Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 2)

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giebt zu, daß sein Antrag für die Regierung 
schwer annehmbar sei. Andererseits sei irgend 
eine gesetzliche Bindung für die schlesische Com 
pensation nothwendig, da die Provinz von den 
gesetzgebenden Faktoren schon wiederholt zurück 
gesetzt worden sei. Der Mcepräsident des 
Staatsministeriums möge auch hier einen gang 
baren Weg zeigen. Redner behalt sich vor, 
wenigstens'einen Betrag für die Vorarbeiten zur 
Oderverbesserung in die Kanalvorlage aufzu 
nehmen. Bei der Abstimmung fällt der Antrag 
Strachwitz gegen die Stimme'des Antragstellers. 
Sodann wird ein Zusatzantrag Stengel zum 
Eventualantrag Strachwitz, 2 Millionen auch zu 
Vorarbeiten zur Kanalisirung die der mittleren 
und unteren Elbe zu verwenden, mit 14 gegen 
13 Stimmen angenommen, da Schmidt-Marburg 
nicht anwesend ist. Nachdem dieser wieder 
erschienen, wird ein Eventualantrag Strachwitz, 
2 Millionen zu Vorarbeiten für die Wasser 
verbesserung Oberschlesien—Berlin in das Gesetz 
einzustellen, mit Stimmengleichheit, 14 gegen 
14 Stimmen, abgelehnt. Gleichwohl gelten fetzt 
die Aussichten der Kanalvorlage für besser. Man 
nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß 
dieser Eventualantrag Strachwitz und mit diesem 
Antrag das Gesetz vom Plenum angenommen 
wird. 
Häufigkeit erheblich zugenommen 
haben, hat doch Prof, von Bezold noch 
kürzlich vor der Berliner Akademie der 
Wissenschaften den Ausspruch gethan, daß 
die Blitzgefahr vom Anfang der Dreiziger 
Jahre bis in dieses Jahrzehnt nicht we 
niger wie um das Sechsfache gestie 
gen ist. 
Dänemark. 
Ein Schreiber in Kolding hat einen 
Handschuh erfunden, mit dessen Hülfe das 
Schwimmen bedeutend erleichtert wird. 
Zwischen den Fingern der Handschuhe sitzt, 
wie bei den Zehen der Schwimmvögel, 
eine Schwimmhaut, so daß die behänd- 
"chuhte Hand mit einer ganzen Fläche 
wirkt. Nach den Handschuhen ist eine 
bedeutende Nachfrage. 
Ausîamd. 
Außereuropäische Gebiete. 
Soeben hier eingetroffene Nachrichten 
Kiautschou melden, wie dem B. L.-A. von 
zuständiger Stelle mitgetheilt wird, daß 
die vor einigen Tagen ausgebrochenen 
Unruhen fast völlig beendigt sind. Der 
chinesische Provinz-Gouverneur hat eine 
Commission von Beamten berufen, der es 
zur Ausgabe gemacht ist, in Kaomi die 
völlige Ordnung wiederherzustellen. Der 
Erfolg der deutschen Expedition kann 
hiernach als gesichert gelten. 
Belgien. 
Brüssel, 29. Juni. Der Bürgermeister 
ließ eine Proclamation anschlagen, wonach 
die Ansammlung von mehr als fünf 
Personen unnachsichtlich gesprengt würde. 
Sämmtliche Läden schließen und hüten 
ihre Spiegelscheiben. Die militärische 
Absperrung der neutralen Zone erfolgt 
wie gestern. An die Bataillone der 
Bürgerwehr wurden 15 000 Platzpatronen 
vertheilt. 
Ein eigenthümlicher Vorfall 
hat sich am Montag Abend in einem 
Eisenbahnzuge abgespielt, der von dem 
Brüsieler Nordbahnhof nach Mecheln ab 
gelassen worden war. Zwischen Schaer 
beek und Vilvorde ertönte, einer Mitthei 
lung der „Boss. Ztg." zufolge, plötzlich 
die Lärmglocke; der Zug wurde sofort zum 
Stehen gebracht, und die Zugbeamten eilten 
noch dem Wagen, von dem aus das 
Glockenzeichen gegeben worden war. Ein 
unbeschreiblicher Anblick bot 
sich den der Thür des Abtheils öffnenden 
Beamten. Die Reisenden prügelten sich 
nach Herzenslust, Stockhiebe und Faust 
schlüge regneten. Ein Reisender . lag mit 
entsetzlich -aufgeschwollenem Gesichte am 
Boden, eine Frau hatte mehrere Quetsch 
ungen in dem Gesichte erhalten. Als der 
Zug wenige Minuten darauf zu Vilvorde 
hielt, mußten die acht Insassen des Ab- 
theils aussteigen. Ein Protokoll wurde 
aufgenommen und die Anklage erhoben. 
Aus dem Verhör ergab sich, daß der Streit 
aus Meinungsverschiedenheiten über das 
neue Wahlgesetz entstanden war. 
Da die Gesellschaft die Wände des Abtheils 
arg zugerichtet hatte, so wird sie auch 
Schadenersatz zu leisten haben. Unter den 
Fahrgästen hatte das Anhalten des Zuges 
eine große Panik hervorgerufen. 
Schweiz. 
Ans der Schweiz, 28. Juni. Geradezu 
unheimlich ist, so schreibt die „N. Z. Ztg- , 
wie außerordentlich zahlreich und g e 
fährlich in den jüngsten Tagen die 
elektrischen Entladungen der Hoch g e - 
Witter austreten. In Nord- und Süd 
deutschland, in unserm Lande und nament 
lich weiter ostwärts über Oesterreich und 
Ungarn sind in den letzten Stunden 
wieder zahlreich zündende Blitzschläge in 
Menge »orgekommeu, die an Hab und 
Gut großen Schaden stifteten und denen 
auch leider eine Reihe von Menschenleben 
zum Opfer gefallen ist. Drastisch zmgt 
sich hier aus's Deutlichste, wie die Ge- 
Witter gegenüber früher an Heftigkeit und 
Jņlaà 
— Ueber den Vorgang, der zu der 
Erklärung des Grafen B a l l e st r e m 
geführt hat, giebt das Bureau des Reichs 
tags folgenden Ausschluß: 
Es liegt ein unglückliches Mißverständnis; vor. 
Daß es übersehen worden, daran trägt die 
nervöse Stimmung und Hast die Schuld, welche 
die Begleiterscheinung aller Schlußsitzungen ist. 
Aber im Bureau ist der Irrthum bereits erkannt 
und unter die Berichtigungen ausgenommen 
worden, die nach jeder Session in üblicher Weise 
durch die Register nachgewiesen und vertheilt 
werden. Es ist bereits angeordnet, durch Ver- 
endung der Berichtigungen auch diesen Irrthum 
klarzustellen. Der Beamte, der die Verwirrung 
angerichtet hat, ist ermittelt. Es ist Sache des 
Präsidenten, ob er weiteres gegen den betreffen 
den Herrn beim Wiederzusammentritt des 
Reichstages unternehmen will. Zu kleinen 
redactionellen Aenderungen glauben die Correc- 
toren sich zuweilen befugt. So ist auch diese 
Aenderung hineingekommen, deren Tragweite der 
Herr um so weniger ermeffen konnte, als er die 
vvraufgegangene Rede des Abgeordneten Rösicke 
nicht gelesen hatte. 
Berlin, 30. Juni. Als einen Fort- 
-chritt sieht man es in kanalfreundlichen 
Kreisen an, daß der oberschlesische Graf 
Strachwitz auf eine Anregung des Fi 
nanzministers v. Miguel einging, statt der 
unmöglichen Einfügung der Kosten für die 
Vertiefung der Oder in das Kanalgesetz sich 
mit der Einsetzung von 2 Millionen Mark 
für Vorarbeiten zu dieser Vertiefung einver 
standen zu erklären. Ein daranf gerichteter 
Antrag wurde zwar von der Kommission 
mit Stimmengleichheit, 14 gegen 14 Stim 
men, abgelehnt, aber bei der kanalfeindlichen 
Zusammensetzung der Kommission betrachtet 
man dieses nicht als maßgebend für das 
Plenum. Man hofft, daß dieser Antrag die 
Grundlage bildet, auf der sich eine Mehr 
heit für die Kanalvvrlage zusammenfinden 
könnte. Während der Kommissionssitzung 
hatte Minister von Miguel in einem Zim 
mer des Abgeordnetenhauses eine Unter 
redung mit dem Chef des Civilkaüinets v. 
Lucanus, die sich, wie man annimmt auf 
die Kanalvorlage bezog. — Man sieht, daß 
die nächste Zukunft keineswegs klar ist. Den 
Gipfel der Thorheit hat das „Berliner Ta 
geblatt" erklommen, indem es glauben ma 
chen will, daß Fürst Herbert Bismarck dem 
nächst preußischer Minister des Innern wer 
den würde, um nach Auflösung des Abge 
ordnetenhauses kanal-freundl ich e 
Wahlen durchzusetzen. Unsere Auffas 
sung der Lage geht dahin, daß sich die Re 
n o ch n i ch t schlüssig ge 
bet der Staatsanwaltschaft den Antrag 
einreichte, gegen den Vorsitzenden die 
Klage auf Erpressung einzuleiten. Der 
Staatsanwalt entsprach dem Antrage. Das 
Ermittelungsverfahren wurde eingeleitet, 
zahlreiche Zeugenvernehmungen sind an 
geordnet. Insgesammt wurden seitens des 
Fabrikantenvereins über hundert Händler 
ausgesperrt, welche nun glei chfalls die 
Gründung eines Verbandes planen. 
Wie ein Telegramm des „B. L. A." 
aus Stettin meldet, erhielt der dort woh 
nende Rentier W e l l n i tz , der bei der 
Schiffskatastrophe zwei Kinder 
verlor, vom Oberpräsidenten von Pommern 
folgendes Schreiben: „Seine Majestät der 
König und Kaiser haben von dem schweren 
Familienunglück, welches Sie infolge des 
Zusammenstoßes der Schiffe „Blücher" 
und „Pölitz" betroffen hat, mit schmerz 
licher Theilnahme Kenntniß genommen und 
mich beauftragt, Ihnen Allerhöchst sein 
herzliches Beileid auszusprecheri." 
Stettin, 30. Juni. Aus einen vor- 
tresflichen Gedanken ist ein Haus- 
Wirth verfallen. Er hat nämlich in 
seinem Hause einen neben der Waschküche 
belegenen größeren Raum mit allem 
Komfort als Badestube eingerichtet und 
diese seinen sämmtlichen Miethern u n - 
entgeltlich zur Verfügung 
gestellt. Nur muß einige Stunden 
vorher die Badestube bestellt werden; auch 
haben die Miether selbstverständlich die 
Feuerungskosten zu tragen, die sich für 
das einzelne Bad auf etwa 10 Pf. be 
laufen. 
Strelno, 20. Juni. Im Schlamme 
des ausgetrockneten Teiches in Siedlimow 
fand man zwei Kasten mit alten Münzen 
aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die 
Münzen, von denen einige den Werth 
von 10 Mk. haben, wiegen im ganzen 
zwei Centner. 
Ein arges Mißgeschick widerfuhr einem 
Schriftsetzer in Flatow. Er spielte seit 
langer Zeit drei Loose, ohne daß ihm 
Fortuna gelächelt hätte. Die letzte Ziehung 
war schon fast beendet, als er, aus Aerger 
darüber, wieder durchgefallen zu sein, zwei 
Loose an einen Bekannten verkaufte. Kurze 
Zeit darauf kam das eine der abgegebenen 
Loose mit einem Treffer von 30 000 Mark 
heraus. 
Mainz, 28. Juni. Nunmehr hat auch 
die Majorität der Glaser -Zwangs 
innung den Beschluß gefaßt, bei dem 
Vorstand den Antrag einzubringen, die 
kaum gebildete Zwangsinnung auf 
zuheben. Auch hier wird hervorgehoben, 
daß die meisten Mitglieder aus voll 
ständiger Unkenntniß der Berhälinisse 
sich sür diese Innung ausgesprochen 
hätten. Nachträglich hätten sie nun ein 
gesehen, daß sie gar keinen Werth für 
das Gewerbe habe. 
Darmstadt, 29. Juni. Heute Nach 
mittag ging über der Bergstraße ein 
chweres Gewitter mit wolken 
bruchartigem Regen nieder. Die Felder 
wurden theilweise überschwemmt und das 
Getreide wurde vielfach niedergeschlagen. 
Auch die Bahnstrecke der hiesigen Station 
îstand tief unter Wasser. Zwischen Heppen 
heim und Lorsch wurden der etwa 30 Jahre 
ihn Baron Justus hastig, „mich wundert in 
diesem Falle nur, daß Sie mit einer Lob 
Hymne auf meinen Neffen begonnen haben 
Sind's denn nur die Sportgeschichten, welche 
Sie beunruhigen?" 
„Allerdings nicht allein, obgleich man 
jetzt, wie ich erfahren, ein Wettspiel damit 
verbunden hat, so eine Art Totalisator, bei 
dem der Meister natürlich stets den Haupt 
gewinn einstreicht." 
„Sie meinen damit Hans Justus", der 
setzte Alting erregt, „das wäre allerdings 
ein Ausbeutungs-Shstem, dem ich unter allen 
Umständen ein Ende machen werde. Aber 
verzeihen Sie, lieber Freund, —- sind denn 
vie jungen Herren sämmtlich mit Blindheit 
geschlagen, daß sie's darauf anlegen, sich 
und ihre Familien zu ruiniren?" 
„Weiß der Henker, wie's zugeht", seufzte 
Römhild, er hat Alle am Bande, auch die 
Frauenzimmer." 
„Meine Ellen ausgenommen", bemerkte 
Silting, finster lächelnd, „sie ist eine jener 
reinen Naturen, welche den Mephrsto unter 
jeder Larve wittern." 
(Fortsetzung folgt.) 
macht hat, was sie unternehmen soll, wenn alte Sohn des Landwrrths Schmu terme er 
der Kanal nicht durchzusetzen ist. Ob sie zu und der Fuhrmann und Landwirth Peter 
einer Auflösung gelangen wird, ist sehr Eberhardt von Heppenheim die auf dem 
raalich, da sie sich in unabsehbare! Felde arbeiteten und bei dem Unweiter 
nnere Schwierigkeiten stür- in eine Schutzhütte flüchteten, vom Blitz 
en würde. erschlagen. In Firnheim wurde eben- 
Dvr Vorwärts" bestreitet euer-! falls durch das Unwetter ein Menschen- 
gisch daß der Aus st and auf den Her-leben vernichtet. Eine junge Frau wurde 
ner Zechen von der Leitung der polnischen in ihrer Wohnstube vom Blitze ge- 
Sozialdemokratie in Berlin angezettelt sei. troffen und getödtet. 
Ueberhaupt habe keine Arbeiterorganisation Ueber die A e u ß e r u n g d e s K a i s e r s 
hier oder im Ausstandsbezirk mit der Be- im Senat zu Lübeck soll der hanseatische 
wegung etwas zu thun. Gesandte, wie berichtet S^gt haben daß 
Berlin, 30.-Juni. Vor dem Be- „Bremen und Lübeck durch die Handels- 
z irksaus's chus s e fand heute die zweite Machtstellung Hamburgs nicht erdrückt 
Verhandlung über die Klage des Magistrats werden dürften, sondern auch florrren 
gegen das Polizeipräsidium statt, Wegendes- müßten, und daß hierzu der M i t t el - 
sen Weigerung, die vom Magistrat nachge- l a n d k a n a l beitragen werde. - ® 
suchte Bauerlaubniß für das Friedhofspor-- „ Kreiszeitung" meint, diese Meldung 
tat der „Märzgefallenen" zu ertheilen. Der könne unmöglich richtig sein, da Lübeck 
Bezirksausschuß beschloß, vom Kläger amt- aus den Verschiebungen durch den Bau 
lich. Auskunft darüber zu fordern, ob das des Mittellandkanals nimals Nutzen ziehen 
vorgelegte Bauprojekt mit der vom Magi- kann. _ 
[trat beschlossenen Inschrift von der Stadt-I Hamburg, 29. Jum. Erne abgeformte 
verordnetenversammlung genehmigt worden Art intellektueller Urkundenf als ch u n g 
ist sodaß zu einer Abänderung desselben es! beschäftigte gestern das hrestge Schwurge- 
eines erneuten Beschlusses der Stadtverord- richt. Ein Kaufmann Seegas hatte mit 
netenversammlung bedürfen würde. einem Mädchen ein Liebesverhaltmß, und 
— Auch die Tapetenfaoriken wußte es zu bestimmen, rhm Wechsel und 
e u t s ch l a n d s haben jüngst einen Schuldscheine über Summen zu unterzeich- 
Rina geschlossen, wobei jedes Mitgliedinen, die cs thatsächlich gar nicht erhalten 
sich verflichtete, bei einer Konventionalstrafe hatte. Darauf klagte er auf Rückzahlung, 
bis zu 3000 Mark, nur an Mitglieder richtete es aber so ein, daß die Beklagte 
des Tapetenhändler-Vereins zu liefern, von den Prozessen gar nichts erfuhr. Er 
weiche die Tapetenpreise in vorgeschriebener meldete die Beklagte, welche thatsächlich 
Höhe halten und die Waaren mit durch- gar nicht in Hamburg, sondern in Altona 
weg 125 Procent Nutzen verkaufen, wohnte, für eine hiesige Wohnung als 
Die dem obigen Vereine nicht angehörende Aftermietherin seiner Schwester an und 
Tapetenhandlung Ernst Heiden Sohn in ließ alle Zustellungen an die Beklagte au 
Köln verlauste einzelne Waaren unter diese Adresse gehen. Dadurch erhrelt er 
dem vorgeschriebenen Preis, woraus seitens auch Psändungsbeschlüffe u. s. w., sodap 
des Vorsitzenden des Fabrikantenvereins er sich, ohne daß das Mädchen rrgend 
der Firma die briefliche Aufforderung zu- etwas erfuhr, in den Besch von mehr als 
ging, dem Vereine eine freiwillige Buße 2000 Mk., welche dem Mädchen gehörten, 
von 100 Mark anzubieten, va sonst die setzen konnte. Der Angeklagte Seegas hat 
Sperre verhängt werde. Als die Firm aleinen Tag vor der L-chwurgerichtsver- 
Heiden das Ansinnen zurückwies, würd e Handlung im Untersuchungsgefängmß seinem 
die Handlung ausgesperrt, worauf Heide ^ >Leben durch Erhängen ein Ende gemacht, 
die Mitangeklagte Schwester wurde jedoch 
aus subjektiven Gründen freigesprochen. 
Sie behauptete geglaubt zu haben, daß 
ihr Bruder alle Urkundem wirklich an die 
Adressatin abgeliefert habe. 
Provinzielles. 
Das Plöner Kadettenhaus ist schon 
seit längerer Zeit wieder gänzlich epidemie- 
frei. Die durchweg leichten Scharlach- 
Erkrankungen haben sich nur auf 13 
Kadetten erstreckt. 
(bS Kiel, 29. Juni. Ein umfang 
reicher Meineidsprozeß stand 
heute vor dem Schwurgericht zur Ver 
handlung. Vor ungefähr 2 Jahren waren 
der Böttcher Wirth und der Tischler 
Ehmke wegen B r a n d st i s t u n g an 
geklagt, wurden jedoch auf Grund der 
Zeugenaussagen freigesprochen. Wirth, 
der zur Zeit in der Irrenanstalt zu 
Schleswig internirt ist, wurde jedoch 
wegen Meineids verurtheilt. Anfangs 
dieses Jahres legte nun Ehmke vor der 
Staatsanwaltschaft freiwillig das Geständ- 
niß ab, daß er der Brandstiftung schuldig 
sei, und zwar war er von der Frau 
Jacobsen, die mit Wirth in wilder Ehe 
lebte, dazu angestiftet und sollte für die 
That 100 Mk. bekommen. Ehmke wurde 
darauf am 13. April zu 3 Jahre Zucht 
haus verurtheilt. Die Frau Jacobsen, 
welche darauf unter Anklage gestellt wurde, 
leugnete alles, wurde jedoch von den 
Geschworenen schuldig gesprochen und vom 
Gericht zu 3 Jahren Zuchthaus oer> 
urtheilt. Der Staatsanwalt hatte 8 Jahre 
beantragt. Am Sonnabend wird gegen 
den Zimmermann Schröter verhandelt, 
der geständig ist, zu Gunsten Wirths 
einen Meineid geleistet zu haben. 
Der mit Schiefer nach Kiel befrachtete 
englische Dreimaster „Milly" ist bei der 
Insel „Samsö" auf Grund gerathen. 
Im großen Belt ist eine unbekannte 
Brigg gestrandet. Beide Unfälle sind aus 
dichten Nebel zurückzuführen. -ÌSļ§ 
V Missunde, 1. Juli. Nach den 
bislang getroffenen Dispositionen trifft das 
Kaiserpaar anr Montag, Morgens kurz irach 
8 Uhr auf dem Manöverfelde, etwa 5 Kilo 
meter westlich von Eckernförde, an der nach 
Schleswig führenden Chaussee, ein, woselbst 
sich die von dem Oberst von Sperling ge 
führte Angriffsarmee befindet. Von Norden 
her wird das Regiment Königin nach Mis 
sunde zu manövcriren. Voraussichtlich wird 
auf dem Paradefelde der Kaiser Ihrer Ma 
jestüt der Kaiserin das Regiment vorfich 
ren. — 
Pŗfy Jevcnstedt, 29. Juni. Diejenigen 
Besitzer unserer Gemeinde, deren Grund 
stücke und Ländereien von der projeciirten 
Schmalspurbahn ev. betroffen werden, sind 
aus heute nach Matthiesen's Gasthof hier- 
selbst geladen, um daselbst ihre Ansprüche 
auf Entschädigung geltend zu machen. — 
Die Heuernte ist hier in vollem Gange 
und geht im Ganzen flott von statten. 
Eine kürzere Unterbrechung derselben würoe 
kaum zu bedauern sein. 
** Andorf, 1 Juli. Morgen beab 
sichtigt der Regatta-Verein von Rendsburg 
ein Wettsegeln im Audorfer See abzu 
halten. Dies Fest ist vom Garten des 
Herrn Ohrt Hierselbst zu beobachten und 
wird daher das Publikum aus diesen Sport 
besonders aufmerksam gemacht. Die Neue 
Dampfer-Compagnie stellt ihre Dampfer 
bis 10 Uhr Abends zur Verfügung. 
=fc= Breiholz, 30. Juni. Gestern 
Nachmittag überzog ein dicker 
unsere Ortschaft; es stellte sich heraus, 
daß das große fiskalische Meekelmoor in 
Brand war Sogleich rückte unsere 
freiwillige Feuerwehr und die Brandwehr 
aus; nach einigen Stunden sehr heißer 
Arbeit war das Feuer auf unserer Seite 
gedämpft, sodaß die Mannschaften unter 
Zurücklassung einer Wache von 10 
Mann um 9 Uhr Abends wieder ab 
ziehen konnte. Von dieser Seite aus 
wurde dann noch bemerkt, daß an der 
südlichen Grenze des Moores wahrschein 
lich von Mannschaften aus den Ge 
meinden Haale, Embühren und Ham 
weddel noch mit dem Feuer gekämpft 
wurde. Wie von der hiesigen Wacht 
Mannschaft gesagt wurde, sei auch dort 
das Feuer gegen Mitternacht gedämpft 
und dadurch eine große Parthie Torf des 
Ziegeleibesitzers Thun in Haale geschützt 
worden. Das fiskalische Moor ist 
größtentheils abgebrannt. Ueber 
Entstehung des Feuers ist nichts bekannt. 
Ķ Rendsburg, 1. Juli. (F- N.) Ein 
schwerer Schicksalsschlag hat 
die Familie Wränget betroffen, der 
namentlich den alten General tief be 
rührt hat, der, wie noch erinnerlich, bet 
der herzlichen Ausnahme und den vielen 
Ehrungen, die ihm kürzlich in Hamburg 
und Rendsburg zu Theil wurden, 
ich einer vortresflichen Gesundheit er- 
freute. Kurz nach der Heimkehr des 
Generals stellte sich bei dessen Schwieger 
sohn eine hochgradige Affection der 
Kopfnerven ein. Leider befürchtet man, 
daß die Krankheit zu einer dauernden 
Trübung des Geistes führen wird. Die 
einzige Tochter Wrangels ist bekanntUch 
mit dem in der Hamburger Gesell chafk 
sehr bekannten Kammerherrn der Karserin, 
dem Freiherrn Karl v. Liltencron 
verheirathet. v. Litiencron stand 
bei dem dritten Dragoner-Regiment als 
Adjutant. Aus einem Ritt während der 
Schlacht bei Königgrätz hatte er das 
Unglück, mitten zwischen ein Reitergefecht 
zu gerathen, wobei der Regenmantel des 
Adjutanten an dem Karabinerhaken eines 
Dragoners festhakte, v. Litiencron, 
zwischen Feind und Freund, erhielt 24 
Kopfwunden und wurde vom Pferde ge 
rissen. Ueber seinen Körper tobte der 
Kampf noch längere Zeit. Die schweren 
Verletzungen brachten schon wiederholt 
schwere Nervenleiden hervor, die auch 
jetzt Ursache des schweren Leidens ge 
worden sind. 
Rendsburg, 1. Juli. Für die Er 
mittelung derjenigen Person, die sich am 
19. v. Mts. gegenüber der vierjährigen 
Tochter des Tapeziers P. in Rendsburg 
sittlich vergangen hat, ist von dem Herrn 
Regierungs-Präsidenten in Schleswig eine 
Belohnung von 3 00 M. ausgesetzt worden. 
O Rendsburg, 1. Juli. Das gestrige 
zweite Gastspiel des Hamburger Thalia- 
Theaters war bedeutend besser besucht, 
wie am ersten Abend. In dem zwei- 
actigen Schauspiel „Die Neuvermählten" 
spielte Herr Clemens Krüger die Haupt 
rolle, und hat uns derselbe wieder eine 
außerordentlich gute Leistung geboten. 
Frisch, natürlich und herzgewinnend, das 
waren die Vorzüge dieses Axel. Die Er 
zählung von der Wiedergewinnung seiner 
jungen Frau wurde von dem talentvollen 
Darsteller mit viel Gefühl gesprochen 
Unterstützt wurde Herr Krüger durch das 
reizende Spiel des anmuthigen Fräulein 
Bormann, welche die kindliche junge Frau 
sehr hübsch verkörperte. Herr Bach wirkte 
als Amtmann sehr komisch; doch kann 
man ihm den leisen Borwurf der Ueber, 
treibung nicht ersparen. —- In dem Ein- 
acter „Die Schulreiterin" war es wieder 
Herr Homann, der, wie man zu jagen 
pflegt, den Vogel abschoß. Fräulein 
Runge, welche den Conversationston sehr 
gut beherrscht, war eine reizende Baroneß 
Nietoch. Die Vertreter der kleinen Rollen 
waren gut am Platze. 
V Rendsburg, 1. Juli. Der heu 
tige Wochenmarkt war von Landleuten 
schwach besucht. Auf dem Ferkelmarkt war 
die Zufuhr die gewöhnliche. Die Preise be 
wegten sich zwischen 10 und 16 Mk. Hühner 
kosteten i,so Kücken 60 bis 
70 Pf., Tauben 40 bis 50 Pf. das Stück. 
Butter kostete 95 Pf. bis 1 Mk. das Pfund. 
Eier wurden mit 1,10 Mk. das Stieg be-, 
zahlt. Junge Kartoffeln kosteten pr. Li 
ter 15 bis 20 Pf. Erbsen wurden mit 10 
Pf per Liter bezahlt. Erdbeeren, kosteten 
das Pstmd 40—50 Pf. Am Fischmarkt wa 
ren Hecht, Dorsch, Bütt und Aal. 
Abend-Depeschen u.neueste Nachrichten. 
Berlin.. 1. Juli. Die Kanal- 
llommission beendete heute '9 e 
Verhandlungen. Die Vorlage Ui 
in der ersten Sitzung nach de- 
ragung, am 7. August, rm Plenum 
berathen werden. 
§ r „, 1 Juli. sMlrtar. 
Patrouillen' halten die Chiinsseee» 
zürn Schutze der Aàitswillķ» "e- 
setzt. Alles ruhig. , ~ . 
Paris, 1. Juli (Origrnal-4: ßt. 
des „Rendsb. Wochenbl.") Dreyfa ch 
Qualm ņrìnmehr heule Nacht in Renne n. 
gekommen in das gs * 
ü-siinsuitz abgeführt w°^cn. -e- 
nwnstrationen fanden nrcht şş" 
Hamburg, 1. Juli. (Ong^T. l. 
des Rendsb. Wochenbl.) Der von 
afrika ankommende PoM-aU-Vtet 
„Carl Wörmann", Capt. Schulz, M 
heute Vormittag 9 Uhr in de- »'"er. 
elbe bei Neumühlen mlt oein ch 
Harburg bestimmten deutschen 
master „Brünette", Capt. HşşN' 
zuşammeņgsstotzen «U 
sank in wenigen Minut^- Die Be 
satzung konnte gerette-ņrden. ^as 
Schiff liegt bis s ttt mtte unter 
Wasser. 
„ «1 I Ş Die Prngelscenen in 
der Depntirte»kļnnmer stellen sich als solche 
heraus, wie sie unter den geWöhnl-chste« 
RowdieS kaum vorkommen. Ucberall 
herrscht «u- eine Stimme des Abscheus, 
die (Şìehe auch unter Morgenberichte.) 
Ar euren, 1. Juli. Ja der hiesigen 
ìtcspirmerei ist innerhalb 8 Tagen zum 
.weiten Male ein Großfeuer ausgebrochen. 
Die gesammte hiesige Feuerwehr tjt ans 
Platze. 
Anzeigen. 
Margaretha Zehrôà 
Paul Moloch 
Verlobte 
Borgstedt, 
z. Z* Rendsburg 
Altona. 
4 
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