der Begründung des Gesetzentwurfs von
1886 wurde angenommen, daß der Kanal
jährlich passirt werden würde von 18 000
Schiffen mit zusammen 5'/2 Millionen
Tonnen. Die Kanalgebühren wurden auf
durchschnittlich 75 Pf. für die Tonne der-
anschlagt. Dies würde eine Einnahme von
rund 4 Millionen Mark ergeben haben.
Der Durchschnittssatz der jetzigen Kanal-
gebühr bleibt aber hinter der Voraussetzung
von 1886 zurück. Nun wird eine Ver
zinsung der ganzen 150 Millionen nicht
einmal beansprucht. Ein Drittel dieser
Summe ist von Preußen à fonds perdus
hergegeben worden, braucht also nicht ver
zinst zu werden. Etwa 40 Millionen der
Anlagekosten sind als Aufwendungen für
die Kriegsmarine und überhaupt die Wehr-
kraft des Reiches zu betrachten und von
dieser Summe verlangt man eine Ver
zinsung eben so wenig, wie von den Kosten
für Panzerschiffe und Docks. Somit bleiben
noch 60 Millionen übrig, die als Auf-
Wendungen für die Schifffahrt und den
Handel im Allgemeinen anzusehen wären.
Wenn eine Verzinsung dieser 60 Millionen
erzielt werden soll, so müße die Jahres
einnahme 2 400000 Mk. betragen. Die
thatsächliche Einnahme von rund 900 000
Mark kommt also nur einer Verzinsung
von l'/ 2 pCt. gleich. /
Als ein Beispiel dafür, wie gewisse
Kreise mit den öffentlichen Mitteln umzu
gehen Pflegen, theilt die „Freis. Ztg."
Folgendes mit: Ein „imposantes" Kreis-
haus soll für den Kreis Niederbarnim in
Berlin errichtet werden. Am Prinz
Friedrich Karl-Ufer neben "dem eisernen
Zirkus ist ein Grundstück für 650 000 Ji
zu diesem Zweck erworben. Die Kosten
des Baues sind allein auf 600 000 «U
berechnet, rund 519 JL auf den Quadrat
meter der zu bebauenden Fläche. Die
Gesammtkosten von rund 1300 000 Ji
will man, wie folgt, decken: 400 000 Ji
hofft man durch Verkauf des jetzigen Kreis
Hausgrundstückes zu erzielen, 600000 Ji
aus dem Dispositionsfonds, der Rest soll
durch eine Anleihe aufgebracht werden.
Dabei ist das alte Kreishaus noch nicht
verkauft und bis dahin sollen nach Bedarf
Mittel bis zum Betrage von 400 000 Ji
vorübergehend darlehnsweise aus der Kreis-
sparkasse entnommen werden. Der Nieder-
barnimer Kreistag genehmigte am Donners
lag das vom Baurath Schmechten aufge
stellte Projekt.
— In der Eisenbahnverwaltung ist die
Controle der Fahrkarten während
der Fahrt von außen nunmehr durchweg
verboten. Die bezüglichen Bestimmungen
der Dienstanweisung der Zugführer und
Schaffner haben eine dementsprechende
Aenderung erfahren.
Spandau, 24. Juli. Die Militär
Verwaltung trifft soeben im Interesse
ihrer Arbeiter eine wirthschaftlich und
sozialpolitisch beachtenswerthe Maßregel.
Die Militärwerkstätten sind, auf Wunsch
der Arbeiter, den die Arbeitsausschüsse
zum Ausdruck gebracht haben, im Begriff,
die Arbeitsdauer der Tage vor den Sonn-
und Festtagen anderweit zu regeln. Bisher
ist, unter Jnnehaltung der üblichen Pausen
durchweg an allen Werktagen bis 6 Uhr
Abends gearbeitet worden. Sonnabends
und am Abend vor den hohen Festtagen
soll nun die grundsätzlich eingeführte
lOstündige Arbeitszeit um 2 Stunden ver
kürzt, ohne Mittagspause durchgearbeitet
und um 2 Uhr Nachmittags Feierabend
gemacht werden. Diese Neuerung ist
soeben im Feuerwerkslaboratorium und in
der Pulverfabrik mit insgesammt 3000
Arbeitern und Arbeiterinnen eingeführt
worden; die andern Fabriken wollen diesem
Beispiel folgen. Den Arbeitern wird durch
diese Verkürzung der Beschäftigungsdauer
eine Einbuße an ihrem Verdienst nicht
erwachsen; den gegen festes Tagegeld be
schäftigten Leuten soll ein Lohnabzug nicht
gemacht werden, und die auf Akkord Be
schäftigten werden im Laufe der Woche den
geringen Verlust mit Leichtigkeit gutmachen
können. Die Arbeiterfamilien haben nun
reichlich Zeit, ihre Einkäufe und Be
sorgungen vor den Sonn- und Festtagen
bequem zu bewerkstelligen.
Der vor einigen Tagen in Metz wegen
Verdachts des Landesverraths ver
haftete frühere Wirth Sonntag ist bereits
wieder in Freiheit gesetzt worden. Es
scheint sich um eine Personenverwechselung
gehandelt zu haben.
Straßburg, 24. Juli. Seit einigen
Tagen befindet sich in mehreren hiesigen
Wirthschaften ein Anschlag: „Lärmen,
Singen und politische Diskussionen
sind polizeilich verboten." Hinsichtlich des
letzten Punktes wird das Verbot kaum
ernsthaft aufzufassen sein. Die Polizei
behörde verwahrt sich dagegen, daß sie den
Anschlag veranlaßt habe. Immerhin kann
der Reisende, der diesen Anschlag zum ersten
Male sieht, sich kaum des Zweifels er
wehren, ob er nicht statt nach dem deutschen
Reichslande in's Kosakenland verschlagen
ist. Natürlich erregt diese Sache dahier
großes Aufsehen.
Graudenz, 24. Juli. Der Zahlmeister
Giese vom Feldartillerie-Regiment Nr. 35
ist am Mittwoch plötzlich gestorben. Am
Mittwoch Vormittag fand eine außerordent
liche Kassenrevision in der Wohnung des
Zahlmeisters Giese statt, und noch während
die Revisionskommission in der Giese'schen
Wohnung anwesend war, ist der Tod er
folgt. Die Kommandantur, welcher seitens
des Regiments die dienstliche Meldung von
dem Ableben des Zahlmeisters Giese zu
ging, ordnete sofort die gerichtliche Unter
suchung durch den Garnisonsauditeur sowie
die ärztliche Untersuchung durch den Ober
stabsarzt an. Bei dieser Untersuchung
wurde festgestellt, daß der Tod infolge
Herzlähmung eingetreten sei. Das durch
mißliche pekuniäre Verhältnisse, in welchen
der Verstorbene gelebt hat, entstandene
Gerücht, der Tod sei durch Erschießen er
folgt, bestätigt sich nach dem „Ges." nicht
Großes Befremden hob die durch Ver
fügung des Ministers für Handel und
Gewerbe angeordnete Versetzung des Ge
Werbeinspektors Cnyriem in Dortmund nach
Unna in den betheiligten Kreisen hervor
Der Beamte erfreut sich großer Beliebtheit
bei den Industriellen wie den Arbeitern.
Es kam deshalb bald eine Petition mit
zahlreichen Unterschriften zu Stande, um
die Versetzung, die einer Zurücksetzung
gleich sah, rückgängig zu machen. Die
Antwort auf die Petition hat der Minister
nun gegeben. Wohl ist die Versetzung
nach Unna aufgehoben, dafür aber die
nach — Elbing, dem fernen Osten, ange
ordnet und zwar schon zum 1. August.
Diese Maßregel trifft den tüchtigen und
beliebten Beamten um so schwerer, da er
sich hier ein Haus gebaut. Dem Zustande
kommen der Petition, die seine Lage wohl
noch verschlimmerte, stand er völlig fern
Mit einem gewissen Raffinement hat
sich am Montag in Dresden ein 17jähriger
Kommis das Leben genommen. Gegen
V 2 1 Uhr Mittags betrat der junge Mann
den Laden eines Büchsenmachers und ver
langte einen Revolver zu kaufen. Der
Geschäftsinhaber legte ihm zwei Waffen
zur Auswahl vor und zeigte ihm schließlich
auf seinen Wunsch auch eine zu dem
Kaliber gehörige Patrone. Mit den Worten:
„Sie erlauben!" nahm der junge Mann
dem nichts Arges ahnenden Büchsenmacher
die Patrone aus der Hand, um sie näher
ans Auge zu führen. In diesem Augen
blick trat ein zweiter Kunde in den Laden,
um Schrotpatronen zu kaufen. Der Büchsen
macher wendet sich einen Augenblick von
dem jungen Mann ab, um den neuen
Kunden zu bedienen; kaum aber hatte er
angefangen, die Patronen abzuzählen, da
krachte ein Schuß, der junge Mann steht
mit dem Revolver an der Schläfe noch
einen Moment aufrecht da, dann bricht er
zusammen, um in der nächsten Minute
auch schon seinen Geist auszuhauchen. Bei
der Leiche wurden nur 5 Pfg. vorgefunden.
Marburg (Hessen), 25. Juli. In der
Zeit des Kornschnitts pflegen sich häufig
unbedachte Unfälle zu erreignen. So
hieb vorgestern eine Frau im Dorfe Win
kels bei Weilburg einem vierjährigen
Knaben mit der Sense den Kopf ab. Sie
hatte nicht bemerkt, daß das Kind am
Rande des betreffenden Ackers schlief. In
Dromersheim schlug beim Mähen ein 17-
jähriger Bursche seiner alten Mutter das
eine Bein ab und verletzte sie am andern
schwer.
Der Briefträger Wußnick zu Thamm
bei Senfsenberg wollte am Mittwoch mit
einem Teschin auf Spatzen schießen. In
der Annahme, daß die Waffe noch nicht
geladen, legte W. bei dem Zurufe seiner
14jährigen Tochter: „Vater, ziel' mal
auf mich!" an und traf unglücklicherweise
sein Kind in die Herzgegend. Der sofort
herbeigerufene Arzt konnte nur den Tod
feststellen.
Eine Durchgängerin, ein etwa 16 Jahre
altes Mädchen, das gute Herrenkleider trug
und die Haare kurz geschnitten hatte, wurde
dieser Tage in Friedrichshofen in einer
Wirthschaft betroffen, als es zechende Hand
werksburschen regalirte. Auf dem Rath
haus gab das „Herrchen", das aus der
Schweiz kam, seinen richtigen Namen an,
worauf die in Ravensburg lebenden Eltern
telephonisch unterrichtet wurden. In einem
Packet, das dem Mädchen gehörte, sand
man einen geladenen Revolver. Ein
Schutzmann begleitete es auf den Hafen
bahnhof, da es mit dem Zug heimkehren
sollte. Als er den Damm überschritt,
stürzte sich das Mädchen über die Hafen
mauer in den See. Nach großer Mühe
konnte es mit Haken lebend herausgezogen
werden. Es wurde in das Krankenhaus
gebracht, wo es von Vater und Schwester
abgeholt wurde.
BroKèUiìieîlês.
Das von Altona seit mehreren Jahren
ersehnte Freihasengebiet ist nach
in Hamburg eingegangenen Mittheilungen
vom Bundesrath genehmigt worden.
Oldesloe, 24. Juli. Die hiesige auf
dem Grundstücke der früheren Wollwäscherei
errichtete Fahrradfabrik wurde dieser
Tage von dem Gläubiger-Ausschuß für
120000 JI an die renommirte Firma
Dührkop in Bielefeld verkauft.
Kiel, 24. Juli. Ueber die Kollision
im Nordostseekanal erfahren wir
Folgendes: Der norwegische Dampfer
„Bankchef Falsting" befand sich mit einer
Ladung Holz auf der Fahrt von Norwegen
nach der Nordsee; der schwedische Dampfer
„Faunus" war mit einer Ladung Kohlen
von England nach Karlshamm unterwegs.
Zwischen Rendsburg und Holtenau stießen
beide Schiffe zusammen und erlitten schwere
Havarie. „Faunus", dem mehrere Platten
eingestoßen und zertrümmert wurden, er
hielt ein Loch von ca. zwei Meter Länge
und einem Meter Breite. Nach Vornahme
einer Nothreparatur erreichte der lecke
Dampfer den hiesigen Hafen, wo das
Schiff voraussichtlich ins Dock gehen muß.
„Bankchef Falsting" ist gleichfalls schwer,
indeß über der Wasserlinie beschädigt und
hat Brunsbüttel als Nothhafen angelaufen.
Beachtenswerth ist, daß diese Kollision seit
Monaten der einzige schwere Schiffsunfall
ist, der sich aus der neuen Weltverkehrs
straße ereignet hat. Das Fahrwasser ist
in Jahresfrist wesentlich sicherer und die
Kanallootsen sind in der Führung der
Schiffe bedeutend geschickter geworden, so
daß nach fachmännischem Urtheil der Kanal
der Schifffahrt eine sichere Fahrstraße bietet.
Kiel, 24. Juli. Ein Kinderfest auf
dem Ausstellungsplatz im großen
Stile ist das Neueste, was dem Publikuni
in nächster Zeit geboten wird. Als Tag
mr das Fest ist der 8. August in Aussicht
genommen, ein reichhaltiges und originelles
Programm ist vorgesehen. Begrüßung der
Kinder durch zwei Riesenstörche, Ansprache
seitens des Festleiters, humoristische Episoden
wie „Eine Stunde im Cirkus Renz",
Spektakelstücke für Knaben wie „Die Schlacht
bei Sedan", Kindervorstellung im Aus-
stellungstheater mit ausgewähltem Pro-
gramm, gruppenweise Spiele mit Prämien-
vertheilung, ein Festzug in Kostümen bei
Tage und ein Reihenmarsch mit Papier-
laternen nach eingetretener Dämmerung,
das sind so die Hauptakte des Festes. Alle
Requisiten für dasselbe werden vom Vor
stände beschafft; und gleichwohl kostet ver
Eintritt für jedes Kind nur 10 Pf.
Eine Berliner Bau-Gesellschaft hat dem
Jtzehser Magistrat den Vorschlag unter
breitet, dort eine Privat-Markthalle
nach Muster der Berliner städtischen Markt
Hallen zu erbauen. Die Firma macht
sich anheischig, ohne jede finanzielle Bei
hülfe seitens der Stadtgemeinde, eine oder
mehrere Markthallen, je nach dem fest
gestellten Bedürfniß, zu bauen. Die Markt
hallen werden solide und den Ansprüchen
der Sicherheit und Bequemlichkeit genügend
ausgeführt und von ihr verwaltet. Die
Gesammtanlage, inkl. Grund und Boden,
übergiebt sie nach 45 Jahren vollständig
kostenlos an die Stadt zum freien Eigen
thum. Sollte die Stadtverwaltung ein
geeignetes Grundstück kostenfrei überlassen
wollen, so würde die Uebergabe entsprechend
früher stattfinden können. In dem Falle
sollen der Stadt aus dem Unternehmen
keinerlei Ausgaben erwachsen. Als Gegen
leistung stellt die Firma nur die Bedingung,
daß die regelmäßigen Wochenmärkte,
während der vertragsmäßigen 45 Jahre
ganz aufgehoben werden, daß in dieser
Zeit eine gleiche oder ähnliche Anlage wie
die hiesige nicht gestattet wird, daß das
Gebäude frei von Gemeindesteuern und
Abgaben bleibt und daß der Konsum an
Gas und Wasser, ebenso wie die Ent
wässerung zum halben ortsüblichen Preise
seitens der Stadtverwaltung berechnet
wird. — Der Magistrat ist einstweilen
mit der Firma in weiteren Schriftwechsel
getreten.
— Owschlag, 27. Juli. Die hier
kürzlich ins Leben gerufene freiwillige
Feuerwehr der Gemeinden Owschlag
und Ramsdorfist gestern eingekleidet worden;
sie hat eine Stärke von ca. 40 Mann.
Das Kommando der Wehr besteht aus dem
Hauptmann Halbhufner Jürgen Kühl, dessen
Stellvertreter Halbhufner Detlef Schnack
dem Schriftführer und Kassirer Lehrer
Goos, dem Führer der Steigerabtheilung
Halbhufner Marx Rathje und dem Führer
der Spritzenmannschaft Hufner Claus Goos,
sämmtlich in Owschlag. Die Ausrüstungs
requisiten sind bezogen aus der bewährten
Fabrik Lieb in Biberach in Württemberg.
- Kropp, 27. Juli. Unser Kirchspiel
wurde innerhalb 8 Tagen von 3 Bränden
heimgesucht. Gestern Nachmittag brannten
in Gr.-Rheide die Gebäude des Kaufmanns
Jordt nieder, deren Bewohner abwesend
waren. Merkwürdig ist, daß alle 3 Brände
in der Zeit von 2—3 Uhr Nachmittags
entstanden.
GD Tetenhusr«, 27. Juli. Am gestrigen
Sonntag unternahm der hiesige Gesang
verein eine Dampfertour zur Ausstellung
nach Kiel, an der sich ca. 80 Personen
betheiligten Die Abfahrt von Rendsburg
erfolgte um 6 '/ 2 Uhr, und verlief die
Hinfahrt auf das Angenehmste; lustige
Weisen der an Bord befindlichen Musik
wechselten mit beifällig aufgenommenen
Vorträgen der Sänger. An der Aus
stellungsbrücke angekommen, begaben sich die
Ausflügler in die Ausstellung. Um 7 Uhr
legte der Dampfer wieder an der Brücke an.
Die Rückfahrt verlief in derselben Weift
wie die Hinfahrt, bis man um 10 Uhr
Abends wieder in Rendsburg anlangte.
Die Theilnehmer waren sämmtlich befriedigt
über den Verlauf der diesjährigen Ver
gnügungstour. Der Verein hatte zu dieser
Fahrt den Breiholzdampfer „Marie" ge-
chartet.
—n Jevcustedt, 26. Juli. Die Mit
glieder des Lehreroereins für das Kirch
spiel Jevenstedt hatten gestern in Wester-
rönfeld sich versammelt. Herr Lehrer
Gribboh m-Freudenbergführte denKiiÄer«
der dortigen Oberklasse die Veredelungskunst
des „Okulirens vor. — Unsere Landleute
stehen mitten in der R 0 ggenernt e. Ver
schiedene Besitzer sind bereits beim Ein
fahren und einige auch schon fertig damit.
Der Ertrag ist im Allgemeinen sehr be
friedigend. — Die Maul-und K lauen-
seuche scheint hierorts leidereinen bedroh
lichen Charakter annehmen zu wollen. Von
einem Tag zum andern ist dieselbe im Zu
nehmen begriffen und sind daher an ver
schiedenen Stellen Warnungstafeln ange
bracht. Auch ist jegliches Biehtreiben
durchaus verboten.
< Fockbeck, 26. Juli. Das heute Nach
mittag in dem Saale des Gastwirths
Broderius hier veranstaltete Missionsfest
erfreute sich eines genügenden Besuches.
Die Eingangsrede hielt Herr Candidat
Favrenberg-Kiel. Das Fest nahm einen
schönen Verlauf. — Mit dem Einfahren
des Roggens ist man hier überll bereits
begriffen.
X Rendsburg, 27. Juli. In eine
mißliche Lage gerieth gestern Abend eine
mit der Bahn gekommene hiesige Familie,
indem sie in der Jungfernstiegstraße von
zwei anscheinend betrunkenen Maurern
angerempelt wurde. Ein erwachsener
Sohn wurde von den Unholden derartig
zugerichtet, daß er in die elterliche Woh
nung getragen werden und sofort ärztliche
Hülfe in Anspruch nehmen mußte. Der
Polizei gelang es, eines der beiden
Rowdis habhaft zu werden, während der
andere entkam. Hoffentlich wird auch
dieser ermittelt und beiden eine exemplarische
Strafe zu Theil werden. Wegen Ver
übung großen Unfugs wurden gestern
Abend mehrere Personen in Haft genommen.
Im Manne dunkler Gewalten.
Roman von Slfried v. Hohenstein. 13
Zum ersten Mal mußte Waldenburg sich entfer
nen, ohne sie begrüßt zu haben. Er that es ungern und
zögernd, und als sie auch am nächsten Tage nirgends
zu erblicken war, zweifelte er kaum mehr an einem ab
sichtlichen Vermeiden. Leidenschaftliche Gereiztheit und
nnbezwingliche Sehnsucht rangen in ihm. Er meinte,
noch nie ein Weib so heiß geliebt zu haben, wie Rosa,
ja es schien ihm, als sei sie sein guter Genius, der ihm
wie eine weiße Taube voranschwebe auf der so schwer
zu findenden Bahn zum wahren Erdenglück, als sei
alles, was er früher erlebte, gar nicht des Erlebens
wert gewesen und er jetzt erst — von einem unheil
vollen Bann erlöst, der Geist und Körper in Fesseln
schlug — fähig, ein neues, thatkräftiges, hoffnungsvolles
Dasein zu beginnen. Er konnte und wollte sie, die die
ses Wunder wirkte, nicht missen; hatten ihm doch ihre
unschuldigen Augen, die nicht zu lügen und zu ver-
bergen verstanden, längst das Geheimnis des jungen,
zu Leid und Wonne, erwachten Herzens verraten.
Immer mächtiger wurde der Wunsch, sie wieder
zu seben, sie einmal allein zu sprechen und endlich war
seinem Ungestüm nicht mehr zu wehren. Mit den Wor
ten : „Ick kann heute nicht niehr arbeiten, mir fehlen
Lust und Sammlung," stieß Waldenburg den Stuhl
zurück, legte die Palette weg und stand auf.
„Immer wieder diese Unruhe, diese jäh wechselnde
Stimmung. Sie ist ihre schlimmste Feindin," bemerkte
Reck. „Man leistet nichts Großes, wenn man nicht alle
Gedanken auf das Kunstwerk zu konzentrieren vermag.
Eine solche Zerfahrenheit des Gemüts läßt kein tüchtige»
Schassen aufkommen."
Er hatte mit einer gewissen Strenge gesprochen, und
fast drängte cs Albert, den jeder Tadel reizte, zu einer
heftige» Erloiderung; er unterdrückte sie jedoch und
nahm mit raschem Gruß Abschied. — Ja, ruhiger wer
den, wer sich das gebieten könnte! Es wogte ja wie das
stnrmbcweate Meer selbst in seinem Innern.
Der Morgen hatte Regen gebracht, jetzt war die
Sonne siegreich durch die Wolken gedrungen und ließ
unzählige Diamaliten an Halmen und Blättern schim-
niern. Ein Tropfen und Rieseln von Zweig zu Zweig
erfüllte die laue, duftende Luft, aber der Boden sog
die Feuchtigkeit durstig ein, so daß die wohlgepflegten,
mit Sand bestreuten Wege des Gärtchens fast trocken
waren.
Waldenburg blieb stehen. Dieses kleine Bliimen-
paradieS konnte man eigentlich Rosas Reich nennen.
Hier hatte er oft ihr stilles Walten beobachtet und ihre
anmutigen, graziösen Betvegungen, wenn sie sich bald
zu den jungen, frisch eingesetzten Pflanzen herabdncktc,
bald die seingerundcte» Arme erhob, um einen früchte
schweren Ast des Kirschbannies herunter zu ziehen. Was
bewog sie jetzt, sich zu verbergen? Koketterie geiviß nicht.
Das holde, einfache Kind mochte wohl kaum die Bedeut
ung dieses Wortes kennen. — Schon wollte er den
Garten verlassen, da wehte der Wind etwas Weißes,
Flatterndes über den Weg und auf die Wiese, wo es
an eincmZweig feurigroter Geranie» hängen blieb. Es
war ein kleines zierliches Taschentuch und kam aus der
Laube geflogen. Albert hob es auf, folgte dieser Spur
und stand vor der Gesuchten. Er faßte die kleine Hand,
die sich ihm schüchtern entgegenstreckte, und hielt sie
fest. Als Rosa den gesenkten Kopf erhob, begegnete sie
einem so leidenschaftlichen, heißen Blick, daß es ihr wie
ei» glühender Strom zu dem ängstlich schlagenden Her
zen floß.
Was Waldenburg zu ihr sprach, erfüllte sie mit nie
gekannter Empfindung. Voll stuiiimenEntzückeiis lauschte
sie und verinochte nichts anderes zn denken, als daß cs
ihr vergönnt >var, eine» volle» Zug aus dem Becher
höchsten Glückes zu thun. Weltvergessen, lächelnd und
doch den aufquellenden Thränen nicht wehrend, diedas
tiefe Blau ihrer Augen immer aufs neue verdunkelten,
hörte sie zu, die Lippen halb geöffnet, wie »m seine
liebestrunkenen Worte einzuatmen. Dann aber »verfiel
sic wieder eine jähe Traurigkeit, ein plötzliches, ver
nichtendes Weh bei dem Gedanken an Richard. Dem
Jubel folgte brennender Schmerz. Aus dem feligruWun-
verlande war Rosa zur Wirklich keit zurückgekehrt. Wie
in Nacht getaucht lag die Zukunft vor ihr. In den Zügen
des erblaßten Gesichtcheus drückte sich eine unbeschreib
liche Hilflosigkeit auS, und aufschluchzend stammelte sie :
„Es kann ja nun und nimmermehr sein. Besser, wir
sehen uns nie wieder!"
„Warum? Wer sollte uns trennen?" forschte Wal
denburg. In seinen Augen funkelte es düster und dro
hend.
„Mit Gewalt wohl niemand," ertviderte sie leise,
„aber ich weiß, daß ich meinen Pflegeeltcrn ein schweres
Leid bereiten tvürde, und daS soll nicht geschehen, denn
ich muß ihnen so dankbar sein, als tväre ich ihr eigenes
Kind, ja mehr noch, weil keine verwandtschaftlichen
Bande uns vereinen und sie mich doch so vollständig
vergessen machten, daß ich eine Waise bin. Mein Glück
darf nicht auf dein Grabe ihrer Hoffnungen erblühen."
„Was für Wünsche und Erwartungen, die nicht auch
durch mich erfüllt werden könnten, hegen sie denn?"
fragte Albert, und der hochmütige Zug prägte sich wieder
deutlicher ais je in seinem Antlitz aus. Rosas Lippen
zuckten und flüsterten etwas Unverständliches. Er konnte
die Worte nicht unterscheiden, nur der wehmütige Klang
der ©tim»«, das Ratlose, Hilfsbedürftige, das sich j„
der ganzen Erscheinung des jungen Wesens ausdrückte,
ergriff ihn wunderbar und ließ ihm das Mädchen noch
holder und begehrenswerter erscheinen. Nein, welcher
Art das ungeahnte Hindernis auch war, es durfte nicht
zur trennenden Schranke zwischen ihnen werden. Mit
hinreißender Beredtsamkeit schilderte er seine ruhelose,
an Täuschungen reiche Vergangenheit und gestand, daß
er fein eigenes besseres Selbst in diese», wilden Jagen
nach einem, stets vor ihm fliehenden Glück verloren habe
und es nur wiederfinden könne, wenn der Stern reiner,
treuer Liebe seinen Pfad erhelle, daß er nach einem
verfehlten Leben, nach nutzlos verschleuderten Jahren
sich an das keusche Empfinden einer uneutn,echten Seele
klamniern müsse, wie an den letzte» Halt, die letzte Hoff
nung seines Dasein».
Es tvar ihr, als erblicke sie eine ganz fremde Welt.
Die Erkenntnis, eine Notwendigkeit für ihn geworde»
zu sein, blendete fie förmlich wie ein jäh hervorbrecht
der Lichtstrahl.
Ein Fenster klirrte. Frau Reck rief nach der Pflegt
tochter und löste damit den Zauber, der alle Sin"!
Rosas fesselte. Mit einem flüchtig gestammelten GcM
huschte das Mädchen fort und in'S HauS.
Im Begriff, auS dem Garten zu treten, begegnet'
Waldenburg dem Maler und dessen soeben eingetroffen
neu Sohn. Die beiden jungen Männer sahen iich z»H
ersten Mal. Einander vorgestellt, wechselten sic einig'
Worte, und als sie schiede», nahm jeder die Ueberze»
gung mit. daß ihin der andere nie sympathisch werde«
könne. 43,16
Mit offenen Armen eilte die Mutter dem
behrten entgegen. Ihr folgte Rosa und reichte ity
beide Hände; doch so freudig und unbefangen w>'
früher vermochte sie ihn nicht zu begrüßen, und ity*
Beklommenheit wuchs, als sie mit Richard allein >va«
Dann wurde ihr bange vor der Frage, die '0'
sie wußte es ja, auf den Lippen schwebte. Dar
schlug ihr zu," Zerspringen. Mit tätlicher Angst han'
sie der Stunde, wo er die Aiitwort von ihr fordek'
würde, und zagte vor der Entscheidung, wohl sühle"^
daß ihr der Mut fehle, den Freund zu kränken, u"
daß sie doch nun und nimmermehr die Kraft habe, ifc*?
Liebe zu entsagen. Doch Richard sprach die gefürctstx
Frage nicht aus^ Sein Blick wurde nach ernster şş
strenger, seine Stiiiiine mitunter noch rauher als sşş
der herbe Zug um den Mund vertiefte sich ; doch des
sprächeS, welches er vor seinem Scheiden mit ihr sütft'^
wurde nicht Erivähniing gethan. Bergessen hatte ecJ
freilich eben so wenig wie sie. im Gegenteil drehten ft,
seine Gedanken immer um diesen einen Punkt. EndU^
fing Richards Schweigen Rosa zu ängstigen an; de"
es ließ sie ahnen, daß er das Geheimnis ihrer SX
ersorscht habe. Diese Verumtmiq ivar keine irrige lw
wurde einige Tage später durch die Worte bestätigt:,^
hast Dich sehr geändert. Rosa. Man könnte glaube',
ich sei nicht Wochen-, sondern jahrelang fortgeiveft"
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