Zweites Blatt.
Aendsburger Wochcnllait
Zweimidneunzigster Jahrgang. ^
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütlein Nachf.), Rendsburg.
No. 245
Donnerstag, den 19. October
1899.
Ae grch Weltkarte
-S lk. 1,20
für Abonnenten ist noch
vorräthig.
Außer Abonnement Preis Mk. 6,—.
Das
litrpf. tzesHuch
mit
Einfuhrungsgesetzbuch
kostet unsern Lesern nur
r» 25 Pf. ŞŅ
Die Erpedition.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn.
Die Grazer Tagespost erzählt folgendes
Geschichtchen: Bei einer vor ein Paar
Tagen in Ober st eiermark stattge
fundenen, durch die Unbilden der Witte
rung leider sehr beeinträchtigten Hochwild
jagd war unter anderen Jagdgästen auch
der Prinz von Orleans anwesend, der
in fremden Zonen schon unterschiedliches
Wild sogar Elephanten, erlegt aber noch
nie Gelegenheit gehabt hatte, in den Alpen
einen Hirsch zu erlegen. Natürlich wendete
sich das allgemeine Interesse dem fremden
Jagdgast zu, und die Worte „Prinz" . .
„Prinz von Orleans" gingen von Mund
zu Mund. Nach einigem Zögern wendete
sich ein obersteierischer Jager, mit der
bekannten gemüthlichen Zutraulichkeit auf
den fremden Jagdgast zutretend, mit der
Frage an ihn:
„Nix für ungut, Euer Gnaden! San Sö
vielleicht a Sohn von der Jungfrau
von Orleans?"
Frankreich.
Ein schreckliches Unglück ereignete sich
am Montag in Russey bei Montbeliard
(Doubs). Durch diesen Ort führt eine
Telephonleilung, deren Stangen sowohl
die gewöhnlichen Drähte als auch einen
stärkeren tragen, welche die elektrische
Kraft von dem Elektricitätswerke in La
Goule nach Russey zur Beleuchtung der
Straßen überführt. Ein Arbeiter war
nun auf einer der Stangen mit Repa
raturen beschäftigt. Wie gewöhnlich, hatte
er die Füße zusamnengebunden und einen
Riemen um den Leib, um die Hände frei
zu haben. Man hatte ihn benachrichtigt,
daß er nicht über drei Uhr Nachmittags
arbeiten dürfe, weil dann der elektrische
Strom wieder zirkulire. Aber der Mann
hatte das über seiner Arbeit vergessen,
und als er den Beleuchtungsdraht berührte,
erhielt er einen Schlag, der ihn auf der
Stelle lödtete. Gleichzeitig fingen seine
Kleider und schließlich die Stange an zu
brennen und man mußte die Feuerwehr
holen, um diesem gräßlichen Schauspiel
ein Ende zu machen: Der Arbeiter ist
ein Schweizer, verheirathet und Vater von
vier Kindern.
Italien.
Die Polizei in Neapel ist einer weit
verzweigten und gut organisirtenDiebes >
bände auf die Spur gekommen, die seit
geraumer Zeit in Neapel und den um
liegenden Städten mit größtem Erfolg
gearbeitet haben muß. Es gelang bis
jetzt, vier Mitglieder der Bande fest
zunehmen. Die Haussuchung bei einem
der Verhafteten, dem Maler Vincenzo
Palmarello, führte u. a. zur Entdeckung
zahlreicher revolutionärer Schriften, aus
denen erhellt, daß sich die Diebesbande
außer mit Wegelagereien und Einbruchs
diebstählen auch mit Politik befaßte. Die
Gauner hatten die Gründung einer
neapolitanischen Republik im Sinne und
für diesen Zukunfsstaat bereits eine Ver
fassung entworfen. Die Republik sollte
autokratisch durch einen vom Volke er
wählten Präsidenten regiert werden. Das
Parlament wird abgeschafft. Ab
geschafft werden auch die Gefängnisse
und Zuchthäuser und nur Mord und
Straßenraub, aber gleich mit dem Tode,
bestraft. Diebstahl wird nicht bestraft,
wohl aber wird der Dieb, wenn man
seiner habhast wird, gezwungen, das ge
stohlene Gut wieder herauszugeben. Thut
er das nicht, so wird er geprügelt.
Diesem Verfassungsentwurf haben, nach
aufgefundenen Briefen zu schließen, zwei
neapolitanische Abgeordnete ihre Zustim
mung gegeben, offenbar aus keinem anderen
Grunde, als um sich die Stimmen der
politisch einflußreichen Diebe für die
Parlamentswahlen zu sichern.
Inland.
i.
— Ueber Verhältnisse in
autschau erfährt der „Hamb,
wenig Günstiges: Das Klima ist an
genehm und gesund, mit Ausnahme der
Regenzeit (Juli-August), und diese haben
wir jetzt gerade hinter uns. jFieber»
krankheiten grassirten während dieser Zeit
stark, in erster Linie Typhus, Ru hr,
Malaria und Herzkrankheiten.
Von dreihundert Mann an Land befind
lichen Truppen waren durchschnittlich 50
bis 60 krank und in den letzten Wochen
sind 8 Mann gestorben, auch liegen noch
viele schwerkrank darnieder. Um
diese schlimme Zeit möglichst ohne Nach
theil zu überstehen, werden die Wirth-
schäften stark frequentirt und wird stark
gekneipt, sagen doch selbst vielfach die
Aerzte, das beste Mittel, einer klimatischen
Krankheit vorzubeugen, bestehe in reich
lichem Genuß von Spirituosen. Recht
zweiselhaster Natur sind hier noch zahl
reiche Elemente der Bevölkerung. Zur
Zeit spielen hier in erster Linie weg
gelaufene Matrosen undBankrot-
teure aus Europa eine recht große
Rolle. Diese Mittheilungen decken sich
mit Meldungen der „Nachrichten aus
Kiautschau", die von verschiedenen schweren
Einbrüchen aus der letzten Zeit zu er
zählen wissen.
— „Harmlose" Spiele auf der
Eisenbahn. Wie der „Frkf. Ztg." von
einem Herrn, der am 1. Oktober Morgens
8,55 mit dem O-Zuge von Berlin nach
Hannover fuhr, mitgetheilt wird, hatten sich
im Rauchsalon und in einem anderen Kupee
2. Klasse drei Spielparthien eta-
blirt, die zu hohen Sätzen Hazard
spielten. Ganze Haufen Geldstücke
und große Packete 100-Markscheine flogen
über die Tische, ein widerlicher Anblick, der
die höchste Entrüstung der Mitreisenden her
vorrief; leider beklagte sich niemand beim
Zugführer. — Daß dem Glücksspiel wäh
rend der Eiscnbahnfahrt von Angehörigen
der „oberen Zehntausend" leider häufig ge-
fröhnt wird, trotzdem es, irren wir nicht,
nach dem Reglement verboten
i st, dürste ja bekannt sein. Interessant ist
aber an diesem Falle, daß der Vorgang ge
rade am Tage vor Beginn des „Harmlo-
sen"-Prozesses stattfand.
Berlin, 16. Okr. Ein Scifenhändler
hatte „b e st e Terpeutinseise" zu auffallend
billigem Preise öffentlich angeboten, ob
wohl die von ihm geführte Terpentinseise
einen Zusatz von Kartoffelmehl
enthielt. Der Mann mit der besten
Terpentinseife ist deshalb aus Grund der
§§ 1. 4 des Reichs-Ges. vom 27. Mai
1896 zur Bekämpfung des unlauteren
Wettbewerbes verurtheilt.
— Ella Goltz hat Glück mit ihren
durch den Fiskus beschlagnahmten Papieren.
Diese find seit der Beschlagnahme ganz
erheblich im Kurse gestiegen. Im übrigen
scheint sich das Zünglein der Waage zu
ihren Gunsten zu neigen; sie hat Aussicht,
den Prozeß zu gewinnen. Ein ein-
wandsfreier Zeuge hat im letzten Termin
beschworen, daß Grünenthal ihr die in
Rede stehenden Effekten lange vor seiner
Verhaftung ausdrücklich geschenkt hat.
Berlin, 17. Oct. Von Seiten der Thier-
schntzvereine sowohl als auch der land-
V W, Groeper, ş
à Neuestratze 9/3«, à
Dampf-Färberei u. chem. Reinigungsanstalt, ?
ş Krumpf- und Decatiranstalt. ş
Das Brennmaterialien-Geschiift
en gros & en detail
>» Joh. Traulsen
Grafenstratze 9 Grafenstratze 9
empfiehlt sich mit
Prima Stück-Kohle«,
Nußkohlen, dreimal gesiebt,
Anthracitkohlc«,
Westfälischen Coaks,
aus den Zechen: Königsborn, Monopol, Gelsenkirchen, Chamrock III/IV, Hansa,
Hibernia; sowie Buchen-, Fichten-, Birken- und Crlenholz in Metern und
auch zerkleinert; sowie trockenen Backtorf und losen Torf zum Anheizen
und prima Holzkohlen zu Tagespreisen.
IC aiseröl!
Anerkannt bester und sicherster Brennstoff für Petroleumlampen u. Kochmaschinen.
Wellt explodirendes Petroleum!
Es wird das Kaiseröl aus diesem Grunde auch von mehreren Polizei
verwaltungen als gefahrlos öffentlich empfohlen und von vielen ersten Versicherungs
gesellschaften als Beleuchtungsmaterial bei gewerblichen Betrieben
ausdrücklich vorgeschrieben. — Echt zu beziehen durch:
Wilh. Büll,
Petroleum- und Seifenlager in liüdelsdorf,
Prospekte werden auf Wunsch zugesandt!
inte State Mt sich fclijt!
Daö alte bewährte
Augeler oder Salrirper
Viehivaschprüvrr
d» Ueuwerker Apotheke
von
Apotheker Franz Uacliield,
Rendsburg,
ist vor Nachahmungen gesetzlich geschützt
durch Nr. 26 897 D. R. G. M.
Fabricirt seit 1836.
Bei treuer Anwendung unfehlbar und
von lauge anhaltender Wirkung, tödtet
eS alles Ungeziefer sammt Brut.
Zu haben in allen Apotheken. -15U0
I
Kickn.
Für besten
Erfolg wird
garantirt.
Dieselben wer
den von allen
Autoritäten
auf's Beste empfohlen und zeichnen sich besonders
dadurch aus, daß sie gänzlich unverschiebbar sind.
Zu haben bei
H. Baurath, Chirurgischer Bandagist.
Nienstadtstraße 230.
luswahl, billige Preise, empfiehlt
Chr. Hardt, Tapezier.
Die Hoffnung
lange zu leben, findet man bei den meisten Menschen, nicht aber
das Bestreben, ihrer Gesundheit zu dienen!
So sröhnen Biele dem Genuß des Bohnenkaffees, obgleich
sie wohl wissen, daß er ihrem Körper schadet. — Deshalb sollte
Jeder, der zu seinem körperlichen Wohlbefinden beitragen will,
nur Kathreiner's Kneipp-Malzkaffee verwenden, der mit Geschmack
und Geruch des Bohnenkaffees versehen, als dessen bester und
gesündester Ersatz, schon in weitesten Kreisen in Gebrauch ist.
P I
i 8