isen,
o, Ş
n der ■
k ■
= m
''
>». O
^ vom
hülfen
Gvfcheint tägLich.
Bezugspreis:
vierteljährlich 2 .4-—, frei ins Haus geliefert
2 Jt 15 Ķ
für Auswärtige, drtrch die Post bezöget:
2 J( 25 A
fed. Postprovision tc., jedoch ohne Bestellgeld.
JnsertioilsprciS: pro Petitzeile 15
ArLtestes und gelrsenstes Klatt im Kreise Uendsdurg.
Anzeigen fiir die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
-H- 89 stet Jahrgang.
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Liesenmg
dieses Blattes vorbehalten.
Ms Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode Und Heim" gratis beigegeben.
3000 Abonnenten.
Wo. 174.
Sonnabend, öen 25. Juli
1896.
ten
ids.
ethschaft.
bau und
nd zehn-
lt, sucht
liebsten
er H. B.
beten.
i
«Ölung
I, part.
Höh».
dienen.
düngen
lloster).
den,
35.
shaltes
lusfrau
gesucht.
Hohn.
MUNK
October.
159.
Löwen-
ews.
I Stube,
tung in
:e Leute.
»2»
ihnung
t sofort
rcrö.
Hk«
rn nebst
kenö.
ober
mit Zu
haussee)
li
he 9.
mg von
'trage.
lung
oņstigen
miethen.
enbl.
che).
Mel.
. 8 Uhr.
1 „
Morgen-Depeschen.
Nordfjordeid (Hellesylt), 24. Juli. Die
»Hvhenzollern" traf gestern Abend von
îok im Geirangerfjord ein. Der Kaiser
feuchte Nachmittags einen längeren Spazier
an Land. Das Wetter ist noch
'feiner unsicher.
Loudon, 24. Juli. Kaiser Wilhelm
fendte dem neuvermählten Paare, dem
Minzen Karl von Dänemark und der
Prinzessin Maud, mehrere kostbare Vasen
^ņd Armleuchter als Hochzeitsgeschenk
(iuch herzliche Glückwunschtelegramme sandte
Ņ deutsche Kaiservaar.
London, 24. Juli. Ein nach Montevideo
^stimmtes Schiff „Herbert Fuller" lief in
Halifax ein, nachdem die meuterische Be-
fetzung den Capitän, dessen Frau und den
Steuermann ermordet hatte. Die
Mannschaft wurde verhaftet.
Karlsstad (Schweden), 24. Juli. Der
Kampfer „Freya" ist auf dem Frykensee
gekentert und gesunken. Nur der Capitän,
In Matrose und drei Passagiere wurden
giertet, zehn Personen ertranken,
Drunter die Frau und zwei Kinder des
Kapitäns.
Paris, 24. Juli. In der Presse wurde
!!?f einen Finanzskandal in der Pariser
Stadtverwaltung hingewiesen. Nach heuti-
Blätterberichten handelt es sich darum,
durch die Beschleunigung gewisser
ganze
^beiten ein provisorisches Deficit von
J Millionen herbeigeführt worden ist.
-cherdings folge daraus, daß beispielsweise
.tk Schulbauten, für die acht Millionen
ņ s Budget eingestellt waren, unterbleiben
Aussen, weil das Geld anderweitig ver
endet worden ist.
Paris, 24. Juli. Der „Evönement"
Absichert, daß der Vizekönig Li-Hung-
Mang in St. Etienne eine beträchtliche
Gestellung an Gewehren machen werde.
^ werde auch mit der Regierung behufs
Entsendung französischerJnstruktionsoffiziere
Ur die chinesische Kavallerie u. Infanterie
unterhandeln. Die Jnstruktionsofffziere
(er Artillerie werden aus dem deutschen
eere entnommen.
Wien, 24. Juli. Beim Besuch des
Nssischen Kaiserpaares in Wien wird die
ìlnşerin Elisabeth anwesend sein und per-
dnlich die Honneurs machen.
Pest, 24. Juli. Heute Mittag gerieth
"folge Kurzschluffes auf der Untergründ
en, welche bekanntlich die Stadt mit der
Ausstellung verbindet, ein Wagen in
drand. Die sechs in dem Waggon be
findlichen Personen konnten noch rechtzeitig
gerettet werden. Der Verkehr wurde vor
läufig eingestellt.
Athen, 24. Juli. Auf Kreta erwartet
man täglich, daß die Christen mit den
Türken zusammenstoßen. Angesichts der
Haltung der Großmächte sind die Auf
ständischen entschlossen, sofort nach Ablauf
der der Pforte zur Entscheidung über ihre
Forderungen gestellten Frist die Vereinigung
Kretas mit Griechenland zu proklamiren,
eine eigene Volksvertretung zu wählen und
eine provisorische Regierung zu konstituiren.
Petersburg, 24. Juli. Der Zar beauf
tragte den Fürsten Lobanow, wegen der
von den Türken in Kleinasien und auf
Kreta verübten Gewaltthaten bei der Pforte
vorstellig zu werden. Außerdem veranlaßte
der Zar den Herausgeber der „Peters
burger Wjedomosti", eine antitürkische
Preßcampagne einzuleiten.
Darmstadt, 24. Juli. Die 2 Kammer
nahm heute die Vorlage, betreffend den
Staatsvertrag mit Preußen, sowie den
Ankauf der hessischen Ludwigsbahn, an.
Hirschberg (Schlesien), 24. Juli. Heute
Nacht lief der letzte, um 11 Uhr 24 Min.
hier fällige Personenzug aus Berlin vor
der Station Reibnitz auf den dort halten
den Güterzug u. zertrümmerte drei Wagen
deffelben. Personen wurden nicht verletzt.
Der Unfall hat nur einige Zugverspätungen
nach sich gezogen.
Thorn, 24. Juli. Sämmtliche Ange
schuldigte in der Spionage-Affäre sind durch
den Criminal-Commiffarius v. Tausch dem
Landgerichte in Thorn überliefert worden.
t Thorn wird auch die Vorunter
suchung geführt. Die Meldung, daß der
verhaftete Schachtmeister Fahrin Zugang
zu den Forts gefunden und seine Kenntniß
der Ortslage in verbrecherischer Weise
verwerthet habe, wird auch durch ander
weitige Mittheilungen von gut unterrichteter
Seite bestätigt.
Posen, 24. Juli. Der „Posener Ztg "
zufolge stürzte heute Nachmittag bei der
Besichtigung der Festungswerke durch eine
Anzahl Kriegsschüler aus Neiße eine Brücke
beim Fort Winiary ein. Mehrere Kriegs-
schüler wurden theils leicht, theils schwer
verletzt.
Berlin, 24. Juli. Gegen den Atten
täter, der den P olizeiobersten Krause
angegriffen hatte, ist nunmehr Anklage er
hoben worden. Der mehrfach genannte
Anarchist Koschemann wird als der Thäter
angesehen. Die Anklage lautet gegen
Koschemann und Genossen auf Mordver
such und Beihülfe dazu.
Musternd.
Arankveia,.
Paris, 24. Juli. Das Teeret, das den
Zoll auf fremd en Zucker, entsprechend
dem Betrag der deutschen Ausfuhrprämie,
erhöht, ist gestern dem Präsidenten Faure
zur Unterzeichnung nach Havre übersandt
worden, damit es am 1. August in Kraft
treten kann.
Lille, 24. Juli. Der Prüftet Beldurand
hatte in Voraussicht der Ereignisse ein
Regiment Jäger und 500 Gendarmen nach
Lille berufen taffen. Die Rauferei zwischen
den Patrioten und den Internationalisten
begann Nachmittags bei Ankunft der deut
schen Gäste am Bahnhöfe, setzte sich fort,
während in der Maire der Ehrenwein
credenzt wurde, und erreichte ihren Höhe
punkt vor dem Palais Rameau, wo die
Gesellschaft um 10 Uhr Abends den Ehren-
punsch einnahm. Aus der Estrade saßen
hier als erwählte Vorsitzende neben dem
Maire Liebknecht, Adler aus Wien, der
Spanier Jglesias und der Rumäne Anatasiu.
Während Liebknecht das Thema behandelte,
daß die Socialisten die französisch-russische
Allianz bekämpfen müssen, weil der ge-
fährlichste Feind der Socialdemokratie der
Zar sei, flogen durch die zertrümmerten
Scheiben große Steine in den Saal. Die
Menge draußen pfiff und johlte unaus-
hörlich. Die Patrioten waren entschieden
in der Majorität. Die sogenannte inter
nationale Hymne wurde durch die Mar
seillaise übertönt, dazwischen ertönten fort
während Ruft: „Hoch Frankreich! Fort
mit den Preußen!" Singer, Liebknecht und
Fischer verließen das Palais Rameau erst,
nachdem es der Gendamerie gelungen war,
den Platz frei zu machen.
Bulgarien.
Sofia, 24. Juli. Der Staatsanwalt
des Gerichtshofes der ersten Instanz wird
heute die Akten über die Ermordung
Stambulow's unter Anschluß seiner
Schlußfolgerungen dem Gerichtshöfe zu
stellen. Der Prozeß wird großen Umfang
annehmen. Wie es heißt, sollen 130 Be-
lastungszeugen vernommen werden. Die
Anklage richtet sich gegen 5 Personen, von
denen 3 verhaftet und 2 abwesend sind.
Orfierreich-Ungaru.
Wien, 24. Juli. Der Ministerpräsident
Graf Badem empfing eine Abordnung von
Wiener Industriellen, die um Schutz vor
dem Terrorismus der socialistischen Führer
baten. Badeni sagte die Erfüllung der
Wünsche der Industriellen im Rahmen der
bestehenden Gesetze zu.
Schweden.
Stockholm, 24. Juli. Das „Aftonbladet"
erhielt von Andres folgendes Telegramm
von der Dänischen Insel vom 18. d. M.,
von Tromsö am 22. abgesandt: Die
Arbeiten der Expedition dauern ohne Unter
brechung in befriedigendster Weise fort.
Die vierte Etage des Ballonhauses ist in
der Aufführung begriffen. Die Füllung
des Ballons findet Anfang nächster Woche
statt. Demnächst wird die Auffahrt vor
sich gehen, wenn der Wind günstig ist.
Inland.
In Gegenwart der Kaiserin und der
drei ältesten Prinzen hat gestern in Kassel
eine Gefechtsübung zwischen zwei Bataillonen
des 83. Infanterie-Regiments stattgefunden.
Die Kaiserin war zu Pferde erschienen.
Die Prinzen stellten sich in Schützenlinie;
sie wurden von dem der Uebung bei-
wohnenden Divisionscommandeur v. Cöllns
und den Brigadecommandeuren v. Pfuhl
stein und Perthes auf verschiedene Details
des Gefechts aufmerksam gemacht. Die
Kaiserin dankte nach Schluß der Uebung
den Osficieren für das Gesehene; den Unter-
officieren und Mannschaften spendete sie
je ein Liter Bier.
— Das Pastorentelegramm des
Kaisers ist, wie dem „Hannov. Cour."
als verbürgte Thatsache mitgetheilt wird,
umredigirt worden, ehe Frhr. v Stumm
in den Stand gesetzt wurde, es zum Druck
zu befördern. Einige Sätze der ursprüng-
lichen Fassung sollen noch erheblich
markanter gelautet haben. Zuerst >war
das Telegramm nicht für die Oeffentlichkeit
bestimmt. Herr v. Stumm habe in seiner
in Neunkirchen gehaltenen Rede die ersten
Aenderungen gemacht und damit eine
Indiskretion begangen. Erst nachdem
diese Indiskretion stattgefunden hatte und
nicht mehr aus der Welt geschafft werden
konnte, hat der Kaiser die Veröffentlichung
des Telegramms befohlen. Angesichts
des aufdringlichen Uebereifers, mit dem
die Stumm'sche Presse fortgesetzt für ihre
Thaten „die uneingeschränkteste und aus
drücklichste Billigung" ins Gefecht führt,
erscheint es dem „Hann. Cour." angebracht,
endlich hierzu ein offenes Wort zu sagen.
Die Veröffentlichung des sogenannten
Pastorentelegramms sei ein politischer
Fehler gewesen, für den zwar nicht die
amtliche Regierung, wohl aber die nicht
amtliche Stumm'sche Nebenregierung die
Verantwortung treffe.
— Wie die „Voss. Ztg." hört, beab
sichtigen Hofprediger a. D. Stöcker, Pfarrer
Lie. Weber - Gladbach und Profeffor Dr.
v. Nathnsius - Greifswald, die Zusammen-
kunft evangelischer Männer, die auf Grund
des bekannten Aufrufes im Herbst in
Berlin stattfinden soll, „Kirchlich-sociale
Konferenz" zu benennen. Die Herren
tragen sich mit dem Gedanken, daß sich
aus dieser Conferenz ein deutsch-evangelischer
Kirchenrath entwickeln könne, der die ein
zelnen evangelischen Landeskirchen umschließt.
— Die infolge des Hannoverschen
Spielerprozesses verabschiedeten Offi
ziere sind, woran die „Weser-Ztg." gelegent
lich einer Mittheilung über die Ab-
kommandirungen zur Reitschule in Hannover
erinnert, bis aus zwei wieder angestellt;
etliche, darunter auch ein bekannter Herren
reiter, thun vorläufig als Reserveoffiziere
Dienst; ihre Einrangirung in die betreffen
den Regimenter als aktive Offiziere soll
aber demnächst zu erwarten sein. Alle
Berichte aus Hannover konstatiren, daß
die Spielwuth daselbst unter den zur Zeit
nach dort kommandirten Reiteroffizieren
vollständig erloschen ist; der hannoversche
Prozeß und seine Lehren haben doch tiefen
Eindruck gemacht.
— Zum Entwurf des neuen Handels
gesetzbuchs haben die Aeltesten der Ber
liner Kaufmannschaft an das Präsidium
des deutschen Handelstages, das bekannt
lich eine Einladung an alle kaufmännischen
Korporationen zur kommissarischen Be
rathung des Entwurfes erlassen hat, ein
Schreiben gerichtet, mit dem Ersuchen, an
zuständiger Stelle dahin zu wirken, daß
der Entwurf vom Reichsjustizamte dem
Bundesrathe nicht eher vorgelegt werde,
als bis dem an dem Entwürfe doch am
meisten interessirten Handelsstande die
nöthige Zeit gelassen sei, sich durch seine
berufenen Vertretungen darüber zu äußern.
Die Aeltesten gehen dabei von der Ansicht
aus, daß die berufenen Vertretungen nicht
in der Lage sein werden, vor Anfang
oder Mitte Oktober die Berathung des
Entwurfs mit der seiner Wichtigkeit ange
messenen Gründlichkeit zu Ende zu führen,
da doch im Juli und August wegen der
§nr Manne dunkler Hervatten.
Roman von Elfried v. Hohenstein. 10
Zuweilen bricht, einer Flammengarbe gleich,
sards leidenschaftltcheS Empfinde» hervor, doch das
nur seltene Momente, dann klingt alles, was er
wieder ruhig; ja, daß ich eS eingkstehe: mitunter
'3® r nüchtern. Man glaubt einen Menschen zu hören,
fe das Alltäglichste genügt, für den es weder Şchmer-
noch Wonnen, weder Leid noch Seligkeit giebt, der
Frieden ist, wenn die Ernte gut ansfällt, wenn er
; n «n Besitz an Ländereien vergrößern kann und der
?>>en Sinn für Höheres hat. De», ist aber nicht so.
um das zu erkennen, UM sein ganzes Wesen zu
Men und zu verstehen, muß man selbst mit ganzer
an ihm hängen!"
«Und thut das Ihre Pflegetochter?" Der Doktor
j^wte fast die unwillkürliche'Frage, denn sowohl Reck
° «nch dcffen Gattin schienen unangenehm berührt.
, «Sie wuchsen wie Geschwister auf," erwiderte letz-
nach kurzem Schweigen. „Dar Mädchen war von
gewöhnt, bei ihm Schutz zu suchen, ihn znmBcr-
«ten ihrer kindlichen Wünsche und Sorgeit zu ma-
Sie sieht seinem Kommen stets mit Freude entge-
^ Wir fragten und forschten nicht und verlangten
fenals, bajj sie den Schleier zarter Zurückhaltung und
.numerischer Schüchternheit hebe. An Richard ist es,
I ! 9 r zu sprechen, »nd dann werden beide, deffen bin
s getviß, Hand in Hand unsern Segen erbitten. Bor-
'!sen, eigenmächtig die Entschkidniig herbeiführen, das
" ,e u"r vor als risse ich gewaltsam cine Knospe anS
^ Hülle, anstatt abzuwarten, bis sie von selbst ihre
"atterpracht entfaltet."
Meiidel stand ans. „Mögen sich alle diese Hofsnnn«
U'n reichstem Maße erfüllen!" rief er, Aöschied »eh-
kehrte <î nochmals um und sagte: „Darsich
Herrn von "Waldenburg, wenn er hier eintrifft,
U Menehiiie Mitteilung machen, daß Sie die Pflege
>Sh Weitcreiitwickeluug seines schönen Talents über-
m 0i wollen?"
«Ja," stimmte Reck etwas zögernd bei, „obtvohl
ich nicht leugnen kann, daß Sie ein gewisses Vorurteil
in mir weckten."
„Ich war Ihnen natürlich volle Aufrichtigteit schul,
big. Waldenburg giebt zu. daß er seine Ausgaben mik
seinen BermögenSverhältnisien nicht in Einklang zu
bringen wußte und infolge deffen in Wnchererhände
geriet. Ich finde eS aber immerhin achtutigSwert, daß
er wenigstens den Rest des einstigen Reichtums retten
und ein neues Leben beginne» will; sein Streben wird
von Erfolg begleitet sein. Allerdings bin ich mehr Kunst
freund als Kunstkenner und kann mir deil Eindruck
schildern, welchen ich von seinen Bildern und Skizzen
empfing. Die Landschaften sind düster und unheimlich,
aber man fühlt sich gefcffelt, man kann den Blick nicht
mehr abwenden, man belebt sie univillkürlich im Geiste
mit menschlichen Gestalten. ES ist, als habe sich auf
diesem wildromantischen Fleck der Erde, den wir auf
der Leinwand sehen, ein tragisches Ereignis abgespielt.
Die künstlerische Ruhe fehlt freilich vollständig. DaS
erscheint alles so zerfahren, so regellos, gleichsam wie
vom Sturme durcheinander geschüttelt. Er sagt sich
das selbst, und auê dieser Erkenntnis stammt eben sein
Wunsch, bei Ihnen, dem berufenen Meister, ernste Stu
dien zu machen."
„Auf Ihre Fürsprache bin ich bereit, ihm mein HauZ
zu öffnen. Was ich Ihnen von unserer Pflegetochter
und von unseren Pläne» erzählte..."
«Bleibt natürlich unter uns."
Mit einem herzliche» Händedruck schieden sie. Unter
dessen hatte» Rosa und Richard das Ziel ihrer Wander
ungen erreicht. Der unendliche Meeresspiegel mit sei
nen leuchiendeii Farben dehnte sich vor ihnen ans. Nickt
wild und erregt brausten die Wogen heran, sanft into
schmeichelnd umkosten sie den Strand. Der Wind hob
spielend des Mädchens blondes Haar und ließ es wie
Goldfäden wieder aus die weiße Stirn zurückfallen,
welche von dem etwas nach rückwärts geglittenen Stroh-
hut nicht verdeckt wurde. Das stahlblaue Sommerkleid
umfloß weich die kindliche Gestalt, und wenn es sich,
vom Luftzug erfaßt, flatternd bewegte, gab eS ihr das
Aussehen einer Libelle.
Der Landwirt sah ans seine junge Gefährtin nieder
mit einem Ausdruck, der deutlicher als Worte kündete,
wie unendlich teuer sie ihm war, allein ihr Blick ruhte
ans dem leicht gekräuselte», sonnigglitzernden Wellen
bild und suchte den seinen nicht. Gerade heute drängte
es aber Richard, ihr sein übervolles Herz zu erschließen.
„Rosa." begann er und seine Stimme klang viel
weicher als sonst, „Rosa, einmal möchte ich eS von Dir
hören, daß Du mir so recht von ganzer Seele gut bist."
Lächelnd wandt e sie sich zu ihm. „Ist denn das nicht
selbstverständlich, Richard? Wen sollte ich wohl nach
den Eltern lieber haben als Dich?" Wie schwesterlich
freundlich, wie unbefangen diese Worte gesprochen wur
den. Das zarte Rot der Waugen vertiefte sich um keine
Schattierung.
„Aber kannst Du Dir da« Leben an meiner Seite
schön und glücklich denkeic?"
„Die Gegenwart gefällt mir so wohl, daß ich mich
überhaupt noch nicht viel nnt der Zukunft beschäftigte."
Er niochte auf eine andere Antivort gehofft haben
und enttäuscht sein. Es flog wie ein Schatte» über sein
Gesicht, dennoch fuhr er ohne auffallende Erregung
fort: „So thue eS jetzt. Ich Haffe alles Unklare, nur
mit halben Worten Angedeutete und könnte eher einen
großen Schmerz, als einen Zweifel ertragen. Die El
tern wünschen uns vereint zu sehen, wir beide wissen
es. warum sollen wir also nicht offen und ehrlich da
rüber reden?— Glaubst Du, daß Dir Gut Blu-
mciian eine liebe Heimat werden ivird und daß ich Dir
alles zu geben vermag, was Du von dem Leben ver
langst »nd erwartest?"
Sie zauderte ein wenig und entgegnest dann: „Wa
rum diese Frage, die ich selbst niemals an mich rich
tete? Du forderst, daß ich Dir meine ganze Seele ent
schleiere, und vergönntest mir bis jetzt noch nie, einet:
tiefen Blick in die Deine zu thun "
«Du hast ein Recht, das zu sage». Ließ ich es doch
bisher unausgesprochen, daß Du mir das Höchste und
Teuerste bist. Freilich, mit glühender Beredsamkeit ver
mag ich eS Dir nicht zu versichern. Du mußt schon
meinen schlichten Worten glauben. Inniger, treuer,
ausdauernder wird Dich keiner lieben. Könnte ich Dir
die Welt in ein irdisches Paradies verwandeln, so würde
mir kein Opfer zu schwer sein. Den redlichste» Willen,
'Dir jeden Kummer fern zu halten und Dein Geschick be-
neidenswert schön zu gestalten, habe ich; ob aber auch
die Fähigkeit, darüber vermagst nur Du allein zu ent
scheiden. Deshalb frage ich: Wirst Du mir gern nach
Blumena» folgen?"
„Ja," erwiderte sie nach kurzem Zögern. „Me«
Gute kam mir von den Eltern und Dir. In jede freund
liche Erinnerung ist Dein Name verwoben. So lange
ich denken kann, habt Ihr mich mit liebevoller Sorgfalt
umgeben und standet niir am nächsten. Zu Euch ge
höre ich für immer. Ja, Richard, ich .. ."
„Sprich nicht auS!" unterbrach er sie. „Dü bist noch
nicht mit Dir selbst zu Rate gegangen. In einiger Zeit
werde ich meine Frage wiederholen. Doch ist e» Dir
unmöglich, sie miteinem freudigen „Ja!" zu beantwor
ten, dam, täusche mich und Dich nicht. So tief auch die
Liebe zu Dir in meinem Herzen Ivurzelt; wenn eS sein
muß, werde ich sie niederzwingen und Dir ein Freund
und Bruder bleiben."
«Ich glaube wohl, daß Du die Kraft dazu fändest,"
sagte sie fast wehmütig. „Dein eigentlicher Lebenszweck
iväre nicht zerstört, wenn unsere Wege auseinandergin
gen."
„Verstehe mich recht!" rief er. Seine Stimme un
terdrückte aber die mächtige Bewegung. „Du sollst Dich
nicht gleichsam wie im Traum an mich keilen, sollst
nicht als Kind, daS sich gehorsam leiten läßt, sondern
als selbstbelvußte« Weib handeln. Weder der Eltern
Wunsch noch die traute Gewohnheit. alles ihrer Ent
scheidung anheim zu stellen, darf Dich beeinflussen. Noch
bist Du frei; ist aber daS bindende Wort gesprochen,
dann gebe ich es Dir niemals zurück, dann kann nicht-
ans der Welt mich bewegen, die Fessel wieder zu lösen.
Drum gönne Dir Zeit und überlege." * 43,1 ö*