Full text: Newspaper volume (1898, Bd. 2)

DEM 
Glauchau, 27. Juli. Auch der hiesige 
Stadtrath hat beschlossen, daß, wer amerb 
konisches Schweinefleisch veräußert (Schlacht 
ter, Materialwaarenhändler, Delikateßge- 
schäfte, Gast- und Schankwirthe u. s. w.), 
durch deutlich sichtbaren Anschlag 
in seinen Geschäftsräumen darauf auf. 
merksam zu machen hat, daß das daselbst 
zur Veräußerung gelangende Schweinefleisch 
amerikanischen Ursprungs ist. 
Krefeld, 26. Juli. Zwei anständige 
junge Mädchen, welche aus einer Gesell, 
schaff zurückkehrten und von zwei Herren 
begleitet wurden, wurden in der Nähe 
der Johanneskirche Nachts angegriffen. 
Beide Mädchen wurden vergewaltigt und 
eine nicht unerheblich verletzt. Die Be 
gleiter wurden mißhandelt. Wie mitge 
theilt wird, sind die Attentäter verhaftet 
worden. 
Zwickau, 28. Juli. ' Das hiesige Land, 
gericht verurtheilte den Gutsbesitzer Singer 
aus Reuth-Werdau wegen unmensch 
licher Behandlung seiner Ehefrau 
und Kinder zu zwei Jahren fünf Monaten 
Gefängniß. 
Ofchatz, K. S., 28. Juli. Bei Aberntung 
der Getreidefelder wird der Landwirth in 
diesem Jahre vielfach dadurch unangenehm 
überrascht, daß sich die Feldmäuse und 
H a m st e r, höchst wahrscheinlich infolge 
des lauen Winters und trotz der heftigen 
Regengüsse im Juni so massenhaft ver> 
mehrt und die Ernte in so schlimmer Weife 
beschädigt haben, daß die Verluste in vielen 
Fällen mit 25 pCt. keineswegs überschätzt 
sind. Da die Ernte z. Z. alle verfügbaren 
Kräfte des Landmannes beansprucht, ist an 
eine gründliche Vertilgung des Ungeziefers 
vorläufig nicht zu denken. Die noch an 
stehenden Feldfrüchte sind somit der 
Gefahr der Vernichtung noch ungleich mehr 
ausgesetzt. 
Leipzig, 28. Juli. Ein G a u n er 
st ü ck ch e n dreistester Art hat der 20jähr. 
Kaufmannslehrling Pechmann dadurch aus 
geführt, daß er einen Lotterie-Club 
„Glückauf!" gründete, in dem er Direktor, 
Aufsichtsrath re. in eigener Person war. 
Pechmann gab Anthnlscheine à Mk. 6.75 
aus und hat deren 290 abgesetzt, bis ihm 
die Polizei das Handwerk legte. Hierbei 
stellte sich heraus, daß der junge Mann 
2/g der Einnahme für sich selbst und nur 
Vg zum Ankauf von Zehntelloosen der 
sächsischen Landeslotterie verwandt hatte. 
Die Antheilscheine waren sehr schön aus 
geführt, eine ganze Reihe hier hoch 
angesehener Kaufleute prangte darauf mit 
ihren Name als „Direktoren", „Lotterie- 
rath" u. f. w. 
Eine erhebliche Schädigung 
des Getreidehandels fand durch 
die Kornhaus-Ge nassen schüft 
zu Halle a. S. statt, so schreibt die 
Handelskammer in Halle in ihrem Jahres 
bericht für 1897. Von der Kornhaus- 
Genossenschaft seien wiederholt regelrechte 
Handelsgeschäfts sowie auch Kommissions 
geschäfte ausgeführt worden, indem sie 
außer mit Mitgliedern der Genossenschaft 
auch mit Nichtmitgliedern ar 
beiten. Sie handeln auch nicht nur 
mit den Erzeugnissen des heimathlichen 
Grund und Bodens, sondern auch mit 
fremden Produkten, z. B. mit amerika 
nischem M-ris, ferner mit Maisschrot und 
nebenbei noch mit Düngemitteln, was im 
Mitbewerbe mit dem legitimen Handel 
um so weniger zulässig ist, als die Korn 
haus-Genossenschasten mit e n t l i e h e n e n 
Staatsgeldern wirthschaften, und 
für diese Geldmittel, welche dem Betriebs, 
kapital de« Getreide- oder Düngemittel- 
Händlers gleichbedeutend sind, einen ganz 
mäßigen Zins zu entrichten haben, wie er 
im deutschen Handel ungewohnt und nur 
unter außergewöhnlichen Verhältnissen 
vertretbar ist. „Derartige Mißbräuche 
bedeuten für den Handel, der, soweit er 
mit dem eigenen Kapital arbeitet, mindestens 
doch den geltenden Zinsfuß heraus- 
wirthschasten und, wenn, er Kredit be 
ansprucht, auf eine viel höhere Verzinsung 
hinarbeiten muß, um nicht zu Schaden zu 
kommen und bestehen zu können, eine 
ganz unerträglicheKonkurrenz, 
die, soweit der Staat das Aufsichtsrecht 
hat, nicht geduldet werden sollte." — 
Wenn Staatsgelder von einer Anzahl 
Staatsbürgern dazu benutzt werden, um 
eine andere Anzahl von Staatsbürgern 
in ihrem Erwerb zu schädigen, so tritt 
ein Raubsystem ein, welches die Allgemein 
heit schädigt und böse Früchte zeitigt. 
In dem Amtsgerichtsgefängniß zu Wöll 
stein Hai ein daselbst inhaftirter Verbrecher 
den Beschließer bei der Verabreichung 
des Mittagessens niedergeschlagen 
und ist dann flüchtig geworden. 
Wie aus Nordenham (Oldenburg) ge- 
meldet wird, ist den Inhabern der Privat 
transitläger für Getreide neuerdings unter 
sagt worden, auf die vom Lager abgehenden 
Getreidemengen Begleitpapiere auszustellen, 
sodaß die Inhaber gezwungen sind, den 
Zollbetrag sofort zu entrichten, d. h. auf 
den Zollcredit zu verzichten. Auf die Be- 
gründung dieser Maßregel muß man ge 
spannt sein, um so mehr, als die Maßregel 
ohne Zweifel nicht auf Nordenham be 
schränkt ist. 
Dortmund, 28. Juli. Zum Fall 
Thümmel schreibt die „Dortm. Ztg." : 
Pfarrer Th. war schon feit Jahren in 
Geldverlegenheit. Er hat unglücklich spe- 
kulirt. In dem Bestreben, die Verluste 
wiederzugewinnen, verdoppelte er das Ri 
siko, kam immer tiefer hinein und verlor 
so nicht nur fein ganzes Vermögen, 
sondern machte auch Schulden, die sich 
auf Hunderttausende beziffern dürften. 
Unter den zahlreichen guten Freunden, 
die ihm in seiner Verlegenheit mit grö 
ßeren oder kleineren Summen airshalfen 
befand sich auch der Fabrikbesitzer und 
Hauptmann der Landwehr H. F. Klincke, 
die populärste Persönlichkeit von ganz 
Altena. Aber die Verlegenheiten nahmen 
kein Ende. Klincke sah als gewiegter Ge 
schäftsmann ein, daß seine Darlehen den 
Wassertropfen glichen, die in einen Korb 
ohne Boden geschüttet werden. Er stellte 
seine Aushülfe ein. Seine Gattin mochte 
wohl das Gefühl haben, daß man doch 
den Pastor nicht bankerott werden lassen 
könne, und nun half sie in ihrer Gut- 
müthigkeit hinter dem Rücken ihres 
Mannes mit Summen und Manipulationen 
die ihr nachher selbst die ungeheuersten 
Schwierigkeiten bereitsten. Schließlich sah 
sie keinen Ausweg mehr; ihrem Gatten 
wollte sie sich nicht offenbaren. Da ging 
sie in die Lenne, wo sie ihren Tod suchte 
und sand. Ihrem Gatten hinterließ sie 
einen Brief, in welchem sie ihm mittheilte, 
daß sic sich für den Pastor Th. mit 
großen Summen verpflichtet habe. 
Rostock, 26. Juli. Auf dem Rennplatz 
beim Heiligen Damm spielte sich gestern 
eine amüsante Prügelei ab. Einer 
jener Berliner Sportsmen, die auf keinem 
Rennplatz zu fehlen pflegen, hatte sich in 
seiner Wette, die er auf ein Pferd gesetzt 
hatte, getäuscht gesehen. Als nun der 
Sieger von der Bahn zurückkehrte, warf 
der Sportsman dem Jockey einen Schimpf 
namen zu. Kaum hatte der Reiter den 
beleidigenden Ausdruck vernommen, als er 
wuthentbrannt auf den Berliner Herrn 
zusprang und ihn methodisch durchzuprügeln 
begann. Der Gemißhandelte erwiderte 
die Ehrenbezeugungen selbstverständlich nach 
besten Kräften, bis schließlich die heilige 
Hermandad in der Gestalt eines Gendarmen 
erschien und vermittelst eines kräftigen 
Eingriffs die Kampfhühne trennte. Der 
Vorfall, den das Publikum mit sichtlichem 
Interesse verfolgte, spielte sich unmittelbar 
vor der neuen Tribüne, dem Sitz des 
Herzogregenten ab. 
Hamburg, 28. Juli. Das Befinden 
des Fürsten Bismarck hat sich seit gestern 
nicht verschlechtert, es ist eher besser ge- 
worden. Wenn nicht die heftigen Schmerzen 
im Fuß und im Gesicht vorherrschten, wäre 
das Befinden des Fürsten sogar als ziemlich 
gut zu bezeichnen. Die Nacht ist soweit 
gut verlaufen. Der Fürst hat ziemlich 
geschlafen, auch geschabten Schinken, Ei 
und Caviar gegessen, sowie Bier und etwas 
Sect getrunken. Heute Morgen um 8 Uhr 
50 Minuten las der Fürst, im Bette 
liegend, mit Eifer die neuesten Zeitungen. 
Er hat auch schon eine Pfeife geraucht. 
Einen günstigen Schluß läßt auch die 
Nachricht zu, daß Minister v. Crailsheim 
morgen im Schlosse von Friedrichsruh 
weilen wird. Staatsminister v. Crailsheim 
macht mit seiner Tochter eine vierwöchent- 
liche Reise nach Norwegen. Aus diesem 
Anlaß hatte er, wie die „Franks. Ztg." 
mittheilt, in Friedrichsruh angefragt, ob 
er den Fürsten Bismarck besuchen könne. 
In einem überaus verbindlichen und herz 
lichen Schreiben erwiderte ihm Bismarck, 
er freue sich, ihn und Fräulein v. Crails 
heim begrüßen zu können, und bedauere 
nur, daß er nicht persönlich am Bahnhof 
zum Empfange sein könne. Dem Wunsch! 
Bismarck's entsprechend, wird Minister 
v. Crailsheim am 29. Juli mit dem 
Abendschnellzuge in Friedrichsruh eintreffen, 
ist dort zu Tisch gebeten und wird Nachts 
Weiterreisen. Das Schreiben Bismarck's 
ist vom 7. Juli datirt. 
Gegenüber anderweitigen Mittheilungen 
erfährt die „Frks. Ztg." zuverlässig, daß 
das Befinden Bismarcks dach zu 
den ernstesten Befürchtungen Beranlaffung 
giebt. 
Io. Hamburg, 28. Juli. Der Commis 
Gillhos entwendete in der Nacht zum 23. 
d. Mts. aus einem verschlossenem Pulte 
seines Prinzipals ein Checksormular, schrieb 
die Summe von 2097 Mark 85 Psg. in 
das Formular, setzte die gefälschte Unter- 
schrist seines Chefs darunter und erhob 
das Geld bei der Norddeutschen Bank. 
Gillhos ist mit dem Geld flüchtig geworden. 
to. Hamburg, 28. Juli. Eine auf 
regende Szene spielte sich gestern 
im Hofe des Detentionsheuses (Kurhaus) 
ab. Die Strafgefangenen wurden aus dem 
Hose spazieren geführt. Der eine, ein 
Seemann, kletterte plötzlich aus einen hohen 
Baum und war trotz gütlichen Zuredens 
nicht zu bewegen, wieder herunter zu 
kommen, so daß schließlich die Feuerwehr 
requirirt werden mußte. Ein Feuerwehr 
mann kletterte auf den Baum und ver 
suchte, den sich irrsinnig stellenden Seemann 
herunterzuholen. Während des sich nun 
entspinnenden Kampfes brach plötzlich ein 
Ast und beide stürzten aus beträchtlicher 
Höhe in den Hos hinab. Der Gefangene 
fiel auf den Feuerwehrmann, der lebens 
gefährliche Verletzungen erlitt; auch der 
Seemann trug verschiedene Verwundungen 
Eine eigene Liebhaberei besitzt ein junger 
Amerikaner, der sich längere Zeit in einem 
Hotel in St. Pauli in Hamburg aufhält. 
Der jedenfalls sehr vermögende und stets 
elegant gekleidete junge Mann liebt es 
nämlich, seine Mahlzeiten in Herbergen 
und Speisewirthschaften niedrigsten Ranges 
einzunehmen. Kürzlich erschien er in einer 
solchen Herberge. Das Menu, 30 Psg. 
pr. Portion, bestand aus Graupensuppe, 
Fricandellen und Roihkohl. Der Herbergs 
vater sah den feingekleideten Mann an 
fänglich etwas mißtrauisch an. Dieser 
löffelte ruhig seine Suppe, und als Tisch 
gaste kamen, lud er sie ein, mit ihm zu 
essen. Das ließen sich die Leute nicht 
zweimal sagen. Die Freigebigkeit war 
bald in weitere Kreise gedrungen, und es 
stellten sich immer mehr Theilnehmer ein, 
so daß der Wirth in nicht allzulanger 
Zeit gänzlich ausverkauft hatte. 
HKŗàzielles. 
davon. Da die Szene von der Straße 
aus gesehen werden konnte, hatten sich 
viele hundert Menschen angesammelt. 
—Io Altona, 28. Juli. Heute Vor 
mittag fand in der Chrisiianskirche zu 
Ottensen, Me in jedem Jahr, die Eule- 
mann fei er statt. Nach der testamen 
tarischen Bestimmung begab sich um 
11 Uhr der Kirchenvorstand in die Kirche, 
um das Culemann'sche Grab zu besichtigen. 
Hierauf wurde die gebräuchliche kirchliche 
Feier durch eine Rede und durch Gesang 
vollzogen. Bekanntlich hatte der Ber 
storbene der Ottensener Kirche 10 000 
Kronen unter der Bedingung vermacht, 
daß an seinem Todestage alljährlich eine 
Besichtigung seines Grabes verbunden 
mit einer Kirchenfeier stattfinde. 
Die Aufhebung der Ottensener Jahr 
märkte wurde von der Marktkommission 
bei den städtischen Collegien beantragt, 
nachdem sich die Baukommission auf eine 
Anfrage dahin ausgesprochen hatte, daß 
ihrer Ansicht nach ein Bedürfniß für Bei 
beh altung der Märkte im Stadtbezirk nicht 
vorliege. Die Marktkommission hatte, weil 
nach Eröffnung der elektrischen Bahn durch 
die Baruerstraße der Markt daselbst nicht 
mehr abgehalten werden kann, die Bau 
kommission um Anweisung eines anderen 
Platzes ersucht, und falls im Stadtbezirk 
Ottensen ein solcher nicht vorhanden sein 
sollte, den Bahrenfelder Marktplatz in Vor 
schlag gebracht. 
Aus Ostholstein, 26. Juli. Die Heu 
ernte ist in hiesiger Gegend jetzt ungefähr 
beendet, doch hatte das letzt eingebrachte 
Heu von seiner Qualität erheblich einge 
büßt. Die Ernte ist eine reichliche ge 
wesen und konnte von hier aus mancher 
Eisenbahnwagen voll Heu an die Gar 
nisonsörter für Kavallerie abgehen. Mit 
dem Schnitt des Roggens hat man den 
Anfang gemacht, die Witterung ist aber 
andauernd ungünstig, auch tritt jetzt die 
Kartoffelkrankheit ans einzelnen Feldern 
auf. 
Für den projektirten Ban einer Gas 
anstalt in Barmstedt sind, ohne daß eine 
vorherige Ausschreibung erfolgt ist, drei 
Offerten mit ausführlich ausgearbeiteten 
Plänen mit Rentabilitätsberechnung der 
von der Stadtoertretung gewählten Gas- 
kommission unterbreitet worden. Dir 
Kommission hat aber beschlossen, der 
Barmstevter Stadtvertretung zu empfehlen, 
eine Gasanstalt aus städtischen Mitteln zu 
erbauen und die Kosten zur Prüfung der 
Vorlagen durch einen Lachoerständigen zu 
bewilligen 
Flensburg, 27. Juli. Gelegentlich des 
Uebungsschießens des TorpedoschulschiffeS 
„Blücher" bei Glücksburg wurde die 
Pinaffe desselben durch'ein Torpedo ge- 
troffen und leck. Die Pinaffe konnte den 
nahen Strand erreichen, wodurch ein Un 
glück a bgewendet wurde. 
Q Süderstapel, 28. Juli. Einen 
schweren Unfall erlitt ein Landmann aus 
Egeln bei Ersde. Derselbe fiel von 
einem Fuder Heu und zog sich einen 
Rippenbruch und sehr schwere Verletzungen 
am Kopse zu, so daß er nach seiner 
Wohnung transporrirt werden mußte und 
er hier die erste ärztliche Hülse in An 
spruch nahm. 
3E Süderstapel, 28. Juli. Heute Vor 
mittag V2IO Uhr brannte das Gewese 
des Landmannes Herrn Bock in Süderhöft 
total nieder. Viele Mobilien wurden ein 
Raub der Flammen. 
Aus Angeln wird den „Fl. N." ge 
schrieben: Die Schweinepreise, die schon 
jetzt eine für den Landmann erfreuliche 
Höhe erreicht haben, scheinen hoch zu 
werden, dagegen ist die Butter niedrig 
im Preise. Je niedriger die Butterpreise 
sind, um so höher stellen sich die Betriebs- 
Unkosten der Meiereien nach Prozenten 
gerechnet. Die Preise, welche die 
Meiereien in diesem Sommer für ge 
lieferte Milch zahlen können, sind nur 
klein und werden die Produktionskosten 
nicht gedeckt. Eine rentable Milchwirth- 
schast ist die Hauptstütze eines intensiven 
landwirthschaftlichen Betriebes und wäre 
es zu wünschen, daß der Landmann wieder 
mit einer solchen rechnen könnte. 
Auch in diesem Sommer sind eine Anzahl 
Kinder aus den Kieler Volksschulen während 
der Sommerserien nach Amt Hütten ge 
kommen zwecks Erholung und Kräftigung 
ihrer Gesundheit. So befinden sich in 
Ofterby ca. 60 Knaben, in Hütten ca. 30 
Mädchen. Die Kosten bezahlt der Verein 
freiwilliger Armensreunde in Kiel. 
Die Universität Kiet wird ein Institut 
für Elektrotechnik erhalten. 
Kiel, 22. Juli. Der Landmesser Theodor 
Trolle aus Sangershausen, der wegen Be 
trugs und schweren Diebstahls zu Zucht 
hausstrafe verurtheilt worden war, wurde 
gestern von der Kieler Strafkammer in! 
Wiederaufnahmeverfahrens re ig espr ocheN- 
Es wurde durch das Notizbuch und Zeug 
niß des Heizers Bogt erwiesen, daß Trolle 
um dieselbe Zeit, wo er in Heide ge 
wesen und den Betrug und Diebstahl 
einer silbernen Platmenage und einer 
Summe von 10 Mark aus verschlossener 
Kommode ausgeführt haben sollte, in 
Uetersen gewesen war. 
Kiel, 27. Juli. (F.N )Obwohl die offiziellen 
Turnfahrten von Hamburg nach Kiel erst 
morgen ihren Ansang nehmen, war doch 
der Verkehr der deutschen Turnet 
hierselbst sowohl gestern als auch besonders 
heute ein überaus starker. Nachdem heute 
schon die Frühzüge eine große Menge von 
Festtheilnehmer gebracht hatten, trafen 
gegen 11 Uhr noch ca. 1000 Turner ein, 
deren Zahl im Laufe des Nachmittags 
noch beträchtlich vermehrt wurde. Groß 
war die Zahl derer, welche schon heute 
die Reise nach Kopenhagen antraten, ft 
daß der heute nach Korsör abgegangene 
Postdampfer „Prinz Waldemar" »oll besetzt 
war. Der Verkehr auf den HafendampferN 
war gestern und heute ein ununterbrochen 
starker, sodaß die Neue Dampser-Comgagnie 
vollauf zu thun hatte, um ihn zu be 
wältigen. Der Dampfer „Hollmann", der 
eine Fahrt in See ^ bis zur Küste von 
Langeland machte, führte ca. 250 Turnet 
an Bord; größer noch war die Zahl derer, 
welche den gleichzeitig abgelassenen Dampfet 
„Johann Schweffel" auf der Fahrt nach 
der Leve 
fahrplam 
stationen 
Ansprüch 
wußten 
Friedrich 
halbstünt 
Die Kais! 
von Be' 
Kriegssch 
Zwei de: 
auf dem 
^warten 
des erst: 
hier ein! 
der Turr 
^ A Hi 
Schwein: 
beschickt, 
raschen ! 
dvllständ 
dangen 
beste Wo 
Umrde l 
bezahlt. 
Markt, 
kleinere 
Bredsted 
Garding 
Die ‘ 
planen i 
Steue 
”—600 
eine Ja! 
eine Si 
erzielt n 
^ * Re: 
das Best 
seine hehren Weisen, zur Feier des /Lieb 
lichen Festes" aber spannte sich heute in 
aller Frühe ein herrlicher Regenbogen, aus 
den Wellen aufsteigend und zu ihnen wieder 
niedertauchend, aus. 
Draußen lachender blauer Himmel und 
strahlender Sonnenschein, tiefblau gefärbt 
die Wogen, durch welche das Schiff stolz 
und schnell seinen Weg nimmt, dem Süden 
zu. — 
Unten im Salon beginnt bald die eng 
lische Sonntags-Andacht, ich werde sie mir 
diesrnal schenken, sie bietet, nach den bis 
herigen Erfahrungen, weder dem Geist noch 
Gemüth etwas; ein monotones Ablesen von 
Wibelstellen und der nicht minder eintönige 
gemeinsame Gesang von erbaulichen 
dern, das ist Alles. Den Kopf in die Hand 
gestützt, die Augen geschlossen, der ganze 
Körper in unbeweglicher Ruhe, so sitzen die 
Amerikanerinnen da und thun so, als ob sie 
in der nächsten Stunde bereits in ein Klo 
ster treten wollten. 
Und dabei vibrirt in ihnen Alles von Le 
benslust und Uebernnrth und am liebsten 
würden sie über Tische und Bänke sprin 
gen! Ist nun diese Frömmigkeit echt oder 
nur anerzogen, wird sie aus innerem Drang 
geübt oder nur, weil es so zum berühmten 
„guten Ton" gehört? 
Lebenslusi und Uebermuth sind jedenfalls 
echt, davon haben die letzten Tage den Be 
weis erbracht. Unter dem Vorsitz des Ka 
pitäns Halle sich ein „Atletic "-Verein ge 
bildet, dem als „ordentliche Mitglieder' 
sämmtliche Passagiere der ersten Kajüte bei 
getreten waren, hüdsche Prämien, meist aus 
chinesischen Silbersachen bestehend, wurden 
-gesetzt und statten den Ebrqen. m sie,reu 
noch mehr angespornt. An den Nachmitta-I befänden, durch eigene Beobachtung würde 
n man es 
gen der vergangenen drei Tage war nur 
um diese Preise ans dem Promenadendeck, 
das man festlich mit Flaggen aller Völker 
ausgeputzt hatte, gekämpft worden; wohl 
ein Dutzend verschiedener Spiele, die fast 
ausnahmslos körperliche Uebung und Kräfte 
verlangten, wurden ausgefochten, und die 
mierikanischen Damen, die unter sich „tur- 
nicrten", leisteten in gymnastischer Hinsicht 
ganz Außerordentliches. 
Ihre Erziehung ist eben ganz anders, wie 
bei uns, und der Ausbildung des Körpers 
wird mindestens die gleiche Beachtung ge 
widmet wie derjenigen des Geistes. Daher 
die frischen Gesichtsfarben, die nicht die 
Nachhilfe von Toilettenkünsten gebrauchen, 
und die schmiegsamen, schlanken Figuren, 
die nicht ängstlich eingeschnürt sind. 
Und welche Selbstständigkeit! Verschiedene 
Damen, welche noch recht entfernt vom 
kanonischen Alter sind, haben allein Ja 
pan besucht und kehren nun Wohlgemuth 
von diesem „trip" — denn das ist ja keine 
Reise, diese zehnwöchentliche, ziemlich un 
unterbrochene Fahrerei — in ihre ameri 
kanische Heimath zurück. Bon früh an stehen 
die jungen Mädchen auf eigenen Füßen und 
werden nicht am Gängelband geleitet, man 
kann dies recht aus unserem Schift beobach 
ten; die vcrehrlichen Mütter und Väter 
kümmern sich wenig ui» ihre Töchterchen, 
diese können den ganzen Tag thun und 
lassen, was sie wollen, und können nach 
Herzenslust „flirten", von welcher Erlaub 
niß sie denn auch reichlichen Gebrauch ma 
chen. Desgleichen die jüngeren verheirath 
kaum erfahren. An der Seite der 
hübschen und eleganten Damen sitzt gewiß 
immer ein anderer Mann als der eigene! 
Der letztere, — und es sind Jungvermählte 
unter ihnen, die von der Hochzeitsreise zu 
rückkehren — geht seinen Weg für sich, 
seine Gattin gleichfalls. Dabei scheint aber 
die beste Harmonie zwischen beiden zu be 
stehen. 
Im Gespräch an Bord drehen sich die 
znteressen blos um Amerika, vielleicht noch 
hin und wieder um England. Alles, was 
darüber ist, ist nicht gerade von Uebel, aber 
auch von keinerlei Bedeutung. Von Deutsch 
land beispielsweise hat man ganz ver 
schwommene Ansichten, und mir den geo 
graphischen wie geschichtlichen Kenntnissen 
von Europa hapert es recht bedenklich; man 
glaubt natürlich, daß dies auf Gegenseitig 
keit beruhe. 
Sre lesen Marc Twain?" fragte mich 
mit verwundertem Ton kürzlich ein Ame 
rikaner, auf das Buch in meiner weisend. 
— „Ja, warum denn nicht?" — „Nun, wie 
schüchtern hervor, in irgend einer Ecke mit 
ihren! krausköpfigen Mädel spielend, von 
der ganzen übrigen Gesellschaft, die sie kei 
nes Blrckcs würdigt, verfehmt. Sie darf 
nicht mit den Andern im Speisesaal essen, 
bindern muß ihre Mahlzeiten in ihrer Ka- 
binne einnnehnien, der Lese wie Schreib-Sa 
lon ist ihr verschlossen, ebenso das Prome 
nadendeck, sobald die weißen Ladys dort 
weilen! Abends, ivenn alle Katzen grau 
sind und die freien Bürgerinnen Amerikas 
Kartell spielen oder ihre Sonntags-Hym 
nen einüben, dann kann auch sie einmal sich 
auf einem der bequemeren Bambussessel 
ausruhen und kanll Betrachtungen darüber 
anstellen, warum der liebe Hergott weiße 
und schwarze Menschen geschaffen hat und 
warrlm die ersteren sich so unendlich erha 
bener und gottähnlichex als die letzteren 
dünken. 
Wermilchtes. 
kann Sie das Werk interessiren? Die Er 
zählungen spielen ja sämmtlich in Ame 
rika!" — 
Bon der Uneigennützigkeft der ,freien 
Republik" hat man bereits auf dem Dam 
pfer ein Pröbchen. In der ersten Kajüte 
sähet auch eine verhcirathete junge Mulattin 
europäisch gekleidet und sich durchaus euro 
päisch benehmend, mit ihrem etwa dreyährr- 
gen Töchterchen; sie hat selbstverständlich 
den vollen Preis bezahlen müssen, darf aber 
gerade ihre Kabine benützen, weiter nichts! 
In den ersten Tagen zeigte sie sich über 
haupt nicht mn dem Verdeck, dann kam l 
— Einen Trinkspruch Blü 
chers bringt der „Schwab. Merkur" in 
Erinnerung: Es way in Karlsbad,- der Frie 
densstörer Napoleon war endgültig beseitigt 
und aus St. Helena unschädlich gemacht. In 
dem freundlichen böhmischen Städtchen hatte 
sich eine illustre Gesellschaft zusammenge- 
fundeu, viele der höchsten Würdenträger und 
Generale der verbündeten Monarchen, unter 
letzteren der Fürst Blücher, der populärste 
von allen, und der Fürst Schwarzenberg, 
der vornehmste. Der alte Blüchßr gab ein 
großes Gastmahl und hatte neben sämmtli 
chen Generalen natürlich auch den Fürsten 
chwarzcnberg eingeladen. Es war bekannt, 
Ss»r STTT-f-rrfrPi^Tsf Cf'?.-,„ 
diesem ş Festmahle seinen erlauchten Ga? 
durch einen Trinkspruch auszeicyncn woll» 
ebmso war aber auch längst allgemein b& 
sannt, daß Blücher mit Schwarzenberg nie' 
tnalî so recht im Einvcrständniß gewese» 
ivar und sich häufig sehr derb über die vv» 
Schwarzenberg befohlenen Maßregeln iväfy 
rend des Feldzuges ausgesprochen 
hatte. War das Erstaunen schon groß, daß 
Blücher überhaupt reden wolle, so stieg $ 
in das Ungeheuere, als man erfuhr, daß & 
beabsichtigte, den Fcldmarschall Schwarzer»' 
berg als Feldherrn zu feiern. Blücher rrho^ 
sich und schlug an sein Glas: es war V 
still an der großen, prachtvoll geschmückte" 
Tafel, daß man eine Feder zur »Erde hiM 
fallen hören Die unter schneeweißen, o»' 
schigcn Brauen liegenden Augen des gr^ 
sen Helden leuchteten wie ehemals an seines 
schönsten Schlachttage, als er began»: 
„Meine Herren, trinken Sie mit mir ans 
das Wohl des erlauchten Feldmarsthalls, 
des Fürsten Schwarzenberg, des große» 
Feldherrn-, der den Feind Wug, trotz' 
dem drei Monarchen in seine»' 
Hauptquartier waren!" Zuerst 
chinesischen Silbersachen bestehend, wurden ten Frauen! Wenn man nicht durch Zufall Ja den ersten Tagen zeigte sie sich über- Schwarzenberg emgeladen. Es war bekannt, Toast nnt lernen Nebenums 
. ihr ■ļļŗwn' ■ »ul) ■»••: ->" WWII I H|H iiiii ill 
' "" ' ' ''' '' ■ F 
Irrt Rüö 
berkehr 
birder 8 
Bestand 
Kaiserin 
bbgeschv 
im Kan 
stattet 
für ihr 
Kanal 
oder ta 
zum Fi 
eine Er 
X. Re 
von hie 
Meister 
Sieger 
Alfre 
Merlin. 
Turners 
Verein, 
Hannov 
Hannov 
Hannov 
»Eintra 
Dr.-T.-8 
Franke, 
-santzen, 
Ļorbcrg 
Erste E 
Grüna 
Ehr. Bi 
Alfred 
*8. Oep 
fiaœl 
Deutsc 
Mutigen 
®»e Sta 
heute 
s- 
stügen I 
Und Lü 
kühl, ab- 
werden 
haften G 
fnit in i 
Be: 
ergnux 
Dir hör, 
rund 45 
Einnähn 
Nugenbli 
indeß, r 
Angriff 
eine allgemeine beängstigende Stille» da»" 
aber brach der Sturm los, und ungeheure, 
Jubel erschütterte den hohen Festsaal. Wer»' 
es aber nicht der alte Blücher, der alte »0" 1 
seinem Monarchen so hochgestellte und / 
feierte Marschall Vorwärts, gewesen wiî^ 
so würde ihm vermuthlich dieser Trinksprşş 
sehr schlecht bekommen sein — so wenigste 
berichtet der preußische General v. Wol^ 
^en, dessen Memoiren der vorerzählte, ļş 
her kaum in die , Öffentlichkeit gelang"
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.