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giebt zu, daß sein Antrag für die Regierung
schwer annehmbar sei. Andererseits sei irgend
eine gesetzliche Bindung für die schlesische Com
pensation nothwendig, da die Provinz von den
gesetzgebenden Faktoren schon wiederholt zurück
gesetzt worden sei. Der Mcepräsident des
Staatsministeriums möge auch hier einen gang
baren Weg zeigen. Redner behalt sich vor,
wenigstens'einen Betrag für die Vorarbeiten zur
Oderverbesserung in die Kanalvorlage aufzu
nehmen. Bei der Abstimmung fällt der Antrag
Strachwitz gegen die Stimme'des Antragstellers.
Sodann wird ein Zusatzantrag Stengel zum
Eventualantrag Strachwitz, 2 Millionen auch zu
Vorarbeiten zur Kanalisirung die der mittleren
und unteren Elbe zu verwenden, mit 14 gegen
13 Stimmen angenommen, da Schmidt-Marburg
nicht anwesend ist. Nachdem dieser wieder
erschienen, wird ein Eventualantrag Strachwitz,
2 Millionen zu Vorarbeiten für die Wasser
verbesserung Oberschlesien—Berlin in das Gesetz
einzustellen, mit Stimmengleichheit, 14 gegen
14 Stimmen, abgelehnt. Gleichwohl gelten fetzt
die Aussichten der Kanalvorlage für besser. Man
nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß
dieser Eventualantrag Strachwitz und mit diesem
Antrag das Gesetz vom Plenum angenommen
wird.
Häufigkeit erheblich zugenommen
haben, hat doch Prof, von Bezold noch
kürzlich vor der Berliner Akademie der
Wissenschaften den Ausspruch gethan, daß
die Blitzgefahr vom Anfang der Dreiziger
Jahre bis in dieses Jahrzehnt nicht we
niger wie um das Sechsfache gestie
gen ist.
Dänemark.
Ein Schreiber in Kolding hat einen
Handschuh erfunden, mit dessen Hülfe das
Schwimmen bedeutend erleichtert wird.
Zwischen den Fingern der Handschuhe sitzt,
wie bei den Zehen der Schwimmvögel,
eine Schwimmhaut, so daß die behänd-
"chuhte Hand mit einer ganzen Fläche
wirkt. Nach den Handschuhen ist eine
bedeutende Nachfrage.
Ausîamd.
Außereuropäische Gebiete.
Soeben hier eingetroffene Nachrichten
Kiautschou melden, wie dem B. L.-A. von
zuständiger Stelle mitgetheilt wird, daß
die vor einigen Tagen ausgebrochenen
Unruhen fast völlig beendigt sind. Der
chinesische Provinz-Gouverneur hat eine
Commission von Beamten berufen, der es
zur Ausgabe gemacht ist, in Kaomi die
völlige Ordnung wiederherzustellen. Der
Erfolg der deutschen Expedition kann
hiernach als gesichert gelten.
Belgien.
Brüssel, 29. Juni. Der Bürgermeister
ließ eine Proclamation anschlagen, wonach
die Ansammlung von mehr als fünf
Personen unnachsichtlich gesprengt würde.
Sämmtliche Läden schließen und hüten
ihre Spiegelscheiben. Die militärische
Absperrung der neutralen Zone erfolgt
wie gestern. An die Bataillone der
Bürgerwehr wurden 15 000 Platzpatronen
vertheilt.
Ein eigenthümlicher Vorfall
hat sich am Montag Abend in einem
Eisenbahnzuge abgespielt, der von dem
Brüsieler Nordbahnhof nach Mecheln ab
gelassen worden war. Zwischen Schaer
beek und Vilvorde ertönte, einer Mitthei
lung der „Boss. Ztg." zufolge, plötzlich
die Lärmglocke; der Zug wurde sofort zum
Stehen gebracht, und die Zugbeamten eilten
noch dem Wagen, von dem aus das
Glockenzeichen gegeben worden war. Ein
unbeschreiblicher Anblick bot
sich den der Thür des Abtheils öffnenden
Beamten. Die Reisenden prügelten sich
nach Herzenslust, Stockhiebe und Faust
schlüge regneten. Ein Reisender . lag mit
entsetzlich -aufgeschwollenem Gesichte am
Boden, eine Frau hatte mehrere Quetsch
ungen in dem Gesichte erhalten. Als der
Zug wenige Minuten darauf zu Vilvorde
hielt, mußten die acht Insassen des Ab-
theils aussteigen. Ein Protokoll wurde
aufgenommen und die Anklage erhoben.
Aus dem Verhör ergab sich, daß der Streit
aus Meinungsverschiedenheiten über das
neue Wahlgesetz entstanden war.
Da die Gesellschaft die Wände des Abtheils
arg zugerichtet hatte, so wird sie auch
Schadenersatz zu leisten haben. Unter den
Fahrgästen hatte das Anhalten des Zuges
eine große Panik hervorgerufen.
Schweiz.
Ans der Schweiz, 28. Juni. Geradezu
unheimlich ist, so schreibt die „N. Z. Ztg- ,
wie außerordentlich zahlreich und g e
fährlich in den jüngsten Tagen die
elektrischen Entladungen der Hoch g e -
Witter austreten. In Nord- und Süd
deutschland, in unserm Lande und nament
lich weiter ostwärts über Oesterreich und
Ungarn sind in den letzten Stunden
wieder zahlreich zündende Blitzschläge in
Menge »orgekommeu, die an Hab und
Gut großen Schaden stifteten und denen
auch leider eine Reihe von Menschenleben
zum Opfer gefallen ist. Drastisch zmgt
sich hier aus's Deutlichste, wie die Ge-
Witter gegenüber früher an Heftigkeit und
Jņlaà
— Ueber den Vorgang, der zu der
Erklärung des Grafen B a l l e st r e m
geführt hat, giebt das Bureau des Reichs
tags folgenden Ausschluß:
Es liegt ein unglückliches Mißverständnis; vor.
Daß es übersehen worden, daran trägt die
nervöse Stimmung und Hast die Schuld, welche
die Begleiterscheinung aller Schlußsitzungen ist.
Aber im Bureau ist der Irrthum bereits erkannt
und unter die Berichtigungen ausgenommen
worden, die nach jeder Session in üblicher Weise
durch die Register nachgewiesen und vertheilt
werden. Es ist bereits angeordnet, durch Ver-
endung der Berichtigungen auch diesen Irrthum
klarzustellen. Der Beamte, der die Verwirrung
angerichtet hat, ist ermittelt. Es ist Sache des
Präsidenten, ob er weiteres gegen den betreffen
den Herrn beim Wiederzusammentritt des
Reichstages unternehmen will. Zu kleinen
redactionellen Aenderungen glauben die Correc-
toren sich zuweilen befugt. So ist auch diese
Aenderung hineingekommen, deren Tragweite der
Herr um so weniger ermeffen konnte, als er die
vvraufgegangene Rede des Abgeordneten Rösicke
nicht gelesen hatte.
Berlin, 30. Juni. Als einen Fort-
-chritt sieht man es in kanalfreundlichen
Kreisen an, daß der oberschlesische Graf
Strachwitz auf eine Anregung des Fi
nanzministers v. Miguel einging, statt der
unmöglichen Einfügung der Kosten für die
Vertiefung der Oder in das Kanalgesetz sich
mit der Einsetzung von 2 Millionen Mark
für Vorarbeiten zu dieser Vertiefung einver
standen zu erklären. Ein daranf gerichteter
Antrag wurde zwar von der Kommission
mit Stimmengleichheit, 14 gegen 14 Stim
men, abgelehnt, aber bei der kanalfeindlichen
Zusammensetzung der Kommission betrachtet
man dieses nicht als maßgebend für das
Plenum. Man hofft, daß dieser Antrag die
Grundlage bildet, auf der sich eine Mehr
heit für die Kanalvvrlage zusammenfinden
könnte. Während der Kommissionssitzung
hatte Minister von Miguel in einem Zim
mer des Abgeordnetenhauses eine Unter
redung mit dem Chef des Civilkaüinets v.
Lucanus, die sich, wie man annimmt auf
die Kanalvorlage bezog. — Man sieht, daß
die nächste Zukunft keineswegs klar ist. Den
Gipfel der Thorheit hat das „Berliner Ta
geblatt" erklommen, indem es glauben ma
chen will, daß Fürst Herbert Bismarck dem
nächst preußischer Minister des Innern wer
den würde, um nach Auflösung des Abge
ordnetenhauses kanal-freundl ich e
Wahlen durchzusetzen. Unsere Auffas
sung der Lage geht dahin, daß sich die Re
n o ch n i ch t schlüssig ge
bet der Staatsanwaltschaft den Antrag
einreichte, gegen den Vorsitzenden die
Klage auf Erpressung einzuleiten. Der
Staatsanwalt entsprach dem Antrage. Das
Ermittelungsverfahren wurde eingeleitet,
zahlreiche Zeugenvernehmungen sind an
geordnet. Insgesammt wurden seitens des
Fabrikantenvereins über hundert Händler
ausgesperrt, welche nun glei chfalls die
Gründung eines Verbandes planen.
Wie ein Telegramm des „B. L. A."
aus Stettin meldet, erhielt der dort woh
nende Rentier W e l l n i tz , der bei der
Schiffskatastrophe zwei Kinder
verlor, vom Oberpräsidenten von Pommern
folgendes Schreiben: „Seine Majestät der
König und Kaiser haben von dem schweren
Familienunglück, welches Sie infolge des
Zusammenstoßes der Schiffe „Blücher"
und „Pölitz" betroffen hat, mit schmerz
licher Theilnahme Kenntniß genommen und
mich beauftragt, Ihnen Allerhöchst sein
herzliches Beileid auszusprecheri."
Stettin, 30. Juni. Aus einen vor-
tresflichen Gedanken ist ein Haus-
Wirth verfallen. Er hat nämlich in
seinem Hause einen neben der Waschküche
belegenen größeren Raum mit allem
Komfort als Badestube eingerichtet und
diese seinen sämmtlichen Miethern u n -
entgeltlich zur Verfügung
gestellt. Nur muß einige Stunden
vorher die Badestube bestellt werden; auch
haben die Miether selbstverständlich die
Feuerungskosten zu tragen, die sich für
das einzelne Bad auf etwa 10 Pf. be
laufen.
Strelno, 20. Juni. Im Schlamme
des ausgetrockneten Teiches in Siedlimow
fand man zwei Kasten mit alten Münzen
aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die
Münzen, von denen einige den Werth
von 10 Mk. haben, wiegen im ganzen
zwei Centner.
Ein arges Mißgeschick widerfuhr einem
Schriftsetzer in Flatow. Er spielte seit
langer Zeit drei Loose, ohne daß ihm
Fortuna gelächelt hätte. Die letzte Ziehung
war schon fast beendet, als er, aus Aerger
darüber, wieder durchgefallen zu sein, zwei
Loose an einen Bekannten verkaufte. Kurze
Zeit darauf kam das eine der abgegebenen
Loose mit einem Treffer von 30 000 Mark
heraus.
Mainz, 28. Juni. Nunmehr hat auch
die Majorität der Glaser -Zwangs
innung den Beschluß gefaßt, bei dem
Vorstand den Antrag einzubringen, die
kaum gebildete Zwangsinnung auf
zuheben. Auch hier wird hervorgehoben,
daß die meisten Mitglieder aus voll
ständiger Unkenntniß der Berhälinisse
sich sür diese Innung ausgesprochen
hätten. Nachträglich hätten sie nun ein
gesehen, daß sie gar keinen Werth für
das Gewerbe habe.
Darmstadt, 29. Juni. Heute Nach
mittag ging über der Bergstraße ein
chweres Gewitter mit wolken
bruchartigem Regen nieder. Die Felder
wurden theilweise überschwemmt und das
Getreide wurde vielfach niedergeschlagen.
Auch die Bahnstrecke der hiesigen Station
îstand tief unter Wasser. Zwischen Heppen
heim und Lorsch wurden der etwa 30 Jahre
ihn Baron Justus hastig, „mich wundert in
diesem Falle nur, daß Sie mit einer Lob
Hymne auf meinen Neffen begonnen haben
Sind's denn nur die Sportgeschichten, welche
Sie beunruhigen?"
„Allerdings nicht allein, obgleich man
jetzt, wie ich erfahren, ein Wettspiel damit
verbunden hat, so eine Art Totalisator, bei
dem der Meister natürlich stets den Haupt
gewinn einstreicht."
„Sie meinen damit Hans Justus", der
setzte Alting erregt, „das wäre allerdings
ein Ausbeutungs-Shstem, dem ich unter allen
Umständen ein Ende machen werde. Aber
verzeihen Sie, lieber Freund, —- sind denn
vie jungen Herren sämmtlich mit Blindheit
geschlagen, daß sie's darauf anlegen, sich
und ihre Familien zu ruiniren?"
„Weiß der Henker, wie's zugeht", seufzte
Römhild, er hat Alle am Bande, auch die
Frauenzimmer."
„Meine Ellen ausgenommen", bemerkte
Silting, finster lächelnd, „sie ist eine jener
reinen Naturen, welche den Mephrsto unter
jeder Larve wittern."
(Fortsetzung folgt.)
macht hat, was sie unternehmen soll, wenn alte Sohn des Landwrrths Schmu terme er
der Kanal nicht durchzusetzen ist. Ob sie zu und der Fuhrmann und Landwirth Peter
einer Auflösung gelangen wird, ist sehr Eberhardt von Heppenheim die auf dem
raalich, da sie sich in unabsehbare! Felde arbeiteten und bei dem Unweiter
nnere Schwierigkeiten stür- in eine Schutzhütte flüchteten, vom Blitz
en würde. erschlagen. In Firnheim wurde eben-
Dvr Vorwärts" bestreitet euer-! falls durch das Unwetter ein Menschen-
gisch daß der Aus st and auf den Her-leben vernichtet. Eine junge Frau wurde
ner Zechen von der Leitung der polnischen in ihrer Wohnstube vom Blitze ge-
Sozialdemokratie in Berlin angezettelt sei. troffen und getödtet.
Ueberhaupt habe keine Arbeiterorganisation Ueber die A e u ß e r u n g d e s K a i s e r s
hier oder im Ausstandsbezirk mit der Be- im Senat zu Lübeck soll der hanseatische
wegung etwas zu thun. Gesandte, wie berichtet S^gt haben daß
Berlin, 30.-Juni. Vor dem Be- „Bremen und Lübeck durch die Handels-
z irksaus's chus s e fand heute die zweite Machtstellung Hamburgs nicht erdrückt
Verhandlung über die Klage des Magistrats werden dürften, sondern auch florrren
gegen das Polizeipräsidium statt, Wegendes- müßten, und daß hierzu der M i t t el -
sen Weigerung, die vom Magistrat nachge- l a n d k a n a l beitragen werde. - ®
suchte Bauerlaubniß für das Friedhofspor-- „ Kreiszeitung" meint, diese Meldung
tat der „Märzgefallenen" zu ertheilen. Der könne unmöglich richtig sein, da Lübeck
Bezirksausschuß beschloß, vom Kläger amt- aus den Verschiebungen durch den Bau
lich. Auskunft darüber zu fordern, ob das des Mittellandkanals nimals Nutzen ziehen
vorgelegte Bauprojekt mit der vom Magi- kann. _
[trat beschlossenen Inschrift von der Stadt-I Hamburg, 29. Jum. Erne abgeformte
verordnetenversammlung genehmigt worden Art intellektueller Urkundenf als ch u n g
ist sodaß zu einer Abänderung desselben es! beschäftigte gestern das hrestge Schwurge-
eines erneuten Beschlusses der Stadtverord- richt. Ein Kaufmann Seegas hatte mit
netenversammlung bedürfen würde. einem Mädchen ein Liebesverhaltmß, und
— Auch die Tapetenfaoriken wußte es zu bestimmen, rhm Wechsel und
e u t s ch l a n d s haben jüngst einen Schuldscheine über Summen zu unterzeich-
Rina geschlossen, wobei jedes Mitgliedinen, die cs thatsächlich gar nicht erhalten
sich verflichtete, bei einer Konventionalstrafe hatte. Darauf klagte er auf Rückzahlung,
bis zu 3000 Mark, nur an Mitglieder richtete es aber so ein, daß die Beklagte
des Tapetenhändler-Vereins zu liefern, von den Prozessen gar nichts erfuhr. Er
weiche die Tapetenpreise in vorgeschriebener meldete die Beklagte, welche thatsächlich
Höhe halten und die Waaren mit durch- gar nicht in Hamburg, sondern in Altona
weg 125 Procent Nutzen verkaufen, wohnte, für eine hiesige Wohnung als
Die dem obigen Vereine nicht angehörende Aftermietherin seiner Schwester an und
Tapetenhandlung Ernst Heiden Sohn in ließ alle Zustellungen an die Beklagte au
Köln verlauste einzelne Waaren unter diese Adresse gehen. Dadurch erhrelt er
dem vorgeschriebenen Preis, woraus seitens auch Psändungsbeschlüffe u. s. w., sodap
des Vorsitzenden des Fabrikantenvereins er sich, ohne daß das Mädchen rrgend
der Firma die briefliche Aufforderung zu- etwas erfuhr, in den Besch von mehr als
ging, dem Vereine eine freiwillige Buße 2000 Mk., welche dem Mädchen gehörten,
von 100 Mark anzubieten, va sonst die setzen konnte. Der Angeklagte Seegas hat
Sperre verhängt werde. Als die Firm aleinen Tag vor der L-chwurgerichtsver-
Heiden das Ansinnen zurückwies, würd e Handlung im Untersuchungsgefängmß seinem
die Handlung ausgesperrt, worauf Heide ^ >Leben durch Erhängen ein Ende gemacht,
die Mitangeklagte Schwester wurde jedoch
aus subjektiven Gründen freigesprochen.
Sie behauptete geglaubt zu haben, daß
ihr Bruder alle Urkundem wirklich an die
Adressatin abgeliefert habe.
Provinzielles.
Das Plöner Kadettenhaus ist schon
seit längerer Zeit wieder gänzlich epidemie-
frei. Die durchweg leichten Scharlach-
Erkrankungen haben sich nur auf 13
Kadetten erstreckt.
(bS Kiel, 29. Juni. Ein umfang
reicher Meineidsprozeß stand
heute vor dem Schwurgericht zur Ver
handlung. Vor ungefähr 2 Jahren waren
der Böttcher Wirth und der Tischler
Ehmke wegen B r a n d st i s t u n g an
geklagt, wurden jedoch auf Grund der
Zeugenaussagen freigesprochen. Wirth,
der zur Zeit in der Irrenanstalt zu
Schleswig internirt ist, wurde jedoch
wegen Meineids verurtheilt. Anfangs
dieses Jahres legte nun Ehmke vor der
Staatsanwaltschaft freiwillig das Geständ-
niß ab, daß er der Brandstiftung schuldig
sei, und zwar war er von der Frau
Jacobsen, die mit Wirth in wilder Ehe
lebte, dazu angestiftet und sollte für die
That 100 Mk. bekommen. Ehmke wurde
darauf am 13. April zu 3 Jahre Zucht
haus verurtheilt. Die Frau Jacobsen,
welche darauf unter Anklage gestellt wurde,
leugnete alles, wurde jedoch von den
Geschworenen schuldig gesprochen und vom
Gericht zu 3 Jahren Zuchthaus oer>
urtheilt. Der Staatsanwalt hatte 8 Jahre
beantragt. Am Sonnabend wird gegen
den Zimmermann Schröter verhandelt,
der geständig ist, zu Gunsten Wirths
einen Meineid geleistet zu haben.
Der mit Schiefer nach Kiel befrachtete
englische Dreimaster „Milly" ist bei der
Insel „Samsö" auf Grund gerathen.
Im großen Belt ist eine unbekannte
Brigg gestrandet. Beide Unfälle sind aus
dichten Nebel zurückzuführen. -ÌSļ§
V Missunde, 1. Juli. Nach den
bislang getroffenen Dispositionen trifft das
Kaiserpaar anr Montag, Morgens kurz irach
8 Uhr auf dem Manöverfelde, etwa 5 Kilo
meter westlich von Eckernförde, an der nach
Schleswig führenden Chaussee, ein, woselbst
sich die von dem Oberst von Sperling ge
führte Angriffsarmee befindet. Von Norden
her wird das Regiment Königin nach Mis
sunde zu manövcriren. Voraussichtlich wird
auf dem Paradefelde der Kaiser Ihrer Ma
jestüt der Kaiserin das Regiment vorfich
ren. —
Pŗfy Jevcnstedt, 29. Juni. Diejenigen
Besitzer unserer Gemeinde, deren Grund
stücke und Ländereien von der projeciirten
Schmalspurbahn ev. betroffen werden, sind
aus heute nach Matthiesen's Gasthof hier-
selbst geladen, um daselbst ihre Ansprüche
auf Entschädigung geltend zu machen. —
Die Heuernte ist hier in vollem Gange
und geht im Ganzen flott von statten.
Eine kürzere Unterbrechung derselben würoe
kaum zu bedauern sein.
** Andorf, 1 Juli. Morgen beab
sichtigt der Regatta-Verein von Rendsburg
ein Wettsegeln im Audorfer See abzu
halten. Dies Fest ist vom Garten des
Herrn Ohrt Hierselbst zu beobachten und
wird daher das Publikum aus diesen Sport
besonders aufmerksam gemacht. Die Neue
Dampfer-Compagnie stellt ihre Dampfer
bis 10 Uhr Abends zur Verfügung.
=fc= Breiholz, 30. Juni. Gestern
Nachmittag überzog ein dicker
unsere Ortschaft; es stellte sich heraus,
daß das große fiskalische Meekelmoor in
Brand war Sogleich rückte unsere
freiwillige Feuerwehr und die Brandwehr
aus; nach einigen Stunden sehr heißer
Arbeit war das Feuer auf unserer Seite
gedämpft, sodaß die Mannschaften unter
Zurücklassung einer Wache von 10
Mann um 9 Uhr Abends wieder ab
ziehen konnte. Von dieser Seite aus
wurde dann noch bemerkt, daß an der
südlichen Grenze des Moores wahrschein
lich von Mannschaften aus den Ge
meinden Haale, Embühren und Ham
weddel noch mit dem Feuer gekämpft
wurde. Wie von der hiesigen Wacht
Mannschaft gesagt wurde, sei auch dort
das Feuer gegen Mitternacht gedämpft
und dadurch eine große Parthie Torf des
Ziegeleibesitzers Thun in Haale geschützt
worden. Das fiskalische Moor ist
größtentheils abgebrannt. Ueber
Entstehung des Feuers ist nichts bekannt.
Ķ Rendsburg, 1. Juli. (F- N.) Ein
schwerer Schicksalsschlag hat
die Familie Wränget betroffen, der
namentlich den alten General tief be
rührt hat, der, wie noch erinnerlich, bet
der herzlichen Ausnahme und den vielen
Ehrungen, die ihm kürzlich in Hamburg
und Rendsburg zu Theil wurden,
ich einer vortresflichen Gesundheit er-
freute. Kurz nach der Heimkehr des
Generals stellte sich bei dessen Schwieger
sohn eine hochgradige Affection der
Kopfnerven ein. Leider befürchtet man,
daß die Krankheit zu einer dauernden
Trübung des Geistes führen wird. Die
einzige Tochter Wrangels ist bekanntUch
mit dem in der Hamburger Gesell chafk
sehr bekannten Kammerherrn der Karserin,
dem Freiherrn Karl v. Liltencron
verheirathet. v. Litiencron stand
bei dem dritten Dragoner-Regiment als
Adjutant. Aus einem Ritt während der
Schlacht bei Königgrätz hatte er das
Unglück, mitten zwischen ein Reitergefecht
zu gerathen, wobei der Regenmantel des
Adjutanten an dem Karabinerhaken eines
Dragoners festhakte, v. Litiencron,
zwischen Feind und Freund, erhielt 24
Kopfwunden und wurde vom Pferde ge
rissen. Ueber seinen Körper tobte der
Kampf noch längere Zeit. Die schweren
Verletzungen brachten schon wiederholt
schwere Nervenleiden hervor, die auch
jetzt Ursache des schweren Leidens ge
worden sind.
Rendsburg, 1. Juli. Für die Er
mittelung derjenigen Person, die sich am
19. v. Mts. gegenüber der vierjährigen
Tochter des Tapeziers P. in Rendsburg
sittlich vergangen hat, ist von dem Herrn
Regierungs-Präsidenten in Schleswig eine
Belohnung von 3 00 M. ausgesetzt worden.
O Rendsburg, 1. Juli. Das gestrige
zweite Gastspiel des Hamburger Thalia-
Theaters war bedeutend besser besucht,
wie am ersten Abend. In dem zwei-
actigen Schauspiel „Die Neuvermählten"
spielte Herr Clemens Krüger die Haupt
rolle, und hat uns derselbe wieder eine
außerordentlich gute Leistung geboten.
Frisch, natürlich und herzgewinnend, das
waren die Vorzüge dieses Axel. Die Er
zählung von der Wiedergewinnung seiner
jungen Frau wurde von dem talentvollen
Darsteller mit viel Gefühl gesprochen
Unterstützt wurde Herr Krüger durch das
reizende Spiel des anmuthigen Fräulein
Bormann, welche die kindliche junge Frau
sehr hübsch verkörperte. Herr Bach wirkte
als Amtmann sehr komisch; doch kann
man ihm den leisen Borwurf der Ueber,
treibung nicht ersparen. —- In dem Ein-
acter „Die Schulreiterin" war es wieder
Herr Homann, der, wie man zu jagen
pflegt, den Vogel abschoß. Fräulein
Runge, welche den Conversationston sehr
gut beherrscht, war eine reizende Baroneß
Nietoch. Die Vertreter der kleinen Rollen
waren gut am Platze.
V Rendsburg, 1. Juli. Der heu
tige Wochenmarkt war von Landleuten
schwach besucht. Auf dem Ferkelmarkt war
die Zufuhr die gewöhnliche. Die Preise be
wegten sich zwischen 10 und 16 Mk. Hühner
kosteten i,so Kücken 60 bis
70 Pf., Tauben 40 bis 50 Pf. das Stück.
Butter kostete 95 Pf. bis 1 Mk. das Pfund.
Eier wurden mit 1,10 Mk. das Stieg be-,
zahlt. Junge Kartoffeln kosteten pr. Li
ter 15 bis 20 Pf. Erbsen wurden mit 10
Pf per Liter bezahlt. Erdbeeren, kosteten
das Pstmd 40—50 Pf. Am Fischmarkt wa
ren Hecht, Dorsch, Bütt und Aal.
Abend-Depeschen u.neueste Nachrichten.
Berlin.. 1. Juli. Die Kanal-
llommission beendete heute '9 e
Verhandlungen. Die Vorlage Ui
in der ersten Sitzung nach de-
ragung, am 7. August, rm Plenum
berathen werden.
§ r „, 1 Juli. sMlrtar.
Patrouillen' halten die Chiinsseee»
zürn Schutze der Aàitswillķ» "e-
setzt. Alles ruhig. , ~ .
Paris, 1. Juli (Origrnal-4: ßt.
des „Rendsb. Wochenbl.") Dreyfa ch
Qualm ņrìnmehr heule Nacht in Renne n.
gekommen in das gs *
ü-siinsuitz abgeführt w°^cn. -e-
nwnstrationen fanden nrcht şş"
Hamburg, 1. Juli. (Ong^T. l.
des Rendsb. Wochenbl.) Der von
afrika ankommende PoM-aU-Vtet
„Carl Wörmann", Capt. Schulz, M
heute Vormittag 9 Uhr in de- »'"er.
elbe bei Neumühlen mlt oein ch
Harburg bestimmten deutschen
master „Brünette", Capt. HşşN'
zuşammeņgsstotzen «U
sank in wenigen Minut^- Die Be
satzung konnte gerette-ņrden. ^as
Schiff liegt bis s ttt mtte unter
Wasser.
„ «1 I Ş Die Prngelscenen in
der Depntirte»kļnnmer stellen sich als solche
heraus, wie sie unter den geWöhnl-chste«
RowdieS kaum vorkommen. Ucberall
herrscht «u- eine Stimme des Abscheus,
die (Şìehe auch unter Morgenberichte.)
Ar euren, 1. Juli. Ja der hiesigen
ìtcspirmerei ist innerhalb 8 Tagen zum
.weiten Male ein Großfeuer ausgebrochen.
Die gesammte hiesige Feuerwehr tjt ans
Platze.
Anzeigen.
Margaretha Zehrôà
Paul Moloch
Verlobte
Borgstedt,
z. Z* Rendsburg
Altona.
4
-I