, daß 
man bereits innerhalb der Commission die 
Anstellung eines Lan di nsp ektor s mit 
einem Gehalt in Aussicht stellte. 
Es wäre dies eine Neuerung, welche 
die Mitglieder der Commission allerdings 
vollständig entlasten würde, aber für den 
immer mehr in Anspruch genommenen 
Steuersäckel sich sehr unbequem fühl 
bar machen würde Zur Vermeidung des 
letzteren möchten wir, da diese Gelegenheit 
zur Zeit günstig, für die bevorstehende 
Neuwahl als sehr geeignete Persönlich- 
keit den Landmann 
Herr» Hans Haussen 
auf B»1tkrdkrg 
als Stadtverordneten vorschlagen. Sein 
ausreichendes Verständniß für landwirth. 
schafiliche Angelegenheiten ist einwandfrei, 
da er als tüchtiger Landwirth bekannt ist. 
Er ist auch mit der nöthigen Intelligenz, 
mit Ernst und Eifer für die städtischen 
Angelegenheiten ausgestaltet und besitzt in 
anderen Zweigen der Verwaltung ein der 
Sachlage angemessenes Urtheil. 
Wer den Vorschlag sich aneignet, er 
scheine daher am Freitag vor dem Wahl 
lisch und gebe seine Stimme ab für Herrn 
»aus Haussen, 
—- x - 7- 
Abend-Depeschen ».neueste Nachrichten. 
Baden-Baden, 22. Novbr. 
Ģeneral v. Heudurk. der frühere 
-rommaudeur des 15. Armeekorps, 
»ft heute hier gestorben. 
London, 21. Nov. Lady Salis 
bury ,st heute gestorben. 
Oberstein, 21. Nov. Heute stürzte 
hrer d,e Nahrbrücke ein. Personen 
sind nicht verletzt. 
Er, 
1. 
2. 
3. 
In: 
Fle 
Ge: 
Bu 
Ma 
Sti 
zufi 
flos 
schl 
schl 
am 
Qu 
geh 
den 
änd 
ca. 
sem 
T 
kam 
Boi 
Ochs 
junc 
steift 
gern 
Bull 
Mar 
D 
lichei 
wen! 
sichte 
ficht! 
Di 
kam» 
Bo» 
i 
Ham 
Lärm 
Schaf 
Es w 
E 
feine 
Schwi 
fein« 
schwel 
leichte 
telschr 
leichte 
schweik 
Sau, 
b. schw 
Eberbk 
b.schwl 
M, 
Stück. 
Stück. 
Die 
konnte! 
leichter 
Die Au 
Ein 
dieses 
Dur 
kämme 
für 10 
Bezeii 
fette sch 
schw. Ï 
leichte,: 
leichte ] 
Sauen 
minder 
Mal 
und wi 
Pfund 
Seeset 
vren u 
empfahl 
So schi 
mein, 
Wege» 
rc. ,u 
n o m m 
währt 
überall, 
bereits i 
> 1 V' ( 
! >
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.