Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

. ÌSffi LL 
Krieghammers Verordnungen fort. Sie 
durchzogen unter Absingen des Kossuthliedes 
die lebhaftesten Straßen. Dabei schrien 
sie: „Nieder Krieghammer", Nieder die 
Teutschen" und veranstalteten dann Kund 
gedungen vor den Redaktionen der oppo 
sitionellen Blätter. Schließlich zerstreute 
die Polizei die Demonstranten, wobei 
mehrere Verhaftungen vorgenommen wur 
den. 
In Wien ist der königlich preußische 
Major a. D- Emil Freiherr a. Wall 
hoffen einem Schlaganfalle erlegen. Er 
ist seit 27 Jahren mit Pauline Lucca ver 
mahlt, nachdem die Künstlerin ihre erste 
Ehe mit dem Baron Rhaden gelöst hatte 
Wallhoffen stand im 67. Lebensjahre. 
Spanien. 
Madrid, 2. Nov. Anläßlich des Ber 
weilens des Prinzen Albrecht in Madrid 
finden große Pferderennen in Tarragona 
statt. — Gestern brach ein furchtbarer 
Tumult aus. Aufrührer verbrannten die 
sämmtlichen Gebäude des Thorzollamtes 
Die Gendarmerie und Polizei haben Mühe. 
neue Ausschreitungen zu verhüten. — In 
Oporto kamen gestern vier Ansteckungen 
durch die Pest und ein Todesfall vor. 
Frankreich. 
Paris, 1. Nov. Bei dem Wettrennen 
von Auteuil ereignete sich heute ein ernst 
licher Zwischenfall. Das Publikum, unzu 
frieden mit dem Ergebniß des Wettrennens, 
durchbrach die Umzäumung des Wiegeplatzes 
und zertrümmerte die Fenster. Berittene 
Polizeimannschaften gingen gegen die 
Menge vor und führten einige Verhaftun 
gen aus. Einige Personen wurden leicht 
verletzt. 
Türkei. 
Verschiedene hervorragende Mitglieder 
der Pariser ottomanischen Kolonie erhielten 
verläßliche Mittheilungen aus Konstan 
tinopel, der Sultan sei einer Verschwörung 
auf die Spur gekommen, deren Ziel die 
Uebertragung des Khalifates an eine von 
zwei fremden Mächten unterstützte, diesen 
Mächten durchaus ergebene Persönlichkeit 
sei. Eine Erhebung in Arabien soll die 
Ausführung dieses Planes unterstützen, 
von welchem mehrere europäische Höfe 
während der jüngsten Europareise des 
Khediven Kunde erhielten, aber nicht durch 
ihre Botschafter in Konstantinopel, sondern 
durch ihre Vertreter in anderen Haupte 
städten. Die Verschwörung richtet sich 
ausschließlich gegen die Khalifengewalt des 
Sultans. Der künftige Khalif soll seinen 
Sitz in Asien oder Afrika haben. Der 
leitende Gedanke jener zwei Mächte sei 
eine Spaltung der islamitischen Welt. 
Serbien. 
In Belgrad hat sich ein Verein zur 
Verheirathung von jungen Mäd 
chen und Männern gebildet, der trotz 
der kurzen Zeit seines Bestehens schon 
mehr als 3000 Mitglieder zählt. Die 
Mitglieder müßen sich verpflichten, monat 
lich einen kleinen Betrag zu leisten, und 
erhalten dafür im Falle der Verheirathung, 
ob Männer oder Mädchen, ein wenn auch 
kleines Kapital als Mitgift. Der Verein 
hat im ganzen Lande Anklang gefunden, 
und täglich finden Beitritte von neuen 
Mitgliedern statt. 
Belgien. 
Brüssel, 30. Okt. Infolge Kohlen- 
mangels ist in der gesammten belgi 
schen Industrie die Fortdauer der 
regelmäßigen Arbeit ernsthaft 
in Frage gestellt. — Im Becken von 
Seraing ist heute an verschiedenen Stellen 
Streik ausgebrochen. Der Kohlenmange! 
und der Streik gemeinsam können der 
Industrie leicht sehr verhängnißvoll werden. 
Inland. 
Während seines jetzigen Aufenthaltes 
aus Schloß-Liebenberg hat der Kaiser 
sich auch mit einer künstlerischen Ange 
legenheit beschäftigt. Es handelt sich um 
eine Neubearbeitung des „Obe 
ron" von Weber. Major Laufs hat 
den Text umgedichtet und durchweg in 
Verse gebracht, und der Kapellmeister des 
Wiesbadener Hostheaters, Herr Schlar 
hat die Weber'sche Musik neu bearbeitet, 
Ich wiederhole, daß diese Briefe nicht von 
meiner ehemaligen Braut geschrieben wurden. 
Ich erhebe dafür die Hand zum Schwur. 
Das sage ich nicht zu meiner Rechtfertigung 
— ich habe mich nicht zu rechtfertigen — 
sondern um meinen Entschluß zu begründen, 
dennoch auf Ihre Hand zu verzichten. Die 
Stellungnahme des Herrn Grafen macht 
ohnehin — ich wiederhole früher Gesagtes 
— vor der Hand eine Verbindung unmög 
lich. Wenn ich alle Stationen mit Ihnen 
auch durchmeffen wollte, ich sehe, daß 
wir scheitern müssen, weil die Macht, der 
Einfluß und das Geld, jene Gewalten, die 
ich Haffe und seit meiner Jugend schon be 
kämpft habe, zu mächtig find. Diese Scene 
aber hat mich belehrt, daß Sie eine andere 
sind, als ich mir gedacht habe. Ohne Ver 
trauen, ohne Mäßigung ist ein Bündniß ein 
Unding. Es war eine Prüfung, cs war 
ein Versuch, der gegen Sie ausschlug. — 
Leben Sie wohl! Ich trage Ihnen nichts 
nach. Sollten Sie aber auf Ihren leiden 
schaftlichen Vergeltungsplänen beharren, so 
darf ich Ihnen ins Gedächtniß zurückrufen, 
daß ich kein Knabe bin, daß ich mit einem 
irregeführten weiblichen Wesen leicht fertig 
werde!" 
(Fortsetzung folgt.) 
hauptsächlich dadurch, daß der bisherige 
Dialog und die Rizitiative durch Weber 
sche, ebenfalls dem „Oberon" entnommene 
Motive ersetzt worden sind. Der Kaiser 
nimmt an dieser Neubearbeitung g 
Interesse. Er hat sich ihr einen ganzen 
Abend gewidmet. Herr Schlar hat die 
Musik am Klavier gespielt, Herr v Hüb 
sen dazu den neuen Text gelesen. Der 
Kaiser wünscht besonders, daß die orien 
talischen Melodien der Musik hervorge 
hoben werden. Er hat auch die von 
Kautzky in Wien entworfene neue Deko 
rationsskizze und die neuen Figurationen 
eingehend besichtigt und an dem Entwur^ 
eigenhändig Aenderungen vorge 
nommen. Außer den genannten Herren 
war noch die Familie des Grafen Eulen 
bürg und das Gefolge des Kaisers an 
wesend. 
- Zur Flottenfrage hatte der 
Abg. Prof. Hänel auf dem deutsch-frei 
sinnigen Parteitage in Neumünster gesagt, 
daß von dem heutigen Tage an der W e t t 
kämpf der Großmächte in der 
Vermehrung ihrer Flotten wieder aufs neue 
beginnen werde. Dazu bemerkt nun die 
Berl. Korresp.": 
„Der Wettkampf braucht nicht erst zu be 
ginnen, sondern ist bereits in vollem Gange 
Der Grund hierfür liegt nicht in einer et 
waigen Flottenverstärkung des Deutschen 
Reichs, sondern auf ganz anderen 
Gebieten. Für uns handelt es ftcfj le 
diglich darum, ob wir diesen Wettlauf mit. 
machen können oder uns mit der Rolle 
bescheiden müssen, die eine Großmacht ohne 
genügende Flotte im nächsten Jahrhundert 
spielen wird. Man vergißt immer wieder, 
welche Zeit erforderlich ist, um eine „starke 
Flotte" zu schaffen. Ein modernes Linien- 
chiff erfordert 3—4 Jahre Bauzeit, ein 
weiteres Jahr vergeht in vielen Fällen, bis 
die technischen Kinderkrankheiten überwuw 
den sind. Erst nach! 4—5 Jahren bildet 
daher ein Linienschiff eine zuverlässige Vev 
'tärkung der Schlachtflotte." 
Weiterhin schreibt das ministerielle Or 
gan: In der Reichstagssitznng vom 24. 
März 1898 äußerte der Abg. Richter: „Es 
wurde in der Kommission festgestellt, daß 
nach der Auffassung in Marinekreisen über 
all für eine Angriffsflotte das 1'/: 
bis li/zfache des Bestandes der Vertheidi 
gungsflotte bereit sein muß, um bei gleich- 
werthigen Flotten den Vortheil auszuglei 
chen, der dadurch entsteht, daß die Vertheidi 
gungsflotten die eigenen Küsten als Stütz 
punkt im Rücken haben." 
Da Deutschland nach dem Flottengesetz 17 
Panzerschiffe in der Front haben soll, sind 
mithin 26 Panzerschiffe zu einem Offensiv- 
'toß gegen die deutschen Küsten erforder 
lich. 
Bereits im Jahre 1899 besitzen die üb 
rigen Großmächte an fertigen oder im Bau 
befindlichen Schiffen: 
England 69 Linienschiffe 
Frankreich 39 Linienschiffe 
Rußland 24 Linienschiffe 
Amerika 17 Linienschiffe. 
Eine Reihe von Neuerungen 
m Po st wesen sind als Ergebniß der 
diesjährigen Postkonferenzen zu erwarten, 
von denen die wichtigsten die folgenden 
ind. Briefabholungsfächer oder 
Istt6r-boxs8 sollen überall da eingerichtet 
werden, wo ein Bedürfniß vorliegt, nicht 
nur in den Städten, sondern auch auf 
dem flachen Lande. Nicht bloß frankierte 
Sendungen gewöhnlicher Art sollen in die 
Fächer gelegt werden, sondern auch un- 
rankirte Sendungen, Paketadressen, Ab- 
ieferungsscheine zu Einschreib- und Werth 
endungen, sowie Postanweisungen. Eil - 
riefe an Empfänger im Orts- und 
Landbestellbezirk des Aufgabe-Postorts 
ollen allgemein zugelassen werden. Die 
Hälfte der in Deutschland bestehenden 
Privatposten besaßt sich schon jetzt damit. 
An Gebühren sollen am Orte 25 Pfg., 
nach dem Lande die wirklichen Auslagen 
erhoben werden. Bahnpo st briefe 
ollen unmittelbar nach Ankunft der Züge 
auf dem Bahnsteig durch das bei der 
Uebergabe thätige Personal der Orts- 
wstanstalt ausgegeben werden können. Die 
eitungs-Bezugsgelder sollen 
von den Beziehern am Orte vor Beginn 
der Bezugsfristen durch die Briefträger 
lngezogen werden. Die Zeitungen sollen 
o lange geliefert werden, bis eine Ab- 
bestellung vorliegt. Der Aufgabeort 
er Telegramme soll aus dem 
gefalteten Telegramm von außen zu er 
kennen sein. 
Die königl. preußische S e e h a n d - 
u n g ist jetzt wiederum in K o n k u r - 
e n z getreten mit der R e i ch s b a n k, 
indem sie die überflüssigen Staatsgelder 
zu einem billigerenZinsfuß ver 
leiht, als der Zinsfuß der Reichsbank 
beträgt. Die Darlehen der Seehandlung 
werden am 20. Dezember fällig. Als 
dann wenden sich die Darlehnsempfänger 
unter den Bankiers an die Reichsbank, 
um die Mittel zur Rückzahlung zu erlan 
gen, nachdem sie inzwischen mit dem billi 
gen Geld der Seehandlung spekulirt haben. 
Dadurch aber wird das in dieser Zeit 
ohnehin große Geldbedürfniß gegenüber 
der Reichsbank noch weiter gesteigert und 
der Diskontosatz hinaufgetrieben zum Nach 
theil der Allgemeinheit. 
— Bezüglich der Denkmalsbeschä- 
igung in der Siegesallee wird 
vom „Berl. Tagebl." Folgendes mitgetheilt: 
'Mit der Frage, in welcher Art und Weise 
die durch Bubenhand beschädigten Bildwerke 
in der Siegesallee am besten ausgebessert 
werden können, beschäftigte sich dieser Tage 
eine aus 17 Mitgliedern bestehende Kom 
mission hervorragender Bildhauer und 
Techniker. Es handelt sich in der Konferenz 
vornehmlich um Auswahl eines geeigneten 
Bindemittels, durch welches die abgeschlage 
nen Theile an den Statuen wetterbeständig 
und möglichst wenig sichtbar befestigt werden 
können. Nach längerer Berathung wurde 
ein neuartiger Kitt „Sycolith" als das beste 
Bindemittel bezeichnet, da es sich bereits in 
ähnlichen Fällen ungemein dauerhaft und 
haltbar erwiesen habe. Die Kommission ist 
indessen noch zu keinem definitiven Beschluß 
gekommen, da dem Vernehmen nach mit 
„Sycolith" behandelte Bruchstellen von 
Probestücken erst dem Kaiser vorgelegt wer 
den sollen. 
- Man schreibt der „Dtsch. Ztg." 
Einen wunden Punkt nnserer Schul 
verwaltung berührte Professor Wicken 
Hagen-Rendsburg in einem Vor 
trage über die Frage: „Brauchen 
wir eine T u r n i n s p e k t i o n ? 
(vgl. Zeitschr. für Turnen und Jugend 
spiel). Obwohl er befürchtet, daß das 
Auftauchen eines Turninspektors, der mit 
finsterer Amtsmiene die Hallen und 
Plätze heimsucht, die heitere Lust des 
Jugendturnens in die rauhe des Soldaten 
drills umwandeln könne, mußte er doch 
eine Turninspektion für wünsckenswerth 
erklären. Sachsen, Bayern, Württem 
berg, Baden und Hessen besitzen solche 
und Oesterreich ist im Bepriff, dieselbe 
einzurichten. In Preußen haben auch 
einige Städte, wie Berlin, Breslau, 
Hannover und Frankfurt a. M., hierfür 
eigene Beamten. Bis vor 10 Jahren 
bestand zwischen der Turnlehrerbildungs 
anstatt in Berlin und den Landesschulen 
ein staatlich organisirter Verkehr. Er 
wurde aufgehoben. In eingehender 
Weise zeigt W., daß es unzweckmäßig ist, 
wenn einem Bezirksschulrath die Turn 
inspektion überlassen wird und fordert 
achmännische Ueberwachung. 
Berufsmänner müssen den Lehrern zur 
Seite stehen. Der Turnlehrer, der seine 
Sonderausbildung genossen hat, bedarf 
weniger der Anregung und Hilfe als die 
Hunderte von preußischen Turnlehrern, 
die weder fachmännische Ausbildung ge 
nossen noch eine Prüfung abgelegt haben. 
Dies ist der wundeste Punkt der Frage, 
und nur zu wenig ist der Redner darauf 
eingegangen. Das kaiserliche Wort: „Ich 
will eine kräftige Generation haben!" hat 
allerdings in der Masse unseres Volkes 
wohl zündend gewirkt, aber nicht nach- 
haltig genug in dem Theile der Unter 
richtsverwaltung, der gerade berufen 
ist, eine kräftige Generation zu erziehen. 
Man legte sogar den Turnunterricht vor 
nehmlich in die Hände der Klassenlehrer, 
auch wenn sie nicht fachmännisch aus 
gebildet waren. In welcher Weise er- 
theilen diese den Unterricht? Niemand 
weiß es, denn eine Inspektion findet 
nicht statt; der Turnlehrer hat auch 
keine zu befürchten, er kann also machen, 
was er will, es sei denn, daß der 
Direktor besonderes Interesse für das 
Turnen bekundet. So steht es in höheren 
Schulen. Wie ist es aber mit dem 
Turnunterricht in den Volksschulen be- 
tellt? Hier ist es noch schlimmer. Auf 
dem Lande und in kleineren Städten 
liegt oft der Turnunterricht vollständig 
darnieder. Die Geräthe stehen unbenutzt 
auf dem Schulhofe des Dorfes, oft halb 
verfault. Es ist auch gut, daß sie nicht 
benutzt werden, denn die Barren sind 
meist so breit gearbeitet, daß sie für 
Schulknaben nur schädlich wirken können. 
Es fehlt halt eine fachmännische Ueber 
wachung. Erfreulich ist es, daß gerade 
aus dem Turnlehrerkreise selbst die 
Forderungen gestellt werden, wie sie Prof. 
W. in folgenden Leitsätzen zusammen 
faßte: 1. Die Anstellung von besonderen 
Turninspektoren ist erwünscht. 2. Ihre 
Aufgabe besieht darin, die Turnstätten 
und den Turnbetrieb unserer Schulen in 
periodischen Rundreisen zu besuchen, um 
Rath zu ertheilen, anzuregen und Er 
fahrung zu sammeln. 3. In jeder 
Provinz sind ein oder mehrere Inspektoren, 
je nach Bedarf, zu bestellen. Sie stehen 
den Schulaufsichtsbehörden als technische 
Rathgeber zur Seite. 4. Von Zeit zu 
Zeit treten alle Inspektoren an einer 
Centralstelle zu einem Gedanken- und 
Erfahrungsaustausch zusammen. Den 
Vorsitz führt der Direktor der Kgl. 
Turnlehrer- Bildungsan stalt. 
— Zur Verpachtung von Bahn- 
Hofs-Wirthsch asten giebt die „F.Z." 
einen illustrativen Bericht. Allgemein 
wird stillschweigend angenommen, daß 
diese Wirthschaften überall eine gute 
Brotstelle seien. Erfolgt nun eine öffent 
liche Ausschreibung, so stürzt sich unbese 
hen eine ganze Anzahl von Reflectanten 
auf das Object und cs werden Pachtsum- 
men geboten, die nur durch Unkenntniß 
der Verhältnisse entstanden sein können. 
So z. B. werfen die Bahnhofswirthschas- 
ten an der Wannseebahn bei Berlin nur 
geringe Erträge für den Pächter ab. Das 
erklärt sich dadurch, daß dei der schnellen 
Aufeinanderfolge der Züge ein längeres 
Warten nicht nöthig und darum wenig 
Gelegenheit zum Verzehren gegeben ist. 
Manche sind schon eingegangen, bei an 
deren, wie in Groß-Lichterselde haben die 
Pächter ihr Geld zugesetzt. Nur der Un- einen Stich in den Unterleib lebensgefähr- 
kenntniß der Sachlage ist es zuzuschreiben, lich verletzt. Der ruchlose Thäter wird 
daß bei der letzten öffentlichen Ausschrei- als elegant gekleideter Mann im 
bung der Pacht in Lichterfelde noch 13 Alter von 30—35 Jahren beschrieben. 
Bewerber auftraten, deren Gebote zwischen Die Staatsanwaltschaft hat auf seine 
600 und 2500 Mk. schwankten. Kenner Ergreifnng eine Belohnung von 500 Mk. 
der Sache behaupten, daß schon ein Gebot ausgesetzt. 
von 300 Mk. zu hoch gewesen wäre. Der Dortmund, 2. Nov. Dr. Lütgenau, der 
letzte Pächter zahlte 3000 Mk. und hatte vielgemaßregelte Genosse, läßt sich nicht 
noch baare Aufwendungen von 900 Mk. hinauswerfen. Er erklärt, daß er weder 
Eiu junger Tenor von phänome- den hannoverschen Parteitag noch die 
naler Stimme, so schreibt der „Berliner Dortmunder Parteiverfammlung für zu. 
Börs.-Cour.", hat sich vor einigen Tagen ständig halte, und daß er sich nach wie 
dem Intendanten der königl. Schauspiele vor als Mitglied der sozialdemokratischen 
zu Berlin, Grafen Hochberg, zur Prüfung Partei betrachte, 
vorstellen dürfen. Graf Hochberg hat sich Das Remscheider Schöffengericht hatte 
sofort bereit erklärt, für die musikalische sich dieser Tage mit der Frage zu be> 
Ausbildung des jungen Mannes, der schäftigen, ob ein Krankheitszeugniß für 
augenblicklich seiner Militärpflicht genügt, ein schulpflichtiges Kind vom Schularzt 
Sorge tragen zu wollen. Der Sänger, ausgestellt sein muß. Eine ministerielle 
welcher bisher Kaufmann war, absolvirte Verfügung verlangt dies. Das Schöffen < 
seine Lehrzeit in einer Berliner Groß- gericht stellte sich aber auf einen gegen- 
handlung, aus welcher bereits früher ein seitigen Standpunkt und verneinte die 
anderer bekannter Tenorist hervorgegan- Frage. Ein Fabrikarbeiter, deffen Sohn 
gen ist. krankheitshalber nicht zur Schule kam 
Ein erschütterndes D r a m a und der die Krankheit durch einen 
hat sich Dienstag-Abend an dem bei Krankenkassenarzt hatte bescheinigen lassen, 
Groß-Lichterselde gelegenen T e l t o w e r erhielt nicht weniger als acht Straf- 
See abgespielt. Zwei den besseren befehle, weil nach der ministeriellen An- 
ständen angehörende Frauen, die 60- ordnung derartige Zeugnisse vom Schul 
jährige Schauspielersgattin Anna Panzer arzt ausgestellt sein sollen. Der Vater 
und deren 31-jährige unverheirathete des Kindes beantragte richterliche Ent- 
Tochter Franziska, die Sprachlehrerin ist scheidung und wandte ein, daß er für 
und sich auch schriftstellerisch beschäftigt, das Zeugniß des Kassenarztes nichts zu 
prangen von einem in den See hinein- bezahlen habe, wohl aber eventuell für 
ragenden Landungssteg aus, nachdem sie ein solches des Schularztes. Man könne 
ich mit Riemen und Stricken fest an- doch von ihm nicht verlangen, daß er 
einandergebunden hatten, gemeinschaftlich sein sauer verdientes Geld unnöthiger- 
in die Fluthen. Dem Ertrinken nahe, weise ausgebe. Das Schöffengericht er 
würben die Lebensmüden gegen einen kannte auf Freisprechung, weil das Kind 
Pflock getrieben, an den sich die Jüngere nach dem Zeugniß eines anerkannt 
mit neu erwachtem Lebensmuth klammerte tüchtigen Arztes nicht im Stande ge- 
und laut um Hülfe rief, während sie wesen sei, die Schule zu besuchen. Da- 
ihre Mutter dabei über Waffer zu mit sei die Schulversäumniß genügend 
halten bestrebt war. Erst nach einer entschuldigt. 
halben Stunde wurden beide von mehreren le. Stade, 1. Nov. Ein bedeuten- 
zu Hülfe eilenden Personen dem nassen der M ü n z e n f u n d ist auf der Mahn- 
Element entrissen und nach ihrer Wohnung ken'schen Ziegelei in der benachbarten Ort- 
in Groß-Lichterselde gebracht. Frau P. schaft Otterstedt gemacht worden. Ein 
konnte auch nach sofort angestellten ärzt- Ziegeleiarbeiter fand beim Lehmgraben 
lichen Bemühungen nicht mehr ins Leben einen Handschuh mit 120 Silber 
zurückgerufen werden. Große pekuniäre münzen. Es waren hauptsächlich Bre- 
Noth ist das Motiv der That. wer und Hamburger Münzen aus den 
Breslau, 2. Nov. Der Hauptgewinn Jahren 1554—1646. Zweifelsohne ist 
von 150000 Mark der preußischen Lotterie, das Geld in den Wirren des dreißig. 
Nummer 166 577, fiel nach Breslau. Das jährigen Krieges an dem betreffenden 
Loos wurde in Zehntelabschnitten von meist Fundorte versteckt worden. Der Finder 
kleinen Leute gespielt. verkaufte den Schatz für den Spottpreis 
Auf der Jagd nach Neuem und Uner- von 6 Mk. an einen Einwohner in Otter- 
hörtem kommen die Leute manchmal auf stedt, dieser verkaufte ihn wieder für 
recht sonderbare Gedanken. So ist ein 10 Mk. an einen Herrn in Ottersberg, 
eigenartiges Unternehmen von zwei jungen der die Münzen sofort wieder für 30 Mk. 
Kaufleuten in Frankfurt a. M., den Herren weiterverkaufte. Dem jetzigen Besitzer der 
Willi H. und Philipp D. beschlossen worden, theilweise seltenen Fundstücke sind bereits 
Beide wollen nämlich sämmtliche deutschen von Liebhabern 100 Mk. für eine einzelne 
Bundesstaaten durchreisen, indessen nicht Münze geboten worden, 
mit der Eisenbahn oder einem Zwei-, Drei- In Lübeck ist ein Milch krieg in 
oder einem Motorrade, sondern mit einem Sicht. Die Milchlieferanten wollen von 
Einrade, d. h. mittels einer Schubkarre ihren Abnehmern, hier Holländer genannt, 
wobei einer stets den andern zu schieben höhere Preise erzielen, die zu bewilligen 
hat. Am 1. Dezember d. I. soll die die letzteren sich aber nicht geneigt fühlen. 
Fahrt losgehen. Beiderseits hat man Vereine gegründet, 
Aus Bonn, den 1. Nov., berichtet der um gegen einander Stellung zu nehmen. 
„B. L.-A.": Der Holzbildhauer Wilhelm Die Holländer planen die Gründung einer 
Nonn aus Mainz wurde hier verhaftet Aktiengesellschaft, dergestalt, daß man die 
unter dem Verdacht, tm April 1898 die Milch einer großen auswärtigen Meierei 
Elise G ü nth er in der Hasenhaide ermordet pachtet, von der man dann die Milch 
zu haben. Nonn war nach dem Mord beziehen will. Ob dies wirklich der 
nach dem Auslande ausgewandert. Diesen praktischste Weg ist, um die Preise auf der 
Sommer arbeitete er hier. Er erzählte jetzigen Höhe zu belassen, wollen wir 
Ausführliches über den Mord, wodurch dahingestellt sein lassen. Jedenfalls wird 
er sich verdächtig machte. Hoffen wir, daß es aber kommen, daß schließlich der 
man diesmal den Richtigen gefaßt hat. Konsument allein die höhere Rechnung 
Düsieldorf, 2. Nov. In einem Düffel- begleichen muß, denn der Lieferant sowohl 
dorfer Spezialitätentheater tritt seit eini- wie der Holländer werden sich gewiß 
ger Zeit das Damen - Trompeter - Korps schadlos halten. (H. C.) 
„Lyra" auf, zu dem auch die 20jährige Ein Einwohner in Westerau stopfte seine 
Bertha Lüpke aus Ostpreußen gehört. Pfeife mit Tabak, den er lose in der 
Das Mädchen ftanb in Beziehungen zu Tasche hatte, doch kaum hatte er sie ari 
dem Schauspieler Friedrich Kühn, der bei gezündet, gab's einen heftigen Knall — 
einer in Schwelm gastirenden Theater- er hatte eine Revolver-Patrone, die er in 
truppe engagirt ist. K. war nun kürzlich der Tasche hatte, versehentlich, in die Pfeife 
nach Düffeldorf gekommen, um seine Ge- gestopft. Glücklicherweise ging die Ladung 
liebte zu bewegen, mit ihm nach Schwelm an der Nase vorbei, 
zu gehen, was letztere jedoch rundweg ab- lc Hamburg, 1. Nov. Gestern Abend 
lehnte. Als bald darauf die weißgekleide- erschien im Hause einer an der Johnallee 
ten Mitglieder der „Lyra" das Konzert- wohnenden Wittwe ein feingekleideter Herr, 
lokal betraten, stürzte sich K. auf feine Er gab seine Karte, die auf den Namen 
Geliebte und stieß ihr ein l a n g e s Leutna nt a. D. Jordan (von der 
D o l ch m e s s e r mehrere Male in die Jugendwehr) lautete, ab und ließ sich 
Brust und den Hals, hierauf ergriff er durch das Dienstmädchen bei der Herrschaft 
die Flucht und rettete sich schließlich vor melden. Als das Mädchen in das Empfangs- 
Mißhandlungen des empörten Publikums zimmer zurückkehrte, wohin es den Fremde» 
in das Polizeibureau, wo er sich selbst geführt hatte, war dieser verschwunden, 
stellte. Die Schwerverletzte wurde nach Das Mädchen bemerkte aber auch sofort, 
dem Carmeliteffen - Kloster gebracht; an daß ein kunstvoll geschnitztes, mit zwei 
ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Zwanzigmarkstücken ausgelegtes Papier- 
Aus Meißen in Sachsen, den 31. Oct. meffer nicht mehr zur Stelle war. Das 
wird uns geschrieben: In der Werkstatt resolute Dienstmädchen eilte dem Herrn 
desKupserschmiedemeisters Thum explodirte sofort nach und veranlaßte auf der Straße 
gestern ein kleiner auf vier Atmosphären mehrere Arbeiter, den Besucher solange 
berechneter Dampfkessel, der als K i n d er- festzuhalten, bis ein Schutzmann kam. 
s p i e l z e u g dienen sollte, flog dem dicht Da das betreffende Meffer bei dem Manne 
dabeistehenden Meister an den Kopf, riß vorgefunden wurde, ward er verhaftet, 
diesen mit furchtbarer Gewalt vom Rumpfe Auf der Wache gab der Verhaftete an, 
und schleuderte ihn durchs Fenster 12 w daß er die Absicht gehabt habe, der Wittwe 
in den Hof hinaus. Thum hatte den Bau-Antheilscheine zum Kauf anzubieten. 
Kessel auf seinen Druckwiderstand prüfen Der Leutnant a. D. Jordan gehört zu der 
wollen und deshalb an das offene Herd- Abtheilung von der Jugendwehr, die sich 
feuer gestellt. Der erst 41jährige Mann, von der Direktor Schnell'schen abgezweigt 
der übrigens schon ein Bein verloren hat. 
hatte, hinterläßt eine Wittwe mit vier Hamburg, 1. Novbr. (Fl N-) Der 
Kindern. Staatshaushalts-Entwurf für 1900 wird 
Rheinfeldeu (Baden), 2. Nov. Gestern eine wesentliche Erhöhung derEin- , 
Abend 8 Uhr wurde in der Nähe der k o m m e n st e u e r bringen. Wie wir aus o 
Stadt die 11 jährige Bertha Zipfler guter Quelle erfahren, werden im nächsten, 
von einem fremden Manne angegriffen Jahre sieben Steuer-Einheiten, statt ,ews 
und als sie sich zur Wehr setzte, durch echs Einheiten à 3 Mill. Mk., erhobt^ 
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