Full text: Newspaper volume (1898, Bd. 2)

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ZUsertisĢreiS: pro Petitzeîķe 15 è. 
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Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
-»> «1 stet Jahrgang. 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Dem Blatt wird „Der Landwirth" 
gratis beigegeben. 
Wo. 166. 
Donnerstag, den 21. Iuti 
1898. 
Morgen-Depeschen. 
, Berlin, 20. Juli. Der deutsche Konsul 
ln Jerusalem, Dr. von Tischendorf, ist in 
Homburg v. d. H. eingetroffen, um mit 
Dberhosmarschall Grafen zu Eulenburg 
me Dispositionen für die Palästina-Fahrt 
des Kaisers zu treffen. 
Glaucha, 20. Juli. Die aus sieben 
großen Gebäuden bestehende Dampfschneide, 
wühle, Firma Ernst Seewald in Masten 
bei Döbeln, ist nebst einem großen Theil 
werthvoller Holzvorräthe gänzlich nieder 
gebrannt. Feuerfunken aus dem Dampf, 
ichornstein haben einen Holzstoß entzündet 
Und dadurch die Pappe- und Papierfabrik 
von Weber in Stein total eingeäschert. 
Koustantinopel, 20. Juli. Die russische 
Botschaft richtete eine neuerliche Note an 
me Pforte, in der sie auf die Repatri 
lrung der armenischen Flüchtlinge im Kau 
kasus besteht. 
Canea, 20. Juli. Die Pforte sandte 
hierher 50 Soldaten zur Ablösung. Die 
Admirale weigern sich, sie landen zu 
lassen. 
Brüsiel, 20. Juli. Emile Zola ist im 
rlaufe des gestrigen Nachmittags in Brüssel 
gesehen worden. Er soll beabsichtigen, über 
Deutschland nach Stockholm zu reisen. 
Lemberg, 20. Juli. In Kaniszwca sind 
antisemitische Tumulte ausgebrochen. 
Lemberg, 20. Juli. In Przmysl er 
schoß der Osfizier-Stellvertreter Kadett 
Stump den bekannten Offizierwucherer 
Hopfinger, weil derselbe ihn wegen einer 
geringfügigen Schuld beim Regiments 
Kommandeur angezeigt hatte. 
Reichenau, 20. Juli. Der Wiener 
-i-ourist Conrad ist von der Hochburg ab- 
gestürzt und todt aufgefunden worden. 
Wien, 20. Juli. Den klerikalen 
Blättern zufolge haben die bereits ab 
geschlossenen Konferenzen mit der ka- 
Mischen Volkspartei ebenfalls ein nega 
tes Resultat ergeben. Wie verlautet, 
°obsichtigt Graf Thun, nunmehr bis 
^Uin Zusammentritt des Reichsraths mit 
sw § 14 zu regieren. Graf Thun be- 
giebt sich in den nächsten Tagen nach dem 
wiserlichen Hoslager in Ischl, um dem 
Kaiser Bericht über die innere Situation 
erstatten. 
... Prag, 20. Juli. „Narodny Sifitj" 
kundigen eine bevorstehende Minister 
krisis an. Die Spannung in der inner- 
politischen Situation habe ihren Höhe- 
punlt erreicht, der kritische Tag des 
Ministeriums nahe sich mit Windeseile. 
Der splttlisch-llmerikllnWe Krieg. 
Die Friedensaussichten haben sich 
in den letzten Tagen stark vermindert. Wie 
aus Washington gemeldet wird, glaubt 
man dort trotz der Kapitulation Santiagos, 
daß der Abschluß des Friedens weiter 
entfernt sei als je. Es ist auch nicht ein 
einziger Schritt im Sinne der Vermittlung 
von einem Vertreter irgend einer Macht 
gethan worden. Ein Mitglied des Minister 
rathes äußerte, das Wunderbarste bei 
dieser Lage sei, daß Spanien sich die 
Größe seines Unglücks nicht klar zu machen 
scheine. Die Vereinigten Staaten könnten 
demnach nichts anderes thun, als nur den 
Krieg kräftig weiter führen. Hieraus 
erklärt sich der Befehl, alle Vorbereitungen 
zur Abfahrt von Watsons Geschwader und 
zur Expedition nach Puerto Rico zu be 
schleunigen. Nach dem Ministerrath wurde 
versichert, McKinley habe erklärt, er habe 
keine Mittheilungen über die Frage von 
Friedensverhandlungen von spanischer Seite 
erhalten. Die Regierung erwarte auch die 
Eröffnung entsprechender Unterhandlungen 
nicht vor dem Falle Habanas. Es heißt, 
Präsident McKinley sei noch immer ent 
chloffen, die Operationen gegen Habana 
bis zum Herbst zu verschieben. 
Washington, 20. Juli. General Shafter 
theilte telegraphisch das ihm gestern durch 
General Toral übergebene Verzeichniß der 
Gefangenen mit Die Zahl derselben 
beträgt 22 780 Mann, ist also höher als 
die Zahl der Truppen Shasters. 
Washington, 20. Juli. General Shaster 
hat dringend um Zusendung von Lebens 
Mitteln für die Soldaten und die nach 
Jaragua entflohenen Europäer telegraphirt 
Die Noth unter den letzteren sei un 
beschreiblich. 
Santiago de Cuba. 20. Juli. Die Be 
ziehungen der Amerikaner zu den Insur 
genten werden von Tag zu Tag immer 
gespannter; jeder Verkehr zwischen beiden 
Armeen hat thatsächlich aufgehört. General 
Shafter erklärte, keinem Ausständigen werde 
das Betreten der Stadt erlaubt werden. 
Castillo, der von den Insurgenten erwählte 
Gouverneur, mache kein Hehl aus seiner 
Unzufriedenheit. Ebensowenig halten die 
Amerikaner mit Aeußerungen ihrer wachsen 
den Verachtung der Insurgenten zurück. 
Man fürchtet, daß es binnen Kurzem zu 
einem Zusammenstoß kommen wird. 
Santiago, 20. Juli. Der Dampfer der 
Gesellschaft vom Rothen Kreuz „State os 
Texas" traf gestern mit 28 000 Zentnern 
Lebensmitteln zur Unterstützung der noth- 
leidenden Bevölkerung vor Santiago ein. 
Als die Ausladung der Lebensmittel begann, 
drängten sich die Bewohner in dichten 
Massen an den Landungsplatz heran, 
machten sich kämpfend und einander nieder- 
tretend den Platz streitig, brachen Kisten 
aus und raubten von den Vorräthen. 
Schließlich wurde der Hafenplatz abgesperrt 
und Jedermann der Zutritt verwehrt. 
Ausland. 
Frankreich. 
Paris, 20. Juli. Wie wir bereits in 
gestriger Nummer telegraphisch meldeten, 
hat Zola Paris verlassen und sich an 
geblich nach Brüssel begeben. Er hat 
also Frankreich verlassen, bevor ihm das 
Urtheil aus dem gestrigen Prozeß ein 
gehändigt worden ist. Dadurch wird 
vermieden, daß eine neue Verhandlung 
ausgeschrieben werden kann, bevor die 
Eszterhazy-Affaire ihren Abschluß er 
fahren hat. Um aber das Urtheil voll 
kommen außer Kraft zu setzen, müßte 
Zola fünf Jahre im Auslande bleiben. 
Dies ist keineswegs seine Absicht; Zola 
will nur den Moment abwarten, bis die 
Kammer tagt. — Zola selbst führt in 
einem Artikel in der „Aurore" aus, er 
habe eine eingehende Verhandlung über 
den Justizirrthum veranlassen wollen, die 
Regierung habe aber verhindern wollen, 
daß Licht in die Angelegenheit gebracht 
werde. „Ich wünsche", schließt der Ar- 
tikel, „daß der Kaffationshof sich über 
mein Recht, Beweis abzulegen, ausspricht. 
Im Oktober werde ich mich meinen 
Richtern wiederum stellen und den Beweis 
ühren, den abzulegen man mir in den 
bisherigen Verhandlungen nicht gestattet 
hat." Der unparteiische Beobachter, der 
von den Vorgängen nicht unmittelbar be 
rührt wird, hat keinen Anlaß, an diesen 
Angaben zu zweifeln; aber Niemand wird 
ich wundern, wenn seine Gegner hinter 
>er Flucht nichts weiter als die Absicht 
Zolas erblicken, sich den Folgen seiner 
Handlungen zu entziehen. Stellt er sich 
zur rechten Zeit wieder ein, so wird er 
manche kritische Stimme zum Schweigen 
bringen können, aber einstweilen hat er 
jedenfalls der Gegenpartei eine Waffe in 
die Hand gebeben, die diese sicherlich nicht 
unbenutzt taffen wird. Einstweilen richtet 
sich der Zorn der Anti-Dreyfusianer gegen 
den Ministerpräsidenten. Der als Organ 
der Militärkreise geltende „Soir" greift 
Brisson heftig an, weil er die Abreise 
Zolas nicht zu verhindern gewußt 
habe. 
Paris, 20. Juli. Zolas Reiseziel soll 
Genf sein. Die gerichtlichen Prozeduren 
bleiben einstweilen darauf beschränkt, daß 
man zur Deckung der Prozeßkosten Be 
schlag aus die Tantiemen Zolas legt und 
beim Portier seines Hauses eine schrift- 
liche Mittheilung hinterläßt. Von Eszter> 
hazy nahestehender Seite wird gemeldet, 
daß sich beim Untersuchungsrichter Ber- 
tulus Eszterhazy belastende Zeugen ge 
meldet haben. Auch Eszterhazy's Neffe 
Christian wurde vernommen. 
Paris, 20. Juli. DieZolablätter erklären, 
daß Zola alle erlaubten Mittel anwenden 
wird, die eigentliche Verhandlung hinaus 
zuziehen. Im August verläßt der 
Gerichtspräsident Perivier den Justizdienst; 
ein anderer Präsident wird vielleicht die 
Dreyfußsache zu besprechen gestatten. 
Paris, 20. Juli. Die Dreyfus 
affaire treibt merkwürdige Blüthen; 
eine der merkwürdigsten ist folgender 
Brief, den der bekannte Pater Hyacinthe 
an Esterhazy gerichtet hat: „Es ist kein 
Feind, der Ihnen schreibt. Sie tragen 
das Gewicht einer fürchterlichen Verant 
wortung. Eines Tages werden Sie 
vielleicht versucht sein, ihr durch Selbst 
mord zu entrinnen. Thun Sie es nicht I 
Selbstmord ist ein schlechter Ausweg. 
Das Geständniß, daß er in sich schließt, 
wäre ohne Ehre für Sie, ohne Wirkung 
ür Ihr Opfer. Gestehen Sie doch bei 
Lebzeiten, nicht im Tode! Gestehen Sie 
loyal und wüthig I Bekennen Sie laut 
vor Gott und vor der Welt die entsetz- 
liche Verirrung, die Sie verleitete. Vor 
der Welt werden Sie dann ein Held, vor 
Gott ein Heiliger sein. Die Gutmachung 
wird größer sein als das Verbrechen. 
Sie werden groß sein in der Geschichte 
und, was noch mehr gilt, groß in der 
Ewigkeit. Gezeichnet: Ein Freund ihrer 
Seele. Hyacinthe Loyson." 
In La Fcrte-AlaiS wurde am Sonntag 
ein Carnot-Denkmal enthüllt. 
Italien. 
Rom, 20. Juli. Den vielbesprochenen 
Plan der P s o r t e, eine ständige 
viplomatischeVertretung beim 
Vatikan zu errichten, darf man nun 
mehr als abgethan ansehen. Es hat über 
diesen Gegenstand nickt nur zwischen der 
französischen Regierung und dem Vatikan' 
sondern auch zwischen dem Pariser Kabine* 
und der Pforte ein Meinungstausch statt' 
gefunden, an welch' letzterem auch das 
Petersburger Kabinet theilgenommen hat. 
Die Vorstellungen Frankreichs, das be 
kanntlich auf Grund der Kapitulationen 
mit dem Schutze der Interessen der 
Christenheit im Orient betraut ist, haben 
bewirkt, daß das erwähnte Projekt fallen 
gelassen wurde. 
Türkei. 
Canea, 20. Juli. Der Versuch, trotz 
des Verbotes der Admirale, in der Nacht 
ein türkisches Detachement zu landen, 
wurde durch die Wachsamkeit der fremden 
Kriegsschiffe vereitelt. 
Griechenland. 
Athen, 19. Juli. Die griechische 
Gesandtschaft in Berlin, die schon seit 
längerer Zeit mit einer der ersten deutschen 
Waffensabriken wegen größerer Lieferungen 
verhandelt hatte, ist nunmehr von ihrer 
Regierung beauftragt, mit der betreffenden 
Firma die Lieferung von 83 Schnellfeuer 
geschützen stärksten Kalibers, 30000 Mauser- 
Repetirgewehren und 4'/, Millionen 
Patronen zu vereinbaren. Die Geschütze, 
die hauptsächlich für die im letzten Kriege 
verlorengegangenen Kanonen Ersatz bieten 
sollen, sind binnen sechs Monaten zu 
liefern, während die Gewehre und Patronen 
schon innerhalb sechs Wochen von einem 
nach Deutschland zu entsendenden griechischen 
Osficier entgegengenommen werden. Die 
Ausgabe für diese Bestellung ist im griechi 
schen Budget bereits vorgesehen. 
Oesterreich-Ungarn. 
In Altbydschow bei Prag haben vier 
Ziegelarbeiter aus Rache einen Feld 
hüter in seine Feldhütte eingesperrt, 
diese umgestürzt, mit Petroleum übergössen 
und angezündet, wobei der Unglückliche 
einen schrecklichen Tod fand. Ein zweiter 
ihm zu Hilfe kommender Feldhüter wurde 
von den Unmenschen schwer verletzt und 
verlor die Sprache. Drei der Verbrecher 
sind verhaftet, einer ist entflohen. 
Rustlaad. 
Petersburg, 20. Juli. Der bekannte 
russische Forscher Nossilow berichtet aus 
Tjuemen, dem Centrum von Nordsibirien, 
daß das Schicksal Andröes dort ungemein 
nteressire; man hofft, daß die Expedition, 
die auf der Suche nach ihm unter Stadling 
Ende April aus Tomsk nach Irkutsk zum 
Eismeer abging, unbedingt auf Spuren 
Andräes stoßen werde und motivirt dies 
Die ZwMngsşchwestern. 
*2) Nach dem Amerikanischen 
von I. von Boettcher. 
Es wurde an der Thür geklopft, und 
Doktor Manger trat ein, um ihr einen 
Brief zu übergeben. 
-Hier, Bertha, ist ein Brief für Dich," 
>agte er. „Er kam vor drei Tagen hier 
% und da habe ich ihn Dir nicht zuge 
chlckt, weil wir Euch ja für heute erwarte 
«u.» — 
Sie nahm ihm das Schreiben ab und er 
^tfernte sich. 
. Der Brief trug einen ihr freinden Post- 
ltempel: auch mußte er eine weite Reise ge 
macht haben. 
Sie erbrach denselben und las: 
-.Bertha, wie grausam bin ich in jener 
cacht gegen Sie gewesen. Aber ich war 
Ächzer mir. Ich war empört über Sie, daß 
mich des Geheimnisses Ihrer Schwe- 
f* wegen geopfert hatten. Ich will Sie 
lcht mit einer Schilderung der Qualen 
Martern, die ich erduldet habe. Genug, ich 
habe Ihnen verziehen. Meine einzige Ge- 
% ?"zeihen auch Sie niir! Mir ist 
der ^unerträglich. Ich bin nicht aus 
"r, n ~ e Ausgeschieden. Mein Regiment 
lt nach ^nmen kommandirt, heiße Kämpfe 
aber glauben Sie nicht, 
ß ich den Tod vorsätzlich suchen werde, 
ä thue ich ķ gewiß nicht, denn dadurch 
Uwe ich mir ^Hoffnung verscherzen, 
Ouen in jener ^.velt wieder zu begegnen, 
^ber trifft mich eme feindliche Kugel, dann, 
^liebte, werde ich vom Himmel aus über 
wachen. Barclay." 
Sw sank auf die Kmc, 
Er hat mir verziehen!" rief sie. „Jetzt, 
wo diese Last voir meinem Herzen genoin 
men, bin ich vielleicht dem Leben wieder- 
gegeben." 
72. 
Als Bertha am folgenden Morgen er 
wachte, schien die helle Junisonne in ihr 
Zimmer und die Mutter stand vor ihrem 
Bette. 
„Bertha, Bertha!" rief sie. „Geschwind, 
kleid'e 'Dick an, denn Rosa verlangt nach 
Dir, uni Dir ihren Sohn zu zeigen!" 
„Ihren Sohn?" fragte das Mädchen, 
noch halb im Schlafe. 
„Ja, er ist diese Nacht geboren; er ist 
ehr klein, aber ducchaus lebensfähig." 
.lind Rosa, Mutter?" 
„Befindet sich wohl und verlangt nach 
Dir. Darum beeile Dich!" 
. Mit zitternden Händen kleidete Bertha 
ich an und eilte zur Schwester. 
Beide blieben allein, wie Rosa es ge 
wünscht hatte. 
Die junge Mutter lüftete die Decke und 
zeigte der Schwester das kleine Geschöpf, 
welches in ihren Armen lag. 
„Er wiegt nur fünf Pfund, Bertha," 
ckgte sie. „Aber nicht wahr, er ist das Eben 
bild seines Vaters?" 
„Das ist eben nicht sehr schmeichelhaft 
ür Manger," erwiderte Bertha und lachte 
gezwungen. 
„Bertha," sagte die Schwester feierlich, 
„.für alles, was Du an mir gethan hast, 
kann ich Dir nichts, nichts bieten als meine 
Liebe. Doch ich habe mit meinem Gatten 
gesprochen, der es, wie ich, Dir überläßt, 
den Namen des Kleinen zu bestimmen." 
Dann nennt ihn Barclay," versetzte 
Bertha, das kleine rothe Gesicht küssend, 
während eine heiße Thräne auf die Stirn 
des Kindes fiel. 
73. 
Einige Wochen später erhielt Bertha aus 
England einen Brief mit schwarzem Rande 
und Siegel. Derselbe enthielt die Nachricht, 
richt voii Kapitän Barclays Tode aus dem 
Schlachtfelds; er kam von Lady Mabel 
Blunt. 
„Nur mir allein, liebste Bertha, hat er 
Ihr Geheimniß anvertraut," schrieb sie. „Er 
war gut und liebevoll gegen jeine Gattin, 
aber sein Herz gehörte'Ihnen. Kurz be 
vor er mit seinein Regiment nach Indien 
abging, wurde ihm ein Töchterchen gebo 
ren. Er gab ihm den Namen Bertha. Seine 
Frau lounderte sich darüber, da kein Glied 
der Familie diesen Namen trägt. Später, 
wenn ihr Schmerz über seinen Verlust sich 
etwas gelindert hat, soll sie die Wahrheit 
erfahren. Das bin ich Ihnen und auch ihr 
chuldig: denn sie hat Sie, trotz allem, sehr 
lieb gehabt. Was mich anbetrifft, die Ihnen 
in Ihrem Jammer so schmählich den Rücken 
kehrte, so wage ich nicht, Sie zu bitten, mir 
zu vergeben. Aber, Bertha, ich liebe Sie jetzt 
ebenso, wie ich Sie liebte, als Sie zuerst 
nach Danesbury kamen." 
74. 
Vergebens suchte Bertha nach diesem 
Schlage ihrer Schwäche Herr zu werden. 
Ach, ich möchte noch nicht sterben; denn 
die Meinigen lieben mich so. Aber Bar 
clay zieht mich unwiderstehlich von hinnen. 
Ich fühle das täglich und stündlich, daß ich 
ihm bald folgen werde," klagte sie oft wäh 
rend der langen Sommertage und endlich, 
als sie den Kamps gegen ihr Schicksal auf 
gegeben, kam eine heilige Freudigkeit über 
sie bei dem Gedanken, nun bald mit deni 
Geliebten vereinigt zu lverdeu. 
In stummem Schmerze umstanden die 
Ihrigen das friedliche Sterbelager. 
Noch einmal schlug sic die Augen auf, die 
wie in seliger Verzückung strahlten. 
„Barclay!" flüsterten ihre Lippen und 
dann erstarrten sie unter dem kalten Kusse 
des Todesengels. 
75. 
Die goldene Junisonne sandte ihre 
Strahlen wieder auf die Berge. Das Grab, 
welches sich im verflossenen Herbste über 
Bertha Meinharde geschlossen, hatte sich mit 
frischem Grün bekleidet. 
Neben dem einfachen Säulenschafte, ans 
dem nur der Name „Bertha" cingegraben 
war, stand ein Jüngling von sechzehn Jah 
ren. Die Blumen, die sie so sehr geliebt, die 
schöirstcn duftigen Rosen, welche er mit lie 
bender Hand auf dem Grabe gepflanzt, stan 
den in üppiger Blüthe. 
„Ach. Bertha, Bertha," seufzte Benno, 
„ich kann es nicht verwinden. Mag Doktor 
Manger auch noch so viel von Schwindsucht 
rredigcn, mir nimmt kein Mensch den Dlan- 
ben, daß der falsche englische Offizier Dir 
das Herz gebrochen hat. ^ 
„Er war nicht falsch." sagte eine sanfte 
Stimme neben ihnr. 
Benno drehte sich lebhaft um. 
Vor ihm stand eine schlanke schöne Dame 
in Wittwentrauer und neben ihr ein rei- 
zenoes, kleines, blondes Mädchen. 
„Sie sind Berthas Bruder, nicht wahr?" 
ragte die Dame. 
Benno verneigte sich schweigend. 
„Ich bin Lady Danesbury und bin von 
England herüber gekommen, um dieses 
Grab zu besuchen. Setzen wir uns, um ein 
wenig miteinander zu reden," fuhr sie fort. 
„Sie müsserc mit alles erzählen, was Sie 
über jenen falschen Engländer wissen, spre 
chen Sie ohne Scheu! Sie müssen wissen, 
daß ich die Verstorbene sehr lieb gehabt 
habe." 
Sie horchte ernst und aufmerksam auf das 
Wenige, was er zu erzählen hatte. 
.Ich bin Lady Alice, die trennend zwi 
schen'ihre Herzen trat. Schwören Sie mir, 
das, was ich Ihnen erzählen werde, niemals 
weder Doktor Manger noch seiner Frau zu 
verrathen! Dann sollen Sie die Geschichte 
des Heldenmuthes jener Todten erfahren." 
Er legte seine Hand auf das Grab und 
gab das von ihr geforderte Versprechen. 
Ails dem Munde der edlen Frau ver 
nahm er dann das traurige Schicksal der 
geliebten Schwester. Das kleine zweijährige 
Mädchen stand neben ihin und sah den wei 
nenden Knaben verwundert an. 
Dies ist ihre Namensschwester," sagte 
Lady Alice. „Als er sie Bertha nannte, 
wußte ich nicht warum, erst später erfuhr 
ich durch Lady Blunt den Grund. Anfäng 
lich wäre es mir lieber gewesen, wenn ich 
nie etwas von der Geschichte erfahren hätte. 
Es, w>ar so traurig für mich, zu wissen, 
daß ich ihr Unglück verschuldet. Ich hatte 
keine Ruhe, ich mußte hierher, uni ihr Grab, 
zu sehen und auch die schöne Schwester, 
an welcher sie mit so grenzenloser Liebe 
hing. Sagen Sie mir, Benno, ist sie glück 
lich, oder hat Bertha sich vergebens ge 
opfert?" 
„Sie ist sehr glücklich. Nur dieses Grab 
lastet schlver auf ihrem Herzen," antwortete
	        
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