Full text: Newspaper volume (1898, Bd. 2)

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Mittwoch, den 10. August 
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Morgen-Berichte. 
Berlin, 9. Aug. Der Kaiser hat für 
den 23. September sein Erscheinen zuge 
sagt, wo er der feierlichen Eröffnung der 
neuen Hasenanlagen und der Einweihun g 
des der Stadt vom Kaiser aus dem 
Kunstsonds zum Geschenk gemachten Monu 
mentalbaus des Prof. Menzel beiwohnen 
Wird. 
Berlin, 9. Aug. Die Bonner Studenten 
schaft hat beschlossen, die gesammte deutsche 
Studentenschaft aufzufordern, eine Ehr ung 
des Andenkens des Fürsten Bismarck in 
einer Form zu schaffen, die dauernde 
Bedeutung haben soll. Eine von allen 
Universitäten zu beschickende Vertreter- 
Versammlung im nächsten Semester soll 
über diesen Antrag berathen. 
Berlin, 9. Aug. Wie der „Post** aus 
Breslau gemeldet wird, wollen die ober- 
schlesischen Industriellen im October am 
Tage der Beisetzung des Fürsten Bismarck 
eine große Trauerfeier veranstalten. 
Berlin, 9. Aug. Wie eine Korrespondenz 
wissen will, gedenkt die konservative Reichs- 
tagsfraktion den Frhrn. v. Manteuffel als 
ersten Bicepräsidenten des Reichstages in 
Vorschlag zu bringen. 
Berlin, 9. Aug. Anfangs Oktober 
wsrd im Reichsjustizamt eine Sachver- 
ständigenkonferenz zusammentreten, um zu 
dem den einzelnen Herren vertraulich mit 
getheilten Entwurf einer Revision des 
Urheberrechts Stellung zu nehmen. Zu 
den Sachverständigen gehören Schrift - 
'ieller, Musiker, sonstige Künstler, Ber- 
leger und Juristen. 
Berlin, 9. August. Ueber die Minister- 
Dsammenkunft in Posen wird gemeldet: 
Gestern fand bei dem Oberpräsidenlen 
"Ne Besprechung statt, an der auch die 
Minister Dr. von Miguel, Dr. Bosse, 
- d. Recke, sowie Ministerialdirektor 
Br- Kuegler theilnahmen. An Stelle des 
Kriegsministers von Goßler ist General 
.' Heeringen aus dem Kriegsministerium 
Angetroffen. Die Minister setzten heute 
Bvrmittag die Besichtigungen fort; ihre 
Ubsahrt erfolgte Nachmittag 2 Uhr 20 
Minuten; vorher fand eine Schlußkonferenz 
statt, in der die Stellungnahme der Re 
gierung zu den Posener Projekten festgesetzt 
wurde. 
Großwartenburg, 9. Aug. In Cammerau 
brannte die Besitzung des Gutsbesitzers 
Bvkiel nieder, dessen Frau und erwachsene 
Fechter in den Flammen umkamen. Auch 
ew Feuerwehrmann wurde schwer verbrannt. 
Gibraltar, 9. Aug. Außer dem Mittel- 
meergeschwader trifft hier am 20. August 
ein zweites Geschwader aus England ein; 
es sind dann hier 55 Kriegsschiffe vereinigt. 
Dublin, 9. Aug. Im hiesigen Gemeinde 
rath wurde beschlossen, keinen Beitrag zu 
einem Denkmal Gladstones in Dublin zu 
gewähren, weil Parnell bisher in Irland 
kein Standbild erhalten hat. 
Liuz, 9. Aug. Wie das hiesige „Volks 
blatt** meldet, soll der Reichsrath dem 
nächst einberufen werden. 
Budapest, 9. Aug. Die große Gemeinde 
Bossany ist vollständig niedergebrannt; 
acht Kinder sind bei dem Brande ums 
Leben gekommen. 
Paris, 9. Aug. Von den Dreyfus 
feindlichen Blättern wird Picquart ver 
höhnt, weil er gegen den Entscheid der 
Anklagekammer in der Klagesache gegen 
du Path de Clam Berufung beim Kasiations- 
hos eingelegt hat. Man ist der Ansicht, 
daß der Kaffationshos die Berufung nicht 
annehmen werde. 
. Cetinje, 9. August. Fürst Ferdinand 
von Bulgarien ist zum Besuche beim 
Fürsten Nikolaus von Montenegro einge 
troffen. Man mag diese Fürstenbegegnung 
von welchem Gesichtspunkte immer be 
trachten, eine gewisse politische Bedeutung 
wird man ihr nicht absprechen können. 
Man darf nicht vergessen, daß die sich 
wieder intensiver gestaltende Bewegung 
auf dem Balkan ihren Ursprung eigentlich 
in dem Momente hatte, als Fürst Nikolaue 
von Montenegro den in Abbazia weilenden 
Fürsten Ferdinand besuchte. Es ist noch 
erinnerlich, wie zahlreich die politischen 
Combinationen waren, die sich an jenen 
Besuch knüpften. Gerade Blätter in den 
Balkanstaaten und südslavische Organe 
waren es, die ausdrücklich von einem 
montenegrinisch - bulgarischen Bündnisse 
sprachen und sogar der Oeffentlichkeit 
eine Art Theilungsplan der Interessen- 
sphären zwischen den beiden Fürsten über- 
gaben. Wie man wissen will, soll der 
Abschluß einer politischen und Militär- 
Konvention zwischen Bulgarien und 
Montenegro bereits erfolgt sein. 
Baku, 10 August. Neun Thürme des 
Naphtawerkes von Wischau sind vom Feuer 
vernichtet worden. Der Brand griff so 
dann auf die Fontaine über und setzte 
auch die Borrathshäuser in Flammen, in 
denen eine Million Pud Naphta lagern. 
Vierzehn Personen haben Brandwunden 
erlitten. 
Moissac (Süd-Frankreich), 9. August. 
Ein Stadtviertel steht in Flammen. Viele 
Häuser sind eingeäschert. Es herrscht 
große Panik. 
London, 9. August. Nach Meldungen 
aus Newyork und Washington wird eine 
Verzögerung des Friedensschlusses befürchtet, 
da aus der großen Länge der eingetroffenen 
spanischen Note gefolgert wird, daß sie 
Reservationen enthalte. Es heißt, Mac 
Kinley sei entschlossen, den Krieg fortzu- 
führen, bis Sagasta die Vorbehalte fallen 
lasse. Noch bleibt die Veröffentlichung der 
Note, über die noch nichts Authentisches 
bekannt ist, abzuwarten. 
Madrid, 9. Aug. Die Provinz Casiellon 
wird von einer kleinen republikanischen 
Bande durchstreift, deren Verfolgung seitens 
der Polizei eifrig betrieben wird. 
Madrid, 9. Aug. In Regierungskreisen 
wird behauptet, daß heute auf sämmtlichen 
Kriegsschauplätzen die Feindseligkeiten ein 
gestellt wurden. 
Madrid, 9. Aug. Die bei Alcala de 
Chisbert aufgetauchte republikanische Bande 
ist von der Gensdarmerie dingfest gemacht 
worden. 
Madrid, 9. Aug. Ein königliches Dekret 
genehmigt die Erhöhung des Notenumlaufs 
bis auf 2'/2 Milliarden Pesetas unter 
gleichzeitiger Vermehrung der Hilfsreserven. 
Madrid, 9. Aug. Abermals hat an 
der hiesigen Börse der Selbstmord eines 
Großspekulanten großes Aussehen gemacht. 
New-York, 9. August. Nach Washing 
toner Meldungen sind die pessimistischen 
Nachrichten betreffs der Antwort Spaniens 
auf die amerikanischen Friedensbedingungen 
übertrieben. Die spanische Regierung 
hat vielmehr alle Hauptforderungen an 
genommen und sich für die Ratifizirung 
derselben durch die Cortes verbürgt. 
New-York, 9. Aug. Alle verfügbaren 
Transportschiffe sind schleunigst nach San 
tiago befohlen worden, um die in Santiago 
befindlichen, vollständig durch Krankheiten 
demoralisirten amerikanischen Trupen nach 
dem gesunden nördlichen Cuba zu ver 
schiffen. 
A-AslLKd. 
Krmlkreich. 
Der „Straßb. Post** wird aus Paris 
geschrieben: Der „Siecle** veröffentlicht 
eine Zuschrift eines Ungenannten, der sich 
jedoch bereit erklärt, auf jedes etwaige 
Ableugnen erfolgreich zu antworten, da 
er seine Nachricht aus bester Quelle habe. 
Die Zuschrift richtet sich gegen den General- 
stab und lautet in wörtlicher Uebersetzung 
wie folgt: „Vor einigen Monaten empfing 
der Stationsvorsteher von Le Bouveret, 
einer schweizerischen Bahnstation in dem 
Canton Wallis, einen Briefumschlag, in 
dem der französische Mobilmachungsplan, 
betreffend die Grenzstrecke zwischen Anne 
masse und Saint-Gingolphe (Frankreich, 
Haute-Savoie) enthalten war. Der Um 
schlag war begleitet von einer erklärenden 
Bemerkung, die sich auf die Oeffnung des 
Umschlages bezog. Der Generalstab hatte 
Le Bouveret für eine französische Bahn 
station gehalten und daher dem Auslande 
ein französisches Mobilmachungs-Geheimniß 
ausgeliefert!** Die französischen General 
stäbler haben allem Anschein nach mit 
Bordereaus und „Speranza**-Briefen und 
Drohungen so viel zu thun, daß ihnen 
keine Zeit bleibt, auch nur ein Ortsregister 
einzusehen, wenn es sich um die Versendung 
der wichtigsten Schriftstücke handelt. 
Ein s chrecklicherUnglücksfall 
ereignete sich gestern in der Umgebung 
des bekannten französischen Seebades 
Troäville. Eine Pariser Familie, die in 
Corneilles Aufenthalt genommen hatte, 
machte ein Spazierfahrt auf der schönen 
Straße nach Honfleur, wo man entzückende 
Aussichten aus das Meer genießt. An 
einer Kreuzung kam dem Wagen, in dem 
sich eine Frau Bonuevaux mit ibren 
beiden Söhnen, ihrer Tochter und deren 
Söhvchen befand, der Motorwagen des 
Herrn Bizet, des Sohnes des Komponisten 
von „Carmen", entgegen. Das Pferd 
scheute und warf infolge eines brüsken 
Sprunges zur Seite den Wagen um. 
Der eine Sohn von Frau Bonuevaux er 
litt eine schwere Verletzung an der Hüfte 
ihr Enkelkind eine solche am Kopfe. Sie 
selbst hatte bei dem Sturze das Genick 
gebrochen und gab nach wenigen Stunden 
in dem Hause eines Gärtners, wohin man 
sie gebracht hatte, den Geist auf. Den 
übrigen Verunglückten konnte ein russischer 
Arzt, der Herrn Bizet begleitete, sofortige 
Hülfe bringen. In Troäville rief der 
Vorfall unter den Badegästen allgemeine 
Theilnahme hervor. 
Rußland. 
Petersburg, 8. August. Der deutsche 
Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist auf 
seinem Gme Werki eingetroffen. 
Bozerra Matrrscheck. 
2) Roman von Caroline Deutsch. 
„Wenn Du mit mir Freundschaft halten 
willst, dann wird es gewiß nicht fehlen,*' 
lagte Stefan^ sie mit Wohlgefallen betrach 
tend. „Und Freunde waren wir von jeher. 
Dich nur, Hauka, wie Du -vs 
sechsiahriges Kind zu uns kamst und cs 
fur mich großen Jungen kein größeres Ver 
zügen gab, als Dich auf den Armm 
herumzuschleppen und Dir allerlei Spiel 
werk zu schnitzen. Schelte hat es mir oft 
genug von der seligen Mutter eingetragen, 
weil ich zu viel Zeit mit Dir verbräche^ 
auch Streitigkeiten und manche Züchtigung 
von Marek, den es verdroß, daß Du lieber 
wit mir spieltest." 
. ^er junge Mann hielt fast erschrocken 
Nine, denn er hatte geglaubt, die Erinne 
rung an den Toten würde den heiteren, 
rosigen Schein vori ihrem Antlitz scheuchen; 
er Hankas braune Augen lachten wie 
menen ' s ie àrner, wenn sie sprach, schim- 
Wangenarûn^'î^ņ Zähne, lächelten die 
stiller ZuhöK"' f mm ì fnfe ^ 
überwunden f c ^ atte ,cme Erregung 
der beiden de? ^ öer bespräche 
und hergingen, bebten Blicke, bic hin- 
Plänen... Als esdanIcZE, gu 
Am M 11110 ^durfte der Ruhe. 
6»ki iuhrre Gabor den 
den nu u ' Muhle herum, ihm dre Berän- 
Zu zeigen, bte er mit derselben 
Äï,T men - Urö wem- Stefan diese nicht 
lebhaft in Erimlerung gehabt, würde er 
einige Punkte schwer erkannt haben. 
Früher ivar es ein schlichter, langgestreck 
ter Ban gewe,en m't einem Strohdach, lei 
sen goldene Farbe die Jahrzehnte schon 
längst in ein fahles Gran verwandelt hat 
ten. Jetzt erhob sich ein zweistöckiges Wohn 
Haus an dessen Stelle, mit zwei Thürm 
chen zu beiden Seiten, mit einer stattlichen 
Fenstcrreihe, mit einem breiten, gewölbten 
Eingang mit Schnörkeln und Zieraten, daß 
es getrost in einer Straße der Hauptstadt 
hätte stehen tönner. Stattliche Wirthschafts- 
gebänbe fügten sich im Halbkreise oaran, 
einen gepflasterten Hof bildend, den vorn 
ein eisernes Gitter abschloß. 
. ^ur das Mühlnhaus, das gerade gegen- 
über lag, war das alte geblieben. Noch im>- 
mer stieg der mächtige Hochwald hinter chm 
auf, einen ewigen Dämmerschein über das 
selbe breitend, nur durch den Stronr ge 
trenn-, der seitwärts, von der Höhe herab 
kowinend und eine Kurve bildend, in wil 
den Sätzen über das n'.üchtige Räderwerk 
sprang und es in Bewegung setzte. Etwa 
200 Schritte von diesenl entfernt, erhob 
sich ein angefangener niederer Bau, aber 
von großen Dimensionen, der statt der 
Fenster runde Oeffnungen hatte und über- 
hauvt in dieser Bauerngegenü ein eigen- 
thümliches Gepräge trug. 
.Was soll denn das werden?" fragte der 
junge Mann erstaunt. 
„Das Gehäuse für die neue Dampf- 
. mühle,*' sprach der Richter langsam und den 
Sohn mir einem seltsamen Blick betrachtend. 
,)Jch hatte direkt einen Baumeister aus 
Neutra kommen lassen, ec wurde aber krank, 
ist es noch und so feiert der Bau seit zwei 
Monaten." 
— Zum lippeschen Zwischen 
fall hat das Ministerium von Lippe- 
Detmold dem Landtag mitgetheilt, daß 
das Schreiben desRegenten an 
den Kaiser nicht veröffentlicht werde, 
bevor ein beiderseitiges Einverständniß 
erzielt sei. 
— Zu der Trauerfeier in Berlin 
hat der Kaiser, wie die „Hamb. Nachr." 
jetzt mittheilen, unterlassen, die Bis- 
marckschen Familienmitglieder einzuladen, 
da er in den ersten schweren Tagen der 
Trauer eine solche Einladung an die Fa 
milie nicht ergehen lassen zu sollen glaubte. 
Es ist bei der Anwesenheit des Kaisers 
und des Gefolges in Friedrichsruh nicht 
davon gesprochen worden, aber der Kaiser 
hat bei der Verabschiedung zu dem Grafen 
Rantzau in gnädiger Weise geäußert: 
„Nun werden wir aber noch unsere Trauer 
feier in Berlin haben." 
— Zur Kranzniederlegung des 
Reichstages in Friedrichsruh durch 
den Abg. Spahn schreibt der „Hann. 
Cour.", daß der erste Vicepräsident des 
Reichstages, Abg. Reinh. Schmidt, an 
scheinend auf Reisen und nicht zu erreichen 
gewesen sei. — Dem gegenüber ist festzu 
stellen, daß der zweite Vicepräsident der 
letzten Retchstagsfession, Spahn, nach Rück 
sprache und Einverständniß mit dem bis 
herigen ersten Bicepräsidenten Schmidt 
gehandelt hat. Abg. Schmidt selbst, der 
nicht in Berlin weilt, war verhindert, mit 
zureisen. Der seitherige erste Präsident Frhr. 
0. Bno! ist bekanntlich nicht wieder gewählt 
worden und kam deshalb nicht in Frage. 
Abgeordneter Bachem ist zur Begleitung 
des Abgeordneten Spahn nach Friedrichs 
ruh abgereist. 
Ueber die Niederlegung des Kranzes 
schreibt noch die „Köln. Volksztg.**: Der 
Kranz war wohl einer der schönsten aus 
der überaus großen Zahl von Kränzen, 
welche aus nah und fern als Huldigung 
für den verstorbenen ersten Reichskanzler 
des Deutschen Reiches am Sarge nieder 
gelegt worden sind. Er maß 6 Fuß im 
Durchmesser, bestand im wesentlichen aus 
Lorbeerblättern, jedoch mit reichem Schmuck 
von Palmen, Rosen und Orchideen; von 
zwei Reichstags-Dienern in Uniform wurde 
er den Vertretern des Reichstages voran- 
getragen. Als der Blitzzug Berlin-Hamburg 
in Friedrichsruh hielt, begaben sich die 
genannten Abgeordneten sofort zu dem 
..Was — was sollen wir denn mit einer 
Dampfmühle?" rief der junge Mann m.it 
einem immer größeren Ausdruck von Be- 
frenidung und Staunen. 
„Das werde ich Dir schon sagen, Stefan, 
aber erst will ich wissen, ob Der dies al 
les da gefällt, wie Du mit der Verände 
rung, zufrieden bist?" 
„Ich weiß nicht," versetzte dieser zurück 
haltend. „Das alte Mühlwerk sieht mich 
mit den Augen eines alten lieben Bekann 
ten an... alles andere ist mir wie ein 
vollständig fremder Mensch ..' 
„Es freut Dick. also nicht?" nagte der 
Richter mit dem. Ausdrucke der Enttäu 
schung und des Staunens zugleich. 
„Das will ich nicht ganz behaupten, Va 
ter, aber ich habe mich so lang auf die Hei 
matb gefreut, jeder Punkr hat etwas Liebes 
und Heiliges für mich! Jetzt ist es, wie ge- 
agt, wie ein Metlsch mit mehr fremden als 
gekannten Zügen. — Und dies ist ja auch 
kein Bauernhaus inehr, Vater." fügte er, 
auf das. Gebäude deutend hinzu, „das ist 
ein Herrenhaus, das in der Stadt stehen 
könnte. Und was sollen wir mit der Dampf- 
mühle. Vater?" 
..Das will ich Dir alles erklären," ner- 
etzte der Alte, ergrfff den Soh-r beim Arm 
und schritt mit ihm den verdeckten Laubgang 
längs der Mühle hinunter. „Sieh, Stefan, 
ich wolltc Dich mu allem überraschen. Du 
warf: in der Welt, Du hast ein anderes 
Lebe,; kennen gelernt und solltest, wenn Du 
lviederkehrtest, nicbts vermissen, klnd jahre 
lang habe ick mich auf ben Augenblick ge 
stellt, Ivo ich Dir alles zeigen, wo ich alles 
mit Dir würde besprechen können. Der Ma 
rek ist todt nun sind wir zwei noch da 
und wir wollen fest zu einander stehen und 
5zan-- m Hand zusammen gehn. Und Tu 
wirst inich besser verstehen als der Marek, 
der nie einen Schritt in die Welt gethan 
hat. Du hast was gelernt, hast mit anderen 
Menschen gelebt und Deine Gedanken sind 
keine bäuerischen mehr, wie es meine nicht 
sind ... und airch niemals waren... Denn 
mein Schicksal war in der Jugend dem Dei 
nen ähnlich. Lluch ich habe die Schulen be 
sucht, ich war der zweite Sohn und sollte 
Geistlicher werden. Da starb, als ich acht 
zehn Jahre alt war, der ülrere Bruder 
und rch mußte an seine Stelle rücken. Mir 
ward es aber nicht lercht: ich übernahm ein 
tiefverschuldetcs Erbe. Vater und Groß 
Vater hatten schlecht gewrrthschaftet und Hy 
potheken aut Hypotheken sich angehäuft, wi-. 
sich in einem feuchten rissigen Hause Pilze 
auf Pilze ansetzen. Mein heißes Streben 
war, den Namen und das tiefgejunkene An- 
'ehen der Sèmanys wieder herzustellen. 
Jahre und Jahre eisernen Fleißes, unge 
heurer Anstrengung gingen darüber, bin, 
aber — ich erreichte was ich gewollt: die 
Semanys waren wieder was und... mehr 
noch als je zuvor. Doch ich blieb dabei' nicht 
stehen. Mit den Jahren kamen andere 
Pläne, andere Gedanken, die ich aber in 
mir verschloß, bis meine Söhne Männer 
sein tvürden." 
„Sieh, Stefan, wir sind hier aus unserer 
Umgebung herausgewachsen; wir sind keine 
eigentlichen Bauern mehr, unser Ansehen 
gleicht dem der Bürger, ja der Adligen, 
und doch sind wir weder oas eine noch das 
andere. Wenn ich mit Petras Jerete, der der 
reichste.Mann des Ortes ist, durch die Stra 
ßen gehe, jo ist der Gruß, der nur gespendet 
wird, achtungsvoller, in deni Gemeinde 
haus wird mir so viel Ehre erwiesen, wie 
dem Kommissar und Notar, ja das Wort 
unseres strengen Herrn Pfarrers Manas 
hat mehr Gewicht, wenn ich es durch Billi 
gung bekräftigte." 
„Wir werden adlige Bauern geimnnt, Ste 
fan, wir wollen den Bauern fallen las 
sen! Den Adel will ich erwerben, er soll 
erblich in unserer Familie werden, wie jetzt 
der Besitz der Mühle, wie die Richterwürde. 
Die Dampfühle soll in kürzester Zeit vol 
lendet und eingerichtet sein. Die Leute ha 
ben noch kerne Idee hier davon, ich komme 
nur gern mit fertigen Sachen, und so habe 
ich ihnen eingeredet, daß es eine Ziegel- 
brennerei nach neuestem Muster werden 
öll, da die alte schon baufällig ist. Ich 
will hier eme großartige Industrie hervor 
rufet:, Stefan, und der Adel kann uns nicht 
ausbleiben. Es sind so manche hier in der 
Gegend, die ihn auf diese Weise bekommen 
haben, erst voriges Jahr der Holzhändler 
Poppetz, der zu einem Ritter von Poppetz 
geworden i,t. Seck der Zeit läßt es mir 
auch keine Ruhe; denn ich kenne den Mann 
Es i,i mein heißester Wunsch, Stefan, daß 
wir nicht mehr die Semanys, sondern die 
Herren von Semany heißen." / j 
Gabor Semany hatte lebhaft mit dem 
Feuer der Jugend gesprochen. Seine Augen 
blitzten energisch hinter den dichten weiß 
haarigen Brauen hervor; über'das Ant 
litz des Sohnes hmgegen hatte sich ein im 
mer stärkerer Ausdruck schmerzlichen Er- 
iaunens gebildet. Ihm war es, als habe 
ich das ganze Hcimathtzbild vor ihm ge- 
vandelt und als blicke ihn jeder Gegen- 
tand kalt und fremd an.
	        
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