. ÌSffi LL
Krieghammers Verordnungen fort. Sie
durchzogen unter Absingen des Kossuthliedes
die lebhaftesten Straßen. Dabei schrien
sie: „Nieder Krieghammer", Nieder die
Teutschen" und veranstalteten dann Kund
gedungen vor den Redaktionen der oppo
sitionellen Blätter. Schließlich zerstreute
die Polizei die Demonstranten, wobei
mehrere Verhaftungen vorgenommen wur
den.
In Wien ist der königlich preußische
Major a. D- Emil Freiherr a. Wall
hoffen einem Schlaganfalle erlegen. Er
ist seit 27 Jahren mit Pauline Lucca ver
mahlt, nachdem die Künstlerin ihre erste
Ehe mit dem Baron Rhaden gelöst hatte
Wallhoffen stand im 67. Lebensjahre.
Spanien.
Madrid, 2. Nov. Anläßlich des Ber
weilens des Prinzen Albrecht in Madrid
finden große Pferderennen in Tarragona
statt. — Gestern brach ein furchtbarer
Tumult aus. Aufrührer verbrannten die
sämmtlichen Gebäude des Thorzollamtes
Die Gendarmerie und Polizei haben Mühe.
neue Ausschreitungen zu verhüten. — In
Oporto kamen gestern vier Ansteckungen
durch die Pest und ein Todesfall vor.
Frankreich.
Paris, 1. Nov. Bei dem Wettrennen
von Auteuil ereignete sich heute ein ernst
licher Zwischenfall. Das Publikum, unzu
frieden mit dem Ergebniß des Wettrennens,
durchbrach die Umzäumung des Wiegeplatzes
und zertrümmerte die Fenster. Berittene
Polizeimannschaften gingen gegen die
Menge vor und führten einige Verhaftun
gen aus. Einige Personen wurden leicht
verletzt.
Türkei.
Verschiedene hervorragende Mitglieder
der Pariser ottomanischen Kolonie erhielten
verläßliche Mittheilungen aus Konstan
tinopel, der Sultan sei einer Verschwörung
auf die Spur gekommen, deren Ziel die
Uebertragung des Khalifates an eine von
zwei fremden Mächten unterstützte, diesen
Mächten durchaus ergebene Persönlichkeit
sei. Eine Erhebung in Arabien soll die
Ausführung dieses Planes unterstützen,
von welchem mehrere europäische Höfe
während der jüngsten Europareise des
Khediven Kunde erhielten, aber nicht durch
ihre Botschafter in Konstantinopel, sondern
durch ihre Vertreter in anderen Haupte
städten. Die Verschwörung richtet sich
ausschließlich gegen die Khalifengewalt des
Sultans. Der künftige Khalif soll seinen
Sitz in Asien oder Afrika haben. Der
leitende Gedanke jener zwei Mächte sei
eine Spaltung der islamitischen Welt.
Serbien.
In Belgrad hat sich ein Verein zur
Verheirathung von jungen Mäd
chen und Männern gebildet, der trotz
der kurzen Zeit seines Bestehens schon
mehr als 3000 Mitglieder zählt. Die
Mitglieder müßen sich verpflichten, monat
lich einen kleinen Betrag zu leisten, und
erhalten dafür im Falle der Verheirathung,
ob Männer oder Mädchen, ein wenn auch
kleines Kapital als Mitgift. Der Verein
hat im ganzen Lande Anklang gefunden,
und täglich finden Beitritte von neuen
Mitgliedern statt.
Belgien.
Brüssel, 30. Okt. Infolge Kohlen-
mangels ist in der gesammten belgi
schen Industrie die Fortdauer der
regelmäßigen Arbeit ernsthaft
in Frage gestellt. — Im Becken von
Seraing ist heute an verschiedenen Stellen
Streik ausgebrochen. Der Kohlenmange!
und der Streik gemeinsam können der
Industrie leicht sehr verhängnißvoll werden.
Inland.
Während seines jetzigen Aufenthaltes
aus Schloß-Liebenberg hat der Kaiser
sich auch mit einer künstlerischen Ange
legenheit beschäftigt. Es handelt sich um
eine Neubearbeitung des „Obe
ron" von Weber. Major Laufs hat
den Text umgedichtet und durchweg in
Verse gebracht, und der Kapellmeister des
Wiesbadener Hostheaters, Herr Schlar
hat die Weber'sche Musik neu bearbeitet,
Ich wiederhole, daß diese Briefe nicht von
meiner ehemaligen Braut geschrieben wurden.
Ich erhebe dafür die Hand zum Schwur.
Das sage ich nicht zu meiner Rechtfertigung
— ich habe mich nicht zu rechtfertigen —
sondern um meinen Entschluß zu begründen,
dennoch auf Ihre Hand zu verzichten. Die
Stellungnahme des Herrn Grafen macht
ohnehin — ich wiederhole früher Gesagtes
— vor der Hand eine Verbindung unmög
lich. Wenn ich alle Stationen mit Ihnen
auch durchmeffen wollte, ich sehe, daß
wir scheitern müssen, weil die Macht, der
Einfluß und das Geld, jene Gewalten, die
ich Haffe und seit meiner Jugend schon be
kämpft habe, zu mächtig find. Diese Scene
aber hat mich belehrt, daß Sie eine andere
sind, als ich mir gedacht habe. Ohne Ver
trauen, ohne Mäßigung ist ein Bündniß ein
Unding. Es war eine Prüfung, cs war
ein Versuch, der gegen Sie ausschlug. —
Leben Sie wohl! Ich trage Ihnen nichts
nach. Sollten Sie aber auf Ihren leiden
schaftlichen Vergeltungsplänen beharren, so
darf ich Ihnen ins Gedächtniß zurückrufen,
daß ich kein Knabe bin, daß ich mit einem
irregeführten weiblichen Wesen leicht fertig
werde!"
(Fortsetzung folgt.)
hauptsächlich dadurch, daß der bisherige
Dialog und die Rizitiative durch Weber
sche, ebenfalls dem „Oberon" entnommene
Motive ersetzt worden sind. Der Kaiser
nimmt an dieser Neubearbeitung g
Interesse. Er hat sich ihr einen ganzen
Abend gewidmet. Herr Schlar hat die
Musik am Klavier gespielt, Herr v Hüb
sen dazu den neuen Text gelesen. Der
Kaiser wünscht besonders, daß die orien
talischen Melodien der Musik hervorge
hoben werden. Er hat auch die von
Kautzky in Wien entworfene neue Deko
rationsskizze und die neuen Figurationen
eingehend besichtigt und an dem Entwur^
eigenhändig Aenderungen vorge
nommen. Außer den genannten Herren
war noch die Familie des Grafen Eulen
bürg und das Gefolge des Kaisers an
wesend.
- Zur Flottenfrage hatte der
Abg. Prof. Hänel auf dem deutsch-frei
sinnigen Parteitage in Neumünster gesagt,
daß von dem heutigen Tage an der W e t t
kämpf der Großmächte in der
Vermehrung ihrer Flotten wieder aufs neue
beginnen werde. Dazu bemerkt nun die
Berl. Korresp.":
„Der Wettkampf braucht nicht erst zu be
ginnen, sondern ist bereits in vollem Gange
Der Grund hierfür liegt nicht in einer et
waigen Flottenverstärkung des Deutschen
Reichs, sondern auf ganz anderen
Gebieten. Für uns handelt es ftcfj le
diglich darum, ob wir diesen Wettlauf mit.
machen können oder uns mit der Rolle
bescheiden müssen, die eine Großmacht ohne
genügende Flotte im nächsten Jahrhundert
spielen wird. Man vergißt immer wieder,
welche Zeit erforderlich ist, um eine „starke
Flotte" zu schaffen. Ein modernes Linien-
chiff erfordert 3—4 Jahre Bauzeit, ein
weiteres Jahr vergeht in vielen Fällen, bis
die technischen Kinderkrankheiten überwuw
den sind. Erst nach! 4—5 Jahren bildet
daher ein Linienschiff eine zuverlässige Vev
'tärkung der Schlachtflotte."
Weiterhin schreibt das ministerielle Or
gan: In der Reichstagssitznng vom 24.
März 1898 äußerte der Abg. Richter: „Es
wurde in der Kommission festgestellt, daß
nach der Auffassung in Marinekreisen über
all für eine Angriffsflotte das 1'/:
bis li/zfache des Bestandes der Vertheidi
gungsflotte bereit sein muß, um bei gleich-
werthigen Flotten den Vortheil auszuglei
chen, der dadurch entsteht, daß die Vertheidi
gungsflotten die eigenen Küsten als Stütz
punkt im Rücken haben."
Da Deutschland nach dem Flottengesetz 17
Panzerschiffe in der Front haben soll, sind
mithin 26 Panzerschiffe zu einem Offensiv-
'toß gegen die deutschen Küsten erforder
lich.
Bereits im Jahre 1899 besitzen die üb
rigen Großmächte an fertigen oder im Bau
befindlichen Schiffen:
England 69 Linienschiffe
Frankreich 39 Linienschiffe
Rußland 24 Linienschiffe
Amerika 17 Linienschiffe.
Eine Reihe von Neuerungen
m Po st wesen sind als Ergebniß der
diesjährigen Postkonferenzen zu erwarten,
von denen die wichtigsten die folgenden
ind. Briefabholungsfächer oder
Istt6r-boxs8 sollen überall da eingerichtet
werden, wo ein Bedürfniß vorliegt, nicht
nur in den Städten, sondern auch auf
dem flachen Lande. Nicht bloß frankierte
Sendungen gewöhnlicher Art sollen in die
Fächer gelegt werden, sondern auch un-
rankirte Sendungen, Paketadressen, Ab-
ieferungsscheine zu Einschreib- und Werth
endungen, sowie Postanweisungen. Eil -
riefe an Empfänger im Orts- und
Landbestellbezirk des Aufgabe-Postorts
ollen allgemein zugelassen werden. Die
Hälfte der in Deutschland bestehenden
Privatposten besaßt sich schon jetzt damit.
An Gebühren sollen am Orte 25 Pfg.,
nach dem Lande die wirklichen Auslagen
erhoben werden. Bahnpo st briefe
ollen unmittelbar nach Ankunft der Züge
auf dem Bahnsteig durch das bei der
Uebergabe thätige Personal der Orts-
wstanstalt ausgegeben werden können. Die
eitungs-Bezugsgelder sollen
von den Beziehern am Orte vor Beginn
der Bezugsfristen durch die Briefträger
lngezogen werden. Die Zeitungen sollen
o lange geliefert werden, bis eine Ab-
bestellung vorliegt. Der Aufgabeort
er Telegramme soll aus dem
gefalteten Telegramm von außen zu er
kennen sein.
Die königl. preußische S e e h a n d -
u n g ist jetzt wiederum in K o n k u r -
e n z getreten mit der R e i ch s b a n k,
indem sie die überflüssigen Staatsgelder
zu einem billigerenZinsfuß ver
leiht, als der Zinsfuß der Reichsbank
beträgt. Die Darlehen der Seehandlung
werden am 20. Dezember fällig. Als
dann wenden sich die Darlehnsempfänger
unter den Bankiers an die Reichsbank,
um die Mittel zur Rückzahlung zu erlan
gen, nachdem sie inzwischen mit dem billi
gen Geld der Seehandlung spekulirt haben.
Dadurch aber wird das in dieser Zeit
ohnehin große Geldbedürfniß gegenüber
der Reichsbank noch weiter gesteigert und
der Diskontosatz hinaufgetrieben zum Nach
theil der Allgemeinheit.
— Bezüglich der Denkmalsbeschä-
igung in der Siegesallee wird
vom „Berl. Tagebl." Folgendes mitgetheilt:
'Mit der Frage, in welcher Art und Weise
die durch Bubenhand beschädigten Bildwerke
in der Siegesallee am besten ausgebessert
werden können, beschäftigte sich dieser Tage
eine aus 17 Mitgliedern bestehende Kom
mission hervorragender Bildhauer und
Techniker. Es handelt sich in der Konferenz
vornehmlich um Auswahl eines geeigneten
Bindemittels, durch welches die abgeschlage
nen Theile an den Statuen wetterbeständig
und möglichst wenig sichtbar befestigt werden
können. Nach längerer Berathung wurde
ein neuartiger Kitt „Sycolith" als das beste
Bindemittel bezeichnet, da es sich bereits in
ähnlichen Fällen ungemein dauerhaft und
haltbar erwiesen habe. Die Kommission ist
indessen noch zu keinem definitiven Beschluß
gekommen, da dem Vernehmen nach mit
„Sycolith" behandelte Bruchstellen von
Probestücken erst dem Kaiser vorgelegt wer
den sollen.
- Man schreibt der „Dtsch. Ztg."
Einen wunden Punkt nnserer Schul
verwaltung berührte Professor Wicken
Hagen-Rendsburg in einem Vor
trage über die Frage: „Brauchen
wir eine T u r n i n s p e k t i o n ?
(vgl. Zeitschr. für Turnen und Jugend
spiel). Obwohl er befürchtet, daß das
Auftauchen eines Turninspektors, der mit
finsterer Amtsmiene die Hallen und
Plätze heimsucht, die heitere Lust des
Jugendturnens in die rauhe des Soldaten
drills umwandeln könne, mußte er doch
eine Turninspektion für wünsckenswerth
erklären. Sachsen, Bayern, Württem
berg, Baden und Hessen besitzen solche
und Oesterreich ist im Bepriff, dieselbe
einzurichten. In Preußen haben auch
einige Städte, wie Berlin, Breslau,
Hannover und Frankfurt a. M., hierfür
eigene Beamten. Bis vor 10 Jahren
bestand zwischen der Turnlehrerbildungs
anstatt in Berlin und den Landesschulen
ein staatlich organisirter Verkehr. Er
wurde aufgehoben. In eingehender
Weise zeigt W., daß es unzweckmäßig ist,
wenn einem Bezirksschulrath die Turn
inspektion überlassen wird und fordert
achmännische Ueberwachung.
Berufsmänner müssen den Lehrern zur
Seite stehen. Der Turnlehrer, der seine
Sonderausbildung genossen hat, bedarf
weniger der Anregung und Hilfe als die
Hunderte von preußischen Turnlehrern,
die weder fachmännische Ausbildung ge
nossen noch eine Prüfung abgelegt haben.
Dies ist der wundeste Punkt der Frage,
und nur zu wenig ist der Redner darauf
eingegangen. Das kaiserliche Wort: „Ich
will eine kräftige Generation haben!" hat
allerdings in der Masse unseres Volkes
wohl zündend gewirkt, aber nicht nach-
haltig genug in dem Theile der Unter
richtsverwaltung, der gerade berufen
ist, eine kräftige Generation zu erziehen.
Man legte sogar den Turnunterricht vor
nehmlich in die Hände der Klassenlehrer,
auch wenn sie nicht fachmännisch aus
gebildet waren. In welcher Weise er-
theilen diese den Unterricht? Niemand
weiß es, denn eine Inspektion findet
nicht statt; der Turnlehrer hat auch
keine zu befürchten, er kann also machen,
was er will, es sei denn, daß der
Direktor besonderes Interesse für das
Turnen bekundet. So steht es in höheren
Schulen. Wie ist es aber mit dem
Turnunterricht in den Volksschulen be-
tellt? Hier ist es noch schlimmer. Auf
dem Lande und in kleineren Städten
liegt oft der Turnunterricht vollständig
darnieder. Die Geräthe stehen unbenutzt
auf dem Schulhofe des Dorfes, oft halb
verfault. Es ist auch gut, daß sie nicht
benutzt werden, denn die Barren sind
meist so breit gearbeitet, daß sie für
Schulknaben nur schädlich wirken können.
Es fehlt halt eine fachmännische Ueber
wachung. Erfreulich ist es, daß gerade
aus dem Turnlehrerkreise selbst die
Forderungen gestellt werden, wie sie Prof.
W. in folgenden Leitsätzen zusammen
faßte: 1. Die Anstellung von besonderen
Turninspektoren ist erwünscht. 2. Ihre
Aufgabe besieht darin, die Turnstätten
und den Turnbetrieb unserer Schulen in
periodischen Rundreisen zu besuchen, um
Rath zu ertheilen, anzuregen und Er
fahrung zu sammeln. 3. In jeder
Provinz sind ein oder mehrere Inspektoren,
je nach Bedarf, zu bestellen. Sie stehen
den Schulaufsichtsbehörden als technische
Rathgeber zur Seite. 4. Von Zeit zu
Zeit treten alle Inspektoren an einer
Centralstelle zu einem Gedanken- und
Erfahrungsaustausch zusammen. Den
Vorsitz führt der Direktor der Kgl.
Turnlehrer- Bildungsan stalt.
— Zur Verpachtung von Bahn-
Hofs-Wirthsch asten giebt die „F.Z."
einen illustrativen Bericht. Allgemein
wird stillschweigend angenommen, daß
diese Wirthschaften überall eine gute
Brotstelle seien. Erfolgt nun eine öffent
liche Ausschreibung, so stürzt sich unbese
hen eine ganze Anzahl von Reflectanten
auf das Object und cs werden Pachtsum-
men geboten, die nur durch Unkenntniß
der Verhältnisse entstanden sein können.
So z. B. werfen die Bahnhofswirthschas-
ten an der Wannseebahn bei Berlin nur
geringe Erträge für den Pächter ab. Das
erklärt sich dadurch, daß dei der schnellen
Aufeinanderfolge der Züge ein längeres
Warten nicht nöthig und darum wenig
Gelegenheit zum Verzehren gegeben ist.
Manche sind schon eingegangen, bei an
deren, wie in Groß-Lichterselde haben die
Pächter ihr Geld zugesetzt. Nur der Un- einen Stich in den Unterleib lebensgefähr-
kenntniß der Sachlage ist es zuzuschreiben, lich verletzt. Der ruchlose Thäter wird
daß bei der letzten öffentlichen Ausschrei- als elegant gekleideter Mann im
bung der Pacht in Lichterfelde noch 13 Alter von 30—35 Jahren beschrieben.
Bewerber auftraten, deren Gebote zwischen Die Staatsanwaltschaft hat auf seine
600 und 2500 Mk. schwankten. Kenner Ergreifnng eine Belohnung von 500 Mk.
der Sache behaupten, daß schon ein Gebot ausgesetzt.
von 300 Mk. zu hoch gewesen wäre. Der Dortmund, 2. Nov. Dr. Lütgenau, der
letzte Pächter zahlte 3000 Mk. und hatte vielgemaßregelte Genosse, läßt sich nicht
noch baare Aufwendungen von 900 Mk. hinauswerfen. Er erklärt, daß er weder
Eiu junger Tenor von phänome- den hannoverschen Parteitag noch die
naler Stimme, so schreibt der „Berliner Dortmunder Parteiverfammlung für zu.
Börs.-Cour.", hat sich vor einigen Tagen ständig halte, und daß er sich nach wie
dem Intendanten der königl. Schauspiele vor als Mitglied der sozialdemokratischen
zu Berlin, Grafen Hochberg, zur Prüfung Partei betrachte,
vorstellen dürfen. Graf Hochberg hat sich Das Remscheider Schöffengericht hatte
sofort bereit erklärt, für die musikalische sich dieser Tage mit der Frage zu be>
Ausbildung des jungen Mannes, der schäftigen, ob ein Krankheitszeugniß für
augenblicklich seiner Militärpflicht genügt, ein schulpflichtiges Kind vom Schularzt
Sorge tragen zu wollen. Der Sänger, ausgestellt sein muß. Eine ministerielle
welcher bisher Kaufmann war, absolvirte Verfügung verlangt dies. Das Schöffen <
seine Lehrzeit in einer Berliner Groß- gericht stellte sich aber auf einen gegen-
handlung, aus welcher bereits früher ein seitigen Standpunkt und verneinte die
anderer bekannter Tenorist hervorgegan- Frage. Ein Fabrikarbeiter, deffen Sohn
gen ist. krankheitshalber nicht zur Schule kam
Ein erschütterndes D r a m a und der die Krankheit durch einen
hat sich Dienstag-Abend an dem bei Krankenkassenarzt hatte bescheinigen lassen,
Groß-Lichterselde gelegenen T e l t o w e r erhielt nicht weniger als acht Straf-
See abgespielt. Zwei den besseren befehle, weil nach der ministeriellen An-
ständen angehörende Frauen, die 60- ordnung derartige Zeugnisse vom Schul
jährige Schauspielersgattin Anna Panzer arzt ausgestellt sein sollen. Der Vater
und deren 31-jährige unverheirathete des Kindes beantragte richterliche Ent-
Tochter Franziska, die Sprachlehrerin ist scheidung und wandte ein, daß er für
und sich auch schriftstellerisch beschäftigt, das Zeugniß des Kassenarztes nichts zu
prangen von einem in den See hinein- bezahlen habe, wohl aber eventuell für
ragenden Landungssteg aus, nachdem sie ein solches des Schularztes. Man könne
ich mit Riemen und Stricken fest an- doch von ihm nicht verlangen, daß er
einandergebunden hatten, gemeinschaftlich sein sauer verdientes Geld unnöthiger-
in die Fluthen. Dem Ertrinken nahe, weise ausgebe. Das Schöffengericht er
würben die Lebensmüden gegen einen kannte auf Freisprechung, weil das Kind
Pflock getrieben, an den sich die Jüngere nach dem Zeugniß eines anerkannt
mit neu erwachtem Lebensmuth klammerte tüchtigen Arztes nicht im Stande ge-
und laut um Hülfe rief, während sie wesen sei, die Schule zu besuchen. Da-
ihre Mutter dabei über Waffer zu mit sei die Schulversäumniß genügend
halten bestrebt war. Erst nach einer entschuldigt.
halben Stunde wurden beide von mehreren le. Stade, 1. Nov. Ein bedeuten-
zu Hülfe eilenden Personen dem nassen der M ü n z e n f u n d ist auf der Mahn-
Element entrissen und nach ihrer Wohnung ken'schen Ziegelei in der benachbarten Ort-
in Groß-Lichterselde gebracht. Frau P. schaft Otterstedt gemacht worden. Ein
konnte auch nach sofort angestellten ärzt- Ziegeleiarbeiter fand beim Lehmgraben
lichen Bemühungen nicht mehr ins Leben einen Handschuh mit 120 Silber
zurückgerufen werden. Große pekuniäre münzen. Es waren hauptsächlich Bre-
Noth ist das Motiv der That. wer und Hamburger Münzen aus den
Breslau, 2. Nov. Der Hauptgewinn Jahren 1554—1646. Zweifelsohne ist
von 150000 Mark der preußischen Lotterie, das Geld in den Wirren des dreißig.
Nummer 166 577, fiel nach Breslau. Das jährigen Krieges an dem betreffenden
Loos wurde in Zehntelabschnitten von meist Fundorte versteckt worden. Der Finder
kleinen Leute gespielt. verkaufte den Schatz für den Spottpreis
Auf der Jagd nach Neuem und Uner- von 6 Mk. an einen Einwohner in Otter-
hörtem kommen die Leute manchmal auf stedt, dieser verkaufte ihn wieder für
recht sonderbare Gedanken. So ist ein 10 Mk. an einen Herrn in Ottersberg,
eigenartiges Unternehmen von zwei jungen der die Münzen sofort wieder für 30 Mk.
Kaufleuten in Frankfurt a. M., den Herren weiterverkaufte. Dem jetzigen Besitzer der
Willi H. und Philipp D. beschlossen worden, theilweise seltenen Fundstücke sind bereits
Beide wollen nämlich sämmtliche deutschen von Liebhabern 100 Mk. für eine einzelne
Bundesstaaten durchreisen, indessen nicht Münze geboten worden,
mit der Eisenbahn oder einem Zwei-, Drei- In Lübeck ist ein Milch krieg in
oder einem Motorrade, sondern mit einem Sicht. Die Milchlieferanten wollen von
Einrade, d. h. mittels einer Schubkarre ihren Abnehmern, hier Holländer genannt,
wobei einer stets den andern zu schieben höhere Preise erzielen, die zu bewilligen
hat. Am 1. Dezember d. I. soll die die letzteren sich aber nicht geneigt fühlen.
Fahrt losgehen. Beiderseits hat man Vereine gegründet,
Aus Bonn, den 1. Nov., berichtet der um gegen einander Stellung zu nehmen.
„B. L.-A.": Der Holzbildhauer Wilhelm Die Holländer planen die Gründung einer
Nonn aus Mainz wurde hier verhaftet Aktiengesellschaft, dergestalt, daß man die
unter dem Verdacht, tm April 1898 die Milch einer großen auswärtigen Meierei
Elise G ü nth er in der Hasenhaide ermordet pachtet, von der man dann die Milch
zu haben. Nonn war nach dem Mord beziehen will. Ob dies wirklich der
nach dem Auslande ausgewandert. Diesen praktischste Weg ist, um die Preise auf der
Sommer arbeitete er hier. Er erzählte jetzigen Höhe zu belassen, wollen wir
Ausführliches über den Mord, wodurch dahingestellt sein lassen. Jedenfalls wird
er sich verdächtig machte. Hoffen wir, daß es aber kommen, daß schließlich der
man diesmal den Richtigen gefaßt hat. Konsument allein die höhere Rechnung
Düsieldorf, 2. Nov. In einem Düffel- begleichen muß, denn der Lieferant sowohl
dorfer Spezialitätentheater tritt seit eini- wie der Holländer werden sich gewiß
ger Zeit das Damen - Trompeter - Korps schadlos halten. (H. C.)
„Lyra" auf, zu dem auch die 20jährige Ein Einwohner in Westerau stopfte seine
Bertha Lüpke aus Ostpreußen gehört. Pfeife mit Tabak, den er lose in der
Das Mädchen ftanb in Beziehungen zu Tasche hatte, doch kaum hatte er sie ari
dem Schauspieler Friedrich Kühn, der bei gezündet, gab's einen heftigen Knall —
einer in Schwelm gastirenden Theater- er hatte eine Revolver-Patrone, die er in
truppe engagirt ist. K. war nun kürzlich der Tasche hatte, versehentlich, in die Pfeife
nach Düffeldorf gekommen, um seine Ge- gestopft. Glücklicherweise ging die Ladung
liebte zu bewegen, mit ihm nach Schwelm an der Nase vorbei,
zu gehen, was letztere jedoch rundweg ab- lc Hamburg, 1. Nov. Gestern Abend
lehnte. Als bald darauf die weißgekleide- erschien im Hause einer an der Johnallee
ten Mitglieder der „Lyra" das Konzert- wohnenden Wittwe ein feingekleideter Herr,
lokal betraten, stürzte sich K. auf feine Er gab seine Karte, die auf den Namen
Geliebte und stieß ihr ein l a n g e s Leutna nt a. D. Jordan (von der
D o l ch m e s s e r mehrere Male in die Jugendwehr) lautete, ab und ließ sich
Brust und den Hals, hierauf ergriff er durch das Dienstmädchen bei der Herrschaft
die Flucht und rettete sich schließlich vor melden. Als das Mädchen in das Empfangs-
Mißhandlungen des empörten Publikums zimmer zurückkehrte, wohin es den Fremde»
in das Polizeibureau, wo er sich selbst geführt hatte, war dieser verschwunden,
stellte. Die Schwerverletzte wurde nach Das Mädchen bemerkte aber auch sofort,
dem Carmeliteffen - Kloster gebracht; an daß ein kunstvoll geschnitztes, mit zwei
ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Zwanzigmarkstücken ausgelegtes Papier-
Aus Meißen in Sachsen, den 31. Oct. meffer nicht mehr zur Stelle war. Das
wird uns geschrieben: In der Werkstatt resolute Dienstmädchen eilte dem Herrn
desKupserschmiedemeisters Thum explodirte sofort nach und veranlaßte auf der Straße
gestern ein kleiner auf vier Atmosphären mehrere Arbeiter, den Besucher solange
berechneter Dampfkessel, der als K i n d er- festzuhalten, bis ein Schutzmann kam.
s p i e l z e u g dienen sollte, flog dem dicht Da das betreffende Meffer bei dem Manne
dabeistehenden Meister an den Kopf, riß vorgefunden wurde, ward er verhaftet,
diesen mit furchtbarer Gewalt vom Rumpfe Auf der Wache gab der Verhaftete an,
und schleuderte ihn durchs Fenster 12 w daß er die Absicht gehabt habe, der Wittwe
in den Hof hinaus. Thum hatte den Bau-Antheilscheine zum Kauf anzubieten.
Kessel auf seinen Druckwiderstand prüfen Der Leutnant a. D. Jordan gehört zu der
wollen und deshalb an das offene Herd- Abtheilung von der Jugendwehr, die sich
feuer gestellt. Der erst 41jährige Mann, von der Direktor Schnell'schen abgezweigt
der übrigens schon ein Bein verloren hat.
hatte, hinterläßt eine Wittwe mit vier Hamburg, 1. Novbr. (Fl N-) Der
Kindern. Staatshaushalts-Entwurf für 1900 wird
Rheinfeldeu (Baden), 2. Nov. Gestern eine wesentliche Erhöhung derEin- ,
Abend 8 Uhr wurde in der Nähe der k o m m e n st e u e r bringen. Wie wir aus o
Stadt die 11 jährige Bertha Zipfler guter Quelle erfahren, werden im nächsten,
von einem fremden Manne angegriffen Jahre sieben Steuer-Einheiten, statt ,ews
und als sie sich zur Wehr setzte, durch echs Einheiten à 3 Mill. Mk., erhobt^
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