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Hägttch erscheinendes MLatt.
Aenlàrģer
(Außer an Sonn- und Festtagen.)
Wochenölall
Bezugspreis:
vierteljährlich 2 Ji—, frei ins Haus geliefert
2 Ji 15
für Auswärtige, durch die Post bezogen
2 Ji 25 Ï
tnd. Postprovision rc., jedoch ohne BesieLgeîd.
ZilsertionsprciS: pro Petitzeile 15 ļ.
AeLtestes und belesenstes Klatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnunnner werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
—^ 92 ster Jahrgang.
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes Vorbehalten.
Dem Reudsburger Wochenblatt wird
„Der Landwirth"
(Zeitschrift für die politischen u. socialen Interest«:
der Landwirtschaft) gratis beigegeben.
Wo. 173;
Donnerstag, den 27. güTt
1899.
Morgen-Berichte.
Kiel, 25. Juli. Bei einer Schießübung
auf dem „Mars" platzte eine Revolvev
kanone. Drei Matrosen wurden leicht ver
letzt. —
Berlin, 25. Juli. Die ersten 8 ju
gendlichen Telegrammboten der deutschen
Telegraphie sind jetzt beim Haupttelegra
phenamt in Berlin eingestellt worden. Die
jugendlichen Telegrammbesteller erhalten
für jedes Telegramm, das sie bestellen, 10
şşşinig, sodaß sie einen Tagelohn von etwa
verdienen. Ein Mindestverdienst
chird nicht gewährleistet. Die Uniform der
Mgendlichen Telegrammbesteller besteht aus
der Postdienstmütze mit den zwei rothen
Streifen und der Litewka der Posthilfsbo
ten. —
München, 25. Juli. Der hiesige
Apotheker Rockenstein stürzte vom Gipfel
ter Zugspitze ab und blieb sofort todt.
^ M a a n, 25. Juli. Bei der Fahrt von
Schneebcrg im Passeier verunglückten auf
der Bergwerksseilbahn sechs Touristen in
Folge Seilbruches. Ein Tourist aus Frank
furt ist todt, zwei sind verwundet.
Paris, 25. Juli. Das Blatt „Pa
risienne" versichert, daß unter den zu ver
nehmenden Zeugen im Dreyfusprozesse sich
auch die Wittwe des Obersten Henry befin
den wird.
Paris, 25. Juli. Soeben ist der fran-
zösich-amerikanische Handelsvertrag abge-
schlossen worden. — Auch Esterhazy wurde
nach Rennes vorgeladen und ihm freies
Geleit zugesichert. — General Pellieux ist
thatsächlich nach Quimper versetzt. Dort
wird er Chef der 44. Brigade und unter
steht dem Chorchef Renouard, welcher nach
Boisdeffre wenige Wochen Generalstabschef
war und dann nach Nantes versetzt wurde.
Paris, 25. Juli. In dem Expreßzuge
zwischen Paris und Lille wurde ein Ge
treidehändler, Namens Schottemann, er
mordet aufgefunden; die Untersuchung ist
eingeleitet. Es konnte bisher jedoch noch
nicht festgestellt werden, ob der Ermordete
deutscher oder englischer Nationalität ist.
Haag, 25. Juli. In der heutigen Si
tzung der Friedenskonferenz wurde der
Schiedsgerichts-Entwurf ohne
jede Erörterung oder Abänderung ange
nommen; er ist damit definitiv geworden.
Die amerikanischen Delegirten gaben darauf
eine Erklärung ab, wonach es selbstverständ
lich sei, daß die Konvension für das
Schiedsgericht in keinem ihrer Theile Ame-
rika verpflichte, sich in europäische Angele
legenheiten einzumischen, noch Europa
zwinge, sich in Fragen, die ausschließlich
Amerika betreffen, zu michem Die Frage
des Beitritts zu den Konventionen seitens
der nicht an der Konferenz betheiligten
Staaten wurde ausführlich erörtert. Eine
Resolution wurde nicht gefaßt, da die De
legirten sich erst mit ihren Regierungen in
Verbindung setzen wollen. Der Schluß der
Konferenz ist nicht vor Sonnabend zu er
warten.
i e n, 25. Juli. Die „Neue Freie
Presse" bezeichnet das Resultat der Frie
denskonferenz als ein schmähliches. Eng
lands Haltung sei ein Hohn auf alle Be
strebungen, unnütze Grausamkeit in künfti
gen Kriegen zu verhüten, und sein Vorgehen
sei durch nichts zu rechtfertigen.
London, 25. Juli. Eine Reuter-
sche Meldung aus Kapstadt von heute
Vormittag will wissen, daß die Gerüchte
von der Demission Krüger's bestätigt wür
den. — Andererseits wird diese Demission
n i ch t als definitiv angesehen, zumal im
Hinblick auf die vom Volksrath abgegebene
Erklärung, daß Präsident Krüger "fortdau
ernd sein volles Vertrauen besitze. — Eine
Kapstädter Meldung des burenfreundlichen
„Morning Leader" besagt) Nach dem neuen
Wahlgesetz würden 12 000 bis 13 000 Uit-
landers sofort stimmberechtigt. Diese Zahl
werde im Laufe der nächsten Jahre wesent
lich wachsen. Die Uitlanders würden jetzt
im Stande sein, den ganzen Stadtrath von
Johannesburg zu wählen. Die Geschwore
nen in Pretoria und Johannesburg würden
äst ganz Uitlanders sein.
London, 25. Juli. Das Reuter'sche
Bureau veröffentlicht folgende Depesche
aus Pretoria: Die freundschaftlichen Be
ziehungen zwischen dem Präsidenten Krü
ger und dem Volksrath sind wiederherge-
tellt.
Belgrad, 25. Juli. Der Belgrader
Korrespondent der „Köln. Ztq." meldet über
die Behandlung der verhafteten radikalen
Führer, dieselben seien während ganzer 5 0
Stunden ohne Speise und
Trank gehalten worden; die drei
rüheren Minister mußten vier Tage hin-
dttrch auf ungedieltcm Fußboden zubringen.
Ganz besonders wurde Oberst Nikolic ge
quält. Die Frau des Obersten, die sich in
gesegneten Umständen befand, wurde, als
re von der unerhörten Behandlung ihres
Mannes erfuhr, sehr krank, gebar vorzeitig
Zwillinge und befindet sich gegenwärtig in
größter Lebensgefahr. Erst feitbem die aus
wärtigen Mahnungen erfolgten, werden
die Verhafteten nrenschlicher behandelt.
Belgrad, 25. Juli. Der frühere ser
bische Gesandte in Petersburg, General
Gruic, ist hier angekommen und bis jetzt
von der Polizei nicht behelligt worden. Der
General macht weder, noch empfängt er
Besuche.
Semlin, 25. Juli. Viele serbische
Emigranten sind hier, wie in ganz Süd
Ungarn angekommen. Zwischen zwei sev
bischen Geheimpolizisten und einigen Emi
granten kam es in einem hiesigen Kaffee
hause zu heftigen Auftritten, wobei die Po
lizisten aber gewaltsam entfernt wurdem
Venedig, 25. Juli. In ganz Ober-
italien herrscht seit mehreren Tagen eine
abnorme Hitze. Täglich kommen mehrere
Hitzschläge vor, welche meistens einen tödt
lichen Ausgang nehmen.
Cleve land (Ohio), 25. Juli. Alle
verfügbaren Sicherheitsmannschaften, etwa
800 Mann, sind zusammenberufen worden,
um die streikenden Straßenbahnangestellten
im Zaume zu halten. Ein Wagen der Vor
ortlinie, der init Frauen besetzt war, wurde
in die Lust gesprengt; zwei Frauen erlitten
Verletzungen.
Me HKNdrLskÄMMerrr
V« alles Asm.
in Altona und Harburg
haben dieser Tage folgende neue Eingabe
an das Abgeordnetenhaus beschlossen:
„Zum Gesetzentwurf, betr. den Bau eines
Schifffahrtskanals vom Rhein bis zur Elbe.
Nachdem unsere gemeinschaftlichen Ein
gaben vom 27. Februar und 10. April d.
3-/ jn denen wir die mit dem projektirten
Rhem-Elbe-Kanal verbundenen Schädigun
gen des nätionalen Seeverkehrs, sowie Vor
schläge zu ihrer Abwehr darlegten, nicht die
gebührende Würdigung gefunden haben,
nehmen wir Veranlassung, die früheren von
jeher von uns^ befürworteten Kanalbestre
bungen, die auf den Bau eines sog. „ K ü-
st e n k a n a l s " abzielten, wieder aufzu
nehmen, um so mehr, als dieses Projekt
unter dem Namen „Nordlinie" sich
neuerdings vielfacher und gewichtiger Für
sprache in weiteren Kreisen erfreut. Und
sstit Recht, denn beim Ausbau
dieser Kanallinie würden die schweren Schä
digungen des deutschen Seeverkehrs vermie
den, die der Mittellandkanal als Zubringer
für die holländischen Häfen mit sich brin
gen würde — im Widerspruch mit allen na-
tionalen, auf Erweiterung des deutschen
Seehandels und der deutschen Seemacht ge
richteten Bestrebungen.
Wird aber ein Kanal der Nordlinie ge
baut, so erhält der Rhein direkte Verbin
dung mit allen deutschen Seehäfen von
Emden bis Kiel und Lübeck und außer sei
nen holländischen und deutschen Mündun
gen, die dem über Holland seewärts transi-
tirenden Verkehr Abbruch thun würden.
Ein solcher Kanal, der das Ziel, den
Rheinverkehr zum Theil nach deutschen Hä-
fen abzuleiten, erreicht, wird auch als ein
großes nationales Werk gelten und der Zu
stimmung weiter Kreise sicher sein können
Auch für den innerdeutschen Verkehr ver
dient die Nordlinie in Verbindung mit der
Lippelinie vor der Mittelland- und Emser-
linie den Vorzug, weil ein Wasserverkehr
vom Westen nach dem Osten doch nur ge
schaffen werden kann, wenn die Kanalabga
ben in mäßiger Höhe gehalten werden.'
Das würde aber bei dem Bau der Mittel
land- und Emserlinie wegen der damit ver
bundenen ungeheueren Anlagekosten von
rund 237 Millionen nicht möglich sein, weil
sich in -Folge dessen auch die Abgaben auf
ihnen um etwa das Vierfache höher stellen
müßten als auf der nur rund 61 Millionen
kostenden Nord- und Lippelinie.
Da mithin die befürworteten Kanallinien
auch im national-wirthschaftlichen Interesse
für den innerdeutschen Verkehr liegen, so
bitten wir das Hohe Haus, vor der Entschei
dung über den dem Hohen Haus gegenwär
tig vorliegenden Gesetzentwurf über den
Mittellandkanal die königliche Staatsre
gierung zu ersuchen, möglichst bald ein Pro
jekt der nördlichen Linie des
Kanals mit Kostenanschlag dem Abge
ordnetenhause vorlegen zu wollen, wie es
dem Inhalte der Denkschrift der königlichen
Staatsregierung über die geschäftliche Lage
der preußischen Kanalprojekte vom 30 Ja
nuar 1882 entspricht."
Wir haben bereits bei der Wiedergabe des
Engelbrecht' sehen Promcmoria in
Nr. 165 und 166 d. Bl. die Bemerkung
hinzugefügt, daß es wohl keinem Zweifel
unterliegen möchte, daß eine Untersuchung
auch in finanzieller, technischer und militä
rischer Hinsicht nur zu Gunsten der n ö r d -
lichen Kanallinie ausfallen würde.
Die Handelskammern in Altona und Har
burg sind also bei Prüfting der Sachlage
wenigstens in handelspolitischer Beziehung
zu gleichem Ergebnisse gelangt.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Roman von E. v. Linden.
<Mchdruck verboten.— Ucbersetzungsrccht vorbehalten.)
Der Barbier trat ein und bedauerte, daß
der gnädige Herr ntdbt an dem Vergnügen
theilnehmen könne.
„Und dazu ein solches Jagdwetler, na,
die vornehme Gesellschaft knallt aber auch
schon tüchtig drauf los. — Sieh, sieh, die
Wunde macht sich gut, der gnädige'tzerr
haben gesundes Blut und eine glückliche
Hand, denn sonst —"
»Was meint Ihr damit, verdammter
Pflasterschmierer", fuhr Hans Justus ihn
wild an, „glaubt wohl gar, ich hätt's mit
Fleiß gethan?"
„Gott bewahre", stotterte der Barbier
tödtlich erschrocken, „jch meine ja nur, daß
der gnädige Herr sich gefährlicher hätte ver
letzen können."
"Unsinn, dazu gehört keine glückliche Hand,
'ch war zu sorglos, dachte nicht an die
Ladung __ Zufall ist Alles im Leben."
„Gewiß", stimmte der Barbier demüthig
bet, hütete sich a (, e r, e i n Wort hjnru ;u
fe^en, aus Furcht, die böse Laune seines
Patienten noch drohender zu steigern. Er
legte mit zitternden Händen den Verband
an und freute sich, mit heiler Haut hinaus
zu kommen.
„Mög' der Herrgott den Herrn Ritt
meister noch lang' uns erhalten", flüsterte
er draußen im Vorbeigehen dem Kutscher zu,
„der drüben im Thurm ist ein Schlimmer!"
»Das weiß der Himmel", murmelte der
futscher im Weitergehen, „der Herrgott wird
der wohl ein Einsehen haben."
Die Stunden vergingen, der schöne Wald
war belebt von Jagdlust und Hundegekläff,
doch hatten die alten Herren noch nicht viele
Beute erschossen und die Mehrzahl war froh,
als zum Frühstück in der Försterei geblasen
wurde.
„Hören Sie, Freund Alting", sagte der
behäbige Herr von Römhild, der dem Weine
tapfer zusprach, „Sie haben mir den schönsten
Rehbock durch ihre Unruhe verscheucht. Jch
protestire dagegen, in Ihrer Nähe zu bleiben
Zum Henker, waren doch sonst ein guter
Schütze, aber nun ist man seines Lebens
nicht mehr sicher, Sie hantiren ganz ge
fährlich mit Ihrer Flinte, können sich und
Anderen ein Leides damit anthun, nur nicht
dem Wilde, das Ihnen eine Dank-Adreffe
widmen müßte."
Ein lautes Gelächter und Bravo lohnte
den Redner, während Baron Alting nach
denklich im Kreise umherblickte und nach ein
getretener Ruhe dem alten Freunde Recht gab.
Ich weiß nicht, ob's au mir oder an
meiner Flinte liegt, daß mir jeder Schuß
Beschwerde macht", meinte er kopfschüttelnd,
„mein Förster soll den Lauf mal unter
suchen."
„Ach was, wir werden zu alt für die
Jagd", bemerkte ein grauhaariger Graf,
„müssen das Sportwesen der Jugend über
lassen. Ihr Arm wird ein bisckien steif
sein, lieber Baron! Schade, daß Ihr Neffe
sich selber kampfunfähig gemacht hat", setzte
Alexandria 25. Juli. Wie die „N.
Fr. Pr." Alexandriner Blättern entnimmt,
ist es am 8. d. M. in Alexandrien der
Pest wegen zu einem Krawall gekommen,
der mehrere Stunden andauerte und in
förmliche Revolte auszuarten drohte. Die
beiden Sanitätsärzte Dr. Camerini und
Dr. Coloridis hatten sich nach der Anasta-
sigasse begeben, um eine dort angeblich an
der Pest erkrankte Frau zu untersuchen. Sie
wurden aber von einer mehrhundertköpfi
gen Menge, unter der es auch viele Euro
päer gab, beschimpft. Die Leute schrien fort
während: „Nieder mit der Polizei! Nie
der mit dem Sanitätsräkhe! Wir brauchen
keine Aerzte, da wir auch keine Pest haben!
Die Pest werde nur von den Aerzten erfun
den!" Als die Menge zu Thätlichkeiten
übergehen wollte, flüchteten die beiden
Aerzte in eine nahe Apotheke und verbar
gen sich dort. Die Menge stürmte jedoch
die Apotheke. Da sie aber die Aerzte nicht
fand, man hatte beide Aerzte unter
dessen durch eine Hinterthür entschlüpfen
lassen — so stillte sie ihre Wuth dadurch,
sie in 5er Apotheke 5as Oberste zu UN-»
test kehrte und dieselbe gehörig plünderte.
Man holte die Wache herbei, doch diese war
der aufgeregten Menge gegenüber ohnmäch
tig. Endlich ließ man zwei Feuerspritzen
kommen und in Aktion treten, und deren
Wasserstrahlen gelang es auch, die erhitzten
Köpfe ein wenig abzukühlen, worauf die
Menge sich verlor. Später nahm die Po-
nzm mehrere Verhaftungen vor.
Eine der bekanntesten Sensationsaffairen
der letzten Jahre, die weit über Amerika
hinaus ungeheures Aufsehen erregte, ist
in den letzten Tagen in ein neues Stadium
getreten. Der in der New-Yorker Ge-
iellschasl wohlbekannte M i l l i o n ä r M r.
Molineux wurde am Donnerstag von
der Jury, die zum dritten Male über ihn
zu urtheilen hatte, des Mordes an
Mrs. Adams schuldig erkannt.
Molineux hat, wie man sich erinnert
einer ganzen Anzahl von Mitgliedern
eines Brooklyner Klubs in Form eines
anscheinend harmlosen Trunks Gift ge-
andt. Einer der Empfänger nahm seine
Flasche nach Hause und offerirte davon
Mrs. Adams, die an den Folgen des
Glftgenusses starb. Die Affaire ist sehr
mysteriös und bedarf immer noch näherer
Aufklärung.
er bedauernd hinzu, „ich hätte ihn gar
gern bei der Jagd beobachtet, und wäre zu
diesem Zweck mitgeritten. Er soll ja ein
ganz ausgezeichneter Jäger sein."
„Nun, an Tollkühnbeit wird's ihm nicht
fehlen", erwiderte Alting kurz.
„Dann bedauere ich seinen Unfall nicht",
nef Romhild scharf dazwischen, „tollkühne
Experimente verderben jede Jagd und bringen
nutzlos in Gefahr. Jch brauche mich wenigstens
jetzt nicht um Sohn und Tochter zu ängstigen."
Der brüske Ausfall des alten Landedel
manns verstimmte besonders den feiner
orgamsirten Grafen, was Baron Alting zu
dem Scherz veranlaßte, daß sein Neffe aller
dings in dieser Hinsicht noch etwas von
einem ungeleckten Bären an sich habe, was
man dem Urwald- und Prairie-Jäger zu
Gute halten müsse, aber auch die Aeußerung
des Herrn von Römhild vollständig recht
fertige.
Man erhob sich, um nach dieser Er-
frischungspausc die Jagd fortzusetzen.
„Erichsen", sagte der Baron, seinen Förster
auf die Seite ziehend, „Sie könnten vorher
meine Flinte mal nachsehen, es scheint etwas
daran nicht in Ordnung zu sein."
„Zu Befehl, Herr Rittmeister", erwiderte
der Förster, „habe auch zu melden, daß ich
den Amerikaner, nämlich den Bedienten vom
jungen gnädigen Herrn, vorhin gesehen
habe."
„So, was will er denn?" fragte der
Baron die Brauen finster zusammenziehend.
„Weiß nicht, Herr Rittmeister, er schlängelte
sich in den Wald, — weiß der Henker, wie
gut sich der Bursche mit den Hunden steht,
unsere schlagen nicht an und auch die
fremden knurren nicht einmal."
„Nun, das thun unsere Jagdhunde über
haupt nicht, — oder trug er keine Jäger
kleidung?"
. „freilich, er sieht jetzt ganz proper aus,
will den Waidmann herauskehren und die
Köter überlisten. Der Bursche wird die
richtige Witterung haben."
„Behalten Sie ihn, wenn's angeht, im
Auge, Erichsen!"
„Zu Befehl, Herr Rittmeister!"
Der Förster untersuchte die Flinte.
„Hm, ganz richtig scheint's nicht damit
zu sein", meinte er kopfschüttelnd, „kann im
Augenblick nicht sagen, was es ist, der Lauf
scheint etwas verbogen zu sein. Es wäre
besser. Herr Rittmeister würde eine von
meinen Flinten nehmen."
„Gut, geben Sie her, Erichsen, die Sache
ist mir völlig räthselhaft."
Der Förster brachte ihm seine beste Flinte
und lud sie mit Rehposten.
„Ich dächte, eine Kugel wäre sicherer",
meinte der Baron, „doch kann ich diese
Ladung erst verbrauchen. Geben Sie mir
nur noch die nöthigen Kugeln, ich habe
heute entschieden Unglück gehabt und muß
die Scharte auswetzen."
Mit fröhlichem Halloh ging's wieder in
den Wald, da das zur Strecke gebrachte
Wild noch nicht bedeutend war. Die Jäger
nahmen ihre alten Stellungen wieder ein
und^ bald fielen von verschiedenen Seiten
Schüsse, auch Baron Alting hatte Glück,
er erlegte einen Prächtigen Bock, der flüchti
gen Fußes durch die Büsche brach, sich aber
wieder aufraffte, um nach einer anderen
Seite die Flucht fortzusetzen. Alting lud rasch
mit einer Kugel, doch bevor er anlegen
konnte, stürzte er mit einem schwachen Schrei
zu Boden und blieb hier bewußtlos liegen.
Hinter einer alten Eiche lugte in diesem
Augenblick ein abscheulich grinsendes Gesicht
hervor, das blitzschnell verschwand, als ein
Hund anschlug und der Förster Erichsen,
der sich in einiger Entfernung von seinem
Herrn postirt hatte, eiligst herankam.
„Es war mir doch, als hörte ich einen
schrer" murmelt- er, „mir ist just, als
müsse heut' ein Unglück passiren. Wollte
wirklich, ich hätte mich gleich dicht an ihn
herangequetscht — Cäsar, was hast Du zu
winseln — Herr Du mein Gott, dort liegt
Jemand —"
Er stürzte hinzu und stand wie erstarrt
neben seinem Herrn, der, die Flinte noch
krampfhaft mit der Rechten umklammernd
blaß und unbeweglich auf dem Boden lag.
Bevor er ihn anrührte, stieß er mit lang
gezogenen Tönen in sein Horn, daß es wie
Rolands Stcrberuf bei Ronceval erscholl.
Dann kniete er bei ihm nieder, um zu unter
suchen, ob er sich vielleicht selber verwundet
hatte, öffnete ihm vorsichtig die graue Joppe
und schrie entsetzt auf, als er einen Blut
fleck auf dem weißen Flanell-Oberhemd er
blickte.
„Hülfe! Hülfe!" schrie er gellend, mit
dem ganzen Aufgebot seiner kräftigen Lungen
und stieß dann wieder wie wahnsinnig in's
Horn.
Von allen Seiten eilten die Jäger be.
reits herbei und standen nun enlsctzt bei
dem Anblick, der sich ihnen darbot.
„Da haben wir's", schrie Römhild außer
sich, sagte ich's nicht vorhin, daß es ein
Unglück geben müsse mit seiner fabelhaften
Unruhe?"
„Das lag nicht an seiner Flinte", brachte der
Förster mühsam hervor, „ich vertauschte sie
chm mit meiner besten Büchse. Kann's nicht
fassen, daß er sich damit an der Brust hat
verletzen können."
„Bor allen Dingen muß der Herr Baron
in's Forsthaus geschafft werden, —" sagte
der Notar, der sich rücksichtslos Platz ge-