Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

der Begründung des Gesetzentwurfs von 
1886 wurde angenommen, daß der Kanal 
jährlich passirt werden würde von 18 000 
Schiffen mit zusammen 5'/2 Millionen 
Tonnen. Die Kanalgebühren wurden auf 
durchschnittlich 75 Pf. für die Tonne der- 
anschlagt. Dies würde eine Einnahme von 
rund 4 Millionen Mark ergeben haben. 
Der Durchschnittssatz der jetzigen Kanal- 
gebühr bleibt aber hinter der Voraussetzung 
von 1886 zurück. Nun wird eine Ver 
zinsung der ganzen 150 Millionen nicht 
einmal beansprucht. Ein Drittel dieser 
Summe ist von Preußen à fonds perdus 
hergegeben worden, braucht also nicht ver 
zinst zu werden. Etwa 40 Millionen der 
Anlagekosten sind als Aufwendungen für 
die Kriegsmarine und überhaupt die Wehr- 
kraft des Reiches zu betrachten und von 
dieser Summe verlangt man eine Ver 
zinsung eben so wenig, wie von den Kosten 
für Panzerschiffe und Docks. Somit bleiben 
noch 60 Millionen übrig, die als Auf- 
Wendungen für die Schifffahrt und den 
Handel im Allgemeinen anzusehen wären. 
Wenn eine Verzinsung dieser 60 Millionen 
erzielt werden soll, so müße die Jahres 
einnahme 2 400000 Mk. betragen. Die 
thatsächliche Einnahme von rund 900 000 
Mark kommt also nur einer Verzinsung 
von l'/ 2 pCt. gleich. / 
Als ein Beispiel dafür, wie gewisse 
Kreise mit den öffentlichen Mitteln umzu 
gehen Pflegen, theilt die „Freis. Ztg." 
Folgendes mit: Ein „imposantes" Kreis- 
haus soll für den Kreis Niederbarnim in 
Berlin errichtet werden. Am Prinz 
Friedrich Karl-Ufer neben "dem eisernen 
Zirkus ist ein Grundstück für 650 000 Ji 
zu diesem Zweck erworben. Die Kosten 
des Baues sind allein auf 600 000 «U 
berechnet, rund 519 JL auf den Quadrat 
meter der zu bebauenden Fläche. Die 
Gesammtkosten von rund 1300 000 Ji 
will man, wie folgt, decken: 400 000 Ji 
hofft man durch Verkauf des jetzigen Kreis 
Hausgrundstückes zu erzielen, 600000 Ji 
aus dem Dispositionsfonds, der Rest soll 
durch eine Anleihe aufgebracht werden. 
Dabei ist das alte Kreishaus noch nicht 
verkauft und bis dahin sollen nach Bedarf 
Mittel bis zum Betrage von 400 000 Ji 
vorübergehend darlehnsweise aus der Kreis- 
sparkasse entnommen werden. Der Nieder- 
barnimer Kreistag genehmigte am Donners 
lag das vom Baurath Schmechten aufge 
stellte Projekt. 
— In der Eisenbahnverwaltung ist die 
Controle der Fahrkarten während 
der Fahrt von außen nunmehr durchweg 
verboten. Die bezüglichen Bestimmungen 
der Dienstanweisung der Zugführer und 
Schaffner haben eine dementsprechende 
Aenderung erfahren. 
Spandau, 24. Juli. Die Militär 
Verwaltung trifft soeben im Interesse 
ihrer Arbeiter eine wirthschaftlich und 
sozialpolitisch beachtenswerthe Maßregel. 
Die Militärwerkstätten sind, auf Wunsch 
der Arbeiter, den die Arbeitsausschüsse 
zum Ausdruck gebracht haben, im Begriff, 
die Arbeitsdauer der Tage vor den Sonn- 
und Festtagen anderweit zu regeln. Bisher 
ist, unter Jnnehaltung der üblichen Pausen 
durchweg an allen Werktagen bis 6 Uhr 
Abends gearbeitet worden. Sonnabends 
und am Abend vor den hohen Festtagen 
soll nun die grundsätzlich eingeführte 
lOstündige Arbeitszeit um 2 Stunden ver 
kürzt, ohne Mittagspause durchgearbeitet 
und um 2 Uhr Nachmittags Feierabend 
gemacht werden. Diese Neuerung ist 
soeben im Feuerwerkslaboratorium und in 
der Pulverfabrik mit insgesammt 3000 
Arbeitern und Arbeiterinnen eingeführt 
worden; die andern Fabriken wollen diesem 
Beispiel folgen. Den Arbeitern wird durch 
diese Verkürzung der Beschäftigungsdauer 
eine Einbuße an ihrem Verdienst nicht 
erwachsen; den gegen festes Tagegeld be 
schäftigten Leuten soll ein Lohnabzug nicht 
gemacht werden, und die auf Akkord Be 
schäftigten werden im Laufe der Woche den 
geringen Verlust mit Leichtigkeit gutmachen 
können. Die Arbeiterfamilien haben nun 
reichlich Zeit, ihre Einkäufe und Be 
sorgungen vor den Sonn- und Festtagen 
bequem zu bewerkstelligen. 
Der vor einigen Tagen in Metz wegen 
Verdachts des Landesverraths ver 
haftete frühere Wirth Sonntag ist bereits 
wieder in Freiheit gesetzt worden. Es 
scheint sich um eine Personenverwechselung 
gehandelt zu haben. 
Straßburg, 24. Juli. Seit einigen 
Tagen befindet sich in mehreren hiesigen 
Wirthschaften ein Anschlag: „Lärmen, 
Singen und politische Diskussionen 
sind polizeilich verboten." Hinsichtlich des 
letzten Punktes wird das Verbot kaum 
ernsthaft aufzufassen sein. Die Polizei 
behörde verwahrt sich dagegen, daß sie den 
Anschlag veranlaßt habe. Immerhin kann 
der Reisende, der diesen Anschlag zum ersten 
Male sieht, sich kaum des Zweifels er 
wehren, ob er nicht statt nach dem deutschen 
Reichslande in's Kosakenland verschlagen 
ist. Natürlich erregt diese Sache dahier 
großes Aufsehen. 
Graudenz, 24. Juli. Der Zahlmeister 
Giese vom Feldartillerie-Regiment Nr. 35 
ist am Mittwoch plötzlich gestorben. Am 
Mittwoch Vormittag fand eine außerordent 
liche Kassenrevision in der Wohnung des 
Zahlmeisters Giese statt, und noch während 
die Revisionskommission in der Giese'schen 
Wohnung anwesend war, ist der Tod er 
folgt. Die Kommandantur, welcher seitens 
des Regiments die dienstliche Meldung von 
dem Ableben des Zahlmeisters Giese zu 
ging, ordnete sofort die gerichtliche Unter 
suchung durch den Garnisonsauditeur sowie 
die ärztliche Untersuchung durch den Ober 
stabsarzt an. Bei dieser Untersuchung 
wurde festgestellt, daß der Tod infolge 
Herzlähmung eingetreten sei. Das durch 
mißliche pekuniäre Verhältnisse, in welchen 
der Verstorbene gelebt hat, entstandene 
Gerücht, der Tod sei durch Erschießen er 
folgt, bestätigt sich nach dem „Ges." nicht 
Großes Befremden hob die durch Ver 
fügung des Ministers für Handel und 
Gewerbe angeordnete Versetzung des Ge 
Werbeinspektors Cnyriem in Dortmund nach 
Unna in den betheiligten Kreisen hervor 
Der Beamte erfreut sich großer Beliebtheit 
bei den Industriellen wie den Arbeitern. 
Es kam deshalb bald eine Petition mit 
zahlreichen Unterschriften zu Stande, um 
die Versetzung, die einer Zurücksetzung 
gleich sah, rückgängig zu machen. Die 
Antwort auf die Petition hat der Minister 
nun gegeben. Wohl ist die Versetzung 
nach Unna aufgehoben, dafür aber die 
nach — Elbing, dem fernen Osten, ange 
ordnet und zwar schon zum 1. August. 
Diese Maßregel trifft den tüchtigen und 
beliebten Beamten um so schwerer, da er 
sich hier ein Haus gebaut. Dem Zustande 
kommen der Petition, die seine Lage wohl 
noch verschlimmerte, stand er völlig fern 
Mit einem gewissen Raffinement hat 
sich am Montag in Dresden ein 17jähriger 
Kommis das Leben genommen. Gegen 
V 2 1 Uhr Mittags betrat der junge Mann 
den Laden eines Büchsenmachers und ver 
langte einen Revolver zu kaufen. Der 
Geschäftsinhaber legte ihm zwei Waffen 
zur Auswahl vor und zeigte ihm schließlich 
auf seinen Wunsch auch eine zu dem 
Kaliber gehörige Patrone. Mit den Worten: 
„Sie erlauben!" nahm der junge Mann 
dem nichts Arges ahnenden Büchsenmacher 
die Patrone aus der Hand, um sie näher 
ans Auge zu führen. In diesem Augen 
blick trat ein zweiter Kunde in den Laden, 
um Schrotpatronen zu kaufen. Der Büchsen 
macher wendet sich einen Augenblick von 
dem jungen Mann ab, um den neuen 
Kunden zu bedienen; kaum aber hatte er 
angefangen, die Patronen abzuzählen, da 
krachte ein Schuß, der junge Mann steht 
mit dem Revolver an der Schläfe noch 
einen Moment aufrecht da, dann bricht er 
zusammen, um in der nächsten Minute 
auch schon seinen Geist auszuhauchen. Bei 
der Leiche wurden nur 5 Pfg. vorgefunden. 
Marburg (Hessen), 25. Juli. In der 
Zeit des Kornschnitts pflegen sich häufig 
unbedachte Unfälle zu erreignen. So 
hieb vorgestern eine Frau im Dorfe Win 
kels bei Weilburg einem vierjährigen 
Knaben mit der Sense den Kopf ab. Sie 
hatte nicht bemerkt, daß das Kind am 
Rande des betreffenden Ackers schlief. In 
Dromersheim schlug beim Mähen ein 17- 
jähriger Bursche seiner alten Mutter das 
eine Bein ab und verletzte sie am andern 
schwer. 
Der Briefträger Wußnick zu Thamm 
bei Senfsenberg wollte am Mittwoch mit 
einem Teschin auf Spatzen schießen. In 
der Annahme, daß die Waffe noch nicht 
geladen, legte W. bei dem Zurufe seiner 
14jährigen Tochter: „Vater, ziel' mal 
auf mich!" an und traf unglücklicherweise 
sein Kind in die Herzgegend. Der sofort 
herbeigerufene Arzt konnte nur den Tod 
feststellen. 
Eine Durchgängerin, ein etwa 16 Jahre 
altes Mädchen, das gute Herrenkleider trug 
und die Haare kurz geschnitten hatte, wurde 
dieser Tage in Friedrichshofen in einer 
Wirthschaft betroffen, als es zechende Hand 
werksburschen regalirte. Auf dem Rath 
haus gab das „Herrchen", das aus der 
Schweiz kam, seinen richtigen Namen an, 
worauf die in Ravensburg lebenden Eltern 
telephonisch unterrichtet wurden. In einem 
Packet, das dem Mädchen gehörte, sand 
man einen geladenen Revolver. Ein 
Schutzmann begleitete es auf den Hafen 
bahnhof, da es mit dem Zug heimkehren 
sollte. Als er den Damm überschritt, 
stürzte sich das Mädchen über die Hafen 
mauer in den See. Nach großer Mühe 
konnte es mit Haken lebend herausgezogen 
werden. Es wurde in das Krankenhaus 
gebracht, wo es von Vater und Schwester 
abgeholt wurde. 
BroKèUiìieîlês. 
Das von Altona seit mehreren Jahren 
ersehnte Freihasengebiet ist nach 
in Hamburg eingegangenen Mittheilungen 
vom Bundesrath genehmigt worden. 
Oldesloe, 24. Juli. Die hiesige auf 
dem Grundstücke der früheren Wollwäscherei 
errichtete Fahrradfabrik wurde dieser 
Tage von dem Gläubiger-Ausschuß für 
120000 JI an die renommirte Firma 
Dührkop in Bielefeld verkauft. 
Kiel, 24. Juli. Ueber die Kollision 
im Nordostseekanal erfahren wir 
Folgendes: Der norwegische Dampfer 
„Bankchef Falsting" befand sich mit einer 
Ladung Holz auf der Fahrt von Norwegen 
nach der Nordsee; der schwedische Dampfer 
„Faunus" war mit einer Ladung Kohlen 
von England nach Karlshamm unterwegs. 
Zwischen Rendsburg und Holtenau stießen 
beide Schiffe zusammen und erlitten schwere 
Havarie. „Faunus", dem mehrere Platten 
eingestoßen und zertrümmert wurden, er 
hielt ein Loch von ca. zwei Meter Länge 
und einem Meter Breite. Nach Vornahme 
einer Nothreparatur erreichte der lecke 
Dampfer den hiesigen Hafen, wo das 
Schiff voraussichtlich ins Dock gehen muß. 
„Bankchef Falsting" ist gleichfalls schwer, 
indeß über der Wasserlinie beschädigt und 
hat Brunsbüttel als Nothhafen angelaufen. 
Beachtenswerth ist, daß diese Kollision seit 
Monaten der einzige schwere Schiffsunfall 
ist, der sich aus der neuen Weltverkehrs 
straße ereignet hat. Das Fahrwasser ist 
in Jahresfrist wesentlich sicherer und die 
Kanallootsen sind in der Führung der 
Schiffe bedeutend geschickter geworden, so 
daß nach fachmännischem Urtheil der Kanal 
der Schifffahrt eine sichere Fahrstraße bietet. 
Kiel, 24. Juli. Ein Kinderfest auf 
dem Ausstellungsplatz im großen 
Stile ist das Neueste, was dem Publikuni 
in nächster Zeit geboten wird. Als Tag 
mr das Fest ist der 8. August in Aussicht 
genommen, ein reichhaltiges und originelles 
Programm ist vorgesehen. Begrüßung der 
Kinder durch zwei Riesenstörche, Ansprache 
seitens des Festleiters, humoristische Episoden 
wie „Eine Stunde im Cirkus Renz", 
Spektakelstücke für Knaben wie „Die Schlacht 
bei Sedan", Kindervorstellung im Aus- 
stellungstheater mit ausgewähltem Pro- 
gramm, gruppenweise Spiele mit Prämien- 
vertheilung, ein Festzug in Kostümen bei 
Tage und ein Reihenmarsch mit Papier- 
laternen nach eingetretener Dämmerung, 
das sind so die Hauptakte des Festes. Alle 
Requisiten für dasselbe werden vom Vor 
stände beschafft; und gleichwohl kostet ver 
Eintritt für jedes Kind nur 10 Pf. 
Eine Berliner Bau-Gesellschaft hat dem 
Jtzehser Magistrat den Vorschlag unter 
breitet, dort eine Privat-Markthalle 
nach Muster der Berliner städtischen Markt 
Hallen zu erbauen. Die Firma macht 
sich anheischig, ohne jede finanzielle Bei 
hülfe seitens der Stadtgemeinde, eine oder 
mehrere Markthallen, je nach dem fest 
gestellten Bedürfniß, zu bauen. Die Markt 
hallen werden solide und den Ansprüchen 
der Sicherheit und Bequemlichkeit genügend 
ausgeführt und von ihr verwaltet. Die 
Gesammtanlage, inkl. Grund und Boden, 
übergiebt sie nach 45 Jahren vollständig 
kostenlos an die Stadt zum freien Eigen 
thum. Sollte die Stadtverwaltung ein 
geeignetes Grundstück kostenfrei überlassen 
wollen, so würde die Uebergabe entsprechend 
früher stattfinden können. In dem Falle 
sollen der Stadt aus dem Unternehmen 
keinerlei Ausgaben erwachsen. Als Gegen 
leistung stellt die Firma nur die Bedingung, 
daß die regelmäßigen Wochenmärkte, 
während der vertragsmäßigen 45 Jahre 
ganz aufgehoben werden, daß in dieser 
Zeit eine gleiche oder ähnliche Anlage wie 
die hiesige nicht gestattet wird, daß das 
Gebäude frei von Gemeindesteuern und 
Abgaben bleibt und daß der Konsum an 
Gas und Wasser, ebenso wie die Ent 
wässerung zum halben ortsüblichen Preise 
seitens der Stadtverwaltung berechnet 
wird. — Der Magistrat ist einstweilen 
mit der Firma in weiteren Schriftwechsel 
getreten. 
— Owschlag, 27. Juli. Die hier 
kürzlich ins Leben gerufene freiwillige 
Feuerwehr der Gemeinden Owschlag 
und Ramsdorfist gestern eingekleidet worden; 
sie hat eine Stärke von ca. 40 Mann. 
Das Kommando der Wehr besteht aus dem 
Hauptmann Halbhufner Jürgen Kühl, dessen 
Stellvertreter Halbhufner Detlef Schnack 
dem Schriftführer und Kassirer Lehrer 
Goos, dem Führer der Steigerabtheilung 
Halbhufner Marx Rathje und dem Führer 
der Spritzenmannschaft Hufner Claus Goos, 
sämmtlich in Owschlag. Die Ausrüstungs 
requisiten sind bezogen aus der bewährten 
Fabrik Lieb in Biberach in Württemberg. 
- Kropp, 27. Juli. Unser Kirchspiel 
wurde innerhalb 8 Tagen von 3 Bränden 
heimgesucht. Gestern Nachmittag brannten 
in Gr.-Rheide die Gebäude des Kaufmanns 
Jordt nieder, deren Bewohner abwesend 
waren. Merkwürdig ist, daß alle 3 Brände 
in der Zeit von 2—3 Uhr Nachmittags 
entstanden. 
GD Tetenhusr«, 27. Juli. Am gestrigen 
Sonntag unternahm der hiesige Gesang 
verein eine Dampfertour zur Ausstellung 
nach Kiel, an der sich ca. 80 Personen 
betheiligten Die Abfahrt von Rendsburg 
erfolgte um 6 '/ 2 Uhr, und verlief die 
Hinfahrt auf das Angenehmste; lustige 
Weisen der an Bord befindlichen Musik 
wechselten mit beifällig aufgenommenen 
Vorträgen der Sänger. An der Aus 
stellungsbrücke angekommen, begaben sich die 
Ausflügler in die Ausstellung. Um 7 Uhr 
legte der Dampfer wieder an der Brücke an. 
Die Rückfahrt verlief in derselben Weift 
wie die Hinfahrt, bis man um 10 Uhr 
Abends wieder in Rendsburg anlangte. 
Die Theilnehmer waren sämmtlich befriedigt 
über den Verlauf der diesjährigen Ver 
gnügungstour. Der Verein hatte zu dieser 
Fahrt den Breiholzdampfer „Marie" ge- 
chartet. 
—n Jevcustedt, 26. Juli. Die Mit 
glieder des Lehreroereins für das Kirch 
spiel Jevenstedt hatten gestern in Wester- 
rönfeld sich versammelt. Herr Lehrer 
Gribboh m-Freudenbergführte denKiiÄer« 
der dortigen Oberklasse die Veredelungskunst 
des „Okulirens vor. — Unsere Landleute 
stehen mitten in der R 0 ggenernt e. Ver 
schiedene Besitzer sind bereits beim Ein 
fahren und einige auch schon fertig damit. 
Der Ertrag ist im Allgemeinen sehr be 
friedigend. — Die Maul-und K lauen- 
seuche scheint hierorts leidereinen bedroh 
lichen Charakter annehmen zu wollen. Von 
einem Tag zum andern ist dieselbe im Zu 
nehmen begriffen und sind daher an ver 
schiedenen Stellen Warnungstafeln ange 
bracht. Auch ist jegliches Biehtreiben 
durchaus verboten. 
< Fockbeck, 26. Juli. Das heute Nach 
mittag in dem Saale des Gastwirths 
Broderius hier veranstaltete Missionsfest 
erfreute sich eines genügenden Besuches. 
Die Eingangsrede hielt Herr Candidat 
Favrenberg-Kiel. Das Fest nahm einen 
schönen Verlauf. — Mit dem Einfahren 
des Roggens ist man hier überll bereits 
begriffen. 
X Rendsburg, 27. Juli. In eine 
mißliche Lage gerieth gestern Abend eine 
mit der Bahn gekommene hiesige Familie, 
indem sie in der Jungfernstiegstraße von 
zwei anscheinend betrunkenen Maurern 
angerempelt wurde. Ein erwachsener 
Sohn wurde von den Unholden derartig 
zugerichtet, daß er in die elterliche Woh 
nung getragen werden und sofort ärztliche 
Hülfe in Anspruch nehmen mußte. Der 
Polizei gelang es, eines der beiden 
Rowdis habhaft zu werden, während der 
andere entkam. Hoffentlich wird auch 
dieser ermittelt und beiden eine exemplarische 
Strafe zu Theil werden. Wegen Ver 
übung großen Unfugs wurden gestern 
Abend mehrere Personen in Haft genommen. 
Im Manne dunkler Gewalten. 
Roman von Slfried v. Hohenstein. 13 
Zum ersten Mal mußte Waldenburg sich entfer 
nen, ohne sie begrüßt zu haben. Er that es ungern und 
zögernd, und als sie auch am nächsten Tage nirgends 
zu erblicken war, zweifelte er kaum mehr an einem ab 
sichtlichen Vermeiden. Leidenschaftliche Gereiztheit und 
nnbezwingliche Sehnsucht rangen in ihm. Er meinte, 
noch nie ein Weib so heiß geliebt zu haben, wie Rosa, 
ja es schien ihm, als sei sie sein guter Genius, der ihm 
wie eine weiße Taube voranschwebe auf der so schwer 
zu findenden Bahn zum wahren Erdenglück, als sei 
alles, was er früher erlebte, gar nicht des Erlebens 
wert gewesen und er jetzt erst — von einem unheil 
vollen Bann erlöst, der Geist und Körper in Fesseln 
schlug — fähig, ein neues, thatkräftiges, hoffnungsvolles 
Dasein zu beginnen. Er konnte und wollte sie, die die 
ses Wunder wirkte, nicht missen; hatten ihm doch ihre 
unschuldigen Augen, die nicht zu lügen und zu ver- 
bergen verstanden, längst das Geheimnis des jungen, 
zu Leid und Wonne, erwachten Herzens verraten. 
Immer mächtiger wurde der Wunsch, sie wieder 
zu seben, sie einmal allein zu sprechen und endlich war 
seinem Ungestüm nicht mehr zu wehren. Mit den Wor 
ten : „Ick kann heute nicht niehr arbeiten, mir fehlen 
Lust und Sammlung," stieß Waldenburg den Stuhl 
zurück, legte die Palette weg und stand auf. 
„Immer wieder diese Unruhe, diese jäh wechselnde 
Stimmung. Sie ist ihre schlimmste Feindin," bemerkte 
Reck. „Man leistet nichts Großes, wenn man nicht alle 
Gedanken auf das Kunstwerk zu konzentrieren vermag. 
Eine solche Zerfahrenheit des Gemüts läßt kein tüchtige» 
Schassen aufkommen." 
Er hatte mit einer gewissen Strenge gesprochen, und 
fast drängte cs Albert, den jeder Tadel reizte, zu einer 
heftige» Erloiderung; er unterdrückte sie jedoch und 
nahm mit raschem Gruß Abschied. — Ja, ruhiger wer 
den, wer sich das gebieten könnte! Es wogte ja wie das 
stnrmbcweate Meer selbst in seinem Innern. 
Der Morgen hatte Regen gebracht, jetzt war die 
Sonne siegreich durch die Wolken gedrungen und ließ 
unzählige Diamaliten an Halmen und Blättern schim- 
niern. Ein Tropfen und Rieseln von Zweig zu Zweig 
erfüllte die laue, duftende Luft, aber der Boden sog 
die Feuchtigkeit durstig ein, so daß die wohlgepflegten, 
mit Sand bestreuten Wege des Gärtchens fast trocken 
waren. 
Waldenburg blieb stehen. Dieses kleine Bliimen- 
paradieS konnte man eigentlich Rosas Reich nennen. 
Hier hatte er oft ihr stilles Walten beobachtet und ihre 
anmutigen, graziösen Betvegungen, wenn sie sich bald 
zu den jungen, frisch eingesetzten Pflanzen herabdncktc, 
bald die seingerundcte» Arme erhob, um einen früchte 
schweren Ast des Kirschbannies herunter zu ziehen. Was 
bewog sie jetzt, sich zu verbergen? Koketterie geiviß nicht. 
Das holde, einfache Kind mochte wohl kaum die Bedeut 
ung dieses Wortes kennen. — Schon wollte er den 
Garten verlassen, da wehte der Wind etwas Weißes, 
Flatterndes über den Weg und auf die Wiese, wo es 
an eincmZweig feurigroter Geranie» hängen blieb. Es 
war ein kleines zierliches Taschentuch und kam aus der 
Laube geflogen. Albert hob es auf, folgte dieser Spur 
und stand vor der Gesuchten. Er faßte die kleine Hand, 
die sich ihm schüchtern entgegenstreckte, und hielt sie 
fest. Als Rosa den gesenkten Kopf erhob, begegnete sie 
einem so leidenschaftlichen, heißen Blick, daß es ihr wie 
ei» glühender Strom zu dem ängstlich schlagenden Her 
zen floß. 
Was Waldenburg zu ihr sprach, erfüllte sie mit nie 
gekannter Empfindung. Voll stuiiimenEntzückeiis lauschte 
sie und verinochte nichts anderes zn denken, als daß cs 
ihr vergönnt >var, eine» volle» Zug aus dem Becher 
höchsten Glückes zu thun. Weltvergessen, lächelnd und 
doch den aufquellenden Thränen nicht wehrend, diedas 
tiefe Blau ihrer Augen immer aufs neue verdunkelten, 
hörte sie zu, die Lippen halb geöffnet, wie »m seine 
liebestrunkenen Worte einzuatmen. Dann aber »verfiel 
sic wieder eine jähe Traurigkeit, ein plötzliches, ver 
nichtendes Weh bei dem Gedanken an Richard. Dem 
Jubel folgte brennender Schmerz. Aus dem feligruWun- 
verlande war Rosa zur Wirklich keit zurückgekehrt. Wie 
in Nacht getaucht lag die Zukunft vor ihr. In den Zügen 
des erblaßten Gesichtcheus drückte sich eine unbeschreib 
liche Hilflosigkeit auS, und aufschluchzend stammelte sie : 
„Es kann ja nun und nimmermehr sein. Besser, wir 
sehen uns nie wieder!" 
„Warum? Wer sollte uns trennen?" forschte Wal 
denburg. In seinen Augen funkelte es düster und dro 
hend. 
„Mit Gewalt wohl niemand," ertviderte sie leise, 
„aber ich weiß, daß ich meinen Pflegeeltcrn ein schweres 
Leid bereiten tvürde, und daS soll nicht geschehen, denn 
ich muß ihnen so dankbar sein, als tväre ich ihr eigenes 
Kind, ja mehr noch, weil keine verwandtschaftlichen 
Bande uns vereinen und sie mich doch so vollständig 
vergessen machten, daß ich eine Waise bin. Mein Glück 
darf nicht auf dein Grabe ihrer Hoffnungen erblühen." 
„Was für Wünsche und Erwartungen, die nicht auch 
durch mich erfüllt werden könnten, hegen sie denn?" 
fragte Albert, und der hochmütige Zug prägte sich wieder 
deutlicher ais je in seinem Antlitz aus. Rosas Lippen 
zuckten und flüsterten etwas Unverständliches. Er konnte 
die Worte nicht unterscheiden, nur der wehmütige Klang 
der ©tim»«, das Ratlose, Hilfsbedürftige, das sich j„ 
der ganzen Erscheinung des jungen Wesens ausdrückte, 
ergriff ihn wunderbar und ließ ihm das Mädchen noch 
holder und begehrenswerter erscheinen. Nein, welcher 
Art das ungeahnte Hindernis auch war, es durfte nicht 
zur trennenden Schranke zwischen ihnen werden. Mit 
hinreißender Beredtsamkeit schilderte er seine ruhelose, 
an Täuschungen reiche Vergangenheit und gestand, daß 
er fein eigenes besseres Selbst in diese», wilden Jagen 
nach einem, stets vor ihm fliehenden Glück verloren habe 
und es nur wiederfinden könne, wenn der Stern reiner, 
treuer Liebe seinen Pfad erhelle, daß er nach einem 
verfehlten Leben, nach nutzlos verschleuderten Jahren 
sich an das keusche Empfinden einer uneutn,echten Seele 
klamniern müsse, wie an den letzte» Halt, die letzte Hoff 
nung seines Dasein». 
Es tvar ihr, als erblicke sie eine ganz fremde Welt. 
Die Erkenntnis, eine Notwendigkeit für ihn geworde» 
zu sein, blendete fie förmlich wie ein jäh hervorbrecht 
der Lichtstrahl. 
Ein Fenster klirrte. Frau Reck rief nach der Pflegt 
tochter und löste damit den Zauber, der alle Sin"! 
Rosas fesselte. Mit einem flüchtig gestammelten GcM 
huschte das Mädchen fort und in'S HauS. 
Im Begriff, auS dem Garten zu treten, begegnet' 
Waldenburg dem Maler und dessen soeben eingetroffen 
neu Sohn. Die beiden jungen Männer sahen iich z»H 
ersten Mal. Einander vorgestellt, wechselten sic einig' 
Worte, und als sie schiede», nahm jeder die Ueberze» 
gung mit. daß ihin der andere nie sympathisch werde« 
könne. 43,16 
Mit offenen Armen eilte die Mutter dem 
behrten entgegen. Ihr folgte Rosa und reichte ity 
beide Hände; doch so freudig und unbefangen w>' 
früher vermochte sie ihn nicht zu begrüßen, und ity* 
Beklommenheit wuchs, als sie mit Richard allein >va« 
Dann wurde ihr bange vor der Frage, die '0' 
sie wußte es ja, auf den Lippen schwebte. Dar 
schlug ihr zu," Zerspringen. Mit tätlicher Angst han' 
sie der Stunde, wo er die Aiitwort von ihr fordek' 
würde, und zagte vor der Entscheidung, wohl sühle"^ 
daß ihr der Mut fehle, den Freund zu kränken, u" 
daß sie doch nun und nimmermehr die Kraft habe, ifc*? 
Liebe zu entsagen. Doch Richard sprach die gefürctstx 
Frage nicht aus^ Sein Blick wurde nach ernster şş 
strenger, seine Stiiiiine mitunter noch rauher als sşş 
der herbe Zug um den Mund vertiefte sich ; doch des 
sprächeS, welches er vor seinem Scheiden mit ihr sütft'^ 
wurde nicht Erivähniing gethan. Bergessen hatte ecJ 
freilich eben so wenig wie sie. im Gegenteil drehten ft, 
seine Gedanken immer um diesen einen Punkt. EndU^ 
fing Richards Schweigen Rosa zu ängstigen an; de" 
es ließ sie ahnen, daß er das Geheimnis ihrer SX 
ersorscht habe. Diese Verumtmiq ivar keine irrige lw 
wurde einige Tage später durch die Worte bestätigt:,^ 
hast Dich sehr geändert. Rosa. Man könnte glaube', 
ich sei nicht Wochen-, sondern jahrelang fortgeiveft" 
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von hier 
gebracht, 
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gleitet h, 
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