Full text: Newspaper volume (1898, Bd. 2)

WLK 
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sie nicht spätestens beim dritten Sprunge 
unsererseits sämmtliche Zug- und Gruppew 
führer kampfunfähig gemacht hätten. „Wer 
im Manöver einmal in der Schützenlinie 
der Vertheidigung das sprungweise Vor 
gehen des Angreifers darauf hin Beo6. 
achtet hat, wird jjsich dem Eindruck nicht 
mehr verschließen können, daß wir hier 
etwas üben, was durchaus unkriegsmäßig 
ist." Denn wir bedürfen unserer Untere 
führer zum Schluß des Angriffes, sei es 
zum Sturm oder im Zurückgehen, noch 
mehr als beim Beginn desselben. „Die 
ritterliche Absicht, der diese Bestimmung 
des Regiments entspringt, ist nicht zu 
verkennen; der moralische Eindruck, den 
das Aufspringen der Führer Hervorrufen 
wird, soll auch die Leute alsbald mit 
fortreißen. Sehr schön gedacht; nur 
schade, daß sin der Ausführung vielleicht 
gerade das Gegentheil von der beab 
sichtigten, ermuthigenden Wirkung erreicht 
werden wird. Denn welchen Eindruck 
wird es auf die gut eingenisteten Schützen 
machen, wenn sie sehen, wie ihre Führer 
zum Sprunge vortreten, um gleich darauf 
zum größten Theil getroffen zusammen- 
zubrechen. Wird dadurch ihr moralischer 
Muth nicht weit mehr heruntergedrückt 
als gehoben werden? Wird eine solche, 
so Plötzlich und vor Aller Augen ihrer 
Führer beraubte Schützenlinie überhaupt 
noch zum Sprunge sich ermannen? Die 
größere Wahrscheinlichkeit spricht dagegen, 
und es gehört wahrlich eine vorzüglich 
disziplinirte Truppe dazu, die diese Kraft 
probe auszuhalten vermag. 
Der Zweck, dem diese Vorschrift dient, 
wird also auf diesem Wege nicht erreicht 
werden. Den Unterführern, so schreibt 
v. O., muß daher überlassen werden, von 
ihrem Platze in der Schützenlinie aus und 
ohne aus der Masse sichtbar hervorzutreten, 
diese zum Sprungenach vorwärts zu bringen. 
Gelingt das nicht mehr, versagt die 
Schützenlinie dem Zurufe ihrer Führer, 
so wird auch ein Vorspringen der Führer 
als tapferes Beispiel aus den oben an 
gegebenen Gründen nicht mehr helfen. 
Um sich zum Aufrichten zum Sprung 
fertig zu machen, wird bei manchen Truppen- 
theilen gelehrt, die Gewehre mit 
dem Kolben auf den Boden 
aufzusetzen, daß sie zum schnellen 
Aufspringen als Stütze benutzt werden 
können. Sämmtliche Gewehre stehen dann 
in der Schützenlinie senkrecht nebeneinander 
und ragen mit den Mündungen weit über 
die Deckung hinaus, dem Feinde ein sicht 
bares Zeichen, das er bald als den 
Vorboten des nachfolgenden Sprunges er 
kennen wird. Deswegen muß das Hoch 
stellen der Gewehre unterbleiben, wenn 
dadurch auch eine Handhabe zum schnelleren 
Aufspringen verloren gehen sollte. 
Schweden. 
Wie so manchen andern Seen hatte man 
bisher dem Wettern see in Schweden die 
Eigenschaft zugesprochen, daß er „boden 
los" sei. Diese irrige Annahme ist gründlich 
wiederlegt worden. Die Ende voriger 
Woche vorgenommen Messungen haben 
nämlich zu dem interessanten Ergebniß 
geführt, daß die größte Tiefe, welche sest- 
gestellt werden konnte, nur 119 Meter 
betrug. Damit ist das Märchen von der 
„Bodenlosigkeit" ein für alle Mal aus der 
Welt geschafft. Es bleibt ja immer noch 
eine Reihe von Mysterien, die der Auf 
klärung bedürfen. Behauptet man doch 
auch, daß der Wetternsee mit dem Boden- 
e e in unterirdischer Verbindung stehe. Zu 
dem kühnen Schluffe ist man gekommen, 
weil die Fauna in beiden Binnengewässern 
übereinstimmt und einige Thiere nur in 
diesen beiden Seeen vorkommen. Außerdem 
soll jedesmal, wenn der Bodensee in Auf 
ruhr ist, auch der Wetternsee zu rollen an 
fangen und umgekehrt. Die Tatsache ist 
nicht aus der Welt zu leugnen, obwohl 
die Erklärung noch lange aus sich warten 
lassen dürfte. 
Italien. 
Rom, 6. August. In Messina fand 
ein starkes Erdbeben statt. Die Gefan 
genen des Centralgesängnisses machten da 
bei einen Besreiungsversuch nnd über 
wältigten den Aufseher. Eine Kompagnie 
Soldaten stellte die Ruhe wieder her. 
Oefterreich-Uttgaru. 
Budapest, 6. Aug. In Podhorella er 
dolchte ein Schauspieler auf offener Bühne 
angesichts des Publikums aus Eifersucht 
seine Frau. Der Mörder wurde verhaftet. 
fangen an, immer größere Kosten zu ver 
ursachen, die Beitragserstattung an weib- 
liche Personen, welche eine Ehe eingehen, 
und an Hinterbliebene von Versicherten. 
Im zweiten Viertel des laufenden Ka 
lenderjahres haben sich über 3100,0 
weibliche Versicherte und nahezu 
7000 Hinterbliebene von Versicherten 
die Beiträge, auf welche sie nach dem Ge- 
setz ein Anrecht haben zurückzahlen lassen. 
Ein merkwürdiger Unglücksfall hat 
sich in Danzig zugetragen. Das dortige 
städtische Gymnasium ist im vorigen Jahre 
umgebaut worden; es wurde ein Stockwerk 
aufgesetzt und die Thürmchen, welche das 
Dach zieren, entsprechend erhöht. Die 
Thürmchen sind aus Ziegeln erbaut, die 
Spitzen, welche von Blitzableitern gekrönt 
werden, sind aus Cement hergestellt. Auf 
dem Gymnasium wehte aus Anlaß des 
Todes des Fürsten Bismarck die Trauer 
flagge, welche tief auf Halbmast gezogen 
war. Bei dem herrschenden Winde flatterte 
die Flagge hin und her und verwickelte 
sich schließlich in dem Blitzableiter auf der 
Cementspitze. Kurz vor 10'/ 2 Uhr Vor 
mittags löste sich am Mittwoch plötzlich 
die Cementspitze sammt Blitzableiter und 
stürzte nach vorn zu mit großer Wucht 
auf das Trottoir nieder. In demselben 
Augenblick passirte an dieser Stelle die 
Straße eine Dame, das 32jährige Fräulein 
Brandt, die mit ihrer Schwester nach deren 
dicht neben dem Gymnasium belegenen 
Wohnung gehen wollte. Fräulein Brandt 
wurde von dem Stück getroffen und stürzte 
blutüberströmt in die Arme ihrer Schwester, 
und wenige Secunden darauf war sie eine 
Leiche. 
ArMsà 
Außereuropäische Gebiete. 
Aus Washington wird gemeldet, der 
Präsident habe beschlossen, den Pagopago- 
Hafen in Samoa, welcher der Union im 
Jahre 1878 zedirt worden ist, zur Er 
richtung einer voll ausgerüsteten Flotten- 
und Kohlenstation zu benutzen, diese 
Handlung stoße Clevelands Politik um 
und zeige Deutschland an, daß Amerika 
keines seiner Rechte in der Südsee aufzu 
geben beabsichtige. Die Regierung halte 
es in Anbetracht möglicher Verwickelungen 
wegen der Philippinen für geboten, so 
gerüstet zu sein. Große Kohlenvorräthe 
seien zur Absendung bereit. 
Mlmrd« 
— Seitdem das Margarinegesetz 
in Kraft getreten ist, haben mehrfach schon 
Ortsbehörden den Versuch gemacht, Bäcker, 
Konditoren, Gastwirthe u. s. w. zu zwingen, 
falls sie in ihren Betrieben Margarine 
verwenden, dies in ihren Lokalen und 
Geschäften durch Anschläge bekannt zu 
geben, wie dies Händler thun müssen, die 
Margarine feilbieten. Derartige Ver 
fügungen sind aber, wie das Oberlandes- 
gericht in Dresden als Revisionsinstanz 
entschieden hat, nicht rechtsgiltig, da sie 
dem Margarinegesetz widersprechen. Das 
selbe wollte wohl in Bezug auf den 
Verkehr mit Margarine Beschränkungen 
in der Herstellung und den Vertrieb 
derselben treffen, dagegen nicht die Ver 
wendung von Margarine überhaupt er 
schweren und beschränken. 
— In dem neuesten amtlichen Ausweise 
über Wie Invaliden- und Alters 
renten zeigt sich deutlich die Verschieden 
heit in der Entwickelung beider Renten 
arten. Die Zahl der Invalidenrenten ist 
in einem Vierteljahr um fast 15 000 ge 
stiegen, die der Altersrenten um etwa 800 
gefallen. Diese Entwickelung wird man in 
ähnlicher Weise auch in Zukunft zu ver 
folgen Gelegenheit haben. Die Invaliden 
renten werden an Zahl beträchtlich zu 
nehmen, die Altersrenten, wenn auch nicht 
weiter zurückgehen, so doch sich auf der 
erreichten Höhe halten oder sich wenigstens 
nicht stark vermehren. Die Erhöhung der 
Ausgaben für die Versicherungsanstalten 
und für das Reich, das bekanntlich zu 
jeder Rente einen Zuschuß leistet, wird 
deshalb hauptsächlich durch die Invaliden 
renten hervorgerufen werden. Aber auch 
zwei andere Verpflichtungen, welche das 
Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetz 
den Versicherungsanstalten auferlegt hat, 
—Ie Minden, 5. August. Das hiesige 
Kaiserliche Postamt theilt Folgendes mit: 
Die bei Beraubung der Lübbecke-Min- 
dener Personenpost am 23. Mai abends 
abhanden gekommene gewöhnlichen Brief- 
sendungen, sowie ein Einschreibebrief und 
ein gewöhnliches Packet sind am 27. Juli 
in einem Roggenfelde in der Nähe von 
Eicksen bei Rothenuffeln wieder aufge 
funden und den Empfängern inzwischen zu 
gestellt worden. Am 11. Juli ist bei dem 
Postamte in Gütersloh ein gewöhnliches 
Packet, eine Kiste, mit der Aufschrift 
„Fräulein Brüggemann, Bünde W.", post 
lagernd eingeliefert. Auf der zugehörigen 
Begleitadresse, die 2—3 Nm. abgestempelt 
ist, war als Absender „H. A. Rieper, 
Herford" angegeben. Dies Packet, das 
später unbestellbar gemeldet, und am 27. 
Juli in Gegenwart des angeblichen Ab 
senders auf dem Postamte in Herford ge- 
öffnet wurde, erhielt die am 23. Mai aus 
dem Postwagen geraubte Werthsendung 
Nr. 452 aus Lübbecke an Fräulein Helene 
Eick, Adr. H. A. Rieper in Herford, 
Werth 100 Mark. Zur Ermittelung des 
Thäters kommt es darauf an, zu wissen, 
wer das gewöhnliche Packet am 11. Juni 
in Gütersloh aufgegeben hat. Vielleicht 
hat der Verbrecher nicht selber das Packet 
zur Post gebracht, sondern sich hierzu 
einer andern Person, die nicht wußte, 
daß es sich um eine gestohlene Sendung 
handelte, bedient." 
Ie Minden, 7. August. In der Ort 
schaft Ennigloh bei Bünge (Kreis Her 
ford) gerieth der Colon Dieckmann beim 
Abendessen mit seiner Frau, mit der er 
in Unfrieden lebte, in Streit, in dessen 
Verlauf er ein Brotmesser ergriff und es 
seiner Frau ins Herz stieß. Sie war 
sofort todt. Der Gattenmörder stellte 
sich freiwillig der Behörde. 
München, 5. August. Nach der „Augsb. 
Abendztg." verklagte B j ö r n s o n die 
hiesigen „Neuesten Nachr.", weil 
diese seine Mittheilungen an Zola betr 
Erklärungen Hohenlohes als erfunden und 
als Schwindel bezeichneten — Donner 
wetter ! 
München, 5. August. Direktor Drach 
vom Münchener Schauspielhaus hat mit 
80000 Mk. Passiva seine Zahlungen 
eingestellt. Das Münchener Schau 
spielhaus hat zu existiren aufgehört, die 
Vorstellungen sind sistirt, die zahlreichen 
Mitglieder brodlos. Sie belegten, um 
wenigstens ein Theil ihrer Gagen zu sichern, 
den Fundus mit Beschlag. 
Von seiner Schlauheit legte kürzlich ein 
Fuchs im Dorfe Odderode Zeugniß ab. 
Der Hofbesitzer Sothmann daselbst hatte 
in seinem Garten eine Gluckhenne mit 
zwölf bereits ziemlich ausgewachsenen Kücken 
in eine große, mit einem Deckel versehene 
Kiste nahe am Hause untergebracht. Vor 
einigen Nächten kam nun Freund Reinecke, 
verschaffte sich durch Untergraben von der 
Seite her Eingang unter die Kiste, brachte 
dieselbe zum Umkippen und schleppte Henne 
und Kücken davon. 
In Bommern bei Witten wurde der 
Bergmann Heimann an einem Abend der 
vorigen Woche auf dem Nachhausewege 
von feigen Messerhelden hinterlistig über 
fallen, niedergeschlagen, durch einen Stich 
in die rechte Brustseite schwer verletzt und 
beraubt. Es hat sich nun herausgestellt, 
daß der Hauptthäter der neunzehn 
jährige Arbeiterführer aus Witten ist, 
der an demselben Abend den verheiratheten 
Arbeiter Reinhardt aus Witten auf freier 
Straße und aus reiner Mordlust durch 
Messerstiche tödlich verletzt hat. 
Hannover, 4. Aug. Am Sonntag- 
Nachmittag fand auf dem Badeplatze der 
Schröder'schen Schwimmanstalt an der 
Ihme ein Wettschwimmen des Hannover 
schen Schwimm-Clubs von 1892 statt. 
Die Wettkämpse hatten zahlreiches Publi- 
kum herangezogen, das alle Zuschauerplätze 
dicht besetzt hielt. Auf der vom Ufer in 
den Fluß überbrückt vorgebauten Absprung 
stelle für Schwimmer war ein reservirter 
Platz für geladene Gäste eingefriedigt und 
mit circa 20 Sitzplätzen eingerichtet. Bei 
der sechsten Nummer des Programms 
drängten sich viele Zuschauer, besonders 
Frauen und Kinder, auf den reservirten 
Platz, um das Abspringen der Schwimmer 
beobachten zu können. Plötzlich brach die 
Ueberbrückung zusammen und circa sechszig 
Menschen stürzten in den schnellfließenden 
tiesen Fluß, während es wohl ebensovielen 
gelang, sich noch durch einen Sprung oder 
Festklammern an den Einfriedrigungs- 
geräthen aufs Trockene zu bringen, da die 
Bretter und Balken langsam sanken. 
Kleine Kinder, junge Mädchen, Frauen 
und Männer verschwanden in der Tiefe, 
kamen aber sofort wieder hoch und 
klammerten sich an alles, was ihnen in 
den Weg kam. Hilferufe und Angstschreie 
vermischten sich mit dem Weinen der am 
Ufer stehenden Angehörigen. Zu Zweien 
und Dreien hatten sich die Verunglückten 
oft aneinandergeklammert, während andere 
wieder schwimmend das Ufer oder ein 
Boot zu erreichen suchten. Hülfreiche 
Hände waren genügend zur Stelle. Der 
gemeinsamen angestrengten Arbeit aller 
am Rettungswerke Bclheiligten gelang es 
denn auch, sämmtliche Personen aufs 
Trockene zu bringen, so daß kein Berlnst 
eines Menschenlebens zu beklagen ist. 
Ie Bremen, 7. Augnst. August Freuden 
thal, der bekannte Haidedichter und Ver 
fasser von „O schöne Zeit, o selige Zeit", 
der Begründer und Herausgeber der 
Halbmonatsschrift „Niedersachsen" ist am 
Sonnabend - Vormittag nach längerer 
Krankheit infolge eines Lungenschlags im 
Alter von 47 Jahren gestorben. 
Friedrichsruh, 6. August. Von den 
Aufnahmen, die die Photographen Priester 
unb einer 
und Orte, 
usw. besch 
beuden 
Nach y 
cotts kl 
sofevn sie 
Innungen 
und Wilke gemacht haben, zeigt eines den ^ignng 
Fürsten mit dem das Kinn hochhaltenden 
Kopftuche, ein anderes ohne Tuch. Man .. , 
wollte vielfach daraus schließen, daß die cherdc 
es 
Leiche berührt und das Kopftuch durch die 
unbefugten Eindringlinge zeitweilig entfernt 
worden sei. Dies ist aber nicht der Fall. 
Die Aufnahmen, bei der das Tuch nicht 
sichtbar ist, ist durch sorgfältiges Wegre- 
touchiren und Nachmalen des Ohres herge« 
stellt. Es gingen bisher bei der Familie 
Bismarck 2000 Beleidstelegramme mit 
90000 Worten ein. Die Zahl der hier 
durch die Post eingegangenen Pakete mit 
lebenden Blumen beträgt bereits über 
tausend. 
I« Hamburg, 5. August. Eine Ham 
burger Lehrerin ist nach hier eingetroffener 
Nachricht beim Baden am Timmdorfer 
Strand ertrunken. Sie hatte sich zu weit 
in die See hineingewagt und konnte 
nicht gegen den starken Wellengang an« 
schwimmen. — Der Viehhändler Henning 
aus Kirchwärder wurde gestern als Leiche 
aus der Elbe gezogen. Er soll infolge 
großer Geldverluste freiwillig den Tod ge> 
sucht haben. Er hinterläßt Frau und 3 
kleine Kinder. — Im Vorort Eppen 
dorf kam gestern Allend in einem von 20 
Familien bewohnten Gebäude ein großes 
Feuer zum Ausbruch, welches sich mit 
rasender Geschwindigkeit ausdehnte. Die 
Bewohner der oberen Stockwerke schwebten 
in großer Gefahr, da fünf zu den Stock 
werken führende Treppen in hellen 
Flammen standen. Den außerordentlichen 
Anstrengungen der Feuerwehr gelang es 
jedoch, sämmtliche Personen unverletzt ins 
Freie zu bringen. Das Feuer soll unter 
verschiedenen, auf dem Hausboden lie 
genden Gegenständen zum Ausbruch ge' 
kommen sein. 
m § a m b u r g, 7. Aug. Zum Bäcker- 
boycott. Unter dem Vorsitz des Obermeisters 
der Bäcker-Innung, Knost, fand gestern 
Abend eine Versammlung von 'Mühlen" 
besitzern und Mehlhändlern statt. Zunächst 
erfolgte Berichterstattung der Kommission 
zur Ausführung des Mehlboycotts, sodann 
wurde ein Antrag, daß die Mühlenbesitzer 
und Mehlhändler nach wie vor auf dem 
bisherigen Standpunkte dem Bäckerboycott 
gegenüberstehen, angenommen. Betreffs der 
Lieferung von Mehl an diejenigen Bäcke 
reien, welche die Forderungen der Bäcker" 
gesellen bewilligt haben, wurde folgende 
R e s o l u t i c n angenommen: 
„In Erwägung, daß der Streik der 
Bäckergesellen als beendet zu betrachten ist/ 
trog alledem aber der Boycott der Bäckerei" 
betriebe, welche die Forderungen der Gesel" 
len nicht bewilligt hatten, aufrecht erhalten 
wird, lediglich aus dem Grunde, um die s v" 
zialistischen Bäckereien in die 
H ö h c zu bringen un d zu un 
ter st ü tz e u., in \ Erwägung ferner, 
daß dieser Boycott nur begün" 
stigt wird dadurch, daß die Forderung 
der Gesellen bewilligt habenden Bä 
ckereien diese Bewilligung, die jetzt durch 
Aufhebung des Streikes ganz Gegenstands" 
los geworden ist, nicht zurückziehen, haben 
inr Einverständniß mit den Vorständen der 
Bäcker-Innungen in Hamburg, Altona und 
Wandsbeck der vereinigten Mtthlcnbesitzcr 
und Mehlhändler in diesem Ştadtecompleķ 
Termin 
i Bäckereien, 
harren. , 
Der Verb. 
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burg, Alto 
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Arande ii 
Waaren, 
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schleudert. 
Millionen 
Äugen waren in schönem Gegensatz zu der 
mattblonden Farbe ihres Haares. Jetzt, als 
sie Stefan die Hand reichte, blitzten wieder 
die weißen Zähnchen zwischen den rothen 
Lippen, aber ihr Antlitz war wie in Purpuc- 
gluth getaucht. 
„Es ist noch immer die Hanka, die so 
gern lacht und io leicht errö'thet," sagte 
Stefan; dann trat er in die Wohnstube 
zur ebenen Erde, gefolgt vom Vater und der 
Pflcgcfchwester. War schon Stefan die 
äußere Veränderung des Hauses aufgefal 
len, so wurde er noch mehr durch die innere 
überrascht. Da liefen nicht mehr die 
bäuerischen Bänke längs der Wände, da 
stand nicht mehr der lange mächtige, vr'er- 
füßige Eichentffch. da schmückten nicht mehr 
unbemalte Teller und Krüge die Wand. .. 
Ein schwarzes Ledersopha nahm die obere 
Wand ein, ähnlich gepolsterte Stühle reihren 
sich an dasselbe, Kattungardmen waren vor 
den Fenstern angebracht und die Stelle der 
Krüge und bunten Teller nahmen ein Zvi:- 
gel und einige Bilder ein. „Ja, ja, wir ha 
ben den Bauern endlich ein bischen abge 
streift," meinte der Richter, mit Befriedi 
gung das Erstaunen des Sohnes wahrneh 
mend. „Dir sollst aber noch anders über 
rascht werden, nach ganz anders, Stefan/ 
(Fortsetzung folgt.) 
Bismarckiana. 
Ueber die freundschaftlichen Beziehungen 
zwischen dem Fürsten Bismarck nnd 
dem Maler Franz v o n L e n b a ch hat 
letzterer der Neuen Freien Presse noch Fol 
gendes mitgetheilt: Kurz nach Kullmanns 
Attentat auf Bismarck 1874 bekam Len- 
bach, der gerade in München weilte, einen 
Brief seiner langjährigen, guten Freundin 
Haura Minghettt, in dem sie ihn fragte, 
ob er Bismarck kennen lernen wollte. Zu 
welchem Zweck, ließ sie ihn errathen. Er 
fuhr sogleich nach Kissingen nnd lernte Bis 
marck kennen. Zum 'Malen kam es aber noch 
nicht. Erst vier Jahre (Mer kam die Ver 
anlassung dazu. Diesmal bot die Anregung 
eine andere langjährige Freundin, Frau 
von Werthheimstein, die Lenbach bewog, 
seine Karte bei Bismarck abzugeben, was 
dieser mir zögernd that. — Aber Bismarck 
lud ihn bei der ersten Begegnung auf dem 
Platz vor Straubingers Gasthaus zum Di 
ner, und dec Künstler ist heute noch stolz 
darauf, daß er nichi mit seiner gewöhnlichen 
Offenheit erwiderte, er habe schon gespeist, 
sondern die Einladung annahm. Der Ver 
kehr gestaltete sich in der Folge so vertraut, 
daß Bismarck einmal sarkastisch zu Lenbach 
sagte: „Es wird mir schwer, mchc feDen Gr 
einen Dieb anzusehen, bis er mir nicht das 
Gegentheil beweist." Und ein anderes Mal, 
als er durch Zuschriften von Berlin zornig 
gemacht worden war, sagte er: „Ich werde 
noch an der Spitze der Sozialdemokraten 
gegen die L.. .r von Geheimrtähen mar- 
schirm müssen." Im nä'nlichen Jahre er 
hielt Lenbacc von der Direktion der König 
licherr National-Galerie in Beclist den Auf 
trag, den Reichskanzler für die Sammlung 
berühmter deutsche Männer zu malen. Da 
mit kam er zur Ausführung des ersten Por 
trät ; vom Fürsten Bismarck, das er zu 
Weihnachten 1878 ' in Friedrichsruh be 
gann. — Als besonders günst.q betrachtet 
er den Umstand, daß er den Fliesten schon 
früher gekannt und die Zeit in Gastein eif 
rig dazu benutzt hatte, ihn mit forschenden 
Maler äugen zu beirachten, den Wechsel im 
Ausdruck zu beobachten, und in den Geist 
seims bedeutenden Kopfes einzudringen. 
Lenbach fühlt seine Hand gelähmt, wenn 
er vor ein Modell gestellt wird, das ihm 
freind ist, und das er in der Pose des Por- 
trätsitzens malen soll. — Fürst Bismarck 
hatte sich bis dabin gegen die Kunst und 
namentlich gegen die Künstler, die ihn ver 
ewigen wollten, sehr spröde verhalten. Das 
Stillhalten und der Zeitverlust waren .hm 
schwere Sorgen. Er klagte oft über die Ge- 
duldvrobe, die ihm in Frankfurt in der 
Bundestagszeit eure Bildhaurin auferlegt 
hatte, als sw ihn bewog, sich „aushauen" 
zu lassen. Sic hatte versprochen, gleich fertig 
zu sein, brauchte aber mehrere Wochen. 
Bismarck sagte 1878 scherzend zu Lenbach: 
Ich habe zwar geschworen nicht mehr zu 
sitzei», aber ich kann diesen Eid ja umgehen, 
indem ich Ihnen stehe! Das damals ge 
rnalte erste Lcrrbachsche Bismarck-Porträt ist 
das stehende Kniestück mil dem Schlapphut 
und den über , einer Stuhllehne gekreuzten 
Händen, und diesem ersten Porträt folgte 
in zwanzig Jahren eins Reihe anderer 
Bismarck-Porträts, die Lenbach der Welt 
bieten konnte. Schon nach Vollendung des 
erster'. Bildes rechnete B.smarck den Ma 
ler, dessen große'Bedeutung er mehr em 
pfinden und errathen als würdigen konnte, 
zu seinen Freunden und' es verging bald 
keir: Weihnachten mehr, an dem Lenbach 
nicht eine Einladung nach Friedrichsruh 
oder Varzin erhi-ten hätte. — Einmal 
weilt r auch Bismarck zu Besuch bei Len 
bach: nach der Hochzeit des Grasen Herbert 
in Wierr fuhr er nach München, und die ita 
lienische Villa in der Lnisenstraße behe 
bergt«. ihn und die Seinen zwier Lage. 
— Bismarck im Urtheil der 
Zeitgenossen. Die Königrn Viktona 
sah Bismarck zum ersten Mule, als sie 
während des Krimîneges Napoleon III. I>e- 
suchte, und schrieb in ihr Tagebuch: „ein 
echter: Preuße gairz „Kreuz-Zeitung." — 
Papst Pius IX. nannte seinen heftigen 
Gegner, den protestantischen Philipp II. 
und weissaatc ihn«, „daß ein Fe'sstein doch 
den Berg 'hinunterrollen würde, um den 
Koloß zu zerschellen." — Papst Leo Xlll. 
versöhnlicher als sein Vorgänger, erkannte 
Bismarcks Größe und die Krackt des von 
ihm geschaffenen Deutschen Reiches an, aber 
„es wird Ihrer Weisheit," so schrieb er 
dem Kanzler, „nicht entgangen sein, welche 
Macht auf jener Autoritär beruht, die vom 
heiligen Stuhl ausgeht, besonders wenn sie 
frei von jeder Behinderung ausgeübt wer 
den krrrn." — Lord Beaconsfield gab sei 
nen englischen Kollegen frühzeitig den 
Wink: „Nehmt Euch vor jenem Mann irr 
Ach.',- er meint, was er sagt." — Wie ein 
Hohr, der Weltgeschichte mag noch erwähnt 
werden, was Napoleon III. über den 
Mann sagte, der tijtt später nach Wilhelms- 
höhe schickte: „Bismarck meint alles ehr 
lich, was er sagt, aber er ist nicht ernsthaft 
zu nehmen." 
* I * 
— Fürst Bismarck und die 
Frauen. Alan weiß, daß Bismarck kein 
Held im Reiche der Liebe war. Wenn 
Frauen ihm zu schaffen machten, waren es 
nur dr? polnischen Frauen. Vor dem Weib^ 
in der Politsi ha t« Bismarck eure unüber" 
windliche Abneigung; daher sein Groll ge" > 
- - - > wctlitor- 
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gen die Polinnen, deren physischen und psy" r‘ 11 
chischcn Reiztn er Anerkennung zollte. Wie 
ein Freudenruf klingt es, wenn Bismaca 
über die Gattin des Frankfurter Gesarrd" 
ten Thun s-yreibt: „Die Frau ist liebens" 
würdig, macht eir: airgenehmcs Haus und 
gar keine Politik." — Welche Rolle Fürs- 
Bismarck d.n Fronen zuweist, hat er iJ* 
Mit: 
derartiger 
wstigungļ 
tement v 
°uf Lazw 
barter fr 
der Rede, die er gelegentlich der Frauen" 
Huldigung, die ihm am 30. März 1894 k-si Fürst ., 
«Mirs,, spür klar ausaed-ückt. als er w,. 1 
Thei? wurde, sehr klar ausgedrückt, als 
sagte: „Wa-. bei uns bis in die Häusls 
keit der Frau durchgedrungen ist, das sitzt fech 
festec als das aus Partei!ämpfen im öfferrt" 
lichen Leben hervorgehende und mit der 
Kampfstellung wechselnde Urtheil der 
Männer; es ist, ich möchre sagen, der ReiN^ 
ertrag des ganzen, politischen Geschäfts, Xov> 
sich sin häuslicher- Leben niederschlägt; y 
überträgt sich aus die Krnder, ist dauerhaf" ^ 
ter, nnd auch im Falle der Gefährdung hmt Jglan -- 
es fester." Ein Apostel der modernes Vielleicht 
Frauenbewegung war First Bismarck ntt- Bismarck 
— Das hinderte ihn nicht, galant zu (eirM Ausnnan 
Als Fürst Bismarck das letzte Mal durÄ Deutsch- 
weiter na 
Segengestr 
schüttelte. 
Nete sich 
wit lieb! 
Augenzeu 
sich eir: j 
Und dichtt 
«es Fürs! 
tiger Mir 
Oesterreich reiste — es war gelegentlich dey ^sse 
Hochzeit seines Sohnes, und das ,,N. Ä- Fenster 
scheint, et 
T." frischt diese Erinnerung wieder auf 
brimgten sich ans allen Stationen die Leut^' Damenhü 
ihn grüßen. So oft ein größerer Trķ Dies: Sc 
an einer Station ihm die Arme entgegen Komik; ej 
streckte, um einen Händedruck zu empfangen Pz^g- g 
waren es dre Damen, dei:en -.r zuerst ßem 
Rechte reichte, und wenn dann ein ö et Zwijchenf 
die Situation auszunützerr und eine Da>' ' 
zu verdrängn- trachtete, so winkte ihm >-
	        
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