Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

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Stimmung im englischen Kobinet, zumal 
neuerdings der Schatzsekretär Balsour 
seinen Kollegen Chamberlain in der 
Feindseligkeit gegen Transvaal nicht nur 
unterstützt, sonvern sogar bedeutend über 
trifft. 
Der Emir von Afghanistan ließ auf 
offenem Markte in Kabul den General 
Abdul Chakim Chan, sowie drei hohe 
Intendantur-Offiziere erschießen, die sich 
seit Jahren die Gelder für Soldatenlöhne 
angeeignet haben. Die Anwendung der 
Todesstrafe gegen so hohe Beamte kommt 
zum ersten Mal in Afghanistan vor und 
macht daher einen gewaltigen Eindruck. 
OâsrŗTich-Ungarņ 
Lemberg, 28. Juli. Ein galizischer 
Bauer, der aus dem Wochenmarkte eine 
Kuh um 50 fl. verkauft hatte, übergab zu 
Hause den Erlös seiner Frau, damit sie 
denselben aufbewahre. Die Bäuerin legte 
die Fünfzig-Gulden-Banknote unvorsichtiger 
weise auf ein Fensterbrett in der Nähe 
ihres spielenden Kindes. Dieses ergriff 
unversehens die Banknote und zerriß sie 
in kleine Stückchen. Als der Bauer dies 
erblickte, gerieth er in eine solche Wuth, 
daß er das Kind niederwarf und demselben 
mit einer Hacke den Kopf spaltete. In 
ihrem Entsetzen hierüber erlitt die Bäuerin 
einen Herzschlag, während sich der Kindes 
mörder in bie Bodenkammer begab, wo er 
sich erhängte. 
Spanien. 
Madrid, 28. Juli. Von den Blitz 
schlägen, die in der letzten Zeit in 
allen Gegenden Europas schwere Unfälle 
herbeiführten, hatte einer in den östlichen 
Pyrenäen eine besonders vernichtende Wir 
kung. Man schreibt darüber aus Perpignan: 
Eine aus 450 Schafen bestehende Herde 
weidete auf den Abhängen des Carlii- 
Gebirges, als sie von einem Sturm, der 
von fürchterlichen Hagelschauern begleitet 
war, überrascht wurde. Die geängsteten 
Thiere suchten in der Nähe der Hütte 
Schutz, in welche die Schäfer sich geflüchtet 
hatten. Da fuhr ein Blitzstrahl in die 
Herde und tödtete auf der Stelle 2 0 3 
Schafe, während die übrigen Thiere mehr 
oder minder schwere Lähmungserscheinnngen 
davontrugen. Auch mehrere Rinder wurden 
vom Blitz erschlagen; die Schäfer blieben 
unverletzt. 
England. 
Daß es in England Leute giebt, die 
der bekannten Lebensweise des britischen 
Thronfolgers keinen Vorschub leisten wol 
len, beweist wieder einmal ein Vorkomm 
niß, das viele Vertreter der höchsten Art 
stokratie in England, sowie einige Mitglie 
der der königlichen Familie in peinlichste 
Verlegenheit gesetzt hat. Seit einer langen 
Reihe von Jahren ist der Prinz von Wales 
in jedem Spätsommer der Gast des Her 
zogs von Richmond gewesen. Auch diesmal 
hatte der britische Thronfolger sein Er 
scheinen bei der „House-Party" in Good- 
wood zugesagt, und einer der dienst 
habenden Offiziere des Prinzen legte dem 
Herzog die Liste der Gäste vor, die Seine 
Königliche Hoheit während seines Aufent 
haltes anwesend zu sehen wünschte. In die 
sem Verzeichniß prangten auch zwei Da 
men, eine Lady D... mit ihrer Tochter, die 
dem Herzog persönlich unsympathisch sind. 
Sie kennen ihn nicht, — aber ich — ich 
hab' ihn genug gesehen, um ihn aus dieser 
feinen Kleidung zu erkennen. Das war Ihr 
Stiefbruder, der sich hier unter Ihrer Flagge 
eingeschmuggelt und Ihren wackeren ehren 
haften Onkel so schmählick hinter's Licht ge 
führt hat." 
„Der also? — er mackt sich gut zu 
Pferde, ein ganzer Gentleman —" 
„Ei was, junger Herr", unterbrach Paulsen 
ihn unwillig, „ein solcher, was man auch 
hier darunter versteht, das kann der Mensch 
nie werden. Er ist schlecht und gemein, und 
wird's auch in den feinsten Kleidern bleiben. 
Mir stehen die Haare zu Berge bei dem 
Gedanken, was Ihr Herr Onkel zu einem 
solchen Neffen sagen mag." 
„Ach, alter Freund, ich wollte, der Vater 
hätte mir diese entwürdigte Reise erspart", 
seufzte Romberg, „was ist es denn 
anders, als Ervschleicherei in schlimmster 
Form. Es ist ein vcrhängnißvolles Unheil 
für mich, zwei Väter gehabt zu haben, von 
denen der Pflegevater mir der liebste ge 
wesen ist und es auch stets bleiben wird." 
„Und das mit Recht", bekräftigte Paulsen 
weiterschreitend, „wie auch diese Reise zur 
Nothwendigkeit wurde, als der Fall ein 
trat, die Ehre der Familie und damit zu 
gleich den Bruder Ihres rechten Vaters aus 
den Händen eines schlinimen Menschen zu 
retten." 
„Es ist mein Stiefbruder", bemerkte Rom- 
berg halblaut, „wie soll ich cs anfangen, ihn 
anzuklagen, ohne die eigene Ehre preiszu 
geben?" 
„Das übcrlaffen Sie nur getrost Ihrem 
alten Paulsen, mein lieber junger Herr! 
Ich kenne den Herrn Rittmeister von Silting 
persönlich und weiß, daß er seinem Bruder, 
dem dänischen Lieutenant, nicht im Geringsten 
ähnlich ist. Sie müssen mir das zu Gute 
halten, da Sie Ihrem Vater wohl äußer 
lich gleichen, aber das Beste sicherlich von 
der Mutter haben." 
(Fortsetzung folgt.) 
Ohne Zögern strich Seine Gnaden die bei 
den Namen durch und bemerkte dabei, daß 
die Betreffenden nie seine Schwelle be 
treten dürften. Der erschrockene Ueberbrin 
ger der Liste erhielt auf die höfliche 8m 
Wendung, daß beide Ladys stets bei Hofe 
empfangen würden, die trockene Antwort, 
daß Goodwood-Castle nicht der 
B u cki n g h a mp a la st s ei. Englands 
Zukünftiger, der es nicht gewohnt ist, seine 
Wünsche unberücksichtigt zu sehen, ließ dem 
Herzog melden, daß er fortan bei den 
Hausgesellschaften, von denen er seit 30 
Jahren keine versäumt hat, nicht mehr er 
wartet werden dürfte. In Erwiderung 
hierauf richtete Herzog von Richmond einen 
sehr ehrerbietigen Brief an seinen zuküns 
tigen Souverän, in welchem er erklärte, 
daß es ihm aus bestimmten, nicht näher zu 
erörternden Gründen unmöglich sei, bie Be= 
wußten Damen nach Goodwood zu laden 
Das Schreiben wurde keiner Antwort ge 
würdigt. 
Dänemark. 
In Kopenhagen herrscht jetzt besonders 
in den Arbeitervierteln eine wahre Panik. 
Es hat nämlich kürzlich eine Anzahl hef 
tiger Brände stattgefunden, die offenbar 
von Brandstiftern verursacht wurden. 
Nach dem großen Brande im Arbeiter- 
viertel „Nörrebro", wobei vier Menschen 
in den Flammen um kamen, ist, fast kein 
Tag ohne eine verheerende Feuersbrunst 
vergangen. Am Tage nach diesem Brande 
erhielt die Polizei einen anonymen Brief, 
worin ihr mitgetheilt wurde, daß in dem- 
elben Viertel weitere Brände zu erwarten 
eien. Thatsächlich fanden einige Tage 
'päter die Bewohner eines Hauses in der 
selben Straße die Treppen von oben bis 
unten mit Petroleum übergössen, und nur 
einem glücklichen Zufall war es zu ver 
danken, daß, nicht ein großes Unglück 
entstand. Ein paar Tage später wurden 
zwei Gebäude des Königlichen Theaters 
eingeäschert, und daß auch dieser Brand 
angelegt war ist ohne Zweifel bewiesen 
worden. Da machte man nun kürzlich die 
Entdeckung, daß im Armenhause alle 
Vorbereitungen zu einer Brandstiftung 
getroffen waren. Die Polizei stellt nun 
eifrige Nachforschungen an. 
Schweiz. 
Die Zahl der reisenden Engländer 
n der Schweiz und an der Riviera nimmt 
der Pariser „ English und American Gazette" 
Zufolge, ebenso sehr ab, wie ihre frühere 
Beliebtheit. Wenn man von Beliebtheit 
spricht, so sei dies nur im finanziellen 
Sinne aufzufassen, persönlich waren sie 
nie beliebt, aber sie zahlten gut. Heute 
sei dies anders geworden; Gasthofbesitzer 
in der Schweiz zögen Deutsche und Russen 
in jeder Beziehung vor; 200 Russen geben 
mehr aus als 1000 Engländer. Im 
vorigen Winter wäre die Reviera ohne 
die Deutschen jämmerlich daran gewesen, 
da die dort anlangenden Engländer um 
die Preise feilschen, während die Deutschen 
umgekehrt keine Kosten scheuen. Der be 
treffende Artikel schließt mir dem Stoß 
seufzer: „Wir — die Engländer — sind 
jetzt auf dem besten Wege, als Individuen 
so verabscheut zu werden, wie wir es als 
Nation schon sind. 
dem sie ihn gehörig „gesengt" und auch 
sonst zugerichtet hatte, in die mit Butter 
belegte Bratpfanne. Als sich dann die er 
sten Bratgerüche zeigten, kehrt die Haus 
frau heim und — na, die Dorfschöne mußte 
noch- Abends zu ihren Kühen heimkehren. 
(Für so wenig intelligent halten wir die 
schlesischen Mädels denn doch nicht. Die 
Inland. 
— Die drei ältesten kaiserlichen 
Prinzen sollen der „Kreuzzeitung" zu 
folge nach ihrer Rückkehr nach Plön au 
Befehl des Kaisers Unterricht im 
Segeln aus dem großen und kleinen 
Plöner See nehmen. Der Unterricht wird 
von einem zu diesem Zweck kommandirten 
Ober-Signalmaat der Marine zu Kiel er 
theilt werden. 
Die Geschichte von einem g e b r a t e 
n e n Papagei macht gegenwärtig in 
Berlin die Runde. Ein dort wohnender 
Beamter hatte seiner Frau schon seit lan 
ger Zeit einen Papagei als Geschenk in 
Aussicht gestellt. Die Suche nach einem 
sprechenden, aber nicht zu theuren Grün 
rock zog sich sin die Länge und hatte dieser 
Tage ihren Abschluß gefunden, indent der 
zärtliche Gatte ein Prachtexemplar dieser 
exotischen Vögel für 60 Mark erstanden 
hatte. Dem Vogelhändler, hatte er Auftrag 
gegeben, den Papagei in den Vormittags 
stunden abzuliefern. Nun bekain aber der 
Beamte den Besuch einer schlesischen Nichte, 
die in ihrem Heimathsdorfe wohl Kartoffel 
graben, Heuen, Spargelstechen usw., nicht 
aber einen Papagei kennen gelernt hatte 
(Na, na!) àrz und gut: als der Haus- 
Herr gegen drei Uhr nach Hause kain, fand 
er sein'Weibchen in Thränen aufgelöst vor. 
Das Räthsel war bald gelöst. Frau Ì. war 
zur Markthalle gegangen und während 
ihrer Abwesenheit war der Papagei in 
einem Bauer der ländlichen Nichte präsen- 
tirt worden, Diese betrachtete den ihr un 
bekannten Vogel mit staunenden Blicken 
und fragte den Ueberbringer, ob das Feder 
vieh fürs Mittagsessen sei. Die Antwort: 
„Na selbstredend", nahm sie für baare 
Münze, und da sie ihrem Tantchen eine Ar 
beit abnehmen, wollte, so machte sie mit 
dem Krummschnabel kurzen Prozeß; sie 
drehte ihm den Hals um, rupfte das herr 
liche Gefieder aus, nahm Eingeweide usw. 
heraus und legte den 60 Mark-Vogel, näch- 
Einen unheimlichen Sonder- 
l i n g beherbergt seit kurzem ein Haus der 
Knesebeckstraße in Charlottenburg. 
Der Mann ist angeblich Arzt, trügt einer: 
adligen Namen und hat eine Reihe von 
Jahren in Afrika gelebt. Dort befinden 
sich augenblicklich noch seine Frau und 
Tochter, mit denen er in so arger Fehde 
lebte, daß er zu ihrer Bekämpfung eine 
Zeitung in englischer Sprache herausgab, 
bereu Artikel sich zumeist mit seinen eige 
nen Angehörigen beschäftigten. Auch hier 
in Berlin scheint der jedenfalls sehr excen 
trische Mensch nicht Ruhe und Frieden zu 
finden, -ebensowenig gönnt er sie seiner un 
mittelbaren Umgebung. Er bewohnt bei 
einer Wittwe zwei Zimmer, duldet jedoch 
nicht, daß in diesen aufgeräumt werde. 
Wenn -er zu Bette geht, kleidet er sich nie 
mals aus; sein Schlaf ist so unruhig, daß 
er während der Nacht oft aufschreit, aus 
dem Bette springt und in seinen: Zimmer 
eine Jagd nach imaginären Verfolgern un 
ternimmt. Allnächtlich um 1 Uhr nimmt 
der anscheinend an Verfolgungswahnsinn 
leidende Mann -ein Bad, das er sich selbst 
zurecht macht. Hierbei trägt er einen lan 
gen Leinenmantel, wie ihn die Anatomen 
tragen. In der Scitcntasche steckt ein dolch- 
arliges, merkwürdig geformtes Messer. Um 
zwei Uhr Nachts verläßt er vollständig an 
gekleidet das Haus, und erst um 7 Uhr 
Morgens kehrt er -in seine Wohnung zu 
rück. Was er während dieser Stunden un 
ternimmt, ist noch unaufgeklärt. Vor den: 
Alleinsein hat der räthselhafte Mensch eine 
>o heillose Angst, daß er zu den sonderbar 
sten Mitteln seine Zuflucht nimmt, um stets 
Gesellschaft um sich zu haben. So sucht er 
im Wege des Inserates weibliche Personen 
heranzuziehen, welche er als Comptoristi- 
nen zu engagiren vorgiebt, und denen er 
Exposes über die Gründung von Vereinen, 
Zeitschriften, Heiraths-Bureaux und Witt- 
w-en-Häusern, diktirt. Gewöhnlich kommen 
die Damen nach 'der ersten Probearbeit 
nicht wieder, da sie sich vor dem eigen 
thümlichen Benehmen des Sonderlings 
fürchten. Die Bernstetherin, Frau Rentiere 
5z. möchte den seltsamen Miether, welchen 
sie für gemeingefährlich hält und um des- 
sentwillen sie schlaflose Nächte und angst 
volle Tage verbringt, gerne los sein, al 
lein sie wagt es nicht, dem „Manne mit 
der Anatomenschürze und dem seltsamen 
Dolchmesser" zu kündigen, und die Polizei, 
an die sie sich gewendet, erklärt vorläufig, 
keinen Grund zum Einschreiten zu haben. 
Ueber eine eigenthümlicheVer- 
ügungdesRegierungspräsi 
denken in Köslin berichtet das Kirchen 
blatt der evangelisch-lutherischen Gemeinden 
in Preußen: Am 6. Juli hat der Re 
gierungspräsident zu Köslin dem Pastor 
der evangelisch - lutherischen Gemeinde 
daselbst befohlen, sich nicht mehr 
„evangelisch.lutherischer Pastor" zu nennen 
Also über das Bekenntniß bestimmt der 
Herr Regierungspräsident! Der Pastor 
wird natürlich nach wie vor bei der Be- 
zeichnung fortfahren und ein richterliches 
Erkenntniß hervorrufen. Der Regierungs- 
Präsident begründet diese seine Anordnung 
damit, daß er sagt, es würden dadurch 
Verwechselungen in Köslin mit der 
evangelisch - lutherischen Kirche hervor 
gerufen werden. Der evangelisch-lutherische 
Pastor in Köslin hat gewiß das höchste 
Interesse daran, nicht mit der unirten 
Kirche in Preußen verwechselt zu werden, 
aber ihm zu verbieten, einen Titel zu 
ühren, der ihm rechtlich zukommt, kann 
doch nur der Ausfluß der Meinung 
sein, daß eine Regierung berechtigt ist, 
alles zu verbieten, was sich nach ihrer 
Meinung verbieten läßt. Mit viel mehr 
Recht könnte es sich ja z. B. die katholische 
Kirche verbitten, daß an einem Ort sich 
die Altkatholiken Kotholiken nennen. 
Aber wir möchten ihnen doch nicht rathen, 
deshalb sich an die Regierung zu wendend 
Diese konfessionellen Dinge sind An 
gelegenheiten, welche die Regierung gar 
nichts angehen und von denen sie die 
Hände lassen sollte. 
Aus Koburg schreibt man der „Franks 
Ztg.": Das hiesige herzogliche Amtsge 
richt erläßt einen Steckbrief gegen 
die Seisenhändlerin Kunigunde Hagen- 
brucher aus Marktbreit wegen Diebstahls. 
Als besondere Kennzeichen sind 
angegeben: „Die Hagenbrucher trägt einen 
viereckigen Tragkorb auf dem 
Rücken. Sie wendet oft -die Worte an: 
„I bitt' schön!" 
Der geplante K i r ch b a u in Zehlen 
dorf, hat einen höchst sonderbaren Bescheid 
des Fiskus gezeitigt. Als Patron der 
Kirche waren ihm zwei Bauprojekte über 
reicht worden. Der Fiskus antwortete, er 
ei geneigt, die auf ihn fallenden Kosten 
Ar die Kirche selbst, aber n i ch t — für 
einen Kirchthurm zu tragen. Die 
jetzige Zehlendorfer Kirche besitze auch keinen 
Thurm, mithin könne dem Fiskus nicht 
zugemuthet werden, für einen Thurm und 
für später Reparaturkvsten mit Sorge zu 
tragen. Im Uebrigen sei der Thurm 
nur ein f chmückendes Beiwerk 
zur Kirche. Der Gemeinde-Kirchenrath 
von Zehlendorf hat nun nach dem „Berk. 
Tagebl." dem Fiskus nachgewiesen, daß 
die alte 1768 erbaute Kirche des Ortes 
ursprünglich einen Thurm besessen habe. 
Da aber der damalige Baumeister mit der 
von Friedrich dem Großen gewährten 
Beihilfe von 6000 Thlr. durchbrannte 
konnte der Thurm nur ganz mangelhaft 
aufgeführt werden und mußte, da sein Ein- 
stürz drohte, nach zwanzig Jahren wieder 
abgebrochen werden. Man hofft jetzt auf 
einen günstigeren fiskalischen Bescheid. 
Leipzig, 29. Juli. Folgenden Fall von 
von Streikterrorismus melden 
hiesige Blätter: Auf den in der Marien 
straße gelegenen Beyerschen Neubauten 
haben am 22. Juli, Vormittags, von 21 
daselbst beschäftigten Bauhandwerkern 18 
die Arbeit wegen nicht bewilligter Lohn- 
erhöhungen niedergelegt. Bereits Mittags 
kam es zwischen den Weiterarbeitenden 
und den Ausständigen zu Differenzen. Ein 
Arbeitender wurde geschlagen und außer 
dem nach ihm mit Steinen geworfen. Die 
Thäter —- zwei streikende Handarbeiter 
von hier wurden in Haft genommen. 
Ferner wurde einem ebendaselbst beschäftig- 
Maurer kurze Zeit nach dem erwähnten 
Vorgang von einem dritten Streikenden 
durch einen Schlag mit einer Bierflasche 
auf den Kopf eine Verletzung beigebracht. 
Der Fremdenverkehr im Riesengebirge 
hat im Laufe des Juli Dimensionen ange 
nommen wie nie zuvor. Die Ferien 
pnderzüge von Berlin nach Breslau sind 
kalt früher 30—40, jetzt 90—100 Achsen 
kark gewesen und mußten zur Bewältigung 
der enormen Frequenz diesmal durchweg 
getheilt werden. Ganz erklärlicherweise 
rnd infolgeffen auch die Wohnungen, ja 
in den Gebirgsbauden sogar an gewissen 
Tagen die Lebensmittel knapp 
geworden. 
Vom Harze, 25. Juli. Der höchst 
gelegene Bahnhof in Preußen 
sollte nach einer kürzlichen Mittheilung 
der demnächst zu erbauende Bahnhof bei 
Karlsthal im Riesengebirge in 890 Meter 
Höhe sein. Das ist jedoch nicht der Fall 
denn der vor einiger Zeit dem Verkehr 
übergebene Bahnhof „B rocken" der 
neue», Nordhausen mit Wenigerode ver 
bindenden Harzquerbahn mit Brockenbahn 
liegt in einer Höhe von genau 1100 
Metern. Einen gleich doch oder gar noch 
höher belegenen Bahnhof giebt es übrigens 
in ganz Deutschland nicht. 
Aus Allenfteiu wird folgende höchst 
sonderbare Geschichte berichtet: In dem 
Material- und Kolonialwaaren-Verfandg 
schüft des Herrn B. war eine Buchhalterin 
beschäftigt, deren außergewöhnlich hübsches 
Mädchen-Antlitz Aufsehen undBewunderung 
erregte, deren übriges Wesen und Auf. 
treten jedoch wie auch die Haarfrisur einen 
Mann verrieth. Zweifel in ihre „holde 
Weiblichkeit" setzte auch ein hiesiger Arzt, 
der bei Gelegenheit einer Erkrankung der 
Buchhalterin an das Krankenbett gerufen 
wurde und sie in dem mit Cigarrettenrauch 
gefüllten Zimmer im Bette liegend und 
rauchend fand. Eine körperliche Unter 
suchung fand jedoch nicht statt. Nach un 
gefähr sechswöchiger Thätigkeit verließ 
das „Fräulein Louise Schwarz", unter 
welchem Namen sie hier geführt wurde, 
die Stadt, um anderweit in Stellung zu 
treten. So engagirte sie auch Herr 
Kaufmann L. in Osterode für sein Manufak 
turgeschäft. Als eines Tages das Fräulein 
nicht zu rechter Zeit im Geschäft erschien 
begab sich Herr L. nach deren Zimmer 
doch was er hier sah, machte ihn starr 
und stumm, denn vor ihm stand seine „Buch 
halterin" fix und fertig im Gehrock und 
Cylinder, den Chef mit den Worten be 
grüßend: „Von heute ab bin ich wieder 
junger Herr." Wie später bekannt wurde, 
oll der junge Herr eine Wette eingegangen 
ein, nach der er durch eine bestimmte 
Zeit unbehelligt als „Fräulein" sein Brot 
verdienen wollte. In diesen Tagen war 
die Zeit um und die Wette gewonnen 
Im Walde verhungert ist die 
iebenjährige Tochter eines in Bernau 
wohnenden Arbeiters. Die Kleine war 
mit ihren Eltern vor ca. vierzehn Tagen 
nach dem Forst zwischen Bernau und 
Biesenthal gegangen und suchte hier Blau 
beeren. Hierbei verloren die 
ltern das Kind aus dem 
Auge. Auch die sorgfältigste Absuchung 
des Forstes, die auch am folgenden Tage 
mit Hilfe zahlreicher Bernauer Bewohner 
ortgesetzt wurde, war erfolglos. Das 
Mädchen war und blieb verschwunden und 
man nahm allgemein an, daß es das 
Opfer eines Verbrechens geworden sei. 
Am Dienstag wurde die Kleine in einem 
dichten Gesträuch mit vollständig zerrissenen 
Kleidern todt aufgefunden. Ein 
Verbrechen ist nach dem Befund ausge- 
chlosfen. 
Hamburg, 29. Juli. In der Druck 
christ „Zur Fleischversorgung Hamburgs" 
bemerkt die Schlachthofdirektion u. 
A. bezüglich der Nothlage des 
Schlachthofgewerbes aus Anlaß 
der mangelnden Zufuhr von Schweinen: 
„Es haben deshalb alle Schlachter- 
gewerbe von gutem Ruf eingestellt bezw. 
eingeschränkt werden müssen und die Wirth- 
fchaftliche Lage einer erheblichen Anzahl 
von Schlachtergeschästen wird als eine 
mißliche bezeichnet. Am schlimmsten leidet 
die Wurstfabrikation unter den ungünstigen 
Verhältnissen." 
Ņr«ÄWzrêûês. 
Ie. Altona, 30. Juli. Auf bisher un 
aufgeklärte Weife entstand in der gestrigen 
Nacht gegen 2% Uhr in der Osdorfer 
Twiete ein bedeutender Wasser 
rohr b r u ch. Die in der Umgegend in 
den Kellern und zu ebener Erde wohnen 
den Familien bekamen eine gewaltigen 
Schrecken, als sie durch das in die Häuser 
dringende Wasser aus dem Schlafe geweckt 
wurden. Feuermannfchaften waren fort- 
während beschäftigt, die Kellerräumlichkeiten 
leer zu pumpen und die überschwemmten 
Wege freizulegen. Das Trottoir des Os 
dorfer Weges war infolge der Waffermassen 
weithin unterwühlt; eine weite Strecke 
war derartig vom Wasser überschwemmt, 
daß sie einem See glich. Für die Familien 
der ganzen Stadt war die durch den Rohr 
bruch eingetretene Kalamität insofern recht 
unangenehm, als der Borrath in der 
Wasserleitung bald verbraucht war und 
nun gänzlicher Wassermangel eintrat. 
Dienstboten und Hausfrauen wanderten 
mit Eimern, Krügen und anderen Gefäßen 
von einem Nachbarn zum andern, um sich 
Wasser zu holen, aber umsonst war ihr 
Bemühen, denn die Nachbarsleute befanden 
sich in derselben unangenehmen Lage. Ein 
gutes Geschäft machten die Milchleute, da 
der Vorrath „reißend" abging; für viele 
Tausende lautete das Mittagsmenu: „Milch 
und Zwieback". 
—? Vom Norden, 30. Juli. Zur 
Zeit macht ein jenseits der Grenze von 
einem, dänischen Eiseubahnportier gemachte 
Erfindung viel von sich reden: Tie 
Erfindung, der zweifelsohne eine größere 
Zukunft bevorsteht und die zur Vervoll 
ständigung des Eisenbahnbetriebsmaterials 
bestimmt ist, besteht in einem kunstgerecht 
hergestellten Spiegel, der am Zuge ange 
bracht eine deutliche Beobachtung desselben 
während der Fahrt zuläßt. Die dänische 
Eifenbahnverwaltung ist dem Erfinder in 
sofern entgegengekommen, als sie in der 
nächsten Zeit alle verkehrenden Personen 
züge mit diesem Spiegel auszurüsten ge 
denkt. Beabsichtigt wird, die neue Er 
findung, welche neben einer deutlichen 
Beobachtung des um und am Zuge vor 
vor sich gehenden, noch einen Ausblick 
auf weitere Entfernungen des Schienen- 
stranges gestattet, vor dem Coupee des 
Zugführers anbringen zu lassen. Das 
Coupee des Zugführers wird außerdem 
mit einer Nothbremse ausgestattet, damit 
in Fällen dringender Gefahr der Zug 
durch den Zugführer zum Stehen gebracht 
werden kann. 
ÄV Kiel, 30. Juli. Das gesammte 
Panzergeschwader, einschließlich der dem- 
elben beigegebeuen Torpeüobootflottille, ist 
gestern Mittag um Stagen und durch den 
großen Belt kommend, im hiesigen Hafen 
wieder eingetroffen. Abgesehen von eini 
gen unwesentlichen Havarien, von denen 
ein Paar Torpedoboote betroffen wurden, 
st die vierwöchige Uebungsfahrt des 
Schiffsverbandes ohne jeden ernsteren 
Unfall verlaufen. 
Cfb Nortorf, 30. Juli. Die Bau- 
thätigkeit in unserem Orte ist gleich wie 
in den letzten Jahren auch Gegenwärtig 
wieder äußerst rege; neben zahlreichen 
Privat- und Geschäftshäusern wurden a. 
a> auch einige Fabriken von recht bedeu 
tendem Anfange erbaut. Außer der erst 
m vorigen Jahre gegründeten Gerberei 
und Lederfabrik der Firma Carl und 
Hinselmann wird in nächster Zeit noch 
eine weitere Fabrik dieser Art erbaut 
werden. Der Preis der Grundstücke ist 
verhältnißmäßig sehr hoch. So wurden 
beispielsweise noch in diesen Tagen drei 
innerhalb des Ortes gelegene Bauplätze 
von ganz bescheidener Größe im Einzelnen 
ür 4 — 5 000 Mk. verkauft. Dement- 
prechend sind auch die Miehtspreise recht 
)vch: für Zweistubenwohnungen werden 
190 — 150 Mk. bezahlt. 
Nach einer in Heide eingegangenen 
Nachricht aus Schleswig ist die neu zu 
errichtende Präparandenanstalt bereits 
einer Stadt zugewiesen, es wird jedoch nicht 
gesagt, welcher. 
Zwei der vor dem Uglei-Gasthaus 
stehenden schönen Eichen sind abgestorben; 
man fürchtet auch für das Fortleben der 
übrigen etwa 600 Jahre alten Bäume, 
welche nach fachmännischem Urtheil ge 
nügende Nahrnng im Boden nicht mehr 
inden. 
Itzehoe, 29. Juli. Gestern Nach 
mittag brannte es in dem Hause des 
formers Leicht in der St. Jürgensstraße, 
das Feuer konnte aber vor Eintreffen der 
Feuerwehr durch Hausbewohner und Nach 
barn gelöscht werden. Heute Morgen 3 '/* 
hr ertönten wiederum Feuersignale. Als 
;e Feuerwehr anrückte, stand die Maschinen- 
abrik des Herrn W. Wessel in der Neu- 
ladt in hellen Flammen. Da Wasser 
reichlich durch die in der Nähe fließende 
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