DEM
Glauchau, 27. Juli. Auch der hiesige
Stadtrath hat beschlossen, daß, wer amerb
konisches Schweinefleisch veräußert (Schlacht
ter, Materialwaarenhändler, Delikateßge-
schäfte, Gast- und Schankwirthe u. s. w.),
durch deutlich sichtbaren Anschlag
in seinen Geschäftsräumen darauf auf.
merksam zu machen hat, daß das daselbst
zur Veräußerung gelangende Schweinefleisch
amerikanischen Ursprungs ist.
Krefeld, 26. Juli. Zwei anständige
junge Mädchen, welche aus einer Gesell,
schaff zurückkehrten und von zwei Herren
begleitet wurden, wurden in der Nähe
der Johanneskirche Nachts angegriffen.
Beide Mädchen wurden vergewaltigt und
eine nicht unerheblich verletzt. Die Be
gleiter wurden mißhandelt. Wie mitge
theilt wird, sind die Attentäter verhaftet
worden.
Zwickau, 28. Juli. ' Das hiesige Land,
gericht verurtheilte den Gutsbesitzer Singer
aus Reuth-Werdau wegen unmensch
licher Behandlung seiner Ehefrau
und Kinder zu zwei Jahren fünf Monaten
Gefängniß.
Ofchatz, K. S., 28. Juli. Bei Aberntung
der Getreidefelder wird der Landwirth in
diesem Jahre vielfach dadurch unangenehm
überrascht, daß sich die Feldmäuse und
H a m st e r, höchst wahrscheinlich infolge
des lauen Winters und trotz der heftigen
Regengüsse im Juni so massenhaft ver>
mehrt und die Ernte in so schlimmer Weife
beschädigt haben, daß die Verluste in vielen
Fällen mit 25 pCt. keineswegs überschätzt
sind. Da die Ernte z. Z. alle verfügbaren
Kräfte des Landmannes beansprucht, ist an
eine gründliche Vertilgung des Ungeziefers
vorläufig nicht zu denken. Die noch an
stehenden Feldfrüchte sind somit der
Gefahr der Vernichtung noch ungleich mehr
ausgesetzt.
Leipzig, 28. Juli. Ein G a u n er
st ü ck ch e n dreistester Art hat der 20jähr.
Kaufmannslehrling Pechmann dadurch aus
geführt, daß er einen Lotterie-Club
„Glückauf!" gründete, in dem er Direktor,
Aufsichtsrath re. in eigener Person war.
Pechmann gab Anthnlscheine à Mk. 6.75
aus und hat deren 290 abgesetzt, bis ihm
die Polizei das Handwerk legte. Hierbei
stellte sich heraus, daß der junge Mann
2/g der Einnahme für sich selbst und nur
Vg zum Ankauf von Zehntelloosen der
sächsischen Landeslotterie verwandt hatte.
Die Antheilscheine waren sehr schön aus
geführt, eine ganze Reihe hier hoch
angesehener Kaufleute prangte darauf mit
ihren Name als „Direktoren", „Lotterie-
rath" u. f. w.
Eine erhebliche Schädigung
des Getreidehandels fand durch
die Kornhaus-Ge nassen schüft
zu Halle a. S. statt, so schreibt die
Handelskammer in Halle in ihrem Jahres
bericht für 1897. Von der Kornhaus-
Genossenschaft seien wiederholt regelrechte
Handelsgeschäfts sowie auch Kommissions
geschäfte ausgeführt worden, indem sie
außer mit Mitgliedern der Genossenschaft
auch mit Nichtmitgliedern ar
beiten. Sie handeln auch nicht nur
mit den Erzeugnissen des heimathlichen
Grund und Bodens, sondern auch mit
fremden Produkten, z. B. mit amerika
nischem M-ris, ferner mit Maisschrot und
nebenbei noch mit Düngemitteln, was im
Mitbewerbe mit dem legitimen Handel
um so weniger zulässig ist, als die Korn
haus-Genossenschasten mit e n t l i e h e n e n
Staatsgeldern wirthschaften, und
für diese Geldmittel, welche dem Betriebs,
kapital de« Getreide- oder Düngemittel-
Händlers gleichbedeutend sind, einen ganz
mäßigen Zins zu entrichten haben, wie er
im deutschen Handel ungewohnt und nur
unter außergewöhnlichen Verhältnissen
vertretbar ist. „Derartige Mißbräuche
bedeuten für den Handel, der, soweit er
mit dem eigenen Kapital arbeitet, mindestens
doch den geltenden Zinsfuß heraus-
wirthschasten und, wenn, er Kredit be
ansprucht, auf eine viel höhere Verzinsung
hinarbeiten muß, um nicht zu Schaden zu
kommen und bestehen zu können, eine
ganz unerträglicheKonkurrenz,
die, soweit der Staat das Aufsichtsrecht
hat, nicht geduldet werden sollte." —
Wenn Staatsgelder von einer Anzahl
Staatsbürgern dazu benutzt werden, um
eine andere Anzahl von Staatsbürgern
in ihrem Erwerb zu schädigen, so tritt
ein Raubsystem ein, welches die Allgemein
heit schädigt und böse Früchte zeitigt.
In dem Amtsgerichtsgefängniß zu Wöll
stein Hai ein daselbst inhaftirter Verbrecher
den Beschließer bei der Verabreichung
des Mittagessens niedergeschlagen
und ist dann flüchtig geworden.
Wie aus Nordenham (Oldenburg) ge-
meldet wird, ist den Inhabern der Privat
transitläger für Getreide neuerdings unter
sagt worden, auf die vom Lager abgehenden
Getreidemengen Begleitpapiere auszustellen,
sodaß die Inhaber gezwungen sind, den
Zollbetrag sofort zu entrichten, d. h. auf
den Zollcredit zu verzichten. Auf die Be-
gründung dieser Maßregel muß man ge
spannt sein, um so mehr, als die Maßregel
ohne Zweifel nicht auf Nordenham be
schränkt ist.
Dortmund, 28. Juli. Zum Fall
Thümmel schreibt die „Dortm. Ztg." :
Pfarrer Th. war schon feit Jahren in
Geldverlegenheit. Er hat unglücklich spe-
kulirt. In dem Bestreben, die Verluste
wiederzugewinnen, verdoppelte er das Ri
siko, kam immer tiefer hinein und verlor
so nicht nur fein ganzes Vermögen,
sondern machte auch Schulden, die sich
auf Hunderttausende beziffern dürften.
Unter den zahlreichen guten Freunden,
die ihm in seiner Verlegenheit mit grö
ßeren oder kleineren Summen airshalfen
befand sich auch der Fabrikbesitzer und
Hauptmann der Landwehr H. F. Klincke,
die populärste Persönlichkeit von ganz
Altena. Aber die Verlegenheiten nahmen
kein Ende. Klincke sah als gewiegter Ge
schäftsmann ein, daß seine Darlehen den
Wassertropfen glichen, die in einen Korb
ohne Boden geschüttet werden. Er stellte
seine Aushülfe ein. Seine Gattin mochte
wohl das Gefühl haben, daß man doch
den Pastor nicht bankerott werden lassen
könne, und nun half sie in ihrer Gut-
müthigkeit hinter dem Rücken ihres
Mannes mit Summen und Manipulationen
die ihr nachher selbst die ungeheuersten
Schwierigkeiten bereitsten. Schließlich sah
sie keinen Ausweg mehr; ihrem Gatten
wollte sie sich nicht offenbaren. Da ging
sie in die Lenne, wo sie ihren Tod suchte
und sand. Ihrem Gatten hinterließ sie
einen Brief, in welchem sie ihm mittheilte,
daß sic sich für den Pastor Th. mit
großen Summen verpflichtet habe.
Rostock, 26. Juli. Auf dem Rennplatz
beim Heiligen Damm spielte sich gestern
eine amüsante Prügelei ab. Einer
jener Berliner Sportsmen, die auf keinem
Rennplatz zu fehlen pflegen, hatte sich in
seiner Wette, die er auf ein Pferd gesetzt
hatte, getäuscht gesehen. Als nun der
Sieger von der Bahn zurückkehrte, warf
der Sportsman dem Jockey einen Schimpf
namen zu. Kaum hatte der Reiter den
beleidigenden Ausdruck vernommen, als er
wuthentbrannt auf den Berliner Herrn
zusprang und ihn methodisch durchzuprügeln
begann. Der Gemißhandelte erwiderte
die Ehrenbezeugungen selbstverständlich nach
besten Kräften, bis schließlich die heilige
Hermandad in der Gestalt eines Gendarmen
erschien und vermittelst eines kräftigen
Eingriffs die Kampfhühne trennte. Der
Vorfall, den das Publikum mit sichtlichem
Interesse verfolgte, spielte sich unmittelbar
vor der neuen Tribüne, dem Sitz des
Herzogregenten ab.
Hamburg, 28. Juli. Das Befinden
des Fürsten Bismarck hat sich seit gestern
nicht verschlechtert, es ist eher besser ge-
worden. Wenn nicht die heftigen Schmerzen
im Fuß und im Gesicht vorherrschten, wäre
das Befinden des Fürsten sogar als ziemlich
gut zu bezeichnen. Die Nacht ist soweit
gut verlaufen. Der Fürst hat ziemlich
geschlafen, auch geschabten Schinken, Ei
und Caviar gegessen, sowie Bier und etwas
Sect getrunken. Heute Morgen um 8 Uhr
50 Minuten las der Fürst, im Bette
liegend, mit Eifer die neuesten Zeitungen.
Er hat auch schon eine Pfeife geraucht.
Einen günstigen Schluß läßt auch die
Nachricht zu, daß Minister v. Crailsheim
morgen im Schlosse von Friedrichsruh
weilen wird. Staatsminister v. Crailsheim
macht mit seiner Tochter eine vierwöchent-
liche Reise nach Norwegen. Aus diesem
Anlaß hatte er, wie die „Franks. Ztg."
mittheilt, in Friedrichsruh angefragt, ob
er den Fürsten Bismarck besuchen könne.
In einem überaus verbindlichen und herz
lichen Schreiben erwiderte ihm Bismarck,
er freue sich, ihn und Fräulein v. Crails
heim begrüßen zu können, und bedauere
nur, daß er nicht persönlich am Bahnhof
zum Empfange sein könne. Dem Wunsch!
Bismarck's entsprechend, wird Minister
v. Crailsheim am 29. Juli mit dem
Abendschnellzuge in Friedrichsruh eintreffen,
ist dort zu Tisch gebeten und wird Nachts
Weiterreisen. Das Schreiben Bismarck's
ist vom 7. Juli datirt.
Gegenüber anderweitigen Mittheilungen
erfährt die „Frks. Ztg." zuverlässig, daß
das Befinden Bismarcks dach zu
den ernstesten Befürchtungen Beranlaffung
giebt.
Io. Hamburg, 28. Juli. Der Commis
Gillhos entwendete in der Nacht zum 23.
d. Mts. aus einem verschlossenem Pulte
seines Prinzipals ein Checksormular, schrieb
die Summe von 2097 Mark 85 Psg. in
das Formular, setzte die gefälschte Unter-
schrist seines Chefs darunter und erhob
das Geld bei der Norddeutschen Bank.
Gillhos ist mit dem Geld flüchtig geworden.
to. Hamburg, 28. Juli. Eine auf
regende Szene spielte sich gestern
im Hofe des Detentionsheuses (Kurhaus)
ab. Die Strafgefangenen wurden aus dem
Hose spazieren geführt. Der eine, ein
Seemann, kletterte plötzlich aus einen hohen
Baum und war trotz gütlichen Zuredens
nicht zu bewegen, wieder herunter zu
kommen, so daß schließlich die Feuerwehr
requirirt werden mußte. Ein Feuerwehr
mann kletterte auf den Baum und ver
suchte, den sich irrsinnig stellenden Seemann
herunterzuholen. Während des sich nun
entspinnenden Kampfes brach plötzlich ein
Ast und beide stürzten aus beträchtlicher
Höhe in den Hos hinab. Der Gefangene
fiel auf den Feuerwehrmann, der lebens
gefährliche Verletzungen erlitt; auch der
Seemann trug verschiedene Verwundungen
Eine eigene Liebhaberei besitzt ein junger
Amerikaner, der sich längere Zeit in einem
Hotel in St. Pauli in Hamburg aufhält.
Der jedenfalls sehr vermögende und stets
elegant gekleidete junge Mann liebt es
nämlich, seine Mahlzeiten in Herbergen
und Speisewirthschaften niedrigsten Ranges
einzunehmen. Kürzlich erschien er in einer
solchen Herberge. Das Menu, 30 Psg.
pr. Portion, bestand aus Graupensuppe,
Fricandellen und Roihkohl. Der Herbergs
vater sah den feingekleideten Mann an
fänglich etwas mißtrauisch an. Dieser
löffelte ruhig seine Suppe, und als Tisch
gaste kamen, lud er sie ein, mit ihm zu
essen. Das ließen sich die Leute nicht
zweimal sagen. Die Freigebigkeit war
bald in weitere Kreise gedrungen, und es
stellten sich immer mehr Theilnehmer ein,
so daß der Wirth in nicht allzulanger
Zeit gänzlich ausverkauft hatte.
HKŗàzielles.
davon. Da die Szene von der Straße
aus gesehen werden konnte, hatten sich
viele hundert Menschen angesammelt.
—Io Altona, 28. Juli. Heute Vor
mittag fand in der Chrisiianskirche zu
Ottensen, Me in jedem Jahr, die Eule-
mann fei er statt. Nach der testamen
tarischen Bestimmung begab sich um
11 Uhr der Kirchenvorstand in die Kirche,
um das Culemann'sche Grab zu besichtigen.
Hierauf wurde die gebräuchliche kirchliche
Feier durch eine Rede und durch Gesang
vollzogen. Bekanntlich hatte der Ber
storbene der Ottensener Kirche 10 000
Kronen unter der Bedingung vermacht,
daß an seinem Todestage alljährlich eine
Besichtigung seines Grabes verbunden
mit einer Kirchenfeier stattfinde.
Die Aufhebung der Ottensener Jahr
märkte wurde von der Marktkommission
bei den städtischen Collegien beantragt,
nachdem sich die Baukommission auf eine
Anfrage dahin ausgesprochen hatte, daß
ihrer Ansicht nach ein Bedürfniß für Bei
beh altung der Märkte im Stadtbezirk nicht
vorliege. Die Marktkommission hatte, weil
nach Eröffnung der elektrischen Bahn durch
die Baruerstraße der Markt daselbst nicht
mehr abgehalten werden kann, die Bau
kommission um Anweisung eines anderen
Platzes ersucht, und falls im Stadtbezirk
Ottensen ein solcher nicht vorhanden sein
sollte, den Bahrenfelder Marktplatz in Vor
schlag gebracht.
Aus Ostholstein, 26. Juli. Die Heu
ernte ist in hiesiger Gegend jetzt ungefähr
beendet, doch hatte das letzt eingebrachte
Heu von seiner Qualität erheblich einge
büßt. Die Ernte ist eine reichliche ge
wesen und konnte von hier aus mancher
Eisenbahnwagen voll Heu an die Gar
nisonsörter für Kavallerie abgehen. Mit
dem Schnitt des Roggens hat man den
Anfang gemacht, die Witterung ist aber
andauernd ungünstig, auch tritt jetzt die
Kartoffelkrankheit ans einzelnen Feldern
auf.
Für den projektirten Ban einer Gas
anstalt in Barmstedt sind, ohne daß eine
vorherige Ausschreibung erfolgt ist, drei
Offerten mit ausführlich ausgearbeiteten
Plänen mit Rentabilitätsberechnung der
von der Stadtoertretung gewählten Gas-
kommission unterbreitet worden. Dir
Kommission hat aber beschlossen, der
Barmstevter Stadtvertretung zu empfehlen,
eine Gasanstalt aus städtischen Mitteln zu
erbauen und die Kosten zur Prüfung der
Vorlagen durch einen Lachoerständigen zu
bewilligen
Flensburg, 27. Juli. Gelegentlich des
Uebungsschießens des TorpedoschulschiffeS
„Blücher" bei Glücksburg wurde die
Pinaffe desselben durch'ein Torpedo ge-
troffen und leck. Die Pinaffe konnte den
nahen Strand erreichen, wodurch ein Un
glück a bgewendet wurde.
Q Süderstapel, 28. Juli. Einen
schweren Unfall erlitt ein Landmann aus
Egeln bei Ersde. Derselbe fiel von
einem Fuder Heu und zog sich einen
Rippenbruch und sehr schwere Verletzungen
am Kopse zu, so daß er nach seiner
Wohnung transporrirt werden mußte und
er hier die erste ärztliche Hülse in An
spruch nahm.
3E Süderstapel, 28. Juli. Heute Vor
mittag V2IO Uhr brannte das Gewese
des Landmannes Herrn Bock in Süderhöft
total nieder. Viele Mobilien wurden ein
Raub der Flammen.
Aus Angeln wird den „Fl. N." ge
schrieben: Die Schweinepreise, die schon
jetzt eine für den Landmann erfreuliche
Höhe erreicht haben, scheinen hoch zu
werden, dagegen ist die Butter niedrig
im Preise. Je niedriger die Butterpreise
sind, um so höher stellen sich die Betriebs-
Unkosten der Meiereien nach Prozenten
gerechnet. Die Preise, welche die
Meiereien in diesem Sommer für ge
lieferte Milch zahlen können, sind nur
klein und werden die Produktionskosten
nicht gedeckt. Eine rentable Milchwirth-
schast ist die Hauptstütze eines intensiven
landwirthschaftlichen Betriebes und wäre
es zu wünschen, daß der Landmann wieder
mit einer solchen rechnen könnte.
Auch in diesem Sommer sind eine Anzahl
Kinder aus den Kieler Volksschulen während
der Sommerserien nach Amt Hütten ge
kommen zwecks Erholung und Kräftigung
ihrer Gesundheit. So befinden sich in
Ofterby ca. 60 Knaben, in Hütten ca. 30
Mädchen. Die Kosten bezahlt der Verein
freiwilliger Armensreunde in Kiel.
Die Universität Kiet wird ein Institut
für Elektrotechnik erhalten.
Kiel, 22. Juli. Der Landmesser Theodor
Trolle aus Sangershausen, der wegen Be
trugs und schweren Diebstahls zu Zucht
hausstrafe verurtheilt worden war, wurde
gestern von der Kieler Strafkammer in!
Wiederaufnahmeverfahrens re ig espr ocheN-
Es wurde durch das Notizbuch und Zeug
niß des Heizers Bogt erwiesen, daß Trolle
um dieselbe Zeit, wo er in Heide ge
wesen und den Betrug und Diebstahl
einer silbernen Platmenage und einer
Summe von 10 Mark aus verschlossener
Kommode ausgeführt haben sollte, in
Uetersen gewesen war.
Kiel, 27. Juli. (F.N )Obwohl die offiziellen
Turnfahrten von Hamburg nach Kiel erst
morgen ihren Ansang nehmen, war doch
der Verkehr der deutschen Turnet
hierselbst sowohl gestern als auch besonders
heute ein überaus starker. Nachdem heute
schon die Frühzüge eine große Menge von
Festtheilnehmer gebracht hatten, trafen
gegen 11 Uhr noch ca. 1000 Turner ein,
deren Zahl im Laufe des Nachmittags
noch beträchtlich vermehrt wurde. Groß
war die Zahl derer, welche schon heute
die Reise nach Kopenhagen antraten, ft
daß der heute nach Korsör abgegangene
Postdampfer „Prinz Waldemar" »oll besetzt
war. Der Verkehr auf den HafendampferN
war gestern und heute ein ununterbrochen
starker, sodaß die Neue Dampser-Comgagnie
vollauf zu thun hatte, um ihn zu be
wältigen. Der Dampfer „Hollmann", der
eine Fahrt in See ^ bis zur Küste von
Langeland machte, führte ca. 250 Turnet
an Bord; größer noch war die Zahl derer,
welche den gleichzeitig abgelassenen Dampfet
„Johann Schweffel" auf der Fahrt nach
der Leve
fahrplam
stationen
Ansprüch
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^ * Re:
das Best
seine hehren Weisen, zur Feier des /Lieb
lichen Festes" aber spannte sich heute in
aller Frühe ein herrlicher Regenbogen, aus
den Wellen aufsteigend und zu ihnen wieder
niedertauchend, aus.
Draußen lachender blauer Himmel und
strahlender Sonnenschein, tiefblau gefärbt
die Wogen, durch welche das Schiff stolz
und schnell seinen Weg nimmt, dem Süden
zu. —
Unten im Salon beginnt bald die eng
lische Sonntags-Andacht, ich werde sie mir
diesrnal schenken, sie bietet, nach den bis
herigen Erfahrungen, weder dem Geist noch
Gemüth etwas; ein monotones Ablesen von
Wibelstellen und der nicht minder eintönige
gemeinsame Gesang von erbaulichen
dern, das ist Alles. Den Kopf in die Hand
gestützt, die Augen geschlossen, der ganze
Körper in unbeweglicher Ruhe, so sitzen die
Amerikanerinnen da und thun so, als ob sie
in der nächsten Stunde bereits in ein Klo
ster treten wollten.
Und dabei vibrirt in ihnen Alles von Le
benslust und Uebernnrth und am liebsten
würden sie über Tische und Bänke sprin
gen! Ist nun diese Frömmigkeit echt oder
nur anerzogen, wird sie aus innerem Drang
geübt oder nur, weil es so zum berühmten
„guten Ton" gehört?
Lebenslusi und Uebermuth sind jedenfalls
echt, davon haben die letzten Tage den Be
weis erbracht. Unter dem Vorsitz des Ka
pitäns Halle sich ein „Atletic "-Verein ge
bildet, dem als „ordentliche Mitglieder'
sämmtliche Passagiere der ersten Kajüte bei
getreten waren, hüdsche Prämien, meist aus
chinesischen Silbersachen bestehend, wurden
-gesetzt und statten den Ebrqen. m sie,reu
noch mehr angespornt. An den Nachmitta-I befänden, durch eigene Beobachtung würde
n man es
gen der vergangenen drei Tage war nur
um diese Preise ans dem Promenadendeck,
das man festlich mit Flaggen aller Völker
ausgeputzt hatte, gekämpft worden; wohl
ein Dutzend verschiedener Spiele, die fast
ausnahmslos körperliche Uebung und Kräfte
verlangten, wurden ausgefochten, und die
mierikanischen Damen, die unter sich „tur-
nicrten", leisteten in gymnastischer Hinsicht
ganz Außerordentliches.
Ihre Erziehung ist eben ganz anders, wie
bei uns, und der Ausbildung des Körpers
wird mindestens die gleiche Beachtung ge
widmet wie derjenigen des Geistes. Daher
die frischen Gesichtsfarben, die nicht die
Nachhilfe von Toilettenkünsten gebrauchen,
und die schmiegsamen, schlanken Figuren,
die nicht ängstlich eingeschnürt sind.
Und welche Selbstständigkeit! Verschiedene
Damen, welche noch recht entfernt vom
kanonischen Alter sind, haben allein Ja
pan besucht und kehren nun Wohlgemuth
von diesem „trip" — denn das ist ja keine
Reise, diese zehnwöchentliche, ziemlich un
unterbrochene Fahrerei — in ihre ameri
kanische Heimath zurück. Bon früh an stehen
die jungen Mädchen auf eigenen Füßen und
werden nicht am Gängelband geleitet, man
kann dies recht aus unserem Schift beobach
ten; die vcrehrlichen Mütter und Väter
kümmern sich wenig ui» ihre Töchterchen,
diese können den ganzen Tag thun und
lassen, was sie wollen, und können nach
Herzenslust „flirten", von welcher Erlaub
niß sie denn auch reichlichen Gebrauch ma
chen. Desgleichen die jüngeren verheirath
kaum erfahren. An der Seite der
hübschen und eleganten Damen sitzt gewiß
immer ein anderer Mann als der eigene!
Der letztere, — und es sind Jungvermählte
unter ihnen, die von der Hochzeitsreise zu
rückkehren — geht seinen Weg für sich,
seine Gattin gleichfalls. Dabei scheint aber
die beste Harmonie zwischen beiden zu be
stehen.
Im Gespräch an Bord drehen sich die
znteressen blos um Amerika, vielleicht noch
hin und wieder um England. Alles, was
darüber ist, ist nicht gerade von Uebel, aber
auch von keinerlei Bedeutung. Von Deutsch
land beispielsweise hat man ganz ver
schwommene Ansichten, und mir den geo
graphischen wie geschichtlichen Kenntnissen
von Europa hapert es recht bedenklich; man
glaubt natürlich, daß dies auf Gegenseitig
keit beruhe.
Sre lesen Marc Twain?" fragte mich
mit verwundertem Ton kürzlich ein Ame
rikaner, auf das Buch in meiner weisend.
— „Ja, warum denn nicht?" — „Nun, wie
schüchtern hervor, in irgend einer Ecke mit
ihren! krausköpfigen Mädel spielend, von
der ganzen übrigen Gesellschaft, die sie kei
nes Blrckcs würdigt, verfehmt. Sie darf
nicht mit den Andern im Speisesaal essen,
bindern muß ihre Mahlzeiten in ihrer Ka-
binne einnnehnien, der Lese wie Schreib-Sa
lon ist ihr verschlossen, ebenso das Prome
nadendeck, sobald die weißen Ladys dort
weilen! Abends, ivenn alle Katzen grau
sind und die freien Bürgerinnen Amerikas
Kartell spielen oder ihre Sonntags-Hym
nen einüben, dann kann auch sie einmal sich
auf einem der bequemeren Bambussessel
ausruhen und kanll Betrachtungen darüber
anstellen, warum der liebe Hergott weiße
und schwarze Menschen geschaffen hat und
warrlm die ersteren sich so unendlich erha
bener und gottähnlichex als die letzteren
dünken.
Wermilchtes.
kann Sie das Werk interessiren? Die Er
zählungen spielen ja sämmtlich in Ame
rika!" —
Bon der Uneigennützigkeft der ,freien
Republik" hat man bereits auf dem Dam
pfer ein Pröbchen. In der ersten Kajüte
sähet auch eine verhcirathete junge Mulattin
europäisch gekleidet und sich durchaus euro
päisch benehmend, mit ihrem etwa dreyährr-
gen Töchterchen; sie hat selbstverständlich
den vollen Preis bezahlen müssen, darf aber
gerade ihre Kabine benützen, weiter nichts!
In den ersten Tagen zeigte sie sich über
haupt nicht mn dem Verdeck, dann kam l
— Einen Trinkspruch Blü
chers bringt der „Schwab. Merkur" in
Erinnerung: Es way in Karlsbad,- der Frie
densstörer Napoleon war endgültig beseitigt
und aus St. Helena unschädlich gemacht. In
dem freundlichen böhmischen Städtchen hatte
sich eine illustre Gesellschaft zusammenge-
fundeu, viele der höchsten Würdenträger und
Generale der verbündeten Monarchen, unter
letzteren der Fürst Blücher, der populärste
von allen, und der Fürst Schwarzenberg,
der vornehmste. Der alte Blüchßr gab ein
großes Gastmahl und hatte neben sämmtli
chen Generalen natürlich auch den Fürsten
chwarzcnberg eingeladen. Es war bekannt,
Ss»r STTT-f-rrfrPi^Tsf Cf'?.-,„
diesem ş Festmahle seinen erlauchten Ga?
durch einen Trinkspruch auszeicyncn woll»
ebmso war aber auch längst allgemein b&
sannt, daß Blücher mit Schwarzenberg nie'
tnalî so recht im Einvcrständniß gewese»
ivar und sich häufig sehr derb über die vv»
Schwarzenberg befohlenen Maßregeln iväfy
rend des Feldzuges ausgesprochen
hatte. War das Erstaunen schon groß, daß
Blücher überhaupt reden wolle, so stieg $
in das Ungeheuere, als man erfuhr, daß &
beabsichtigte, den Fcldmarschall Schwarzer»'
berg als Feldherrn zu feiern. Blücher rrho^
sich und schlug an sein Glas: es war V
still an der großen, prachtvoll geschmückte"
Tafel, daß man eine Feder zur »Erde hiM
fallen hören Die unter schneeweißen, o»'
schigcn Brauen liegenden Augen des gr^
sen Helden leuchteten wie ehemals an seines
schönsten Schlachttage, als er began»:
„Meine Herren, trinken Sie mit mir ans
das Wohl des erlauchten Feldmarsthalls,
des Fürsten Schwarzenberg, des große»
Feldherrn-, der den Feind Wug, trotz'
dem drei Monarchen in seine»'
Hauptquartier waren!" Zuerst
chinesischen Silbersachen bestehend, wurden ten Frauen! Wenn man nicht durch Zufall Ja den ersten Tagen zeigte sie sich über- Schwarzenberg emgeladen. Es war bekannt, Toast nnt lernen Nebenums
. ihr ■ļļŗwn' ■ »ul) ■»••: ->" WWII I H|H iiiii ill
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Irrt Rüö
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Bestand
Kaiserin
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stattet
für ihr
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Sieger
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Merlin.
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Verein,
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Hannov
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Franke,
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Grüna
Ehr. Bi
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Und Lü
kühl, ab-
werden
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Dir hör,
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Einnähn
Nugenbli
indeß, r
Angriff
eine allgemeine beängstigende Stille» da»"
aber brach der Sturm los, und ungeheure,
Jubel erschütterte den hohen Festsaal. Wer»'
es aber nicht der alte Blücher, der alte »0" 1
seinem Monarchen so hochgestellte und /
feierte Marschall Vorwärts, gewesen wiî^
so würde ihm vermuthlich dieser Trinksprşş
sehr schlecht bekommen sein — so wenigste
berichtet der preußische General v. Wol^
^en, dessen Memoiren der vorerzählte, ļş
her kaum in die , Öffentlichkeit gelang"