Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

Rechtsanwalt Hölck begründete vor Gericht 
dieses Verlangen des Küsters, während 
Rechtsanwalt Morris im Namen der 
Sargtischler die Abweisung des Klägers 
beantragte, da diesem gar kein rechtliches 
Moment zur Seite stehe, das ihn als legi 
timirt erscheinen lasse, ein solches Ver- 
langen zu stellen. Das Gericht war der 
selben Ansicht und wies den Kläger ab 
Dieser hat nun aber die drei Sargtischler 
aus Grund des Inhalts der Plakate wegen 
Beleidigung verklagt und so wird 
sich das Schöffengericht mit diesem sehr 
wenig lustigen Krieg zu beschäftigen haben 
Ein Verein für Kinderaustausch 
hat sich in Berlin unter dem Vorsitz des 
Verlagsbuchhändlers Hemfler, Berlin 
N. 0. 55, gebildet. Der Verein geht von 
folgenden Voraussetzungen aus: Es giebt 
bürgerliche Familien in der Großstadt 
die gern etwas für das Wohl ihres 
theuersten Gutes, der Kinder, thun möchten 
welche, wenn auch in guten Verhältnissen 
lebend, die Kosten eines mehrwöchigen 
Landaufenthalts für die erwachsenen Be- 
gleiter nnr schwer aufbringen können 
Andererseits giebt es in der Provinz 
zahlreiche Familien, die ihren Kindern 
gern einmal in den Ferien oder zu anderer 
Zeit die Schönheiten der Großstadt zeigen 
möchten, und zwar Alles das, was dem 
Auge des Landbewohners und Kleinstädters 
meist verschlossen ist, ihm jedoch Anregun 
gen für sein ganzes Leben geben kann 
Aber diese Familien, selbst wenn sie die 
Kosten bestreiten können, haben keine 
Bekannten in den großen Städten und 
wissen nicht, wo die Kinder in der Groß 
stabt sicher beherbergt, von wem sie gut 
geführt werden könnte. Großstädtischen 
Familien soll die Möglichkeit gegeben 
werden, ihre Kinder als Gäste aufs Land 
an die See oder ins Gebirge zu schicken, 
während die Kinder der Landleute und 
Kleinstädter für dieselbe Zeit in die betr 
Familie der Großstadt kommen. Natürlich 
werden es die Kinder an beiden Stellen 
sehr gut haben, denn jede Familie wird 
ihre kleinen Gäste so behandeln, wie sie 
ihre Lieblinge von den kommunzirenden 
Gastfreunden behandelt zu sehen wünscht (?) 
Die öffentliche Kundgebung für Herrn 
Landrath z. D. W i n ck l e r in Zeitz hat 
nicht stattgefunden. Sie ist zwar geplant 
gewesen, aber auf seinen persönlichen 
Wunsch unterblieben. 
Karlsruhe, 15. Sept. Eine Skaw 
dal- und D u e l l g e s ch i ch t e in den hü 
Heren Gesellschaftskreisen macht mit Recht 
viel von sich reden. Oberhofjägermeister 
Freiherr Schilling von Canstatt ist plötz 
lich aus dem Dienst entfernt worden und 
hat die badische Residenz verlassen. Der 
Ehrenmann, v e r h e i r a t h e t und in rei 
ferem Alter, hat mit der Tochter einer Of- 
fizierswittwe in Karlsruhe ein Verhältniß 
angeknüpft und das 17jährige Mädchen ver 
führt. Der Bruder, Offizier in einem ba 
dischen Regiment erhielt durch Zufall 
Kenntniß von der ehrlosen Handlungsweise 
Schillings und glaubte nun seine Schwester 
nur dadurch rächen zu können, daß er den 
Freiherrn zum Duell forderte. Dieser 
aber, der als ausgezeichneter Schütze be 
kannt ist, z e r s ch m e t t e r t e dem jungen 
Manne, der die Beschimpfung seines Hau 
ses blutig sühnen wollte, obendrein noch 
zwei Finger der rechten Hand. 
Düffeldorf, 12. Sept. Ein hiesiger 
Gerichtsvollzieher hatte eine 
Anzahl gepfändeter Plock-undMett- 
Würste zu öffentlicher Versteigerung 
gebracht, die total faul und der 
menschlichen Gesundheit im höchsten 
Grade nachtheilig waren. Die Straf 
kammer setzte gegen den pflichtwidrigen 
Beamten wegen Vergehens gegen das 
Nahrungsmittelgesetz eine Geldstrafe von 
150 Mk. fest. 
Mainz, 14. Sept. Eine Weinfäl 
sch e r e i im großen Stil kam am Freitag in 
der Berufungsinstanz vor der Strafkammer 
zur Verhandlung. Der Weinhändler Krä 
mer aus St. Johann, ein gelernter Küfer, 
verkaufte im Dezember v. I. an den Wein 
händler Janson in Kreuznach 70 Stück ana 
lysenfesten „Wein" zu 240 Mk. für das 
Stück. Der Käufer bemerkte aber nach Be 
zug von 35 Stück, daß der „Wein" die 
Analyse nicht mehr hielt, und machte Krä 
mer Vorstellungen. Der versprach, durch 
Einguß von Naturwein den verkauften 
„Wein" wieder „analysenfest" zu machen. 
Inzwischen war aber die Staatsanwaltschaft 
auf die Massenfabrikation Krämers auf 
merksam gemacht worden. Die Untersuchun 
gen ergaben, daß K. die 70 Stück „Wein" 
aus 121/2 Stück Wein und 11?? Stück 
Trestern hergestellt hatte. Zur „Streckung" 
dieser Brühe hatte er Zucker, Rosinen und 
hauptsächlich Wasser verwandt, das er di 
rekt von der Wasserleitung in die Fässer 
laufen ließ. Um dem „Wein" die nöthige 
Säure zu geben, setzte er Weinsteinsäure zu. 
Das Schöffengericht Wöllstein verurtheilt 
ihn am 30. Mai zu 1000 Mark Geldstrafe, 
wogegen er Berufung einlegte. Das Er 
gebniß war Abweisung der Berufung1; zu 
gleich wurde durch ein neues Erkenntniß die 
Beschlagnahme der noch in seinen Kellern 
lagernden „Weine" ausgesprochen. 
Metz, 15. Sept. Die „Köln. Volksztg." 
meldet: Bischof Fleck wurde heute 
Vormittag mit den Sterbesakramenten 
versehen. 
1e. Magdeburg, 15. Sept. Ein seltener 
Münzen- und Skelettfund ist beim Bau 
des Steindammcanals in der Nähe der 
Leipzigerstraße gemacht worden. Arbeiter 
stießen in einer Tiefe von I V2 Meter au 
das Skelett eines sitzende 
Knaben und dicht dabei fand man 
fünf römische Münzen, die den Namen 
Antoninus tragen. Wahrscheinlich stammen 
die Münzen, die noch gut erhalten waren 
aus der Zeit des römischen Kaisers An 
toninus Pius (138—161 n. Chr.) 
Auf einen Personenzug wurde bei der 
Station Dissen, auf der Strecke Bielefeld 
Osnabrück, ein Attentat versucht, in 
dem Steine, sowie Holz auf die Schienen 
gelegt wurden. Es gelang, den Zug noch 
im letzten Augenblick zum Stehen zu brin 
gen und ein Unglück zu verhüten. 
Ic. Oldenburg, 14. Sept. Zeitlebens an 
den Oldenburger Viehmarkt denken wird 
ein Landmann aus der Nachbarortschaft 
Edewecht. Er vermißte nach dem Vieh 
markt seine Brieftasche mit 300 Mark 
Inhalt. Ueberall, wo er eingekehrt war 
ragte er nach dem Verbleib der Brief 
tasche, aber immer vergebens. Schon 
wollte er völlig mißmuthig den Rückweg 
nach den heimischen Penaten antreten, da 
trat ihm seine Frau mit der verlorenen 
Brieftasche entgegen und sprach, indem sie 
hrem Ehegemahl eine klatschende Ohrfeige 
versetzte, die drastischen Worte: „Sön 
Offen, wie Du büst, brukt se hier nich 
uppen Ossenmarkt. Du kümmst nich mehr 
mit na Oldenborg!" — Tableau. 
Hamburg, 13. Sept. Auf dem anti 
emitischen Parteitage sollte der 
Antrag gestellt werden, das alte 
Testament ganz aus dem Schul 
unterricht zu entfernen. Es giebt nichts 
Dummes, was nicht sofort Anklang findet. 
Im letzten Augenblicke wurde aber der 
Antrag zurückgezogen. Ueber den Glaubens 
Helden Abraham wurde unfläthig mit 
gröblichen Schimpfworten hergezogen. 
Dagegen wollte man den „Wodans 
u l t u s " , also den altheidnischen 
Götzendienst, wieder einführen! Diese 
modernen Wodanspriester haben sich lun 
terblich blamirt, aber was that's? So 
etwas findet gerade bei einer gewissen 
Sorte von Leuten Anklang, die sich zwar 
Christen nennen, aber von dem Geiste 
des Christenthums keine blaffe Ahnung 
haben. 
Io. Hamburg, 15. Sept. Bedeutende 
rundstü cksverkäuse sind in letzter 
Zeit in Eimsbüttel abgeschlossen worden, 
andere stehen in nächster Zeit bevor. 
Außer dem Landt'schen Grundstück zwischen 
Eppendorferweg und Schulweg, mit dessen 
Bebauung man bereits begonnen hat, 
owie dem Spielmann'schen Terrain in 
>er Parkallee ist kürzlich ein altes Wirth 
chafts - Grundstück am Schulterblatt für 
120000 Mk. verkauft worden und soll 
dem Vernehmen nach zu Läden und Woh 
nungen umgebaut werden. Ferner werden 
die umfangreichen Fehland'schen Länderei 
en zwischen Eppendorferweg und Gärtner- 
traße von den Testamentsvollstreckern zum 
Verkauf ausgeboten. Gleichzeitig sollen 
weitere Theile des Eimsbütteler Park- 
gebietes sowie die großen Wiesen am Pin 
nebergerweg zu Bauzwecken verkauft wer 
den. Durch den fortgesetzten Verkauf von 
Privatgrundstücken in Eimsbüttel steigen 
natürlich die zwischen Eimsbüttel und dem 
Grindelgebiet belegenen Staatsplätze immer 
mehr im Werthe. — Der Häuserkomplex 
des Bau- und Sparvereins am Stellinger- 
weg in Eimsbüttel ist jetzt nahezu in allen 
Theilen vollendet. Die Wohnungen, etwa 
100 an der Zahl, werden schon jetzt, 
namentlich in den Abendstunden, von Re 
lektanten vielfach in Augenschein genom 
men und voraussichtlich zum 1. Novem 
ber d. I. zum größten Theile vermiethet sein. 
Provinzielles. 
Dem Rektor Duncker in Altona wurde 
anläßlich seines 50 jährigen Dienst-Jubi- 
läums der Kronenorden 4. Klasse ver 
liehen. 
Zigarrenabschnitte und Staniolkapseln, 
welche in unserm Deutschen Reiche für 
dre Witwen und Waisen des Deutschen 
Krieger-Berbandes gesammelt wurden, er 
gaben eine Summe von 82000 Mk. 
Zu dieser Totalsumme hat allein der 
Bezirks-Verein Altona 22000 Mk. auf 
gebracht. Bis dato besitzt der Deutsche 
Krieger-Berband im Reiche 3 Waisenhäuser 
(das dritte ist der Vollendung nahe) und 
wenn man bedenkt, daß diese segenbrin. 
genden Institute eigentlich im großen und 
ganzen nur durch die Erträge derartiger 
Abfälle entstanden sind, so zwingt uns die 
Thatsache ein berechtigtes Staunen ab. 
le. Man schreibt uns aus Bahreufeld: 
Mit dem Bau des neuen Bekleidungs 
amtes, das auf einem Theile des Park-! 
grundstückes des Herrn Gayen gegenüber 
der Artillerie-Kaserne erbaut werden soll, 
wird noch im Herbst dieses Jahres der 
Anfang gemacht werden. Der Bau- eines 
neuen Geschütz- bezw. Wagenschuppens 
hinter dem Artilleriekasernement schreitet 
bereits rüstig fort, sodaß derselbe noch in 
diesem Jahre in Betrieb genommen 
werden kann. Zum Zahlmeister bei der 
neu zu formirenden zweiten Abtheilung 
des Feldartillerie-Regiments Nr. 45 hier- 
selbst ist der Zahlmeister Elster von der 
dritten Abtheilung des Schleswig'schen 
Feldartillerie-Regiments Nr. 9 ernannt 
worden. 
Das sogenannte „Schloß Düneck", zwi 
schen Uetersen und Mooregge gelegen 
das früher im Besitz des Herrn Lienau 
war und uach dem Tode desselben von 
Kapitän Baas für 45000 Mk. angekauft 
und in eine Kneip'sche Kuranstalt umge 
wandelt wurde, ist vor Kurzem von einem 
Arzte gepachtet worden zur Gründung 
einer Nervenheilanstalt. 
Zu der Aufnahmeprüfung an der Prä 
paranden-Anstalt in Barmstedt, welche 
am 19. ds. Mts. stattfindet, haben sich 
58 Zöglinge gemeldet. Aufgenommen 
werden höchstens 30. 
Eine aufregende Szene spielte 
sich am Strande im Badeorte Dahme 
ab. Ein junger Student der Theologie 
hatte sich zu weit in die See hinaus 
gewagt und sank bereits unter. Ein 
Badegast eilte dem Unglücklichen zu 
Hülfe, konnte ihn aber kaum über Wasser 
halten und mußte selbst den Strand auf 
suchen, um nicht mit unterzugehen. Ein 
anderer Badegast, Mitglied der Ham 
burger Bürgerschaft, stürzte sich halb an 
gekleidet ins Wasser und ihm gelang es, 
den Untersinkenden ans Land zu bringen, 
wo ein Arzt Wiederbelebungsversuche an- 
tellte. Die Mutter des Verunglückten, 
der an Epilepsie leiden soll, war am 
Strande in Ohnmacht gefallen. Sind am 
Strande keine Rettungsvorrichtungen 
(Seile rc.) vorhanden? 
Die Einweihung des Dusenddüwcls 
Warfdenkmals zur Erinnerung an die 
Schlacht bei Hemmingstedt ist für den 17. 
Februar 1900, den vierhundertjährigen 
Gedenktag der Schlacht, in Aussicht ge- 
nommen. Für den Sommer nächsten 
Jahres ist daselbst ein großes dithmar- 
cher Volksfest geplant. 
Die Firma Pollenz in Köln hat jetzt 
auf die Begleichung der Kostenrechnung 
von 5000 Mk. für die Vorarbeiten zur 
Errichtung einer elektrischen Centrale in 
Lunden verzichtet. Die Ortsvertretung 
Ijatte die Begleichung verweigert, da der 
Vertreter versprach, die Arbeiten kostenlos 
auszuführen. 
Herrn Otto Bünz in Marne ist von 
dem z. Z. in Deutschland weilenden Bür 
germeister von Dar-es-Salaam (Deutsch- 
Ostasrika). Soliman ben Nassrderschmeichel 
hafte Auftrag geworden, ihn auf seinen 
Reisen durch Frankreich, Holland, Belgien 
unv England, die in nächster Zeit an 
getreten werden, als Dolmetscher zu be- 
gleiten. 
Die streikenden Gerber in Wilster wollten 
mit den Gerbereibesitzer verhandeln, er 
hielten aber die Antwort, daß man unter 
keinen Umständen nachgeben werde. 
Me Stadt Neumünster hat uach 
dem „Holst. Conner" einen höchst merk- 
würdigen Prozeß aufzuweifen. Es hat näm 
lich die Gemeinde Tungendorf, in deren 
Gebiet zahlreiche in Neumünster thätige 
Arbeiter ihren Wohnsitz haben, auf Grund 
des neuen Gemeindesteuer-Gesetzes Von der 
Stadt Neumünster einen Zuschuß zu 
den Armen- und Schullasten ge 
ordert. Die städtischen Collegien hat 
ten dies Ersuchen seiner Zeit abgelehnt und 
nunmehr hat die Gemeinde Tungendorf ge 
gen die Stadt Neumünster im Wege des 
Verwaltungsstreitverfahrens die Klage auf 
Zahlung eines Zuschusses eingeleitet. Das 
Richtigste wäre wohl, wenn man die Tuu- 
gendorfer Arbeiterkolonien dem Stadtge 
biete von Neumünster einverleiben wollte. 
Dieser Vorschlag hat aber wieder nicht die 
Zustimmung der Gemeinde Tungendorf ge 
funden, somit wird der Prozeß nun wohl 
'einen Gang gehen. 
In Sommerfeld wurde der 31 Jahre 
alte Einwohner Wintzeck auf dem Heim 
weg von einem Tanzvergnügen von vier 
jungen Burschen überfallen und auf 
rauenhafte Weise ermordet 
s liegt ein Racheakt vor. Die Thäter 
ind verhaftet. 
Glücksburg, 15. Sept. (F. N.) Ge 
iern Mend wurde hier, wie schon kurz be 
richtet, der Bankbeamte Adolf T ä u b e r t 
auf drahtliche Requisition der Hamburger 
Polizeibehörde durch den hiesigen Polizei 
diener As müssen verhaftet und im hie- 
'igen Polizeigefängniß internirt, bis er 
heute Vormittag an den schon avisirten 
Hamburger Kriminalkommissar ausgelie- 
'ert werden konnte. Täubert hat im Verein 
mit einem Bankbeamten die Commerz- und 
Diskontobank, bei der beide angestellt wa 
ren, durch Unterschleife während der letzten 
10 Jahre um die Summe von ca. 
—400 000 Mk. betrogen. Me betrügeri- 
chen Manipulationen, welche die beiden Be 
trüger aufwandten, um ihre Untreue zu ver 
decken, waren derart fein eingerichtet, daß 
unter gewöhnlichen Verhältnissen die Sache 
niemals aufgedeckt worden wäre. Dieses 
Bewußtsein wird ja jedenfalls die beiden 
Männer sicher gemacht haben, so daß, 
während Täubner sich mit seiner Familie 
(Frau und zwei Kinder) hier im Bade auf 
hielt, durch einen geringfügigen Zufall der 
ganze Betrug an's Tageslicht kam. Als der 
Komplice, der im Geschäft geblieben war, 
sich entdeckt sah, durchschnitt er sich 
Pulsadern, so daß er schon in der vergan 
genen Nacht an der Verblutung starb. Es 
galt jetzt, den Täubert festzunehmen, be 
vor er von diesen Vorkommnissen etwas 
erfahren konnte, welche Aufgabe unser Po 
lizeidiener Asmussen mit großer Umsicht 
löste. Ms heute früh der Kriminalkom 
missar hier eintraf, konnte derselbe sofort ein 
Verhör anstellen, und gelang es, dem Täu 
bert ein umfassendes Geständniß zu ent 
locken. Eine Haussuchung bei der Frau des 
Verhafteten verlief resultatlos, so daß der 
Kommissar schon mit dem Mittagszuge den 
Verhafteten uach Hamburg überbringen 
konnte. 
Kreis Steinburg, 13. Sept. (F. N 
Während Heide mit Neumünster durch die 
Westbahn verbunden ist, fehlt es an einer 
diese Bahn kreuzenden Schienenverbindung 
Jtzehoe-Hohenwestedt-Rendsburg. Letztge 
nannte beiden Orte werden durch eine 
Kleinbahn miteinander verbunden werden 
Eine Fortsetzung von Hohenwestedt nach 
Itzehoe wird dadurch erschwert, daß der 
Minister dieser Bahn nicht den durch 
gehenden Frachtverkehr gestatten will 
Man ist nun in den interessirten Gemein 
den auf den Gedanken gekommen, von 
Itzehoe aus nicht auf Hohenwestedt 
andern auf H a n e r a u zu bauen, indem 
man annimmt, daß der Minister hiergegen 
nichts einzuwenden haben wird. Es 
wird sich dann in erster Linie um die 
Beschaffung der Baukapitalien handeln. 
Der Flecken Bredstedt hat beschlossen 
mit der Kölner Haftpflicht-Versicherungs 
gesellschaft eine Haftpflichtversicherung im 
Höchstbetrage von 50000 Mk. abzuschließen 
Das Dienstmädchen des Landmannes 
Cl. Dircks in Norderstapel wurde, der 
vorsätzlichen Brandstiftung verdächtig, ver 
haftet. 
Die Ausweisungen eines dänischen 
Unterthanen ist (so meldet die „Kiel. 
Ztg.) jetzt auch pus Kiel zu verzeichnen 
Dem in der hiesigen Eisenwaarenhandlung 
von Johannsen u. Schmielau beschäftigten 
Mayntzhausen wurde am Montag der Be- 
ehl ertheilt, binnen vierzehn Tagen das 
preußische Staatsgebiet zu verlassen. Alle 
Reklamationen blieben ohne Erfolg und so 
hat Mayntzhausen das Land bereits ver 
lassen. M. ist zu Hadersleben geboren, ist 
àr bereits vor seinem 18. Lebensjahre 
nach Dänemark ausgewandert und dänischer 
Unterthan. 
GD Schleswig, 15. Sept. In letzter 
Nacht wurde hier ein Dienstmädchen, 
welches barfuß umherirrte und nur mit 
nothdürftigen Kleidungsstücken angethan 
war, aufgegriffen. Nach Befragen, wo 
sie her komme, gab sie an, sie sei die 
Tochter eines Zimmermannes aus Rends 
burg, heiße Sickelka und sei ihrem Eltern 
Hause entlaufen. Da das Mädchen an 
scheinend geisteskrank ist, wurde es einst 
weilen in Obdacht genommen, um nach 
näherer Feststellung ihrer Herkunft ihren 
Eltern wieder zugeführt zu werden. 
CgD Nortorf, 16. Sept. Mit Eröff 
nung der Hasenjagd fällt für den 
Jäger allemal die letzte Schranke in der 
Schonzeit des jagdbaren Wildes, 
giebt in diesem Jahre reichlich Hasen und 
nicht bestätigt hat sich die Befürchtung, 
daß in Folge der rauhen Witterung des 
Frühjahres der erste Satz eingegangen sei, 
denn man trifft unter den Junghasen 
schon Prächtig entwickelte Exemplare. Auch 
die Rebhühnerjagd ist immer noch er 
giebig. Dagegen ist die Entenjagd in den 
verschiedenen Distrikten ungleich ausge 
fallen; nennenswerthe Resultate hat man 
auf derselben nur in dem seeenreichen öst 
lichen Theile unseres Kreises erzielt. Im 
Ganzen aber ist der Jäger mit dem Stand 
des Wildes sehr zufrieden und gilt daher 
die diesjährige Jagd überall als recht gut. 
SV Von der Eider, 14. Septbr. Die 
Ausstellung von Obst, Gemüse, Ziegen, 
Bienen und Schweinen vom 16.-18. d. M 
in Achterwchr wird großartig. Es sind 
über 200 Schweine angemeldet aus allen 
Theilen Deutschlands. Die Ausstellung 
wird am 16., Nachmittags 3 Uhr, eröff 
net. Sonntag ist dieselbe von Morgens 8 
bis Abends 8 Uhr geöffnet. Der Montag 
ist für die Schulen bestimmt und wird die 
Ausstellung um 4 Uhr geschloffen. Die 
Prämiirung und Verloosung findet am 
Sonnabend statt. Am Sonntag ist Fest 
essen und Ball. Tageskarten kosten 50 Pf., 
Dauerkarten 1 Mk. 
=4= Duvenstedt, 15. Sept. Durch 
Schaden wird man klug. Dies 
mußte ein hiesiger Gast- und Landwirth 
erfahren. Als gestern Nachmittag ein 
ihm unbekannter Mann zu ihm kam, der 
gesprächsweise nach den derzeitigen Preisen 
von Schafen fragte und der Gastwirth 
ihm diese auch selbstverständlich mittheilte, 
fragte der Fremde den Gastwirth, ob er 
ihm eins seiner Schafe, die auf einer 
naheliegenden Koppel weideten, abkaufen 
wollte, worauf der Gastwirth, nachdem 
sich Beide um den Kaufpreis geeinigt 
hatten, auch einging und dem Fremden 
die Summe für das Sckaf gleich bezahlte. 
Während nun der Käufer mit seinem Ge. 
pann das Schaf von der Weide holen 
wollte, entfernte der Fremde sich heimlich 
und gelang es ihm auch leider, zu ent 
kommen. Der Gastwirth nahm alsbald 
wahr, daß er einem Schwindler in die 
Hände gefallen war, da auf der von dem 
Fremden angegebenen Koppel ^überhaupt 
keine Schafe weidete. 
Ol/) Jeveustedt, 16. Sept. Das Ge 
wese des Landmannes Jürgen Thun in 
D a m m st e d t ist in voriger Nacht ein 
Raub der Flammen geworden. 
Zwischen 10 und 11 Uhr gestern Abend 
war es, als der Feuerlärm hier erscholl. 
Als man an der Brandstätte anlangte, 
war von den drei Gebäuden — Wohn 
haus, Abnahmehaus und Stall — bereits 
nichts mehr zu retten. Wie erzählt 
wurde, hat das Wohnhaus zuerst ge 
brannt und haben die Bewohner, die im 
ersten Schlaf lagen, zunächst kaum etwas 
weiter retten können als das nackte 
Leben. Doch ist es gelungen, den 
sämmtlichen Viehbestand bis auf einige 
Kälber, die in den Flammen umkamen, 
noch in Sicherheit zu bringen. Auch 
wurden von den Feuerwehrleuten noch 
die meisten der Mobilien hinausgeschafft. 
Dagegen ist der sämmtliche Erntevorrath 
mit einem Schlage vernichtet worden. 
Die auf der andern Seite der Chaussee 
liegenden Gebäude der Dammstedter Gast 
wirthschaft hatten bei der fast voll- 
kommenen Windstille keine Gefahr. Es 
konnten daher die vielen Hülfskräfte, 
welche später sich einstellten, keine Ver- 
Wendung mehr finden. Die Entstehungs- 
Ursache des Feuers ist bis dahin noch 
nicht aufgeklärt. 
Rendsburg, 16. Sept. Ein Un- 
glückssall ereignete sich in Wentorf bei 
Sehestedt. Ein Pferd des Landmannes 
Kühl ging mit einem Wagen mit einer 
Jauchetonne durch. Das Thier rannte 
auf den Hof, woselbst ein Kind des Kühl 
pielte. Die Dienstmagd sprang hinzu, 
um das Kind vor dem heranbrausenden 
Gefährt zu retten. Dabei kam jedoch auch 
ie unter die Räder und erlitt Verletzun 
zen. Dem Kinde sind die Räder über 
das Kreuz gegangen. Wie weittragender 
Art die Verletzungen sind, erfuhren wir 
noch nicht. 
X Rendsburg, 16. Sept. Am Diens 
tag Abend um 8 Uhr wird der Recitator 
Herr Ludwig Hachmann im Apollosaal 
einen Recitationsabend abhalten. Herrn 
Hachmann geht der Ruf eines ausgezeich 
neten Recitators voraus und stehen ihm 
zahlreiche und gute Empfehlungen zur 
Seite. Wir wünschen demselben auch einen 
entsprechenden Erfolg. 
?? Rendsburg, 16. Sept. Die Rends- 
burger Bicycle-Club von 1894, hat an 
den hiesigen Magistrat ein Gesuch gerichtet, 
in welchem derselbe um Gewährung einer 
Ehrengabe für den vom genannten^Verein 
am Sonntag den 1. Oktober hier abzu 
haltenden Radfahrer-Blumen-Corso bittet. 
Bekanntlich stiftete die Stadt Rendsburg 
. Z. zu dem Schleswig-Holsteinischen Rad- 
ahrertog Hierselbst ein Ehrengeschenk von 
150 Mark. 
ş- Rendsburg, 16. Sept. Den 
Gauner, der am Donnerstag dieser Woche 
einen Gastwirth in Duvenstedt um ein 
Schaf betrogen hatte, nahm die hiesige 
Polizei Hierselbst gestern Abend fest. 
(Siehe unter Duvenstedt. Red.) 
? ? Rendsburg, 15. Sept. Am Montag 
oder Dienstag nächster Woche werden die 
Jnfaffen des Altstädter und Neuwerker 
Hospital - Gasthauses in ihr neues Heim, 
die ehemalige, nunmehr umgebaute Schloß 
kaserne, übersiedeln. Die Anzahl der so 
wohl nach dem Schloßplatz wie nach dem 
Garten belegenen Zimmer des neuen 
Hospitals beträgt 50 und sind davon 
4 Wohnungen für Verheirathete eingerich- 
tet. Die Stuben selbst sind sehr wohn 
lich gemacht, die Wände mit einer den 
Augen angenehmen Farbe angestrichen und 
jede Stube mit einem eisernen Ofen ver- 
ehen. Die Korridore sind mit Äasbe. 
leuchtung versehen, auch befindet sich auf 
denselben die Wasserleitung. Der Haus 
vater des Altstädter Gasthauses, Hxxx 
Ehlers, übernimmt auch die Oekonomie 
des nunmehr vereinigten Hospitals und 
wird die Wohnung links vom Haupt- 
wrtal beziehen. Die Gartenanlage ist 
durch unseren Stadtgärtner sehr schön in 
Stand gesetzt und dürste dieser beneidens- 
werthe Garten den Insassen eine prächtige 
Augenweide und ein gern besuchtes Er 
holungsplätzchen werden. Der vor dem 
Portal wieder aufgerichtete Gerhardsbrun 
nen hat einen höheren Sockel wie früher 
erhalten, wodurch derselbe mehr ins Auge 
ällt. J"î Ganzen wird der Platz nach 
Fertigstellung der Pflasterung eine neue 
Zierde der Stadt werden. Am Sonn 
abend findet die Uebernahme des Hauses 
citens der Kommission statt und am Mitt 
woch gedenkt man die eigentliche Ein- 
weihungsfeier abzuhalten. So hat denn 
das von dem weiland Senator und Kon- 
ul Th. Holles en der Stadt in s„ 
hochherziger Weise vermachte Kapital eine 
gute und zweckentsprechende Verwendung 
gesunden. — Der Oekonom des Neuwerker 
Gasthauses, Herr Beck, wird die ver- 
lnigte Schuldienerstelle an der Mittel- 
und Tiesbauschule zum 1- Oktober d. I. 
erhalten.
	        
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