n m
ts an-
öündi«
) weiß''
a bei
ĢŗfHeint lägļîH-
id weiß gş'
Hund, w>>
Gegen & 1
schachte
its. Gege"
lgabzuhole»
nigstraße-
nmern und
,f 148.
"s'
caste 9 .
chübten
ellereieņ
äter mieth'
Thorstr^
r. 2^
orņe
Erfolg
etheilt
119. ^
iraum us»!'
;. miethfte>'
larkt 64.
ober
und
202
rc.
1. October
ste 93^
V
istr. 416.
m 1. Okt0'
Kunze^.
ohrrnug'
uum und
an ruhige
e 833^
es Hauses,
ör.
ngstr. 2^,
miethsrei'
arkt 62a.
rung
nebşi
ltobcr
>ör. Westl'
rücke 40^.
t oder zu>"
22/55;
lach obeş>
. miethfre',
Garten.
leJUá^
ttobcr .
Etage) W e
D sonstige"
?e 879.
is en. ^
ohnung/
ium 1. Oki-
ic 830^.
an ruhigl
Kirchhofs
i Wohnung
k.
JJÎotît
miethe»
c 268 .
Wscherlblà
Bezugspreis:
vierteljährlich 2 Jt.—, fiel ļnS HauS «Keferi
2 Ji 15 t>,
tßi Auswärtige, durch die Post Lyogw
2 Ji 25 i
fed. Postprovision rc., jedoch ohne Bestellgeld.
ZUsertisĢreiS: pro Petitzeîķe 15 è.
Aelteste« und gelesenste« Dlatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
-»> «1 stet Jahrgang.
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Dem Blatt wird „Der Landwirth"
gratis beigegeben.
Wo. 166.
Donnerstag, den 21. Iuti
1898.
Morgen-Depeschen.
, Berlin, 20. Juli. Der deutsche Konsul
ln Jerusalem, Dr. von Tischendorf, ist in
Homburg v. d. H. eingetroffen, um mit
Dberhosmarschall Grafen zu Eulenburg
me Dispositionen für die Palästina-Fahrt
des Kaisers zu treffen.
Glaucha, 20. Juli. Die aus sieben
großen Gebäuden bestehende Dampfschneide,
wühle, Firma Ernst Seewald in Masten
bei Döbeln, ist nebst einem großen Theil
werthvoller Holzvorräthe gänzlich nieder
gebrannt. Feuerfunken aus dem Dampf,
ichornstein haben einen Holzstoß entzündet
Und dadurch die Pappe- und Papierfabrik
von Weber in Stein total eingeäschert.
Koustantinopel, 20. Juli. Die russische
Botschaft richtete eine neuerliche Note an
me Pforte, in der sie auf die Repatri
lrung der armenischen Flüchtlinge im Kau
kasus besteht.
Canea, 20. Juli. Die Pforte sandte
hierher 50 Soldaten zur Ablösung. Die
Admirale weigern sich, sie landen zu
lassen.
Brüsiel, 20. Juli. Emile Zola ist im
rlaufe des gestrigen Nachmittags in Brüssel
gesehen worden. Er soll beabsichtigen, über
Deutschland nach Stockholm zu reisen.
Lemberg, 20. Juli. In Kaniszwca sind
antisemitische Tumulte ausgebrochen.
Lemberg, 20. Juli. In Przmysl er
schoß der Osfizier-Stellvertreter Kadett
Stump den bekannten Offizierwucherer
Hopfinger, weil derselbe ihn wegen einer
geringfügigen Schuld beim Regiments
Kommandeur angezeigt hatte.
Reichenau, 20. Juli. Der Wiener
-i-ourist Conrad ist von der Hochburg ab-
gestürzt und todt aufgefunden worden.
Wien, 20. Juli. Den klerikalen
Blättern zufolge haben die bereits ab
geschlossenen Konferenzen mit der ka-
Mischen Volkspartei ebenfalls ein nega
tes Resultat ergeben. Wie verlautet,
°obsichtigt Graf Thun, nunmehr bis
^Uin Zusammentritt des Reichsraths mit
sw § 14 zu regieren. Graf Thun be-
giebt sich in den nächsten Tagen nach dem
wiserlichen Hoslager in Ischl, um dem
Kaiser Bericht über die innere Situation
erstatten.
... Prag, 20. Juli. „Narodny Sifitj"
kundigen eine bevorstehende Minister
krisis an. Die Spannung in der inner-
politischen Situation habe ihren Höhe-
punlt erreicht, der kritische Tag des
Ministeriums nahe sich mit Windeseile.
Der splttlisch-llmerikllnWe Krieg.
Die Friedensaussichten haben sich
in den letzten Tagen stark vermindert. Wie
aus Washington gemeldet wird, glaubt
man dort trotz der Kapitulation Santiagos,
daß der Abschluß des Friedens weiter
entfernt sei als je. Es ist auch nicht ein
einziger Schritt im Sinne der Vermittlung
von einem Vertreter irgend einer Macht
gethan worden. Ein Mitglied des Minister
rathes äußerte, das Wunderbarste bei
dieser Lage sei, daß Spanien sich die
Größe seines Unglücks nicht klar zu machen
scheine. Die Vereinigten Staaten könnten
demnach nichts anderes thun, als nur den
Krieg kräftig weiter führen. Hieraus
erklärt sich der Befehl, alle Vorbereitungen
zur Abfahrt von Watsons Geschwader und
zur Expedition nach Puerto Rico zu be
schleunigen. Nach dem Ministerrath wurde
versichert, McKinley habe erklärt, er habe
keine Mittheilungen über die Frage von
Friedensverhandlungen von spanischer Seite
erhalten. Die Regierung erwarte auch die
Eröffnung entsprechender Unterhandlungen
nicht vor dem Falle Habanas. Es heißt,
Präsident McKinley sei noch immer ent
chloffen, die Operationen gegen Habana
bis zum Herbst zu verschieben.
Washington, 20. Juli. General Shafter
theilte telegraphisch das ihm gestern durch
General Toral übergebene Verzeichniß der
Gefangenen mit Die Zahl derselben
beträgt 22 780 Mann, ist also höher als
die Zahl der Truppen Shasters.
Washington, 20. Juli. General Shaster
hat dringend um Zusendung von Lebens
Mitteln für die Soldaten und die nach
Jaragua entflohenen Europäer telegraphirt
Die Noth unter den letzteren sei un
beschreiblich.
Santiago de Cuba. 20. Juli. Die Be
ziehungen der Amerikaner zu den Insur
genten werden von Tag zu Tag immer
gespannter; jeder Verkehr zwischen beiden
Armeen hat thatsächlich aufgehört. General
Shafter erklärte, keinem Ausständigen werde
das Betreten der Stadt erlaubt werden.
Castillo, der von den Insurgenten erwählte
Gouverneur, mache kein Hehl aus seiner
Unzufriedenheit. Ebensowenig halten die
Amerikaner mit Aeußerungen ihrer wachsen
den Verachtung der Insurgenten zurück.
Man fürchtet, daß es binnen Kurzem zu
einem Zusammenstoß kommen wird.
Santiago, 20. Juli. Der Dampfer der
Gesellschaft vom Rothen Kreuz „State os
Texas" traf gestern mit 28 000 Zentnern
Lebensmitteln zur Unterstützung der noth-
leidenden Bevölkerung vor Santiago ein.
Als die Ausladung der Lebensmittel begann,
drängten sich die Bewohner in dichten
Massen an den Landungsplatz heran,
machten sich kämpfend und einander nieder-
tretend den Platz streitig, brachen Kisten
aus und raubten von den Vorräthen.
Schließlich wurde der Hafenplatz abgesperrt
und Jedermann der Zutritt verwehrt.
Ausland.
Frankreich.
Paris, 20. Juli. Wie wir bereits in
gestriger Nummer telegraphisch meldeten,
hat Zola Paris verlassen und sich an
geblich nach Brüssel begeben. Er hat
also Frankreich verlassen, bevor ihm das
Urtheil aus dem gestrigen Prozeß ein
gehändigt worden ist. Dadurch wird
vermieden, daß eine neue Verhandlung
ausgeschrieben werden kann, bevor die
Eszterhazy-Affaire ihren Abschluß er
fahren hat. Um aber das Urtheil voll
kommen außer Kraft zu setzen, müßte
Zola fünf Jahre im Auslande bleiben.
Dies ist keineswegs seine Absicht; Zola
will nur den Moment abwarten, bis die
Kammer tagt. — Zola selbst führt in
einem Artikel in der „Aurore" aus, er
habe eine eingehende Verhandlung über
den Justizirrthum veranlassen wollen, die
Regierung habe aber verhindern wollen,
daß Licht in die Angelegenheit gebracht
werde. „Ich wünsche", schließt der Ar-
tikel, „daß der Kaffationshof sich über
mein Recht, Beweis abzulegen, ausspricht.
Im Oktober werde ich mich meinen
Richtern wiederum stellen und den Beweis
ühren, den abzulegen man mir in den
bisherigen Verhandlungen nicht gestattet
hat." Der unparteiische Beobachter, der
von den Vorgängen nicht unmittelbar be
rührt wird, hat keinen Anlaß, an diesen
Angaben zu zweifeln; aber Niemand wird
ich wundern, wenn seine Gegner hinter
>er Flucht nichts weiter als die Absicht
Zolas erblicken, sich den Folgen seiner
Handlungen zu entziehen. Stellt er sich
zur rechten Zeit wieder ein, so wird er
manche kritische Stimme zum Schweigen
bringen können, aber einstweilen hat er
jedenfalls der Gegenpartei eine Waffe in
die Hand gebeben, die diese sicherlich nicht
unbenutzt taffen wird. Einstweilen richtet
sich der Zorn der Anti-Dreyfusianer gegen
den Ministerpräsidenten. Der als Organ
der Militärkreise geltende „Soir" greift
Brisson heftig an, weil er die Abreise
Zolas nicht zu verhindern gewußt
habe.
Paris, 20. Juli. Zolas Reiseziel soll
Genf sein. Die gerichtlichen Prozeduren
bleiben einstweilen darauf beschränkt, daß
man zur Deckung der Prozeßkosten Be
schlag aus die Tantiemen Zolas legt und
beim Portier seines Hauses eine schrift-
liche Mittheilung hinterläßt. Von Eszter>
hazy nahestehender Seite wird gemeldet,
daß sich beim Untersuchungsrichter Ber-
tulus Eszterhazy belastende Zeugen ge
meldet haben. Auch Eszterhazy's Neffe
Christian wurde vernommen.
Paris, 20. Juli. DieZolablätter erklären,
daß Zola alle erlaubten Mittel anwenden
wird, die eigentliche Verhandlung hinaus
zuziehen. Im August verläßt der
Gerichtspräsident Perivier den Justizdienst;
ein anderer Präsident wird vielleicht die
Dreyfußsache zu besprechen gestatten.
Paris, 20. Juli. Die Dreyfus
affaire treibt merkwürdige Blüthen;
eine der merkwürdigsten ist folgender
Brief, den der bekannte Pater Hyacinthe
an Esterhazy gerichtet hat: „Es ist kein
Feind, der Ihnen schreibt. Sie tragen
das Gewicht einer fürchterlichen Verant
wortung. Eines Tages werden Sie
vielleicht versucht sein, ihr durch Selbst
mord zu entrinnen. Thun Sie es nicht I
Selbstmord ist ein schlechter Ausweg.
Das Geständniß, daß er in sich schließt,
wäre ohne Ehre für Sie, ohne Wirkung
ür Ihr Opfer. Gestehen Sie doch bei
Lebzeiten, nicht im Tode! Gestehen Sie
loyal und wüthig I Bekennen Sie laut
vor Gott und vor der Welt die entsetz-
liche Verirrung, die Sie verleitete. Vor
der Welt werden Sie dann ein Held, vor
Gott ein Heiliger sein. Die Gutmachung
wird größer sein als das Verbrechen.
Sie werden groß sein in der Geschichte
und, was noch mehr gilt, groß in der
Ewigkeit. Gezeichnet: Ein Freund ihrer
Seele. Hyacinthe Loyson."
In La Fcrte-AlaiS wurde am Sonntag
ein Carnot-Denkmal enthüllt.
Italien.
Rom, 20. Juli. Den vielbesprochenen
Plan der P s o r t e, eine ständige
viplomatischeVertretung beim
Vatikan zu errichten, darf man nun
mehr als abgethan ansehen. Es hat über
diesen Gegenstand nickt nur zwischen der
französischen Regierung und dem Vatikan'
sondern auch zwischen dem Pariser Kabine*
und der Pforte ein Meinungstausch statt'
gefunden, an welch' letzterem auch das
Petersburger Kabinet theilgenommen hat.
Die Vorstellungen Frankreichs, das be
kanntlich auf Grund der Kapitulationen
mit dem Schutze der Interessen der
Christenheit im Orient betraut ist, haben
bewirkt, daß das erwähnte Projekt fallen
gelassen wurde.
Türkei.
Canea, 20. Juli. Der Versuch, trotz
des Verbotes der Admirale, in der Nacht
ein türkisches Detachement zu landen,
wurde durch die Wachsamkeit der fremden
Kriegsschiffe vereitelt.
Griechenland.
Athen, 19. Juli. Die griechische
Gesandtschaft in Berlin, die schon seit
längerer Zeit mit einer der ersten deutschen
Waffensabriken wegen größerer Lieferungen
verhandelt hatte, ist nunmehr von ihrer
Regierung beauftragt, mit der betreffenden
Firma die Lieferung von 83 Schnellfeuer
geschützen stärksten Kalibers, 30000 Mauser-
Repetirgewehren und 4'/, Millionen
Patronen zu vereinbaren. Die Geschütze,
die hauptsächlich für die im letzten Kriege
verlorengegangenen Kanonen Ersatz bieten
sollen, sind binnen sechs Monaten zu
liefern, während die Gewehre und Patronen
schon innerhalb sechs Wochen von einem
nach Deutschland zu entsendenden griechischen
Osficier entgegengenommen werden. Die
Ausgabe für diese Bestellung ist im griechi
schen Budget bereits vorgesehen.
Oesterreich-Ungarn.
In Altbydschow bei Prag haben vier
Ziegelarbeiter aus Rache einen Feld
hüter in seine Feldhütte eingesperrt,
diese umgestürzt, mit Petroleum übergössen
und angezündet, wobei der Unglückliche
einen schrecklichen Tod fand. Ein zweiter
ihm zu Hilfe kommender Feldhüter wurde
von den Unmenschen schwer verletzt und
verlor die Sprache. Drei der Verbrecher
sind verhaftet, einer ist entflohen.
Rustlaad.
Petersburg, 20. Juli. Der bekannte
russische Forscher Nossilow berichtet aus
Tjuemen, dem Centrum von Nordsibirien,
daß das Schicksal Andröes dort ungemein
nteressire; man hofft, daß die Expedition,
die auf der Suche nach ihm unter Stadling
Ende April aus Tomsk nach Irkutsk zum
Eismeer abging, unbedingt auf Spuren
Andräes stoßen werde und motivirt dies
Die ZwMngsşchwestern.
*2) Nach dem Amerikanischen
von I. von Boettcher.
Es wurde an der Thür geklopft, und
Doktor Manger trat ein, um ihr einen
Brief zu übergeben.
-Hier, Bertha, ist ein Brief für Dich,"
>agte er. „Er kam vor drei Tagen hier
% und da habe ich ihn Dir nicht zuge
chlckt, weil wir Euch ja für heute erwarte
«u.» —
Sie nahm ihm das Schreiben ab und er
^tfernte sich.
. Der Brief trug einen ihr freinden Post-
ltempel: auch mußte er eine weite Reise ge
macht haben.
Sie erbrach denselben und las:
-.Bertha, wie grausam bin ich in jener
cacht gegen Sie gewesen. Aber ich war
Ächzer mir. Ich war empört über Sie, daß
mich des Geheimnisses Ihrer Schwe-
f* wegen geopfert hatten. Ich will Sie
lcht mit einer Schilderung der Qualen
Martern, die ich erduldet habe. Genug, ich
habe Ihnen verziehen. Meine einzige Ge-
% ?"zeihen auch Sie niir! Mir ist
der ^unerträglich. Ich bin nicht aus
"r, n ~ e Ausgeschieden. Mein Regiment
lt nach ^nmen kommandirt, heiße Kämpfe
aber glauben Sie nicht,
ß ich den Tod vorsätzlich suchen werde,
ä thue ich ķ gewiß nicht, denn dadurch
Uwe ich mir ^Hoffnung verscherzen,
Ouen in jener ^.velt wieder zu begegnen,
^ber trifft mich eme feindliche Kugel, dann,
^liebte, werde ich vom Himmel aus über
wachen. Barclay."
Sw sank auf die Kmc,
Er hat mir verziehen!" rief sie. „Jetzt,
wo diese Last voir meinem Herzen genoin
men, bin ich vielleicht dem Leben wieder-
gegeben."
72.
Als Bertha am folgenden Morgen er
wachte, schien die helle Junisonne in ihr
Zimmer und die Mutter stand vor ihrem
Bette.
„Bertha, Bertha!" rief sie. „Geschwind,
kleid'e 'Dick an, denn Rosa verlangt nach
Dir, uni Dir ihren Sohn zu zeigen!"
„Ihren Sohn?" fragte das Mädchen,
noch halb im Schlafe.
„Ja, er ist diese Nacht geboren; er ist
ehr klein, aber ducchaus lebensfähig."
.lind Rosa, Mutter?"
„Befindet sich wohl und verlangt nach
Dir. Darum beeile Dich!"
. Mit zitternden Händen kleidete Bertha
ich an und eilte zur Schwester.
Beide blieben allein, wie Rosa es ge
wünscht hatte.
Die junge Mutter lüftete die Decke und
zeigte der Schwester das kleine Geschöpf,
welches in ihren Armen lag.
„Er wiegt nur fünf Pfund, Bertha,"
ckgte sie. „Aber nicht wahr, er ist das Eben
bild seines Vaters?"
„Das ist eben nicht sehr schmeichelhaft
ür Manger," erwiderte Bertha und lachte
gezwungen.
„Bertha," sagte die Schwester feierlich,
„.für alles, was Du an mir gethan hast,
kann ich Dir nichts, nichts bieten als meine
Liebe. Doch ich habe mit meinem Gatten
gesprochen, der es, wie ich, Dir überläßt,
den Namen des Kleinen zu bestimmen."
Dann nennt ihn Barclay," versetzte
Bertha, das kleine rothe Gesicht küssend,
während eine heiße Thräne auf die Stirn
des Kindes fiel.
73.
Einige Wochen später erhielt Bertha aus
England einen Brief mit schwarzem Rande
und Siegel. Derselbe enthielt die Nachricht,
richt voii Kapitän Barclays Tode aus dem
Schlachtfelds; er kam von Lady Mabel
Blunt.
„Nur mir allein, liebste Bertha, hat er
Ihr Geheimniß anvertraut," schrieb sie. „Er
war gut und liebevoll gegen jeine Gattin,
aber sein Herz gehörte'Ihnen. Kurz be
vor er mit seinein Regiment nach Indien
abging, wurde ihm ein Töchterchen gebo
ren. Er gab ihm den Namen Bertha. Seine
Frau lounderte sich darüber, da kein Glied
der Familie diesen Namen trägt. Später,
wenn ihr Schmerz über seinen Verlust sich
etwas gelindert hat, soll sie die Wahrheit
erfahren. Das bin ich Ihnen und auch ihr
chuldig: denn sie hat Sie, trotz allem, sehr
lieb gehabt. Was mich anbetrifft, die Ihnen
in Ihrem Jammer so schmählich den Rücken
kehrte, so wage ich nicht, Sie zu bitten, mir
zu vergeben. Aber, Bertha, ich liebe Sie jetzt
ebenso, wie ich Sie liebte, als Sie zuerst
nach Danesbury kamen."
74.
Vergebens suchte Bertha nach diesem
Schlage ihrer Schwäche Herr zu werden.
Ach, ich möchte noch nicht sterben; denn
die Meinigen lieben mich so. Aber Bar
clay zieht mich unwiderstehlich von hinnen.
Ich fühle das täglich und stündlich, daß ich
ihm bald folgen werde," klagte sie oft wäh
rend der langen Sommertage und endlich,
als sie den Kamps gegen ihr Schicksal auf
gegeben, kam eine heilige Freudigkeit über
sie bei dem Gedanken, nun bald mit deni
Geliebten vereinigt zu lverdeu.
In stummem Schmerze umstanden die
Ihrigen das friedliche Sterbelager.
Noch einmal schlug sic die Augen auf, die
wie in seliger Verzückung strahlten.
„Barclay!" flüsterten ihre Lippen und
dann erstarrten sie unter dem kalten Kusse
des Todesengels.
75.
Die goldene Junisonne sandte ihre
Strahlen wieder auf die Berge. Das Grab,
welches sich im verflossenen Herbste über
Bertha Meinharde geschlossen, hatte sich mit
frischem Grün bekleidet.
Neben dem einfachen Säulenschafte, ans
dem nur der Name „Bertha" cingegraben
war, stand ein Jüngling von sechzehn Jah
ren. Die Blumen, die sie so sehr geliebt, die
schöirstcn duftigen Rosen, welche er mit lie
bender Hand auf dem Grabe gepflanzt, stan
den in üppiger Blüthe.
„Ach. Bertha, Bertha," seufzte Benno,
„ich kann es nicht verwinden. Mag Doktor
Manger auch noch so viel von Schwindsucht
rredigcn, mir nimmt kein Mensch den Dlan-
ben, daß der falsche englische Offizier Dir
das Herz gebrochen hat. ^
„Er war nicht falsch." sagte eine sanfte
Stimme neben ihnr.
Benno drehte sich lebhaft um.
Vor ihm stand eine schlanke schöne Dame
in Wittwentrauer und neben ihr ein rei-
zenoes, kleines, blondes Mädchen.
„Sie sind Berthas Bruder, nicht wahr?"
ragte die Dame.
Benno verneigte sich schweigend.
„Ich bin Lady Danesbury und bin von
England herüber gekommen, um dieses
Grab zu besuchen. Setzen wir uns, um ein
wenig miteinander zu reden," fuhr sie fort.
„Sie müsserc mit alles erzählen, was Sie
über jenen falschen Engländer wissen, spre
chen Sie ohne Scheu! Sie müssen wissen,
daß ich die Verstorbene sehr lieb gehabt
habe."
Sie horchte ernst und aufmerksam auf das
Wenige, was er zu erzählen hatte.
.Ich bin Lady Alice, die trennend zwi
schen'ihre Herzen trat. Schwören Sie mir,
das, was ich Ihnen erzählen werde, niemals
weder Doktor Manger noch seiner Frau zu
verrathen! Dann sollen Sie die Geschichte
des Heldenmuthes jener Todten erfahren."
Er legte seine Hand auf das Grab und
gab das von ihr geforderte Versprechen.
Ails dem Munde der edlen Frau ver
nahm er dann das traurige Schicksal der
geliebten Schwester. Das kleine zweijährige
Mädchen stand neben ihin und sah den wei
nenden Knaben verwundert an.
Dies ist ihre Namensschwester," sagte
Lady Alice. „Als er sie Bertha nannte,
wußte ich nicht warum, erst später erfuhr
ich durch Lady Blunt den Grund. Anfäng
lich wäre es mir lieber gewesen, wenn ich
nie etwas von der Geschichte erfahren hätte.
Es, w>ar so traurig für mich, zu wissen,
daß ich ihr Unglück verschuldet. Ich hatte
keine Ruhe, ich mußte hierher, uni ihr Grab,
zu sehen und auch die schöne Schwester,
an welcher sie mit so grenzenloser Liebe
hing. Sagen Sie mir, Benno, ist sie glück
lich, oder hat Bertha sich vergebens ge
opfert?"
„Sie ist sehr glücklich. Nur dieses Grab
lastet schlver auf ihrem Herzen," antwortete