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damit, daß Stadling bei der Ausrüstung
Andrses anwesend war und sämmtliche
Objekte kennt.
Schweiz.
Genf, 20. Juli. Der Streik der
Bauhandwerker nimmt einen be
unruhigenden Charakter an. Die Streikenden
besetzten einige Baustellen, von denen sie
von Gendarmen vertrieben wurden, und
warfen einige Wagen mit Material um,
denen sie begegneten. Deshalb hat die
Regierung energische Maßnahmen ergriffen
und Jnfantierie und Cavallerie unter die
Waffen gerufen. Gestern Nachmittag gab
ein spanischer Anarchist einen Revolverschuß
auf die Gendarmerie ab. Der Thäter
wurde verhaftet.
Dänemark.
Kopenhagen, 20. Juli. Die Kaiserin
Wittwe von Rußland hat über den Zustand
des Großfürsten Georg wieder so beun
ruhigende Nachrichten erhalten, daß die
geplante Reise hierher aufgeschoben ist.
— Der Kaiser ist, wie aus Digermulen
in Norwegen gemeldet wird, mit der
„Hohenzollern" dort eingetroffen. Die
Fahrt gestaltete sich zu einer der schönsten,
die je auf der Nordlandreise gemacht
worden sind. Es zeigten sich auch viele
Walfische. Die großartige Landschaft er
glänzte bis gegen Mitternacht im herr
lichsten Sonnenlicht. Heute früh unter
nahm der Kaiser eine Tour von Diger-
mulen nach der Panoramahöhe.
— Unter dem 17. Juli wird aus
Drontheim in Norwegen berichtet, daß
Kaiser Wilhelm dieser Tage 48 deutsche
und 40 englische Seekadetten an Bord der
„Hohenzollern geladen hatte und daß die
jungen Leute sich bis in später Abend
stunde einem fröhlich geselligen Verkehr
hingegeben haben, an dem der Kaiser selbst
theilgenommen hat.
— Ueber die Betheiligung der
obersten Kirchenbehörden an
der Reise nach Jerusalem ver
lautet jetzt folgende Version: Von Seite
des preußischen Oberkirchenrathes ergeht
an die obersten Leitungen der verschiedenen
evangelischen Kirchen Einladung zur Be
theiligung an der Feier. Alle Theilnehmer,
darunter auch die Vorstände der Missionen,
benutzen ab Triest ein Schiff des Stange-
schen Reisebureaus. Die Landung im hl.
Lande erfolgt zu Jaffa. Die Theilnehmer
werden in Jerusalem der Einweihungsfeicr
anwohnen, sonst aber unabhängig vom
Reiseprogramm des Kaisers die hl. Stätten
besuchen. Vom Kaiser selbst ist nur Ein
ladung an die evangelischen Fürsten ergangen.
— Eine Sensationsnachricht wird
von der „Bayerischen Landeszeitung"
verbreitet. Sie berichtet: „Auf Grund
der zwischen Preußen und dem Fürsten
thum Lippe abgeschlossenen Militärkon
vention verordnete der Graf-Regent von
Lippe, daß seine Söhne und Töchter von
den Offizieren der Garnison zu grüßen
und mit dem Titel „Erlaucht" anzureden
seien. Diesem Befehl des Regenten
wurde aber keine Folge gegeben, wes
wegen derselbe den General zu sich be-
schied und ihm Vorhalt machte. Dieser
gab zu verstehen, daß er seine Besetzte
vom obersten Kriegsherrn in Berlin und
nicht von 'Landesfürsten zu empfangen
habe. Der alte Fürst wandte sich nun
in einem Schreiben an den Kaiser und
bat ihn unter Berufung auf seine ver
brieften Rechte, dem Befehl des Regenten
Achtung zu verschaffen. — Am folgenden
Tage habe der Kaiser u. A. geant-
wortet: Mein General hatte Befehl.
Dem Regenten, was dem Regenten ge-
ijört. Wir können uns der Mittheilung
steser unglaubwürdig klingenden Dar-
tellung nicht entziehen, da sie durch die
„Bayerische Landeszeitung nun einmal in
die Oeffentlichkeit gelangt und gewiß zu
weiteren Erörterungen gelangen wird.
Berlin, 20. Juli. Heute Vormitttag
verstarb in seiner Wohnung Geh. Justiz-
rath Professor Dr. von Cuny, Mitglied
des Reichstages und des Abgeordneten
hauses.
Berlin, 20. Juli. Im Reichstagsgebäude
sind eine Sitzung des Ausschusses statt,
den der Centralvererin zur Hebung der
deutschen Fluß- und Kanalschifffahrt ein
gesetzt hat. Der Sitzung wohnte auch der
Protektor des Ausschusses, Herzog Ernst
Günther von Schleswig-Holstein, bei. Auf
der Tagesordnung stand die Vorlegung
des Projektes der sogenanten östlichen Linie
'ür den Großschifffahrtsweg Berlin-
Stettin.
Ueber die von verschiedenen Blättern
angekündigte neue Militair-Vor-
l a g e in großem Stil ist in unterrichteten
Kreisen nichts bekannt.
— Der deutschen Regierung wird all-
mählich selbst wegen ihrer Grenz-
Sperrmaßregeln bange. Rußland
hat bereits Gegenmaßregeln getroffen und
als Antwort auf die Erschwerung der
russischen Gänse- und Geflügel-Einfuhr die
Zollerleichterungen auf die Einfuhr von
Lederwaaren und Celluloid aus Deutsch
land aufgehoben. Auch von anderen
Ländern drohen Kampfzölle, die Vereinigten
Staaten haben bereits der Deutschen Ein-
sihr fast unüberwindliche Hindernisse in
den Weg gelegt. Das veranlaßt denn
auch sonst ganz regierungsfreundliche
deutsche Blätter, ihrem offenem Mißfallen
über unsere deutsche Handelspolitik Aus
druck zu geben und das Reichsamt des
Innern sieht sich genöthigt, die Export
zeitungen zu ersuchen, das Ausland zweck
los zil reizen. Hier helfen aber nicht
Worte, sondern Thaten, falls man nicht
will, daß die deutsche Industrie für die
kleinen Gefälligkeiten gegen die Agrarier
büßen soll. Der Zollkrieg mit Rußland
nimmt ganz denselben Verlauf wie der
frühere von 1896, der nach den üblichen
Zeitungsplänkeleien damit begann, daß
durch das russische Zollcirkular vom 3.
September die Zollsätze für einige deutsche
Importartikel, wie Lederwaaren, Wasser-
messer, porzellanähnliche Knöpfe und
Celluloidwaaren einseitig erhöht wurden.
Erst nachdem die Verhandlungen einer auf
Antrag Rußlands zusammengetretenen
deutsch-russischen Konferenz zur Berathung
verschiedener handelspolitischen Fragen
durch das Schlußprotokoll vom 9. Februar
1897 zum Abschluß gelangt waren, Oer
fügte der russische Finanzminister die Auf-
Hebung des genannten Erlasses und gestand
gleichzeitig Zollerleichterungen zu für die
Einfuhr von Stecknadeln mit Glasköpfen,
Lederwaaren mit Seiden- oder Halbseiden-
Futter und Schwarzwälder Uhren nach
amerikanischem System. Welcher Art die
Zollerhöhungen sind, die Finanzminister
Witte diesmal beliebt hat, wird man ja
bald erfahren. Boraussichlich handelt es
sick, auch dieses Mal wieder nicht um
formelle Abänderungen des russischen Zoll-
tarifs, sondern um die Einreihung gewisser
Artikel in eine andere und höher verzollte
Kategorie unter Berufung daraus, daß die
einzelnen Artikel in dem bestehenden Tarif
nicht ausdrücklich aufgeführt sind, so daß
eine direkte' Abänderung deķ Tarifs selbst cation' vorliegt, würde dies bedeuten, duff
vermieden wird. Mit dieser Maßregel ist
der Anlaß zu Verhandlungen der Reichs
regierung mit der russischen gegeben.
— sJn Bezug auf die amtliche Wer-
ügung des russischen Finanzministers hin-
ichtlich gewisser Zollerhöhungen
gegen Deutschland verlautet von
unterrichteter Seite, daß bis heute Mittag
noch keine Meldungen vorlagen, wonach
der erhöhte Zolltarif bisher zur Anwen
dung gelangt wäre.
Aus Petersburg wird der „K. Z."
gemeldet: Die Verhandlungen mit
Deutschland in der G ä n s e - F r a g e
werden fortgesetzt mit der Hoffnung auf
befriedigende Lösung. Die erhöhten Zoll
ätze sollen jedenfalls nicht vor dem 22.
d. Mts. in Wirksamkeit treten.
Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht
eine Verordnung betr. die Geflügel-
cholera vom 25. Juni und eine mit
Ermächtigung desLandwirthschaflsministers
erlassene Nachtragsverordnung des Oppel
ner Regierungspräsidenten vom 18. Juli,
wonach der Flußtransport der Gänse aus
Rußland auf der Wegstrecke von den
Grenzübergängen bei Zawisna uud Herby
bis zu den Bahnhöfen Landsberg und
Herby (Oberschlesien) gestattet wird.
— Gegen die Versagung von
Gehaltszulagen an Beamte,
die sich im Dienste Verletzungen zugezogen
und dadurch ihre volle Dienstfähigkeit
eingebüßt haben, hat der E i s e n b a h n -
m i n i st e r eine bemerkenswerthe Bee
ngung erlassen. Einem Eisenbahmbeamten,
der sich zur Zufriedenheit geführt hatte,
wurde eine Gehaltszulage vorenthalten,
mit der Begründung, daß seine fernere
Dienstfähigkeit wegen einer im Dienst
erlittenen Verletzung ausgeschlossen sei.
Der Minister erklärt dieses Verfahren für
ungerechtfertigt. Die unverschuldete Ab
nahme der Leistungsfähigkeit berechtige
an sich nicht zur Versagung einer
zulässigen Gehaltszulage, unbeschadet der
pflichtmäßigen Prüfung, ob der Beamte
in seiner Stellung, zu belassen sein werde.
Dagegen bilde ein befriedigendes dienstliches
und außerdienstliches Verhalten die u n-
rläß liche Voraussetzung einer
eden Gehaltsaufbesserung.
— Der augenblicklich in Berlin tagende
. deutsche Schuhmacher-Berbands-
ta g nahm folgende Resolution einstnnmig
an: „Der Berbandstag, deutscher Schuh
macherinnungen- zu Berlin beschließt, den
sämmtlichen deutschen Schuhmacherinnun gen
empfehlen, heute, da sie das Gesetz
haben, das ihnen ermöglicht, Zwangs
innungen einzuführen, allerorts Gebrauch
davon zu machen, 1) weil es das Lehrlings
wesen in ordnungsmäßige Verhältnisse
zwingt, die Hebung der Standesehre fördert
und durch die Organisation die Kräfte
des deutschen Handwerks vereinigt, um
die noch ausstehenden Forderungen zu er
reichen ; 2) weil anfallen Handwerkertagen
die Forderung der Zwangsinnung unser
Bestreben war und wir als consequents
Leute heute verpflichtet sind, das Gegebene
zur Thatsache zw machen." Dem Verbände
gehören 210 Innungen mit 14 600 Mit
gliedern an.
Berlin, 20. Juli. In Havre traf
über Liverpool,, wie wir gestern kurz
meldeten, folgende Depesche aus Bergen
in Norwegen ein: „Der Dampfer „Lo-
foten" von der „Besteraalske-Steamship-
Gesellschast" fand in der Saffenbnrg eine
Flasche, enthaltend eine Karte, aus der
die Zeichen „Andree 98" gelesen werden
konnten. Wenn nicht etwa eine Mystist
Andre«' in diesem Jahre in der Umgebung
Spitzbergens gewesen ist." Gegen die
Wahrscheinlichkeit dieser Auslegung sprecht
indessen der Umstand, daß die deutsche
Nordpolarexpedition aus Tcomsö die Ge-
wäffer um Spitzbergen herum und ganz
besonders auch die Gegend, in der die
Flaschenpost gefunden sein soll, genau
durchsucht hat. Sie müßte dann von
Andree ohne Zweifel eine Spur entdeckt
haben. Ihre sorgfältige Erforschung
brachte jedoch kein Ergebniß, das auch
nur den geringsten Anhalt dafür bietet.
Telegraphisch wird ferner darüber aus
Christiania gemeldet: Betreffs der vom
Dampfer „Lofoten" in der Saffenburg
aufgefundenen Flasche mit einem die
Zeichen „Andree 98-" tragenden Zettel
theM die „Vesteraalske Steamship-Gesell-
schaft" mit, daß die Flasche von der
schwedischen Polarexpedition von 1898,
Kapitän Ernst Andree, herrührt.
Gleiwitz, 20. Juli. Znm Unglück in
der Pawlusgrube im Gvtthardschacht wird
weiter gemeldet: Die Bergung der Leichen
dauerte ununterbrochen bis Diensstag-
Mittag au, wo erst die letzten Opfer ans
Tageslicht gebracht worden sind. Leider
beträgt die Zahl derselben nach neuester
Feststellung-nicht 25, sondern 26 Personen.
Auf der Förderschale sollen- sich, wie nun
mehr konstatirt wurde, nur 24 Personen
befunden haben. Die beiden außerdem
noch aufgefnndenen Verunglückten sind
demnach wahrscheinlich von der Herab
ausenden Maschine beim Absteigen mit
gerissen worden. Ihre Verstümmelung
war eine grauenhafte, sie erschienen als
völlig formlose Masse. Von den Ber
unglückten waren nur drei ledig und 23
oerheirathet; einer von ihnen, der Häuer
Knrek, konnte bis jetzt am Leben erhalten
werden; sein gegenwärtiges Befinden ist
zufriedenstellend.. — Die 25 Leichen liegen
in der aus dem Dorfkirchhofe befindlichen
Leichenkammer. Der Anblick'der Aermsten
verräth den furchtbaren Kampf ihrer
letzten Stunde. Der Kirchhof selbst ist
von einer nach Hunderten zählenden Menge
umlagert. Unter Schluchzen und-Jammern
wandern die bedauernswerthen Hinter
bliebenen der verunglückten Bergleute,
Frauen und Kinder, nach der Leichenkammer,
um ihren einstigen Ernährer als formlose
taffe- wiederzusehen.
Einem furchtbaren Verbrechen ist
man im Walde bei Schirakowitz auf die
Spur gekommen. Dort wurden zwei
junge Mädchen; Schwestern, näm
lich die 18-jährige Marondel und die
23-jährige Johanna Pieezk-a- aus Lat
scha, ermordet aufgefunden. Ueber den
Thatbestand wird berichtet:. Die beiden
Mädchen hatten sich gemeinschaftlich von
ihrem in der Nähe von Gleiwitz be
legenen Heimathorte Latscha nach dem
benachbarten Rackowitz begeben, wo sich
die ältere von dem dortigen Standesamt
Papiere zu ihrer bevorstehenden Trauung
holte. Als die Schwestern Abends
zwischen 7 und 8 Uhr den Rückweg von
Rackowitz nach^ Hause antraten, befand
sich in ihrer Begleitung, ihr Stiefbruder,
der sich jedoch/ bevor der Weg in den
dichten Schirakowitzer Wüld einlief, von
ihnen trennte. In Latscha trafen die
Mädchen nicht ein, weshalb- man am
folgenden Morgen Nachforschungen nach
ihnen anstellte. Man fand sie bald in
dem genannten Walde in entsetzlichem Zu
stande vor. Der jüngeren Schwester
war der Hals bis auf die Wirbel durch
schritten; ihre Ermordung war offenbar
eicht gelungen. Die' Mere dagegen muß
ich energisch gewehrt haben, wovon die
ahlreichen leichteren Verwundungen
Zeugniß geben; auch war ihr im Kampfe
das eine Ohrläppchen abgerissen worden.
Man fand sie mit einem Tuch im
-Münde vor und nimmt deshalb an, daß
der Tod durch Ersticken herbeigeführt
ist. Als der That verdächtig, werden
zwei 40-—45-jährige Zigeuner verfolgt;
beide hat man in der fraglichen Nacht
am Thatort gesehen. Man nimmt an,
daß sie sich nach Oestereich geflüchtet
haben. Der Staatsanwalt und eine Ge-
nchtskommission haben sich an den That
ort begeben, wo eine Besichtigung der
Leichen stattgefunden hat. Offenbar liegt
ein Raubmord vor, denn die Taschen
hingen bei- Auffindung der Leichen aus
sen Kleidern heraus und waren leer.
Auch hat die Leichenschau ergeben, daß
der Ermordung eine Vergewaltigung der
beiden Mädchen vorangegangen ist.
Ssran N.-L., 19. Juli. Nach dem
Jahres-Bericht der Handelskammer
war 1897 die Lage der T u ch i n d u st r i t
unter dem Einfluß des fortgesetzten Sinkens
der Preise für Glanzwollsabrikate und
infolge des Verlustes einzelner Absatz
gebiete recht schwierig. Wahrend sich noch
vor wenigen Jahren die Hauptausfuhr
in Tuchen nach Ostasien, China und
Japan, Britisch- und Holländisch-Judien
richtete, hat die Entwerthung des Silbers
den Handel nach diesen Ländern fast ganz
vernichtet, da nur noch minserwertyige
Erzeugnisse dorthin verschickt werden
können. Die Ausfuhr nach Rußland,
Schweden, Norwegen, Italien und Spanien,
die ebenfalls früher in hoher Blüthe stand,
st durch die Ansiedelung und Erstarkung
einer einheimischen Industrie in diesen
Ländern auch beträchtlich zurückgegangen
und nur ganz allmählich ist es in letzter
Zeit gelungen, andere Absatzgebiete zu
gewinnen. Auch nach den Bereinigten
Staaten ist durch den Dingley-Tarif die
Ausfuhr sehr in Stocken gekommen, für
die Tuchfabrikation nicht minder als für
das mit ihr in enger Verbindung stehende
Konfektionsgewerbe. Den größten Abbruch
that dem Export das neue amerikanische
Zollgesetz. Erst in- den letzten Monaten
des Jahres 1897 trat wieder erhöhter
Bedarf ein, dessen Umfang aber selbst in
den ersten Monaten des Jahres 1898
nicht annähernd die Höhe des früheren
von dem Zolltarifgesetz unbeeinflußten,
erreichte. Vielmehr scheint der eingetretene
Rückgang infolge der gerade für die
deutsche Industrie überaus lästigen Zoll-
bestimmungen, sowie infolge ihrer schwer
fälligen Handhabung, seitens der amerika
nischen Zollbeamten zu einem dauernden
zu werden, zum Vortheile der davon
weniger betroffenen schottischen und öster
reichischen Industrie.
Brückenau, 16. Juli. Von zuverlässiger
Seit erfährt die „Frkf. Ztg.", daß die
jüngst gemeldete Fischvergiftung in der
Sinn bei Brückenau nicht die Folge eines
Racheaktes war, und es unrichtig ist, daß:-
der Kurstächter mit den Bewohnern der
Stadt Differenzen hatte. Nnr ein Theil
des forellenreichen, der Stadtgemeinde
Brückenau selbst gehörigen Fischwaffers ist
>erunreinigt worden, offenbar in der
Absicht, die Fische zu betäuben, um sie
stehlew zu können. Dem Thäter ist man
aus der Spur.
Eine überraschende Entdeckung wurde
in Falke bei Gera (Reuß) gemacht. Sine
Sort wohnende, anscheinend in deü
kümmerlichsten Verhältnissen lebende
Frau, well
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Gütung ü
d-e Bethe
U- a. üb
der Linde
Marthast
„Ich danke Ihnen. Wollen Sie mich jetzt
kurze Zeit hier allein lassen, Benno?"
Er trat einige Schritte zur Seite, und
Lady Alice drückte ihre zitternden Lippen
auf den tief in den weißen Marmor ein-
gegrabenen Namen.
„Vergieb mir, daß ich ihn Dir für eine
kurze -Spanne Zeit geraubt habe!" flüsterte
sie. „Ich liebte ihn ja so sehr. Ihr seid
nun wieder vereinigt. Ich entsage jedem
Ansprüche auf ihn. —- Sein Kind ist freilich
mein, aber es trägt Deinen Namen, so ist
es auch ein Theil von Dir. Mein Grab
wird an seiner Seite sein, aber Bertha selbst
wird dort oben nur Dir angehören. Ihr
beide wäret nicht lange getrennt und wenn
wir drei uns wiedersehen, wird es in Frie
den geschehen. Denn die echte Liebe, die
ich für Euch beide fühle, ist keine -Sünde."
— Ende. —
Um die Erde.
Reisebriese von Paul Lindenberg.
(Nachdruck verboten.)
' 54.
'Eisenbahnfahrten in Japan. — Nikko. -
Erster Eindruck. - In den Tempelhainen.
— Die Tempel. — Weihevolle Stätte. —
Erinnerung — Das Grab des .-shogun.
Nikko, 15. Mai.
Zu den vielen angenehmen Seiten !de
Aufenthaltes in Japan gehört das Rei
sen daselbst; die Entfernungen zwischen den
am meisten besuchten Punkten sind, mit we
nigen Ausnahmen, in ein paar Stunden
zurückzulegen, und nach allen größeren Or
ten des Jitsellandes streckt bereits die
Eisenbahn ihre. Glieder aus. Dw Züge ge
hen pünktlich ab und kommen meist pünko
lich an, die Fahrpreise sind ungemein bil
lig, --- so kostet die fünfstündige Strecke von
Tokio nach Nikko erster Klasse vier Mark!
-- Das Gepäck wird, falls cs nicht gar
zu umfangreich ist, unentgeltlich befördert,
die Wagen der ersten und zweiten Klasse
sind bequem eingerichtet, in den ersteren
siehen kleine Behälter mit Theegeräth
einige Porzellanschälchen, Theekanne mit
gutem Thee und Kanne für heißes Was
ser — und auf allen größeren Haltestellen
wird für neuen Thee wie kochendes Waster
gesorgt, ebenso wie dann die Wagen ge-
reinigt werden. Verkäufer von Früchten,
Kuchen, Eßwaaren, Limonade, Wein, Bier,
Zeitungen, rufen ihre Sachen aus, und
selbst in der kleinsten Station trifft man
auf antes Trink- und reichliches Waschwas
ser;'überall ist die Bahnsteigsperre einge
führt und laut werden die Namen der ein
zelnen Ortschaften von den Schaffnern ver
kündet.
„Nikko!" Wie lange hatte ich auf diesen
Ruf gewartet, >vie hatte ich hinausgespäht
in die zunehmende Dunkelheit, ob nicht oald
die Lichter des Ortes auftauchen würden,
des Ortes, von dem ich so viel Begeistertes
gehört und gelesen, dessen Schönheiten
Pierre Loti so hinreißend gepriesen, des
sen Name bei allen gläubigen. -Japanern
einen heiligen Klang besitzt! Endlich, end
lich hielt der Zug, ant Himmel funkelten
die Sterne und gleich Glühwürmchen leuch
teten die Laternen der Riksha-Wägelchen,
die jenseits des Bahnhofsgebäudes Aufge
reiht standen. Bald ging es in rascher
Fahrt dahin, in die Dunkelheit hinein,
Quellen rauschen längs des Weges zu Thal,
ganz nahe hörte man das Brausen eines
Wasserfalls, hohe düstere Cedern stänmten
in dichten Reihen den Pfad ein, frisch und
'tackend wehte der Wind vom Gebirge her,
in dem tiefen Schweigen der Nacht, ver-
nahul man nur das Plätschern und Mur
meln der Gewässer, das Ganze hatte ellvas
Phantastisch-Geheimnißvolles an sich.
Nun blinkten die Lichter des Städtchens
auf, das nur aus einer Straße besteht; die
Läden waren noch offen, um die glimmen-
den Kohlenbecken geschaart saßen auf den
Bambusmatten die Familien, bunte Papiex-
Lampions ersetzten Lampen und Laternen,
an manchen Stellen wurde geplaudert und
gelacht, aus einem Theehanse drang der
Klang einer Taica zu verhaltenem Gesang,
das war so friedlich und anheimelnd. Bon
neuem Dunkelheit, um uns, über -eine
Brücke, unter der gurgelnd ein Fluß da
hinschießt, hasten ivir, dann an dem brau
senden Strom, dessen schäumende -Wellen
gespenstisch ausleuchten, entlang, über uns
die finsteren Laubwölbungen massiger
Bäume, fern glühen Lichter auf, sie umran
ken den Eingang unseres Hoteis, aus der
Thür desselben kommt bei unserem Nahen
ein halbes Dutzend Dienerinnen gehuscht,
erbitefe Verbeugungen der Kleinen, ebenso
seitens des männlichen Personals in der
Vorhalle, und nach wenigen Minuten sitzen
wir in dem behaglich durchwärmten, elek
trisch erleuchteten kleinen Eßsaal des Gast
hauses, und in den Gläsern funkelt der
Wein der Bourgogne.
Dieses Nikko ist ein Traum, ein Mär
chen! Man wird hier der Wirklichkeit un
seres lärmenden Jahrhunderts völlig ent
rückt und glaubt in eine längst vergangene
Zeit versetzt zu sein, sobald man in die fei
erlichen Tempelhaine eintritt.
Etwas StimmungsvÄleres, Erhebenderes;
ist undenkbar.
Weit dehnt sich, in langsamer Steigerung
sich an den Bergen hinziehend, der ge
waltige Natur-Dom aus, gebildet von z»m
Himmel emporstrebenden, Jahrhunderte al
ten Cedern, deren Kronen sich oben wie ein
Dach zusammenfügen und eine leichte Däm
merung hervorbringen. Ueberali sprudelt es
und schäumt es und braust es herab, sil
berne Wasseradern rinnen hier über moo
age Steine, dort ergießt sich sprühend ein
Wasserfall in die Tiefe, da eilt in plät
schernden Caskaden ein -Quell zu Thal —
und dieses Raunen und Rauschen bildet die
einzige Musik in diesem von Mutter Natur
geschaffenen Gotteshause.
Der Klang - drängender Arbeit dringt
nicht hierher, nichts stört den tiefen Frie
den! —
Auf schmalen Pfaden lvandelt man üerg
an. Jetzt wölbt sich über uns ein ^hohes
Shinto-Tempelthor in viereckiger Form,
mit zwei oberen Querbalken, aus Ģronze
ist es geformt und von dem Altersdunkel
des Metalls heben sich leuchtend (goldene
Crysantemums ab, es ist eine Stiftung
eines der Shogune, der einstigen weltlichen
Herrscher Japans, die diesen Ort, in wel
chem der Tempel bereits im Jahre <6-
errichret wurde, lange Zeit als -heilige
Stätte bevorzugten, welchem Busprele wele
der Fürsten und Große>l des Reiches folg
ten. So entstand, besonders im Laufe des
siebzehnten Jahrhundets, ein Tempel nach
dem andern, jeder von zierlicher Form, je
der,, aus Holz errichtet, mit doppeltem Dach-
Treppen führen bei allen zu dem. nach der
Vorderseite offenen Innern empor, und vo>k
den Goldplatten des Allerheiligsten funkelü
die goldenen Figuren der TeinpelgeräA
aus dem Halbdunkel heraus.
Von einem matten Braunroth sind-^
Wände dieser Tempel, unter den Dachet
und über dem Eingang meist mit zahllos^
Verzierungen geschmückt, die aus farbig^
Holzschnitzereien bestehen und Drachen ""
Dämonen, ferner Vögel und andere Thi^
darstellen, letztere meist in erstaunlicher S?
benswahrheit; eine Gruppe schmausend^
Assen, sodann eine schlafende Katze sch"
Meisterwerke ersten Ranges, man glaşş
daß diese Gestalten sich jeden Augenblick W
wegen müßten. Auf den Tempeldorhķ
alte Gebetsäulen aus Stein und Brorķ'
oft von kunstreichster Form, dann, in şş
stalt von Tempeln, kleineren GlockenhawL
chen, tu den Nischen der Tempelthore buntb-
seltsame Figuren von Dämonen und Fabel"
thieren.
In den Tempeln selbst eine Fülle der er
lesensten Kunstschätze, im Laufe der Jalch
Hunderte den heiligen Orten geweiht
prachtvolle Wandschirme mit herrliches
Stickereien und Malereien, Gentälde
Künstlerhand, kostbare Lack-, Gold- şş
Bronze-Arbeiten, auf den Matten hşş
Bronze-Kandelaber und blumengefüllte ^
sen, an den Thüren zu den Seitenräuşş
schwere Vorhänge aus altem Brokat,
den Decken goldene Drachen, sich von K
tiefblauen Grund abhebend, — und all
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paßt zusammen und verleiht diesen
mäßig großen Räumen den Reiz einer
eigenthümlich-fesselnden Intimität. Es "
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