Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

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Bezugspreis: 
Merteljährlich 2 X—, frei ins Hans geliefert 
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iucl. Poftprovisiou rc., jedoch ohne Bestellgeld. 
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Aelteftrs und gàjenstes Klatt im Kreise lîendsliurg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
92 ftct Jahrgang. 
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nächst.), Rendsburg, Mühlenstraße 18. 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Dem Rendsburger Wochenblatt wird 
„Der Landwirth" 
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interesse« 
der Landwirthschaft) gratis beigegeben. 
Morgen-Berichte. 
Berlin, 3. Nov. Heute Mittag wurde 
im Grünewald in gewohnter Weise die 
Hubertusjagd abgehalten, an der die hier 
und in Potsdam weilenden Prinzen theil- 
nahmen. Der Kaiser war infolge einer 
Unpäßlichkeit der Kaiserin nicht erschienen. 
Wie der „Lok.-Anz." berichtet, ist die Kai 
serin seit etwa sechs Tagen unerheblich und 
vorübergehend leidend. 
Berlin, 3. Nov. Der Kaiser geht um 
den 20. November nach England, vermuth 
lich auf 14 Tage. Die Einladungen der 
Königin datiren, wie die „Stat. Ztg." 
hört, aus dem Frühjahr. Sie hatte den 
October für die Anwesenheit des Kaisers 
gewünscht; auf seine Entschuldigung, daß 
er um diese Zeit nicht kommen könnte, hat 
fie widor Erwarten den November vorge 
schlagen. Ein Minister wird den Kaiser 
nicht begleiten. 
Kassel, 2. Nov. Prinz Philipp von 
Hanau und seine Gemahlin sind auf dem 
Gute Oberurff bei Marburg infolge Scheu- 
werdens der Equipagenpserde aus dem 
Wagen herausgeschleudert worden und 
haben Verletzungen an Kopf und^Händen 
erlitten, so daß ärztliche Hülfe nothwendig 
war. 
München, 3. Nov. Die „Frkf. Ztg." 
meldet von hier: Die Idee einer Ver 
einheitlichung der Briefmarken wird von 
der klerikalen Presse auf das Entschiedenste 
abgewiesen Nach Zeitungsartikeln, die 
sich als inspirirt geben, hat auch die Re 
gierung starke Bedenken gegen die Ver- 
einheitlichung. 
Stuttgart, 3. Nov. Die „Frkf. Ztg." 
meldet von hier: An Stellen, die für 
unterrichtet gelten können, erscheint betr. 
der Reise des Staatssekretärs v. Podbielski 
nach Stuttgart und München die Ansicht, 
daß von der alsbald (1. Januar 1900) 
bevorstehenden Einführung einer Einheits- 
briefmarke nicht die Rede sein könne. 
Voraussichtlich werde auch der Landtag 
einer Beschränkung der Selbstständigkeit 
nach der einen oder anderen Richtung hin 
nicht zustimmen. 
Glaucha«, 3. Nov. In den Kaffen der 
Gemeinde Rochsburg bei Penig wurden 
große Unregelmäßigkeiten entdeckt. Der 
Gemeindevorsteher ist verhaftet. Der Fall 
erregt großes Aussehen. Die Unterschla 
gungen sollen auf Jahre zurückreichen und 
von bedeutender Höhe sein. 
Paris, 3. Nov. „Temps" und „Debats" 
besprechen den deutschen Flottenvergröße 
rungsplan. „Debats" sagen, daß Frank 
reich die deutsche Flottenvergrößerung nicht 
aus dem Auge verlieren werde, weil sicher 
England mit Deutschland gleichen Schritt 
halten werde, indem es in demselben 
Maße, wie Deutschland, seine eigenen 
Truppen vermehren werde. Es könnte 
daher der Fall eintreten, daß Frankreich 
auf indirekte Weise den Einfluß der kaiser 
lichen Politik verspüre. — „Temps" sagt, 
daß die deutsche Flottenvergrößerung nicht 
gegen England und Amerika gerichtet ist, 
sondern daß Kaiser Wilhelm einzig und 
allein hierdurch bezwecke, ein Instrument 
in der Hand zu haben, um in der inter 
nationalen Politik ein bedeutendes Ge 
wicht zu besitzen. 
Paris, 3. November. In der heutigen 
Gemeinderathssitzung wurde eine Resolu 
tion angenommen, in welcher die Buren 
republik für ihren Muth, welchen sie im 
Kampfe um ihre Freiheit an den Tag 
legt, beglückwünscht wird. Zugleich wird 
in der Resolution das Bedauern aus 
gesprochen, daß so schnell nach der Haager 
Konferenz ein blutiger Krieg ausbrechen 
konnte. Auch gegen die Haltung der euro 
päischen Großmächte wird protestirt. welche 
es zulaffen, daß ein Starker einen 
Schwachen unterdrücken will. 
Amsterdam, 3. Nov. Die „Frkf. Ztg." 
meldet: Eine zweite Ambulanz ist für 
den Oranje-Freistaat gesichert. Der Militär 
arzt Dr. Coster hat deren Leitung über 
nommen. — Aus Mexiko lief hier ein 
Glückwunschtelegramm für Südafrika ein. 
— Hartnäckige, mit großer Reserve auf- 
zunehmende Gerüchte behaupten die Kapi- 
tulation von Ladysmith. 
Antwerpen, 3. Nov. Nach der Ankunft 
eines Zuges an der Ueberfahrtstation auf 
dem linken Ufer der Schelde brach heute 
Morgen die dort befindliche Landungs 
brücke in dem Augenblick ein, als gegen 
150 Personen sich darauf befanden. Die 
meisten stürzten ins Waffer. 11 Leichen 
sind bis jetzt gelandet, 17 wurde als ver 
schwanden festgestellt. An der Unglücks 
stelle spielten sich ergreifende Scenen ab. 
Es heißt, der Steg habe wegen Ueber- 
lastung nachgegeben. 
London, 3. Nov. Im Kriegsministerium 
sind heute keine offiziellen Meldungen vom 
Kriegsschauplatz eingetroffen. Eine unge 
heure Menge Menschen umlagert das 
Kriegsamt in der Palle Malle und erwartet 
sehnsüchtig die Verlustliste derjenigen, welche 
bei Ladysmith gefallen sind. 
London, 3. Nov. Lord Charles Beres 
ford ist zum zweiten Commandeur des 
Mittelmeergeschwaders ernannt worden. 
Lissabon, 3. Nov. In der Delagoa 
Bay schoß gestern ein englisches Kriegs 
chiff aus ein Segelschiff, das in den Hafen 
eingefahren war. ohne die Flagge zu zeigen. 
Es stellte sich heraus, daß das Segelschiff 
ein englis ches war. 
Kolding, 3. Nov. Gestern Abend fand 
ein schwerer Zusammenstoß zwischen einem 
Sonderzuz und einem Personenzug bei 
der Station Svendstrup nahe bei Aalborg 
tatt. Drei Personen erlitten schwere 
Beinverletzungen, acht wurden leichter ver 
wundet. 
Jaromer (Böhmen), den 3. Nov. Bor 
der Landwehrkaserne sammelte sich 
gestern eine große Menschenmenge an, die 
ür die Tags zuvor verhafteten Reservisten 
Partei nahm, die bei der Kontrollversamm 
lung sich mit „Zde" gemeldet hatten. Als 
die Menge die Kasernenwache insultirte, 
rückte eine Kompagnie Militär aus und 
drängte die Menge mit gefälltem Bajonett 
zurück. 
Dkr Krieg in Siikfrif«. 
Trotz aller englischen Beschwichtigungs 
versuche stellt sich heraus, daß unser erstes 
Telegramm über Amsterdam inhaltlich- rich 
tig war. General White ist mit seiner 
ganzen Armee eingeschlossen. 
Trotz der offiziösen Beruhigung herrscht 
jetzt in London kaum ein Zweifel, daß 
die Umzingelung Ladysmiths Thatsache ist. 
Von Ladysmith nach der Küste gehen sechs 
Telegraphenlinien. Die Unterbrechung aller 
sechs kann nicht Zufall sein. Auch die 
Eisenbahn nach Colenso hat mehrere ver 
wundbare Stellen. Die Distanz zwischen 
Ladysmith und Colenso ist 16 englische Mei 
len. Auf derselben sind zwei Stationen, 
Pieters und Nelthorpe; zwei Flüsse durch 
schneiden sie, der Fourie-Spruit und Onder- 
brvek-Spruit. Bei Colenso überschreitet sie 
>en Tugelafluß mit der Bulwerbrücke. Die- 
elbe steht auf Stahlpfeilern. Eine Granate 
könnte solchen Pfeiler zerschmeUern, hier 
wird jedoch vermuthet, daß eine Flotten 
batterie vom „Powerful" zu ihrer Verthei 
digung aufgestellt wurde. Jedenfalls hofft 
man, daß die Panzerzüge auf der Linie nach 
Ladysmith recognosciren können. Endlich 
erfolgte die Bekanntmachung der Verluste 
vom Montag bei Ladysmith. Dies trägt 
auch zur weiteren Depression bei, da sie 
White's Schätzung um das Dreifache über 
trifft. Es sind nämlich gefallen sechs Offi 
ziere und vierundfünfzig Mann. Verwun 
det sind nenn Offiziere und zweihundertein 
unddreißig Mann. Hierbei sind die Verluste 
der gefangenen Colonne, die enorm sein 
dürften, nicht einbegriffen. 
Vergnügungsdampfer „Midnight Sun" als 
Hospitalschiff des Centralcomitees der Ro 
then Kreuz-Gesellschaft eingerichtet. Die 
Prinzessin von Wales interessirt sich leb 
haft dafür und bestreitet die Kosten der 
Ausstattung durch Hergäbe von 10 000 
Pfund vom Sudanfonds, worüber sie die 
Verfügung hat. Mail schlägt vor, daß das 
Schiff ihren Namen erhalte; es soll, sobald 
cs fertig ausgerüstet ist, nach Southampton 
gehen. Man hofft, daß es am 14. d. M. 
von da nach Südafrika absegeln kann, fer 
ner wird in Birmingham ein Hospital 
Eisenbahnzng für die Rothe Kreuz-Gesell 
schaft gebaut, der jedenfalls Anfang nächsten 
Monats zum Abgang bereit stehen wird. 
Die „Times" berichten vom 1. Novem 
ber aus de Aar auf dem westlichen Kriegs 
schauplatz Bürgermeister Harmsworth 
übergab die Stadt Klip dam einem klei 
nen Boerenkommando. Die holländischen 
Einwohner sandten ihnen zum Willkommen 
150 Berittene entgegen. Harmsworth be 
gab sich nach Hopetown und theilte mit, 
6000 Boeren schlössen Kimberley ein. Die 
Straßen würden durch Patrouillen bewacht, 
sodaß jede Verbindung aufgehoben sei. Kim 
berley würde ohne Zweifel aushalten, aber 
die Besatzung sei ungeduldig und erwarte 
sehnlich Entsatz. Die halbe Bevölkerung 
von Griqua- und Betschuana-Land werde 
auf die Annexions-Proklamation hin auf 
die Seite der Boeren treten..— Ein weiteres 
.Times"-Telegramm besagt: Seit Montag- 
Abend stehen 3000 Boeren in Bethulie bei 
der Brücke über den Oranjefluß. 
Vier englische Offiziere haben, wie dem 
„B. T." aus New Orleans gemeldet 
wird, 7000 Maulesel angekauft, die in 5 
Dampfern nach dem Kap geschafft werden 
Eine größere Anzahl von Begleitungsmann 
schaften ist dem Transport zugetheilt. 1000 
Amerikaner sollten die Thiere begleiten. Es 
ist ein offenes Geheimniß, daß die Leute 
sich alle am Kap anwerben lassen werden. 
Die Rekruten bestehen ans Cowboys, alten 
Soldaten und Tollkühnen der Prärie. 50 
Offiziere sollen sogar auf den Schiffen ver 
theilt sein, die, sobald die Schiffe den Ha 
fen verlassen haben, Uniformen anlegen und 
das Kommando über diese sogenannten 
Maulthiertreiber übernehmen. 
Portsmouth, 3. Nov. Es wird 
mit fieberhafter Thätigkeit auf den hiesi 
gen Werkstätten an der Instandsetzung des 
Reservegeschwaders gearbeitet. Die Mann 
schaften halten täglich Kriegsübnngen ab 
Vorläufig hat der Generalissimus beschlos 
sen, kein neues Arnreecorps nach- Afrika zu 
entsenden, sondern sich damit zu begnügen 
Mannschaften für die drei Verstärkungs 
bataillone, welche für Südafrika bestimmt 
sind, auszuheben. 
Meilen von Ladysmith, die britische Artille 
rie beherrscht jedoch die Boerenartillerie und 
wird überdies geschickter bedient. 
Ausland. 
zurückzunehmen. Dieser hat geantwortet 
daß das Monument nicht mehr ļhn^ 
sondern dem Staate gehöre, und daß er 
daher darüber nicht verfügen könne. — 
Auch nicht übel! 
Weitere Rüstungen Englands. 
Auf einem gestern Abend abgehaltenen 
Messerschmiedefest in Sheffield antwortete 
Lord Landsdowne auf den Toast auf die 
Armee: England habe ein ernstes Unterneh 
men vor, welches bald glücklich beendet sein 
würde. In weniger als sechs Tagen würde 
das erste Contingent vom Armeecorps lan 
den. Auf die Mobilisation sei sofort das 
Ultimatum der Boeren gefolgt. Man könne 
annehmen, daß, wenn die Mobilisation eher 
'tattgefunden hätte, auch das Ultimatum 
eher erfolgt sein würde. Lord Charles 
Beresford sagte darauf u. a.: Die Regierung 
ende nicht genug Truppen nach Südafrika, 
es sei die Gefahr eines Aufstandes der 
Schwarzen vorhanden. 
London, 3. Nov. Nach einem Alder- 
choter Telegramm soll dort sogar verlauten, 
daß ein g a n z e s weiteres Armee- 
vrp sonach Südafrika gehen 
und die Mobilisation am 10. November be 
ginnen solle. Die Bestätigung bleibt jedoch 
abzuwarten. Auf dem Tyne wird jetzt der 
Berlin, 3. Nov. In der „Deutschen 
Warte" findet unser gestriges Telegramm 
aus Amsterdam Bestätigung. General White 
brach am 1. November aus und erlitt eine 
vernichtende Niederlage. Die meisten hö 
heren Offiziere sind todt oder verwundet 
Ueber tausend Mann sind gefallen oder ge 
fangen. Das Bombardement dauert seit 3 
Tagen fast ununterbrochen fort. General 
Joubert forderte den General White, der 
angeblich schwer verwundet ist, auf, zu ka- 
pituliren, was dieser aber ablehnte. Der 
Vormarsch der Boeren dauert südlich und 
südöstlich fort. Colenso, das 20 Kilometer 
südwärts an der Bahnlinie, nach Pieterma 
ritzburg belegen ist, ist von den Freistaat- 
boeren dauernd besetzt und in eine förmliche 
Festung umgeivandelt. (Eine Bestätigung 
dieser Nachricht liegt von anderer Seite bis 
jetzt nicht vor.) 
London, 3. Nov. Die Abendblätter 
bringen vom 31. Oktober datirte Berichte 
aus Ladysmith über die am 30. Oktober 
dort geschlagene Schlacht. Es heißt darin: 
Das englische Artilleriefeuer war fürchter 
lich, die Boeren verloren Hunderte von 
Todten und Verwundeten. Da, wo die 
britischen Granaten einschlugen, fiel stets 
eine große Anzahl von Boeren; die engli 
schen Verluste beliefen sich auf ungefähr 300 
Todte und Verwundete. Die gefangen ge 
nommene Kolonne des Obersten Car 
le t o n bestand aus über 800 Mann. Es 
heißt weiter: General Joubert richtete 
an General White einen formellen Pro 
test wegen des Gebrauchs von Lydditgrana- 
ten, den er als unmenschlich bezeichnete. Ein 
großes Artilleriegefecht steht bevor. Die 
Batterien der Boeren stehen nur etwa vier 
Oesterreich-Ungarn. 
Salzburg, 3. Nov. Kürzlich ^verbreitete 
sich in der Stadt das Gerücht, daß in der 
Getreidegasse, einer der belebtesten Straßen 
eine alte Frau ermordet worden set. 
Thatsächlich war gegen die Privatiere 
Schmidberger ein Mordattentat verübt 
worden. Die sofort am Schauplatze der 
That erschienene polizeiliche Kommission 
fand die Greisin in tödtlich verwundetem 
Zustande vor. Doch hatte die Sterbende 
noch Kraft genug, den Namen der Person 
zu nennen, von der sie, offenbar mit einem 
Stemmeisen, so furchtbar verletzt worden 
war, daß sie bald darauf ihren Wunden 
erlag. Die Mörderin ist eine etwa 
echzigjährige Frau (I) Namens 
Regine Riegersberger und besitzt in der 
Griesgasse eine Geschirrhandlung. Sie 
wurde verhaftet, leugnete aber, obwohl 
ihre Kleider mit Blut bespritzt waren und 
ihr Gesicht Kratzwunden aufwies, die au' 
einen erbitterten Kampf zwischen den beiden 
Greisinnen schließen lassen. Frau Schmid 
berger hatte vor Kurzem eine kleine Erb 
chaft gemacht, und diese wurde ihr Ber 
hängniß. 
Italien. 
Aus Rom wird der „Voss. Ztg." mit 
getheilt: Ein Verbrechen, das die 
älschlichen Gerüchte von einem Anschlage 
auf das kronprinzltche Paar 
veranlaßt, ist vorgestern Abend gegen den 
Personenzug Pisa-Rom versucht 
worden, glücklicherweise erfolglos. Ein 
Bahnwärter, der die Strecke zwischen 
dem Termini-Bahnhofe und der Bia 
Appia beging, sah etwa 100 Meter vor 
sich auf dem Bahndamme dunkle Ge 
stalten sich bewegen, die sich lautlos von 
dannen machten, als er sich näherte. Zu 
seinem Schrecken bemerkte er große Steine 
auf den Schienen, die er ihres bedeutenden 
Gewichts halber nicht entfernen konnte, 
während gleichzeitig die Lichter des an 
kommenden Zuges sichtbar wurden. Ob 
wohl er mit seinem Horne Haltesignale 
gab und die rothe Scheibe seiner Laterne 
dem Zuge zuwendete, bemerkte der Loko 
motivführer, der seine Aufmerksamkeit 
nach der anderen Seite richtete, die 
Zeichen erst spät, sodaß er kaum noch 
Zeit hatte, den Zug zum Stehen zu 
bringen, der leicht gegen das Hinderniß 
anfuhr. Es zeigte sich, daß die Steine, 
die mehrere Centner schwer schwer waren, 
zu dem Baumaterial gehörten, deffen 
man zu der Verbreiterung des Bahn 
dammes und einer nahen Brücke bedurfte. 
Die Thäter sind entkommen und bisher 
unbekannt. Das prinzliche Paar befand 
ich in einem gleichzeitig auf einer 
anderen Strecke ankommenden Zuge. 
Rußland. 
Petersburg, 3. Nov. Die Sympathieen 
ür die Boeren nehmen außerordentliche 
Dimensionen an. Ueberall werden Samm 
lungen veranstaltet, in vielen Zeitungs 
redaktionen liegen Listen aus mit zu 
ehends zahlreicher werdenden Spenden. 
Die Studenten der Universität haben 
ebenfalls eine offizielle Sammlung ver- 
anstaltet. Im Dujourzimmer nehmen sie 
die Spenden entgegen, sogar Sewastopol 
sammelt. Der hiesige holländische Pastor 
Gillot giebt bekannt, daß die Regierung 
von Transvaal dankbar Ausländer als 
Freiwillige annimmt, fie könne nur keine 
Engagements eingehen; auf eigene Mittel 
und Gefahr seien aber alle willkommen 
Schweden. 
Stockholm, 3. Nov. Der Pastor Seger- 
berg, der große Betrügereien verübt und 
alsche Wechsel ausgestellt hatte, wurde zu 
4 Va Jahren Strafarbeit verurtheilt. 
Norwegen. 
Der norwegische Dichter Björnstjerne 
B j ö r n s o n ist mit seiner Statue, die 
bekanntlich neben der Statue Ibsen's 
>or dem neuen Nationaltheater in 
Christiania errichtet worden ist, sehr un- 
zufrieden. . Er hat öffentlich geäußert, 
daß er dieselbe als eine „permanente 
Verhöhung" seiner Person betrachte, und 
er hat den Geber, einen bekannten Nor 
wegen Mäcen, aufgefordert, die Statue 
Inland. 
Berlin, 3. Nov. Das „Militär.Wocheņ. 
blatt" meldet: Hauptmann v. Chelius 
ist unter Beförderung zu Major zum 
Flügeladjutanten des Kaisers ernannt jund 
gleichzeitig als Militärattache zur Botschaft 
in Rom kommandirt worden an Stelle des 
Oberstleutnants v. Jacobi, der in das 
Verhältniß eines dienstthuenden Flügel- 
adjutanten des Kaisers zurücktritt. 
, — E i n Landauer als kaiser 
liches Gnadengeschenk ist unter 
den zahlreichen Dingen, welche Bittsteller 
mannigfachster Art auf Beschluß des Mo 
narchen alljährlich zugewiesen erhalten, 
chließlich doch wohl eine neue Erschei 
nung. An den Kaiser hatte sich der durch 
einen Prozeß ruinirte Fuhrunternehmer 
Fritz Knettenbrech aus Biebrich mit einem 
Bittgesuch gewendet, in welchem er unter 
Hinweis auf seine erheblichen Verluste 
eine pekuniäre Unterstützung erbat. Der 
Kaiser ließ ihm hierauf ein Geldgeschenk 
von 3500 Mk. überweisen. Knettenbrech 
bedankte sich nunmehr brieflich für das 
Gnadengeschenk und sprach die weitere 
Bitte aus, es möchte ihm ein für den 
königlichen Fuhrpark nicht mehr verwend 
barer Landauer überlassen werden, damit 
er seinem Gewerbe wieder nachgehen könne. 
Das Hosstallmeisteramt hat ihn jetzt be- 
nachrichtigt, daß für ihn ein Landauer zur 
Abholung in Berlin bereitgehalten wird. 
— In einen: Artikel „Z u r F l o t t e n - 
rage glaubt die „N. A. Z." zu wissen, 
an maßgebender Stelle sei damals entschie 
den worden, man müsse sich, mit dem Ge 
danken einer weiteren Verstärkung allmäh 
lich vertraut machen, vor allem aber sei 
dasSexennat innezuhalten. Hier 
auf basirte, wie die „N. A. Z." glaubt, die 
bekannte Erklärung des Staatssekretärs 
L,irpitz über das Budget in der Kommission. 
Inzwischen rollten weiter, ja überstürzten 
ich die politischen Ereignisse. Immer zwin 
gender drängte sich die Nothwendigkeit aus, 
einer erheblichen Verstärkung baldmöglichst 
näherzutreten. Das Blatt erinnert an die 
jüngsten Worte des Kaisers in Hamburg 
und fährt fort: Inzwischen hat sich heraus 
gestellt, wie der Reichsetat für 1900 zeigen 
wird, daß das für die letzte Hälfte des 
Flottengesetzes noch ausstehende Limit ftir 
Schiffsbauten durch eine Reihe anderer 
Ausgaben derart in Anspruch genommen 
wird, daß man in den nächsten 3 Jahren 
statt wie in den letzten 3 Jahren 9 große 
Schiffe nur zwei auf Stapel legen könnte. 
Das unabweisbare Bedürfniß starker Ver 
mehrung und die Limitfessel, die mit den 
Schiffsbauten erheblich gegen den Durch 
schnitt der ersten drei Jahre zurückzugehen 
zwingt, veranlaßten die Regierung zu der 
ernsten Erwägung, ob es nicht nothwendig 
würde, an den Reichstag im Jahre 1901 
mit neuen Forderungen heranzutreten. Die 
wclde Agitation der Oppositionsblätter nach 
der Hamburger Kaiserrede ließ es voraus 
sichtlich der Regierung als erforderlich er 
scheinen, den bekannten Artikel der 
„N. A. Z." zu veröffentlichen, um das 
große Problem der Schaffung einer ausrei 
chenden Kriegsflotte der öffentlichen Dis 
kussion zu übergeben und dadurch die Mei 
nungen und Ansichten zu klären. 
— Im Laufe der nächsten Woche wer 
den im Reichsamt des Innern Berathun 
gen wegen einer allgemeinen Ermäßi 
gung der Kanalgebühren statt- 
inden. Es sind dazu Vertreter industriel 
ler und kaufmännischer Interessen der zu. 
nächst betheiligten Reichsgebiete eingeladen 
worden. 
Mannheim, 2. Nov. Mit einem kolossalen 
Aufwand an Finanz- und Arbeitstraft ist 
diesmal der Woh lthätigketts-Bazar 
bei uns ins Leben getreten und unter 
dem Protektorat der Großherzogin, die 
eigens zu diesem Zweck von Baden-Baden 
icrüber kam, feierlich eröffnet worden. 
Der erste Eindruck war in der Gesammt- 
Wirkung überraschend. Ein Wunder von 
Geschmack und Pracht hatte sich da ent- 
altes. Der Apollo-Saal, welcher vor 
Jahresfrist in den alten Badener Hof 
eingebaut wurde und seitdem im Kunst-
	        
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