den Schleimhäuten im Maule oder mr
der Brust, in den heftigsten Fällen jauch
auf den Athmungs- und Berdauungsorga
nen ein eigenthümlicher fchwammiger
Ausschlag erscheint. Die Krankheit befällt
Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine.
Die ansteckende Kraft muß eine ganz
außerordentliche sein. Leute, die von
einem Stall zum andern gehen, auch Hunde
und Katzen, die selbst für die Krankheit
unempfänglich sind, vermitteln die Ueber
Iragung. Es genügt sogar, daß die dafür
empfänglichen Thiere über eine Wiese
getrieben werden, die zuvor von kranken
Thieren besucht war. Die Pariser „Ga
zette medicate", der wir die vorstehenden
Angaben entnehmen, hält es vorläufig für
das einzige Mittel zur Bekämpfung der
Seuche, alle Weiden, von denen eine
Ansteckung nachweislich ausgegangen ist,
sowie alle erkrankten Thiere auf das
sorgfältigste abzusperren. Uebrigens besteht
für den Menschen keinerlei Gefahr und
auch das Fleisch der kranken Thiere kann
ohne Schaden gegessen werden.
In der Nähe von Anuonay ereignete
sich, wie aus Paris geschrieben wird, am
Sonntag ein I a g d u n g l ü ck, das einem
Menschen das Leben kostete. Ein Sonn
tagsjäger, der Gerbermeister P., pürschte
am Saume eines Waldes, wo einige
Kastanienbäume mit eßbaren Früchten
standen, und bemerkte plötzlich, wie sich
im Laube des einen etwas bewegte. Was
konnte es sein? Ein Eichhörnchen jeden
falls, und da den Sonntagsschützen be
kanntlich alles waidgerecht ist, was im
Revier kreucht und fleucht, legte Herr P.
an und der Schuß krachte. Vom Baum
fiel jedoch statt des vermutheten Eichhörn
chens der Bauer Joseph Balay,
der Aeste ausgesägt hatte. Er starb nach
einer halben Stunde.
Dänemark.
Kopenhagen, 19. Okt. Die Betrü
gereien gegen verschiedene schwedische Le
bensversicherungsgesellschaften bilden sich
zu einer Skandalaffäre ersten Ranges aus.
Mit über 500 Policen sind Schwindeleien
verübt worden. Zwanzig Personen sind be
reits verhaftet. Die Behörden scheinen die
Betrügereien gekannt, jedoch die Augen zu
gedrückt zu haben. Die Entlassung des
Staatsadvokaten Eskildstumm wird mit die
ser Affäre in Zusammenhang gebracht. (Wir
haben über diese Angelegenheit in den letz
ten Tagen berichtet D. Red.) -
Inland.
— Eine Reichstagsauflösung
kündigte der wegen der Kanalabstimmung
zur Disposition gestellte Regierungspräsi
dent v. Jagow am Mittwoch in einer Ver
sammlung in Osterburg an. Die Aussichten
im Reichstag seien ziemlich trübe. „Wahr
scheinlich werden wir im nächsten Frühjahr
wählen müssen zu einem neuen Reichstag,
vielleicht auf Grund der Zuchthausvorlage,
vielleicht auch auf Grund der Militärvor
läge, bestimmtes lasse sich darüber noch
nicht sagen."
— Gegen den VicekonsulMoos,
der im Prozeß gegen die „Harmlosen"
als Belastungszeuge aufgetreten, ist eine
Strafanzeige wegen Betrugs und Meineides
eingereicht worden. Herr Moos erklärt,
daß die Denunciation auf einen Rache
akt zurückzuführen sei. Er habe am 27.
September gegen den ehemaligen Ge
schäftssührer eines schlesischen Blattes
P. Strafanzeige wegen Unterschlagung
eines Briefes erstattet, und dieser habe
mit einer Anzeige im obigen Sinne ge
antwortet. Im übrigen erklärt Herr
Moos, daß er in der Angelegenheit noch
nicht vernommen worden sei.
Frankfurt a. M, 19. Okt. In Pforz
heim tritt der Typhus wieder epidemisch auf.
Innerhalb weniger Tage sind 500 Fälle zu
verzeichnen.
Ie Braunschweig, 20. Oct. Die zweite
Strafkammer des hiesigen Landgerichts
verurtheilte gestern den Böttcher D ä k e
aus Gandersheim, der mißfällige Aeuße
rungen über Bilder preußischer Fürstlich
keiten gemacht hatte, wegen Majestätsbe
leidigung zu drei Monaten Gefängniß.
Die Verhandlung fand unter Ausschluß
der Oeffentlichkeit statt.
In Zwangsinnungen haben sich
in Hamburg seit dem Inkrafttreten des
neuen Handwerkergesetzes fast sämmtliche
freie Innungen umgewandelt. In fast allen
Innungen aber kommt die Reue über diesen
Schritt schon zum Ansdruck. In der
Drechslerinnung ist schon der Antrag auf
Wiederauflösung der Zwangsinnnng gestellt
worden, in der Korbmacher-Innung steht
derselbe Schritt bevor, in der Klempner-In
nung sucht der Vorstand einen solchen An
trag nach Möglichkeit zu verhindern.
Ie. Bergedorf, 20. Oct Großes Auf
sehen erregt hier die gestern Abend er
folgt Verhaftung des Tapeziers B. Er
soll vor einigen Wochen versucht haben,
seine eigene Ehefrau zu er
schießen. Als diese sich Abends bei
ihrer Mutter zu Besuch aufhielt, fielen
von außen zwei Schüsse durch das Fenster
in die Stube, die jedoch beide nicht trafen.
Die von der hiesigen Polizei angestellten
Nachforschungen sollen Verdachtsmomente
gegen den Ehemann ergeben haben. B.
stellt die ihm zur Last gelegte That in
Abrede.
Provinzielles.
Das in der Allee in Altona kondi-
tionirende Dienstmädchen Paula M. wurde
von der Herrschaft beschuldigt, eine abhan
den gekommene goldene Brosche sich ange
eignet zu haben. Trotzdem das Mädchen
seine Unschuld betheuerte, wurde ihm nicht
geglaubt. In ihrer Verzweiflung trank die
M. in selbstmörderischer Absicht aus einer
mit Salzsäure gefüllten Flasche. Die
Schwerverletzte wurde nach dem städtischen
Krankenhause geschafft. Die vermißte
Brosche wurde später wieder gefunden.
Eine furchtbare Explosion vo
Acetylengas ist gestern in dem Her
rengarderoben - Geschäft von Michels in
Elmshorn erfolgt. Die Explosion er
folgte, als ein junger Mann des Geschäfts
mit brennender Lampe den Raum betrat,
in welchem das Gas entwickelt wird. Alle
großen Ladenfenster, sowie die Fenster in
dem nebenanliegenden Restaurant von Ja-
kobsen sind zertrümmert. Leider ist dem jun
gen Mann auch das Gesicht schwer ver
brannt, doch sollen glücklicherweise die
Augen verschont geblieben sein. Wahrschein
lich ist die Explosion erfolgt, weil sich in
dem Apparat zu viel Gas entwickelt hat und
das überflüssige Gas in den Raum gedrun
gen ist.
Auf der am 13. d. Mts. eröffneten
Deutschen Gartenbau-Ausstellung in Dres
den erzielte der Gartenbauverein
ü r den Kreis Steinburg für Aepfel
und Birnensortimente den ersten und
die Obstverwerthungs - Genossenschaft für
den Kreis Steinburg für ihre ausgestellte
Verkaufswaare den zweiten Preis.
Ein Wohlthäter der Kinder ist der Be
tzer des adl. Gutes Lammershagen im
Kreise Plön, Schiffsrheder Robert M
Ş l o m a n n in Hamburg. Auf seinem
Sanatorium zu Friedeberg am Selenter
See haben auch in diesem Sommer wieder
240 größere und kleinere erholungsbe
dürftige Mädchen aus Hamburg in vier
Abtheilungen zu je sechs Wochen ihre
Sommerfrische verleben dürfen. Am
17. d. Bits, erfolgte von der Station
Plön aus die Abreise der letzten Ab
theilung.
Neumüuster, 20. Oct. Eine außeror
deutliche Versammlung des schleswig-hol
teinischen Provinzialsparkassen
Verbandes fand im hiesigen Bahnhofs
Hotel unter Leitung des Bürgermeisters
Röer-Neumünster statt. Zu der Versamm
lung waren alle Sparkassen Schleswig
Holsteins eingeladen. Vertreten wLren
20 öffentliche und 78 private Sparkassen
die Königliche Regierung hatte den Re
gierungsrath Schneegans entsandt. Nach
Eröffnung der Versammlung durch den
Vorsitzenden hielt Amtsrichter Kraus-Kiel
einen Vortrag über die „Umwandlung der
Privatsparkassen" unter Berücksichtigung
der Bestimmungen des Bürgerlichen Ge
setzbuches Die drei dort vorgeschriebenen
Umwandlungsformen (1. Die eingetrage
nen Genossenschaften, 2. Die Gesellschaften
mit beschränkter Haftung, 3. Die Actien
gesellschaften) wurden nach ihren Vor- und
Nachtheilen erörtert. Der Vortragende
entschied sich für keine dieser Einrichtungen
für die schleswig.holsteinifchen Privatspar
kassen. Zwei andere Formen, die jetzigen
Privatsparkassen mit der verliehenen Rechts
sähigkeit, sowie die kommunalen Kaffen,
bezeichnete er als die entsprechenden For
men. Alsdann erläuterte der Redner
unter Anführung praktischer Beispiele das
Normalstatut. Eine rege Debatte schloß
sich dem Vortrage an, an der sich nament
lich Juristen betheiligten. Die meisten der
Redner stellten sich bezüglich der Form
auf den Standpunkt des Referenten. Ein
gehend beschäftigte man sich in der Be
fprechung mit der Grenze der Beleihung,
mit der Revision, mit der Vertheilung
der Ueberschüsse u. s. w. Bon dem Re
gierungsvertreter wurden verschiedene Mit
theilungen gemacht, die zur Aufklärung
der Vertreter und zur Klarstellung ver
schiedener Bestimmungen des Normalsta
tuts dienten. Ganz besonders wurde in
der Versammlung darauf hingewiesen, daß
größte Eile zur Vorbereitung der Um
formungen empfohlen werden müsse. —
Die Entscheidung, vor welcher die Privat
sparkassen stehen, ist eine sehr schwierige.
In der Versammlung platzten die ver
schiedenen Ansichten, die meistens von den
juristischen Berathern einzelner Kaffen
vertreten wurden, hart auf einander.
Zahlreiche Kassen haben bereits die Um
wandlung in Gesellschaften mit beschränk
ter Haftpflicht ins Auge gefaßt. Wir
glauben indessen, daß die seit vielen Jahr
zehnten so segensreich wirkenden Institute
ihre Ziele am sichersten wahren als Privat-
Sparkassen mit verliehener Rechtsfähigkeit,
das heißt, aber nur dann, wenn die
Regierung die bewährten Einrichtungen
der Privatsparkassen berücksichtigt und
ihnen ihre Bewegungsfreiheit in möglichst
weitem Maße sichert. Wird dies aber
durch bureaukratische Vorschriften allzu
ehr erschwert, so wird den Privat-Spar«
kaffen nichts anders übrig bleiben, als zu
versuchen, die alten bewährten Ziele aus
neuen Bahnen zu erreichen.
? Apenrade, 19. Oct. In dem s. Z.
viel Staub aufwirbelnden Eidbruchprozesse
des H. P. Hansen, Verleger der dänischen
Zeitung „Hejmdal", gegen den Heraus-
geber des „Neuen Apenrader Anzeigers",
Th. Janke, sind die Würfel nun endlich
gefallen. Gegen das von der Flensburger
Strafkammer gefällte Urtheil, das für den
Beklagte (Th. Janke) auf 300 Mk. Geld
strafe, Tragung der sämmtlichen Kosten
sowie Veröffentlichung des Urtheils, wegen
wiederholten Borwurf des Eidbruchs lau
tete, ließ Janke bekanntlich beim Ober-
landesgericht in Kiel Berufung einlegen.
Zur weiteren Verfolgung der Sache hatte
das Oberlandesgericht auf gestern den 18
ds. Termin angesetzt. Im letzten Augen
blck zog Janke jedoch die eingelegte Be
rufung zurück. Die Sache dürste demnach
mit obigem Urtheil das in zweiter Instanz
u gefällt wurde, völlig abgethan sein.
1e. Flensburg, 20. Oct. Heute früh
stieß zwischen Rüde und Glücksburg ein
Sonderzug der Kreiseisenbahn Flensburg-
Kappeln, in welchem sich zahlreiche Be-
sucher des hiesigen Pferdemarktes be
fanden, mit einem von Glücksburg ab
gelassenen Güterzug zusammen. Drei
Personenwagen wurden schwer beschädigt.
Bon den Reisenden sind drei schwer
und drei leichtverletzt worden;
sie wurden in das hiesige Krankenhaus
gebracht.
Der Geflügelzuchtverein für Brcdftedt
und Umgegend hielt am Sonnabend seine
Quartals - Generalversammlung ab. Es
wurde mitgetheilt, daß der genossenschaft
liche Eierverkauf von Anfang März bis
jetzt einen Ertrag von ca. 2000 Mk. er
zielt hat, was annähernd der Ausfuhr
von ebensovielen Stieg Eiern entspricht
Herr Wiktors-Rodenbeck (Heidmüh
len) verkaufte seinen Besitz an Herrn West-
phalen in Eiderstede für 70 000 Mk. bei
baarer Auszahlung des gesummten Kauf
preises. Der Besitz umfaßt 267 Hektar.
Der Antritt erfolgt schon in allernächster
Zeit.ş
Tönning, 17. Oct. Auf dem hiesigen
Polizeiamte wurde gestern ein völlig ent
kräfteter Arbeiter aus Fockbek vernommen,
der später dem Arbeitshallse zur Pflege
übergeben wurde. Nach seiner Aussage
hatte er in Witzwort gearbeitet. Auf der
Chaussee von dort nach Oldenswort hatte
ihn ein Kollege überfallen und mit einem
Stock arg zugerichtet. Aus mehreren Kopf
wunden stark blutend, hatte er Oldenswort
erreicht und war im dortigen Krankenhause
verbunden worden, um darauf weiter nach
Tönning zu marschieren. Infolge des
starken Blutverlustes war er unterwegs
liegen geblieben, hatte sich jedoch wieder
aufgerafft und endlich Tönning erreicht —
Die Entree-Einnahme bei der Obst- und
Gartenbauausstellung, die heute geschloffen
wurde, betrug 293,95 Mk. An beiden
Tagen war die Ausstellung von ca. 2000
Erwachsenen und Kindern besucht.
Eļb Schleswig, 21. Okt. Der Mus
fetter Gehst vom hiesigen Jnfanterie-Re
giment Nr. 84 ist seit gestern verschwunden
c/\} Kropp, 19. Oktober. In dem bei
Kropp belegenen fiskalischen Hölzungen
wurde letzten Mittwoch eine Treibjagd abge
halten. Es wurden erlegt: 27 Hasen, 2
Füchse, eine Katze und eine Schnepfe. Rehe
wurden nicht geschossen. — Ein Sohn des
Baumeisters und Amtsvorstehers Thiessm
der im Geschäft seines Vaters als Lehrling
beschäftigt ist, verletzte sich an der erst vor
Kurzem aufgestellten, durch Dampfkraft ge
triebenen Hebel- und Sägemaschine derartig
die rechte Hand, daß seine Überführung
nach dem Krankenhause nothwendig wurde,
und vielleicht der Verlust einiger Finger der
rechten Hand zu beklagen sein wird.
Kirchspiel BiinSdorf, 19. Oktbr.
Auf der Treibjagd in Großwittensee am 16.
Okt. wurden 15 Rehe, 5 Füchse, 33 Hasen
erlegt. Jagdkönig wurde Herr Hufner D.
Dass aus Osterby. In Damendorf wurden
bei der Jagd am 17. Okt. 7 Rehe, 33
Hasen, und 2 Füchse erlegt, in Haby am
18. Oktober 6 Rehe, 35 Hasen und 12
Hühner. Jagdkönig wurde Herr I. Greve-
Osterbyholz. — Im Kirchspiele wurde ge
plant, in diesem Winter Fortbildungs
schulen zu gründen. Anfänglich sollen von
der Regierung 2 ' 3 der Kosten zugesichert
ein, wenn das übrige Drittel vom Land-
wirthschaftlichen Verein übernommen würde.
So schien dem Beginn der Schule nichts im
Wege zu stehen. Nunmehr hat die Re
gierung es abgelehnt, % der Kosten zu tragen
und infolgedessen mußte die Sache vertagt
werden. — In der letzten Zeit find zur
Verstärkung der Artillerie bedeutende Pferde
ankäufe gemacht worden. Allein die Firma
Gebrüder Frahm aus Gettorf hat ungefähr
70 Pferde an die Pferdekommission im
Preist von 1000 bis 1200 Mark per
Stück verkauft.
Büdelsdorf, 20. Okt. Mit der
Verbreiterung und Pfasterung des
Schwarzen Stiegs," von der Löwenstraße
an bis zur Stadtgrenze, ist in diesen
Tagen begonnen worden. Nach Beschluß
der Gemeindevertretung ist zu diesem Be-
Hufe von den Gärten der Anlieger ein
Streifen Land für 5 M. pr. | |m ange
kauft, so daß die Straße um ca. 1 Meter
verbreitert wird. Der im Steigen be
griffene Wagenverkehr von und nach der
Meynstraße erheischt diese Maßregel. Es
wird nunmehr ein hübsches Trottoir an-
gelegt und die Straße selbst gepflastert.
Die Gemeindevertretung ist in letzterer
Zeit in anerkennenswerther Weise sehr
darauf bedacht gewesen, einschlägige Ver
besserungen vorzunehmen, so haben wir
augenblicklich eine den örtlichen
Verhältnissen entsprechende sehr gute
Straßenbeleuchtung erhalten.
X Rendsburg, 2l. Oct. In der gestrigen
Sitzung der städtischen Kollegien fehlte vom
Magistrat Herr v. Kappeln, von den Stadtver
ordneten fehlten die Herren Bock, Piening, Koth
und Jagdhuhn.
Berathen und beschlossen wurde, wie folgt:
1. Vorgelegt wurde das Protokoll der am 30.
v. M. stattgesundenen Revision der Stadtkasse,
welches zu Bemerkungen keinen Anlaß gab.
2. Bezüglich der Feststellung des Gehaltes des
anzustellenden Beigeordneten theilte der Herr
Vorsitzende mit, daß der Magistrat bemüht
gewesen sei, mit dem Amt eines Beigeordneten
auch das eines Amtsanwalts verbinden zu lassen,
welches jährlich gegen 1000 Mk. einbringe. Die
Staatsanwaltschaft habe indeß zu erkennen ge
geben, daß keine Veranlassung vorliege, dies Amt
dem jetzigen Inhaber zu entziehen, zumal derselbe
um Belastung desselben vorstellig geworden sei.
Bei eintretender Vakanz könne das Amt auf den
städtischen Beigeordneten übertragen werden.
Herr Thormann schlug vor, das Gehalt
des Beigeordneten auf 4000 Mk. festzusetzen,
steigend von 3 zu 3 Jahren um 400 Mk. bis
5200 Mk und eine Neuordnung vorzunehmen,
sobald das Amt eines Amtsanwalts frei werde.
Während Herr Dr. B o l b e h r diesen Antrag
unterstützte, erklärte der Herr Bürgermeister, daß
eine vorläufige Gehaltsfestsetzung nicht angängig
sei, da zu derselben die Genehmigung des
Bezirksausschusses erforderlich sei.
Herr Senator R o h w e r vertrat die Ansicht,
daß der städtischen Vertretung das Recht zustehen
müsse, bei Uebernahme eines Nebenamts bei der
Neufestsetzung des Gehaltes mitzuwirken, da
dieselbe doch auch die Zeit für dieses Nebenamt
bewillige.
Beschlossen wurde, die Stelle mit einem Anfangs
gehalt von 4000 Mk. auszuschreiben und in der
Vakanzanzeige die spätere Verbesserung durch
Uebernahme des bezeichneten Nebenamtes zu er
wähnen.
Verlangt wird die Befähigung zum Richteramt
bezw. höheren Verwaltungsdienst, erwünscht ist
bisherige praktische Thätigkeit im Kommunaldienst.
Die Meldungsfrist läuft bis zum 1. Dezember.
3. Die Abänderung der Ordnung für die Er
hebung einer Gemeindesteuer bei dem Erwerb
von Grundstücken im Bezirk der Stadt Rendsburg
vom 12. bezw. 17. Juli 1895 wurde genehmigt
und tritt am 1. Dezember in Kraft.
4. Ebenfalls genehmigt wurde eine Aenderung
des Tauschvertrages mit der Kommission des
Hospitals zum heil. Geist, betr. Ueberlaffung von
Gebäuden und Grundbesitz.
5. Eine Verlängerung des Pachtvertrages der
Parzelle Nr. 16 der großen Stadtkoppel wurde
zugestanden.
6. Endgültig genehmigt wurde der Vertrag
mit dem Justizfiskus über den Austausch von
Ländereien vor dem Neuthor. — Festangestellt
worden ist der Direktor der städtischen Werke,
Herr Eberle. Mitgetheilt wurde, daß eine
Deputation, bestehend aus den Herren Bürger
meister und Dr. Volbehr wegen der Ringstraße
in Berlin gewesen und nunmehr Aussicht auf
baldige Herstellung dieser Anlage vorhanden sei.
Es wurde ferner mitgetheilt, daß es den beiden
Herren auch gelungen sei, für die Tiefbauschule
einen neuen Lehrer zu erwerben und daß die
L ehranstalt den Unterricht mit 36 Schülern habe
aufnehmen können.
Nach Verlesung des Protokolls wurde hierau 1
die Sitzung geschlossen.
/X Rendsburg, 21. Okt. Zum hiesi
gen königl. Bezirkskommando (Haupt-
Meldeamt) ist der Rittmeister z. D. und
Bezirksoffizier Lechla, bisher beim Bezirks-
Kommando Forbach, versetzt.
* Rendsburg, 20. Okt. Der Tiefbau-
unternehmer Behring, welcher den west
lichen Theil des Kaiser Wilhelm-Kanals her
gestellt hat, beabsichtigt auf dem ihm ge
hörenden Kanalgelände am Kudensee eine
Schiffswerft anzulegen.
ft? Rendsburg, 20. Okt. Die Rends-
bnrger Kuff „Bernhardine", welche vor
Holtenau von dem Torpedoboot „V 6" an
gerannt wurde und dadurch am Steven und
am Deck havarirt wurde und das Vorder
geschirr verlor, hat ihre Reparatur nunmehr
beendet und ihre Reise nach Hamburg fort
gesetzt. Die Kosten der Reparatur, welch
500 Mark betragen, trägt der Marinefiskus.
Das Schiff hat seine, aus leeren Petroleum
fässern bestehende Ladung an Bord behalten.
— Die mit Cement beladene Schnigge „Eider",
von Pahlhude nach Kiel bestimmt, stieß im
Schlepp eines Kanaldampfers außerhalb der
Holtenauer Schleuse gegen einen Vertauungs
pfähl. Dem Schiffe wurde das BerghoZ
und einige Bugplanken eingedrückt und mit-
schiffs das Deck beschädigt. Die Reparatur
wird in Kiel vorgenommen.
ş. Rendsburg, 21. Okt. Wie tief die
Dreyfus-Sache ins Volk gedrungen ist, zeigt
ein Schulentschuldigungszettel, der uns im
Original übermittelt wird und den wir
wortgetreu mittheilen:
Herr Lehrer, weil mein Claus diese
Woche nicht die Schule besuchen kann und
wenn er so bleibt kömmt er die andre Woche
auch noch nicht und wenn sie es nicht so
glauben wollen denn bitte ich ihnen selber
sich davon überzeugen denn mit Warnung
last ich mich nicht drohen, denn ich bin
kein Dreifus. (Ueber einen ähnlichen in
einer Schule in Hamburg abgegebenen Ent
schuldigungszettel berichteten wir kürzlich.
Sollte obiges Produkt eine Nachahmung
sein? Red.)
Schauspiele des genialen Dichters. In
Schleswig hat das treffliche Werk bei der
ersten Aufführung geradezu Sensation
erregt und wird auf dem dortigen Spiel«
plan Mittwoch wiederholt. Die Rolle
des Paul Warkentin spielt Herr Willfried
Kaiser aus Königsberg. Wir machen
auf diesen Abend ganz besonders auf
merksam.
Ģ Rendsburg, 20. Okt. Der heutige
Wochenmarkt war von Landleuten gut be
sucht. Auf dem Ferkelmarkt war die Zu
fuhr die gewöhnliche. Die Preise sind an
dauernd niedrig und betrugen im Durch
schnitt nicht über 8 bis 10 Mk. Butter
kostete 1.20 bis 1.35 Mk. das Pfd., Eier
wurden bis zu 1.50 Mk. das Stieg ver-
kauft, Hühner kosteten 1.40 bis 1.50 Mk.
VII. Verband stag
der schleswig-holsteinischen landwirth-
schaftlichen Genossenschaften.
(Eigener Bericht.)?
ft? Kiel, 20. Oktober.
Der Vorsitzende, Oekonomierath Hölck-Kiel
eröffnete um 12 Uhr in Muhi's Hotel den Ver-'
bandstag mit einer Ansprache, in per er die Er
schienenen, etwa 100 an der Zahl, herzlich will
kommen hieß. Unter den Anwesenden befanden
sich als Gäste in Vertretung des verhinderten
Oberpräsidenten Excellenz v. Köller der Re
gierungsrath Petersen, Schleswig, der Vorsitzende
der schlesimg-holsteinischen Landwirthschafts-
fcimmer, Graf Rantzau, Rastorf, der Sekretär
des allgemeinen deutschen Verbandes, Dr. Thiess,
u. A. Der Präsident der preußischen Central-
Genosien,chaftskaye Frhr. v. Huene, hatte tele
graphisch ferne Verhinderung am Erscheinen an
gezeigt. Vom Vorstände der schleswig-holsteinischen
Handwerker-Genossenschaftskaste war ein Be
glückwünschungstelegramm eingegangen Zum
Schriftführer wurde der Wanderlehrer Dr. Neu-
mann, Kiel, ernannt. Der vom Geschäftsführer
Biernatzki, Kiel, erstattete Geschäftsbericht ergrebt
sur das Rechnungsjahr 1898/99 einen Zuwachs
von 28 neugegründeten Genossenschaften, betn
1U durch Liquidation gelöschte Genossenschaften
gegenüberstehen. Der Verbandsbezirk umfaßte am
1. Oktober 329 landwirthschaftliche und 143
andere Genossenschaften. Davon gehören zum
Verbände 94 Kredit-, 38 Einkaufs-, 12 Meierei-
3 Obstverwerthungs-, 2 Pferdezucht- und 1 Forst-
Genossenschaft. Die Begründung neuer Dar-
lehns-Genoffenschasten schreitet stetig vorwärts,
was daraus hervorgeht, daß die Landes-Ge-
nostenschattskaffe in den ersten 9 Monaten 1899
einen Umsatz von 46 326 370 Mk. hatte. Von
dem in diesem Jahre gebildeten Ausschuß für
Genossenschaftswesen bei der Landwirthschasts-
kammer wird die Heranziehung der noch außer
halb stehenden eingetragnen Meierei-Genoffen-
chaften erhofft. Der Wanderlehrer des Ver
bandes hat im letzten Jahre 73 Vorträge für
die weitere Ausbildung des Genossenschaftswesens
gehalten. Die Waarenbezugsvermittelung er
streckte sich im letzten Jahre auf 50 845 Centner,
die, einschließlich Maschinen und Geräthe, den
Betrag von 121 000 Mk. ergaben. Von der von
der Hauptgenoffenschaft dem Verbände gewährten
Rückvergütung behält dieser als Vergütung für
die mit der Bezugsvermittelnng verbundene Arbeit
1 Proz. zurück. 81 Sparkassen des Verbandes
hatten einen Umsatz von 17 824 618 Mk. zu
verzeichnen. Die Landes - Genossenschaftskasse
zahlt 140 Genossen mit 851 Geschäftsantheilen
und einer Gesammthaftsumme von 3 404 000 Mk
Der Geschäftsbericht fand die Genehmigung der
Versammlung. Infolge Ausscheidens des Dr.
Neumann, der zum allgemeinen Verbände über
tritt, ist zum Revisor und Wanderlehrer Herr
Behr gewählt. Nachdem Gutsbesitzer Schiller,
Bukhagen, über die Rechnungsprüfung Bericht
erstattet, wird dem Vorstand der Geschäftsführung
Entlastung ertheilt. Die Rechnungsprüfer und
das statutenmäßig ausscheidende Ausschußmit
glied Bruhns, Redingsdorf, werden durch Zuruf
wiedergewählt. Die durch das 1900 in Kraft
tretende neue bürgerliche Gesetzbuch bedingte
Statutenänderung wurde durchberathen, es kam
jedoch nicht zur Beschlußfassung, da eine Statuten
änderung nur mit Vs der dein Verbände an-
^ gehörenden Genossenschaften beschlossen werden
kann; es bedarf demnach der Stimmenabgabe von
52 Genossenschaften, während nur 49 vertreten
waren. Es wird daher noch eine Versammlung,
wahrscheinlich auf den 9. November, anberaumt
werden. Die Jahresbeiträge für den allgemeinen
Verband, die auf 1500 Mk. festgesetzt sind, sollen
in der Weise aufgebracht werden, daß jede Ge
nossenschaft 50 Ps. und den Rest die Haupt- und
die Central-Genoffknschaft steuert. Einen von
dem verhinderten Direktor Conradi, Hohenwestedt,
angekündigten Vortrag über die bisherige Ent
wickelung des genossenschaftlichen Getreideverkaufs
in Deutschland hielt Dr. Thiess. Die Versuche
mit den Kornlagerhäusern sind im Allgemeinen
voll gutem Erfolge gekrönt gewesen Besonders
in Bayern, wo durch Sortirung reine und gute
Qualitäten erzielt werden konnten. Das große
Kornhaus in Halle, das 8 000 Tonnen Getreide
zu lagern vermag, hat bisher mit einer kleinen
Unterbilanz gearbeitet, jedoch spreche dies durch
aus nicht für eine Aenderung des Systems. Die
12 in Pommern benutzten Kornhäuser, die auch
nach dem Auslande absetzten, hatten durchweg
gute Geschäfts-rgebniste zu perzeichnen. Die
Wahl des Orts für den nächstjährigen Verbands-
tag wird dem Vorstande anheimgegeben.
X Rendsburg, 21. Okt. Im Schau-
fenster der Buch- und Kunsthandlung des
Herrn Draesener (W. Berger Nflg.) ist
augenblicklich eine von dem jungen, talent
vollen Bildhauer M i h e s e l d in Berlin
nach dem Leben modellirte kleine Büste
Klaus Groth's ausgestellt, die für jeden
Freund unseres Dichters ein willkomme
nes Weihnachtsgeschenk sein wird. Der
Künstler hat es vortrefflich verstanden,
den halb gütigen, halb wehmuthsvollen
Ausdruck wiederzugeben, der dem dith-
marscher Charakterkopf des greisen Quick
bornsängers ein so eigenartiges Gepräge
gab. Klaus G r o t h selbst hatte noch
an seinem 80. Geburtstag rechte Freude
an dem kleinen Kunstwerk.
A Rendsburg, 21. Okt. Das Schles«
wtger Stadttheater « Ensemble bringt uns
Dienstag den 24. d. Mts. eine Novität,
das Schauspiel „Mutter Erde" von Max
Halbe, eines der besten und wirksamsten
Herbst.
Es wühlt der Fuß in braunen Laube,
Ein kühler Hauch streift durch dein Haar
Vorbei der helle Frühlingsglaube
An das, was groß und heilig war.
Da hilft kein Wünschen und kein Wollen —
Der Sommer ging die Liebe blich —
Du fühlst mit zornig dumpfem Grollen
Das starre: Unabänderlich.
Die Blättern wehn, die Aeste frieren.
Durch Alles blickt ein graues Licht
Den Zug von Scheiden und Verlieren
Trägt die Natur m dein Gesicht.
Die Feueraugen blicken älter
Df- einst dem junges Herz durchglüht.
D-e l'ebste Hand, sie drückt dich kälter,
Und deme Sehnsucht ward so müd.
Und bei der Dämmernebel Spinnen
Ergrefft dich grausam harte Lust, ,
m« 0 .. schönen Traum tief innen
Du bitter dich erkennen mußt,
rj®*™ Drang, dich selbst zu richten,
Machst du geheim dich dir vertraut.
Bis ohne Färben und Beschwichien
Dir vor den eignen Schatten graut. >
Du siehst: Das ist die Lebenswende!
Du suhlst: Kein Andrer fühlt wie du!
Kein Freund reicht dir die Helferhände,
Kein Auge lacht dir Gnade zu.
Das ist dein Herbst: du blickst ins Leere,
Da liegt ein Weg, so hart und weit —
Und lähmend ruht auf dir die Schwere
Der großen Lebenseinsamkeit.
(Simpliciss.) Rudolf Geck.