Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

Tägttch erscheinendes l&latt 
(Außer an Sonn- und Festtagen.) 
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Werteljährlich 2 Ji—, frei ins Haus geliosen 
2 Ji 15 Ķ 
für Auswärtige, durch die Vost bezocen 
2 Ji 25 % 
incl. Postprovision tc., jedoch ohne Bestellgeld. 
weitestes und geleseustes Matt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Lagesnmnmer werden bis 12 Uhr mittag erbeten 
—^ 92 ster Jahrgang. 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Tem Rendsburger Wochenblatt wird 
„Der Landwirth" 
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interessen 
der Landwi-rthschaft) gratis beigegcben. 
Jnfertionspreis: pro Peützeilc 15 f 
1899 
Momen-Berichte. 
Berlin, 12. Juli. Wie aus Löholt 
gemeldet wird, machte der Kaiser gestern 
mit sämmtlichen Herren feiner Umgebung 
eilte Parthie nach dem Djubrand, welcher 
fest zugefroren war. An Bord ist Alles 
wohl. 
Berlin, 12. Juli. Dein Staatssekre 
tär des Auswärtigen Amtes Grafen von 
Bülow wurde von der Königin-Regentin 
Ztg." nicldct: Das Ministerium hat die 
Einleitung des Disziplinarverfahrens ge 
gen den Geheimen Oberschulrath Dr. Schil 
ler in Gießen beschlossen. 
K o u ft ei u t i n o p c 1, 12. Juli. 30 000 
Armenier und 50 000 Nestoriener aus der 
Umgegend von Mossnes 
durchweg von sozialistischen Elementen 
durchsetzt sei und deshalb bei inneren Un 
ruhen die Regierung absolut nicht auf sie 
zählen könne. 
Als Hauptanstifter de! 
König Milan gilt jetzt der Oberst Vlaiko 
Nikolic. 
Belgrad, 12. Juli. Die „Frks. Ztg." 
meldet: Gestern wurden die wegen des 
Komplotes Angeklagten vom Polizeige- 
fängniß in das Festungsgefängniß gebracht, 
nachdem die polizeilichen Vernehmungen 
beendet waren. Der Pope Milan Djuisch 
wurde aus Urschitza hierher eingeliefert. 
Frankreich. 
Paris, 12. Juli. Ein amerikanisches 
Blatt, welches an Zola die Bitte gerichtet 
hatte, dieser möge ihm einen Bericht über 
den Dreyfusprozes in Rennes liefern, er 
hielt hierauf von Zola die Antwort, daß 
er dies nicht thun werde, selbst wenn man 
ihm 10 Millionen Dollars dafür bieten 
würde. 
Auf der Pariser Weltausstellung soll 
auch der Gott des Bieres genügend 
's Attentats gegen nung des Herzogs von Orleans zum Prä' 
sidenten der Republik. 3) Auflösung der 
Kammer. 
Spanien. 
Die Verhältnisse in Spanien haben sich 
nunmehr so weit beruhigt, daß die acute 
Krisis als überwunden gelten kann. Ein 
gutes Anzeichen für die Wiederkehr ge 
ordneter Zustände ist insbesondere die 
Meldung aus Valencia, daß die dortigen 
Behörden beschlossen haben, den Be 
lagerungszustand auszuheben. 
Rußland. 
Petersburg, 11. Juli. Die Leiche des 
verstorbenen Großfürsten Georg dürfte im 
Lause der nächsten Woche in Petersburg 
eintreffen und in der Petcr-PaulS>Festung 
beigesetzt werden. 
Oeşieereich-àgarn. 
Wien, I l.Juii In der Gumpendorfer 
Straße spielte sich heute eine furchtbare 
Scene ab. Ein Bäckergehülse stahl in 
einem Trödlerladen Kleider, wurde ertappt 
und von der aufgeregten Menge verfolgt. 
Von einem entgegenkommenden Fleischer 
wagen sprang ein Gehilfe ab, warf sich 
dem flüchtigen Diebe entgegen, siel aber 
Plötzlich todt zur Erde. Der Dieb hatte 
ihm das Messer ins Herz gestoßen. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Washington, 12. Juli. Das Aus- 
wärtige Amt hat offizielle Nachrichten 
über den Ausbruch der Pest in 
Groß B a s a m an der Goldküste er- 
halten. Die Epidemie, die zuerst für 
Gelbes Fieber galt, soll darnach ihren 
Pest-Charakter jetzt deutlich gezeigt haben. 
Gegen 300 Personen, darunter 3 europäische 
Aerzte waren ihr bereits erlegen. Die 
vorige Woche passirenden deutschen Dampfer, 
die sonst in Groß Basam anzulegen 
pflegten, fwurden rechtzeitig vom Ausbruche 
der Krankheit unterrichtet und verhindert, 
in den Hafen einzulaufen, resp. Passagiere 
zu landen. 
Washington, 10. Juli. Die Amerikaner 
räumten Santiago de Cuba vor der P e st. 
Die Epidemie griff in den letzten 14 Tagen 
so schnell um sich, baß die kommandirenden 
Generale und die gesammte Garnison am 
7. Juli aus der Stadt zog und auf den 
Hügeln quartirre, nachdem Tags zuvor 
.,,...3 treten zum rö- 
iuisch-katholischen Glauben über. 
Die französische Re 
gierung hat das italienische Königspaar of 
fiziell zum Besuche der Weltausstellung in 
Paris 1900 eingeladen. 
Krakau, 12. Juli. Die Ruthawa ist 
abermals über ihre Ufer getreten und hat 
mehrere Straßen überschwemmt. Die Ar- 
tillerickaserue mußte schleunigst geräumt 
.werden. Auch aus andern Gebieten werden 
Ucberschwemmungsnachrichteu gemeldet. 
B r ü n n, 12. Juli. Ausständige Arbei 
ter der Firma Loew Beer in Svitava er 
zwangen durch Gewaltthaten und Drohun 
gen die Arbeitseinstellung in der Spinnerei 
von Nctti Fischer in Chotta-Rakotina. Die 
Gendarmerie verhaftete hierbei 58 Per 
sonen, die wegen des Verbrechens der Ge 
waltthätigkeit dem Gerichte eingeliefert wer 
den. — 
B ndap c st, 12. Juli. Die Nachrich 
ten über die Verheerungen durch Hochwasser 
R o m, 12. Juli. 
von Spanien das Großkreuz des Ordens 
Karls III. verliehen. 
Berlin, 12. Juli. Im Herrenhanse 
ist heute unter dein Vorsitze des Kammer- 
gerichtspräsidenten Trenkmami die ver 
stärkte Justizkommission zusammengetreten, 
um die sieben im Anschluß an das Bürger 
liche Gesetzbuch eingegangenen Preußischen 
Gesetzentwürfe zu berathen. Ter Justiz- 
minister Schönstedt nimmt an den Ver 
handlungen theil, welche sich etwa aus 8 
bis 10 Tage erstrecken dürften, es ist nicht 
ausgeschlossen, daß das eine oder andere der 
Gesetze nochmals das Abgeordnetenhaus be 
schäftigt, da in der Kommission des Her 
renhauses eine größere Anzahl von Abän- 
derungsanträgen eingebracht ist. 
Potsdam, 12. Juli. Heute Nach 
mittag hat die Beisetzung des verstorbenen 
Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, 
Staatsminister von Aschenbach, stattgefun 
den. Im Aufträge des Kaisers legte der 
General a la suite, Generallieutenant von 
Plessen, einen prachtvollen Kranz nieder. 
Auch die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich 
und Prinz und Prinzessin Friedrich, Lco- 
phld hatten Kränze gesandt. Für die Pro 
vinz Brandenburg legte der Landesdirektor 
Freiherr von Manteuffel, einen prächtigen 
mit den Farben der Provinz geschmückten 
Kranz nieder. Dem stattlichen Trauerzuge 
folgte auch eine sechsspännige Galakutsche 
des Kaisers. 
Köln, 12. Juli. Das gesammte Wnp- 
pcrthal wurde erneut von einem schweren 
Unwetter heimgesucht, das gestern Abend 
stundenlang anhielt. Infolge der gewalti 
gen herniederstürzenden Wassermengen wur 
den große Verkehrsstörungen hervorgerufen. 
Um den Verkehr aufrecht zu erhalten, 
mußten Sonderzüge abgelassen werden. 
Die Wupper führt Hochwasser. Zahlreiche 
Häuser, sowie der Bonner Bahnhof sind 
fußtief unter Wasser gesetzt. 
T cP litz, 12. Jn!i. Das große Berg- 
iverk Fügnerzeche Zuckmantel ist total abac- < 
bräunt. I 
Darmstadt, 12. Juli. Die „Frks. I 
in Obcrungarn lauten verzweifelt. 
Arvathalbahn ist der Betrieb ei 
ebenso aus einigen Strecken die 
Oderberger und die Staatsbahn. Zwei 
Tunnel der Arvathalbahn sind vollkommen 
verstopft. Tie an den Ufern der Waag 
und Arva lagernden Holzvorräthe im 
Werthe von über 1/2 Million Mark sind 
weggeschwemmt. In den Finthen wurden 
mehrere Leichen gesehen. 
„ B r ü fiel, 12. Juli. Dem Patriotc zu 
folge ist unter den Arbeitern in dem Ha 
len von Antwerpen ein Ausstand ansgebro- 
)en, der sich ans verschiedene Arbeitskate- 
Ş^^^usdehnt. Besonders fordern die 
. die Sonntagsarbeit und die 
inen Stundenlohn von einem 
Bewegung wird von allen ka- 
öercini- 
In Sachen der seit dem 1. 
Januar 
b. I. in Rußland eingeführten hohen B e - 
Iterierung der H a n d l u n g s r ei 
se n d e n, die in den betheiligten Krei 
sen der Industrie und des Handels in 
Deutschland als eine erhebliche Erschwerung 
des Verkehrs mit Rußland empfunden wird, 
hat das Präsidium des deutschen Handels- 
ragcs eine Eingabe an den Reichskanzler 
gerichtet. Es wird darin als eine Unbil 
ligkeit bezeichnet, daß die Steuer von min 
destens 500 Rubel jährlich, die rus 
sische Handels- oder Gewerbe-Unternehmen 
für ihren gesammten Betrieb zu entrichten 
haben, von ausländischen Unternehmern le 
diglich für den in Rußland durch Hand 
lungsreisende ausgeübten Theil ihres Be 
triebes gezahlt werden soll. Ferner wird 
es als eine Unbilligkeit gerügt, daß derje 
nige,^ der nur während einer kurzen Zeit 
iin zzahre Rußland bereisen läßt; ebenso 
hoch besteuert wird wie derjenige, der dies 
während des ganzen Jahres thut. Dazu 
kommt noch die Unklarheit darüber, ob 
deutsche Fabriken, die Rußland bereisen las- 
sen, als Gewerbeunternehmer je nach der 
ein ungewohntes beklemmendes Gefühl de* 
Angst, das sich ihm wie ein Alp auf die 
Brust legte und mit bem ganzen Aufgebot 
feiner Willenskraft nicht zu bannen war. 
Es war ihm urplötzlich, als habe sich vor 
jenen geheimnißvollen Eingang sein eigener 
dienen soll. 
Italien. 
In Sampoli, bei Ajaccio ist die älteste 
Ausladcr si 
^lnnoemoyn von einem 
t)ranco. -ne Bewegung wird von allen ka- 
tholifchen und fozraldemokratischen Bercini- 
gnngen unterstützt. 
Brüssel, 12. Juli. In hiesigen Mi- 
litärkreisen hat der Aufruf des Generals 
Brialmont zur Einführung der allgemeinen 
und persönlichen Wehrpflicht ungetheilten 
Beifall gefunden. Man ist der Ansicht, daß 
die Bürgergarde schon in allernächster Zeit 
abgeschafft werden müsse, zumal sich bei 
den letzten Unruhen in Lüttich und Brüssel 
me»,«? dube, daß die Bürgergarde 
ganncn eine halblaute Unterhaltung, die sie 
der Vorsicht halber in englischer Sprache 
führten, wodurch sie stellenweise lauter wurden, 
als beabsichtigt war. 
„Wir sind also einig?" fragte Hans! 
Justus endlich, sich tief athmend erhebend. 
„AU right, Sir! — Ihr könnt Euch auf 
mich verlassen, doch erwarte ick vorder das 
Bewußte von Euch." 
„Mein Wort darauf. Joe! — Entfernt 
Euch nun in unauffälliger Weife, während 
ich von hier ans in's Herrenhaus gehe. 
Catton gehorchte; als seine Schritte ver 
hallt waren, erhob sich auch Hans Justus, 
um die Grotte zu verlassen. Da fühlte er 
Plötzlich eine Hand auf seiner Schulter und 
wandte sich entsetzt um. Eine hohe impo- 
sanre Frauengestalt, in 'einen leichten seidenen 
Mantel gehüllt, das schöne Antlitz von 
einen, Spitzentiich umrahmt, stand, wie aus 
cm Erdboden emporgestiegen, vor ihm. 
„Ebba Regina, Sic sind's!" stammelte 
,.:.„l!!.'^şi°àndcm Athem, „wie kommen Sie 
die Grotte be 
,Nachdruck verboten.— Ucbersetzunqsrccht vorbehalten.) 
a "5?îo„ - 1,1 verstanden, um was cs sich 
handelt?" iragte er kurz. 
„Gland's wohl, ole! hoy! Um ein Testa- 
ment, worm Ihr mit einem Butterbrod ab 
runden werden sogt. By Jove, kaun's 
dem Alten nicht verdenken." 
, "2ch äuch mä't". sagte Hans Justus 
troäen. - „Möcht wohl wissen, ob man 
Euch hier dann noch, langer dulden wird Joe 
kalkulire, daß ich Euch nicht gerufen' also 
auch nicht für Euch zu sorgen habe.' Das 
Butterbrod von meinem Onkel wird lirum 
für mich allein reichen. Oockàsw, Ihr t ^ ut 
mir leid, aber ich kann's nicht ändern, old 
Jove!" 
Old Jove sah ihn prüfend an und nickte 
nachdenklich vor sich hin. 
„Die Geschickte hat Grund und Boden", 
'"ne er mit schwerer Betonung, „kalkulm. 
kein weiteres Testament existirt." 
"2 dürste feststehen." 
gar" nickn id > di- Nothwendigkeit auch 
wird, old ho;,?"", Testament gemacht 
m oinpn' Ņ şnļ)" 2oe fûït&tuti^ fort 
satt »eiben ^wdkann ® ner 
® ; w" der Zweite aber bin ich, 
und da istsan mir, .nein Bntterbrod zu 
forschend an und ergriff dann mit einem 
Plötzlichen Entschluß die Hände, um sie dicht 
an sich zu ziehen. 
„Sie wissen oder haben verstanden, was 
mir droht, Ebba Regina?" sagte er leise. 
Sie nickte. Ihre schwarzen Augen funkelten 
ihn dämonisch an. Sie sprach englisch wie 
ihre Muttersprache. 
„Es ist hier gefährlich", sagte sie bedeutsam, 
„kommen Sie in mein Versteck, Baron!" 
Er folgte ihr mit einem seltsamen Ge 
fühl in die geheime Klause, deren Eingang 
sich geräuschlos wieder schloß. Eine halbe 
Dämmerung herrschte in dem kleinen Raum, 
welcher Lickt und Luft von einem ganz oben 
befindlichen, ebenfalls durch eine künstliche 
Vorrichtung zu öffnenden Fenster, dessen 
Scheibe aus durchsichtigem Horn bestand, 
erhielt. Obwohl die Lust nun auch ganz 
der seine Sünden hier als Einsiedler abgc- 
büßt hat", spottete die junge Dame. „Wil 
Sie sehen, büße auch ich hier zuweilen." 
^ „ Ach, lassen Sn 
Regina", erwiderte 
Stimme, ... o 
Moderloch, das für eme j, u 
doch^ wohl kein passender Aufenthalt ist?" 
„Hm, z 
nützlich", meinte sie, ihn fest anblickend, 
.choch dürfen keine unberufenen Augen und 
Ohren sie kennen. Dieses hier zum Exempel 
ist mir nur allein bekannt, da mir der Zu 
fall des Räthsels Lösung in die Hand spielte. 
Uebrigcns, mein lieber Baron", setzte sic 
lächelnd hinzu, „war ich bereits hier, bevor 
-Sie mit Ihrem Diener", sie betont- das 
siscn Sie den Unsinn, Ebba 
erwiderte Alling mit gepreßter 
wie lange waren Sie in diesem 
junge schöne Lady 
zuweilen sind solche Verstecke 'sehr
	        
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