Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

nächsten Zeit erfolgen soll, bestehen wird 
Die Haltung der Burghers bestätigt diese 
Vermuthung, und der allgemeine Eindruck 
ist, daß es innerhalb weniger Tage zur 
Explosion kommen muß. Die Spannung 
ist durch die Verhaftung Pakemans noch 
gesteigert. Obwohl der ösientliche Staats- 
anwalt der Boeren, Mr. Krause, leugnet, 
daß weitere Verhaftungen vorgenommen 
sind, wird seinen diesbezüglichen Ver 
sicherungen doch keinen Glauben geschenkt. 
Eben ist ein Zug englischer Frauen und 
Kinder aus Johannisburg angekommen." 
Die deutsche Standard and Diggers News 
meldet aus Johannesburg, daß die Re- 
krutirung eines deutschen Korps rapid 
fortschreitet. Die Anzahl der Freiwilligen 
ist in Johannisburg 1650, in Pretoria 
450. Städte, wie Heidelberg, Krugers- 
dorp, Potchesstrom und Keerksdorp, bilden 
ebensolche Corps. Der Totalbetrag wird 
4000 übersteigen. Meist sind es ausge 
bildete deutsche Soldaten. Die Trans- 
vaal-Regierung genehmigte die Bildung 
der Corps unter dem Kommando des 
Obersten Schiel, welcher seit Jahren 
in Verbindung mit der Transvaal-Armee 
steht. 
Die „Köln. Ztg." meldet aus London: 
Die Vorbereitungen des englischen Kriegs 
ministeriums für den etwaigen Krieg mit 
Transvaal sind beendet. Die Regierung 
stellte für die Auslagen vorläufig fünf 
Millionen Pfund bereit. Einem Londoner 
Abendblatt zufolge hat die Regierungs 
druckerei den Auftrag erhalten, eine Pro 
clamation zur Einberufung der Reservisten 
erster Klasse zu drucken und die erforder- 
lichen Exemplare heute abzuliefern. 
Weiter wird dem „B. L.-A." tele- 
graphirt: Der Standard meldet aus Jo 
hannesburg: Selbst diejenigen Persönlich 
keiten, di: den Boeren ernstlich gerathen 
haben, ein maßvolles Verhalten anzu 
nehmen, haben jetzt angefangen, alle Hoff 
nung aufzugeben, daß die Feindseligkeiten 
noch abgewendet werden könnten. Eine 
dieser Persönlichkeiten hat sich dahin ge 
äußert, Transvaal würde 30 000, der 
Oranje-Freistaat 20 000 Mann ins Feld 
stellen können. Die Morningpost ver 
sichert, die Behörden von Pretoria hätten 
die Absicht, hundert Uitländers zu ver- 
haften, um dieselben als Geiseln zu be 
halten, bis der Krieg mit England, welcher 
als unvermeidlich betrachtet wird, be 
endet ist. 
Der „Boss. Ztg." wird aus London 
telegraphirt: Es wird ernst. Chamberlain 
kehrte gestern Plötzlich von Birmingham 
nach London zurück. Es verlautet, in 
wenigen Tagen werde ein Ministerrath 
stattfinden. Es ist auch von der baldigen 
Einberufung der Reserven die Rede. Wenn 
indeß mehr als 5000 Mann zu den 
Fahnen entboten werden sollten, müßte 
vorher das Parlament einberufen werden. 
Man fürchtet, die Burenregierung ver- 
schleppt die Unterhandlungen, um Zeit 
für die Rüstungen zu gewinnen. 
Bon England aus sind 3 Infanterie- 
brigaden nach dem Cap beordert. 
Die Admiralität hält sieben Transport 
schiffe bereit. 
Der Dreyfus-Prozetz. 
Rennes, 5. September. Die heutige 
Sitzung des Kriegsgerichts begann um 6 
Uhr 35 Minuten und wurde bis um 7 Uhr 
45 Minuten unter Ausschluß der Oeffent- 
lichteit abgehalten. Während derselben hatte 
sich das Publikum in dichten Schaaren vor 
dem Lyceum angesammelt, auch den Zeu 
gen Cernuschi sah man in einer Neben 
straße promeniren. Um 8 Uhr tritt der Ge. 
richtshof ein. Sosort erhebt sich Labori 
und verliest Folgendes: In Anbetracht, daß 
in der gestrigen Sitzung ein von dem Präsi 
denten des Kriegsgerichts auf Grund seiner 
diskorditionären Macht vorgeladener Zeuge 
einer fremden Nationalität hier gehört wor 
den ist und hat aussagen können, daß ein 
Abtheilungschef des auswärtigen Amtes 
einer fremden Macht, sowie ein General- 
stabsosfizier, attachirt einem fremden Sou 
verän, ihm vier Gewährsmänner genannt 
hat, die das Ausland in Paris habe, darun 
ter Treystls, in Anbetracht, daß dieser 
Vorgang die Vertheidigung verpflichtet, 
ihrerseits die Rechte des Angeklagten zu 
wahren, beantragen wir, mff diplomati 
schem Wege bei der interessirten Macht um 
Mittheilung der im Bordereau genannten 
Noten zu ersuchen, deren Bekanntgebung 
die Unschuld des Angeklagten beweisen 
würde, und beantragen, das Kriegsgericht 
möge den Kommissar der Regierung beauf 
tragen, bei der französischen Regierung 
Schritte zu thun, um die Mittheilung der 
Noten der Bordereaus zu erlangen. (Große 
Bewegung.) Ich theile dein Gerichtshof mit, 
offenbar wohl vertraute Straße zu zwingen 
Geradenwegs auf die Barriere, dem Stand 
orte des Wanderers zu, kam das schnaubende 
Roß gestürzt, als ob es den Tod gewaltsam 
aufsuchen wollte, der in seiner schrecklichsten 
Gestalt dicht hinter den schirmenden Holz 
pflöcken, welche dem allzu ungestümen An 
prall des Gefährts wohl kaum Stand halten 
mochten, lauerte. 
(Fortsetzung folgt.) 
daß ich den Regierungskomuiissar ersucht 
habe, den Herrn Oberst von Schwartzkop- 
oen und den General Panizzardi bitten zu 
lassen, ob sie nach Rennes kommen und 
vor dem Kriegsgericht aussagen wollten 
(große, anhaltende Bewegung). Die Ereig 
nisse verpflichten uns in letzter Stunde, uns 
an das Zeugniß ausländischer Persönlich 
keiten zu wenden. Regierungskommissar 
Carriere erklärt, er wisse nicht, ob es mög 
lich sei, das Verlangen der Vertheidigung 
zu erfüllen. Sicher sei, daß es sich um 
einen sehr delikaten Punkt handele. Viel 
leicht könne man die Offiziere um Hergäbe 
von Dokumenten bitten, wenn sie existiren, 
aber er glaube nicht, daß die Regierung das 
könne. Wie weit die Heranziehung der 
Fremden möglich sei, darüber inöge der Ge 
richtshof entscheiden. Der Vertreter des 
Ministers des Aeußeren Palcologue kann 
die Wichtigkeit nicht verstehen, welche die 
Vertheidiger den Noten des Bordereaus bei 
messen. Der von der Vertheidigung bean 
tragte Schritt sei vom diplomatischen 
Standpunkt aus nicht zulässig. Nächster 
Zeuge ist der Redakteur des „Matin", Bas 
set. Er bekundet, Esterhazy habe ihnr in 
London in einer Unterredung gesagt, er sei 
der Autor des Bordereaus und habe das 
Letztere auf Befehl Sandherrs geschrieben, 
der einen faktischen Beweis von der Schuld 
des Dreyfus haben wollte. Labori fragt 
den Zeugen: „Welches war die materielle 
Situation Esterhazys, als der Zeuge ihn 
uh?" Basset: „Beim ersten Mal schien er 
nir reichlich mit Mitteln versehen zu sein, 
Hüter schien er an Geldmangel zu leiden." 
General Roget verlangt das Wort. Er sagt, 
er habe einen Brief von Esterhazy erhal 
ten, dessen Original er am 9. August dem 
Präsidenten Jonaust überreicht habe. Er 
besitze nur noch! die Kopie des Briefes. Aber 
er habe später noch weitere Briefe von 
Esterhazy erhalten, die er ungeöffnet dem 
Präsidenten des Kriegsgerichts gegeben 
habe. Labori bittet um Verlesung der 
Briefe, worauf Präsident Jonaust meint, 
dieselben seien von gar keiner Wichttgkeit. 
Labori bleibt bei seinem Verlangen, wo 
rauf Jonaust erwidert, er werde die Briefe 
zu den Akten geben. Auch Regierungskom- 
missar Carriere erklärt, er habe ebenfalls 
Briefe von Esterhazy erhalten, er habe sie 
aber nicht gelesen. Auf eine Frage Laboris 
erklärt General Roget, nach seiner Ansicht 
ei den Geständnissen Esterhazys kein Werth 
beizumessen. Er hege die Meinung, daß 
Esterhazy ein Strohmann sei. Ueber letz 
tere Aeußerung drückt Labori sein Erstau 
nen aus. Auch Vertheidiger Demange fin 
det es seltsam, daß man erst so spät be 
haupte, Esterhazy sei ein Strohmann. La 
bori fragt: „Warum, wenn Esterhazy ein 
Strohmann war, hat er dann nicht im Zo 
la-Prozeß ein Geständnis; abgelegt?" Ro 
get: „Das weiß ich nicht. Ich habe die 
Meinung, daß Esterhazy ein Strohmann 
ein könne, daraufhin erhalten, daß Ester 
hazy absichtlich Briefe hat herumliegen las 
en, die gefunden werden und den General- 
lab kompromittiren sollten. Labori ver 
langt, daß der Rapport und der Brief des 
Gouverneurs Zurlinden über die Enquete, 
welche gegen Esterhazy gefiihrt worden ist, 
verlesen werde. Man werde sehen, ob das 
die Sprache sei, wie man über einen Stroh 
mann spreche. Der Rapport und der Brief 
werden verlesen. Nach unwesentlichen Be 
kundungen des Generals Zurlindeu und des 
Redakteurs Defeze vom „Temps" wird der 
Senator Trarieux aufgerufen. Er ist von 
den bisher Geladenen der letzte Zeuge der 
Vertheidigung. Er spricht mit großer 
Wucht und lauter Stimme. Er erzählt, daß 
auch er nach der Verurtheilung des Drey' 
üs fest an dessen Schuld geglaubt habe ; 
daß er aber später in Folge der Polemiken, 
die sich speziell gegen Dreyfus als Juden 
erhoben, beunruhigt worden sei. Er habe 
mit Hanotcnxc und Scheurer-Kestner über 
die Affäre gesprochen. Zeuge schildert als 
dann die Manöver, mit denen man die 
Revision zu hintertreiben suchte. Später 
sei er, Trarieux, zu dem Botschafter einer 
fremden Macht (Italiens) gegangen und 
habe ihn um nähere Auskunft gebeten. Der 
betreffende Herr habe wiederholt gesagt, 
Dreyfus sei unschuldig; die französische Re 
gierung habe einen Irrthum begangen. 
Nicht nur hat, so sagte der Botschafter wei 
ter, keiner unserer Attachees jemals Verbin 
dung mit Dreyfus gehabt, sondern auch kei 
ner unserer Offiziere kannte auch nur seinen 
Namen. Ferner habe der betreffende Bot 
schafter ihm erzählt, daß er 1898 in den 
Händen Panizzardis einen Brief gesehen 
habe, worin der Agent A (Schwartzkoppen) 
genau die Vorgänge mittheilte. Der wahre 
Verräther war Esterhazy, Nachdem noch 
der Gerichtshof in der Frage, ob die Do- 
kumente des Bordereaus auf diplomatischem 
Wege erbeten werden sollen, sich für incom 
petent erklärt hat, wird die Sitzung ge 
schlossen. Morgen findet Fortsetzung der 
Verhandlung statt. 
Namens John Karftairs. Weit destruk 
tiver als Dynamit, soll es gefahrloser zu 
handhaben sein als irgend ein gegenwärtig 
bekanntes stark wirkendes Explosiv. Der 
Beschreibung nach ganz rauchfrei, enthält 
es weder Nitro-Glycerin noch Nitro-Cellu- 
lose und weist von allen übrigen bisher 
entdeckten Explosiven durchaus verschiedene 
Eigenschaften aus. Durch eine leichte 
Aenderung in der Zusammensetzung der es 
bildenden Ingredienzen und deren Ver 
arbeitung kann es als treibende Kraft für 
chwere Kanonen sowohl als für Flinten 
zum Füllen von Bomben als Explosivstoff 
und zur Herstellung von unterseeischen 
Minen und Torpedos benutzt werden, wie 
es gleichzeitig von hohem kommerziellen 
Werthe für Steinbrüche und Bergwerke ist. 
Der amerikanische Vertreter des Erfinders 
behauptet, das neue Explosiv sei bereits 
von der deutschen (?) und russischen Re 
gierung für ihr Landheer somohl wie für 
die Marine adoptirt, während England, 
Grankreich und Oesterreich noch Versuche 
damit anstellen. Mehrere europäische 
Großmächte sollen angeblich Millionen 
Dollars für das Recht der Herstellung 
dieses Explosivs bezahlt haben. 
Ein Begräbniß eigenthüm 
lichster Art hat jüngst in Pawling, 
Newyork, stattgefunden. Die an einem 
Herzleiden verstorbene Frau des Kon- 
traktors Norton wurde ihrem Wunsche 
gemäß auf dem Schaukel stuhle, 
den sie monatelang ihres Leidens wegen 
nicht mehr hatte verlassen können, i n s 
rab gesenkt. Sie hatte ihre Furcht 
kundgegeben, in einem Sarge begraben zu 
werden. Um ihren letzten Wunsche zu 
entsprechen, hatte ihr Gatte einen großen, 
500 Pfund wiegenden Kasten aus Nuß. 
baumholz herstellen lassen, in dem der 
Schaukelstuhl mit der Todten aufgestellt 
wurde. Aus dem Friedhofe war eine 
7 '/2 Fuß tiefe, ausgemauerte Grube her 
gestellt worden, in die der Kasten mit den 
auf dem Schaukelstuhle ruhenden irdischen 
Resten der Frau hinabgesenkt wurden. 
England. 
London, 1. Sept. Eine Tennis- 
zarthie und ihre Folgen. Man 
chreibt der Fkf. Ztg.: In dem von T. 
P. O. Connor herausgegebenen Klatsch 
blatte M. A. P. (Mainly About People) 
das allwöchentlich eine Unzahl Anekdoten, 
Skandalgeschichten usw. aus hohen und 
höchsten englischen Kreisen bringt, steht 
in der Nummer vom 19. Aug. folgendes 
Geschichtchen zu lesen: Prinz Arthur, 
Sohn des Herzogs von Connaugt, erklärte 
kürzlich einem Klassenkameraden (er ist in 
Eton aus der Schule), daß er höllisch froh 
ei, daß seine Eltern von ihm endgültig 
ür die Thronfolge in Coburg. 
0 t h a abgesehen hätten. Als man ihn 
nämlich nach Deutschland gesandt habe, 
damit er sich die Sache und seine 
künftigen Unterthanen näher ansehe, da 
ei er auch zu einer Tennisparthie 
von drei jungen deutschen Prinzen (welche 
wird nicht gesagt) eingeladen worden. 
Schlecht hätten die nun merkwürdigerweise 
nicht gespielt, aber zum Aufheben der 
Bälle seien Soldaten kommandirt gewesen 
und jedesmal, wenn einer dieser wackeren 
Krieger einen Ball gebracht hätte habe er 
er „st i l l g e st a n d e n". Das sei dem 
gesunden, freiheitsliebenden Etonschüler 
denn doch zu viel und leichten Herzens 
habe er auf die Anwartschaft aus einen 
deutschen Thron Verzicht geleistet. 
Aus Woolwich wird gemeldet: Die 
gl. Kanonenfabriken haben eben eine 
Kanone erzeugt, die eine ganz außerordent 
liche Schußweite hat, die nur annähernd 
abgeschätzt werden konnte. Die Artilleristen 
schätzen sie aus 15 engl. Seemeilen. Da 
mit ist ein außerordentlicher Record ge 
schlagen. 
Schweiz. 
Ein netter Schnitzer, schreibt 
die „Neue Züricher Zeitung", ist dem 
litterarischen Klub einer deutschschweizeri 
schen Stadt unsern des ZürichseeS begegnet. 
In der Ausschreibung für seine Goethe 
Veranstaltung heißt es wörtlich: „Fest 
kommers zur 150. Wiederkehr des Geburts 
tages von Johann Wolfgang Goethe, ge 
boren am 28. August 1749 unter ge 
fälliger Mitwirkung hiesiger 
litterarischer und musikalischer Kräfte." 
Dänemark. 
Kopenhagen, 5. Sept. Nachdem der 
außerhalb der Fachverbände stehende Bau 
tischlerfachverein sich heute dem Lockout 
vergleiche angeschlossen hatte, haben die 
Directionen des Arbeitgebervereins 
und der Fachverbände heute Nach 
mittag das definitive Uebereinkommen be 
treffs Aushebung des Lockouts unter 
schrieben. Die Arbeit wird gleich wieder 
aufgenommen werden oder spätestens am 
am Sonnabend. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete 
New Jork, 4. Sept. Bet Sandy Hook 
werden gegenwärtig Experimente mit einem 
neuen Explosiv angestellt, von dem wun 
derbare Dinge erzählt werden. Es ist 
erfunden von einem englichen Chemiker 
Inland. 
— Die Zahl der in den e i n st w e i l i 
genRuhestandversetztenLand 
rathe und Regie rungspräsi 
deuten wird offiziös in der Münchener 
„Mg. Ztg." auf insgesammt 20 angege- 
bem — Genau 20 Beamte, 2 Regierungs 
Präsidenten und 18 Landräthe, haben im 
Abgeordnetenhause in allen vier Abstim- 
mungen gegen den Kanal gestimmt. — 
Diese zwanzig in den einstweiligen Ruhe 
stand versetzten politischen Beamten sind die 
beiden Regierungspräsidenten v. Colinar 
(Lüneburg) und v. Jagow (Posen), sowie 
die 18 Landräthe Baarth (Landkreis Po 
sen), v. Berg (Gifhorn), v. Bockelberg (Ost 
sternberg), Frhr. v. Bodenhausen (Bitter 
feld), Frhr. v. Bodenhausen (Schweinitz), 
v. Bonin (Neustettin), v. Barnstedt (Frie 
deberg), v. Brockhausen (Dramberg), v. 
Dallwitz (Lüben), Dumrath (Straßburg 
Westpreußen), Kersten (Schlochau), v. Kotze 
(Wanzleben), Kreth (Insterburg), Lewald 
(Rowitsch), Schilling (Liegnitz), Wiuckler 
(Zeitz), Wolfs-Gorki (Mogiluo), v. Wro- 
chem (Wohlau). Diese 20 Abgeordnete ge 
hören alle bis auf den freikonservativein 
Landrath Dumrath der konservativen Par 
tei an. —- Nach der „Deutschen Tagesztg." 
sind alle Regierungspräsidenten und Land 
räthe in den einstweiligen Ruhestand ver 
setzt worden, die in der zweiten und dritten 
Lesung „gegen den Mittellandkanal" ge 
stimmt haben. Wenn dies zutrifft, so wür 
den zu den 20 Beamten noch hinzukommen 
die beiden Landräthe Graf v. Bern- 
st 0 r f f - Ostpriegnitz und Hansen- Län 
dern, welche in der dritten Lesung gegen den 
die Wiederherstellung der Regierungsvor 
lage mit dem Mittellaitdkanal bezweckenden 
nationalliberalen Antrag gestimmt haben, 
aber darauf in der vierten Abstimmung für 
die Bewilligung des Dortmund-Rheinka 
nals nach dem Vorbild des Mg. Seehand 
lungspräsidenten Frhrn. v. Zedlitz-Neukirch 
eingetreten sind. ■ . 1 ; 
— Der Rücktritt des früheren 
Ministers von Puttkamer vom 
Oberpräsidium von Pommern 
steht nach der „Nationalzeitung" unmittel, 
bar bevor. Das Blatt weist darauf hin, 
daß Herr von Puttkamer vor kurzem einen 
Schlaganfall erlitten hat. Er steht im 
Alter von 71 Jahren. W. Kà 
- Die Zahl der inaktiven Staats 
minister hat sich dadurch, daß den zurück, 
getretenen Ressortministern Dr. D. Bosse 
und Freiherr von der Recke der Titel und 
Rang eines Staatsministers belassen ist, 
auf 21 vermehrt. . 
— Mit dem disciplinirten 
L a n d r a t h wollen sich die Mitglieder 
des Kreistages in Wohlau soli 
darisch erklären. Nach der „Schlesischen 
Volksztg." verlautet in Wohlau, einige 
Mitglieder des Kreistages seien gesonnen, 
ihre Aemter niederzulegen und damit das 
Schicksal des „Kreischess" zu theilen. 
— Die „Mil. und Pol. Corr." schreibt: 
Die Zurdispositionsstellung 
der politischen Beamten, die 
gegen den Kanal gestimmt haben, ist 
bestem Vernehmen nach auf die Initiative 
des Monarchen zurückzuführen. Der 
Reichskanzler sprach im Kronrath als 
Ministerpräsident entschieden für eine 
olche Maßregel, ebenso aber auch Herr 
von Miquel. Fürst Hohenlohe war auch 
ür die Auflösung, den Bedenken dagegen, 
die von anderer Seite vorgebracht wur 
den, vermochte er eine gewisse Berechti 
gung nicht abzusprechen. Nach dem Krön- 
rath machte er sein Verbleiben im Amte 
davon abhängig, ob seinem Verlangen 
nach Maßregelung der politischen Beam 
ten, die gegen die Kanalpolitik der Re 
gierung auftraten, seitens der Krone 
deutung beigelegt werde oder nicht. Der 
Kaiser entschloß sich, die Zurdispositions 
'tellung der betr. Beamten zu verfügen. 
Der erst unter einem späteren Datum er- 
chienene Erlaß des Staatsministeriums 
rührt vom Reichskanzler und Minister 
präsidenten her. Sein vielfach mißver 
tandener Schlußsatz wird auf eine Kor 
rektur zurückgeführt, die von einem ande 
ren Mitgliede des Staatsministeriums 
beliebt worden sei." — Wir müssen der 
genannten Korrespondenz die Berantwor 
tung für ihre Darstellung überlassen, un- 
wahrscheinlich klingt sie aber nicht. 
— Die Verfügung, in der den gemaß- 
regelten Landräthen ihre Amtsentsetzung 
mitgetheilt wurde, beschränkte sich lediglich 
auf die kurze Nachricht von der erfolgten 
Stellung zur Disposition. Der bisherige 
Landrath des Kreises Dramburg, Herr 
v. Brockhausen, theilt den ihm zu 
gegangenen Erlaß des Oberpräsidenten 
im Wortlaut, wie folgt, mit: „Des 
Königs Majestät haben auf den Vortrag 
des Königlichen Staatsministeriums mittels 
Allerhöchsten Erlasses vom 26. August 
auf Grund der Bestimmung im § 87 
Nr. 2 des Gesetzes vom 21. Juli 1852, 
betreffend die Dienstvergehen der nicht 
richterlichen Beamten, zu genehmigen ge 
ruht, Sie, im Jntereffe des Dienstes, in 
den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. 
Indem ich Ihnen hiervon Kenntniß gebe 
ersuche ich Sie, Ihr Amt sofort niederzu 
legen. Stettin, den 1. September 1899 
Der Ober-Präsident der Provinz Pommern 
In Vertretung: v. Strantz." 
— Die EntwickelungDeutsch- 
lands zum Industriestaat wird 
jetzt auch in den Ergebniffen der Berufs 
zählung von 1895 dargethan. Darnach 
vertheilen sich die Erwerbsthätigen in fol 
gender Weise auf die verschiedenen Be 
rufe: 1895 wurden gezählt in der 
Landwirthschaft 8 298 692 Ek- 
werbsthätige, was gegen 1882, in Pro- 
centen ausgedrückt, ein Mehr von 0,7 pCt. 
ergiebt. In den übrigen Berusszweigen 
stellten sich die bezüglichen Zahlen so: 
Industrie 8 281 220 + 29,5; Handel 
und Verkehr 2 338 511 -f 48,9; häus 
liche Dienste und wechselnde Lohnarbeit 
432 491 4- 8,8; öffentliche Dienste und 
freie Berufe 1 425 961 + 38,3. Mäh. < 
rend nun die Landwirthschaft nicht nur 
die weitaus geringste Zunahme auszu< 
weisen hat, sondern, in Procenten aller 
Erwerbsthätigen gerechnet, von 43,5 pCt. 
in 1882 auf 37,5 pCt. in 1895 zurück- 
gegangen ist, sind Industrie und Handel 
auffallend stark angewachsen. Beide zu 
sammen stellen heute 48 pCt. aller Er- 
werbsthätigen, überragen also die Land 
wirthschaft mit 37,5 pCt. ganz wesentlich. 
Die Industrie allein ist von 33,7 pCt. 
in 1882 auf 37,4 pCt. gestiegen. — Das 
kaiserliche Statistische Amt begründet diese 
Verschiebung der Bevölkerung Deutsch, 
lands folgendermaßen: „Die Verschie 
bung in der Berufsgliederung zu Ungun. 
sten der Landwirthschaft liegt in der 
Natur der Sache. Der Boden ist unver 
mehrbar, es kann immer nur eine be 
schränkte Zahl von Händen sich auf ihm 
bethätigen, eine begrenzte Zahl von Men 
schen sich ernähren. Was in der Land 
wirthschaft keine Beschäftigung findet, 
muß abwandern, sei es in andere Länder, 
sei es in andere Berufe." 
- Die Unhaltbarkeit des S u b -> 
Missionswesens wird wieder ein 
mal durch größere Malerarbeiten beleuchtet, 
die in diesem Sommer die Eisenbahn 
verwaltung vergeben hat und die jetzt 
ihrer Vollendung entgegen gehen. Es 
handelt sich um Bahnhöfe und Uebersüh- 
rungen derBerlinerStadtbahn,derenAnstrich 
einer Erneuerung bedurfte. Bei einem 
Loose — Lehrter Bahnhof und Bahnhof 
Bellevue — betrug die höchste Forverung 
8425 und die geringste 2888 Mark, beim 
zweiten — Bahnhof Jannowitzbrücke und 
Thiergarten — 6490 und 1655 Mark. 
Das erste Brückenloos umfaßt die Ueber- 
ührungen an der Jannowitzbrücke, Alex, 
anderstraße, am Lehrter Stadtbahnhof uno 
an der Ladestraße beim Lehrter Haupt- 
bahnhofe. Hier verlangt der Höchstfordernde 
6870 und der Mindestfordernde nur 3571 
Mark. Aehnlich stellte sich der Unterschied 
beim zweiten Loose — Ueberführung am 
Bahnhof Bellevue in Berlin. Ein Meister 
orderte 4300, ein anderer nur 2660 
Mark. Noch größer war die Differenz 
beim dritten Loose — Ueberführung hinter 
dem Bahnhofe Charlottenburg, in der 
Nähe der Rad-Rennbahn Halensee, — 
und auf der Strecke beim Kilometerstein 
12: 8600 und 3000 Mark. Den Zu- 
chlag erhielten in allen Fällen die Mindest- 
ordernden. Wie sie auf ihre Kosten 
kommen, ist eine andere Frage. Bei 
dieser Gelegenheit möge aber der merk- 
würdigeFall besprochen sein, daßdieHand . 
werker selbst, die doch ein hohes Inter 
esse daran haben, daß ihr Stand nicht 
unter dem Submissionswesen zusammen 
breche oder durch Pfuscher leide, ängst 
lich bemüht find, ja dem „Billigsten" ihre 
eigenen Arbeiten zuzuführen. Beispiels 
weise wurden Jnnungsstatuten 
von den Vorständen nicht derjenigen 
Druckerei zur Ausführung zugewandt, die 
auf anständige Bezahlung hält und die 
auch ihre Gehülfen anständig honorirt, 
-andern einer solchen, die meist mit Lehr 
lingen arbeitet und daher billiger arbeiten 
kann. ,-7! ^êW 
Königsberg i. Pr., 5. Sept. Wie die 
königsb. Hart. Ztg." meldet, ist die 
neue Fünf-Millionen-Anleihr 
der Stadt Königsberg nur. zu einem 
Zinsfüße von 4 pCt. unterzubringen. — 
Das Höchstgebot zum Kurse von 99.53 
gaben die Seehandlung und die mit ihr 
verbundenen Institute ab. 
In Reicheudach unter der Eule wurde 
ein Particulier Namens Krause in ver 
gangener Nacht von einem Einbrecher in 
seiner Wohnung erstochen. 
Stuttgart, 31. Aug. Eine offiziöse Mit- 
theilung macht die Bewohner der Stadt 
darauf aufmerksam, daß vom 8. bis 14. 
Sept. die ganze Stadt möglicherweise sehr 
starke Einquartirung (Bürgerquar 
tiere) bekommt. Hierzu bemerkt die 
„Schwäbische Tagwacht" malitiös, der 
Kriegsminister solle bei dieser Gelegenheit 
sich an seinen Erlaß erinnern, der die 
Soldaten vor jeder Berührung mit den 
Sozialdemokraten bewahrt wißen 
will und nicht Tausende von Soldaten zu 
Sozialdemokraten ins Quartier legen. 
w. An Blutvergiftung gestorben 
ist die siebzehnjährige Tochter des Voll« 
Hufners Niemann in Weyhausen bei Fallers 
leben. Sie zog sich vor etwa vierzehn 
Tagen eine kleine Verletzung an einer 
Fußzehe zu; alsbald schwoll der Fuß an 
und der Arzt constatirte Blutvergiftung. 
An der Klinik in Braunschweig wurde 
das Bein bis zum Knie amputirt, auch 
ein Brusteinschnitt vorgenommen, aber es 
war Alles umsonst. Das blühende junge 
Mädchen ist im Krankenhause gestorben. 
I lc. Nordenham, 5. Sept. Eine beson- 
'ders für Wirthe, aber auch für weitere 
Kreis 
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