einen immer größeren Umfang an. In
Antwerpen sind 700 Schleifer arbeitslos;
in Amsterdam feiern wegen Mangels an
Arbeit nngefähr 3000 Arbeiter.
Dänemark.
Nachdem hohe Prämien für den Ratten
fang in Kopenhagen ausgesetzt wurden,
sind dort nicht weniger als 100 000 Rat
ten eingeliefert worden. Die Plage muß
also eine sehr große gewesen sein.
Inland.
•— Eine feierliche Beglückwünschung Ru
dolf Virchow's durch die Berliner
Universität fand heute Mittag statt. Der
Akt galt dem 50jährigen Jubi
läum des berühmten Forschers als Or
dinarius, das an der Berliner .Hoch
schule nur ganz vereinzelt — so z. B. von
Boekh — begangen worden ist. Die Univer
sität wird ihre Glückwünsche durch den Ge-
sammtsenat unter Führung des Rektors
Prof. Dr. Fuchs entbieten. Die Beglück
wünschung erfolgt im Sitzungssaale des
neuen Pathologischen Instituts.
— An die Reichs Verwaltung
ist neuerdings vielfach die Frage gerichtet
worden, jvb die Reichsbank Wechsel
diskontiren werde, in deren Ausstellungs
datum die formularmäßig vorgedruckte
Jahrhundertziffer 18 gestrichen, verändert,
überschrieben oder eingeklammert und durch
19 ersetzt ist. Offiziös wird hierzu bemerkt:
Die Frage läßt sich nur von Fall zu
Fall beantworten. Allerdings heben Korrek-
turen in wesentlichen Bestandtheilen des
Wechsels die Gültigkeit des letzteren dann
nicht auf, wenn sie vor der Begebung mit
Wissen und Willen der sämmtlichen Be-
theiligten vorgenommen sind. Indessen
wäre der Wechselverpflichtete immerhin in
der Lage, aus dem Vorhandensein einer
Korrektur einen Einwand herzuleiten, der
im Prozeß durch einen vielfach nur
schwer erbringbaren Gegenbeweis entkräftet
werden müßte. Unter diesen Umständen
könnte die Reichsbank einen derartigen
Wechsel nur ankaufen, wenn die zuständigen
Beamten bei vorsichtiger und sorgfältiger
Prüfung es für zweifellos erachten, daß
die fragliche Korrektur vor der Begebung
mit Wissen und Willen der sämmtlichen
Betheiligten ausgeführt ist, und wenn sie
weiterhin die Ueberzeugung gewinnen, daß
die Wechselverpflichteten aus jder Korrektur
einen Zahlungseinwand nicht entnehmen
werden. Ob die Prüfung zu diesem Er
gebnisse führt, hängt selbstverständlich von
der Lage des einzelnen Falles ab. Behufs
Vermeidung von Weiterungen und Bean
standungen kann hiernach der Verwendung
derartig korrigirter Wechselsormulare im
Allgemeinen nur widerrathen werden.
An der Börse verlautet betreffs der Re-
fusirung von Wechseln, daß die See-
Handlung ihre Agenten angewiesen habe,
neue Wechsel dreier Berliner Banken erst
wieder zu kaufen, wenn die alten abge
laufen seien.
— Die Kartoffelernte ist über
all in Mitteldeutschland reichlich ausge
fallen. Aber die Preise können nicht be
friedigen, denn die Händler wollen nicht
einmal mehr 1,80 Mk für 50 Kilo be
zahlen, frei an die Bahn geliefert. Der
Landwirth wird auf diese Weise seines
höheren Ertrages nicht froh. ES ist
überhaupt wunderlich, daß alle Bedarfs
artikel, die der Landmann kaufen muß,
stetig im Preise steigen, wie Kohlen. Eisen,
Bauholz u. dergl., während diejenigen
Artikel, welche der Landwirth verkauft,
wie Kartoffeln und Getreide, im Preise
immer noch sinken, trotzdem der Land-
mann mehr Arbeitslohn und mehr Kunst
dünger anwenden muß, um günstige Ern
ten zu erzielen. Daß dadurch die Ar
beitsfreudigkeit des Landmannes leidet, ist
selbstverständlich, zumal der Konsument
doch keinen Vortheil davon hat.
Ein evangelischer M i l i t ä r geist
licher von auswärts, der früher in
Danzig als Militärpfarrer wirkte und
dort auf Besuch weilte, hatte die Absicht,
einen Abstecher nach Neufahrwasser zu
unternehmen. Da die Zeit zur Abfahrt
des Dampfers jedoch noch nicht herange
kommen war, begab sich der Pfarrer in
ein in der Nähe gelegenes Restaurant.
Mehrere dort anwesende Gäste glaubten
nun in dem Fremden einen wegen Unter
schlagung von 10 000 Mark steckbrieflich
verfolgten Buchhalter zu erkennen. In
Folge dessen wurde ein Schutzmannspvsten
herbeigeholt, der den Geistlichen als seinen
Arrestanten erklärte. Der Fremde erhob
zwar Einspruch, indem er dem Beamten
seine Papiere vorlegte, doch dieser gab
sich hiermit nicht zufrieden, da die Papiere
ja gestohlen sein könnten. Auch die Bitte
des Verhafteten, nach dem Kgl. Konsistorium
geführt zu werden, wo er reeognoscirt
werden würde, blieb unerfüllt, und so
mußte denn der Pfarrer dem Beamten
auf die Polizeiwache folgen. Hier war
zufällig der Kriminalinspektor Richard
anwesend, welcher den Geistlichen von
früher her kannte und diesen unter dem
Ausdruck lebhaften Bedauerns über den
Vorfall sofort in Freiheit setzen ließ.
Eine aufregende Scene spielte sich in
dem Case Carolos zu Stettin ab, in
welchem Specialitäten-Vorstelleungen statt,
finden. Die Vorträge des Komikers Max
Lehmann gefielen den Zuhörern nicht, so
daß der Vortragende verhöhnt und ausge.
pfiffen wurde. Hierüber gerieth Lehmann
in solche Wuth, daß er einen Revolv er
ausderTaschezogundzweiSchüsse
auf dieZuschauer abgab. Es wurde
jedoch durch die Schüsse niemand getroffen.
Es scheint deshalb, daß der Revolver nur
blind geladen war. Nachdem die Schüsse
gefallen waren, stürzten sich die Zuschauer
auf den Schützen; er wurde festgenommen
und einem Schutzmann übergeben, welcher
ihn zur Haft brachte.
Vor dem Schöffengericht in Frankfurt
a. M. stand der 35jährige Handelsmann
Berger. Plötzlich, nachdem die Ver.
Handlung in ruhiger Weise vor sich ge
gangen, schrie Berger auf einmal: „Schnau
zen Sie mich 'mal nicht so an, das ver
kitt' ich mir, Sie, Sie . . .!" Der Vor
sitzende winkte dem Vorführer, den reni
tenten Angeklagten abzuführen. Berger
bekam darauf einen förmlichen Tobsuchts-
anfall, er brüllte wie ein Wahnsinniger
und beschimpfte den Amtsrichter mit rohen
Worten. Der Vorführer und der Ge
richtsdiener sprangen hinzu, um den Ra
senden festzunehmen. Berger aber schleu
derte beide ab und drang brüllend gegen
den Richtertisch vor, wobei er Tische und
Stühle umstieß. In diesem Augenblick
eilten Schutzleute herein, Berger wurde
von einem halben Dutzend Polizisten ge
faßt und nach dem Ausgang gedrängt,
er wehrte sich aufs heftigste, verletzte zwei
Schutzleute durch Fußtritte, schlug andern
die Helme vom Kopf und zerriß ihnen
die Kleider. Endlich wurde er überwäl
tigt und nach dem Untersuchungsgefäng
niß zurückgebracht.
Folgender kleine Vorfall ist nicht etwa
als Carnevals-Ulk ausgedacht, sondern
hat sich, wie die F.-Z. berichtet, in
Köln genau in der angegebenen Weise
zugetragen: Ein elegant gekleideter
junger Mann betrat in den letzten Tagen
einen stark frequentirten Münchener Bier
palast und bestellte einen Krug Münchener.
Nachdem der Kellner ihm das Gewünschte
gebracht hatte, öffnete der Gast den
Deckel des Kruges und begann dann so
fürchterlich zu brüllen, daß die Gäste be
stürzt aufsprangen und die Damen sich
ängstlich in die Ecken drückten. Bald
darauf trat der Inhaber des Ausschanks
herzu und fragte mit theilnehmenden
Worten den unausgesetzt Brüllenden, ob
er plötzlich krank geworden sei und ob
vielleicht schnell zu einem Arzt geschickt
werden solle. Der Brüllende hielt nun
einen Augenblick rune, verzog das Ge
sicht zu einem Lächeln und zeigte auf
einen Sinnspruch an der Wand hin, der
also lautete:
„Brülle, wie der Löwe brüllt,
Wenn der Krug nicht ganz gefüllt!"
„Und hier überzeugen Sie sich", sagte
der Herr dann lächelnd, „es fehlen noch
zwei Querfinger unter dem Aichstrich in
meinem Kruge!"
Düsseldorf, 13. Nov. Der s. Zt. bei
einem Infanterie.'Regiment in Mainz
stehende, vom Kriegsgericht der 19. Divi
sion wegen Urkundenfälschung mit drei
Monaten Gefängniß und Dienstentlassung
bestrafte frühere Sekondeleutnant Ernst
Mehlburger (Sohn eines verstorbenen
Oberstleutnants gleichen Namens vom
39. Jnfanterie-Regimente) wurde heute
von der hiesigen Strafkammer zu weiteren
sechs Monaten Gefängniß verurtheilt.
M. hatte sich hierorts in mehrfachen
Fällen des Betruges und des Diebstahls
eines Brillantringes zum Nachtheil von
Privatpersonen schuldig gemacht.
An T o l l w u t h sind dem Besitzer in
Rederitz (Kreis Deutsch-Krone) binnen
Jahresfrist 14 Kühe eingegangen.
Auch jetzt ist wieder unter seinem Rindvieh
bestände die Tollwuth ausgebrochen, der
bereits eine Kuh erlegen ist.
Io. Ludwigslust, 13. Novbr. Eltern
möge folgender Fall zur Warnung dienen.
Das vierjährige Töchterchen des Bahn-
beamten L. hatte anläßlich des Jahr
marktes am Donnerstag voriger Woche
einen L n f t b a l l o n zum Geschenk er
halten, wie solche von italienischen Händ
lern feilgeboten werden. Am Sonnabend
Nachmittag erkrankte das Kind plötzlich.
Der Arzt vermochte sich den Grund ver
Krankheit jedoch nicht gleich zu erklären.
Der Zustand des Kindes wurde immer
schlimmer, und gestern früh ist die Kleine
gestorben, und zwar an Blutvergif
tung. Es hat sich herausgestellt, daß
das Kind mit der Lippe,, an der es eine
kleine Wunde gehabt, den Luftballon be
rührt hat und in Folge dessen eine 8lu
Vergiftung eingetreten ist.
Ueber einen Brand im f ü r st l i ch e n
Schlosse zu Bückeb urg wird der
„Mind. Ztg." Folgendes mitgetheilt: Der
Verlust wird auf 100 000 Mk. geschätzt. Es
sind nicht nur die Möbel im betroffenen
Zimmer zerstört, die ganze Zimmerflucht
ist mehr oder weniger beschädigt, so ist u. a.
ein werthvolles Bild, das allein einen
Werth von 30 000 Mk. repräsentirt, bis zur
Unkenntlichkeit angeraucht und verbrannt.
Das Feuer ist dadurch! entstanden, daß die
Wandverschalnng am Kamine ans Holz zu
schwelen angefangen hat. Das Feuer ist
dann auf den Parkettboden übergesprungen.
Die festverschlossenen Fenster und Thüren
hinderten jeden Luftzutritt, sodaß das Feuer
zuletzt erstickt ist.
Dem Inhaber der Firma Blohm & Voss,
Kommanditgesellschaft auf Aktien, Herrn
Hermann Blohm in Hamburg, ist der
Rothe Adlerorden dritter Klasse, dem In
genieur und Mitinhaber der gleichen Firma
Herrn Ernst Voss zu Hamburg der
Königl. Kronenorden dritter Klasse ver
liehen worden.
Ein musterhaftes Dienstmäd-
ch e n in Hamburg hatte wegen Diebstahls
seine Entlassung erhalten Aus Rache
zerschlug das Mädchen eine Masse Küchen
geschirr und schnitt ein werthvolles Sopha
total entzwei. Natürlich wurde es ver
haftet.
Provinzielles.
In den letzten Tagen sind in Altona
außerordentlich zahlreicheTyphns-
fälle vorgekommen. Im städtischen
Krankenhause liegen z. Z. 17 Personen
an dieser gefährlichen Krankheit darnieder,
darunter 3 Wärterinnen. Die Ursache
des heftigen Auftretens des Typhus ist
nicht festgestellt.
Ein in der Prinzenstraße in Altona
wohnender Handwerker wollte einige große
Balken zu Feuerholz zerschlagen. Hierbei
verfehlte plötzlich das Beil sein Ziel und
drang dem Manne oberhalb des Fußes
ins Bein. Der Schlag war mit solcher
Wucht ausgeführt, daß der Knochen glatt
durchschlagen wurde. Der Verunglückte
mußte ins Krankenhaus gebracht werden,
wo der Fuß wahrscheinlich ampuiirt wird.
Bei der Hauptkirche in Altona sind die
Ratten so zahlreich, daß sie das Erdreich
unterwühlen und Löcher entstehen. Eine
radikale Vertilgung dieser Nager ist wohl
kaum möglich.
In den städtischen Kollegien zu Elms
horn machte der Bürgermeister die Mit
theilung, daß eine von dem Provinzial
schulkollegium erbetene Beihülfe von jähr
lich 10000 Mk. zu den Unterhaltungs
kosten der städtischen Realschule seitens
dieser Behörde abgelehnt sei.
In Dithmarschen florirt z. Z. der Boh
nenhandel. Es werden dieselben zum
Preise von 13,70—14 Mk gehandelt.
Oldesloe, 15. Nov. Ein E r b p r o -
zeß, der fünf Jahre andauerte,
wird hier in diesen Tagen seine endgültige
Erledigung finden. Im Jahre 1893 er
stand der seinerzeit in Hamburg in weitesten
Kreisen auf's Vortheilhafteste bekannte Ren
tier und langjährige Armenpfleger I. H. F.
Boss im Konkursverfahren als letzter Gläu
biger das hiesige, im vorigen Herbst von
dem Besitzer des hiesigen Soolbades N.
Dürkopp käuflich erworbene'Hotel „Harmo
nie" und setzte seinen Neffen Emil Ebers
bach, den er zu diesem Zweck veranlaßte,
eine gute Lebensstellung im Haag auszuge
ben, als Wirth und Leiter jenes Hotels ein
und zwar in der wiederholt in bündiger
Form ausgesprochenen Absicht, es ihm nach
Fertigstellung der Renovirnngsarbeiten ge
gen die eingetragenen mäßigen Hypothek-
schulden als Eigenthum zu überlassen. Im
Jahre 1894 starb der Besitzer Voss, ohne
seinem Neffen Ebersbach das genannte Ho
tel in aller Form testamentarisch vermacht
zu haben. Dies wurde der Anlaß zu einem
langwierigen Civilprozeß, der alle Instan
zen durchgemacht hat und schließlich zu dem
Resultate führte, daß das Landgericht
Ebersbach ausgab, eidlich zu erklären, daß
Boss ihm versprochen habe, ihm die „Har
monie" gegen einen mäßigen Preis zuschrei
ben zu lassen. E. erklärte sich zur Leistung
dieses Eides bereit. Gegen das Erkenntniß
legten jedoch die Gegner Berufung beim
Reichsgericht ein, zogen sie jedoch in diesen
Tagen zurück, sodaß nun E., sobald er den
von ihm verlangten Eid geleistet haben wird,
endgültig als Sieger aus diesem Rechtsstreit
hervorgegangen ist.
Auf Alsen waren stellenweise während
des Gewitters am 11. d. M. die Blitzschläge
überaus heftig. In Stevning schlug der
Blitz in das Abnahmehans der Wittwe Ahl-
mann und zwar mit solcher Wucht, daß
mehrere Nachbarn vor Schreck zu Boden
sanken. Das Hans brannte schnell nieder.
S® Kiel, 15 Nov. Bei der heutigen
Wahl zweier Stadtveroidiieten wurden die
Kandidaten des Liberclen Vereins, die
bisherigen Stadtverordneten Rektor S t ol -
ley und G-cheimrath Prof. Dr Hensen,
mit großer Majorität wiedergewählt. Die
Betheiligung war nur schwach und die
Wahl ging ohne jegliche Erregung von
Starten, da fast alle Parteien für die
Gewählten eintraten. Morgen wird der
Wahlkampf lebhafter werden, denn den
Kandidaten des Liberalen Vereins, Kauf
mann Muss und Konsul Amtrup, welche
seit 6 Jahren dem Siadtverordnetenkolle-
gium angehören, werden von dem national-
liberalen Haus- und Grundbesitzer- und
dem Bürgerverein die Kandidaten Apo
theker Dr. Rudel und Töpfermeister Biekel
gegenübergestellt.
□ Kreis Eckernförde, 15. Nov. Unter
dem Rindviehbestande des Hufenpächters
Brammer zu Bredland — Dorsschaft
Kl.-Waabs — ist nach amtlicher Anzeige
der Milzbrand ansgebrochen.
Erschossen hat sich mit seinem Dienst-
gewehr der Unteroffizier Abel von der
2. Kompagnie des Regiments von Manstein
in Schleswig, und zwar, wie aus den
vorgefundenen Aufzeichnungen hervorgeht,
wegen schwerer Zerwürfnisse in seiner
Familie.
Junten, 14. Nov. Gestern Abend hielt
in Siebenbaums Gasthof der B u n d der
Land Wirthe eine Versammlung ab,
an der sich der Geschäftsführer des Bundes
und ein Vertreter desselben aus Berlin
betheiligten. Der Bund hatte in hiesiger
Gegend bisher kein einziges Mitglied,
doch sind jetzt verschiedene Herren einge
treten.
/V Amt Hütten, 14. Nov. Wie sehr
sich die Füchse im hiesigen Gehege Silber-
berg vermehrt haben, beweist der Umstand,
das der Jagdpächter Hufner Hass aus
Bistensee in der Zeit von August vorigen
Jahres bis jetzt 16 Füchse geschossen hat.
/X Kirchspiel Büusdorf, 14. Nov. Seit
einiger Zeit treibt ein stellenloser Knecht
hier sein Unwesen. In Bünsdorf, Holz
bunge, Bistensee und Ahlefeld ist er aus
verschiedenen Stellen eingeschlichen. Mit
genommen hat dieser nächtliche Gast jedoch
nirgends etwas.
O Rade, 16. Nov. Bei der am gestrigen
Tage in dem hiesigen Gemeindebezirke abge
haltenen Treibjagd wurden 5 Stück Reh
wild, 76 Hasen, mehrere Rebhühner und
1 Fasan erlegt.
chp Rickert, 15 Nov. In Rickert
war es am 3. Sept. d. Js. gelegentlich
einer Abschiedsfeier, wobei reichlich
Kümmel und Bier getrunken wurde, zu
unbedeutenden Wortklaubereien gekommen.
Ehe man sichs versah, hatte der Arbeiter
P. ans Rendsburg das Messer gezogen
und hieb und stach damit draus los. Der
Dienstkuecht P. wurde durch mehrere
Messerstiche erheblich verletzt. Später
erhielt der Messerstecher von, den übrigen
Knechten eine gehörige Tracht Prügel,
wobei er wieder mit dem Messer um
sich stach und dem Verletzten 4 weitere
Messerstiche beibrachte. Nach Annahme
der Kieler Strafkammer, vor welcher der
Fall heute zur Verhandlung stand, hatte
der Angeklagte im letzten Falle in Nothwehr
gehandelt, wegen der vorher ausgeführten
Körperverletzung erhielt er aus Antrag
des Staatsanwalts zwei Monate Gefäng
niß.
V Rendsburg, 16. Nov. Mehrere
hiesige Rektoren haben, eine Eingabe gemacht
an die Polizeiverwaltnng wegen des Anto
matenwesens, dessen Ueberhandnahme zwei
fellos nicht ohne sittliche Gefahren für die
Jugend ist. Die Fälle, daß Schulkinder
ihren Angehörigen bezw. auch fremden Per
sonen Geld entwenden, um es den Auto
maten zuzuführen, haben sich in der letz
ten Zeit zusehends gemehrt. Dabei ist zu
bedenken, daß nur diejenigen Fälle bekannt
werden, die entweder bei der Polizei oder
den Lehrern gemeldet werden. Wünschens-
werth wäre es jedenfalls, wenn gegen das
düsteren Klang hatten die Worte. Aber als
sie in Jmgjors Zügen forschte und dort
einen Ausdruck sanfter Ergebung begegnete,
zerstreuten sich ihre Gedanken.
Noch wenige Sekunden, dann hatten sich
beide getrennt.
(Fortsetzung folgt.)
Cine Fahrt auf den
Hamburger Zukunftsbahnen.
(Nachdruck verboten.)
Hamburgs sämmtlicher innerer Bahnver
ehr geht einer Umwälzung entgegen. Die
lmgestaltnng der bisherigen geradezu tran
igen Bahnhofsanlagen zu einem modernen
iahnhofssystem, wie es sich für eine Groß-
tadt von der Bedeutung Hamburgs gebührt,
nacht damit den Anfang und zu ihr und
er Stadt- und Verbindungsbahn wird
ann noch die Borortsringbahn treten,
welche jetzt von der Hamburger Bürger-
chaft im Princip einstimmig beschlossen
oorden ist. Sie vollendet das klug aus-
bedachte, wohl centralisirte Verkehrssystem
md ergänzt die Straßenbahnen und die auf
!er mitten in der Stadt gelegenen 200 Hekt.
großen seeartigen Außenalster den Perso
nenverkehr vermittelnden Alsterdampfer, die
nnsichtlich Schnelligkeit und Leistnngsfähig-
eit dem Verkehr der stetig wachsenden, jetzt
'00 000 Einwohner zählenden Stadt, nicht
uehr genügen. Tie zunehmende Verlegung
ier Wohnungen aus der einen Stadt, welche
ich zu einer reinen Geschästsstadt mit
ïomptoiren, Lagerhäusern und Läden ent-
oickelt, macht eine Verbesserung der Verbin-
mngen nöthig. Sie wird dem Verkehre in
wr Stadt Hamburg ein ganz anderes Bild
geben. Eine Rundfahrt auf diesen Bahnen
der Zukunft mag dies veranschaulichen.
Versetzen wir uns acht Jahre vorwärts,
dann wird ja wohl die Umgestaltung vol
lendet sein.
„Hamburg, Hauptbahnhof Steinthor!"
ruft der Schaffner. Wir steigen aus, um
uns den Ban näher anzusehen. Das eigen
artige Halbdunkel der großen Bahnhofs
glashalle umfängt uns, und wir stehen ans
einem der fünf Perrons, welche zwischen den
Geleisen liegen und die von allen Richtun
gen kommenden Züge aufnehmen. Die vom
Norden kommenden drei Bahnlinien haben
sich bereits im Altonaer Hauptbahnhof ver
einigt und werden auf einem Geleiscpaar
bis zum Hamburger Hauptbahnhof durch
geführt. Tie vom Westen und Süden kom
menden Linien haben sich bereits in Ham
burg vereinigt und laufen über die Brücken
der Norderelbe und der Süderelbe ans einem
gemeinsamen Geleisepaar im Hauptbahnhof
ein und aus. Tie von Osten kommende Lü
becker Bahn hat wie die von Berlin kom
mende Linie ein eigenes Geleisepaar. Das
fünfte Geleisepaar aber dient dem Lokal
verkehr der Stadtbahn, welche in Altona
beginnend, erst die beiden Hamburger Fern
bahnhöfe Tammthor und Schanzenstraße
berührt, über welche sämmtliche auf dem
Hamburger Hanptbahnhofe ankommenden
Züge bis Altona durchgeführt werden und
umgekehrt. Quer über die Geleise, auf
denen wir anlangten legt sich nun wie eine
Brücke unter welcher die Züge in Wölbun
gen hinwegfahren, der Hauptperron, zu dem
breite Treppen und Fahrstühle hinauffüh
ren. Wir könnten hier den Bahnhof ver
lassen, wenn wir die Stadt Hamburg in
Augenschein nehmen wollten, denn >vir be
enden uns hier .im Centrum der Stadt.
Aber wir wollen ja heute eine Rundfahrt
unternehmen. Wir begeben uns deshalb aus
den Perron der Lokalbahn. Sobald wir auf
ihr den Thaleinschnitt am Glockengießer
wall, in dem der Centralbahnhof liegt, bei
der Kunsthalle verlassen, gelangen wir auf
die verbreiterte Lombardsbrücke und werfen
von der erhöhten Lage der Bahn aus einen
Blick hinüber nach dem breiten Jungfern-
stieg und nach der andern Seite auf die von
Dampfern und Segelbooten belebte Außen-
alster, die wir mit ihrem Villenkranze hier
fast völlig übersehen können. Noch einige
hundert Meter und wir laufen in die Halle
des Dammthorbahnhofs ein, der mit nur
zwei Geleisepaaren und Perrons hochgele
gen ist, sodaß man, um zum Straßenniveau
zu gelangen, eine Treppe vom Perron hin
absteigen muß. Hier liegen die vornehmen
Wohnviertel Hamburgs, Rotherbaum und
Harvestehude uns zur Rechten; zur Linken
der Wallanlagen der inneren Stadt der
botanische und der zoologische Garten. Wir
fahren aber noch weiter bis zu dem nur
einen Kilometer entfernten Bahnhof Schan
zenstraße, der ähnlich angelegt ist, wie der
Dammthorbahnhof und verlassen hier un
seren Zug. Wir sind am westlichsten Bahn
höfe Hamburgs und klettern die Treppen
hinab zur Vorortsringbahn, welche hier den
Bahndamm der Fern- und Stadtbahn
kreuzt.
Wir steigen ein in die modernen elegan
reu Wagen, denn die Ringbahn ist als elek
trische Kleinbahn angelegt, und nordwärts
geht unsere Fahrt immer ans erhöhtem
Bahndamm, sodaß sie niemals das Stra
ßenniveau berührt. Mit der Geschwindig
keit der Eisenbahnzüge bringt uns unsere
elektrische Lokomotive vorwärts, der Auf
enthalt an den Stationen ist nur kurz, ge
rade genügend zum Ans- und Einsteigen.
Man muß deshalb selbst darauf achten, daß
man die richtige Haltestelle nicht verpaßt,
denn wie auf der Stadtbahn in Berlin,
meldet kein Schaffner die Stationen: Wir
kümmern uns darum zunächst nicht, denn
wir wollen ja den ganzen Ring vollenden.
Zuerst sehen wir links Eimsbüttel, vor 40
Jahren ein Dorf mit 3000 Einwohnern,
Heute ein Stadttheil mit 80 000 rührigen
Menschen. Eine Zweigbahn verbindet von
der ersten Station des Ringes, auf der wir
halten, den westlichen Theil des Ortes mit
unseren Geleisen. Weiter geht es. Rechts
liegt jetzt der vornehme Stadttheil Harveste
hude, und um seine eleganten Straßenzüge
nicht zu durchbrechen, folgt unsere Bahn
der Richtung des Jsebeckkanals. Tort wo
zur Linken nun der Stadttheil Hoheluft her
antritt, überschreitet sie die von Flußfahr-
zeugen belebte Wasserstraße und durchschnei
det Eppendorf parallel mit dessen vornehm
ster Straße, der Landstraße. Die Richtung
wird jetzt östlich. Wir fahren auf langer
Brücke über den Alsterfluß, der sich nachher
zu dem Becken der Außenalster erweitert und
halten noch einmal in Winterhude, dem
nördlichsten Vorort. Nach. Südosten sich
wendend geht es nun einige Kilometer durch
noch wenig bebaute Gegenden, die aber zu
Arbeiterstadttheilen bereits in Aussicht ge
nommen sind, und deren völlige Besetzung
mit Häusern nicht mehr lange wird arcs sich
warten lassen, denn der dichtbebaute Stadt
theil Barmbeck, auch ein Arbeiterviertel,
dem sich der Zug jetzt nähert, war vor 30
Jahren auch noch ein kleines Dorf. Ueber
zahlreiche Straßen geht es hier auf Brücken
hinweg, und manches Hans hat fallen müs-
en um dem Bahnkörper Platz zu machen.
Haltestelle liegt hier an Haltestelle, denn
hier wird die Ringbahn von der am Hasen
beschäftigten Bevölkerung am stärksten be
nutzt. Südlich geht es weiter über den
Mnndsbnrger Kanal in den Villentheil Eil-
becks hinein, der den sausenden Gast, der
seine Ruhe stört, nur ungern sieht. Nur
einmal hält der Zug deshalb hier. So
gleich ist nun der Nordring zu Ende, wir
nähern uns dem Bahndamm der von Osten
kommenden Lübecker Bahn und der ihr sich
anschmiegenden Stadtbahn, die vom Haupt-
bahnhof nach Osten ja bis Wandsbeck jetzt
weiterläuft. Bei der Haltestelle Landwehr,
auf der Grenze der Stadttheile Hohenfelde
und Hasselbrook, fahren wir unter den Ge
leisen hinweg zum Südring in Hammer
brook hinein mitten durch dicht bebaute
Gegenden und über Kanäle hinweg bis zu
der Süderstraße, wo wir auf den neuen
Bahndamm der Berlin-Hamburger Bahn
treffen. Auch unter ihm ist unser Bahn
damm unterführt, sodaß weiter fahren kön-
neu bis zu dem alten Bahnkörper der Ber
liner Bahn. Ihm schließt sich die Ring
bahn an, nach Westen sich wendend, und
begleitet ihn bis fast zu der Stelle des al
ten Berliner Bahnhofs. Hier ist es, wo sich
die Vorortsbahn dem Centralbahnhofe bis
auf einige hundert Meter nähert. Die Ge
leise der von Harburg kommenden Züge
überschreiten wir dann an der Stelle des
alten Berliner Bahnhofs ans eisernen Bo
gen und berühren hier zum ersten Male